Rückkehr nach Brighton Valley (3-teilige Serie) - Judy Duarte - E-Book

Rückkehr nach Brighton Valley (3-teilige Serie) E-Book

Judy Duarte

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Beschreibung

GESTÄNDNIS IN BRIGHTON VALLEY
Mallory ist wieder da! Ricks Leben steht Kopf, als seine Jugendliebe nach Brighton Valley zurückkehrt. Denn sie beichtet ihm: Er ist der Vater ihres Sohnes! Doch auch wenn er sich nach ihr verzehrt und alles geben würde für eine zweite Chance, ist sie bereits fest vergeben. Was nun?

TRAUMMANN MIT GEHEIMNISSEN
"Ich bin Peyton Johnson aus der Firmenzentrale." Als der sexy Fremde unerwartet in Megans Laden auftaucht, gerät erst ihr Job in Gefahr – und dann ihr Herz. Denn zwischen ihnen sprühen sofort sinnliche Funken. Aber ist der erfolgsverwöhnte Traummann wirklich ein einfacher Buchhalter?

GEFANGEN ZWISCHEN PFLICHT UND VERLANGEN
Nur allmählich kehrt nach dem Unfall sein Gedächtnis zurück. Doch eines weiß Joe Wilcox sofort: Die bezaubernde Chloe, die ihn gesund pflegt, ist die Frau, auf die er sein Leben lang gewartet hat. Aber er darf sie nicht lieben, denn diese Liebe ist ein Verrat an seinem Ehrenkodex …

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Seitenzahl: 530

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Judy Duarte
Rückkehr nach Brighton Valley (3-teilige Serie)

Rückkehr nach Brighton Valley (3-teilige Serie)

Cover

Titel

Inhalt

Geständnis in Brighton Valley

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

Traummann mit Geheimnissen

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

EPILOG

Gefangen zwischen Pflicht und Verlangen

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

Guide

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Contents

IMPRESSUM

Geständnis in Brighton Valley erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung: Katja Berger, Jürgen Welte Leitung: Miran Bilic (v. i. S. d. P.) Produktion: Christina Seeger Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2014 by Judy Duarte Originaltitel: „The Daddy Secret“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRA Band 55 - 2018 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Renate Moreira

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2023 .

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 9783751522526

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Mallory Dickinson hatte sich schon vor Jahren geschworen, nie mehr nach Brighton Valley zurückzukehren. Doch jetzt war sie wieder hier, zurück in der Stadt, in der sie nie mehr hatte leben wollen. Sie stand am Fenster ihres neu angemieteten Hauses und sah dabei zu, wie der nun leere Umzugswagen die baumgesäumte Straße hinunterfuhr. Es war eine angenehme, ruhige Gegend, und sie hatte außerdem den Vorteil, dass sie sich ganz in der Nähe des Brighton Valley Medical Centers befand, in dem gerade ihr Großvater, ein erst kürzlich pensionierter Pfarrer, lag.

Alice Reilly, die als Teilzeitkraft für die Kirchengemeinde arbeitete, wohnte auf der anderen Straßenseite. Es war einzig und allein der Aufmerksamkeit dieser gutherzigen Frau zu verdanken, dass, nachdem ihr Großvater bewusstlos aufgefunden worden war, sofort ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Sie war es auch gewesen, die Mallory angerufen und sie über den schlechten Gesundheitszustand ihres Großvaters informiert hatte. Und anschließend hatte sie ihr noch ein Haus in der Nachbarschaft vermittelt, damit Mallory hierherziehen und ihren Großvater unterstützen konnte.

Während sie sich im Wohnzimmer umschaute und daran dachte, wie viel sie noch auszupacken hatte, hörte sie plötzlich ein lautes Bellen, gefolgt von einigen dum pfen Geräuschen und Gepolter.

Sie wandte sich der Eingangstür zu, die die Umzugsleute offenbar nicht richtig geschlossen hatten und sah, wie ein großer Hund mit schmutzigen Pfoten in ihr Haus rannte, dabei ins Rutschen geriet und schließlich schlitternd vor ihr zum Stehen kam.

„Hey!“, rief sie. „Du gehörst gar nicht hierher.“

Die Promenadenmischung schaute sie allerdings so freundlich an, dass sie den Mut fand, nach seinem blauen Halsband zu greifen, bevor er ihre schönen Holzdielen noch mehr beschmutzte. Doch bevor sie ihn richtig packen konnte, wich der Hund aus, stieß gegen einen Beistelltisch, und die Kristallvase ihrer Großmutter, in der die gelben Rosen standen, die Alice ihr vor einer Stunde als Einzugsgeschenk gebracht hatte, fiel zu Boden.

Mallory zuckte erschrocken zusammen, als die Vase zu Bruch ging und sich das Wasser samt der Rosen über den Boden ergoss.

Die Vase war, zusammen mit anderen wertvollen und zerbrechlichen Dingen, in einem Umzugskarton mit der Aufschrift Priority verpackt gewesen. Sie hatte ihn sofort geöffnet, als der Umzugswagen angekommen war, um sicherzugehen, dass nichts darin beschädigt worden war.

Glücklicherweise hatte sie aber alles in gutem Zustand vorgefunden und als Alice die Blumen vorbeibrachte …

Sie schob den Grund, warum sie etwas so Wertvolles so früh aufgestellt hatte, rasch zur Seite und wandte sich wieder dem Hund zu, der jetzt zur Treppe lief.

Bevor sie protestieren oder über den nachlässigen Hundehalter fluchen konnte, der den Hund einfach unbeaufsichtigt herumlaufen ließ, rannte der Vierbeiner auch schon nach oben und hinterließ dabei Schmutzspuren auf dem neuen beigen Teppich.

„Nein!“, schrie sie aufgebracht. „Was machst du denn da? Komm sofort zurück.“

Doch bevor sie diesem verdammten Hund hinterherlaufen konnte, hörte sie plötzlich die Stimme eines Mannes hinter sich. „Entschuldigen Sie bitte, aber ist hier gerade ein Hund hineingelaufen?“

Mallory wirbelte empört herum, bereit, dem Hundebesitzer eine deftige Lektion zu erteilen und ihm zu erklären, dass er die Kosten für die Reinigung des Teppichs zu tragen hatte, als sie vollkommen unerwartet in ein bekanntes Gesicht blickte.

Rick Martinez?

Ihr stockte der Atem, und ihr Mund klappte auf. Sie war sich nicht sicher, was sie mehr überraschte … die Tatsache, dass der berüchtigte Bad Boy aus der Brighton Valley Highschool, jetzt eine sündhaft attraktive Erwachsenenversion, in ihrem Türrahmen stand … oder dass sie immer noch die gleiche atemlose Reaktion wie früher auf die umwerfend blauen Augen zeigte, die sie nie mehr zu sehen erwartet hatte.

„Mallory?“, fragte er und war eindeutig ebenso überrascht wie sie.

Sie schloss den Mund wieder und wollte etwas erwidern, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken.

Schließlich gelang es ihr wenigstens zu nicken.

Sein Blick fiel nun auf die zerbrochene Vase und die schmutzigen Pfotenabdrücke auf dem Boden. „Oh, nein. War das etwa Buddy? Das tut mir sehr leid. Ich werde natürlich für den Schaden aufkommen. Wo ist er denn hingelaufen?“

Sie wies nach oben.

Rick pfiff und rief dann laut: „Buddy!“

Ein Bellen ertönte, und der Hund kam mit heraushängender Zunge die Treppe heruntergesaust und lief freudig auf sein Herrchen zu.

Als er sich vor ihn setzte, wedelte sein Schwanz wie ein dreckiger Staubwedel über den Holzboden, und Rick griff schnell nach dem Halsband des Hundes und befestigte die Leine daran. Anschließend richtete er sich auf und schaute sich im Wohnzimmer um, das immer noch voller Umzugskartons stand. „Ziehst du hier gerade ein?“

Bei dieser Frage gelang es ihr endlich, das Wort zu sagen, das bereits ihr Nicken angekündigt hatte. „Ja.“

„Na so eine Überraschung!“

Ja, das war es tatsächlich.

Denn sie hatte Rick einst von ganzem Herzen geliebt. Aber die Dinge hatten sich geändert.

Er hatte sich verändert.

Sie hatte sich verändert.

Für einen kurzen Moment blieben sie wie gefangen in einer seltsamen Zeitschleife, in der nichts einen Sinn zu ergeben schien, stehen. Die Luft war so aufgeladen, dass es schwer wurde zu atmen.

Rick schien sich als Erster wieder gefangen zu haben, denn er schaute erneut auf das Desaster, das sein Hund angerichtet hatte. „Es tut mir wirklich sehr leid, Mallory. Buddy hat das Herz eines Welpen und muss deshalb noch viel lernen. Er ist wohl über den Zaun gesprungen, um die Nachbarschaft zu erforschen. Ich werde ihn wieder nach Hause bringen und dann noch einmal zurückkommen, um dir beim Aufräumen zu helfen.“

Nach Hause? Bedeutete das etwa, dass Rick Martinez einer ihrer Nachbarn war?

Wenn sie das gewusst hätte, wäre sie niemals in diese Gegend gezogen. Sie hatte angenommen, dass er bereits vor Jahren die Stadt verlassen hatte und sich irgendwo auf der Welt herumtrieb.

Nun, offensichtlich war ihre Annahme falsch gewesen.

Aber sie würde seine Hilfe bestimmt nicht akzeptieren. Auf keinen Fall.

„Das ist nicht nötig“, meinte Mallory deshalb. „Ich kümmere mich schon alleine darum.“

„Aber ich kann dich doch mit diesem Tohuwabohu nicht allein lassen.“

Warum konnte er das denn nicht? Sie hatten in jüngeren Jahren auch ein – weitaus schwerwiegenderes – Tohuwabohu angerichtet, und sie hatte es damals auch allein aufräumen müssen. Oder etwa nicht?

„Du bist also wieder in der Stadt“, sagte er erneut, als ob er Schwierigkeiten damit hätte, es zu glauben. Aber warum sollte er auch nicht überrascht sein? Sie hatte schließlich selbst nicht vorgehabt, jemals wieder hierher zurückzukehren.

„Mein Großvater ist schwer erkrankt“, erklärte sie. „Und ich möchte deshalb in seiner Nähe sein.“

Mallorys Großeltern hatten sie aufgezogen, nachdem ihre Eltern gestorben waren. Ihre Großmutter hatte bereits das Zeitliche gesegnet, und ihr Grandpa war nun alles, was ihr noch von ihrer Familie geblieben war.

Grandpa und Lucas.

Oh, nein. Lucas.

Bitte lass ihn noch eine Weile bei Alice bleiben! Ich brauche erst noch ein wenig Zeit, um über alles nachdenken und entscheiden zu können, was ich sage und zu wem.

Die Dinge waren kompliziert. Und es wäre mehr als schwer, irgendjemandem die letzten Jahre erklären zu müssen. Besonders, da sie es selbst kaum glauben konnte, wie schicksalhaft alles gelaufen war.

„Nun“, meinte Rick. „Ich bringe dann jetzt wohl besser mal Buddy nach Hause. Aber es war mein Ernst, als ich sagte, dass ich dir gerne aufräumen helfen will. Und ich werde natürlich für den Schaden aufkommen, den der Hund angerichtet hat. Wie die zerbrochene Vase und die Teppichreinigung.“

„Vergiss es einfach“, erwiderte Mallory, die es kaum erwarten konnte, endlich hier aufzuräumen und ihr neues Zuhause und ihr Leben wieder in Ordnung zu bringen. Wie so oft in ihrem früheren Leben hatte Rick sie auch dieses Mal wieder vollkommen aus der Balance geworfen.

Als Rick mit dem Hund nach draußen gegangen war, folgte ihm Mallory bis auf die Veranda und wartete dann, bis er die Straße betreten hatte. Erst danach ging sie wieder ins Haus, schloss die Tür hinter sich und seufzte erleichtert auf.

Natürlich war sie nicht so naiv zu glauben, dass die Erleichterung lange anhalten würde. Denn da Rick offenbar in der Nähe lebte, würden sie sich zwangsläufig wieder begegnen. Und eines Tages würde ihm dann auch ganz sicher Lucas über den Weg laufen.

Sie hatte keine Ahnung, wie Rick reagieren würde, wenn sie ihm von der erstaunlichen Verkettung von Ereignissen erzählte, die stattgefunden hatten, seit sie Brighton Valley verlassen hatte.

Falls sie überhaupt etwas zu ihm sagen würde, denn sie war jetzt vielleicht älter und lebenserfahrener, aber zum zweiten Mal in ihrem Leben hatte Mallory Angst vor dem, was die Zukunft bringen könnte.

Es geschah nicht jeden Tag, dass ein Mann plötzlich und unerwartet in eine Frau lief, die einst seine große Liebe gewesen war und ihm dann als Teenager das Herz gebrochen hatte. Es war also kein Wunder, dass Rick es fast nicht glauben konnte, Mallory Dickinson tatsächlich begegnet zu sein und dass diese jetzt sogar in Brighton Valley lebte und noch dazu in seiner Straße.

Ihm war praktisch die Luft weggeblieben, als er ihr – so plötzlich, als wäre sie vom Himmel gefallen – gegenübergestanden hatte. Ihr schulterlanges blondes Haar war noch genauso glänzend wie er es in Erinnerung hatte und ihre großen grünen Augen noch ausdrucksstärker als früher. Sie war immer noch sehr schlank, aber ihre Figur hatte sich an den richtigen Stellen gerundet und war jetzt noch aufregender geworden.

Als Teenager war er besonders verletzlich und reizbar gewesen – vor allem, weil er so oft die Schule hatte wechseln müssen. Am Ende seines Juniorjahres war er schließlich auf der Brighton Valley Highschool gelandet und kurz davor gewesen, die Schule abzubrechen, als er Mallory in der Cafeteria der Highschool sah. Vom ersten Augenblick an hatte er sich in sie verliebt. In das Mädchen mit den guten Noten, die zur Kirche ging, obwohl es gar nicht Sonntag war und die – das war das Unglaublichste für ihn – seine Gefühle sogar erwiderte.

Die bildhübsche Blonde und ein ordentlicher Schub jugendlicher Hormone hatten letztendlich erreicht, was Lehrer, einschließlich Vertrauenslehrer und Psychologen nicht geschafft hatten – er setzte sich hin und lernte. Und auf einmal machte er seine Hausaufgaben, schrieb gute Tests und musste auch nicht mehr nachsitzen. Seit Mallory in sein Leben getreten war, hatte er das Gefühl, dass endlich jemand an seinem Leben und an seiner Zukunft interessiert war.

Aber die Dinge waren oft nicht so, wie sie schienen. Was immer er für Mallory empfunden hatte, hatte sich letztendlich als Schlag ins Gesicht verwandelt und ihn über alle Maßen verletzt. Wieder einmal war er von einem Menschen, von dem er gedacht hatte, er würde ihn lieben, im Stich gelassen worden.

Buddy zog an der Leine und Rick schaute zu seinem Hund hinunter. „Was soll ich nur mit dir machen, Junge? Du musst endlich aufhören, über den Zaun zu springen oder dich aus dem Garten zu buddeln.“

Nachdem er mit dem Hund die Straße überquert hatte, kam ein dunkelhaariger Junge aus Alice Reillys Haus und sprang die Verandatreppe hinunter. Rick hatte ihn noch nie zuvor in der Nachbarschaft gesehen. Aber Alice nahm gerne immer mal wieder irgendwelche vernachlässigten Herumtreiber auf – so wie Rick es auch tat, nur dass ihre zwei Beine statt vier hatten.

„Hey“, rief der Junge ihm zu. „Das ist aber ein hübscher Hund. Wie heißt er?“

„Buddy.“

„Kann ich ihn mal streicheln?“

„Klar.“ Rick hielt den Hund fest, während der Junge durch das Gartentor zu ihm gelaufen kam.

Buddy war eines der Tiere, die Rick gerettet hatte. Er war von einigen Collegestudenten, die ihn am Straßenrand gefunden hatten, zur Tierarztpraxis gebracht worden. Buddy war unterernährt und dehydriert, verletzt und mehr tot als lebendig gewesen, als die jungen Leute ihn dort hingebracht hatten.

Rick hatte den Hund in dem Wissen aufgenommen, dass er niemals Geld für seine Behandlung sehen würde. Die Jugendlichen waren danach auch tatsächlich nicht mehr vorbeigekommen.

Buddy hatte sich dank Antibiotika und guter Behandlung wieder vollständig erholt und Rick hätte ihm gerne einen schönen Platz in einem neuen liebevollen Zuhause gesucht, aber ihm war rasch klar geworden, dass der Hund erst etwas Gehorsam lernen musste, bevor er ihn vermitteln konnte. Denn ansonsten würden ihn seine neuen Besitzer wegen seiner ungestümen Art schnell wieder in ein Tierheim stecken.

Als der Junge den Kopf des Hundes streichelte, schleckte der Vierbeiner dessen Wange ab, was das Kind sofort zum Lachen brachte. „Er mag mich!“

„Das kann ich sehen.“

„Ich wünschte, ich hätte auch einen Hund“, gestand ihm der Junge.

„Wirklich? Buddy sucht nämlich gerade nach einem Zuhause.“

„Tatsächlich?“ Das Kind sah ihn mit großen blauen Augen an. Augen, die denen seines jüngeren Bruders sehr ähnelten. „Du meinst, Buddy lebt gar nicht bei dir?“

„Doch, aber nur so lange, bis ich einen Platz in einer liebevollen Familie für ihn gefunden habe.“

„Wow. Es wäre so cool, wenn ich einen eigenen Hund hätte! Ich habe mir immer einen gewünscht, aber als wir in der Stadt gewohnt haben, hat mein Dad gemeint, es wäre nicht fair einem Tier gegenüber, es den ganzen Tag in der Wohnung einzusperren. Aber jetzt wohne ich ja in einem Haus mit einem Garten.“

Eine Fliegengittertür öffnete sich quietschend und Alice Reilly trat hinaus auf die Veranda. „Oh, Lucas, wie ich sehe, hast du Dr. Martinez schon kennengelernt.“

Der Junge, der nun über die Schulter zu Alice schaute, wandte sich jetzt wieder Rick zu. „Sie sind ein Doktor?“

„Ja. Ich bin Tierarzt.“

„Cool. Genau wie Dr. Doolittle? Buddy hat echt Glück, dass er Sie hat.“

Rick lachte. „Buddy scheint das aber anders zu sehen. Offenbar hält er nämlich immer noch Ausschau nach einem besseren Platz, ansonsten würde er in meinem Garten bleiben und nicht andauernd so an der Leine ziehen.“

„Wenn man es mir erlaubt, würde ich ihn gern nehmen“, erwiderte Lucas. „Wir müssten aber bestimmt auch einen höheren Zaun haben.“

Rick betrachtete das Kind aufmerksam und bemerkte, dass es dunkelbraune Haare und eine Stirnlocke hatte, die fast wie seine eigene wuchs. Seine blauen Augen standen wie bei ihm ganz im Gegensatz zu seiner dunkler getönten Haut. Aber Rick hatte schließlich auch mexikanisches Blut und blaue Augen. Das gab es öfter. Seine olivfarbene Haut hatte er von seinem Vater und die blauen Augen von seiner norwegischen Mutter geerbt.

Rick hatte es nie verstanden, warum seine Eltern geheiratet hatten und so lange zusammengeblieben waren, bis sie schließlich irgendwann jeden um sich herum unglücklich gemacht hatten.

Er hatte Genetik immer sehr interessant gefunden, Psychologie war hingegen nie sein Lieblingsfach gewesen. Vielleicht weil seine Familie so asozial und gestört gewesen war, dass selbst die motiviertesten Therapeuten irgendwann aufgegeben hätten.

Rick schaute hinüber zu dem Haus, in dem Mallory gerade eingezogen war und dann wieder zu dem Jungen, namens Lucas.

Nein, das konnte nicht sein! Mallory war einer der ehrlichsten Menschen, die er je gekannt hatte. Sie hätte ihn niemals so sehr hintergehen können. Außerdem hatte dieser Lucas einen Dad und Eltern erwähnt, und Mallory war so, wie es aussah, nicht verheiratet. Zumindest hatte er keinen Ring an ihrem Finger gesehen, als Rick auf ihre Hand geschaut hatte.

Trotzdem würde er in den nächsten Tagen mal mit ihr reden müssen. Es gab nämlich einige Dinge, die er sie gern gefragt hätte. Vor allem, warum sie damals nicht nach Brighton Valley zurückgekehrt war, obwohl sie es ihm fest versprochen hatte und warum sie danach nie mehr auf seine Anrufe und Nachrichten reagiert hatte. Immerhin waren sie jetzt Nachbarn und würden sich deshalb zwangsläufig öfter über den Weg laufen, da sollte die Vergangenheit schon geklärt sein.

„Ich muss mich jetzt leider wieder auf den Weg machen“, erklärte er Lucas und Alice. „Ich muss nämlich dringend meinen Zoo füttern.“

„Du hast einen eigenen Zoo?“, fragte der Junge fasziniert und seine Augen wurden noch größer.

Rick lachte laut. „Es fühlt sich zwar manchmal so an, aber nein, es ist kein richtiger Zoo. Bei mir leben allerdings einige Tiere, die ich gesund gepflegt habe. Sie haben noch keine neuen Besitzer oder können aufgrund ihres Zustandes noch nicht wieder in die Natur entlassen werden. Vielleicht willst du mich ja mal mit Alice besuchen kommen.“

„Wäre das möglich, Mrs. Reilly?“, fragte Lucas die ältere Frau hoffnungsvoll.

„Es würde mir sogar große Freude machen“, meinte Alice. „Natürlich nur solange wie wir Dr. Martinez nicht stören.“

Nachdem Rick sich von den beiden verabschiedet hatte, warf er noch einmal einen Blick auf das Haus und den Garten von Mallorys neuem Zuhause.

Während er mit Buddy weiterlief, wanderten seine Gedanken unwillkürlich zu dem Baby, dass er und Mallory gezeugt und das sie dann zur Adoption freigegeben hatten. Er wusste nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen gewesen war, aber er dachte noch viel an dieses Kind und ganz besonders jetzt, als er mit einem Jungen geredet hatte, der in einem Alter war, in dem ihr Kind jetzt auch sein müsste.

Er hoffte sehr, dass sein Kind in eine liebevolle und gute Familie gekommen war. Die Angst, dass er dem armen Kind vielleicht nichts Besseres hätte geben können als seine Eltern ihm und seinem kleinen Bruder Joey, war letzten Endes der einzige Grund gewesen, warum er die Adoptionspapiere überhaupt unterschrieben und damit jedes Band zu seinem Sohn oder seiner Tochter zerschnitten hatte.

Das und die Tatsache, dass Mallory und ihre Großeltern ihm eigentlich keine andere Wahl gelassen hatten.

Nachdem sie an diesem Abend Essen gemacht und dann Lucas gebadet hatte, ging Mallory unter die Dusche. Anschließend zog sie sich ein Nachthemd und einen dünnen Morgenmantel an, ging mit einem Buch ins Wohnzimmer und machte es sich auf der Couch bequem.

Sie hatte erst wenige Seiten gelesen, als es auf einmal an der Haustür klopfte.

Wer konnte das um diese Uhrzeit sein ?

Vielleicht einer der Nachbarn, der sie in Brighton Valley willkommen heißen wollte? Aber es war schon fast zwanzig Uhr und damit für solche Art von Besuchen eigentlich schon etwas spät. Sie legte den Roman zur Seite, stand auf und ging zur Tür.

„Ja, bitte?“, fragte sie, bevor sie die Hand auf den Knauf legte.

„Mallory, ich bin es, Rick Martinez.“

Beim vertrauten Klang seiner Stimme machte ihr Herz unwillkürlich einen Satz.

Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie bewegungslos dastand und sich fragte, was sie jetzt tun sollte.

„Bist du noch da?“

Nun, sie würde wahrscheinlich sowieso nicht darum herumkommen, also atmete sie einmal tief durch, bevor sie den Sicherheitsriegel aufschob und die Tür öffnete.

Draußen dämmerte es bereits und als er jetzt im Licht der Veranda in verwaschenen Jeans und einem schwarzen T-Shirt vor ihr stand, wirkte er längst nicht mehr so erwachsen, wie er es zuvor getan hatte, sondern erinnerte sie viel mehr an den rebellischen Teenager, den sie einst gekannt hatte.

„Ich hoffe, ich störe dich nicht.“ Sein Blick glitt von ihren Augen über ihre Lippen, zu ihrem Hals und dann noch tiefer hinunter, bis er schließlich wieder zu ihrem Gesicht hinaufwanderte.

Sie war so damit beschäftigt gewesen, dass er immer noch wie der Rebell aussah, der er einst gewesen war, dass sie ganz vergessen hatte, dass sie momentan nur einen dünnen Morgenmantel und ein noch dünneres Nachthemd trug.

„Ich … uh …“ Sie sah rasch an sich hinunter und hoffte, dass man durch den dünnen, weichen Stoff nicht ihre Brustwarzen sehen konnte.

„Es gibt ein paar Dinge, über die ich gern mit dir reden würde“, erklärte er. „Ich denke, dass eine Aussprache unser Leben als Nachbarn bestimmt erleichtern würde.“

Sie verschränkte daraufhin die Arme vor der Brust. „Ja, ich weiß. Und du hast wahrscheinlich recht. Aber im Moment ist es keine gute Zeit dafür.“

„Warum denn nicht?“

Dafür gab es viele Gründe. Einer davon war, dass sie unglaublich lange gebraucht hatte, bis sie den Schmerz über ihre Trennung überwunden hatte. Also warum sollte sie jetzt noch einmal alles aufrühren?

Außerdem war Lucas in seinem Zimmer, obwohl es oben so leise war, dass er vielleicht auch schon eingeschlafen war.

Aber vor allem wollte sie nicht mit Rick reden, während sie in diesem Nachthemd und dem dünnen Morgenmantel vor ihm stand. Genau so wie früher fühlte sie sich in seiner Nähe unsicher und aufgeregt. Offensichtlich hatte sich nichts daran geändert.

Alles andere in ihrem Leben allerdings schon. Denn sie hatte sich bereits vor Jahren von ihrer gefährlichen Rick-Martinez-Sucht befreit.

Es gab mittlerweile sogar einen neuen Mann in ihrem Leben, einen Börsenmakler, der genug für sie empfand, um sich von seiner Investmentfirma in ihre Nähe versetzen zu lassen.

Brian Winslow rief zwar nicht diese Leidenschaft in ihr hervor, die sie bei Rick gefühlt hatte, aber sie waren j a auch erwachsene Menschen. Sie hatten gemeinsame Interessen und Ziele – Dinge, die für eine dauerhafte Beziehung unerlässlich waren.

Ricks Blick glitt erneut über ihren Hals und ihre Brüste und ihr Herz begann, noch schneller zu schlagen. Sie versuchte, die Macht, die er anscheinend immer noch über sie besaß, zu ignorieren und hoffte, dass diese Gefühle sich nach ihrer Aussprache für immer in Luft auflösen würden. Am besten wäre es, wenn Rick gleich mitverschwinden würde.

Aber sie würde ihn auf keinen Fall im Nachthemd ins Haus bitten und alles noch peinlicher machen, als es sowieso schon war.

Sie hätte nie im Leben geglaubt, dass Rick in Brighton Valley bleiben würde, besonders weil sie wusste, wie gedemütigt er gewesen war, als sein Onkel ins Gefängnis kam, weil er seine Tante krankenhausreif geschlagen hatte.

„Ich … Heute Abend ist einfach kein guter Zeitpunkt“, erklärte sie. „Wenn du morgen wiederkommen möchtest, wäre das für mich in Ordnung.“

Er machte allerdings keinerlei Anstalten zu gehen und erneut breitete sich ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen beiden aus.

Erinnerungen kehrten schlagartig zurück und mit ihnen auch die erotische Spannung, die wie Leuchtkäfer um sie herumschwirrten.

Was sie jetzt unbedingt brauchte, war eine Ablenkung.

Aber die, die sie bekam, war nicht die, die sie wollte.

„Hey, Mom“, rief Lucas vom obersten Treppenabsatz herunter. „Wo hast du denn mein Star-Wars-Lego-Set hingetan? Ist es immer noch in einem der Kartons? Oder haben wir vergessen, es einzupacken?“

Dann hörte man ihn die Treppe hinunterlaufen, und Mallory rutschte augenblicklich das Herz in die Hose. Die ganze Welt schien auf einmal ins Wanken zu geraten, als Rick Lucas anschaute.

Er musste blind sein, wenn er nicht bemerkte, was sie jeden Tag sah.

Denn er war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.

2. KAPITEL

In dem Moment als Rick hörte, wie Mallorys Sohn etwas von der Treppe hinunterrief, schlug die Erkenntnis wie ein Blitz bei ihm ein.

Er wäre am liebsten an Mallory vorbei ins Haus gelaufen, aber er hielt sich zurück. Der Junge hatte allerdings genug Neugierde für zwei und stand bereits wenige Sekunden später neben seiner Mutter in der Tür.

Da stand Lucas, das Kind, das Rick heute getroffen hatte. Der Junge mit den blauen Augen, die denen seines Bruders so ähnlich sahen, und der Stirnlocke, wie auch Rick sie hatte.

„Hallo, Dr. Martinez. Wo ist denn Buddy?“

Ricks erster Instinkt war es, Mallory sofort die wesentliche Frage zu stellen, aber sollte er seine Wut und Frustration wirklich an dem armen Jungen auslassen?

„Es tut mir leid, aber heute Abend habe ich Buddy zu Hause gelassen“, erwiderte er.

Mallorys Wangen hatten sich jetzt leicht gerötet, und ihr Blick war unsicher. Sie wirkte, als ob sie sich gerade die Finger an etwas verbrannt hätte. Sie sah zuerst Rick und dann ihren Jungen an. Ihren Sohn.

„Ich wusste ja gar nicht, dass ihr euch kennt.“

Offensichtlich nicht. Hätte sie erwähnt, dass sie einen Sohn hatte, wenn der Junge nicht zufällig die Treppe heruntergekommen und zur Tür gelaufen wäre?

„Wir haben uns heute getroffen“, erklärte Lucas. „Als ich von Mrs. Reilly auf dem Rückweg war.“

Mallory atmete tief ein und aus. Offenbar war sie gerade ein wenig ratlos und versuchte, Zeit zu schinden, um ihre Gedanken ordnen zu können – oder vielleicht auch nur, um eine Lüge zu erfinden.

Das hätte er nicht von ihr erwartet. Wenn es eines gab, was er über Mallory Dickinson sagen konnte, dann, dass sie ehrlich war. Zumindest hatte er das früher immer geglaubt.

Aber man brauchte nicht lange zu rätseln, um zu wissen, was hier los war. Sie hatte das Baby behalten, das sie eigentlich zur Adoption hatte freigeben sollen, und sie hatte neun Jahre verstreichen lassen, ohne es ihm zu sagen.

Dieser Verrat verletzte ihn zutiefst und Wut flackerte in ihm auf. Er sollte sie hier und jetzt zur Rede stellen, aber er wollte trotz allem Rücksicht auf den Jungen nehmen. Offensichtlich sah sie jetzt keinen Grund mehr, ihm den Eintritt ins Haus zu verwehren, und bat ihn deshalb herein.

„Lucas hat dich gerade mit Doktor angesprochen“, sagte sie und zog erstaunt eine Augenbraue hoch.

Die Tatsache, dass sie es überraschend fand, dass Rick seinen Weg gemacht hatte, sollte ihn eigentlich noch wütender machen, aber gegenüber dem Hauptthema, war das momentan vollkommen unbedeutend.

Trotzdem konnte er seinen Unmut darüber nicht ganz verbergen. „Ich bin Tierarzt! Meine Praxis befindet sich etwas weiter die Straße hinunter.“

Während sie diese Tatsache verdaute, trat Lucas mit strahlenden Augen näher an ihn heran. „Sind Sie hergekommen, um mit meiner Mom über Buddy zu reden? Und warum duzen Sie meine Mom denn?“

Nein, der Hund war das Letzte, worüber er gerade mit Mallory reden wollte und die letzte Frage ihres Sohnes konnte Mallory ihm gerne selbst beantworten.

„Wir haben früher zusammen die gleiche Highschool besucht“, erklärte Mallory ihm rasch. Der Junge nickte nur. Ihm schien diese Antwort offenbar zu genügen. „Warum sollte er denn wegen eines Hundes zu mir kommen?“, fragte Mallory dann ihren Sohn.

Oder besser gesagt ihren gemeinsamen Sohn. Wer sollte der Junge sonst sein?

Ricks Gefühle, die er eigentlich über die Jahre hinweg gelernt hatte, unter Kontrolle zu halten, drohten ihn nun zu überwältigen, und er musste seine ganze Willenskraft aufbringen, um ruhig zu bleiben.

Lucas, dessen unschuldiges Lächeln zeigte, dass er die Spannung zwischen den beiden Erwachsenen überhaupt nicht bemerkte, sah seine Mutter nun aufgeregt an. „Weil Buddy ein Zuhause braucht. Wir haben doch einen Garten! Kann ich ihn haben? Bitte! Ich verspreche auch, für ihn zu sorgen, mit ihm spazieren zu gehen, ihm Futter zu geben und alles, was sonst dazu gehört. Du musst wirklich gar nichts tun.“

Mallory griff mit der Hand an den Ansatz ihres Halses, wo das Blut durch ihre Schlagader pochte. „Du willst einen Hund? Das wusste ich ja gar nicht.“

Sie schien seinen Wunsch tatsächlich abzuwägen. „Darüber können wir später noch reden“, entgegnete sie schließlich. „Aber um auf deine erste Frage zurückzukommen: Dein Lego-Set liegt in dem Schrank, der im Flur neben deinem Zimmer steht.“

„Okay. Danke.“ Er schenkte Rick noch ein strahlendes Lächeln und lief dann wieder die Treppe hinauf.

Rick schaute dem Jungen hinterher und sah dann Mallory an.

Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und warf ihr einen scharfen Blick zu.

„Ein nettes Kind“, meinte er tonlos.

Mallory errötete noch mehr und fuhr sich mit den Händen über ihr Nachthemd.

Nervös, hm? Ricks innerer Lügendetektor arbeitete bereits auf Hochtouren.

Nun, das sollte sie auch sein.

Er war erst siebzehn Jahre alt gewesen, als er erfuhr, dass sie schwanger war, trotzdem hatte er ihr sofort angeboten, die Schule zu verlassen, sich einen Job zu suchen und sie zu heiraten.

Ihre Großeltern entschieden jedoch, dass sie beide noch zu jung wären und sie das Baby deshalb zur Adoption freigeben sollte. Das wäre für sie die einzige Option. Also hatten sie Mallory bis zur Geburt nach Boston zu ihrer Tante Carrie geschickt.

Nach der Geburt war sie jedoch nicht wie versprochen wieder nach Brighton Valley zurückgekehrt, und sechs Monate später hatte er sogar jeden Kontakt zu ihr verloren. Vielleicht hatte sie ihm insgeheim etwas vorgeworfen, aber er wusste beim besten Willen nicht, was.

Wahrscheinlich hatte sie ihre Meinung über die Adoption und die Gefühle zu ihm irgendwann geändert.

Bei dem Gedanken an Mallorys Betrug stieg auf einmal etwas Dunkles und Hässliches in ihm auf. Gefühle, mit denen er es in seiner Jugend und Kindheit viel zu oft zu tun gehabt hatte. Etwas, das ihn daran erinnerte, dass schlechte Genetik, Vernachlässigung und Demütigungen in der Kindheit einen immer wieder einholen würden. Aber genauso wie in den letzten Jahren gelang es ihm auch jetzt, diese unguten Gefühle zu neutralisieren, während er intensiv die Frau anstarrte, die er einst so sehr geliebt hatte.

Als Teenager war Mallory regelmäßig in die Kirche gegangen. Jetzt stand sie in Abwehrhaltung in ihrem Wohnzimmer und sah so schuldig wie die Sünde selbst aus.

„Entschuldige bitte, wenn ich so direkt bin“, sagte Rick schließlich, „aber die Ähnlichkeit deines Sohnes mit meinem jüngeren Bruder Joey ist wirklich verblüffend.“

„Es ist nicht so, wie du denkst!“

Was dachte er denn? Dass sie ihn angelogen hatte … dass sie ihr gemeinsames Kind nicht wie besprochen abgegeben, sondern behalten hatte? Wollte sie damit etwa sagen, dass er sich irrte?

„Falls ich mit meiner Vermutung danebenliege, würde ich vorschlagen, dass du mich aufklärst.“

Sie schaute die Treppe hinauf. „Nicht hier. Und nicht heute Abend.“

Rick war sich nicht sicher, ob Lucas ihre Unterhaltung verfolgen konnte oder nicht. Aber sie hatte recht. Sie sollten besser über dieses Thema sprechen, wenn sie allein waren.

„Also gut“, erwiderte er. „Dann eben morgen. Um welche Zeit?“

„Ich …“ Sie biss sich auf die Lippe und schaute dann zur Treppe hinüber. „Ich habe um vierzehn Uhr ein Vorstellungsgespräch und habe Alice Reilly gebeten, in der Zeit auf Lucas aufzupassen. Ich werde sie einfach bitten, Lucas noch ein wenig länger bei sich zu behalten. Wie wäre es, wenn wir uns am späten Nachmittag hier treffen?“

Er hatte morgen in der Praxis alle Hände voll zu tun, deshalb überlegte er kurz. „Ich könnte aber erst nach siebzehn Uhr hierherkommen.“

„Das ist in Ordnung.“ Sie ging zur Tür, um ihm zu signalisieren, dass es langsam Zeit für ihn wurde, sich zu verabschieden.

Also gut. Heute würde er gehen.

Mallory konnte ihn als Teenager aus ihrem Leben geworfen und entschieden haben, dass es besser für sie wäre, ihren Sohn allein aufzuziehen, aber seit sie ihn verlassen hatte, war viel passiert. Sehr viel sogar.

Als Rick auf die Veranda trat, schloss sie sofort die Tür hinter sich, und es schien so, als ob sie ihn erneut ausgrenzen wollte.

Aber er würde nicht aufgeben, bis er alles über das Baby, das sie gezeugt hatten, erfahren hatte.

Und über den Jungen, der ihm so ähnlich sah und der Mallory Mom nannte.

Mallorys Vorstellungsgespräch im Brighton Valley Medical Center war gut verlaufen, und sie vermutete, dass sie in die engere Wahl kommen und zu einem zweiten Gespräch eingeladen werden würde. Sie hatte schließlich alle Qualifikationen, die eine gute Sozialarbeiterin brauchte und zuletzt in einer renommierten Bostoner Klinik gearbeitet. Neben den ausgezeichneten beruflichen Referenzen, hatten ihr auch einige angesehene Bürger, wie der hiesige Staatsanwalt, eine positive Beurteilung geschrieben. Er war zufälligerweise ein Golfpartner ihres Großvaters gewesen.

Sie war heute leider nicht dazu gekommen, ihren Grandpa zu besuchen, deshalb würde sie ihn stattdessen heute Abend anrufen. Als sie ihm von ihren Plänen erzählt hatte, Lucas zu adoptieren, war er zuerst ein wenig besorgt gewesen, aber er schien sie gleichzeitig auch zu verstehen. Sie war sich nicht sicher, was er seinen Freunden und Kollegen erzählt hatte, aber Alice Reilly kannte die wahre Geschichte um Lucas, und Mallory nahm an, die anderen auch.

Sie hatte Lucas aber immer noch nicht ihrem Großvater vorgestellt. Zum einem, weil sie nicht wusste, wie sich diese erste Begegnung auf seine stark angeschlagene Gesundheit auswirken würde, und zum anderen weil sie sich Sorgen um Lucas machte.

Der Junge wusste, dass die Dunlops ihn geliebt hatten. Sie hatten ihn schließlich ausgewählt. Er war ihr wahr gewordener Traum eines eigenen Kindes geworden.

Lucas hatte aber auch von Anfang an gewusst, dass Mallory seine leibliche Mutter war. Sie hatte regelmäßigen Kontakt zu ihm halten dürfen, aber Lucas hatte sie, seit er Sprechen gelernt hatte, immer mit dem Vornamen angeredet. Bis seine Adoptivmutter starb, war ihre Beziehung eher wie die zwischen einer Tante und einem Neffen verlaufen.

Erst vor Kurzem hatte sich ihre Beziehung verändert, und er hatte angefangen, sie Mom zu nennen – so wie er es auch gestern Abend getan hatte. Sie könnte darüber nicht glücklicher sein. Aber es war auch noch alles so neu und so zerbrechlich.

Mallory liebte Lucas von ganzem Herzen, und er wusste das. Aber er wusste auch, dass sie ihn als Neugeborenen zu den Dunlops gegeben hatte, also hatte sie ihm eines Tages erklärt, dass sie ihre Entscheidung nur wegen ihrer damaligen Jugend und dem Gehorsam gegenüber ihrem Großvater getroffen hatte.

Jeden Tag versuchte sie, ihm auf die eine oder andere Art zu verstehen zu geben, dass sie ihn nie mehr verlassen würde und dass sie ihn mehr liebte als sich selbst. Und er schien es zu glauben – Gott sei Dank, denn sie meinte es wirklich ehrlich und aus tiefstem Herzen.

Sie war stolz auf die Entwicklung ihres Kindes, und sie wusste, dass ihr Großvater ebenfalls stolz auf ihn wäre – wenn er die Chance dazu bekäme. Wenn die beiden sich endlich trafen, wollte sie, dass alles absolut perfekt war.

Sie schloss die Tür auf und betrat das Haus. Es war fast siebzehn Uhr und Rick würde bald kommen. Sie freute sich ganz und gar nicht auf dieses Gespräch, aber sie wusste natürlich, dass er recht hatte. Je eher sie sich aussprechen würden, desto besser wäre es.

Sie legte ihre Sandaletten und ihre Handtasche auf die Treppe, um sie später mit ins Schlafzimmer zu nehmen und ging dann barfuß über den kühlen Holzboden in die Küche. Sie hatte sich gerade ein Glas Eistee eingegossen, als es auch schon an der Tür läutete. Das musste Rick sein. Sie trank das Glas halb leer, stellte es auf die Ablage des Küchenschrankes und ging dann zu Tür.

Als sie diese öffnete, schlug ihr Herz bei seinem Anblick sofort schneller. Er war tadellos angezogen und trug eine dunkle Hose und ein perfekt sitzendes weißes Sporthemd. Doch seine Haare waren ein wenig zerzaust und der Ausdruck in seinen Augen erinnerte sie automatisch an den rebellischen Rick von einst.

„Komm doch herein“, bat sie und ging zur Seite, damit er eintreten konnte. „Nimm bitte Platz.“

Er ging zur Couch hinüber und setzte sich.

Mallory schaute auf ihre nackten Füße und auf ihre pinkfarben lackierten Zehen, konnte aber seinen fragenden, verletzten Blick trotzdem auf sich spüren.

Sie hasste es, Menschen zu enttäuschen oder sie im Stich zu lassen, und sie hatte sich die größte Mühe gegeben, den einen großen Fehler, den sie vor zehn Jahren begangen hatte, wiedergutzumachen. Aber Rick rief allein durch seine Gegenwart all die Schuldgefühle und Emotionen der Vergangenheit wieder in ihr hervor.

Als sie aufschaute, trafen sich ihre Blicke. Sie erkannte die Anklage in seinen Augen. Du hast mich belogen!

Er schüttelte den Kopf. „Du hast mir gesagt, dass du das Kind zur Adoption freigeben willst, also habe ich auf deinen Wunsch hin die Papiere unterzeichnet und auf mein Sorgerecht für das Kind verzichtet.“

„Ich habe das Kind zur Adoption freigegeben!“

„Aber Lucas sieht mir so ähnlich. Und er nennt dich Mom.“

Als der Junge vor Kurzem damit begonnen hatte, Mom zu ihr zu sagen, hatte sie sich so unglaublich gefreut, aber jetzt hatte sie Schwierigkeiten, ihre und Lucas’ Geschichte zu erzählen.

„Ich habe dir damals doch erzählt, dass ich mir eine offene Adoption wünschte. Das bedeutet, dass das Kind die leiblichen Eltern kennt und man Kontakt zu ihm haben darf. Ich habe dir gegenüber sogar Sue und Gary Dunlop erwähnt, das Paar, das Lucas adoptieren wollte. Sie war Krankenschwester und er Lehrer. Sie waren seit fünfzehn Jahren verheiratet, und obwohl sie es immer wieder versucht hatten, konnten sie kein Kind bekommen. Du hättest diese Menschen auch gemocht, Rick. Sue hat nebenbei noch die Sonntagsschule in der Kirche geleitet, und Gary war ehrenamtlicher Fußballtrainer für Kinder. Ich hätte keine besseren Menschen für Lucas aussuchen können.“

Ricks harter Gesichtsausdruck wurde ein wenig weicher, aber sein Blick blieb weiterhin misstrauisch. „Lucas hat mir erzählt, dass sein Dad gestorben ist, ich nahm deshalb an, er meinte damit deinen Ehemann.“

„Nein, er sprach von Gary.“ Mallorys Augen füllten sich mit Tränen, so wie immer, wenn sie daran dachte, wie unfair das alles gewesen war. „Gary erhielt die Diagnose Krebs, als Lucas in der ersten Klasse war. Bereits ein Jahr später war er tot.“

Rick fuhr sich mit der Hand durch das Haar. „Und Sue?“

Mallory öffnete den Mund, aber die Worte wollten einfach nicht herauskommen. Sie und Sue waren sich über die Jahre sehr nahegekommen. Sue war die große Schwester geworden, die sie nie gehabt hatte, die Mutterfigur, die sie schon als Kind verloren hatte. Die beste Freundin, die vielleicht nie mehr zu ersetzen war.

„Sue ist …“ Mallor y räusperte sich. „Sie starb letztes Jahr bei einem Autounfall.“

Als Rick nichts darauf sagte, fuhr sie mit der Geschichte fort: „Nachdem Gary gestorben war, machte Sue sich viele Gedanken und große Sorgen, was mit Lucas passieren würde, wenn ihr auch noch etwas zustoßen würde. Weder sie noch Gary hatten nahestehende Familienmitglieder … zumindest niemanden, dem sie Lucas anvertrauen wollten. Also fragte sie mich irgendwann, ob ich Lucas doch aufziehen würde, falls das Undenkbare eintreten sollte.“

„Und du hast Ja gesagt.“

„Natürlich. Ich liebe Lucas. Ich habe Sue und Gary geliebt. Ich hätte doch niemals gedacht, dass sie sterben könnten, und als es dann tatsächlich passierte, war ich ebenso am Boden zerstört wie Lucas. Es war sehr schwer für uns beide, aber wir machen das Beste daraus.“

Sie schaute jetzt zu Rick hinüber und wartete auf seine Reaktion. „Du sagst ja gar nichts“, meinte sie, als sein Schweigen irgendwann unerträglich für sie wurde.

„Ja, ich weiß. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, was ich gerade fühle. Ich denke, ich bin verwirrt und überwältigt, aber vor allem habe ich das Gefühl, betrogen worden zu sein.“

„Warum? Du warst doch damals damit einverstanden, ihn abzugeben.“

Der intensive Blick aus seinen ausdrucksstarken blauen Augen berührte etwas tief in ihr. „Ich wollte dich heiraten, Mallory!“

„Wir waren doch noch Kinder, Rick. Du hattest keinen Job. Du hättest doch gar nicht für uns sorgen können. Du hast damals in einer Pflegefamilie gelebt. Erinnerst du dich?“

„Ich weiß, aber ich hätte trotzdem alles für euch getan.“

Mallory verschränkte die Arme vor der Brust. „Und wo wären wir dann heute, wenn wir als Teenager geheiratet hätten?“

Er zuckte mit den Schultern. „Woher zum Teufel soll ich das wissen?“

Sie wartete einen Moment lang und fragte dann: „Und jetzt?“

Er stieß resigniert den Atem aus. „In vielerlei Hinsicht habe ich Lucas immer noch nicht mehr zu bieten als vor zehn Jahren, Mallory. Ich weiß nicht, wie sich ein Vater verhalten muss. Mein eigener Vater hat mich ständig geschlagen, das heißt, wenn er überhaupt mal nach Hause gekommen und nüchtern genug gewesen war, um stehen zu können. Und dann war er eines Tages weg und kam nie mehr zurück. Mein Onkel war zwar etwas besser, zumindest zu mir und meinem Bruder, aber wenn er trank, hat er meine Tante ebenfalls verprügelt. Du kennst meine schlimme Familiengeschichte. Doch jetzt, wo Lucas hier in Brighton Valley lebt, möchte ich gerne, dass wir uns näher kennenlernen.“

„Das ist nur fair.“ Sie erhob sich und entschied, dass sie einfach in die Rolle der Sozialarbeiterin schlüpfen musste. Schließlich wusste sie auch nicht, wie sie mit einem Mann wie Rick ein Kind erziehen sollte. Oder wie er nach all den Jahren wieder in ihr Leben passen könnte.

„Warum gehen wir das Ganze nicht einfach langsam und gelassen an? Wir können doch beide erst einmal in Ruhe über alles nachdenken und dann noch einmal darüber reden.“

Er überlegte. „Du hast recht. Ich muss mir erst noch über einiges klar werden. An welche Zeitspanne denkst du denn?“

„Ich weiß es nicht. Wochen. Vielleicht Monate.“

„Warum so lange?“

„Eltern zu sein ist eine wirklich große Sache. Ich war vorher nie ein Vollzeit-Elternteil und du auch nicht. Lucas hat in der letzten Zeit viel durchgemacht und noch einiges zu verarbeiten. Ich weiß deshalb nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um dich ihm als leiblichen Vater vorzustellen.“

Rick spannte sich unwillkürlich an. „Warum nicht?“

„Nun, weil …“ Sie atmete tief durch. „Seine Eltern zu verlieren war wirklich hart für ihn und dann kam auch noch der Umzug hinzu. Er hat plötzlich alles Vertraute hinter sich lassen müssen. Das hat viel Anpassung für ihn bedeutet.“

„Du willst nicht, dass er weiß, wer ich bin, oder?“

„Noch nicht.“

„Warum?“

„Weil … nun, weil alles so kompliziert ist.“

Rick verschränkte die Arme. „Und warum?“

„Ich … nun, Gary und Sue waren immer sehr ehrlich zu ihm. Und als er mich gefragt hat, wer sein leiblicher Vater ist … habe ich … Nun ja, ich möchte nicht, dass er denkt, ich hätte ihn angelogen.“

„Warum sollte er das denn denken?“

Mallory rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. Damals, als er sie gefragt hatte, hatte sie ihm eine Antwort gegeben, die sie zu dieser Zeit am logischsten für ein Kind fand. Sie wusste nur nicht, wie sie an diesem Punkt wieder zurückrudern könnte, ohne die Dinge noch viel schlimmer zu machen.

„Ich hoffe, du hast ihm nicht erzählt, dass ich dich nicht heiraten wollte. Denn das wäre eine glatte Lüge. Natürlich weiß ich, dass dein Großvater vielleicht recht gehabt hat. Meine Familie war bei Gott nicht reich an guten Vorbildern, und wahrscheinlich wäre ich tatsächlich kein guter Ehemann und Vater geworden, auch wenn ich es von ganzem Herzen versucht hätte. Aber darf ich dich daran erinnern, dass du den Kontakt zu mir abgebrochen und keine Anrufe mehr angenommen hast?“

„Das kannst du mir doch nicht vorwerfen. Das Baby abzugeben war das Schwerste, was ich jemals im Leben habe tun müssen. Ich habe dir damals gesagt, dass ich mir eine offene Adoption wünschen würde, und du hast dich geweigert, es auch nur in Betracht zu ziehen. Du hast gemeint, ich könnte entweder das Baby nach Hause bringen oder es in Boston lassen. Aber wenn ich es in Boston lassen würde, würdest du noch nicht einmal wissen wollen, ob es ein Junge oder ein Mädchen geworden ist.“

Rick fuhr sich mit der Hand durch das Haar. „Ich weiß. Das habe ich doch nur gesagt, weil ich dich indirekt dazu zwingen wollte, das Kind mit nach Hause zu bringen. Ich besaß doch damals keinen einzigen Penny. Wie hätte ich denn von Texas nach Boston kommen sollen? Ich hätte mein Kind doch niemals besuchen können. Also habe ich mich für die Variante alles oder nichts entschieden.“

„Es tut mir leid, Rick. So habe ich das noch nie zuvor betrachtet.“

„Du hättest mich ja fragen können.“

Vielleicht hätte sie das tatsächlich, aber sich komplett zurückzuziehen war eben ihre Art von Verteidigung gewesen. Schließlich war sie auch verletzt worden.

„Weißt du“, fügte er hinzu, „das ist wirklich total verzwickt.“

Was? Die Tatsache, dass sie beide zu jung, zu unreif und zu unvorbereitet gewesen waren, um mit den Problemen umzugehen, die durch die Schwangerschaft entstanden waren? Um ehrlich zu sein, war sie selbst jetzt noch, mit ihrer Ausbildung und Lebenserfahrung, unsicher in ihrer Rolle als Mutter. Lucas hatte schließlich bereits in jungen Jahren so viel durchleiden müssen.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass du das getan hast“, meinte er nun.

Offensichtlich sprachen sie beide nicht mehr über das Gleiche. „Was soll ich getan haben?“

„Du hast dafür gesorgt, dass Lucas glaubt, ich habe ihn nicht gewollt.“

Bei diesen Worten beugte sich Mallory zu ihm hinüber. „Oh, nein, Rick, das habe ich ganz bestimmt nicht gesagt. Das hätte ihn doch viel zu sehr verletzt.“

Rick schien erleichtert zu sein und lehnte sich entspannt zurück, doch dann setzte er sich unvermittelt wieder auf. „Was hast du ihm denn dann stattdessen erzählt?“

„Ich habe ihm gesagt …“ Mallory legte eine kurze Pause ein, weil sie es hasste, was sie jetzt offenbaren musste, „… dass du gestorben bist.“

Ricks Augen weiteten sich ungläubig. „Warum um alles in der Welt hast du ihm so etwas erzählt?“

Sie hatte nicht lügen wollen, und sie hatte auch viel darüber nachgedacht, warum sie es dann schließlich doch getan hatte. Ihr war irgendwann klar geworden, dass etwas Unschuldiges und Zerbrechliches in ihr gestorben war, als Rick diese Adoptionspapiere unterschrieben und ihr gesagt hatte, sie könne tun, was immer sie wolle. Als sie sich dann entscheiden musste, in Boston in der Nähe von Lucas zu bleiben oder nach Brighton Valley zu Rick zurückzukehren, hatte sie sich für ihr Kind entschieden und alle Erinnerungen an das, was sie einmal gehabt hatten, und jede Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft begraben.

„Zu dieser Zeit schien es einfach der beste Weg zu sein, deine Abwesenheit in seinem Leben zu erklären. Außerdem hatte ich ja keine Ahnung, wie es dir ging. Ich wusste nur, dass Joey fortgelaufen war. Und ich habe Gerüchte gehört, dass du in Schlägereien verwickelt warst und getrunken hattest. Ich ging damals davon aus, dass du Brighton Valley ebenfalls so bald wie möglich verlassen würdest.“

Rick legte den Arm auf die Rückenlehne der Couch. „Hör zu, Mallory. Ich gebe zu, dass ich einige Probleme hatte. Als mir klar wurde, dass du nicht mehr zurückkommst, bin ich wieder in alte Muster zurückgefallen und habe die Schule noch vor Thanksgiving abgebrochen.“

Jahrelang hatte sie wegen ihm einen Groll mit sich herumgetragen, aber auf einmal durchströmte sie ein Mitgefühl, das sie dazu drängte aufzustehen, sich neben ihn zu setzen, sein Knie zu tätscheln und …

Was war nur los mit ihr?

Zehn Jahre waren vergangen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, und sie spürte schon wieder dasselbe Verlangen und dieselben … Was? Gefühle?

Nein! Das war schon längst vorbei. Sie war schließlich kein leichtgläubiger Teenager mehr, der sich von seinem guten Aussehen und seinem Charme blenden ließ.

„Es ist also meine Schuld, dass du von der Schule abgegangen bist?“

Rick zog die Augenbrauen zusammen. „Nun, damals habe ich dir schon die Schuld dafür gegeben.“

„Und heute nicht mehr?“

„Nicht dafür, dass ich die Schule geschmissen habe. Denn das war ganz allein meine Entscheidung, und die habe ich mittlerweile korrigiert.“ Rick erhob sich. „Ich werde jetzt besser gehen, bevor wir noch Dinge sagen, die unausgesprochen bleiben sollten. Aber damit du beruhigt bist, ich werde deinen Wunsch respektieren und Lucas nicht sagen, wer ich bin.“

„Danke, das weiß ich sehr zu schätzen.“

„Aber lass dir nicht zu lange Zeit, um einen Weg zu finden, deine damalige Aussage zu revidieren.“

„Ich werde mein Bestes versuchen.“ Sie erhob sich ebenfalls. „Danke für dein Verständnis.“

Sie blieben einen kurzen Moment im Wohnzimmer stehen, bevor Rick auf sie zukam und ihre Hand ergriff. Er drückte sie leicht und rief dabei ein Prickeln in ihr hervor, das sich rasch über ihren gesamten Arm ausbreitete. „Du hast eine Woche, Mallory!“

Dann ließ er ihre Hand los und ging zur Tür.

Eine Woche? Sie wusste nicht, ob sie ihn richtig verstanden hatte. „Du mein… ?“

Nachdem er die Tür geöffnet hatte, schaute er noch einmal über seine Schulter. „Du hast eine Woche – sieben Tage – Zeit, um mich wieder auferstehen zu lassen.“

„Oder was ?“

„Oder ich sage es Lucas selbst!“

3. KAPITEL

Die späte Nachmittagssonne schien bereits auf den antiken Eichenholztisch in seinem Büro, als Rick endlich dazu kam, die Morgenzeitung zu lesen. Es kam nicht oft vor, dass er an einem Wochentag eine Pause einlegen konnte, aber nach einem sehr turbulenten Tag war es jetzt endlich ein wenig ruhiger geworden. Er hatte gerade die erste Seite gelesen, als seine Assistentin in der Bürotür erschien.

„Dr. Martinez?“

Rick schaute von dem Artikel auf, den er gerade las. „Ja, Kara?“

„Draußen steht ein Kind. Ein hübscher kleiner Junge, der ihnen sehr ähnlich sieht.“

Sie musste von Lucas sprechen. Und die Tatsache, dass sie eine Bemerkung über die Ähnlichkeit zwischen Lucas und ihm machte, verlangte eigentlich nach einer Antwort. Aber da Rick nicht wusste, was er ihr sagen sollte, ignorierte er die Bemerkung einfach. „Ist er mit Alice Reilly gekommen?“

„Nein, er ist allein. Er kam mit dem Fahrrad. Er hat mich gefragt, ob es draußen jemand stehlen würde.“

„Das kommt daher, weil er bis vor Kurzem in einer Großstadt gelebt hat.“ Rick legte die Zeitung zur Seite und erhob sich. Dann ging er hinaus in den Empfangsraum, wo der Junge neben dem Aquarium stand und interessiert die Fische betrachtete.

Als Lucas die Erwachsenen näher kommen hörte, drehte er sich um und schenkte Rick ein strahlendes Lächeln. „Hallo, Dr. Martinez. Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich schau mal kurz rein.“

Kara lehnte sich gegen den Türrahmen und ließ ihren Blick von Lucas zu Rick und wieder zurück wandern. Sie lächelte, bevor sie wieder an ihren Platz ging und flüsterte, laut genug, dass es auch Rick hören konnte: „Wirklich unglaublich.“

Rick wusste, dass er mit Kara über seine Ähnlichkeit mit dem Jungen sprechen musste, aber bestimmt nicht jetzt. Nicht vor dem Kind. Und nicht, bevor die Woche um war und Mallory Lucas die Wahrheit gesagt hatte.

„Ich wollte Ihnen auch etwas erzählen. Ich habe nämlich eine gute Idee gehabt“, meinte Lucas.

„So? Was denn für eine?“

„Es ist doch bald Sommer, und viele Kinder suchen sich dann Jobs. Ich dachte, es wäre doch cool, wenn ich für Sie arbeiten würde. Und ich weiß auch schon, was ich hier tun könnte.“

Rick musste über Lucas’ Mumm lächeln, aber ihn hier arbeiten zu lassen, kam gar nicht in Frage. Mal davon abgesehen, dass er noch viel zu jung war und es gesetzliche Bestimmungen gab, ging es in der Praxis manchmal hoch her. Er konnte bei Notfällen auf keinen Fall einen Neunjährigen gebrauchen, der ihm im Weg stand. „Es tut mir leid, aber leider benötige ich in der Praxis keine Hilfe.“

„Ich will ja auch gar nicht in der Praxis arbeiten“, erwiderte Lucas daraufhin. „Sie könnten mich doch anstellen, damit ich jeden Tag mit Buddy spiele. So könnte ich verhindern, dass er über den Zaun springt, und Sie müssten ihn nicht mehr einsperren. Was denken Sie darüber?“

Die Idee war ziemlich verrückt, aber auch genial. Rick musste Lucas Respekt zollen, denn er versuchte auf seine Art, einen Weg zu finden, im Sommer jeden Tag mit Buddy zusammen sein zu können.

„Eigentlich müssten Sie mich ja dafür bezahlen“, erklärte Lucas, „aber dann wäre es ein richtiger Job, und meine Mutter wäre bestimmt dagegen.“

Wenn er erst ein Teenager wäre, würde Mallory alle Hände voll mit ihm zu tun haben. Er versuchte jetzt schon, sie auszutricksen.

„Was meinen Sie?“, fragte der Junge erneut.

„Ich werde darüber nachdenken, okay?“ Rick würde das zuerst mit Mallory besprechen müssen, die diese Idee bestimmt nicht so gut fand.

„Könnte ich denn heute auch mit Buddy spielen?“, fragte Lucas aufgeregt. „Sie müssen mir auch nichts zahlen. Das mache ich ganz umsonst.“

Wusste Mallory, wie sehr sich Lucas ein Haustier wünschte? Wahrscheinlich nicht. Sollte Rick ein gutes Wort für ihn einlegen?

Wie stark wollte er sich überhaupt engagieren?

Das hatte er noch nicht entschieden, aber da er endlich einmal Zeit hatte, würde es bestimmt nicht schaden, wenn er ihn eine Weile mit dem Hund spielen ließ.

„Klar“, meinte Rick. „Komm, lass uns zu Buddy gehen.“

Zwanzig Minuten später jagte Buddy Lucas begeistert durch den Garten und Rick fütterte und versorgte in der Zeit die anderen Schützlinge – drei Katzen, ein Kaninchen, eine Ziege und einen Wallach. Doch er musste immer wieder zu seinem Sohn hinüberschauen. Es war eine wahre Freude, Lucas so sorglos und glücklich zu sehen.

Schade, dass Mallory ihn nicht mit Buddy zusammen sehen konnte. Vielleicht würde sie dann ernsthaft darüber nachdenken, einem Hund ein Zuhause zu schenken. Natürlich hatten sie und Buddy nicht gerade den besten Start gehabt und Buddy musste erst noch gehorchen lernen.

„Dr. Martinez?“, rief Kara nun von der Hintertür der Klinik aus. „Es ist gleich siebzehn Uhr. Ich würde jetzt abschließen.“

„Danke, Kara. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.“

„Danke, das wünsche ich Ihnen auch.“

Rick wandte seine Aufmerksamkeit nun wieder Lucas zu. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass Mallory und er dieses Kind gezeugt hatten; diesen sympathischen aufgeweckten Jungen mit seiner Pfiffigkeit, seiner Liebe zu Tieren und all den anderen Dingen, die Rick erst noch an ihm entdecken musste.

Um Kara zu zitieren: Es war wirklich unglaublich.

Jetzt kam Lucas angerannt, Buddy dicht auf den Fersen und blieb dann atemlos vor ihm stehen. „Haben Sie darüber nachgedacht? Wäre es für Sie in Ordnung, wenn ich öfter hierherkäme und dann mit Buddy spiele?“

„Wir müssen erst noch mit deiner Mom reden“, erwiderte Rick daraufhin.

„Ich glaube, dass es ihr egal sein wird, besonders weil Brian bald hierherkommt.“

„Brian?“

„Ihr Freund.“

Rick hatte in letzter Zeit viel über Mallory nachgedacht, aber er war nie auf die Idee gekommen, dass es einen Mann in ihrem Leben geben könnte. Das irritierte ihn seltsamerweise.

„Wo lebt denn dieser Brian?“, fragte er.

„In Boston. Aber er wird bald auch nach Brighton Valley ziehen.“

Das war eine wichtige Entscheidung für ein Paar, die Beziehung musste also ernst sein.

„Magst du Brian denn?“, fragte Rick.

„Er ist ganz okay, aber irgendwie langweilig.“

„Wie meinst du das?“

„Er mag weder Sport, noch Dinge, die Spaß machen. Er ist nicht wie mein Dad.“ Lucas schwieg und blickte dann auf seine Füße. Als er wieder hochschaute, wischte er sich mit dem Handrücken über die tränenfeuchten Augen.

Oh Mann! Rick wusste nicht, was er jetzt sagen oder tun sollte.

„Meine Mom ist auch gestorben“, fügte Lucas leise schluchzend hinzu. „Und manchmal ist es so schwer. Mallory macht zwar alles für mich, aber sie ist eben nicht …“ Er hielt inne und biss sich auf die Lippe. „Nun, sie ist es schon, aber … das ist schwer zu erklären.“

„Hör zu, Lucas. Mallory und ich kennen uns schon länger. Sie hat mir deshalb von Sue und Gary Dunlop erzählt. Sie waren deine Eltern. Vergiss das nie. Sie haben dich geliebt und entschieden, deine Mom und dein Dad zu sein. Sie haben dir geholfen, als deine leiblichen Eltern aufgrund ihres jugendlichen Alters nicht dazu in der Lage gewesen waren, dich großzuziehen. Sie waren ja selbst noch Kinder.“

Rick hätte in diesem Kontext gut erwähnen können, dass er der leibliche Vater war, aber er hatte Mallory versprochen, dass er warten würde, und er wollte sein Wort halten.

„Mallory liebt dich von ganzem Herzen, Lucas. Mehr als du denkst. Dich abzugeben, war das Schwerste, was sie je in ihrem ganzen Leben tun musste. Aber sie hat die besten Eltern auf der Welt für dich ausgesucht. Das hat sie doch gut gemacht, oder?“

Lucas schluchzte erneut und nickte.

„Mallory ist jetzt erwachsen und in der Lage, deine Mom zu sein. Sie wird für dich sorgen und immer für dich da sein. Ich weiß, dass jetzt alles anders ist als früher, aber du wirst sehen, irgendwann ist dein Leben genauso gut – nur eben anders.“

„Das sagt Mallory auch immer, und ich hab sie ja auch lieb, aber … du weißt ja.“

„Ja, ich weiß.“ Und obwohl Rick es nicht genau wusste, hatte er doch eine Ahnung, wie es dem Jungen gerade ging.

Und ihm war noch etwas anderes klar geworden … Mallory hatte recht. Lucas hatte in den letzten Jahren so viel durchgemacht. Man musste ihn langsam an die Wahrheit heranführen. Trotzdem wünschte sich Rick, er könnte Lucas so bald wie möglich erzählen, wer er war und dass er ab jetzt immer für ihn da sein würde. Vielleicht nicht als sein richtiger Dad oder als Mallorys Ehemann, aber als ein Freund, der Gary Dunlop ein Stück weit ersetzen würde.

Auf diese Weise wären die Erwartungen vielleicht nicht so hoch, und wenn er es vermasselte, würde es nicht so sehr ins Gewicht fallen.

Rick hatte keine Ahnung, wo die Zeit geblieben war, aber auf einmal war es schon achtzehn Uhr. Lucas wurde plötzlich klar, dass er von Mallory Ärger bekommen würde und sagte Rick deshalb, dass er sofort nach Hause fahren musste. Offensichtlich hatte Mallory ihm gesagt, dass er mit dem Fahrrad immer in der Nähe des Hauses bleiben und nicht zu lange draußen sein sollte.

Aus irgendeinem Grund fühlte Rick sich auf einmal mitschuldig, obwohl er nicht genau wusste, warum. Seine Kindheit war vollkommen anders gewesen. Niemand hatte sich je um ihn gesorgt. Er war einfach nach Hause gegangen, wenn er Lust dazu hatte. Manchmal war es sogar besser gewesen, wenn er erst abends kam und sein Vater – und später sein Onkel – schon im Bett gewesen waren.

Aber er konnte natürlich verstehen, warum Lucas keinen Ärger bekommen wollte. Als Rick und Mallory gedatet hatten, hatte er auch immer pünktlich alle Verabredungen eingehalten. Auf keinen Fall hatte er sie enttäuschen wollen.

Wenn er ihre Telefonnummer wüsste, hätte er sie jetzt angerufen. Wahrscheinlich könnte er sie von Lucas erfahren, aber ihr Haus lag gar nicht weit von seinem eigenen entfernt. Also hob er kurzerhand das Fahrrad des Jungen auf seinen Pick-up und fuhr ihn nach Hause.

Sie hatten kaum vor dem Haus geparkt, als Mallory auch schon auf die Veranda lief. Sie trug eine schmale, schwarze Hose, eine grüne Bluse, und auf ihrem Gesicht lag ein panischer Ausdruck.

„Wo warst du bloß die ganze Zeit?“, fragte sie Lucas aufgeregt. „Ich bin fast krank vor Sorge und habe überall nach dir gesucht.“

„Das tut mir leid. Ich habe Dr. Martinez in seiner Praxis besucht … und habe nicht gemerkt, dass es schon so spät war.“

Mallory stemmte die Hände in die Hüften und warf Rick einen wütenden Blick zu. „Warum hast du nicht angerufen und mir gesagt, wo er ist?“

Ricks erster Impuls war es, dem Jungen die Schuld in die Schuhe zu schieben, aber warum sollte er Lucas unnötig belasten? Stattdessen benutzte er die einzige Ausrede, die ihm spontan einfiel. „Ich hatte doch deine Telefonnummer nicht.“

„Aber du hast bestimmt eine Uhr, Rick. Wie lange war er bei dir?“

„Ungefähr zwei Stunden nehme ich an.“

„Hast du nicht daran gedacht, dass ich ihn suchen würde? Es ist schließlich schon bald dunkel …“

„Mallory“, fiel Lucas ihr nun ins Wort. „Bitte, sei nicht böse mit Dr. Martinez. Es war nicht seine Schuld. Es war ganz allein meine.“

Der Junge hatte sie in letzter Zeit nur noch mit Mom angesprochen, aber offensichtlich war er in der Hitze des Gefechts in alte Gewohnheiten zurückgekehrt. Oder war es ein Akt der Rebellion, und er hatte es absichtlich getan?

Rick schaute Mallory an und bemerkte, wie ein verletzter Ausdruck über ihr Gesicht huschte, der ihn zutiefst berührte. Und obwohl er froh war, dass Lucas für ihn Partei ergriffen hatte, hätte er das doch nicht auf Mallorys Kosten gewollt.