Ruhe auf der Flucht - Joachim Geil - E-Book

Ruhe auf der Flucht E-Book

Joachim Geil

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Beschreibung

Hubert ist begeistert von Kalligraphie, auch von Ornithologie, er liebt die Musik und liest mitunter sogar Gedanken, ein Hüter vieler Talente, die seine Umgebung allerdings wenig wertschätzt, meist nicht einmal wahrnimmt. In seinem Kopf haben sich ganze Welten angesammelt und manches muss sich Hubert schönschreiben. Mit Ende dreißig wohnt er noch immer im Kurstädtchen seiner Kindheit und über dieser verregneten Provinz steht eine Vergangenheit voller Missbrauch, die er keineswegs verdrängt hat. So steht seiner entzündeten Seele zwar eine absurd bedrohliche Außenwelt gegenüber, doch sind für ihn Fluchtwege durchaus denkbar. Um zu entkommen, hält sich der mutwillige Schöngeist an ein beneidenswertes Liebespaar, an Jan und Daniel, die sich als phantastische Kunstfälscher und Diebe entpuppen. Und an Hans alias Jakob, den Verfasser eines einzigen berühmten Gedichts. Was keiner ahnt: ermutigt durch Jill, die rebellische Tochter eines elegant-skrupellosen Investors, beschließt Hubert endlich, die Flucht nach vorn anzutreten und Rache zu nehmen an seinem Peiniger. In Ruhe schließt der komische Kauz seine Phantasie mit dem Leben kurz und schreibt vier beachtliche Briefe, mit fatalen Folgen.

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Ruhe auf der Flucht

joachim geil

Inhaltsverzeichnis
Ruhe auf der Flucht
tut’s noch weh
und raus bist du
und nimm das Kindlein
Naturalia
n° 1  besser retten als ziehen
n° 2  wenn’s noch nach Blut schmeckt
n° 3  Fahrrad, Fernglas, er
n° 4  zum Zeichen der Beherrschung
n° 5  die aufsteigende Lerche
n° 6  omnia vincit Amor
n° 7  nie wieder Sunny
n° 8  nicht über dem süßen Kuchen die Rache vergessen
n° 9  Doktor Parkinson (1755 bis 1824)
n° 10  ihr sollt ein Segen sein
n° 11  Erlkönig
n° 12  Semper Augustus
n° 13  Buchhändler Diehl
n° 14  Tütchenkollektion
n° 15  noch warm in meiner Hand
Artefacta
n° 16  der Draht ist da
n° 17  Taubenhaus
n° 18  was wir sind
n° 19  der Schmerzensmann
n° 20  Bauernbruegel
n° 21  I’ll be here
n° 22  fünf Frauen in acht Jahren
n° 23  der Tulpenplan
Scientifica
n° 24  Mister Emmel
n° 25  Kriminalanlage
n° 26  objects!
n° 27  wenn ihr noch einen Sohn braucht
Mirabilia
n° 28  Daniel nennt es Trip
n° 29  Guwisguwi
n° 30  Fotze Fotze
n° 31  unbezahlbar
n° 32  Hans alias Jakob alias ich
n° 33  kleinste Zellmengen
n° 34  habemus Papam
n° 35  Hans, du versündigst dich
n° 36  klarer Fall von Nachtigall
n° 37  die Szene mit der Familie und den pausbäckigen Engeln
n° 38  Kussbereitschaft
Verwahrstückverzeichnis
Impressum

tut’s noch weh

Wir mussten sie gleichzeitig berührt haben. Als ich sie aus dem Sand ziehen wollte, bellte er mich an, er habe sie zuerst gefunden, das sei seine Dose, ich müsse sie hergeben. Etwas in der Art. Ich stand vor dem Mann mit seinen grausträhnigen Haaren und dem Lederschlapphut. Die scharfen Silben, mit denen er Worte zwischen Zahnstücken hindurchpresste, attackierten mich ohne Deckung. Seine Hand an der Dose, meine Hand an der Dose, wie zwei in einer Handschelle. Keiner konnte loslassen. Berührung der sandrauen Finger. Angsteinflößende Nähe. Fader Kauatem von toter Brezel, Bierrülps und Zigarettenzunge. Mir wurde schlagartig schlecht. Ich war empört und bedroht. Schnarren aus seinem Mund: „Los, gäbb’s her, sunnsch…“ In etwa das stieß er aus. Er zog die Pepsidose aus meiner Hand. Eine Fünfundzwanzig war mit Edding draufgemalt. Und wenn die Fünfundzwanzig den Hauptgewinn brachte, dann sollte nicht so ein Rotzbu wie ich der Gewinner sein, sondern er. Klar? Aber klar doch!

Der 6.Mai 1991 war ein strahlend schöner Sonntag. Der 6.Mai 1991 war ein Montag. Du warst mit mir einkaufen. Im Supermarkt. Im Gewerbegebiet. Die Sonne strahlte nur bedingt, dazwischen Regenschauer. Vatertag stand bevor. Du sagtest: „Wenn der Vater mit dem Sohne.“ Das sollte ich sein. War ich natürlich nicht. Ich war acht, und du wolltest uns was Gutes tun, du wolltest was Leckeres einkaufen. Das war ein schöner Zug an dir. Dass du wusstest, was schmeckte. Du gingst rein, Neueröffnung mit Neueröffnungsangeboten für Jung und Alt. Mit Spielen. Spielen war ja dein Ding. Spiele wolltest du spielen. Gar schöne Spiele, wie du immer sagtest, doch das klang so altmodisch, dass es nicht zu dir passte. Aber wie du es sagtest, war es witzig, du lispeltest absichtlich dabei.

„Spiel doch mal schön, Sunny“, hattest du noch pfiffig zwinkernd gesagt, mir über die Schulter gerieben und auf den Sandhaufen mit der Kinderaktion gedeutet. Sunny nanntest du mich, wenn dir im Schnelldenken mein Name nicht einfiel, sonst nanntest du mich Hubsi. Sunny war dein Lieblingssong. Du hattest alle möglichen Versionen dieses Liedes. Und du versuchtest es ins Deutsche zu übersetzen. Andauernd hörtest du die Aufnahme mit Robert Mitchum (1917 bis 1997) und die mit Dusty Springfield (1939 bis 1999). Gestern war mein Leben noch voll Regen. Gestern war mein Leben noch regenvoll. Noch gestern war mein Leben voll von Regen. Gestern war mein Leben noch ein Regenloch. Robert Mitchum mochtest du ebenso wie Hans Albers (1891 bis 1960). Ich nannte dich Thomas, nie Onkel Thomas. Ich mischte mich in die Kinderaktion. Pepsidosen im Sandhaufen. Gewinnzahlen. Grabt mal schön. Nach dem Schauer, dessen Wolkenwand von weißlichem Sonnenlicht in Richtung Berge abgeschoben wurde, war der Sandhaufen neben dem Supermarkt noch klamm und auch der Asphalt kaum getrocknet, frischer Holzgeruch kam vom benachbarten Sägewerk.

Unsere Hände hatten die Dose nicht gleichzeitig berührt. Ich hatte sie schon im Sand umfasst, hatte sie an die Oberfläche gezogen, als sein Griff sie an sich riss. Er sah aus wie mein Opa mütterlicherseits als Penner, aber er war nicht mein Opa. Mein Opa, Opa Selch, lebte damals ganz woanders und nicht mehr lange, Endstadium. Aber aus der Hand gerissen hätte er mir die Dose auch.

Keiner half mir. Fast hätte ich losgeheult. Er nahm sich das Recht. Er war erwachsen und schaute noch einmal auf die Tafel mit den Gewinnzahlen. Was sollte ich machen? Draußen kniete ich im feuchten Sand, du warst drinnen auf Schnäppchenjagd. Zu unserem Besten.

„Spiel doch mal schön“, hattest du mit deinem ansteckenden Lächeln gesagt, also wollte ich schön spielen, schön sollte das sein. Konnte jetzt nicht losheulen, steckte stattdessen die Hände wieder in den Sand.

„Besser die Hände als den Kopf“, sagte jemand zu mir, ich drehte mich um. Da war niemand, da waren nur die anderen wühlenden Kinder, und ein paar Spatzen hüpften nebenan auf dem Baustellenaushub herum. Bei einem Motorgeräusch flogen sie alle auf (können sie halt, alle auf und davon), bis auf einen, der blieb ruhig sitzen. Der muss das eben zu mir gesagt haben, dachte ich. Spatzen waren putzig, aber Störche waren größer. Und zwei Störche, die aus einem Märchen klapperten, meinem Märchen, von Hauff (1802 bis 1827), waren die Größten: „Wie wäre es, wenn wir Störche würden?“ Ich wuchs in einer storchlosen Gegend auf.

Das Gefühl der Finger im feuchten Sand gab mir die Fassung zurück. Meine Mama hatte mich Wühlmaus genannt, wenn ich im Sandkasten Tunnel grub. Wühlmaus unterdrückte Tränen, schluchzte nicht einmal, spürte, wie sich der nasskalte Sand unter die Fingernägel schob, und verwand den ekelhaften Alten. Grub. Kalte Finger auf dem Weg zum Hauptgewinn. Tiefer. Noch tiefer. Ganz tief! Erinnerung an die Wühlmaus sagende Mama. Sehr entfernt. Glückliche Kleinkindheit mit Mamas Weinen, den Drohungen, dass sie wegginge, dem Lachen, wenn sie mit meinem Vater zu Freunden oder zu den Weinfesten ringsherum fuhr. Kleine blaue Tabletten. Sie war Krankenschwester gewesen, obwohl sie Medizin studiert, aber dank ihrer famosen Prüfungsangst alles versemmelt hatte, so sagtest du.

Die Fünfundzwanzig war nicht das große Los, nicht mal ein Gewinn. Enttäuscht riss der Alte die Dose auf und zog in Richtung Sägewerk ab, zurück in die Stadt. Das Städtchen, in dem er mir sicher wiederbegegnen würde. Er war der einzige Erwachsene, der gegraben hatte. Eigentlich war das was für Kinder, und neben mir buddelten auch nur Kinder. Ich war auch Kind, selbst wenn mir das gerade nicht so vorkommt. Ich fühle mich jetzt (hier, Ende dreißig) noch angegriffen wie damals. Habe es nie vergessen. Nicht einmal verdrängt, wie man Peinliches verdrängt, damit die Peinlichkeit mit der Erinnerung nicht wieder unvermindert hochsteigt und einen roten Kopf beschert, oder dicke Adern, Druck, Wut, Unruhe, Drang nach Vergeltung. Je nachdem.

Warum hatte ich dem Mann die Dose kampflos überlassen? Nur weil er ein Erwachsener war. Ich war überrascht, dass da ein Erwachsener überhaupt mitmachte. Dieses plötzliche Erstarren vor der selbsternannten Respektsperson, vor dem stinkenden Alten, war ein Reflex, den ich dringend loswerden musste, aber den Reflex hatte ich damals noch wie Speichelfluss. Alter Sack. Sackgesicht. Arschgesicht. Ich hätte ihm eine volle Dose an den Kopf werfen sollen. Dann hätte er wenigstens eine Beule bekommen oder wäre am besten gleich tot gewesen.

Ich grub weiter. Als du mit dem Einkaufswagen aus dem Supermarkt tratest, war das Wunder in vollem Gange. Wer von dem Pulver in dieser Dose schnupft und dazu spricht: Mutabor, der kann sich in jedes Tier verwandeln und versteht die Sprache der Tiere. Will er wieder in seine menschliche Gestalt zurückkehren, so neige er sich dreimal gen Osten und spreche jenes Wort; aber hüte dich, wenn du verwandelt bist, dass du nicht lachest, sonst verschwindet das Zauberwort gänzlich aus deinem Gedächtnis und du bleibst ein Tier. Die Dose mit der Sechzehn hatte ich ohne Widerstand aus dem Sand gezogen und ging zur Colawerbekreidetafel, auf der die Gewinnzahlen standen. In einer krakeligen Schreibschrift, die wenig überzeugte, auch wenn unten ein paar Schnörkel die Wichtigkeit der Liste unterstrichen. Da stakste der Schreibfluss, das war mir schon mit acht klar. Ich schwebte zur Tafel und strahlte dich an. Du strahltest zurück. Erst abends erzählte ich dir von dem Alten mit der Dose. Du warst aufgebracht, wolltest mir helfen, sagtest du. Ich sollte ihn genau beschreiben. Na warte, sagtest du wie zu ihm.

Jetzt schobst du den Einkaufswagen einfach zur Seite, als sei er völlig nebensächlich, behieltst ihn im Augenwinkel, mit gespielter Beiläufigkeit. Dein Hauptaugenmerk galt mir.

„Mensch, Hubsi, du machst den Hauptgewinn, das seh’ ich doch“, sagtest du mit deiner heiseren Stimme und den flinken Lippen, die Silben spritzten nur so heraus, denn du warst der Macher, der rasche Ansagen machte und zügig reagierte. Du hattest so einen zupackenden Blick, dass du jetzt ohne Zweifel auch den Hauptgewinn davon überzeugen würdest, mir zu gehören. Eine Sekunde war ich enttäuscht, denn ich fand, dass der Hauptgewinn keine eigene Chance mehr hatte, dass die Spannung zu schwinden drohte, weil du als Zauberonkel das Schicksal schon entschieden hattest. Für deinen Neffen. Und die Sechzehn gewann.

„Mein Neffe hat gewonnen.“ Du legtest deine Hand auf meinen Kopf und schobst mich nach vorn, denn das war ja wohl mein Triumph (oder deiner?). Du strichst mir durch die Haare, herzlich wie ein stolzer Vater, sorgfältig wie ein Affe beim Lausen.

„Tatsache, Herr Holl, die Sechzehn hat gewonnen, super, gell, Ihr Neffe, jo alla“, sagte Herr Renz, der alteingesessene Einzelhändler, der Frische-Renz, der in seinem neuen weißen Kittel und dem rechtschaffenen Kassengestell vor seinem neuen Supermarkt den Hauptpreis persönlich aushändigte, nachdem er zweimal die Brille zurechtgerückt und dreimal die Nummer auf der Dose mit der Nummer auf der Liste verglichen hatte. Zwei. Drei. Eins. Sechs. Einen Kassettenrekorder (scheppernd, aber schallend, ein CD-Spieler wäre natürlich was Feineres gewesen, aber noch viel zu teuer).

Zwei. Drei. Eins. Sechs. Anfang Mai 1991, fast dreißig Jahre her. (Übrigens machte mein Zahlenstrahl in jedem Jahrhundert bei dreißig einen Knick nach rechts und bei siebzig einen Knick nach links.) Die Zahlen brauchte ich im Leben, wenn’s brenzlig wurde. Ich dachte sie wie Lottozahlen, denn sie mussten dringend Glück bringen. Anders war es beim Alphabet. Das Alphabet ratterte ich herunter, wenn ich mich aufs Pinkeln konzentrieren musste. Das war manchmal nötig, weil ich in Pissoirs nicht konnte, aber wenn die Kabinen besetzt waren, half ja nichts. Es gibt dafür sogar eine Krankheitsbezeichnung (Unverschämtheit!). Meine Lippen sausten durchs Alphabet. Manchmal summte ich mit, manchmal sprach ich mit und wurde blöd angeschaut.

Aber Ziffern zischte ich hinter den Zähnen, den Mund immer leicht geöffnet, als starrte ich bloß unkonzentriert und stumm vor mich hin. Die Zahlenreihen konnten, waren sie erst eingeübt und beschleunigt, endlos zum Mantra montiert werden. Das ergab eine Freiheit von allem, was mich umgab, was mir den Weg verstellte, im Zimmer, auf dem Gang, auf der Straße, von allem, was mir zusetzte. Die gedachten und zu Ziffern zerkleinerten Zahlen waren ein Schutz nur für mich. Für niemanden sonst bedeuten gedachte und zu Ziffern zerkleinerte Zahlen einen Schutz. Ich fand heraus, dass eine ausreichende Menge davon mich viele Situationen meistern ließ, mich überlegen sein ließ, unmerklich für andere, aber selbst wenn ich allein und ausgeliefert schien, war ich zahlenmäßig überlegen, völlige Übereinstimmung mit der Vorstellung.

Herr Renz überreichte mir das Gerät und lachte gekonnt durch die großen Gläser seiner → Kaſſenbrille. Zwei. Drei. Eins. Sechs. Fünf. Eins. Neun. Neun. Eins. Drei. Null.

Zwei. Drei. Eins. Sechs. Fünf. Eins. Neun. Neun. Eins. Drei. Null. Hatte ich mir gemerkt. Wurde verfolgt von diesen Zahlen, die ich mir einprägte, ohne daran herumzurechnen. Ziffernfolgen. Ziffernfolgen. Frei von Sinn und Ausdruck. Bin eher fürs Denken als fürs Rechnen. Mehr für Worte als für Zahlen. Doch die Zahlen drückten sich ins Hirn, blieben und schützten.

Mein eigentliches Schicksal waren (und sind) Geburts- und Sterbejahre. Bekannte wie unbekannte. Ich musste sie wissen. Ich hatte sie alle im Blick und fand sie in Büchern und auf Grabsteinen. Kannte sämtliche Grabsteine unseres Friedhofs. Auch im benachbarten Gleisbach-Rohrhofen, da reichte ein Nachmittagsbesuch, zum Beispiel erste Reihe unten am Eingang, wo die Gieskannen hingen: Edwin Schopp (1908 bis 1974) und Erna geb. Strasser (1909 bis 2005), Adolf Wentz (1955 bis 2019), Ida Simon (1905 bis 1987), Erich Trapp (1895 bis 1968) und Luise geb. Rosenfeld (1899 bis 1974) und Hans (1922 bis 1944), Kiesweg, Gerold Strasser (1909 bis 1946), Arthur Münch (1879 bis 1951) und Amalie geb. Strasser (1883 bis 1919), Ernst Ewald Tischler (1947 bis 2008).

„Du mit deinen Zahlen“, sagtest du immer und zeigtest mir den Vogel, lachtest dann aber, als fändest du es doch gut. Und es war gut! Außerhalb dieser beiden Zahlen war Leben undenkbar, wurde nicht gelebt, alles begab sich dazwischen.

Abends im Wohnzimmer versprachst du mir, dass du es dem alten Sack heimzahlen wolltest. Wie konnte so ein Schwein von Erwachsenem auf ein Kind losgehen und ihm die Dose wegnehmen? Beim Spielen! Immer wolltest du gut auf mich aufpassen und mit mir tolle Spiele spielen. Kinderspiele waren deins. An der Wand gegenüber dem Kachelofen, über dem Eichentisch, hing dein Lieblingsbild (und meins). Du liebtest die Kunst. Ein Kunstdruck aus den Siebzigern, aufgeklebt auf eine Holzplatte, ohne Rahmen. So ein Bild brauchte keinen Rahmen. Das Bild, das alle liebten, die auch den Zupfgeigenhansel hörten und sich für kurze Zeit ein Hemd aus grobem Leinen angezogen und einen Vollbart hatten stehen lassen wie Störtebeker (1360 bis 1401). Es waren die Kinderspiele von Bruegel (1525 bis 1569), das Bild meiner Kindheit, mein Lieblingsbild (und deins). Unzählige Kinder wimmelten auf dem Bild. Der Maler saß sehr weit oben, vielleicht auf dem Giebel des höchsten Hauses im Städtchen, vielleicht auf dem Schornstein oder in der Krone des höchsten Baumes. Eigentlich konnte es nur ein Vogel gemalt haben. Von oben beobachtete er zweihundertdreiunddreißig Kinder (wenn ich mich nicht verzählt habe). Paradiesisch. Zwei. Drei. Drei. Ich war Teil des Bildes und spazierte am liebsten am roten Zaun entlang. Ich bin der an der Zaunecke, der Zaunkönig hinter dem letzten Jungen der Maibrautprozession, dem mit der gelben Kapuze. (Habe ich mich eben mitgezählt?)

Die Häuser sahen alle aus wie Spielzeughäuser, angepinselte Laubsägearbeiten, und die Kinder freuten sich. Ich fand zwar, dass einige gedrungen und koboldhaft wie Erwachsene aussahen, aber sie spielten und spielten. Sie spielten an die hundert Spiele. Es waren tatsächlich auch Erwachsene oder als Erwachsene verkleidete Kinder dabei, vielleicht auch als Kinder verkleidete Erwachsene, die mitspielen wollten, die wie Kinder mit den Kindern spielen wollten. Ob Steinchenspiel oder Maskenspiel, ob Schaukeln oder kreiselnde Nuss, ob Steckenpferd oder Trommel, ob Wasserspritze oder Messerwerfen, ob Fassreiten oder In-der-Scheiße-Rühren, ob Fuchs-ins-Loch oder Besenspiel, ob Haarrupfen oder Lochball. Und Schweinsblase als Luftballon. Auch ein Vogel wurde dressiert, vorn links auf einer Bank (ich glaube, es war eine Amsel, Turdus merula).

und raus bist du

Du bist raus aus der Geschichte. Still, fast lautlos. Du schreist nicht. Aus dem grob gestanzten Blechgitter des Kellerfensters quillt beißender Qualm. Nach all der Zeit, nach all den Jahren und den Jahren danach. Der Rauch aus unserem Keller ist Habemus-Papam-Rauch. Weiß. Beißend, aber weiß. Besiegelt. Alles bleibt wie ein Kopfschmerz. Vollbracht. Nur eine Wahl hatte keiner. Das Gericht ward gehalten, und die Bücher wurden aufgetan. Ich erinnere mich genau. Montag, der 6.Mai. Nach dem Heutejournal.

Der 19.August 1962 war ein strahlend schöner Sonntag. Aber das ist fast sechzig Jahre her. Und Geschichte hat mit dem zu tun, was geschieht und gesichtet und dann geordnet und berichtet wird. Man sagt, Geschichte wiederholte sich. Ein Kreislauf. Wieder und wieder. Polybios hat das jedenfalls gesagt, Polybios aus Megalopolis (200 bis 120), ein Geschichtsschreiber. Wenn ich studiert hätte, wäre ich auch Geschichtsschreiber geworden, denke ich. Habe ich aber nicht und wusste lange nicht einmal von diesem Augustsonntag 1962. Zwanzig Jahre vor meiner Geburt. Damals studierten Papa und Mama noch brav Jura und Medizin auf dem neuen Campus an der Bockenheimer Warte. Kein Gedanke an eine Demo oder ans Beschriften von Sandwich-Plakaten, die sich später ihre Kommilitonen Gerd und Jutta (hießen die so?) überhängen und vom Amerikahaus zum Generalkonsulat tragen würden. Rauf und runter erzählt. Fest stand: seltenes Mensaglück bei den Beilagen ergab Anlächeln.

Erst mit dem NATO-Doppelbeschluss, also nach fast zwanzig Jahren ehefreier (und kinderfreier) Liebe, kam mein Papa (wie du mir später gesagt hast) plötzlich auf die Idee, meine Mama beiseite zu nehmen, hinter einen Baum zu zerren, um einem Wasserwerfer auszuweichen, aber auch um sie anzulachen und zu fragen, ob man NATO-Doppelbeschluss nicht einfach privat denken sollte. Meine Mama mit Rotschopf und Sommersprossen stand wieder einmal auf dem Schlauch. Sie war der intuitive Typ und dachte mehr mit den Blümchen auf ihrem Kleid, hast du mal gesagt. Dass der Witz als Heiratsantrag gemeint war, fand sie dann fad und wusste auch nicht, ob er ihr den Antrag nur gemacht hatte, weil ihm der Witz gerade eingefallen war. (Für fade Witze hatte sie ein untrügliches Gespür, sagtest du.) Außerdem begriff sie den Ernst der Lage und den Sinn der Demo. Mein Vater begriff nie den Ernst der Lage, sagtest du. Damals war ich schon unterwegs. Und ihnen blieb wenig Zeit, sich an ihrem Sohn zu freuen, wenn das eine Frage der Zeit war.

Meine Schultüte hast du selbst gemacht und mit allem gefüllt, was ich seither in mich hineinstopfe, Schokoriegel, Fruchtriegel, Keksriegel, Doppelkekse in Vollmilch & Zartbitter, zähfließende Karamellgutzel. Die Tüte aus mattem Papier in Pariser Blau hattest du mit goldenen Glanzlilien beklebt. Das sah edel aus. So hast du mir das auch erklärt: Glanz auf Matt, edel, das Wappen der Bourbonen. Stolz warst du und führtest mich (Hand in Hand) in die Schule. Du braun gebrannt mit offenem weißen Hemd, enger Jeans, Wildlederslippern (ebenfalls in Pariser Blau mit goldenen Verzierungen) und einer unglaublich schnittigen Lederjacke, die dir gut stand. Traumhaft. Zwei Paradiesvögel. Alle schauten uns an. Ein Blitzlichtgewitter hätte dir in den Kram gepasst, aber es waren nur kreischende Kinder mit schwankenden Schultüten da, die an den Händen ihrer Eltern zerrten, ihrer Mütter zumeist. Kaum ein Vater hatte sich Urlaub genommen.

Alle schauten, denn du warst wer in der Stadt, damals noch Leiter des städtischen Presseamts, später Leiter des Stadtmarketings. Du schautest auf die Schulklos vor dem Grundschulgebäude, Knaben links, in denen die Erstklässler zum ersten Schulpinkeln verschwanden. Pinkelten gegen die große Wand mit den Klosteinen, während ich die Kabinentür klackend schloss. Wie die Mütter hieltest du auf dem Schulhof die Schultüte im Arm.

In diesem strahlenden Augenblick: perfekt ausgeleuchtet (damals schien die Sonne noch regelmäßiger), warst du ganz Onkel, der Onkel, der die arme verwachsene Vollwaise aufgenommen hatte und seine Liebe sogar durch virtuose Schnittmuster auf der Schultüte sprechen ließ. Das war Ende August 1989, ich glaube, ein Montag. Zwei Jahre vor meinem Dosensieg, vor dem Nachmittag bei Frische-Renz, vor dem Abend nach dem Heutejournal.

Dagegen kann man den blöden Augustsonntag 1962 vergessen. Augustsonntage werden eh überschätzt, gerade wenn sie strahlend sind. Sie werden zu sonnengelben Feiertagen aufgebauscht, nur um im Jahreslauf von verkackt-verregneten Novemberdienstagen abzulenken. An solchen Tagen, wenn es dir richtig scheiße ging und du dir sinnlos und schwach vorkamst, musste es einen Schwächeren geben. Mein Pumuckl-Bettzeug, das dich immerhin fünfzigfach anlachte, half mir nichts, wenn du mir den → Kabelbinder von hinten um den Hals zogst, um mir klarzumachen, dass alles nur noch schlimmer würde, wenn ich mich bewegte oder gar widersetzte, denn die Logik des Kabelbinders ist, sich immer weiter zuzuziehen und keinen Millimeter von dem preiszugeben, was er mir an Luft schon abgedrückt hat. Erstickter Widerstand.

Den strahlenden 19.August 1962 musste ich mir erst aneignen, da er mir die meiste Zeit meines Lebens egal war. Ich hatte ihn nicht erlebt und wusste nichts von ihm. Noch als der Tag zu mir kam, schien zunächst wichtiger, was wenige Tage zuvor ein Fuchs als Tagesgeschäft verrichtet hatte. Geahnt hatte er sicher nichts, nur gerochen. Der Fuchs hatte an der Stelle, an der die Tote im Sand lag, ein Loch gescharrt und dabei den Arm des Mädchens freigelegt. Und am 19.August 1962 kamen Pilzsammler vorbei. Polizei. Ausgrabung. Entsetzen. Die Eltern des vermissten Mädchens erkannten Kleider und Schuhe ihrer Tochter wieder, die vor dreieinhalb Monaten verschwunden war, von zu Hause abgehauen am 26.April 1962 (ein Donnerstag).

Doch ich sollte mich mit dem befassen, was meine Lebenszeit ausmacht. Man muss sich fügen und genügsam sein und daran knabbern, was an Lebens- und Seelenkehricht hinter dem Ofen und unter dem Teppich und unter dem Bett zusammenzufegen ist. Vom Dreck auf der eigenen Zunge muss man berichten, vom pelzigen Mundraum. Nicht nur Zeuge sein, auch Opfer. Das finden die anderen geil, denn die sind die Stärkeren und haben Mitleid zu verschenken. Aber ragt nicht jede Gegenwart tief in eine Vergangenheit?

Eine Zeugin, die im Elternhaus des Mädchens wohnte, hatte auf dem Hof Wäsche aufgehängt und dabei beobachtet, wie es aus einem Mansardenfenster geklettert war. Hat nicht jede Vergangenheit ihre Gegenwart zutiefst im Griff?

Geschichten wie diese, die eine schlechte Wendung oder kein gutes Ende nahmen, berührten mich besonders und versammelten sich allabendlich um mich, krochen aus dem Schirm in meinen Kopf und wurden zu meinem Fiebern, meinem Grauen, meiner Freude, meiner Welt, in der ich sie als altmodische Aktenzeichen unserer Verdächtigungskultur verwahrte. Jahrelang verfolgte ich längst versendete Netzschnipsel, wurde ein Flimmerarchäologe. Aus dem unendlichen Grabungsfeld der ewigen Gegenwart förderte ich unvergessliche Momente und wurde dann von diesen Spuren selbst verfolgt, von hölzernen, aber albtraumhaften Szenen aus dem unerklärlichen Vergangenen, mit hölzernen Dialogen, hölzernen Appellen, hölzernen Ehepaaren, hölzernen Bankräubern, hölzernen Mördern, hölzernen Kommissaren, hölzernen Opfern, hölzernen Zeugen.

„Guten Tag, Sie sind also Herr Bexter?“

„Ja.“

„Sie haben uns angerufen?“

„Jawoll.“

„Was haben Sie denn entdeckt?“

„Wir haben hier Pilze gesammelt…“

Dann gab es aber noch diese völlig andere, wieder und wieder erzählenswerte Geschichte, die mir im Kopf herumging, die mich begleitete mit viel Glück und viel Segen auf all meinen Wegen. An sie musste ich unentwegt denken, an diesen jungen blonden Kurzhaarschnitt… Jan.

Danach balancierte das Mädchen die Dachrinne entlang. Die Frau dachte sich nichts weiter dabei. Das Mädchen und seine beiden kleineren Brüder waren auch früher schon das Dach entlanggeklettert. Die Mutter des Mädchens sagte später aus, dass es Stubenarrest hatte und in seinem Zimmer eingeschlossen war. Stubenarrest. Wer will da nicht weg?

Jan… von der Seite hat er etwas Metzgerhaftes, doch von vorn dann einen Mund, klein, aber einen Schwung in den Lippen, Amorbogen, einfach wunderschön… ganz einfach.

Das Mädchen wurde auch noch von einer zweiten Frau gesehen. Sie hatte beobachtet, wie es auf das Garagendach gesprungen war. Lydia, das Mädchen (1949 bis 1962), trug einen blauen Anorak, einen weiten rot-blau karierten Rock und schwarze Halbschuhe. Außerdem hatte es eine rote Ledertasche bei sich, in der ein Paar Holzsandalen steckte, sogenannte Gesundheitssandalen (also damals so genannt). Eine Holzsohle mit einem dunklen Lederriemen, allerdings schon abgetragen. Abgetragene Gesundheitssandalen, die ihr dann abhanden kamen, abhanden wie die Gesundheit. Gesundheit und Frohsinn sei auch mit dabei. Sie war nach Angaben der Zeugin in Richtung Autobahn verschwunden.

Jan… der Mund unter dem Kurzhaarschnitt hat etwas Eigentümliches. Eine kleine, kaum wahrnehmbare Wulst auf der Lippe und darüber eine Narbe. Sie bilden das unauffällige, aber eigentliche Zentrum der gesamten Mundpartie. Etwas musste geschehen sein, so hatte die Lippe nicht immer ausgesehen.

Lydia war die erste von fünf und traf ihren Mörder am 26.April 1962. Neunundzwanzig Jahre und zehn Tage, bevor ich auf meinem nachmittags gewonnenen Kassettenrekorder eine deiner Kassetten abspielte, eine mit Liedern von Hans Albers. Andere spielten schon CDs ab. Ich hatte nicht mal eigene Kassetten. Du trugst die gleiche meerblaue Unterhose mit dem weiß umrandeten Eingriff. Hattest dir dasselbe Modell bei C&A in Karlsruhe gekauft. Dachtest ja immer für zwei. Ich trug eine meerblaue Hose und hab mich so schrecklich geniert. Du lachtest.

Von Lydias Schicksal erfuhr ich erst spät. Aber ihr Schicksal durchpflügte dann doch meinen Kopf und unser Kurstädtchen. Lydias Schicksal wucherte und verfing sich in anderen Schicksalen. Jetzt schwirrten verschwundene Dinge mir im Kopf.

zwei Schiffskarten

zwei Damenarmbanduhren

zwei Fotoapparate

ein Florentiner Skizzenbuch

eine türkische Mokkamühle

Die beiden Schiffskarten, einer der Fotoapparate und die beiden Armbanduhren gehörten Eleanor. Das Skizzenbuch und die Mokkamühle gehörten Ann. Gerda gehörte der zweite Fotoapparat. Die verschwundene Zirkusreiterin war ein Irrtum. Es war Gerda, nackt und stranguliert, wie Eleanor, wie Ann. Fehlte noch Heidi, die nicht gerade einen soliden Lebenswandel geführt hatte und mit eingeschlagenem Kopf halbverkohlt auf einem Acker lag.

und nimm das Kindlein

Als ich diesmal zur Kasse ging, musste ich an Jan denken. Das war aufregend.

Jan… ist noch keine zwei Monate in das Häuschen in der Nachbarschaft eingezogen, mit seiner gestresst wirkenden Mutter, einer Krankenschwester – vielleicht Bluthochdruck –, die immer in Eile ist, aber nicht flink und leichtfüßig, sondern gehetzt und erhitzt, selbst wenn sie frisch gepflanzte Tomaten gießt. Ich denke, es sind Tomaten, obwohl nur ein, zwei Blättchen aus der Erde der Zuchttöpfe im Vorgarten gekrochen sind. Es sind Tomaten. Jan macht einen verrückt mit seinem strohblonden Kurzhaarschnitt und seinem graustählernen Blick, strahlend bis bohrend, dabei volle Lippen, und besonders der Schwung der Oberlippe, in die der kleine Hund seiner Kindheit hineingebissen hat, schwebt so gekonnt über allem, was er sagt, dass ich manchmal vom eigentlich Gesagten abgelenkt bin. Leider hat er mit mir noch nicht gesprochen.

An der Kasse merkte ich, dass ich den Federhalter, den ich mir kaufen wollte, vergessen hatte. Ich hatte es eilig (was mich immer fahrig und ungelenk machte), wollte um halb drei zu Hause sein, denn mein Onkel und ich waren um vier auf dem Schnurgrader Schlösschen eingeladen, auf der Karte (immerhin handgeschöpftes Bütten, bedruckt in einer serifenbetonten klassizistischen Antiqua, also tatsächlich geschmackvoll) stand lapidar „Teatime“.

Im Körbchen hatte ich, was ich immer bei Papier-Fux im Körbchen hatte, fünfhundert Blatt Copy-Paper für Inkjet-Print, aber auch richtiges Papier, einen Block Bütten und einen Block Ingres, das zeilenweise eine klare Ordnung von Hell und Dunkel zeigte, wenn man es gegen das Licht hielt. Darauf schrieb ich seit zwanzig Jahren, wenn ich Ruhe hatte, das Wichtigste in Kürze, ein Wort, einen Satz, mit einer der Bandzugfedern, die mir meine Kunstlehrerin aus England mitgebracht hatte, denn England war das Gelobte Land der Handschrift. Und selbst für Linkshänder wie mich gab es dort Bandzugfedern zu kaufen. Meine Kunstlehrerin verstand. Als sie Mutter wurde, verließ sie die Schule. Bekam Zwillinge: Arno & Bruno. Die Namen sollten in allen Weltgegenden verstanden und problemlos genannt werden können. Als sie Mutter wurde und ging, verließ ich die Schule.

Die Schreibflussschriften waren am Anfang nichts für mich, denn ich verwischte sie, wie ich alles verwischte, seit ich ab der zweiten Klasse mit Füller schrieb. Ich musste die Hand verdrehen, um die trocknende Tinte nicht von vornherein zu verschmieren. Das war mühselig und gegen meine Bedürfnisse. Alle hielten mich für einen ausgemachten Dollbohrer. Irgendwann lernte ich die Hand zu verdrehen, aber meine privaten Dinge schrieb ich in Fraktur. Ich brauchte eine Auszeichnungsschrift. Ich wollte ausgezeichnet sein und mich auch entsprechend äußern, wenigstens insgeheim. Ich fühlte barock und keineswegs schnörkellos. Wesentliche Worte nicht versäumen! Meine Umgebung war ziemlich barockfrei, mit Ausnahme der sparsam ornamentierten Schlosskirche. Die hatte zwei einfache gesprengte Segmentgiebel, evangelisch eben, wie die Herzöge und deren schwedischer Baumeister Jonas Erickson (1678 bis 1762). Er entwarf ein Lustschloss, das er Tschifflik nannte, das türkische Wort für Landhaus oder Bauernhof. Erickson träumte davon, einem jeden deutschen Fürsten, den er traf, dieses Lustschloss vom Typ Tschifflik zu empfehlen, und verband damit eine große Idee, denn es gab an die zweitausend deutsche Fürsten. Aber seine Idee fand Erickson nie ausgereift und behielt sie für sich. Stattdessen baute er die Schlosskirche vom Typ Schlosskirche. Sein Sohn Ingvar wollte Möbel bauen und entwarf einen Teetisch namens Tschifflik, aber Ingvar starb noch vor seinem Vater, und Jonas Erickson behielt auch die Tischidee Tschifflik für sich. Völlig verarmt musste er vor seinen Gläubigern fliehen.

Johnny Ross sagt über die Schlosskirche: »So einfach und doch so primitiv.«

Mit der gebrochenen Schrift wollte ich die lapidare Welt aufbrechen und durch geschwungene Auswucherungen zu einer unvergesslichen Eleganz verbessern. Allein in Fraktur ließ sich eine verbesserte Welt festhalten, dachte ich. Ich schrieb sparsam, denn ein Frakturbuchstabe dauert natürlich länger als der einer normalen Schreibflussschrift. Ein Frakturbuchstabe dauert ein Leben lang. Ich dachte an Jan, als ich bei Papier-Fux bezahlte.

Nebenan ist die Rahmenhandlung, in der zwischen Gehrungsschnitten Jan auf Daniel treffen wird, den ruppigen Rahmenmacher. Das wird wunderschön.

Eine Straßenecke weiter, in einem Innenhof neben der Fußgängerzone, saß die alte Dame, die genauso hieß wie ein berühmter belgischer Cembalist, Immerseel. Frau Immerseel, die keine Belgierin war, sondern eine aus der DDR geflohene Barockblockflötistin, hatte nicht weitergespielt, war im Westen musikalisch verstummt, denn sie konnte antiautoritär erzogenen Kindern keinen Unterricht geben.

„Die Flötentöne beibringen“, sagte sie mit einem Lächeln, das ihre Autorität unterstrich. Stattdessen hatte sie in Queichburg den einzigen nennenswerten Plattenladen für klassische Musik aufgemacht, schon Ende der Siebziger. In der Fußgängerzone wies seither eine orange blinkende Warnleuchte auf einem doppelseitigen Plakatständer den Weg, Aufschrift: Klassik Immerseel im Innenhof (in einer etwas unbeholfenen Handschrift mit Textmarker). Die Worte Immerseel im Innenhof zogen mich nach meinem Einkauf bei Papier-Fux regelmäßig an. Sie bezeichneten genau, was über meinem Leben aus meiner Sicht und nicht aus der Sicht anderer stand. Schicksalsgenossen, dachte ich. Frau Immerseels Schicksal war die blinkende Warnleuchte, die in einer Fußgängerzone ohne jede Aura auf Dinge hinwies, die keinen interessierten. Das Konzert in f-Moll, Bach-Werke-Verzeichnis tausendsechsundfünfzig, mit dem Cembalisten Kenneth Gilbert, der unvergessliche zweite Satz. Oder die achtunddreißigste Sonate von Sylvius Leopold Weiss (1687 bis 1750), mit dem Lautenisten Robert Barto, die grüblerische Sarabande. „Es soll nur Sylvius die Laute spielen“, sagte einst August der Starke (1670 bis 1733), und seine starken Augenbrauen entspannten sich beim Spiel.

In ihrem Laden war ich immer allein, allein mit Frau Immerseel, die wie eine Lehrerin (1955 bis 2020) oder Aufseherin (1955 bis 2049) oder Beigeordnete (1955 bis 2027) oder verschrobene Naturheilerin (1955 bis 2058) hinter dem Tresen an der Kasse saß und über eine Sammlung alles Schönen blickte und herrschte, als wäre es ihre Privatsammlung, als wäre hier ihr Innerstes nach außen gekehrt. Und sie schien sich ungern von einer CD zu lösen, die ich kaufen wollte. In einem Trennungsritual des Unausweichlichen erzählte sie mir dann alles, was sie darüber wusste, über das Leben des Komponisten, des Interpreten, der vielleicht eine Lähmung im Ringfinger oder Daumen überwand, um spielen zu können, was er spielte. Zeigte mir sogar in eiligst aus dem Nebenzimmer herbeigeholten Partituren, dass genau diese Aufnahme alles so wahrhaftig hervorbrachte, wie es sich Bach (1685 bis 1750) tatsächlich vorgestellt hatte. Auch dessen Sohn, der Stürmer und Dränger Carl Philipp Emanuel (1714 bis 1788), und dann der Mozart-Freund Johann Christian (1735 bis 1782), der Londoner Bach, erfolgreich auf der Insel wie vor ihm nur Händel (1685 bis 1759) und nach ihm nur Haydn (1732 bis 1809), oder Wilhelm Friedemann (1710 bis 1784), „des großen Deutschen vergessener Ältester“, sagte sie, und ihr leichter Oberlippenflaum vibrierte energisch.

Irgendwann sprach sie den Namen Rosenmüller aus, indem sie ihren Blick durch den Raum springen ließ, gezielt, konspirativ, genauestens kontrolliert, in zwei Sekunden (ich dachte noch: Klar, gelernt da drüben, im ehemaligen Osten). Johann. Das Talent aus dem Vogtland. Sollte Leipziger Thomaskantor werden, also eigentlich ein Vorgänger von Bach, aber stattdessen sei er arretiert worden, hätte er sich doch der sodomitischen Knabenschänderey auf gut Italienisch hingegeben. Selbst einige der Knaben wurden inhaftiert, als hätte es ihnen gefallen.

Frau Immerseel musterte mich, und ich wusste nicht, was genau sie meinte. Kurz dachte ich, sie wüsste was (klar wusste sie was, gelernt da drüben, wussten alle was), aber dann erzählte sie die Geschichte von Johann Rosenmüller (1617 bis 1684) mit allen Wendungen, und ich merkte, es ging um die Gemeinsamkeit, die sie mit ihm hatte, nicht Leipzig, sondern etwas, das bei aller Unterschiedlichkeit und allen ernsthaften Vorwürfen des Stadtrates anno 1655 noch blieb: die Flucht. Er kam nach Venedig und nannte sich Giovanni, Posaunist, trombonista in San Marco, dann, sagte Frau Immerseel, indem sie das Kinn leicht nach vorn schob und die Mundwinkel anhob, um vielleicht eine vielfach deutbare Genugtuung zum Ausdruck zu bringen, sei er der Vorgänger Vivaldis geworden, man stelle sich das vor. „Also hören Sie mal ergriffen und beglückt Rosenmüller!“, den Mann aus ihrer alten Heimat, die sie nach der Wende sofort wieder vierteljährlich besuchte, ohne je ganz zurückzukehren. Frau Immerseel im Innenhof war unvermeidlich meine Seelenverwandte, die immer mehr hinter dem Tresen zu versinken drohte und auch versank.

Rosenmüllers Sonaten für Streicher und seine Sacri Concerti erstritt ich mir, indem ich ihr versprach, sie sorgfältig und pfleglich zu hören, „mit gespitzten Ohren“, also immer in dem Bewusstsein, dass dieser Sachse, ihr Landsmann (in Oelsnitz geboren wie sie), seinerzeit der größte deutsche Komponist in Europa gewesen sei. Wohl dem, der den Herrn fürchtet, der große Lust hat zu seinen Geboten, beatus-beatus-beatus-vir-beatus-beatus-vir-beatus-beatus-vir-qui-timet-qui-timet-do-ho-ho-ho-ho-ho-ho-ho-ho-minum-in-mandates-eius-in-mandates-eius-volet-nimis-in-mandates-eius-in-mandates-eius-volet-nimis. Und ich hörte den Ruf meines Engels (welches Engels?), dass man beherzt Lust an seinen Feinden finden muss, confirmatum-est-cor-eius-confirmatum-est-cor-eius-non-commovebitur-non-commovebitur-donec-dispiciat-inimicos-inimicos-suos.

Ich bot Frau Immerseel an, den Schriftzug unter der Warnleuchte so zu gestalten, wie Bach geschrieben hätte, auch noch Mozart oder Beethoven, „und vergessen Sie Hummel nicht“, ja, auch der (1778 bis 1837). Klavierkonzert in a-Moll, opus fünfundachtzig, eröffnet von einem Allegro moderato, als seien alle ständig auf den Beinen, unruhiges Hin und Her… schon mal los… bloß weg hier… egal wohin.

Neugierig ließ sie mich gewähren, und ich entschied mich für eine schwierige (gerade für schmierende Linkshänder wie mich schier unmögliche), aber einstmals geläufige Schreibflussschrift, für die Kurrent, die allerdings außer mir niemand lesen konnte. Unter großer Wertschätzung meiner Arbeit rieb sich Frau Immerseel, als wir im Blinklicht ihres Schildes standen, den Bartflaum und gab zu, nur die beiden großen I von Immerseel und Innenhof zu erkennen. Der Krämer zog die Schublade heraus und zeigte darin eine Dose mit schwärzlichem Pulver und ein Papier mit sonderbarer Schrift, die weder der Kalife noch der Mansor lesen konnten.

„Hmm.“

„Besser Fraktur?“

„Ja, vielleicht machen Sie das mal. Das kann man dann doch lesen?“

„Allerdings!“, piepste ich wie eine zerzauste Amsel. Als die gewundenen Bögen, aus denen sich ein Fraktur-I zusammensetzt, im Blinklicht glänzten, war sie zufrieden, auch wenn sie mich fragte, ob man nicht „Immerfeel“ lesen würde, denn ich hatte in der Wortmitte natürlich das lange s mit Oberlänge und Unterlänge verwendet und sagte, vielleicht etwas streng: „Das gehört so, das muss so!“ Ich sagte es streng, aber wahrhaftig, nicht wie der Schuhhändler Hirt (mit seinem knisternden Seidenpapier), wenn er die Schuhe nicht eine Nummer größer hatte und mir, als ich sagte, die zwickten etwas an der großen Zehe, zur Antwort gab: „Des ghärt so!“, also in betrügerisch krämerischer Absicht (Schuhschurke, Sandalenratte miese kleine, Schuhlöffelbestie).

„Hmm“, sagte Frau Immerseel verständnisvoll.

Früher mischte ich die Tinte aus Farben der Pelikanindustrie (viel Braun und ein Schuss Schwarz) oder nahm für das Schild von Frau Immerseel einen breiten Filzstift. Heute schreibe ich historisch informiert mit Tinte nach alten Rezepten, aber die verklebt & klumpt, oder das Papier wellt sich unter ihr, als krümmte es sich vor Schmerzen (oder vor Lachen?). Etwas mache ich falsch. Eisengallus, eine gefräßige Tinktur. Das Papier kann schon nach hundert Jahren zerfressen sein und mit ihm meine Gedanken. Was bleibt dann von mir? Unleserliche Buchstabenspuren, aber im Zweifel mehr als auf einer Diskette, für die man heute vergeblich ein passendes Laufwerk sucht. Das Schweifwerk auf Papier war viel eher meine Welt, Schweif- und Rankenwerk, wie es barocke Buchstaben umgibt. Wer es ernst meint mit einer Frakturinitiale, sitzt stundenlang, tagelang, manchmal wochenlang, bis alles sitzt. Ein großes N zum Beispiel erfordert eine unendliche Konzentration, denn nichts anderes darf im Kopf sein als die grundlegende Vorstellung, das standfeste Gerüst dieses Buchstabens, drei Bögen, aus denen dann schwingende Linien und auf- und eingerollte Sprossen über sich hinauswachsen, in den Raum hineinwuchern, wuchern und wuchern, in ihr eigenes Leben.

Oft saß ich Tage am ersten Bogen, der einem spiegelverkehrten C gleicht. Doch muss dieser mächtige Bogen nicht nur fest stehen, auf einem schlanken Sockel ruhen und Halt geben, er muss auch in mannigfaltiges Spreizklimmerwerk ausstrahlen, muss hinausgreifen, um sich greifen, auch mal hart durchgreifen, aber sein Peitschenhieb muss stets in runde Schleifen münden, muss Schnörkel werden, die sich auf- und einrollen. Dann hat er die Richtung zu ändern, hinauf, nach rechts, um später einen weiteren Bogen zu stützen, der wie ein Dach aufliegt.

Zunächst gilt es, einen zweiten Bogen in einer unbeirrbaren Bewegung anzusetzen, rechts vom ersten, diesmal nur halb so groß, diesmal eine Art C, aber nicht weniger entschlossen, Ranken auszuwerfen, unerhörte Florituren. Auf ihn wird zu bauen sein. Der dritte Bogen dann, ein gespiegeltes S, ähnlich groß wie der zweite, liegt bequem auf, von links gestützt durch den großen ersten Bogen, nichts stürzt… das Gebäude steht. Das große Fraktur-N.

Es gilt eine barocke Selbstverständlichkeit zu verkörpern, die nur in völliger Versenkung zu erreichen ist. Alles muss zur eigenen Natur werden, muss in meiner Natur liegen, muss meiner Natur entspringen, wie ich einer Natur entsprungen bin, wie mich die natürlichsten Dinge zugerichtet haben: Naturalia. Viel Tinte und viel Papier sind darauf zu verwenden, die Feder für diese notwendige Selbstverständlichkeit in begreifender Ruhe über das Papier zu schicken. Weitere Verzierungen folgen, erheben sich, winden sich, schwingen sich übereinander und umgarnen das Gebäude, machen es schwerelos, lösen es zu Schnörkeln und Schlaufen auf, zu Seepferdchenschwänzchen und Elefantenrüsseln. Aber auch Unterbrechungen sind nötig, Einbrüche in die Umschweife, Querschläger, Querbalken, die in einer feinen Linie auslaufen und eine neue Erfindung beginnen lassen, einen neuen Bogen, eingerolltes Eigenleben. Es kann eine ganz junge Ranke sein, es kann aber auch den gesamten Buchstaben umfahren, nicht enden wollend. Man folgt dem Rollwerk der Linie, weil sie nicht enden soll, weil sich das Glück immer nur zwischen Anfang und Ende einer Bogenlinie entfaltet und weiteres Glück unabsehbar ist, denn es kann nicht immer nur monumentales Schweif- und Schlingwerk geben. Die Vielfalt der Wucherungen darf nicht zu einer Gleichgestalt führen. Immer neu muss begriffen werden, wie das gute Leben aus dem Geflecht der Linien entsteht, das sich um die beiden stützenden Hauptbögen und das auflagernde, sicher ruhende und schützende Dach des großen barocken N rankt. Der flüssige Lauf der Feder, der gezügelt und zugleich gänzlich in Freiheit gewährt wird, ist eine unvorstellbar günstige Fügung. Birgt über Jahre ein lohnendes Ziel, in dem man sich mit Sorgfalt verlieren kann. Welches Heil kann es außerhalb eines beginnenden Schmuckbuchstabens geben? Alle weiteren Buchstaben, die ohne Gegenläufe, ohne auseinanderstrebende Verzierungen und rollende Auflösungen nur den Weg des Wortes beschreiben, sind weniger von der Erfüllung gezeichnet als vom Ethos behutsamer Schreibarbeit. Auch schön. Hauptsache ungestört. Denn ein Anklopfen an die Kellertür kann die Hand in Aufruhr versetzen und mit ihr die Linie, völlig ungewollt, rein körperlich, ohne ordnenden Verstand, ohne die Liebe zur unabhängigen und unabänderlichen Gestalt. Mit dem Anklopfen gerät die Schrift ins Schlingern. Mit dem Anklopfen ist alles dahin!

Unbemerkt von anderen (aber ich möchte wetten, ich war der Einzige weit und breit und war mir meiner sicher wie keiner) konnte ich dies schreiben, konnte ich noch viel mehr, lernte stets hinzu, jahrelanges Schreibglück, bis ich jede Schrift konnte. Nahezu jede Schrift aus der Vergangenheit konnte ich schreiben, nicht nur Fraktur, auch Textura, Rotunda, Bastarda (die oberrheinische wie die französische, auch die böhmische), und ich liebte die beneventanische Buchschrift aus den Skriptorien von Bari & Monte Cassino, die über rautenartig gedrehte Mittellängen verfügte und einst mit akribisch-zittriger Federführung in mittelitalienischen Klöstern versonnen & versunken gepflegt wurde, bis sie dann von Kaiser Friedrich dem Zweiten (dem mit den Falken, 1194 bis 1250) in zwei Edikten verboten wurde (wegen Unleserlichkeit), 1220 und noch einmal 1231. Schrift hat wie Sprache klar zu sein. Und die Sprache muss eine Wirkung haben. Was ich schreibe, muss wirksam sein… muss es doch… muss die Welt verändern. Mehr denn je. Muss endlich Ordnung schaffen. Darauf kommt es an. Vor meiner Haustür.

Auch wenn der Initialbuchstabe vor allem bedeutet, dass etwas beginnt, so fängt die Geschichte des Beginns mit einem leeren Blatt an. Das leere Blatt liegt auf dem Tisch. Da liegt es gut und bleibt unbeschrieben. Abwarten. Alles zu seiner Zeit. Das leere Blatt blieb leer. Es fand seinen Weg vom Tisch an die Wand. Ich wollte es rahmen, aber ein gerahmtes leeres Blatt an der Wand ist was für altkluge Zwölfjährige. Okay, als ich das erste leere Blatt für mich erfand, war ich zwölf. Aber ob das Ganze auch noch mit dreizehn trug? Mit dreizehn nahm ich einen rahmenlosen Bildhalter. Das Blatt ohne Umschweife.

Über ein leeres Blatt zu schreiben ist in jedem Lebensalter noch blöder als auf ein leeres Blatt zu schreiben. Aller Anfang. Es blieb das billige leere weiße Blatt, frei von Schrift. Frei von mir. Mit der eingebildeten Kraft des machtlosen Linkshänders. Ich dachte mir, wenn der Beginn in Fahrt kommt, dann würde sich auch das Blatt wenden. Die Kraft des leeren Blattes war noch nicht groß genug, die Gegenkraft der Welt zu überwältigen. Das ist sie mit dreizehn nie. Das ist sie manchmal ein Leben lang nicht. Gegen die Übermacht war ich ein Sturm im Wasserglas. Immerhin ein Sturm. Ein Aufruhr auf einem leeren Blatt. Unreif. Unbrauchbar. Unerträglich. Vielleicht würde es gut mit vierzehn. Mit vierzehn würde ich den Bildhalter öffnen.

Um das Wesentliche aufs Papier zu bringen, müssen Jahrzehnte vergehen. Man hält es nicht mehr aus

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