Ruhe in Frieden: Wegners schwerste Fälle (10. Teil) - Thomas Herzberg - E-Book

Ruhe in Frieden: Wegners schwerste Fälle (10. Teil) E-Book

Thomas Herzberg

5,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Was ist geschehen? Und viel wichtiger: Hat Wegner das feige Attentat überlebt?
Der letzte Teil „Wegners schwerster Fälle“ entwickelt sich für alle Beteiligten zum Spießrutenlauf. Während man in der Führungsetage bereits fieberhaft nach Verantwortlichen für das entstandene Chaos sucht, hält auch ein neuer Fall die Hamburger Mordkommission in Atem. Jeder Tag wirft neue Rätsel auf, deren Lösung in immer weitere Ferne rückt … (Jeder Wegner-Fall ist eine in sich abgeschlossene Geschichte. Mittlerweile ist es allerdings ratsam, auch die vorangegangenen Fälle zu kennen ...;)
Lektorat/Korrektorat: Michael Lohmann
 
Aus der Reihe Wegners erste Fälle:

  • »Eisiger Tod« (Teil 1)
  • »Feuerprobe« (Teil 2)
  • »Blinde Wut« (Teil 3)
  • »Auge um Auge« (Teil 4)
  • »Das Böse« (Teil 5)
  • »Alte Sünden« (Teil 6)
  • »Vergeltung« (Teil 7)
  • »Martin« (Teil 8)
  • »Der Kiez« (Teil 9)
  • »Die Schatzkiste« (Teil 10)
Aus der Reihe Wegner & Hauser (Hamburg: Mord)
  • »Mausetot« (Teil 1)
  • »Psycho« (Teil 2)
Aus der Reihe Wegners schwerste Fälle:
  • »Der Hurenkiller« (Teil 1)
  • »Der Hurenkiller – das Morden geht weiter …« (Teil 2)
  • »Franz G. - Thriller« (Teil 3)
  • »Blutige Rache« (Teil 4)
  • »ErbRache« (Teil 5)
  • »Blutiger Kiez« (Teil 6)
  • »Mörderisches Verlangen« (Teil 7)
  • »Tödliche Gier« (Teil 8)
  • »Auftrag: Mord« (Teil 9)
  • »Ruhe in Frieden« (Teil 10)
Aus der Reihe Wegners letzte Fälle:
  • »Kaltes Herz« (Teil 1)
  • »Skrupellos« (Teil 2)
  • »Kaltblütig« (Teil 3)
  • »Ende gut, alles gut« (Teil 4)
  • »Mord: Inklusive« (Teil 5)
  • »Mörder gesucht« (Teil 6)
  • »Auf Messers Schneide« (Teil 7)
  • »Herr Müller« (Teil 8)
Aus der Reihe "Hannah Lambert ermittelt":
  • »Ausgerechnet Sylt« (1)
  • »Eiskaltes Sylt« (2)
  • »Mörderisches Sylt« (3)
  • »Stürmisches Sylt« (4)
  • »Schneeweißes Sylt« (5)
  • »Gieriges Sylt« (6)
  • »Turbulentes Sylt« (7)
Aus der Reihe "Zwischen Mord und Ostsee":
  • »Nasses Grab« (1)
  • »Grünes Grab« (2)
Weitere Titel aus der Reihe Auftrag: Mord!:
  • »Der Schlitzer« (Teil 1)
  • »Deutscher Herbst« (Teil 2)
  • »Silvana« (Teil 3)
Unter meinem Pseudonym „Thore Holmberg“:
  • »Marthas Rache« (Schweden-Thriller)
  • »XIII« (Thriller)
Weitere Titel:
  • »Zwischen Schutt und Asche« (Nachkrieg: Hamburg in Trümmern 1)
  • »Zwischen Leben und Tod« (Nachkrieg: Hamburg in Trümmern 2)
  • »E.S.K.E.: Blutrausch« (Serienstart E.S.K.E.)
  • »E.S.K.E.: Wiener Blut« (Teil 2 - E.S.K.E.)
  • »Ansonsten lächelt nur der Tod«
Noch mehr Bücher, aktuelle Informationen und einen Newsletter-Service findet ihr auf meiner Homepage

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
5,0 (1 Bewertung)
1
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Thomas Herzberg

Ruhe in Frieden: Wegners schwerste Fälle (10. Teil)

Hamburg Krimi

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Titel

Ruhe in Frieden

Wegners schwerste Fälle (10. Teil)

von Thomas Herzberg

 

Alle Rechte vorbehalten

Fassung: 1.2

 

Cover: Titel: frau.L. / photocase.de; Hamburg Skyline: pixelliebe/stock.adobe.com

Covergestaltung (oder Umschlaggestaltung): Marius Gosch, www.ibgosch.de

 

 

Die Geschichte ist frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und/oder realen Handlungen sind rein zufällig. Sämtliche Äußerungen, insbesondere in Teilen der wörtlichen Rede, dienen lediglich der glaubhaften und realistischen Darstellung des Geschehens. Ich verurteile jegliche Art von politischem oder sonstigem Extremismus, der Gewalt verherrlicht, zu selbiger auffordert oder auch nur dazu ermuntert!

 

Ein großes Dankeschön geht an diesen Mann:

Lektorat, Korrektorat: worttaten.de – Michael Lohmann

 

Wegner in chronologischer Reihenfolge

 

Aus der Reihe Wegners erste Fälle:

»Eisiger Tod« (Teil 1)»Feuerprobe« (Teil 2)»Blinde Wut« (Teil 3)»Auge um Auge« (Teil 4)»Das Böse« (Teil 5)»Alte Sünden« (Teil 6)»Vergeltung« (Teil 7)»Martin« (Teil 8)»Der Kiez« (Teil 9)»Die Schatzkiste« (Teil 10)

Aus der Reihe Wegner & Hauser (Hamburg: Mord)

»Mausetot« (Teil 1)»Psycho« (Teil 2)

Aus der Reihe Wegners schwerste Fälle:

»Der Hurenkiller« (Teil 1)»Der Hurenkiller – das Morden geht weiter …« (Teil 2)»Franz G. - Thriller« (Teil 3)»Blutige Rache« (Teil 4)»ErbRache« (Teil 5)»Blutiger Kiez« (Teil 6)»Mörderisches Verlangen« (Teil 7)»Tödliche Gier« (Teil 8)»Auftrag: Mord« (Teil 9)»Ruhe in Frieden« (Teil 10)

Aus der Reihe Wegners letzte Fälle:

»Kaltes Herz« (Teil 1)»Skrupellos« (Teil 2)»Kaltblütig« (Teil 3)»Ende gut, alles gut« (Teil 4)»Mord: Inklusive« (Teil 5)»Mörder gesucht« (Teil 6)»Auf Messers Schneide« (Teil 7)»Herr Müller« (Teil 8)

Aus der Reihe "Hannah Lambert ermittelt":

»Ausgerechnet Sylt« (1)»Eiskaltes Sylt« (2)»Mörderisches Sylt« (3)»Stürmisches Sylt« (4)»Schneeweißes Sylt« (5)»Gieriges Sylt« (6)»Turbulentes Sylt« (7)

Aus der Reihe "Zwischen Mord und Ostsee":

»Nasses Grab« (1)»Grünes Grab« (2)

Weitere Titel aus der Reihe Auftrag: Mord!:

»Der Schlitzer« (Teil 1)»Deutscher Herbst« (Teil 2)»Silvana« (Teil 3)

Unter meinem Pseudonym „Thore Holmberg“:

»Marthas Rache« (Schweden-Thriller)»XIII« (Thriller)

Weitere Titel:

»Zwischen Schutt und Asche« (Nachkrieg: Hamburg in Trümmern 1)»Zwischen Leben und Tod« (Nachkrieg: Hamburg in Trümmern 2)»E.S.K.E.: Blutrausch« (Serienstart E.S.K.E.)»E.S.K.E.: Wiener Blut« (Teil 2 - E.S.K.E.)»Ansonsten lächelt nur der Tod«

 

Weitere Titel, Informationen und einen Newsletter-Service gibt es auf meiner Homepage: ThomasHerzberg.de

 

Thomas Herzberg auf Facebook

Inhalt:

Was ist geschehen? Und viel wichtiger: Hat Wegner das feige Attentat überlebt?

Der letzte Teil „Wegners schwerster Fälle“ entwickelt sich für alle Beteiligten zum Spießrutenlauf. Während man in der Führungsetage bereits fieberhaft nach Verantwortlichen für das entstandene Chaos sucht, hält auch ein neuer Fall die Hamburger Mordkommission in Atem. Jeder Tag wirft neue Rätsel auf, deren Lösung in immer weitere Ferne rückt …

(Jeder Wegner-Fall ist eine in sich abgeschlossene Geschichte. Mittlerweile ist es allerdings ratsam, auch die vorangegangenen Fälle zu kennen ...;)

 

Lektorat/Korrektorat: Michael Lohmann - worttaten.de

 

 

 

1

 

Nach einer halsbrecherischen Fahrt durch die halbe Innenstadt schaffte es Frank Schilling gerade noch, mit einer Vollbremsung hinter einer ganzen Reihe von Streifenwagen anzuhalten. Hier, wo die St. Pauli Hafenstraße in den Fischmarkt überging, tummelten sich an einem Samstagabend gewöhnlich Tausende Erlebnishungrige. Nur die kleinen Restaurants schlossen ihre Pforten rechtzeitig, weil zu fortgeschrittener Stunde nicht mehr mit zahlungskräftigen Gästen, sondern nur noch mit Randale zu rechnen war. Wo sonst das Nachtleben bis in die frühen Morgenstunden tobte, waren in diesem Moment nur haufenweise Polizisten, Rettungssanitäter und sonstige Einsatzkräfte zu finden, die das Areal weiträumig abgesperrt hatten. Dutzende Einsatzleuchten wurden von Wänden und Fenstern reflektiert und tauchten alles rundherum in unwirkliches Licht.

Detlef Busch, der die ganze Fahrt über kein einziges Wort gesprochen hatte, sprang aus dem Wagen und steuerte bereits auf einige Uniformierte zu. »Wo ist er?«, brüllte der junge Kommissar den Polizisten entgegen. Und weil keiner so schnell antworten wollte, wiederholte er seine Frage deutlich energischer: »Wo ist er, verdammt?«

Endlich erbarmte sich einer der Männer und zog Busch sogar ein kleines Stück beiseite. »Der Rettungswagen mit Wegner ist gerade weg … auf dem Weg nach Eppendorf.« Das ständige Kopfschütteln des Kollegen trug keineswegs zur Entspannung bei.

»Wie schwer hat es ihn erwischt?«, erkundigte sich Busch mit leiser, zitternder Stimme. Mittlerweile war Frank Schilling neben ihm angekommen; dessen Miene wirkte wie versteinert.

»Leute … ich bin kein Arzt.« Der Uniformierte fuchtelte mit den Armen. Vermutlich wollte er keine verbindliche Aussage treffen, auf die man ihn zu einem späteren Zeitpunkt hätte festnageln können.

»Was ist mit dem anderen?«, fragte Schilling, weil es Busch anscheinend komplett die Sprache verschlagen hatte.

»Den Typen, der das Blutbad angerichtet hat, haben Sie schon vor ’ner Viertelstunde weggefahren. Ich glaube nicht, dass er es schafft.«

Zeitgleich schauten die beiden Kommissare auf eine Maschinenpistole, die neben der Eingangstür des kleinen Restaurants noch immer am Boden lag. Direkt daneben stand ein Uniformierter, der das Corpus Delicti bewachen würde, bis die Spurensicherung ihre Arbeiten beendet hätte.

»Was ist mit dem Dritten? Wegner hat sich hier mit einem …« Frank Schilling zögerte. Vermutlich suchte er nach einer passenden Bezeichnung. Sein schweres Atmen verriet jedoch, dass diese Suche nicht besonders erfolgreich endete. »… Bekannten getroffen.«

Der Uniformierte schüttelte nachdenklich den Kopf. Jetzt schaute er zum Tresen hinüber, wo der Inhaber, ein älterer Italiener, aufgeregt mit einigen seiner Landsleute diskutierte. »Giorgio sagt, der Typ hätte den Angreifer umgelegt und sich im nächsten Moment schon davongemacht. Wir haben nur eine vage Beschreibung. Bei dem Trubel hier können wir eine Fahndung ohnehin vergessen. Wenn ihr mich fragt, dann ist der Kerl längst über alle Berge.«

Diese Unterhaltung steckte schnell in einer Sackgasse; Detlef Busch machte ein paar energische Schritte nach vorne. Wie gelähmt stützte sich der junge Kommissar wenig später auf einen kleinen Tisch, der vor nicht mal einer Stunde im Zentrum der Geschehnisse gestanden hatte. An der Wand über der schmalen Sitzbank waren Blutspritzer und Espressoreste zu erkennen. Eines der Projektile hatte die winzige Tasse regelrecht pulverisiert und sie, samt Inhalt, rundherum verteilt. Ein Bierglas – vermutlich Wegners – stand noch immer halb voll mitten auf dem Tisch. Man hätte denken können, dass der Hauptkommissar jeden Moment zurückkehren, einen weiteren Schluck nehmen und röhrend mit irgendeiner abenteuerlichen Geschichte fortfahren würde.

Detlef Busch schaute nach unten und erkannte eine riesige Blutlache, die sich, bevor sie teilweise getrocknet war, sogar bis zum Nachbartisch ausgebreitet hatte. Zum ersten Mal spürte er Tränen aufsteigen. Tränen, in erster Linie aus Wut, aber auch Verzweiflung.

»Du wirst es nicht glauben!« Frank Schilling hatte sich unbemerkt an seine Seite geschoben und sofort begonnen. Der Oberkommissar hielt sein Handy viel zu dicht vor Buschs Nase, deshalb musste der die Hand seines Kollegen ein Stück von sich schieben, bevor er etwas erkennen konnte.

Busch starrte eine ganze Weile auf das Foto. Dieses Gesicht erschien ihm mittlerweile sogar im Traum und hatte sich als Feindbild unauslöschlich in seinem Gedächtnis verankert. »Du meinst, es war …?«

»Volltreffer!«, gab Schilling mit unpassender Heiterkeit zurück. »Es war tatsächlich Jens Thomsen … höchstpersönlich.« Er deutete zu seinen uniformierten Kollegen hinüber. »Drei davon haben ihn wiedererkannt und sind sich so gut wie sicher, dass es Thomsen war.« Schilling wedelte mit seinem Handy herum. »Wir haben das Schwein!«

 

»Hier gibt es nichts mehr für uns zu tun«, flüsterte Busch eine ganze Weile später mit müder Stimme. Er sah aus, als wäre er in den letzten Stunden um mindestens fünfzehn Jahre gealtert. Von seiner sonst so unbekümmerten, häufig fast kindlichen Art, war in diesem Moment kein Funken mehr übrig.

Frank Schilling warf einen Blick in die Runde und beendete seine eigene Einschätzung mit einem eher widerwilligen Nicken. »Ich glaube, du hast recht.« Auch der Oberkommissar wirkte gründlich desillusioniert. »Wir sollten ins Krankenhaus rüberfahren und schauen, wie es ihm geht.«

Mit den Augen eines Rehs, das in die heranrasenden Scheinwerfer schaut, sah Busch seinem Kollegen direkt ins Gesicht. »Meinst du, er schafft es?«

»Ich hab keine Ahnung, Detlef! Wir wissen bis jetzt ja nicht einmal, wie schwer er verletzt ist.«

»Wenn nicht, dann …« Busch verstummte. Erneut sammelten sich Tränen in seinen Augen.

Frank Schilling verzichtete auf weitere Worte und stapfte bereits auf den Dienstwagen zu. »Schwing dich auf den Beifahrersitz, es wird Zeit.«

 

2

 

Seit einer Dreiviertelstunde saßen die beiden Kommissare vor einem der Operationssäle im Universitätsklinikum Eppendorf. Trotz mehrfacher Nachfragen hatten sie bis jetzt keinerlei Antwort bekommen, was Wegners aktuellen Zustand anging. Detlef Busch rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum, während Schilling von Minute zu Minute weiter in sich zusammensackte.

Endlich quetschte sich einer der Ärzte durch eine Schiebetür auf der gegenüberliegenden Seite und stand nun mit hängenden Schultern mitten auf dem Flur. Das Vorderteil und die Ärmel seines Kittels waren blutverschmiert. Der Mann wirkte erschöpft, förmlich ausgelaugt. Im kalten Licht der Neonröhren leuchtete sein Gesicht wie das eines Gespenstes. Die beiden Kommissare sprangen zeitgleich auf und stürmten dem Chirurgen entgegen. Ein Wunder, dass sie den armen Mann nicht noch packten und womöglich durchschüttelten.

»Sagen Sie uns, was los ist!«, presste Busch viel zu laut und mit bebender Stimme heraus. Frank Schilling schien nicht einmal in der Lage zu sein, einen Ton von sich zu geben, sondern schüttelte nur unaufhörlich mit dem Kopf.

»Er wird es überleben«, gab der Arzt in nüchternem Tonfall zurück. »Seine Verletzungen sind gar nicht so erheblich, nur, dass er sehr viel Blut verloren hat, ist …«

»Also wird er wieder ganz der Alte, ja?« Detlef Busch gab ein erleichtertes Stöhnen von sich. Trotzdem pochte er auf diese weitere Bestätigung.

Bevor der Doktor antworten konnte, war es Schilling, der plötzlich Interesse an einem anderen Patienten hatte: »Was ist mit Jens Thomsen?«, erkundigte er sich eher skeptisch. In seiner Stimme schwang keinerlei Sorge, sondern vielmehr Neugier mit. »Wird er es auch schaffen?«

»Das kann ich Ihnen noch nicht sagen«, erwiderte der Arzt ebenso teilnahmslos wie kurz zuvor in Wegners Fall. »Meine Kollegen im OP nebenan tun, was sie können. Aber wir sind auch nur Menschen, keine Wunderheiler.«

Zeitgleich klopften die Kommissare dem gähnenden Mediziner auf die Schultern und entließen ihn zunächst. Mit langen Schritten verschwand der Mann in Richtung Getränkeautomat. Vermutlich brauchte er einen starken schwarzen Kaffee, um die regelmäßige Dosis Koffein zu garantieren. Wahrscheinlich erwartete man ihn bereits im nächsten OP, wo gerade ein weiterer Patient um sein Leben rang.

Die Kommissare saßen wieder auf ihren Stühlen. Im Gesicht des einen war grenzenlose Erleichterung zu erkennen, in dem des anderen eher Resignation und Müdigkeit.

»Ich frage mich nur, wo Seibler geblieben ist«, flüsterte Detlef Busch vor sich hin. »Auf jeden Fall scheint es ihn nicht allzu schwer erwischt zu haben, sonst hätten wir ihn ja gefunden.«

»Machst du dir etwa Sorgen?«, gab Frank Schilling eiskalt zurück. »Der Kerl weiß genau, was er tut. Und wenn er Kraft genug hatte, um sich davonzumachen, kann es bei ihm auch nicht so schlimm gewesen sein.«

»Trotzdem wüsste ich gerne, wo er geblieben ist.«

»Und genau deshalb wird Jens Thomsen auch von vier Beamten bewacht. Könnte ja sein, dass unser lieber Herr Seibler die Sache doch noch auf seine eigene Weise zu Ende bringen will.« Schilling wollte fortfahren, als sein Handy klingelte. Eilig zog er es aus der Tasche und hielt es nach kurzem Zögern seinem Kollegen vor die Nase. »Da ist ja dein Vermisster ... warum ruft der Typ denn ausgerechnet bei mir an?«

»Geh ran!«, fauchte Busch. »Mach endlich!«

»Schilling hier, was kann ich für Sie tun, Herr Seibler?«

»Wie geht es Ihrem Chef?« Typisch, für überflüssige Worte oder gar Freundlichkeiten verschwendete ein Berufskiller wie Martin Seibler keine Zeit.

»Er wird durchkommen.«

»Und der andere? Ist er tot?«

»Keine Ahnung … gut sieht es wohl nicht aus.«

Seibler gab zuerst nur ein Schnaufen von sich. Jetzt besann er sich doch und begann flüsternd aufs Neue: »Ich hab schon gehört, dass es tatsächlich Thomsen war. Wie hat der Kerl das geschafft? Er muss Ihrem Chef vor dem Präsidium aufgelauert haben und ist ihm dann bis zum Fischmarkt gefolgt.«

»Das ist auch unsere Erklärung«, gab Schilling deutlich lauter zurück. »Mehr wissen wir erst, wenn wir die Aufnahmen der Verkehrsüberwachungs-Kameras ausgewertet haben.«

»Verdammt!«, fluchte Seibler. »Ich hätte dem Kerl noch mal in den Kopf schießen sollen, bevor ich weg bin.« Er machte eine kurze Pause, schien zu überlegen. »Was soll mit diesem Thomsen geschehen? Ich meine, falls er …«

»… überlebt?«

»Was sonst!«

»Seien Sie mir nicht böse, Herr Seibler, aber ich glaube, es wird Zeit, sich an Vorschriften und Gesetze zu halten. Mit diesen Wildwest-Aktionen haben wir doch letztendlich nur Schaden angerichtet.«

»Dann bin ich aus der Sache raus!«

»Das ist auch besser so.« Schilling drehte sich zu Busch und lächelte seltsam. »Hier sitzt übrigens ein Kollege, der gerne wüsste, wie es Ihnen geht. Haben Sie etwas abbekommen oder …?« Der Oberkommissar hielt abrupt inne und starrte nachdenklich auf sein Handy. »Der Kerl hat aufgelegt. Typisch!«

 

Kurz darauf baute sich eine OP-Schwester vor den beiden Kommissaren auf. In Anbetracht der späten Stunde – es war schließlich mitten in der Nacht, eher schon früher Morgen – sah die Frau im grünen Kittel noch verhältnismäßig frisch aus. »Ihr Chef wird jetzt auf die Intensivstation gebracht. Nur vorsichtshalber«, beruhigte sie die Männer eilig. Deren Gesichter entspannten sich nun wieder etwas.

»Wann können wir ihn besuchen?«, wollte Busch wissen. Mittlerweile stand er vor der Schwester und wedelte aufgeregt mit den Armen herum.

»Nicht vor Montag! Er braucht Ruhe und wird ohnehin die ganze Zeit schlafen.«

 

»Und … was wollen wir mit dem angebrochenen Abend anfangen?«, fragte Detlef Busch lachend. Der junge Kommissar saß erneut auf dem Beifahrersitz, während Frank Schilling den Dienstwagen vom Krankenhaus-Parkplatz lenkte.

»Meine ganzen Sachen liegen ohnehin im Präsidium rum«, gab Schilling nach kurzem Überlegen zurück. »Ich hau mich noch für ein paar Stunden aufs Ohr und morgen früh geht’s dann weiter.«

»Heute früh … außerdem ist Sonntag!«

»Na und? Jetzt fängt die Sache doch erst richtig an.«

»Ich verstehe nicht, was du meinst«, protestierte Busch. »Thomsen liegt im Krankenhaus und seine Leute sind entweder tot oder teilen sein Schicksal. Hast du immer noch Angst, dass es einer auf uns abgesehen hat?«

»Ich habe keine Angst!«, fauchte Schilling zurück. »Aber im Gegensatz zu dir weiß ich, was als Nächstes ansteht.«

»Und das wäre, Oberkommissar Allwissend?«

»Unsere Führungsetage wird die ganze Geschichte von A bis Z durchleuchten und danach werden Köpfe rollen.« Schillings Stimme klang frustriert. Vermutlich befürchtete er, dass in diesem Zuge auch sein eigener Kopf bedrohlich wackeln könnte. »Ich hab solche Sachen oft genug erlebt, und bevor einer der hohen Herren selbst in die Schusslinie gerät, wird kräftig nach unten getrampelt.«

»Ich glaube nicht, dass dort einer das große Bedürfnis verspüren wird, an unseren Stühlen zu rütteln. Und wenn schon …«

»Du hast leicht Reden«, moserte Schilling. »Für dich ist dieser Job doch mehr ein Hobby als alles andere. Wenn ich an deiner Stelle wäre, dann …«

»Hast du etwa auch das Gefühl, als erledige ich meinen Job wie ein Hobby?«

»Nein, habe ich nicht!« Frank Schilling bremste viel zu heftig vor einer roten Ampel und drehte sich mit versöhnlicher Miene zu seinem Kollegen.

»Ich weiß trotzdem nicht, was ich mit diesem Kommentar anfangen soll. Und ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass mir ein paar Wohnungen gehören.«

»Ein paar … dass ich nicht lache!«

Busch schnaufte laut und schaute nur noch stur aus dem Beifahrerfenster. »Außerdem: Wenn der Chef erst mal wieder raus ist, dann können sich eher die hohen Herren dort oben warm anziehen. Du kennst den Alten!«

»Deshalb ja.«

 

3

 

Sonntagmorgen, am östlichsten Rand von Hamburg

 

Rüdiger Lorenzen schuftete schon seit einer halben Stunde in seinem Schweinestall. Die Tiere kannten kein Wochenende, keine Feiertage oder sonst irgendetwas, das ihr Bedürfnis nach Fressen oder dem Gegenteil davon gebremst hätte. Die Landwirtschaft war heutzutage – das konnte jeder bestätigen, der diesen fast aussichtslosen Kampf bereits verloren hatte – lange kein Zuckerschlecken mehr.

Lorenzen hielt kurz inne und kicherte in sich hinein. Für ihn galt das nur noch bedingt. Denn seitdem er den überwiegenden Teil der Ackerflächen verpachtet hatte und dort größtenteils Mais angebaut wurde, den man später in Biogasanlagen in Strom verwandelte, wurde es langsam besser. Zumindest finanziell interessanter! Mit traditioneller Landwirtschaft hatte das nicht einmal mehr ansatzweise zu tun. Am Ende ging es nur darum, wofür Vater Staat oder die Europäische Union am meisten Subventionen herausrückten. Mit den traurigen Konsequenzen, die durch Monokultur, Überdüngung und den gezielten Raubbau an wertvollen Ackerflächen entstanden, müsste sich erst die nächste Generation herumschlagen.

Auch die fünfzehn Sauen und ihre Ferkel waren eigentlich nur noch als Zeitvertreib anzusehen. Dazu kamen ein paar Milchkühe, Hühner, Gänse und ein Fuchs, der sich regelmäßig eine davon holte. Dieser verdammte Strolch!

Rüdiger Lorenzen zog das Gatter auf, hinter dem sein einziger Eber – Rudi, ein wirklich gewaltiges, furchteinflößendes Exemplar – von den Sauen getrennt sein Dasein fristete. Rudi hatte Eckzähne wie ein Tiger, und selbst wenn die meisten Städter es vermutlich nicht einmal ahnten, konnte solch ein Eber auch zubeißen und reißen wie ein Raubtier. Insbesondere wenn Rudi Kohldampf schob oder Lorenzen ihn lange nicht mehr zu den Sauen gelassen hatte, war man besser auf der Hut, wenn man sich ihm näherte.

»Na, Rudi … gut geschlafen?«, erkundigte sich der Bauer, um im nächsten Moment schon zwei Eimer Futter in dem langen Trog zu verteilen. Deshalb verschwendete der Eber auch keine Zeit an einer Antwort, sondern begann sofort, schmatzend und grunzend zu fressen. Lorenzen wollte gerade einen dritten Eimer füllen, als die Stalltür ein Stück aufgeschoben wurde. Eisige Luft flutete alles rundherum innerhalb von Sekunden.

»Papa!«, krähte es augenblicklich, viel zu laut für die erste Nachfrage. »Papa?« Gleich ein zweites Mal. Dazwischen wäre kaum Zeit für eine Antwort gewesen.

»Was ist denn?« Natürlich hatte Rüdiger Lorenzen die Stimme seiner ältesten Tochter sofort erkannt. Andrea. Sie wohnte nur einen Steinwurf entfernt in Barsbüttel und ließ sich normalerweise nur blicken, wenn sie ein Problem hatte oder Geld brauchte – also meistens beides.

»Hat Mama sich endlich gemeldet?«, erkundigte sich die korpulente Frau keuchend, nachdem sie ihren Vater hinter einem der Gatter gefunden hatte.

Kein Hallo, kein guten Morgen und auch sonst keine freundliche Geste. Deshalb schüttelte Lorenzen nur den Kopf und handelte sich damit gleich einen weiteren giftigen Blick ein, den er nicht einmal bemerkte.

»Was soll das bedeuten, Papa? Mama ist seit einer Woche verschwunden!«

»Seit letzten Samstag – heute ist der achte Tag«, presste der Bauer mit einem seltsamen Lächeln heraus, ohne dabei seine Arbeit zu unterbrechen.

»Und du stehst hier im Stall und mistest die Schweine, als ob nichts wäre!« Seine Tochter attackierte ihn noch energischer als zuvor. »Was denkst du dir eigentlich …?«

»Soll ich die Schweine nicht misten, nur, weil deine Mutter mal ein paar Tage verreist ist?«