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Sie sind ein ständiges Ärgernis, bedrängen ihre Mitmenschen und fahren überall dort, wo sie nicht sollen. Die Rede ist von Rüpel-Radlern, auch Kampfradler oder Fahrradrowdies genannt. Ihr bevorzugtes Opfer sind Schwächere, am besten Kinder oder alte Menschen. Die Polizei ist hilflos. Dem frustrierten Passanten bleibt nur die Wut. Doch einer beschließt, sich zu wehren...
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Seitenzahl: 17
Veröffentlichungsjahr: 2015
Es ist ein schöner Sommernachmittag und ich gehe spazieren. Hier in meinem Viertel. Ich sage immer mein Viertel, denn ich bin hier geboren und aufgewachsen. Links die Kirche mit dem Kindergarten. Meine alte Schule gibt es nicht mehr. Die Vögel zwitschern und ich bin guter Dinge. Wie immer diesen Sommer habe ich meinen Regenschirm dabei. Ständig sind Wolken am Himmel. Nein, sie verdunkeln die Sonne nicht. Aber es sieht so aus, als wenn es jederzeit regnen könnte. Und meinen Panama-Hut, der mir ein echtes Markenzeichen geworden ist, den will ich nicht ruinieren. Gehe ich heute noch zu Edgar in die Kneipe? Ich bin mir unschlüssig. Wie alle Verrichtungen in meinem Leben, will auch ein Kneipenbesuch wohl überlegt sein. Ich gehe zweimal die Woche.
Neben der Kirche geht eine Seitenstraße zum See hin, ich biege ein. Vor mir schwebt eine Libelle. Da sehe ich den Radfahrer.
Der Mann fährt direkt auf mich zu. Auf seinem Mountain-Bike wirkt er sehr bedrohlich. Ist wohl auch Absicht. Dunkle Klamotten, obwohl es Hochsommer ist. Kahlgeschorener Schädel. Tätowierungen. Sonnenbrille.
Mit einer knappen Kopfbewegung bedeutet er mir, zur Seite zu gehen. Doch ich bleibe stehen. Meine Knie zittern ein wenig.
Er fährt weiter auf mich zu und schaut demonstrativ zur Seite. Aber ich werde nicht weichen. Das habe ich mit mir ausgemacht. Mein Regenschirm, den ich in der linken Hand halte, bewegt sich in Richtung des Radfahrers. Die Spitze in Höhe seines Kopfes. Ich halte ihn vor mich wie eine Lanze. Wenn er da reinfährt, ist er selber schuld.
Sein Kopf ist immer noch zur Seite gedreht, aber er schaut aus den Augenwinkeln in meine Richtung. Da sieht er die Regenschirmspitze wenige Zentimeter vor seinem Gesicht. Abruptes Bremsen. Mit aufgerissenem Mund starrt er mich an.
„Hier ist ein Fußweg“, erkläre ich.
„Hast du'n Arsch offen?“ Er schaut mich blöde an. Solche Individuen haben gewöhnlich nicht viel im Kopf. Aber diese Respektlosigkeit empört mich. Dennoch versuche ich, ruhig zu bleiben. Man darf sich von dem Pöbel nicht auf dessen erbärmliches Niveau herabziehen lassen.
„Hier ist ein Fußweg“, wiederhole ich und taste nach meinem Pfefferspray. „Ich werde nicht zur Seite gehen.“
„Willste Ärger?“