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Jedes Jahr an Halloween kommt Satan’s Affair zu dir. Wir reisen durchs Land und bieten den Besuchern die gruseligsten Spukhäuser, die aufregendsten Achterbahnen und das leckerste Essen. Und in jeder neuen Stadt, die wir bereisen, reinige ich die Welt ein bisschen mehr. Durch eine Hinrichtung nach der anderen. Ich verstecke mich im Inneren der Wände und fälle mein Urteil über jene, die nach dem Bösen riechen. Singe Schlaflieder für ihre verdorbenen Seelen. Sobald du auserwählt wurdest, gibt es kein Entrinnen vor meinen Handlangern – sie sorgen stets dafür, dass all meine Gelüste erfüllt werden. Versuch ruhig, wegzulaufen und dich vor mir zu verstecken. Das macht mich nur noch mehr an. Komm. Spazier durch mein Puppenhaus, wo deine Schreie verhallen und dein niedliches leises Flehen unbeantwortet bleibt. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass es schnell vorbei sein wird ...
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Veröffentlichungsjahr: 2025
H. D. Carlton
Satan’s Affair
Übersetzt von Alexandra Gentara
Satan’s Affair
Die Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel
»Satan’s Affair«.
Copyright © 2021 H.D. Carlton
All Rights Reserved.
The moral rights of the author have been asserted.
Alle Rechte der deutschsprachigen Ausgabe © 2025.
Satan’s Affair
by VAJONA Verlag GmbH
Übersetzung: Alexandra Gentara
Korrektorat: Anne Masur
Umschlaggestaltung: Stefanie Saw
Satz: VAJONA Verlag GmbH
Vermittelt durch die Agentur:
WEAVER LITERARY AGENCY,
8291 W. COUNTY ROAD 00 NS.,
KOKOMO, IN 46901, USA
VAJONA Verlag GmbH
Carl-Wilhelm-Koch-Str. 3
08606 Oelsnitz
Dollhouse – Melanie Martinez
Carousel – Melanie Martinez
Daisy – Ashnikko
Stupid – Ashnikko
Let the Bodies Hit the Floor – Drowning Pool
Graveyard – Halsey
Isaac’s insects – Isaac Dunbar
Mime – Isaac Dunbar
Dieser Roman ist extrem düster und enthält zahlreiche Trigger wie sehr grafisch geschilderte Gewalt und Brutalität (Gore), sexuelle Erregung durch Mord, das Erwähnen von Kindesmissbrauch, Vergewaltigung, psychologische Folter, psychische Krankheiten, Selbstmord und sehr explizite sexuelle Beschreibungen, die nur für Leserinnen und Leser über 18 Jahren geeignet sind.
»Eins.« Stich. Ein Stöhnen begleitet mein nächstes Wort.
»Zwei.« Stich. Noch ein Stöhnen.
»Freddy kommt vorbei«, trällere ich mit meiner hohen Kinderstimme.
Blut spritzt aus seinen Stichwunden, bemalt mein Gesicht mit einem Mosaik aus rotem Blut und Innereien.
Das Böse strömt aus jedem einzelnen Schlitz, den ich seinem Körper zugefügt habe. Ich kann spüren, wie es aus den Öffnungen wabert. Wie der Nebel aus den Maschinen, die in jeder Ecke dieses Hauses herumstehen. Ich atme tief ein, um das Böse, das aus ihm herausströmt, auch zu riechen.
Es stinkt nach verfaulten Eiern und Schwefel. Und wegen dieses Geruchs weiß ich genau, dass meine Annahme richtig war.
»Mortis, komm mal her und halt seinen Kopf fest«, befehle ich. Mein Handlanger gehorcht sofort, umklammert den Kopf des Mannes mit seinen blutroten Händen und hält ihn still, indem er seine schwarzen Krallen in das Gesicht des Dämons schlägt. Dessen verzweifelte Bemühungen, seinen Kopf aus Mortis’ festem Griff zu winden, sind wirklich zu niedlich.
Ich umklammere das Messer fester, beuge mich weiter vor und beginne, den Augapfel des Mannes mit der scharfen Spitze zu bearbeiten. Das hier ist mein Lieblingsmesser. Der Griff ist leuchtend pink und am Ende wunderhübsch verziert. Ich besitze dieses Messer schon, seit ich ein kleines Mädchen war. Es ist das Einzige, das mir von meiner Mutter geblieben ist.
Die Schreie des Parasiten, der zappelt und sich windet, werden immer lauter, während mein Messer tiefer hineingleitet und um die inneren Ränder seines Augenlids herumschneidet. Als würde ich einen Kuchen aus einer Form lösen. Blut spritzt aus der Stichwunde und hätte beinahe meine Augen getroffen.
Ich schiebe das Messer weiter hinein und ziehe es dann ruckartig nach oben, bis der Augapfel aus der Höhle springt.
Seine Augen sind von einem wunderschönen Blau.
»Drei, vier, schließ ab deine Tür«, singe ich weiter. Meine Stimme klingt nun etwas gedämpfter und abgelenkt, weil die Lust durch jede Zelle meines Körpers strömt und ihren direkten Weg zu dem sensiblen Punkt zwischen meinen Beinen findet. Nichts auf der Welt macht mich so geil wie meine Mission.
Ich werfe den Augapfel weg. Das leise Ploppen, als er auf den Holzboden fällt, wird von den Schreien des Mannes verschluckt.
Dummes kleines Ding. Niemand wird deine Schreie hören.
Ich scheuche Mortis weg, weil ich ihn gerade nicht brauche. Er tritt zur Seite und geht zurück auf seine Position in der Zimmerecke.
Der Mann unter mir zappelt und beschimpft mich aufs Übelste. Doch die Schimpfworte sind durch das viele Blut, das blubbernd aus seinem Mund strömt, nur noch undeutlich zu verstehen. Ich muss wohl einen Lungenflügel getroffen haben.
Upsi.
Da ich kurz abgelenkt war, schafft er es, mich von sich zu stoßen. Ich fliege zur Seite und lande etwas ungeschickt seitlich auf dem Boden. Das Messer bleibt nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt liegen. Er kommt taumelnd auf die Beine, als mein Handlanger Mortis bereits einen Schritt auf ihn zu macht.
»Lass ihn ruhig gehen«, befehle ich und sehe zu, wie mein Opfer sich auf die Beine hievt und zur Tür taumelt. »Ich liebe es, sie zu jagen.«
Langsam erhebe ich mich und spaziere gelassen aus dem Zimmer. Das Haus ist komplett verbarrikadiert. Ohne dass die Besitzer dieses Spukhauses etwas davon mitbekommen haben, haben meine Handlanger und ich die Fenster zugenagelt, damit die Dämonen nicht entkommen können. Die Notausgänge werden vom Rest meiner Handlanger bewacht.
Es gibt keine Möglichkeit, zu entkommen. Und ich liebe es einfach, mit ihnen zu spielen.
»Fünf, sechs, nimm dein Kruzifix«, singe ich laut, in dem sicheren Wissen, dass er mich hören kann. Ich glaube, ich bin hier eher diejenige, die ein Kruzifix braucht. Das gesamte Haus stinkt bis zum Himmel nach faulen Eiern. Ich erschauere, begierig darauf, das Gebäude endlich davon zu befreien.
Zunächst schaue ich rechts und links den Korridor entlang.
Die Nebelmaschinen sind jetzt ausgeschaltet, aber da die Belüftung im Haus nicht funktioniert, wabert der farbige Rauch immer noch überall herum. Sie färben den Nebel immer in allen möglichen Farben. In Kombination mit dem Stroboskoplicht entsteht so der Eindruck eines krassen Drogentrips.
Jetzt, da das Gelände um das Haus herum ganz leer ist, habe ich die flackernden Stroboskoplichter wieder eingeschaltet. Und die Musik, die mit boshaftem Lachen, Geheul und dem Stöhnen von Zombies angereichert ist.
Einer meiner Handlanger, Jackal, steht am anderen Ende des Flurs. Der Nebel verbirgt den Großteil seines Körpers. Was noch durchscheint, ist sein verbranntes Gesicht, das mit Brandblasen übersät ist. Und sein unnatürlich breites Grinsen von einem Ohr zum anderen, zusammen mit dem Blut, das von seinen haifischähnlichen Zähnen und seinen großen gelben Augen tropft. Sein Make-up war schon immer grotesker als das der anderen, deshalb habe ich ihn auch zum Türsteher ernannt. Seine Verbrennungen sehen total echt aus und fühlen sich auch so an, obwohl sie nur aus Make-up und Silikon bestehen.
Er bewegt sich nicht, steht einfach nur da und starrt mich an.
Er weiß genau, wie sehr ich die Jagd genieße.
Mein Blick fällt auf den weißen Hartholzboden und erhascht zu meiner Linken eine verschmierte Blutspur, die zur Treppe führt. Er versucht doch tatsächlich, mich zu verlassen.
Ich folge der Blutspur mit einem Lächeln im Gesicht.
»Sieben, acht, schlaf nicht ein bei Nacht.«
Vom Fuß der Treppe hallt ein dumpfer Aufprall zu mir hinauf, dicht gefolgt von einem lauten Aufschrei. Ich kichere, weil ich natürlich weiß, dass er einem meiner Handlanger begegnet ist. Noch ein dumpfer Schlag, ein frustrierter Schrei. Ich laufe schneller. Jetzt, wo ich weiß, dass er gerade ein sehr böser Junge ist, pocht mein Herz noch heftiger.
Als ich das Fußende der knallpinken Treppe erreiche, schwinge ich mich um das Geländer herum und singe: »Neun, zehn, du sollst nicht schlafen gehn.«
»Verfluchte irre Arschfotze!«, brüllt er irgendwo im Haus.
Meine Miene verfinstert sich, weil mich seine Worte verärgert haben. Und verletzt.
»Ich bin nicht irre!«, kreische ich. Dann hole ich tief Luft, um mich zu beruhigen, und zwinge mich wieder zu einem Lächeln. »Ich bin nur besonders leidenschaftlich.«
Links von mir, hinter einer pinkfarbenen zweiflügeligen Tür, liegt das Wohnzimmer. Farbiger Nebel füllt den Raum, doch da die Zimmer hier unten großzügiger und offener geschnitten sind als oben, verteilt er sich besser, was die Sicht erleichtert. Auf der hellen, eierschalenfarbenen Couch liegt eine mechanische schwangere Frau, die gerade einen Dämon zur Welt bringt. Es fühlt sich an, als würde man in die Vergangenheit blicken und die Geburt genau des Dämons beobachten, der momentan in meinem Puppenhaus herumwütet.
Das gesamte Haus ist in Weiß und Pink gehalten, mit einzelnen Highlights in grellen Farben. Der weiße offene Kamin in einer Ecke des Wohnzimmers ist von lauter Puppen umgeben. Ihre Gesichter sind geschmolzen oder voller Ruß, einzelne Haarbüschel wurden ihnen aus der Kopfhaut gerissen.
Der Anblick macht mich immer ganz glücklich.
Aufgeregt gehe ich durch den Flur, der in die Küche führt. Seine Blutspur leitet mich direkt dorthin. Dem verschmierten Blut und den blutigen Handabdrücken auf dem Boden nach zu urteilen, muss er unterwegs hingefallen sein. Wahrscheinlich, als er Cronus getroffen hat.
Immerhin ist Cronus so groß wie ein Schwertransporter. Er betreibt in seiner Freizeit wohl ziemlich viel Krafttraining. Sein Hals hat den Umfang eines Baumstamms, und seine Oberarme sind sogar noch dicker. Sein gesamter Körper ist mit sichtbaren, dicken Adern überzogen, auch sein Schwanz. Durch die überzeugenden Silikonprothesen sieht es so aus, als hätte er weder einen Mund noch Augen. Sein Gesicht wirkt einfach nur komplett leer. Ich habe ihn nie danach gefragt, wie er mit den Dingern überhaupt etwas sehen kann – er hätte sowieso nicht geantwortet, weil er stumm ist. Also habe ich mir nur gedacht, dass die Augenprothesen wohl durchsichtig sein müssen, da er mit dem Sehen keine Probleme zu haben scheint.
Ich gehe durch die Küche und sehe, wie der Dämon mit einer schweren Axt kämpft und versucht, sie anzuheben. Er verliert sehr schnell sehr viel Blut, sein Körper funktioniert nur noch dank des Adrenalins.
Doch als er es tatsächlich schafft, die Axt in eine Wand zu schlagen, werden meine Augen vor Wut riesig und der Zorn setzt mein Inneres in Flammen.
Wie kann er es wagen!
Da er an meinen Handlangern nicht vorbeikommt, verwüstet er mein wunderschönes Puppenhaus, indem er versucht, durch die Wände zu flüchten.
»Du verletzt hier gerade wirklich meine Gefühle, Dämon«, sage ich und kündige damit meinen Auftritt an. Beim Klang meiner Stimme erstarrt er. Er ist leichenblass, jegliche Farbe ist aus seiner Haut gewichen. Als er sich umdreht und mich sowie meinen wütenden Gesichtsausdruck sieht, wirbelt er herum und versucht, die Axt noch heftiger zu schwingen. Verzweifelt. Aber er schafft es kaum, die Klinge noch einmal in die Wand zu schlagen.
Er ist schon viel zu schwach.
»Cronus!«, kreische ich und stampfe mit dem Fuß auf. »Er macht mein Puppenhaus kaputt!«
Cronus kommt ins Zimmer, doch der Dämon nimmt ihn gar nicht wahr. Er ist zu sehr mit seinem Fluchtversuch beschäftigt.
Ich deute auf ihn. »Mach, dass er damit aufhört«, jammere ich.
Cronus geht zu dem Mann hinüber. Als er merkt, dass einer meiner Handlanger auf ihn zukommt, wirbelt der Typ die Axt wild herum. Sein verbliebenes Auge glänzt vor Wahnsinn. Er stößt einen Kampfschrei aus, aber Cronus reißt dem Mann mühelos die scharfe Waffe aus der Hand.
Er hält die Axt an beiden Enden fest und lässt sie auf sein Knie krachen. Sie zerbricht wie ein dürrer Ast in zwei Teile.
Der Mann reißt sein Auge auf. Es war mal wunderhübsch blau, aber jetzt nimmt seine Pupille die Iris komplett ein und verwandelt es in ein beinahe vollständig schwarzes Auge – wie es sich für einen echten Dämon gehört. Sein Auge scannt das Zimmer ab und sein Blick zuckt an mir vorbei, auf der Suche nach einem Fluchtweg. Doch es gibt keinen.
Man kann sich vor seinem Schicksal nicht verstecken. Das ist ja das Lustige daran. Selbst wenn man versucht, davor wegzulaufen, findet es einen trotzdem überall.
Cronus’ Arm schnellt pfeilschnell hervor und greift den Mann an der Kehle. Dann zieht er ihn dicht vor sein Gesicht. Der Mann zappelt in seinem Griff und schreit ihn an, in einer kuriosen Mischung aus Angst und Wut. Ich trete neben Cronus, doch der Typ schenkt mir keinerlei Beachtung. Natürlich nicht, schließlich wird er gerade von einem Ungetüm von Mann direkt vor dessen fehlendes Gesicht gehalten.
»Bring ihn zurück in mein Zimmer«, befehle ich und drehe mich um, ohne die beiden noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Cronus schleift ihn hinter mir her, wobei er die Tritte und Schläge gegen seine Gliedmaßen vollkommen ignoriert. Ich betrete mein hübsches, pinkfarbenes Schlafzimmer, in dem Mortis immer noch geduldig in seiner Ecke wartet. Er lehnt an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt, und sieht gelangweilt aus. Man könnte fast glauben, er wäre dort eingefroren.
Doch um ihn kann ich mich gerade nicht kümmern, da meine Aufmerksamkeit dem Dämon gilt, der in diesem Augenblick hinter mir in den Raum gezerrt wird. Mein Adrenalinspiegel steigt, und meine Hände zittern beinahe, als ein heftiges Lustgefühl meinen Körper durchströmt.
Cronus wirft den Dämon auf den Boden und verlässt das Zimmer. Er vertraut mir, dass ich mein Lebenswerk vollenden werde. Trotz der zahlreichen Stichwunden und seinem fehlenden Auge besitzt der Dämon immer noch Kampfgeist. Ekelhaft.
Ich klettere wieder auf ihn drauf und nehme meine ursprüngliche Position ein. Er zappelt unter mir, bockt und windet sich, um mich abzuwerfen. Das Gefühl seines strampelnden Körpers unter mir widert mich an, doch das Blut, das ihn bedeckt, lässt mich wohlig erschauern. Ich liebe diesen Anblick, allerdings reicht er mir natürlich noch lange nicht.
Mit aller Kraft stoße ich mit meinem Messer zu und lasse es tief in seinen Oberkörper eindringen. Dann ziehe ich es wieder heraus und steche noch einige Male auf ihn ein. Er schreit wieder, sein verbliebenes Auge weitet sich vor Schmerz. Ich bade in diesen Tönen, sie klingen wie Musik in meinen Ohren.
Sein Körper hebt sich instinktiv vom Boden ab, er schreit immer noch.
Ich nutze die kurze Ablenkung zu meinem Vorteil und versenke das Messer mitten in seinem Schädel. Dann erschlafft sein Körper, doch seine Nerven rasten komplett aus. Sein gesamter Körper zuckt und krampft, sein Auge verdreht sich nach hinten.
Ich ziehe das Messer aus seinem Schädel und fange an, wild auf ihn einzustechen. Das Gefühl, wie mein hübsches Messer durch sein Fleisch schneidet und seine Knochen durchtrennt, bringt meine Klit zum Pulsieren. Noch einmal singe ich laut Freddys Lied, unterstreiche jedes einzelne Wort mit einem weiteren Messerstich. Der Gestank nach faulen Eiern verstärkt sich, verstopft mir die Nase und wird so intensiv, dass er den gesamten Raum ebenso dicht erfüllt wie der bunte Nebel den Flur.
Irgendwann verdrehen sich meine Augen und mein erschöpfter Arm sackt nach unten, als mich pure Lust durchströmt. Ich reibe mich an dem leeren Gefäß unter mir, total high von meinem Mord. Glücksgefühle durchströmen mich, bringen meinen ganzen Körper zum Zucken, und ich komme innerhalb weniger Sekunden. Hart. Ich reibe meine Hüften weiter an dem Mann, um meinen Höhepunkt in die Länge zu ziehen und meine Pussy bis auf den letzten Tropfen auszuquetschen. Ich überflute ihn, meine Säfte vermischen sich mit seinem Blut.
Zitternd und stöhnend komme ich langsam wieder von meinem Orgasmus herunter.
Als ich mein Messer erneut anheben will, unterbricht mich eine leise Stimme.
»Ich glaube, er ist tot«, sagt Mortis trocken hinter mir. Sein Tonfall bringt mich zum Lächeln und ich schaue über meine Schulter. Natürlich trägt er sein Kostüm. Mein Lächeln wird breiter. Er trägt sein Kostüm einfach immer.
Das tun alle meine Handlanger. Sie spielen ihre Rollen, denn genau das tun wir alle hier. So löschen wir nach und nach das Böse auf der Welt aus, in einer Stadt nach der anderen.
Mortis’ Gesicht ist knallrot angemalt, mit tiefschwarzen Kreisen um seine Augen herum. Mittig auf seiner Glatze sind spitze Nieten aufgeklebt, und er hat rote Kontaktlinsen eingesetzt. Er trägt Handschuhe, die anstelle von Fingern lange Krallen haben.
Und die sind echt verdammt spitz. Ich habe schon zugesehen, wie er mit den scharfen kleinen Klingen in Fleisch eingedrungen ist und Knochen herausgerissen hat. Ich habe Blut von ihnen abgeleckt und mir dabei die Zunge aufgeschnitten, weil ich zu sehr in dem glückseligen Gefühl gebadet habe, für echte Gerechtigkeit in dieser Welt zu sorgen.
Ihr einen wirklich guten Dienst zu erweisen.
Daddy sagte immer, er wäre derjenige, der dieser Welt einen Dienst erweist. Doch er hat sich getäuscht. Er hat diese Welt einfach nur noch weiter beschädigt und verdorben, während ich mein Bestes gebe, um sie tatsächlich zu retten.
»Diese Leute wären ohne mich völlig orientierungslos, Sibel. Gott hat mich dazu auserkoren, seine Gesetze zu vollstrecken, und ich werde Ihn nicht enttäuschen.«
Rasch schüttle ich die Erinnerung ab und schaue wieder hinunter auf das schlaffe, völlig überflüssige Stück Fleisch zwischen meinen Schenkeln.
In der Sekunde, als er mein Haus betrat, stank er bereits nach dem Bösen. Ich konnte es schon auf einen Kilometer Entfernung an ihm riechen.
Seine Freundin hingegen, die sich an ihm festklammerte, als würde sie ohne ihn von der Erdkante stürzen, duftete nach frischen Blumenblüten. Das Mädchen hatte keine Ahnung, an was für eine Widerwärtigkeit sie sich da klammerte.
Ich habe sie gerettet.
Der Mann unter mir ist jetzt kaum noch als Mensch zu erkennen. Mein Messer ist so oft in sein Gesicht eingetaucht, dass es nur noch aus Hirnmasse, rohem Fleisch und Knochen besteht. Seine Zähne ragen aus der blutigen Masse hervor. Ich schüttle den Kopf. Er hat mehrere kariöse Zähne – ein weiterer Beweis für die Bösartigkeit, die in ihm wohnte. Wenn man einen Dämon in seiner Seele beherbergt, dann verrottet man von innen heraus. Und schwarze, verrottete Zähne sind ein sehr wichtiger Indikator dafür.
Ich muss schon wieder lächeln. Wirklich, ich habe einfach eine perfekte Wahl getroffen.
Als ich aufstehe, tropft es rot von meinem weißen Kleid auf den Holzboden. Timothy kommt sicher bald und macht für mich sauber, während Mortis die Leiche fachmännisch entsorgt. Meine Handlanger behandeln mich gut. Dafür belohne ich sie im Gegenzug ja auch großzügig.
Ich wedle mit der Hand in die Richtung des Mannes, um Mortis zu signalisieren, dass er ihn mitnehmen soll. Mein treuer Handlanger tritt nach vorn, packt den toten Mann unter den Achseln und zerrt ihn nach draußen. Die Gäste sind schon lange fort, und auch die Betreiber und Mitarbeiter der Imbisswagen haben längst ihre Posten verlassen und sind nach Hause gegangen. Wenn der Jahrmarkt schließt, müssen alle Mitarbeiter vom Gelände gehen – auch meine Handlanger, doch die finden immer einen Weg, um sich wieder hineinzuschleichen, sobald der Platz verwaist ist.
Deshalb muss Mortis sich auch keine Sorgen machen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wo er die Leichen deponiert, da wir ja ständig die Location wechseln. Aber irgendwie findet er immer einen guten Weg, und ich vertraue ihm bei seinem Job völlig.
Wir machen das hier nun schon seit fünf Jahren und wurden dank Mortis und Timothy noch nie erwischt.
Timothy klettert herein. Da das Haus nachts geschlossen ist, können wir uns frei bewegen. Am Tag sind alle an ihre festen Positionen gebunden und erschrecken jeden Gast, der durch mein Puppenhaus spaziert, mit den immer gleichen Schockeffekten. Während ich im Inneren der Wände spuke.
Meine armen kleinen Babys langweilen sich tagsüber immer so sehr. Deshalb gönne ich ihnen gern eine kleine Kostprobe, sobald ich mein Urteil gefällt habe.
Da Satan’s Affair im Herbst ständig durchs Land reist, sind wir inzwischen ziemlich berühmt geworden. Ein reisender Halloweenjahrmarkt mit Dutzenden von Spukhäusern, kleinen Geisterbahnen und jeder Menge Essen zum Schlemmen. Jedes Jahr wechseln die Themen unserer Attraktionen, damit unsere Gäste nicht immer durch dieselben Häuser laufen und sich vor denselben Geistern erschrecken müssen.
In diesem Jahr heißt mein Haus Annies Spielhaus. Es sieht aus wie ein Puppenhaus für Kinder. Die Dekorationen gefallen mir sehr in diesem Jahr. Alles ist rosa und mit Rüschen verziert, und es gibt Federboas und Püppchen, mit denen ich spielen kann, wenn mir langweilig wird. Ich verkleide mich mit Kostümen, tanze vor dem Spiegel und singe mein Lieblingslied. Ringel, Ringel, Rosen. Manchmal, wenn mir wirklich langweilig ist, ziehe ich dem Dämon, über den ich gerade mein Urteil gefällt habe, die Haut ab und trage sie als Kleid.
Meine Handlanger lieben es, mir beim Spielen zuzusehen. Sie sind glücklich, solange ich glücklich bin.
Während des Betriebs arbeiten zahlreiche Leute in meinem Haus, aber nur fünf von ihnen sind mir gegenüber wirklich loyal. Ich habe jedem meiner Handlanger ein spezielles Aufgabengebiet zugeteilt. Und wenn ihre Anwesenheit nötig ist, dann kommen sie. Mortis und Timothy sind meine Lieblinge – deshalb lasse ich die beiden für mich die Widerwärtigkeit beseitigen, sobald ich fertig bin. Die anderen drei sind dazu eingeteilt, den Dämon wegzulocken, sobald ich mein Urteil über ihn gefällt habe.
»Soll ich dich sauber machen, Sibby?«, fragt Timothy unter mir. Sein muskulöser Rücken ist gut zu erkennen. Timothy hat von allen aus der ganzen Truppe den besten Körper, deshalb trägt er während der Einsätze auch kein T-Shirt. Blutige Handabdrücke verzieren seinen Oberkörper und seinen Bauch, zusammen mit Plastikattrappen von tiefen Kratzspuren. Sie sehen unglaublich real aus.
Er kniet jetzt vor mir und wischt die Blutlache auf, die sich um meine Füße herum gebildet hat. Ich ziehe meine ruinierten Ballerinas aus und gehe auf Zehenspitzen um das Blut herum. Dabei tue ich so, als wäre es glühende Lava, die mich verbrennen würde, sobald ich sie berühre.
Timothy sieht mir beim Tänzeln zu, ein Lächeln überzieht sein Clownsgesicht. An den Seiten seines ansonsten kahlen Kopfes sprießen dunkelblaue Haarbüschel, die einen starken Kontrast zu seinem weißen Gesicht, den knallroten Lippen und den roten Dreiecken über seinen babyblauen Augen bilden. Hinter seinen prallen Lippen verbergen sich rasiermesserscharfe Zähne, aber er achtet immer sorgfältig darauf, mich nicht versehentlich damit zu beißen, wenn er mir die Pussy leckt.
»Ja, bitte, Timothy«, antworte ich und gehe zu dem Schaukelstuhl in einer Ecke des Zimmers. Tagsüber sitzt darauf eine weibliche lebensgroße Puppe, die ihr enthauptetes Baby auf dem Schoß wiegt und ein gruseliges Schlaflied singt.
Timothy macht erst noch den Boden sauber, wischt das Blut auf und stopft die dreckigen Lappen in einen schwarzen Müllsack, den er in eine Ecke stellt, um ihn später mit rauszunehmen. Dann holt er frische Waschlappen und fängt an, das Blut von meinem Gesicht und meinem Hals abzuwaschen.
Seine Berührungen sind sanft und liebevoll. Ich liebe es, wenn Timothy mich sauber macht, weil er mich dabei immer ansieht, als wäre ich sein liebstes Requisit. Als mein Gesicht sauber ist, macht er mit meinen Armen und Händen weiter. Und danach mit meinen Beinen.
Dann stockt mir der Atem. Das hier ist mein Lieblingspart.
Sanft reibt er mit dem Lappen über meine Füße und arbeitet sich weiter meine Beine hoch. Dabei massiert er meine Waden. Ich stöhne, die Mischung aus Schmerz und Lust lässt einen Schauer über meinen Rücken rieseln. Meine Pussy wird warm, zwischen meinen Schenkeln sammeln sich bereits meine Säfte, während sich seine Hände langsam den Weg in meine Mitte bahnen.
Er hebt mein Kleid an, bis er meine Hüften komplett freigelegt hat. Ich trage kein Höschen. Unterwäsche ist für meine Handlanger immer so eine Einschränkung.
Wie von selbst spreize ich meine Beine weit auf dem Schaukelstuhl, sodass Timothy überall rankommt. Er wirft mir noch einen letzten kurzen Blick zu, um sicherzugehen, dass er meine Erlaubnis hat, dann streckt er seine Zunge raus und gleitet mit dem feuchten Muskel über meine Spalte.
Ein Keuchen dringt aus meiner Kehle, als mich die Lust überkommt. Und mehr Ermutigung als das braucht er nicht. Er gleitet tiefer, bedeckt meine gesamte Pussy mit seinem Mund und weidet sich an mir. Seine Zunge stößt in mich hinein, mit kleinen spitzen Stößen, die pure Lust auslösen. Als er seine Zunge erneut versteift und über meine Klit leckt, bin ich schon kurz davor, zu kommen.
Ich verdrehe die Augen, meine Hüften reiben sich an seinem Gesicht. Mit einer Hand greife ich an seinen Hinterkopf, ziehe ihn näher an mich und ersticke den Clown fast mit meinen Säften.
Genau in dem Moment, als mein Höhepunkt mich überkommt, kehrt Mortis ins Zimmer zurück. Sämtlicher Sauerstoff entweicht meiner Lunge, hinter meinen Lidern explodiert ein regelrechtes Feuerwerk. Pure Ekstase lässt meinen Körper zucken, und ich kann das Erschauern nicht mehr länger kontrollieren, während ich auf den Wellen meines Höhepunktes reite. Mitten auf Timothys Gesicht.
Erst als der Orgasmus langsam abebbt, sinke ich in den Schaukelstuhl zurück. Mein gesamter Körper erschlafft. Timothy zieht sich zurück und schnalzt mit den rot bemalten Lippen, als hätte er gerade die köstlichste Mahlzeit seines Lebens verzehrt. Ich lächle wertschätzend.
Er ist so niedlich.
Als ich hochschaue, hält Mortis seinen Schwanz schon fest in der Hand, seine Hose ist bis zu den Knöcheln heruntergezogen. Bei dem köstlichen Anblick, der sich mir bietet, lecke ich mir die Lippen. Mortis malt nur sein Gesicht rot an, den Rest seines Körpers nicht. Mein Handlanger ist ein riesiger Mann, allerdings ist er auch extrem dünn. An seinem Körper ist kein bisschen Fleisch zu entdecken, doch das stört mich nicht – dafür hat er ja mehr als genug Fleisch zwischen seinen Beinen.
Timothy tritt zur Seite, um Mortis Platz zu machen. Der hebt mich hoch und setzt sich auf den Stuhl neben mir. Dann platziert er mich auf seinem Schoß, und sein harter Schaft schmiegt sich perfekt an meine Pussy. Timothy hat mich ausreichend vorbereitet, ich bin schon tropfnass. Ich bewege meine Hüften, reibe meine Klit an seinem Schaft, bis wir beide kehlig aufstöhnen.
Als er genug von dieser süßen Folter hat, hebt er mich hoch, um seine Eichel an meinem Eingang zu positionieren, dann rammt er mich ruckartig nach unten und hebt dabei gleichzeitig seine knochigen Hüften.
Ich werfe den Kopf in den Nacken, ein lautes Stöhnen löst sich aus meiner Kehle. Wie ein Wolf, der den Mond anheult. Ich lasse Mortis die ganze Arbeit machen, bade in seiner Aufmerksamkeit und seinem Bedürfnis, die Kontrolle zu übernehmen. Ich liebe es, wie er von meinem Körper Besitz ergreift, wenn er in mich hinein stößt. Das Geräusch von klatschender Haut und Stöhnen erfüllt das Zimmer, während Timothy rausgeht, um den Müll wegzubringen.
Ich lege den Kopf wieder in den Nacken und stöhne langgezogen. Der Knoten in meinem Unterleib zieht sich zusammen. Es fühlt sich an, als würde ein ausgefranstes Seil mit schweren Gewichten an mir ziehen, bis es irgendwann einfach … zerreißt.
Als ein weiterer Höhepunkt mich durchzuckt, stoße ich einen Schrei aus. Mortis grunzt unter mir und bewegt seine Hüften schneller, unkontrollierter, auf der Jagd nach seinem eigenen Höhepunkt. Den er auch bald findet. Er versteift sich unter mir und stößt ein lautes Stöhnen aus, als er sein Sperma in mich hineinspritzt.
Mein blasses Gesicht wird von einem breiten Grinsen geteilt.
Im Gegensatz zu meinen Handlangern erschrecke ich unsere Besucher nicht, ziehe mich aber trotzdem entsprechend an, für den Fall, dass mich jemand sieht. Mein Make-up lässt mein Gesicht aussehen wie das einer kaputten Puppe, mit Rissen und Spalten, die meine Haut überziehen. Nur nachts wische ich das Make-up ab.
Ohne die Schminke bin ich ein ganz gewöhnliches Mädchen. Braune Haare, braune Augen und ein Gesicht, an das man sich kaum erinnern würde. Ich bin zwar nicht hässlich, aber ich werde in diesem Leben niemals auf dem Titelblatt irgendeines Magazins auftauchen.
Das ist auch okay so. Für das, was ich tue, muss ich gar nicht schön sein. Und ich tue das, wofür ich erschaffen wurde.
Keine Menschenseele überschreitet die Schwelle dieses Hauses, ohne dass ich mein Urteil über sie fälle – und entscheide, ob in ihrer Seele das Böse wohnt. Während sie sich ihren Weg durch das Labyrinth meines Puppenhauses bahnen, beobachte ich sie aus dem Inneren der Wände.
Sie werden alle beurteilt. Jeder einzelne.
Sobald einer durchfällt, singe ich meine Lieder und meine Handlanger trennen sie von ihren Freunden und ihrer Familie und führen sie zur Seite. Und wenn sie ganz und gar allein sind, schlage ich zu.
Niemand wird sie jemals wieder zu Gesicht bekommen. Und ich habe die Welt von einem weiteren Dämon befreit.
»Mortis, ssh!«, ermahne ich ihn und schlage seine Hand weg. Er zieht sie zurück, aber ich weiß genau, dass sie jeden Moment erneut meinen Schenkel hinaufkriechen wird.
Mortis ist der Bedürftigste von der ganzen Horde, auch wenn man ihm das nur anmerkt, wenn er es so will. Das liegt daran, dass er einen krassen Mutterkomplex hat. Sie war crackabhängig und ein Junkie während der Schwangerschaft, und als er zur Welt kam, ignorierte sie seine Existenz beinahe komplett. Bis sie sich eine Überdosis verpasste und er als Kleinkind dem Pflegedienst übergeben wurde.
Die vier anderen hatten eine ähnlich schlimme Kindheit. Alle hatten total kaputte Eltern, die sie auf die eine oder andere Weise misshandelt haben. Baine wurde sexuell missbraucht – sein Vater hatte eine starke Vorliebe für Oralsex. Er hat es zwar noch nie so gesagt, aber ich glaube, dass er sich aus diesem Grund zu Tode hungert. Er hat ein gewaltiges Problem damit, sich irgendwas in den Mund zu stecken, selbst wenn es sich um Essen handelt. Er ist der Einzige von der Truppe, der mich niemals lecken würde, und ich habe ihn auch noch nie dazu gedrängt.
Da Cronus stumm ist, habe ich seine Geschichte noch nie von ihm persönlich gehört. Ich weiß, dass er sehr wohl sprechen kann – er weigert sich jedoch, es zu tun. Natürlich habe ich seinen Hintergrund schon mal überprüft und herausgefunden, dass seine Mutter ihn als Kind in einem Schrank eingesperrt und sich monatelang geweigert hat, ihn dort wieder herauszulassen. Er hat so lange nach seiner Mutter geschrien, bis ihm die Stimme wegblieb, und hat seitdem kein Wort mehr gesagt.
Jackal und Timothy sind bei Pflegeeltern aufgewachsen, solange sie zurückdenken können. Dabei mussten sie von einem Haushalt in den nächsten ziehen – von einem Kindesmissbraucher zum nächsten. Von einigen Familien haben sie mir erzählt, was dort vorgefallen ist, und ihre Berichte haben mich fast zum Weinen gebracht.
Wir alle wurden der Liebe beraubt, deshalb finden wir jetzt genug davon in uns selbst.
Mein Puppenhaus hat seinen neuen Standort in Houston, Texas, gefunden. Bald wird der Jahrmarkt eröffnen. Mortis befummelt mich schon den ganzen Tag und will mich ständig ficken, während ich gerade versuche, mich zu konzentrieren. Langsam habe ich das Gefühl, dass er bald den Rest meiner Handlanger zusammentrommeln wird, damit ich mich ein wenig entspannen kann. Sie wissen genau, dass ich nicht widerstehen kann, wenn sie sich mit ihren Schwänzen um mich herum versammeln.
Und diese Ablenkung kann ich gerade überhaupt nicht gebrauchen. Was ich hingegen brauche, ist Konzentration.
Es gab Zeiten, in denen ich in eine Stadt kam und bei den hereinströmenden Gästen überhaupt keine bösen Menschen erspüren konnte. Ich weiß, dass sie irgendwo da draußen sind, aber irgendetwas hält mich von ihnen fern. Und hindert sie daran, direkt in ihr wohlverdientes Schicksal zu spazieren.
Das sind immer die schlimmsten Tage. So ein Tag ist komplett verschwendet, wenn es kein wandelndes Böses gibt, das man loswerden könnte. Sie beschmutzen diese Welt immer noch mit ihrer Verdorbenheit. Dann flehe ich unseren Schöpfer an: Warum hast du sie entkommen lassen? Warum lässt du zu, dass dieser Abschaum auch nur noch einen Tag länger leben und atmen darf?
Wenn solche Tage kommen, fühlt es sich an, als würden Parasiten unter meiner Haut kriechen. Deshalb habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, dafür zu sorgen, dass das Böse stets zu mir kommt. Ich kann nicht riskieren, die Dämonen entkommen zu lassen. Sonst verschmutzen sie diese Welt immer nur weiter mit ihrem Dreck.
Ich denke noch einmal an den letzten Dämon, den ich umgebracht habe. Daran, wie sich seine Freundin an ihn geklammert hat, während sie durch das Puppenhaus gingen. Ihre Rosen wären verwelkt und verkümmert, weil er ganz sicher Pech und Schwefel über ihren Blütenblättern verteilt hätte.
So wie Mommys Rosen verwelkt sind, als Daddy sie mit seinen Sünden verführt hat.
Das muss ich verhindern. Diese Welt hat es verdient, rein zu sein. Mommy hatte es auch verdient, rein zu bleiben. Und auch, wenn sie es niemals miterleben wird, sind ihre Blumen verwelkt, damit ich in diese Welt hineingeboren werden konnte. Um eine neue Welt zu erschaffen – eine Welt ohne das Böse.
Tagsüber sind die Spukhäuser geschlossen und die verkleideten Monster laufen über den Platz. Dort erschrecken sie kleine Kinder und jagen Erwachsene zu irgendwelchen Geldautomaten. Ganz gleich, ob es sich um einen Bankautomaten oder ein Kreditkartenterminal handelt, die ihnen garantierten Zugang zu fettigem Essen und unzähligen Fahrkarten gewähren.
Tagsüber erkunde ich gern die Gegend und spüre die unmoralischen Menschen in der Menge auf. An guten Tagen bin ich fast überwältigt von der Anzahl schwarzer Seelen, die auf dieser Erde wandeln. Ich kann sie nicht alle töten, trotzdem gebe ich mein Bestes, um sie in mein Puppenhaus zu locken.
Normalerweise nähere ich mich ihnen nur, erledige meinen Job und erschrecke sie. Dann lachen sie und strahlen, während mich mein Drang, sie hinzurichten, erschauern lässt. Ich setze ein unschuldiges Gesicht auf und sage ihnen, dass sie zum Spielen in mein Puppenhaus kommen sollen. Verspreche, wie lustig es sein wird, und grinse verschlagen. Dieses Grinsen wiederum muss ich nicht vortäuschen.
Und meistens läuft es danach wie am Schnürchen.
Wenn es Nacht wird, warte ich gespannt im Inneren der Wände. Annies Puppenhaus dürfen nur höchstens zehn Leute gleichzeitig betreten, damit es nicht überfüllt ist. Und das gibt mir genau die Zeit, die ich brauche, um mir jeden einzelnen Besucher akribisch anzusehen und ihm eine Weile zu folgen, während ich darüber entscheide, ob seine Seele verdorben ist oder nicht. Bevor ich zum nächsten Schritt übergehe.
Ich kenne nicht alle Sünden, die eine Seele beflecken. Offensichtlich verdirbt es eine Seele, wenn man jemanden aus reinem Vergnügen oder Lust vergewaltigt oder ermordet. Ich glaube allerdings nicht, dass alle Dämonen so abscheuliche Verbrechen begangen haben.
Einige sind cleverer und verbergen ihre Finsternis tief in sich. Andere missbrauchen das Darknet und holen sich auf Kinderpornos einen runter oder lesen Kochbücher, in denen erklärt wird, wie man Menschenfleisch zubereitet. Manche finden Gefallen daran, sich an anderen Spezies zu vergehen, treiben es mit Tieren und filmen sich dabei. Diejenigen, die Tiere nicht ficken, töten sie normalerweise. Unschuldige Tiere, die der Folter ausgesetzt werden, nur weil in manchen Menschen krankhafte Triebe lauern.
Vielleicht tun sie auch nichts von all dem, wünschen es sich aber. Letztlich beginnt jedes Verbrechen mit einem unschuldigen Gedanken – ein simples Verlangen, das zunächst nichts weiter als ein Kink ist. Ein Gedankenspiel. Bis sich dieses Verlangen eines Tages weiterentwickelt und zu Taten wird.
Ganz bestimmt gibt es also eine Million verschiedener Gründe, und ich habe nicht vor, mir darüber Gedanken zu machen. Sie stinken alle gleich. Verrottet und böse. So wie die reinen Seelen alle süß und natürlich duften. Dabei sind die mit den Blumendüften meine Lieblinge – sie sind die reinsten von allen.