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Sauerländer Sühne – Kriminalroman Ein Toter in der Attendorner Tropfsteinhöhle. Ein Bloggerin, die zu viel wusste. Ein Netz aus Korruption, Macht und Schweigen im Herzen des Sauerlands.Als Anna Rehfeld, Umweltaktivistin und Lokalbloggerin, tot aufgefunden wird, geraten Kommissar Neuhaus und Gerichtsmediziner Dr. Wagner in einen Fall, der tiefer geht als jeder Stollen: Stadtwerke, Kirche, Handwerker – alle haben etwas zu verbergen. Während Nebel über Wiesen und Wälder kriecht, tauchen die Ermittler immer tiefer ein in eine Welt aus dunklen Allianzen, bedrohten Wasserrechten und tödlichen Geheimnissen.Atmosphärisch, vielschichtig und mit trockenem Sauerländer Humor erzählt – ein Krimi, der zeigt, dass selbst in der vertrauten Heimat nichts so ist, wie es scheint. Für Fans von spannenden Regionalkrimis, starken Charakteren und überraschenden Wendungen.Jetzt lesen und herausfinden, wie viel Wahrheit ein Tropfen ans Licht bringen kann!
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Seitenzahl: 87
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Sauerländer Sühne: Kriminalroman
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Glossar zu „Sauerländer Sühne“ (spoilerfrei)
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Titelseite
Cover
Inhaltsverzeichnis
Buchanfang
von MICHAEL HELLMER
Sauerländer Sühne – Kriminalroman
Ein Toter in der Attendorner Tropfsteinhöhle. Ein Bloggerin, die zu viel wusste. Ein Netz aus Korruption, Macht und Schweigen im Herzen des Sauerlands.Als Anna Rehfeld, Umweltaktivistin und Lokalbloggerin, tot aufgefunden wird, geraten Kommissar Neuhaus und Gerichtsmediziner Dr. Wagner in einen Fall, der tiefer geht als jeder Stollen: Stadtwerke, Kirche, Handwerker – alle haben etwas zu verbergen. Während Nebel über Wiesen und Wälder kriecht, tauchen die Ermittler immer tiefer ein in eine Welt aus dunklen Allianzen, bedrohten Wasserrechten und tödlichen Geheimnissen.Atmosphärisch, vielschichtig und mit trockenem Sauerländer Humor erzählt – ein Krimi, der zeigt, dass selbst in der vertrauten Heimat nichts so ist, wie es scheint.
Für Fans von spannenden Regionalkrimis, starken Charakteren und überraschenden Wendungen.Jetzt lesen und herausfinden, wie viel Wahrheit ein Tropfen ans Licht bringen kann!
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Personen
Kommissar Neuhaus Erfahrener Ermittler der Kriminalpolizei Attendorn, bodenständig, kennt die Region und ihre Menschen wie seine Westentasche.Dr. Wagner Gerichtsmediziner aus Lüdenscheid, analytisch, eigenwillig, mit trockenem Humor und einem Sinn für das Ungewöhnliche.Mechtild Wösthoff Sicherheitsmitarbeiterin und Höhlenführerin an der Attendorner Tropfsteinhöhle, kennt die Höhle und ihre Abläufe sehr gut.Frido Techniker der Tropfsteinhöhle, zuständig für Wartung und technische Umrüstung.Anna Rehfeld Umweltbloggerin und Aktivistin, betreibt den Kanal „Sauerland sauber“, engagiert sich für Transparenz und Umweltschutz.Heiner Van Dong Kollege von Dr. Wagner, ruhig, detailorientiert, unterstützt bei Laborarbeiten und Analysen.Ralf Herrmann Student und Nachwuchswissenschaftler, hilft bei technischen und digitalen Ermittlungen.Volker der Stadtwerke Attendorn, verwaltet lokale Infrastrukturprojekte.Tim Loder Geschäftsführer eines regionalen LED-Unternehmens, zuständig für die Umrüstung der Höhle.Franz-Josef Mertens Vorarbeiter der LED-Firma, kennt die technischen Details der Umrüstung.Pfarrer Reimann Geistlicher der St. Johannes Baptist Kirche („Sauerländer Dom“), engagiert in Gemeindeprojekten.Taner Wirt des „MAMUTH“, einer lokalen Kneipe, Informationsdrehscheibe und Treffpunkt.Orte
Attendorn Kleinstadt im Sauerland, Schauplatz des Romans und Zentrum der Ermittlungen.Attendorner Tropfsteinhöhle („Atta-Höhle“) Berühmte Tropfsteinhöhle, Touristenattraktion und zentraler Tatort.St. Johannes Baptist („Sauerländer Dom“) Historische Kirche, Mittelpunkt der Gemeinde, Schauplatz wichtiger Gespräche.MAMUTH Lokale Kneipe und Treffpunkt für Ermittler und Einheimische.Olpe Nachbarstadt, Sitz des LED-Unternehmens und weiterer Handlungsschauplatz.Listersee / Biggedamm Seen und Talsperren in der Region, oft erwähnt als landschaftliche Kulisse.Begriffe
LED-Umrüstung Modernisierung der Höhlenbeleuchtung, spielt eine zentrale Rolle im Fall.Wasserrechte Rechtliche und wirtschaftliche Kontrolle über die Nutzung von Wasserquellen und Talsperren.„ Sauerland sauber“ Umweltblog von Anna Rehfeld, bekannt für investigative Recherchen und lokale Themen.Förderverein Kirchendach Lokales Projekt zur Finanzierung von Renovierungen und Bildungsarbeit, spielt in der Handlung eine Rolle.FI-Schalter Sicherheitskomponente in elektrischen Anlagen, relevant für die Ermittlungen.Diatomeen Kieselalgen, werden in der forensischen Untersuchung verwendet.SpuSi Abkürzung für „Spurensicherung“, die kriminaltechnische Einheit.Nebelschwaden krochen wie ausgefranste Schals über die Wiesen hinter Attendorn, als hätte jemand den Sauerländer Morgen mit Atem angehaucht. Aus der Stadt her tickte die Glocke des sogenannten Doms, was – Strenggenommen – natürlich keiner war, sondern „nur“ St. Johannes Baptist, aber wer wollte hier kleinlich sein. Wer aus dem Tunnel hinterm Biggedamm kam, der wusste: Hier fing für viele die vertraute Welt an. Fachwerk, Wälder, Wiesen, Wurst.
Vor dem Eingang der Tropfsteinhöhle standen zwei Kleinbusse. An der Seite prangte in geschwungenen Lettern: Attendorner Tropfstein-Paradies. Darunter ein Piktogramm, das irgendwo zwischen kitschig und charmant pendelte. Darüber ragte der Kalkfelsen, weißgefleckt und moosgesprenkelt, in den grauen Vormittag hinein. Ein vanillefarbener Hund – Terrier-Mix, der auf den Namen „Krümel“ hörte – schnupperte am Kassenhäuschen, als wolle er sich vergewissern, ob die Welt noch in Ordnung war.
„Nicht da rein, Krümel!“, rief jemand.
Die Stimme gehörte einer Frau Anfang vierzig, die eine orangefarbene Jacke trug, auf deren Rücken in reflektierenden Buchstaben SICHERHEIT stand. Sie hieß Mechtild Wösthoff, gebürtige Olperin, von Haus aus nicht furchtsam. Seit der erste Lockdown vorbei war, hatte sie ihre Stunden an der Höhle wiederbekommen. An den Wochenenden führte sie die Besucher. Wer Probleme hatte, weils feucht war oder glitschig, kriegte ihren Arm. Wer schnatterte, bekam ihr „Aufpassen, woll?“ und lachte trotzdem. So war das hier.
Heute war ein Montag. Geschlossen. Wartungstag, stand auf dem Schild. Keine Führungen. Dafür stand Mechtild Wösthoff trotzdem hier und drehte den Schlüssel. Sie schob das Gitter auf, das – genau wie die Luft dahinter – kalt metallisch roch, trat unter den Tropfsteinbogen und machte Licht. Die Lampen gingen nacheinander an und schienen den Fels in ein Aquarium zu tauchen. Gelb, grün, kaltweiß, milchig: das ewige Kunstlicht, das aus Tropfen Skulpturen machte.
Sie blieb einen Moment stehen. Ihr war, als hörte sie etwas, ein Geräusch, das nicht hierher gehörte. Ein kehliges, abgehacktes Echo, als ob etwas Metallisches vibriert hätte. Sie sagte sich, dass das Quatsch war. Geräusche verselbständigen sich unter der Erde. Und außerdem: Wer sollte schon an einem Montag hier sein? Sie war es, die die Wartung machte, mit Frido, dem Techniker. Frido kam später. Sie war nur eher, weil Krümel morgens seine Runde brauchte.
„Komm, du Ferkel“, sagte sie, auch wenn Krümel sekundengenau wusste, dass sie so etwas nie ernst meinte. „Nur die große Halle, dann drehen wir wieder um.“
Sie ging vor. Das Licht glitt mit ihr. Der Gang verbreiterte sich, die Decke stieg. Sie roch den Kalk, die Feuchte, den Hauch von altem Wasser. Und dann war da plötzlich wieder dieses Geräusch. Nicht ein metallisches, eher ein... Summen. Nein: ein Surren. Ganz fein. Elektrisch? Sie horchte, legte den Kopf schief. Krümel knurrte und legte die Ohren an. Vor dem großen See – die Touristen nannten ihn See; in Wahrheit war es eine ruhende Pfütze, die fotografiert aussah wie eine Kathedrale – blieb Mechtild Wösthoff stehen. Ihr Blick glitt über das Wasser, die Kaskaden aus Tropfstein, den rostigen Kettenzug der alten Bühne, auf der früher mal eine bunte Lichtershow mit Nebel gewesen war. Seit Corona gab es die nicht mehr. Zu viel Kondensat, sagten die Techniker. Zu wenig Geld, dachte Mechtild.
Sie machte zwei Schritte, da stolperte sie fast. Der Schuh stieß an etwas, das die Sohle nicht erwartet hatte. Nicht Fels. Nicht Schlamm. Etwas Weiches, aber mit Widerstand. Krümel winselte, als habe er ein Echo in der Kehle.
Mechtild bückte sich, im Lichtkegel der Deckenröhren. Der Schatten vor ihren Füßen war zu groß, zu unregelmäßig für einen Rucksack, zu – menschlich? Sie sah die Hand zuerst. Sie lag flach, die Finger halb gekrümmt, die Fingernägel mit Schlamm halbmondig gezeichnet. Ein Armband hing am Gelenk. Leder, geflochten. Ein kleines silbernes Schaf daran. Mechtild Wösthoff stieß den Atem aus. Sie hörte ihn im Rücken der Höhle verhallen. Ihren Schrei hörte sie gar nicht.
„Hilfe“, krächzte sie schließlich, und das klang eher wie ein Gebet, obwohl Mechtild sich nie so richtig als gläubig bezeichnet hätte. Sie kniete, tastete den Hals. Er war kalt wie der Fels. Kein Puls. Das Gesicht war halb im Wasser. Eine Haarsträhne klebte an der Wange. Blond. Lang. Sie drehte den Kopf und erkannte sie.
„Frau Rehfeld?“, hauchte sie.
Zwei Stunden später stand Kommissar Neuhaus mit einem dieser weißen Papieranzüge, die an schlechte Weltraumfilme erinnern, im Bauch der Höhle. Es war feucht genug, dass der Stoff an die Knie klebte. Er wirkte nicht unglücklich. Neuhaus war kein Mensch für Glitzer und große Worte; er mochte die Arbeit, die man einfach machen musste. Wenn er irgendwo nicht hinpasste, dann waren es Partys. In Höhlen dagegen war er daheim, auch wenn er ungern zugab, dass er Platzangst kannte. So lange er gehen konnte, ging es. Sobald ihm jemand sagte: „Jetzt bleiben Sie mal ruhig stehen!“, begann sein Atem flach zu werden.
„Wie heißt die?“ Er meinte die Tote. Er kannte sie nicht. Was für Attendorn ungewöhnlich war, denn eigentlich kannte Neuhaus hier jeden, der öfter als drei Mal in der Woche Brötchen holte.
„Anna Rehfeld“, sagte der junge Kollege von der SpuSi, dessen Bart erst so tat, als wolle er einer werden. „Bloggerin. Die mit diesem Umwelt-Kanal. ‚Sauerland sauber‘. Kennen Sie nicht?“
Neuhaus schob die Unterlippe vor, sein Balancepunkt zwischen neutral und grantig. „Ich lese die Zeitung. Wenn ich Zeit hab.“
„Mein Mädchen guckt die immer“, setzte der Bart an, ein bisschen sehr stolz darauf, dass er ein Mädchen hatte. „Die haut einen Artikel nach dem anderen raus. Pumpspeicherwerk, Windkraft, Fledermäuse – die war überall dahinter. Hatte ne Menge Fans, aber auch Feinde, woll?“
Neuhaus verzog die Augenbrauen. Seine dicken, die alle Emotionen in Serpentinen wickelten. Feinde hatte man hier selten. Man mochte sich oder man redete nicht miteinander. Beides war ungefährlich. Feindschaft war was für große Städte.
„Wer hat sie gefunden?“
„Die Wösthoff.“
„Die mit dem Hund?“
„Genau die.“
„Wo ist sie?“
„Oben. Sitzt, zittert. Frido, der Techniker, macht bei ihr die große Seele und den kleinen Kaffee.“
Neuhaus nickte. Er ließ sich neben die Tote hocken. Zwei Finger breit über dem Wasser, den Blick auf die Details. Wasserlinie an der Wange, Schlammkruste an der Bluse. Bluse? Eher eine Regenjacke. Hellblau, Kapuze im Nacken. Die Reißverschlüsse offen. Kein Rucksack. Die Hose: dunkel, eng. Schuhe: Trailrunning, schlammtauglich. Neuhaus blinzelte.
„Wir brauchen Wagner“, sagte er. „Aber nicht nur wegen der Formalitäten.“
„Schon unterwegs“, meldete der Bart.
„Gut. Und sorg dafür, dass hier keiner atmet, ohne dass ich’s erlaube.“
Der Bart nickte und war weg. Neuhaus blieb. Er zählte. Nicht im Kopf, im Blick. Spuren im feuchten Schlamm, die sich nicht halten würden, wenn man nicht fix arbeitete. Schuhabdrücke: klein, groß, noch einer. Geländergriff: angetatscht. War da Harz? Er schob sich ein Stück zur Seite, wischte nicht, sondern sah. Das ist ein Unterschied. Er war lang genug dabei, um zu wissen, dass man mit Hektik mehr tötet als mit jedem Messer.
Er sah die Hand an. Das Lederband. Das Schaf. Er kannte die Marke. Kunsthandwerk vom Bauernmarkt hinterm Biggesee. Rehfeld hatte das Ding auf jedem Foto getragen. Er erinnerte sich jetzt. Seine Frau hatte die Blogfrau mal zitiert, es ging um Gülle in der Lister. „Wenn die Lister schäumt wie Bier, ist wat im Argen, woll!“ – so hatte Anna Rehfeld begonnen und alle hatten gelacht; danach hatte keiner mehr gelacht, weil die Zahlen stimmten.
