Schattenchronik - Gegen Tod und Teufel 07: Gamma-Phantome - Michael Mühlehner - E-Book

Schattenchronik - Gegen Tod und Teufel 07: Gamma-Phantome E-Book

Michael Mühlehner

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Beschreibung

Auf einem Militärstützpunkt in der Mojave-Wüste kommt es zu unerklärlichen Spukerscheinungen. Im Auftrag des Pentagon soll Agent Martin Anderson von der Schattenchronik für schnelle Klärung sorgen. Doch schon bei seiner Ankunft wird er in höchst seltsame Ereignisse verwickelt. Die Printausgabe umfasst 148 Buchseiten. Die Exklusive Sammler-Ausgabe als Taschenbuch ist nur im Blitz-Verlag Online-Shop erhältlich!!!

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SCHATTENCHRONIK – GEGEN TOD UND TEUFELBand 7

In dieser Reihe bisher erschienen:

2901 Curd Cornelius Die andere Ebene

2902 Curd Cornelius Die Riesenwespe vom Edersee

2903 Curd Cornelius & D. J. Franzen Die Ruine im Wald

2904 Curd Cornelius & Astrid Pfister Das Geistermädchen

2905 Curd Cornelius & G. G. Grandt Killerkäfer im Westerwald

2906 Andreas Zwengel Die Stadt am Meer

2907 Michael Mühlehner Gamma-Phantome

Michael Mühlehner

GAMMA-PHANTOME

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2020 BLITZ-VerlagRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mark FreierInnenillustration: Ralph KretschmannSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-567-8Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Mojave-Wüste, Atomtestgelände 1959

Zum wiederholten Male flog innerhalb der letzten zwanzig Minuten General McKenzies Blick zu dem eckigen Counter an der Wand unter der Betondecke. Wieder kippte eines der modernen Ziffernblätter. Terminus zehn!

In zehn Minuten würde sich das Weltbild Amerikas ändern, nein, das Weltbild der gesamten Menschheit! Unwillkürlich strafften sich Schultern und Rücken des Generals, als würde er Befehle des Obersten Kommandos entgegennehmen.

Während McKenzie in dem mit Technik vollgestellten Raum des Kommando-Bunkers langsam seinen Gang von einer Arbeitsstation zur anderen fortsetzte, arbeiteten seine Männer konzentriert an den Befehlsständen. Das graue Licht der Fernsehmonitore warf flackernde Schatten auf die Gesichter der Soldaten.

„Übertragungswagen zwölf hat seine Position erreicht, Sir.“

McKenzie nickte. Ein TV-Bildschirm erhellte sich, als die mobile Kamera auf dem Dach des gepanzerten Wagens ihre Arbeit aufnahm. In Schwarzweiß wurde ein karges, ödes Wüstengelände präsentiert. Elf weitere Monitore zeigten ähnliche Bilder aus unterschiedlichen Perspektiven und Entfernungen. Übertragungswagen zwölf war am weitesten vom Zentrum entfernt positioniert.

Zehn Meilen, dachte McKenzie. Die Kamera dort würde alles genauestens festhalten.

„Sind die Hubschrauber vom Stützpunkt gestartet?“, fragte McKenzie einen anderen Offizier an einer Arbeitsstation.

„Die Hubschrauberstaffel ist einsatzbereit und hält Position. Exakt um T minus fünf werden sie die Foto- und Filmdokumentation starten.“

Sie hatten hochauflösende Filmkameras und Strahlendetektoren an den Außenseiten montiert. Die Piloten waren genau instruiert. McKenzie gestattete sich ein Lächeln. Alles lief exakt nach Plan. Die Tür zum Kontrollraum öffnete sich und ein schlanker Mann in einem weißen Mantel trat ein. Doktor David Bayford, führender Nuklearwissenschaftler und technischer Leiter des Projekts. Er nickte dem General wortlos zu, konzentrierte sich auf die Daten auf den Monitoren und glich sie mit den Arbeitsblättern auf seinem Klemmbrett ab. Schon nach wenigen Sekunden runzelte er die Stirn und die Augen hinter der großen Brille zogen sich zusammen. McKenzie genoss kurz die Verwirrung des Wissenschaftlers, ehe er zu ihm trat.

„Hier, Doktor, sind Ihre Prüfbögen. In die alten hat sich ein Fehler eingeschlichen.“

Er reichte Bayford ein Klemmbrett mit den vorbereiteten Papieren.

„Was soll das heißen, General?“, fragte David Bayford misstrauisch. „Welcher Fehler?“ Er überflog hastig das erste Blatt, Grunddaten des Projekts. Parameter der Versuchsreihe. „Aber – aber, mein Gott. General, die Bombe …“

„Ich habe die kritische Masse erhöhen lassen“, sagte General McKenzie mit ruhiger Stimme. Sein Blick ruhte auf dem konsternierten Wissenschaftler. Er hatte Bayford noch nie gemocht. Einer dieser selbstherrlichen, eingebildeten Eierköpfe, die glaubten, mit ihren Formeln alles erklären und lösen zu können. Es war McKenzie ein leichtes gewesen, ihn zu manipulieren.

Bayford glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er die Zahlen auf dem Papier las. „Zweihundert Tonnen TNT. Das ist unmöglich. Soviel Uran stand uns nicht zur Verfügung.“

„Zumindest kein behandeltes U 235. Das ist richtig. Wir haben die kritische Masse mit etwas Ähnlichem ersetzt.“

Bayford schüttelte den Kopf, als hätte er nicht richtig gehört. Hinter der hohen Stirn überschlugen sich die Gedanken. Sein Blick irrte durch den Kommandoraum des Bunkers, ohne wirklich die Abläufe wahrzunehmen. Die Männer saßen an ihren Terminals und führten die Befehle des Generals aus. Das Gespräch zwischen den beiden kümmerte sie nicht. An der Tür standen zwei bewaffnete Posten der Militärpolizei. Auch sie ignorierten den Wortwechsel. Hatten gelernt, Befehle niemals zu hinterfragen. Gehorsam war oberste Pflicht in der Army.

Der Counter zeigte sechs Minuten an.

„Sie – Sie haben was getan?“ Das Klemmbrett in Bayfords Händen zitterte.

„Kein Grund zur Beunruhigung, Doktor Bayford. Meine Männer haben alles genau durchgerechnet. ­Vielleicht erinnern Sie sich, dass vor sechs Monaten in der Nähe ein Meteorit abstürzte. Sein Kern war aus einem stark strahlenden, uranähnlichen Metall. Ja, bis auf ein paar winzige Abweichungen handelte es sich um Uran, außerirdisches Uran. Die harte Gammastrahlung war räumlich eng begrenzt, was uns ermöglichte, gut damit zu arbeiten. Es war den Wissenschaftlern der Army ein leichtes, das Meteoritenuran dem unsrigen beizufügen.“

McKenzies Augen brannten in einem fiebrigen Flackern. Etwas Beunruhigendes strahlte aus ihnen. Die Besessenheit eines Mannes, der zutiefst von seinem Tun überzeugt ist.

„Das – das kann ich nicht glauben, General! Wieso wurde ich nicht darüber informiert?“

Der Doktor wankte einen Schritt zurück, sein Gesicht hatte alle Farbe verloren, Schweiß perlte auf seinem haarlosen Kopf. „Sie können doch nicht einfach …“

„Für Detailfragen stehe ich Ihnen nachher zur Verfügung, Doktor. Jetzt wird ein neues Kapitel in der Geschichte der Atomforschung geschrieben.“

Terminus vier Minuten. Bayford lief es kalt über den Rücken, die Stimme des Generals klang beherrscht und bar jeglicher Emotionen.

„Amerika muss seinen Vorsprung in der atomaren Technologie weiter ausbauen. Die Russen drohen uns den Rang abzulaufen, und auch die Franzosen sind mit ihren Feldforschungen längst in die entscheidende Phase getreten. In ein paar Jahren werden wir es mit den Chinesen zu tun bekommen und weitere werden folgen. Wir müssen verhindern, dass wir nur noch gleiche unter vielen sind! Nagasaki und Hiroshima haben uns den Weg gewiesen, Doktor Bayford. Kriege werden nur noch durch Abschreckung oder durch terminale Vernichtung verhindert werden können. Dieses Projekt wird bahnbrechend sein!“

Ehe Bayford antworten konnte, rief ein Funker dazwischen. „General, Übertragungswagen vier meldet eine Gruppe Zivilisten in der Sicherheitszone!“

McKenzies Züge gefroren, alle Augen waren auf ihn gerichtet. Jetzt galt es, eine rasche Entscheidung zu treffen.

Drei Minuten bis zur Sprengung.

„Sie müssen den Countdown abbrechen, General“, flüsterte Doktor Bayford mit flacher Stimme. „Dort draußen sind Menschen!“

„Es ist eine militärische Sicherheitszone. Kein Zivilist hat dort etwas verloren. Fordern Sie eine Bestätigung von Ü-Wagen 4, Leutnant. Ich will die Anzahl der Personen wissen. Mit welchen Fahrzeugen sind sie unterwegs? Wie weit sind sie vom Beobachtungsposten entfernt?“ McKenzies Stimme klang kalt und berechnend. Seine Körperhaltung drückte aus, dass er Herr der Situation war.

Der Funkoffizier nahm Kontakt zum Übertragungswagen auf.

„Brechen Sie ab, General!“, forderte Bayford nachdrücklich. „Sie sind nicht Gott, der mit dem Leben anderer spielt.“

„Seien Sie still, oder ich lasse Sie unter Arrest stellen, Doktor Bayford!“

„Sir, Übertragungswagen 4 berichtet. Es handelt sich um eine Gruppe Navajos, fünfzehn Leute. Männer, Frauen und Kinder. Sie sind zu Fuß unterwegs. Etwa eine Meile von der Position des Ü-Wagens entfernt, im Kernbereich der Bombe.“

„Der Wagen soll seine Position halten. Eine Warnung wäre jetzt sinnlos. Wir dürfen das Projekt nicht abbrechen. Es geht um die Sicherheit Amerikas. Ein Abbruch wäre Hochverrat! Sie sind Offiziere der Army und haben Ihre Befehle. Ich rechne mit Ihnen!“

McKenzie hielt seine kurze Ansprache mit klarer Stimme. Er war fest entschlossen, und diese Einstellung sollten auch seine Männer spüren. In solchen Situationen bedurfte es einer Führungsgestalt.

Ein gurgelnder Laut drang über Bayfords Lippen. Er stürzte an General McKenzie vorbei, um den roten Schalter für den Abbruch zu betätigen. McKenzie fuhr herum und bekam ihn an der Schulter zu fassen, riss ihn zurück. Die zwei Militärpolizisten waren sofort zur Stelle und kümmerten sich um den tobenden Wissenschaftler.

McKenzie blickte zum Counter. Terminus Null.

Weit draußen, fünfzehn Meilen vom Kommandobunker entfernt, detonierte die Atombombe.

*

Den Bruchteil einer Sekunde leuchteten die zwölf Fernsehbildschirme auf. Ihr körniges Bild zerstob innerhalb eines Herzschlages. Übertragungswagen 12 sendete nur einen Moment länger, dann flimmerte grauer Griesel über die Bildschirme.

„Verbindung zu allen Übertragungsstellen abgebrochen, Sir“, meldete der Funker etwas verwirrt. Niemals zuvor war so etwas passiert. Übertragungswagen 12 mit einer Distanz von zehn Meilen zum Explosionsherd hätte die ganze Zeit senden müssen. Vielleicht lag es an der Strahlung und nicht an der Explosion, überlegte ­McKenzie gelassen. Er spürte ein leichtes Vibrieren in den Beinen. Der Boden rumpelte, bebte. Die Betonwände begannen zu zittern, die Apparate und Arbeitsstationen knisterten und knarrten, Metall knackte.

„Sie Narr!“, brüllte Bayford. „Was haben Sie getan!“

Mit lautem Krachen klaffte plötzlich ein Riss in der Wand, Steinsplitter flogen nach allen Seiten, ein paar Bildschirme implodierten. Ein weiterer Stoß ging durch den Boden, so heftig, dass McKenzie gegen den Kartentisch geschleudert wurde.

Mörtelstaub hing in der Luft, aus dem aufgerissenen Boden drang ein wildes Grollen und Rumoren. ­McKenzie taumelte, wankte zum Ausgang. Trümmerteile der schweren Betondecke lagen am Boden, ein Bein ragte daraus hervor. Eine dunkle Lache breitete sich aus. Panik war ausgebrochen, beim nächsten Erdstoß wurde es noch schlimmer.

Ein Erdbeben, dachte McKenzie. Aber das hat nichts mit der Atombombenexplosion zu tun. Reiner Zufall! Nur Zufall! Er versuchte Luft in die Lungen zu bekommen. Das Atmen wurde schwerer, hinter ihm krachte der Rest der Bunkerdecke nieder, begrub den Großteil seines Teams. Er taumelte auf den halb eingestürzten Gang hinaus, da riss ihn jemand zurück. McKenzie starrte in das blutige Gesicht von David Bayford.

„Was haben Sie getan?“

McKenzie vermochte nicht zu sagen, ob der Wissenschaftler schrie oder flüsterte. In der Luft war ein Pfeifen wie von tausend Orgeln. Hitze breitete sich aus, brachte die Luft zum Flimmern, den Sauerstoff zum Glühen. Glutpartikel tanzten wie Irrlichter, Bayfords Kopf war davon umgeben. Grünes, in den Augen schmerzendes Leuchten, grell und intensiv, beinahe bösartig. Er hörte Bayford schreien. Dessen Kopf loderte wie eine Korona, dann begann sein Gesicht zu zerlaufen. Grünes Strahlen durchdrang die Haut wie Lichtspeere, die Knochen zeichneten sich dahinter schwarz ab. Innerhalb von Sekunden war der Wissenschaftler verdampft, verglüht oder was auch immer.

General McKenzie rannte bereits, während heftige Erdstöße den Bunker aus allen Richtungen trafen. Die Betontreppe, die er hinauf hetzte, bockte wie ein störrisches Pferd. Das zischende Summen in der Luft hielt an, hinter McKenzie löste sich die Welt auf, zerfraß hochenergetische Strahlung den Bunker. Wände, Decke, die Einrichtung, alles wurde vom tiefgrünen Glosen verschlungen.

Schreiend erreichte McKenzie den Ausgang, zog die schwere, bleiverkleidete Stahltür auf. Die Mauern sahen wie ein wild zusammengesetztes Puzzle aus, überall Risse, Spalten und Brüche. Keine Menschenseele zu sehen. Die Strahlung kroch wie ein lebendiges Wesen die Treppe hoch, hinterließ kochende Materie.

McKenzie stürmte ins Freie, um dann mit einem gurgelnden Laut stehen zu bleiben.

Die Welt um ihn herum hatte aufgehört zu existieren. Überall knisternde, brodelnde smaragdgrüne Glut, die jetzt auch nach ihm griff.

*

Gegenwart, Arizona, am Rand der Mojavewüste

Im Licht der Spätnachmittagssonne wirkte die Mojave wie in Bronze und Kupfer gegossen. Als gezackter Scherenschnitt hoben sich im Westen im Rund der Sonne die Umrisse der Rocky Mountains ab, während draußen in der Weite der Wüste die Farben zu Gold und Ocker zerflossen und die Flanken der Mesa langsam das Karmesinrot verloren und zu bloßen Schattenhängen verkümmerten.

Der einsame Beobachter stand auf einem Plateau der Mesa, ein weißer Range Rover Sport V8 Supercharged SVR parkte keinen halben Meter neben der Abbruchkante. Ein leichter Wind ließ die blonden Haare flattern, erhitztes Metall knackte in der einsetzenden Kühle. Der Geruch von Gummi und Motorenöl hing wie ein Hauch über dem Geländewagen. Der sportlich durchtrainierte Mann stand reglos einen Meter neben dem Wagen, gleich am Rand der Mesa und blickte hinaus auf die wie in Feuer getauchte Wüste. Martin Andersons Ziel lag dort draußen. Er blickte hinab auf das schmale Band einer Straße, die wie mit dem Lineal gezogen hinaus in die Mojave führte, sechzig Meilen weit bis zu der einzigen Kreuzung. Dort musste er rechts abbiegen, zwanzig weitere staubige Meilen fahren, bis er zum Kontrollpunkt der Sherman Military Base kam. Eine Fahrt von zwei Stunden. Vielleicht etwas länger, wenn er noch einen Imbiss in der Kleinstadt am Fuße der Mesa einnahm.

Er griff in die Tasche seines Jacketts und holte ein kleines, hoch technisch aussehendes Fernglas hervor. Damit folgte er dem Verlauf der Straße, ignorierte die digitalen Einblendungen an den Seiten des Telezoomers und machte sich ein Bild über die Wüste. Niemand lebte dort draußen freiwillig. Am Tage lagen die Temperaturen oft über vierzig Grad, und abends konnte es empfindlich kalt werden. Trostloses, steiniges, sandiges Land. Ideal als Waffen- und Versuchstestgelände des Militärs.

Martin senkte den Telezoomer und steckte ihn wieder in die Tasche. Ein nachdenklicher Zug lag auf dem sonnengebräunten Gesicht des zweiunddreißigjährigen Schweden. Die rauchgrauen Augen schienen einen fernen Punkt in der Mojave zu fixieren. Durch seinen Kopf spukte ein Name.

Anne Crowden. Doktor der Nuklearphysik, leitende Wissenschaftlerin der Sherman Militärbasis. Während eines Austauschprogramms des schwedischen Geheimdienstes in den USA hatten sie sich kennengelernt. All die Jahre hatte er nicht an sie gedacht, nicht einen ­einzigen Gedanken an Anne verschwendet. Und jetzt hatte sie sich an ihn gewandt, an den schwedischen Geheimdienst, für den er einst arbeitete. Erstaunlich, aber in ihrer Bitte um Hilfe hatte sie ihn persönlich erwähnt. Sie musste also seinen beruflichen Weg nach dem Austauschjahr verfolgt haben, selbst dann noch, als er zum Geheimagenten der schwedischen Krone wurde. Über einen Mittelsmann im Pentagon hatte sie versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Obwohl Martin Anderson nicht mehr für den Geheimdienst tätig war, wurde die Nachricht weitergeleitet und hatte die richtigen Stellen erreicht. Maßgeblich war dafür ein Mann im Pentagon, der versteckt für die Schattenchronik arbeitete. Immer wieder sehr bemerkenswert, über welch gute Verbindungen die neugegründete Organisation verfügte. Die Schattenchronik hatte sich zur Aufgabe gemacht, gegen die Dunklen Mächte des Bösen zu kämpfen. Gegen Tod und Teufel, lautete das Motto, und dieses war wörtlich zu nehmen. Gute Kontakte und Verbindungen zu anderen Nachrichtendiensten und Geheimorganisationen gründeten einen Eckpfeiler für die Effektivität von Schattenchronik.

Die Schattenchronik stand nicht im Telefonbuch, jedenfalls nicht unter diesem Kürzel. Vielleicht eine Handvoll Personen aus alten Tagen wussten, dass er für diese Spezialorganisation arbeitete. Er war inzwischen einer ihrer besten Agenten, ständig unterwegs, um den Mächten der Finsternis Einhalt zu gebieten. Dabei spielte es keine Rolle, ob sich übernatürliche Mächte als ­Erscheinungen manifestierten oder die Schwäche von Menschen ­ausnützten und sich ihrer körperlich bedienten.

Die Menschheit führte einen geheimen Krieg gegen das Böse, und die Schattenchronik war eine ihrer stärksten Speerspitzen gegen Dämonen und Geister.

Ein leiser Zippton drang aus dem Button am rechten Hemdkragen.

Martin aktivierte die Com mit einem Code-Wort.

„Hallo, Martin“, drang die Stimme von Leila Dahlström aus der Com. „Erwische ich dich in einem deiner wenigen sentimentalen Augenblicke?“

Ein Lächeln glitt über Martins Lippen.

„Erraten, Leila.“

„Gewusst, mein Lieber, gewusst. Wenn du mal offlinebist und auch das GPS-Signal deaktivierst, dann wälzt du meist schwere Gedanken.“

Genauso wie Martin arbeitete auch Leila Dahlström für die Schattenchronik. Die beiden blonden Schweden waren seit vielen Jahren ein Herz und eine Seele. Dennoch hatten sie sich ein gewisses Maß an Distanz bewahrt.

„Oder ich genieße die Fahrt in einem Testwagen unseres Fuhrparks“, meinte Martin leichthin.

„Oder das eben. Wie macht sich der Range Rover?“

„Bestens. Für dieses Gelände absolut ideal. Und erst die Liegesitze. Du hättest mitkommen sollen, Leila.“

„Genau deshalb hat Robert Linder nur dich losgeschickt. Sonst wärst du nie ans Ziel gekommen. Den Wagen können wir uns ja mal zum Urlaub ausleihen.“

Urlaub?, dachte Martin. Das wird nix. Laut sagte er: „Dann haben wir etwas, auf das wir uns freuen können.

---ENDE DER LESEPROBE---