Schattenchronik - Gegen Tod und Teufel 14: Der Voodoo-Hexer - Michael Mühlehner - E-Book

Schattenchronik - Gegen Tod und Teufel 14: Der Voodoo-Hexer E-Book

Michael Mühlehner

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Beschreibung

Der Fund eines menschlichen Zeremonienschädels alarmiert das Team der Schattenchronik. Martin Anderson und Leila Dahlström machen sich auf die Reise nach Haiti, wo sie mit entfesselten Voodoo-Kräften konfrontiert werden. Ein Voodoo-Hexer hat eine urzeitliche Bedrohung erweckt. Er nutzt die Macht, um Rache an den Menschen zu nehmen. Die Printausgabe des Buches umfasst 154 Seiten Exklusive Sammler-Ausgabe als Taschenbuch nur bei www.blitz-verlag_de erhältlich!!!

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SCHATTENCHRONIK – GEGEN TOD UND TEUFELBand 14

In dieser Reihe bisher erschienen:

2901 Curd Cornelius Die andere Ebene

2902 Curd Cornelius Die Riesenwespe vom Edersee

2903 Curd Cornelius & D. J. Franzen Die Ruine im Wald

2904 Curd Cornelius & Astrid Pfister Das Geistermädchen

2905 Curd Cornelius & G. G. Grandt Killerkäfer im Westerwald

2906 Andreas Zwengel Die Stadt am Meer

2907 Michael Mühlehner Gamma-Phantome

2908 Curd Cornelius & A. Schröder Dunkles Sauerland

2909 Andreas Zwengel Willkommen auf Hell-Go-Land

2910 Andreas Zwengel Tempel des Todes

2911 Andreas Zwengel Flussvampire

2912 Andreas Zwengel Die Barriere bricht

2913 Andreas Zwengel Die vier Reiter der Hölle

2914 Michael Mühlehner Der Voodoo-Hexer

Michael Mühlehner

DER VOODOO-HEXER

Diese Reihe erscheint als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2021 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-560-9Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Kapitel 1

Die Vision überkam sie mit der Macht einer Urgewalt.

Schlagartig verschwand die wirkliche Welt um sie herum. Alle Geräusche versiegten, sie hörte nicht länger die Stimme ihres Begleiters, vernahm nicht mehr die dezenten Töne der Jazzcombo. Von einem Augenblick auf den anderen wurde Leila Dahlströms Bewusstsein mit fremden Bildern überflutet.

Sie tauchte in eine sturmgepeitschte Welt ein. Unter ihr breitete sich ein gewaltiger Ozean aus, über dem sich eine apokalyptische Gewitterfront entlud. Mächtige Sturzwellen, tiefe Strudel und riesige Brecher brachten das Wasser zum Brodeln. Vom Himmel stürzten Hagelschauer, ein Orkan brauste über die Sturmsee. Düster zuckten Blitze aus einem eitrig gelben Firmament. Es war ein Chaos der Naturgewalten, auf das die schwedische Spezial-Agentin starrte. Beinahe hätte sie das dreimastige Schiff im Toben der Elemente übersehen. Doch sobald sie es erkannt hatte, wurde sie magnetisch davon angezogen.

Das Schiff lief unter Vollsegel, der Kapitän war entweder ein Narr oder ein tollkühner Held, der alles auf eine Karte setzte. Pfeilschnell segelte es dahin, überwand Strudel und Wellentäler, kämpfte sich durch Dünung und Brecher. Hagelkörner prasselten mit mörderischer Wucht auf die Decksplanken. Leila konnte winzige Gestalten ausmachen, die Besatzung der Galeone. Auf den Mastspitzen tanzte Elmsfeuer und am Heck wehte eine riesige Fahne.

Ein spanisches Schiff, erkannte Leila Dahlström. Es kämpfte einen verzweifelten Kampf, den es kaum gewinnen konnte. Blitze setzten das Firmament in Brand. Wirbelten das Wasser gischtend auf. Der Sturm änderte ständig die Richtung, blies von allen Seiten. Eine Serie von Brechern überspülte das Vordeck, doch die Galeone hielt ihren Kurs, sauste durch die schäumende See und versuchte weiterhin vor dem Wind zu kreuzen. Obwohl Leila über keinen Körper verfügte, glaubte sie selbst bis hier her das Knarren und Knirschen des Rumpfes und der Planken zu hören, das nervenzerfetzende Ächzen der Masten, die mit ihrer Segellast den Wind einfingen und versuchten, ihm die Wucht zu nehmen.

Etwas zog Leilas Geist auf das Schiff zu. Bisher hatte sie eine Position irgendwo hoch über der See innegehabt, jetzt zerrten Kräfte an ihrem Geist, denen sie keinen Widerstand entgegenbringen konnte.

Je näher sie dem Schiff kam, desto mehr spürte sie, wie wichtig es war. Ein greller Blitz fuhr auf die Galeone herab und schlug krachend in den Vormast. Grelles Feuer loderte auf, die Macht des Blitzes war so stark, dass der Mast durchtrennt und über Bord geschleudert wurde. Samt Takelwerk und Taue. Ein brennendes Fanal aus Holz und Segeln, ehe es von der wütenden See verschlungen wurde. Das Schiff verlor schlagartig an Tempo, geriet in Schräglage, kämpfte sich mit letzter Kraft einen Wellenkamm hinauf.

Leila hörte die Schreie auf Deck. Der Kapitän stand am überdachten Ruderhaus, das Steuer fest in den harten Händen. Der Kompass drehte sich wie verrückt in seinem Gehäuse. Die Welt bestand aus grauen Farben, aus Wind und Hagel, Blitz und Donner. Das Schiff keuchte wie ein waidwundes Tier. Das Ruder wollte dem Kapitän nicht mehr gehorchen und der nächste Brecher rollte querab über das Deck, füllte die Laderäume, machte das Schiff schwer und tumb.

Trotzdem hielt der Kapitän unbeirrt den Kurs, sein Bestreben war es, die Regina so nahe wie möglich nach Hispaniola zu bringen. Mit zusammengepressten Lippen betete er lautlos, während Leilas Blickwinkel sich abermals änderte.

Plötzlich sah sie sich in einer kleinen, engen Kabine. Eine Öllaterne brannte unter der niedrigen Holzdecke. Ein Mann saß vor einem einfachen Tisch, auf dem eine offene Kiste aus Eisen stand. Der Mann räumte hastig Gegenstände in die Kiste. Er trug eine braune Kutte, vor der Brust hing ein Kreuz aus gehämmertem Silber. Seine Lippen bewegten sich, ohne Worte hervorzubringen. Ein Mönch, erkannte Leila Dahlström sofort. Der Geistliche schlug mehrere Pergamentseiten in Ölpapier und verstaute sie in der Kiste. Dann nahm er eine Muschel und legte sie dazu. Flache Tafeln aus Gold folgten. Als der Mönch damit fertig war, sah er auf seine Hände. Sie waren tiefrot und wirkten, als hätte er sie in kochendes Wasser getaucht. Tränen liefen über seine Wangen. Noch einen Gegenstand legte er in die Kiste. Eine aus Stein geformte Sonnenscheibe. Sie schimmerte grau, beinahe silbern und war mit den kunstvollen Symbolen der ­Sonnengöttin verziert. Inti, dachte Leila. Die ­Lebensgöttin der Inkas!

Mit einem Segensspruch versperrte der Mönch die Kiste. Er hängte das große Schloss ein und verriegelte es. Leila hatte so einen Verschluss noch nie gesehen. Es bestand aus Riegeln und Stellrädern. Es mochte alleine gut und gerne ein Kilo wiegen und schien ganz aus Eisen zu bestehen. Noch einmal ruhte ihr Blick auf der rätselhaften Truhe. Sie enthielt ein düsteres Geheimnis. Das Böse ruhte in ihr. Leila konnte es mit jeder Faser fühlen. Etwas Fremdartiges, Unvorstellbares lauerte darin, bereit ans Tageslicht zu kommen, wenn die Zeit dafür reif war.

Im nächsten Moment traf ein mächtiger Schlag das Schiff. Durch den Niedergang flutete schäumendes Wasser. Irgendwo brachen Planken. Schreie gellten. Der Priester hob nur kurz den Blick. Die Tür wurde durch den Druck der Flutwelle aus den Angeln gerissen, der Mann gegen die Wand gedrückt. In Sekundenschnelle war die Kammer bis zur Decke geflutet. Leila wollte den Blick wenden, doch die unheimlichen Kräfte der Vision ließen es nicht zu. Sie musste mit ansehen, wie der Mönch ertrank. Dann sank das Schiff, verschluckt von den zornigen Fluten der sturmgeschüttelten See.

„Leila! Ist alles in Ordnung mit dir?“

Nur langsam verstand sie die Worte. Die blonde Schwedin blinzelte, versuchte die Schleier vor ihren Augen zu vertreiben. Sie hatte einen metallischen Geschmack im Mund und roch intensiv den Duft von Veilchen. Der Geschmack von Magie. Sie versuchte den Arm zu heben, war aber zu matt dazu. Die Welt kehrte zurück, schleichend, beinahe antriebslos. Endlich hörte sie wieder die Geräusche des Restaurants um sich, konnte ihr Gegenüber erkennen. Sah die Sorge im Gesicht des blond­haarigen Schattenchronik-Agenten. Seine eisgrauen Augen musterten sie aufmerksam, er hatte sich leicht vorgebeugt, seine Finger lagen auf ihrem Handgelenk. Hatten den Puls gefühlt.

„Martin“, flüsterte Leila Dahlström. „Würdest du mich bitte nach Hause bringen? Ich hatte gerade eine furchtbare Vision. Etwas Mächtiges versucht in unsere Welt einzudringen!“

Martin Anderson betrachtete seine Kollegin nachdenklich, dann nickte er entschlossen und winkte den Kellner herbei, um die Rechnung zu begleichen.

Kapitel 2

Daniel Staker schrie in Todesangst. Über seinen Augen schwebte ein archaisches Obsidian-Messer mit scharfer Steinklinge. Während sein Körper sich gegen die Pflanzenfesseln stemmte, die ihn auf den rauen Altarstein pressten, zuckten die Schatten von tanzenden Leibern durch die von Fackeln erhellte Nacht. Nackte Füße stampften auf den harten Lehmboden, schwielige Hände trommelten den kakophonischen Rhythmus einer längst vergessenen Melodie auf mit Menschenhaut bespannten Bongos.

Ein Miasma verschiedener Düfte lag über dem Ritualplatz, das beinahe unmenschliche Geheul aus unzähligen Stimmen stieg in den wolkenverhangenen Himmel.

Die Messerklinge beschrieb blitzende Bewegungen über dem Gesicht von Daniel Staker.

Das Trommeln wurde immer schneller, lauter, rasender. Sein Puls zuckte im Einklang mit der Melodie. Gutturale Laute erreichten sein Ohr, während sich ein schwarzhäutiger Kopf mit kreideweißer Gesichtsbemalung in sein Blickfeld schob. Die Augen glühten wie erhitzter Bernstein. Trotz der grotesken Bemalung erkannte Daniel Staker das Gesicht. Ein Name zuckte durch sein furchterfülltes Gehirn.

King Gazabe, der Voodoo-Hexer! Da wusste Daniel, dass er keine Gnade zu erwarten hatte.

Der barbarische Singsang füllte seine Ohren, sein Denken, sein Atmen. Das schwarze Messer schwebte noch einen Augenblick über seinem Gesicht, dann glitt es näher und Daniel spürte einen furchtbaren Schmerz, als es durch Haut und Fleisch schnitt, tief hinein in die Brust, um sein Herz freizulegen.

Kapitel 3

Leila Dahlström atmete tief ein, doch die laue Nachtluft vermochte sie nicht wirklich zu erwärmen. Noch immer hatte sie den Geschmack von verwelkten Veilchen und glühendem Eisen auf der Zunge, eine Kälte nagte in ihren Gliedern, die nicht von dieser Welt stammte. Martin Anderson, der Schattenchronik-Agent, beobachtete seine Kollegin mit Sorge. Sie hatte sich den Blazer um die Schultern geworfen und lehnte sich an ihn. Das cremefarbene Abendkleid betonte die schlanke Modelfigur der Neunundzwanzigjährigen. Sie trug eine Perlenkette und nur wenig Schmuck an den Fingern. Das Make-Up war dezent gehalten. Martin konnte durch den Stoff seiner Anzugsjacke ihr Beben spüren.

Der 32-jährige Schwede war auf einen Kurzbesuch in die Stadt an der Seine gekommen. Wie der Zufall es wollte, hatte Leila gerade in Paris einen Fall abgeschlossen. Nun wollten sie die knappe Zeit nutzen, um gemeinsam auszugehen, ehe die Schattenchronik-Zentrale in Deutschland ihnen neue Fälle in aller Welt zuwies. Martin hatte sich schon auf das Abendessen im Restaurant L´Espadon im Ritz gefreut. Doch nun kam alles anders.

„Wie geht es dir, Leila?“, fragte der Agent. Der Verkehr flutete auch zu dieser späten Stunde noch über die breiten Fahrbahnen des Camps Elysee. Auf den Geh­steigen wogte reges Leben. Die Menschen flanierten entlang der Prachtstraße und erfreuten sich an den lauen Abend­stunden. Als Martin einem Taxi winken wollte, drückte Leila ihm die Hand herab.

„Nein. Ich möchte zu Fuß gehen. Der Spaziergang wird mir helfen, einen klaren Kopf zu bekommen.“

„Ganz wie du willst.“ Er ging ruhig neben ihr her, ließ ihr die Zeit, die sie brauchte. Genoss es, ihren Kopf an seiner Schulter zu fühlen.

„Es überkam mich plötzlich“, flüsterte die Agentin. Sie schloss kurz die Augen, rief sich die Bilder zurück ins Gedächtnis. Ignorierte die Kälte, die sich hinter ihrer Stirn ausbreitete. „Es war eine sehr intensive Hellsicht. Die Vision kam jenseits von Raum und Zeit.“

„Du hast also etwas Vergangenes gesehen, Leila? Etwas, dass bereits passiert ist und in die Gegenwart hinein­wirkt?“

„Ich glaube, ja, Martin.“ Sie beschrieb ihm eindringlich die Eindrücke. „Ich habe nur keine Erklärung für diese Vision. Ich bin kein Medium oder eine Hellseherin.“

„Aber du hast empathische Fähigkeiten“, überlegte Martin nachdenklich. „Vielleicht hat irgendeine Berührung diese Hellsicht ausgelöst. Du hast gesagt, du hättest deinen Fall beendet?“

„Ich habe mit Hilfe der Pariser Gendarmerie eine Sekte zerschlagen. Drei Menschenopfer gingen auf ihr Konto, die sie zu Ehren alter Gottheiten töteten. Mein Bericht darüber müsste auf allen Pads unserer Feldagenten abrufbar sein.“

Martin nickte. „Ich habe ihn kurz überflogen. Sie haben irgendein Zeichen angebetet, nicht wahr?“

„Ja, ein spindelförmiges Symbol. Es war auf eine Tonscherbe graviert. Die Scherbe war nicht größer als eine Handfläche. Bisher wissen wir nicht, was dieses Symbol darstellen soll, noch, aus welchem Teil der Welt es stammt. Es könnte ein Schriftzeichen sein, eine Rune oder einfach eine Ikonografie, die bildliche Darstellung einer höheren Macht. Die Sektierer haben nichts dazu gesagt. Sie schweigen verbissen, geben zwar die Morde zu, ansonsten machen sie keine Aussage.“

„Und diese alten Gottheiten?“

„Auch dazu gibt es keine Erklärungen. Mir kam es vor, als wüssten die Sektierer selbst nicht allzu viel über den Kult. Es fiel nur ein Name. Hora. Ob es sich dabei um eine übersinnliche Kraft oder um eine Gottheit handelt, ist ungeklärt. Es könnte auch die Umschreibung für ein Pandämonium sein. Die Sektenmitglieder hatten Angst davor den Namen auszusprechen. Ein unheiliges Wort, ein tabuisierter Begriff.“

„Und wo ist diese Scherbe jetzt?“, fragte Martin nach.

„Zerstört. Ich musste meine Walther M3 Laser einsetzen. Dabei wurde die Scherbe zerstrahlt. Ich hätte ihr gar keine so große Bedeutung beigemessen, aber der Oberpriester wollte seinem Opfer damit das Herz aus dem Leib schneiden.“

Leila schwieg einen kurzen Augenblick. „Ich habe dasselbe Symbol in der Vision gesehen, eingeritzt in die Innenfläche einer Muschel. Der Mönch legte sie in die eiserne Kiste.“

Martin lief ein Frösteln über die Schulter. Offenbar kam dem Spindelsymbol eine zentrale Rolle zu. Früher oder später würde sich die Schattenchronik-Organisation damit auseinandersetzen müssen.

„Die einzige Verbindung, die ich im Augenblick erkennen kann, ist in der Vergangenheit begründet“, überlegte Martin laut. „Die Tonscherbe symbolisiert eine Macht aus vergangenen Zeiten. Und deine Vision beinhaltete ebenfalls ein Geschehen aus der Vergangenheit. Verbunden durch das Spindel-Zeichen.“

„Ich glaube, es ist noch zu früh, um solche Schluss­folgerungen zu ziehen“, widersprach Leila skeptisch. „An welchen Fall arbeitest du gerade?“

„Ich ermittle in einem Vermisstenfall“, antwortete Martin. „Aber ich sehe keine Zusammenhänge mit deiner Vision.“

„Vielleicht kommt das noch. Kannst du mir Einzel­heiten nennen? Immerhin bin ich empathisch, und vielleicht habe ich Eindrücke wahrgenommen, die eher dich und deinen Fall betreffen?“

„Es ist eine sehr unschöne Geschichte, Leila. Vor zwanzig Jahren verschwand eine Studentin namens Sandra Eylmann bei einer Reise in der Karibik. Gewisse Hinweise sprechen dafür, dass sie Opfer eines Ritualmordes wurde.“

Leila durchlief ein Schauer. „Zeremonielle Tötung. Wie schrecklich. Eine Parallele zu den Hora-Sektierern?“

„Womöglich. Ich treffe mich später mit einem Kunst-und Antiquitätenhändler. Edvard Bash. Hast du den Namen schon einmal gehört?“

Leila musste verneinen. „Pass auf dich auf, Martin. Wenn hier übernatürliche Mächte wirken, müssen wir mit Angriffen aus allen Richtungen rechnen.“

Martin erwiderte nichts darauf, aber wer ihn kannte, wusste wie nachdenklich ihn diese Worte stimmten.

Kapitel 4

Bevor Martin Anderson eine Stunde später den Termin mit Edvard Bash wahrnehmen wollte, aktivierte er über die Kragencom die Funkverbindung zur Schattenchronik-­Zentrale im Rothaargebirge. Robert Linder, der Leiter der Organisation nahm das Gespräch direkt entgegen. Er hörte ruhig und konzentriert zu, was der Spezialagent zu berichten hatte. Die schwerdeutbare Vision von Leila Dahlström und deren Anspannung, die sie mit den Bildern verband.

„Zusammenhänge mit meinen derzeitigen Ermittlungen sind noch nicht erkennbar“, endete Martin. „Allerdings möchte ich nichts ausschließen.“

„Es könnte sich aber auch um einen bloßen Zufall handeln“, gab Linder zu bedenken. „Vorsicht ist das Gebot der Stunde. Unsere Wissenschaftler werden sich auf den Schiffsnamen Regina konzentrieren. Leila sagte, die Galeone segelte unter spanischer Flagge. Vielleicht haben wir Glück und landen einen Treffer.“

Martin beendete zwei Minuten später das Gespräch und schlenderte in Gedanken versunken Richtung Montmartre.

Das Treffen mit Edvard Bash fand in einem Bürogebäude statt. Die Außenfassade des modernen Baus bestand aus Klinkersteinen mit Stuckornamenten. Bash hatte seine Räume im Erdgeschoss. Der Geschäftsraum war mit Glasvitrinen ausgestellt, darin enthalten lagen ausgesuchte Stücke und Artefakte auf samtenen Polstern. Indirektes Licht sorgte für eine angenehme Atmosphäre.

---ENDE DER LESEPROBE---