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Dieses Buch versammelt über fünfzig dokumentierte Begegnungen mit Gestalten, die nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Paketzusteller, Reinigungskräfte, Imker, lebende Statuen - sie alle teilen ein Muster: Sie sprechen nicht, sie verändern sich, sie verschwinden. Herold zu Moschdehner hat über Jahre hinweg Hinweise gesammelt, analysiert und systematisch ausgewertet. Seine Recherche begann mit einem Übergriff auf einem Parkplatz in Wismar - und führte ihn tief hinein in die Tarnstrukturen einer Intelligenzform, die sich unter Menschen bewegt, aber nicht menschlich ist. Mecklenburg, mit seinen weiten Flächen, verlassenen Industriegebieten und schwach dokumentierten Übergangszonen, wird in diesem Buch zum Zentrum einer verborgenen Realität. Schattenhüllen - Wie Formwandler in Mecklenburg unter uns leben ist kein Roman. Es ist ein Tatsachenbericht. Und ein stiller Beweis dafür, dass die Wahrheit dort beginnt, wo wir aufhören, wegzuschauen.
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Seitenzahl: 60
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Vorwort
Kapitel 1: Die erste Spur
Kapitel 2: Der Imker Summen im Schutzanzug – wenn die Maske Summen erzeugt
Kapitel 3: Der Feuerwehrmann Flammenform und Tarnzone
Kapitel 4: Der Paketzusteller Gesichtslos an der Schwelle
Kapitel 5: Die Statue Bewegungslos im Blickfeld
Kapitel 6: Der Biolaborant im Schutzanzug Stille hinter Glas
Kapitel 7: Die Reinigungskraft Unsichtbar im Sichtbaren
Kapitel 8: Die Spuren Wenn Tarnung reißt
Kapitel 9: Wie man sich schützt Zwischen Wahrnehmung und Kontakt
Kapitel 10: Der Anhang Zeugen, Quellen, Begriffe
Wie alles begann – Wismar, Parkplatz, Gesichtsbiss
Ich weiß, wie das klingt. Und vermutlich schließen Sie dieses Buch gleich wieder, weil Sie denken, ich hätte zu viel geraucht oder nie damit aufgehört. Aber bitte: Lesen Sie diesen einen Abschnitt zu Ende – und entscheiden Sie erst danach.
Es war ein Mittwoch, später Nachmittag. Ich hatte in Wismar am Hafen geparkt, ein paar Einkäufe erledigt, nichts Besonderes. Als ich zurück zum Wagen ging, sah ich ihn schon. Ein Mann, seltsam aufrecht, aber doch irgendwie mechanisch in seiner Bewegung. Nicht alt, nicht jung, komplett neutral. Das Gesicht, und das ist keine Übertreibung, wirkte wie aus Gummi. Glatt, aber falsch gespannt. Nicht die Haut selbst war das Problem, sondern wie sie saß.
Er kam auf mich zu. Direkt, ohne Zögern, ohne ein einziges Wort. Und dann geschah es. Er beugte sich leicht nach vorne, griff mir mit beiden Händen an den Kopf und biss mir ins Gesicht.
Kein Kampf, kein Gerangel. Es war ein einziger, gezielter Akt. Und das Schlimmste: Er nahm dabei etwas mit.
Ein Teil meiner rechten Wange, samt Haut, vielleicht sogar ein Stück Knochen, war einfach weg. Ich spürte keinen Schmerz, zumindest nicht sofort. Nur Kälte. Er rannte. Ich hinterher. Ich weiß nicht, warum. Wahrscheinlich war es Wut. Oder reiner Überlebenswille. Ich schrie. Ich griff nach einem Pflasterstein am Rand und wollte ihn ihm über den Rücken ziehen.
Doch in dem Moment, in dem ich ihn traf, war er keiner mehr. Er wurde zu Stein. Ich schwöre es. Zu einem Stück Granit, scharfkantig, warm. Ich spürte es noch, als meine Hand brach. Drei Mittelhandknochen, später bestätigt im Krankenhaus Wismar.
Dann passierte das Unglaublichste. Der Stein begann zu vibrieren. Nur leicht, wie ein Kühlschrankmotor. Dann zog er sich zusammen, schmolz in sich hinein, formte sich, wurde rundlich. Dann kantiger. Dann ein Auto. Ein silberner Golf, etwas älteres Modell. Die Türen klappten auf, dann zu. Die Lichter blinkten. Und als er davonfuhr, hörte ich ein Lachen. Dumpf, tief, irgendwie blechern, aber eindeutig menschlich.
Seit diesem Tag weiß ich, was ich vorher nur geahnt habe: Sie leben unter uns. Sie beobachten uns. Und sie haben längst gelernt, wie sie sich tarnen können. Als Mensch. Als Tier.
Als Ding.
Die meisten haben nie Probleme mit ihnen. Aber manchmal, so wie ich, sieht man zu viel. Und dann nimmt man Schaden. Nicht nur körperlich.
Dieses Buch ist meine Art, nicht zu verstummen. Es ist eine Sammlung von Hinweisen, Gedanken, Beobachtungen. Kein Schrei nach Aufmerksamkeit, sondern ein Protokoll. Denn wenn Sie jemals einem begegnen – und glauben Sie mir, das kann schneller passieren, als Sie denken – dann wollen Sie vorbereitet sein.
Sie glauben mir nicht? Ich hätte es an Ihrer Stelle auch nicht geglaubt. Aber sehen Sie sich mal die Narbe auf meiner Wange an.
Nach dem Vorfall auf dem Parkplatz in Wismar wurde ich ins Krankenhaus gebracht. Drei gebrochene Mittelhandknochen, eine klaffende Wunde an der Wange und die ständige Frage, was genau passiert war. Ich sagte den Ärzten, es sei ein Unfall mit einem Pflasterstein gewesen.
Und ich log dabei nicht einmal ganz. Die Wahrheit ließ sich mit Worten ohnehin nicht greifen. Wer hätte mir geglaubt. Ich wusste, was ich gesehen hatte. Und ich wusste auch, dass ich damit allein war.
Aber das blieb nicht lange so.
Zwei Wochen später, noch mit Verband und einer seltsamen Mischung aus Wut, Furcht und Neugier im Kopf, saß ich nachts an meinem Rechner. Ich suchte nicht nach Schmerzmitteln oder Therapieangeboten. Ich suchte nach Wahrheit. Ich tippte zum ersten Mal die Worte in die Suchmaschine, die mein Leben verändern sollten. Mann verwandelt sich in Auto. Natürlich erwartete ich Unsinn. Lustige Videos, Animationsclips, Werbung. Und genau das bekam ich auch.
Doch zwischen dem Lärm fand ich etwas. Ein Foreneintrag aus dem Jahr zweitausendacht. Die Seite war alt, vergilbt wie ein altes Papier. Ein Nutzer mit dem Namen Sputnik1971 schrieb dort über einen Einbrecher, der in Litauen versteinert sei. Der Täter sei plötzlich verschwunden, zurückgeblieben sei nur ein Stein, warm und zitternd. Beim Anheben sei er auseinandergefallen wie feuchter Ton. Niemand konnte erklären, wo der Mann hin war.
Ich speicherte den Link, druckte die Seite aus, notierte die Uhrzeit. Es war mein erster Fund. Und es sollte nicht der letzte sein.
In den darauffolgenden Wochen wurde ich zum Beobachter. Ich begann, gezielt nach Zwischenfällen zu suchen, die niemand erklären konnte. Ich durchforstete Lokalzeitungen, Blogs, verschwundene Archivseiten, Threads in alten Diskussionsforen. Ich achtete auf Berichte von Menschen, die plötzlich verschwanden, sich seltsam verhielten, die sich nicht an Worte erinnern konnten, die sie kurz zuvor gesagt hatten. Ich suchte nach Körpern, die nie gefunden wurden, nach Kleidung ohne Besitzer, nach Stimmen auf Tonbandaufnahmen, die angeblich nicht menschlich waren.
Es war ein Nebel aus Fragmenten, aber mit der Zeit begannen sich Linien zu zeigen. Linien, die niemand gezogen hatte, aber die da waren. Und sie führten zu einem Muster.
Ich bemerkte, dass viele der beobachteten Personen in bestimmten Rollen auftauchten.
Nicht irgendwelche Rollen. Es waren fast immer Personen, die maskiert, verhüllt oder abgeschirmt waren. Feuerwehrmänner, Laborpersonal, Straßenreiniger, Zusteller mit Kapuze, Menschen auf Umzügen mit Masken, Künstler, die sich bewegungslos als Statuen inszenierten. Es ging nie um das Gesicht. Es ging um das Verbergen des Gesichts.
Ich begann, Listen zu erstellen. Beruf, Ort, Auffälligkeiten. Ich notierte mir Details, die für andere belanglos waren. Wurde gesprochen oder nicht. Gab es Körperkontakt. Hatte die Person einen Geruch. Wirkte sie geerdet. Ich achtete auf Schatten, auf Reflexionen, auf Kamerafehler in Aufzeichnungen.
Nach vier Monaten hatte ich eine kleine Sammlung. Fünfundzwanzig Einträge, alle seltsam. Sie hätten als lose Fäden in der Welt verrotten können, aber sie verbanden sich. Die Einträge hatten eines gemeinsam: In jedem war der Mensch hinter der Maske nicht überprüfbar.
Niemand hatte sie nach ihrer Schicht gesehen, niemand kannte ihre Vornamen. Keine Begegnung ließ sich zurückverfolgen. Sie tauchten auf, wirkten mit, verschwanden. Ohne Spuren. Ohne dass jemand es merkwürdig fand.
Dann, an einem verregneten Nachmittag, war ein Briefumschlag in meinem Briefkasten. Kein Absender. Nur mein Name, handschriftlich, aber wie nachgemalt. Innen lag ein USB-Stick, klein und schwarz. Ich schob ihn ein, zuerst zögerlich, dann entschlossen. Es waren fünf Dateien darauf.
Zwei waren beschädigt, eine ließ sich nicht öffnen, aber eine war intakt. Das Video war nur sechsundvierzig Sekunden lang.
Ich erinnere mich an jedes Bild.
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