ScheinwerferKinder - Folge 1 - Alexandria Emilia Rawa - E-Book

ScheinwerferKinder - Folge 1 E-Book

Alexandria Emilia Rawa

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Beschreibung

Ihr Leben ist voll Glitter und Parties. Sie jetten durch Weltstädte, verbringen ihre Nächte in opulenten Hotels, trinken die feinsten Cocktails und genießen das Leben in vollen Zügen. Aber manchmal übertreten sie Grenzen. Mit tragischen Konsequenzen. Als der erfolgreiche Fußballer Rico, ein verheirateter Mann, Kamila das erste Mal trifft, weiß er noch nicht, welche drastischen Veränderungen sie in sein Leben bringen wird. Wild entschlossen, seiner liebenden Frau sein sündhaftes ONS-Erlebnis zu verheimlichen, bemerkt er nicht, dass das Schicksal ganz eigene Pläne für ihn und Kamila bereit hält. Als sie wieder aufeinander stoßen, bekämpfen Rico und Kamila die Dämonen der Vergangenheit in einem leidenschaftlichen Abenteuer, das keine Chance auf Dauer hat. Oder etwa doch? ScheinwerferKinder ist eine sehr einfühlsame, erotische Geschichte, in der Leidenschaft, Geheimnisse, Liebe und Schmerz eng miteinander verwoben sind. Sie handelt von den mühsam zu unterdrückenden Sehnsüchten, denen selbst die Menschen nicht widerstehen können, die alles haben.

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SCHEINWERFERKINDER

1 / 7

Verführung

Alexandria Emilia Rawa

Cover: Giada Armani

Copyright: BERLINABLE UG

Berlinable lädt dich ein, alle deine Ängste hinter dir zu lassen und in eine Welt einzutauchen, in der Sex der Schlüssel zur Selbstbestimmung ist.

Unsere Mission: Die Welt verändern - Seele für Seele.

Akzeptieren Menschen ihre eigene Sexualität, formen sie eine tolerantere Gesellschaft.

Worte der Inspiration, des Mutes, der Veränderung.

Öffne deinen Geist und befreie deine tiefsten Begierden.

Alle Rechte vorbehalten. Es ist nicht erlaubt, die Inhalte dieses eBooks ohne die ausdrückliche Genehmigung durch den Verlag zu kopieren, weiter zu verbreiten öffentlich vorzutragen oder anderweitig zu publizieren. Änderungen, Satzfehler und Rechtschreibfehler vorbehalten. Die Handlung und die handelnden Personen dieses Buchs sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.

Warnung der Autorin

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich muss Sie warnen: Sie sind kurz davor, einen Arschloch-Menschen kennenzulernen. Und ich weiß, was Sie jetzt denken: „Oh nein, nicht noch einen!“

Da fühle ich mit Ihnen. Wir kennen sie alle, oder? Die Menschen, denen der Erfolg nur so zugeflogen kommt, die mit einem goldenen Löffel im Mund geboren sind und trotzdem nie genug kriegen. Menschen, die alles bekommen, was sie wollen – und es sich andernfalls eben einfach selbst nehmen. Menschen, die nach außen sehr erfolgreich everybody’s darling mimen, in Wirklichkeit aber arrogante, berechnende...Arschlöcher sind.

Jetzt knirsche ich schon selbst mit den Zähnen. Sollte ich mal ein Buch darüber schreiben, was ich in meiner Fantasie schon alles mit solchen Menschen angestellt habe, wäre es ganz sicher kein Liebesroman, das können Sie mir glauben.

Aber ich sage Ihnen auch: Nichts kommt von ungefähr. Nichts ist für immer. Und niemand ist unzerbrechlich.

Gemeint bin übrigens nicht ich, sondern meine bezaubernde Protagonistin Kamila Palander, in deren Welt Sie (hoffentlich) gleich eintauchen werden.

Kamila ist... Eigen. Gelinde ausgedrückt. Vielleicht werden Sie sie lieben, aber vielleicht werden Sie sie auch hassen. Davor möchte ich Sie warnen.

Egal, was für ein Gefühl Sie ihr entgegenbringen – in dem Moment, in dem Sie beim Lesen überhaupt irgendetwas fühlen, habe ich als Autorin schon einen verdammt guten Job gemacht. Hören Sie dann bloß nicht auf zu lesen! Lachen Sie, weinen Sie, hassen Sie, wüten Sie. Es ist Ihr gutes Recht. Aber lesen Sie weiter, und schauen Sie, was passiert.

Bei diesem einen Arschloch-Menschen haben Sie die Gelegenheit, auch mal hinter die Fassade zu blicken. Nutzen Sie sie. Geben Sie Kamila eine Chance. Gönnen Sie ihr den Schmerz. Und wer weiß - vielleicht, möglicherweise, eventuell werden Sie sie am Schluss mit anderen Augen betrachten?

Ihre

Alexandria Emilia Rawa

Scheinwerferkinder

Für die Welt bist du nur irgendjemand. Für irgendjemanden bist du die Welt.

Das ist der allergrößte Scheißdreck, und dem Menschen, der diesen Satz erstmalig in die Welt gesetzt hat, gehört seine dreckige Zunge abgehackt.

Sofern er nicht eh schon daran erstickt ist.

Hass. Das ist die vorherrschende Emotion auf diesem Planeten.

Und Liebe.

Weil du nur hassen kannst, wenn du auch geliebt hast.

Dann gibt es noch die Hassliebe. Wenn du dich deines Hasses so sehr angenommen hast, dass du anfängst, ihn zu lieben. Weil er irgendwann die einzige Emotion ist, die dich spüren lässt, dass du am Leben bist.

Und ich frage mich: Was ist mit dem Liebeshass? Wenn du liebst, es aber hasst?

Das steht auf der laminierten Notiz, die in meiner Hosentasche steckt. Laminiert, damit das Blut später nicht die Tinte verschmiert und das Papier sich nicht auflöst.

Vielleicht werden sie mich dafür ja irgendwann mal im Philosophie-Unterricht durchnehmen? Wenn nicht, dann zumindest in den Nachrichten, so viel ist sicher.

„Halten Sie hier bitte an.“, sage ich zum Taxifahrer und beschließe spontan, die letzten Meter zu Fuß zu gehen.

Die letzten Minuten, die ich in meinem Leben an der frischen Luft verbringen werde, zu genießen. Vielleicht noch eine zu rauchen.

Ich gebe 30€ Trinkgeld, bezahle mit Karte und wünsche dem Mann am Steuer einen wunderschönen Abend. Er darf das Privileg genießen, mich als netten Menschen erlebt zu haben.

Dann ist der Überraschungseffekt nachher umso größer.

Als ich aussteige, spüre ich meine Tokarev gegen meine Rippen drücken. Sie ruht an meinem Bauch, angenehm warm von meiner Haut, und gibt mir Sicherheit, Macht, Omnipotenz.

Lächelnd richte ich meine hellen Haare im dunklen Außenspiegel eines prolligen Audi, der vor dem Gebäude parkt. Ich möchte gut aussehen, wenn es zu Ende geht.

Eine Frau läuft an mir vorbei, schaut mich an. Ich schaue zurück, ohne mit der Wimper zu zucken, und plötzlich kann sie gar nicht mehr wegsehen. Sie denkt, dass ich schön bin.

‚Hure.’, denke ich. Am liebsten würde ich ihr nichtssagendes Gesicht gleich hier auf der Stelle mit einer Kugel in der Stirn verschönern, aber ich muss mich zusammenreißen. Noch nicht. Ein elektrisierender Schauer macht sich in meinem Nacken breit. Aber bald.

Am Empfang nenne ich meinen Namen, so wie alle anderen auch. Ich bekomme einen Sitzplatz zugeteilt, wie alle anderen. Ich falle nicht auf. Ich bin tatsächlich nur irgendjemand. Heute wollte ich das so. Die Waffe unter meiner Kleidung pulsiert von meinem beschleunigten Herzschlag. Mein Auftritt in den Scheinwerfern wird kommen, fuckers.

Wenn ich der Menschheit noch etwas Letztes mit auf den Weg geben könnte, dann wären es zwei Dinge.

Erstens: Liebt nicht. Zumindest niemanden außer euch selbst.

Und zweitens: Überlegt euch gut, ob die Menschen, wenn ihr verreckt, euch für eure Taten in Erinnerung behalten sollen oder für das, was ihr versäumt habt, zu tun.

Kamila // Düsseldorf // 05. Januar 2013

“Ein Drittel Gin, ein Drittel Crème de Cacao, ein Drittel Sahne. Geschüttelt. Mit Eis.”, diktiere ich kühl, während mein bohrender Blick das linke Auge der Barfrau nicht für eine Sekunde verlässt.

Man kann einem Menschen nur in ein Auge gleichzeitig sehen, nicht in beide. Wenn du zwischen den Augen hin und her springst, wird es dir als Unsicherheit ausgelegt, wenn du dich sofort für eins entscheidest, als Arroganz. Welches von beidem passt wohl besser zu mir?

“Wir haben keinen Crème de Cacao, tut mir Leid.”, entgegnet die Frau hinter der Theke. Sie lügt. Es tut ihr nicht Leid. Sie gibt keinen Fick darauf, ob ich meinen beschissenen Cocktail bekomme oder nicht. Ich schon – und das ist mein wunder Punkt, aber ich denke im Traum nicht daran, sie diesen entdecken zu lassen.

“Dann nimm Kahlúa stattdessen.”, erbarme ich mich gelangweilt, denn den haben sie da, das weiß ich.

Sie nickt. “Also quasi ein White Russian, nur mit Gin statt Wodka?”

Ist ein Mann also quasi eine Frau, nur mit Schwanz und ohne Titten?

“Genau“., sage ich.

‚Nein, Bitch.‘, denke ich, lasse aber keine einzige mimische Regung zu, denn ich muss es mir nicht geben, diesen Kampf auszufechten.

Man verzeihe mir die Teilnahmslosigkeit, aber ich habe in meinem Leben schon viel zu oft irgendeiner stümperhaften Barkraft selber erklären müssen, wie ein Alexander zu machen ist. Das erste Mal ist lange her, nach dem dritten Mal habe ich aufgehört zu zählen und heute habe ich einfach keinen Bock mehr. Es sind jedes Mal die gleichen Floskeln, die ich von dem Thekenpersonal zu hören bekomme, und ich bin es leid, meine Kraft daran zu verschwenden, mich darüber aufzuregen. Vor allem weil es mir scheißegal ist, ob ich Kakao- oder Kaffeelikör in dem verdammten Drink habe.

Der erste Schluck ist göttlich. Die kühle Süße rinnt meinen Rachen hinunter, und obwohl ich sehr schnell trinke, hat der erste Schluck mich bereits gewärmt, als wenig später der letzte folgt.

Ich stelle das leere Glas auf die Theke zurück. Ah. Ein Alexander enttäuscht nie. Ich werde jedes Mal höchst angenehm daran erinnert, warum mein Mund so oft nach diesem Zeug lechzt.

Der einzige Nachteil ist sein harntreibender Effekt.

Ein paar Minuten später stakse ich quer durch den Saal in Richtung Toiletten und komme nicht drum herum, mich zumindest ein wenig umzuschauen. Danke Gott, dass du den Alkohol geschaffen hast, obwohl ich nicht an dich glaube. Die einzige Möglichkeit, diese Gesellschaft hier irgendwie zu ertragen, ist nämlich, sie sich erträglich zu saufen.

Filmparty nennt es sich, wenn ein paar Hundert selbstsüchtige, geltungsbedürftige C- bis F-Prominente nach einem Wort für einen Anlass suchen, um ihre eigene Existenz zu feiern.

Selbst da, wo es eigentlich nichts zu feiern gibt, wird auf dicke Hose gemacht. Man war ja letzten Monat auf dem Cover der Bunten.

Ich schnaube verächtlich.

Die Reichen und Schönen. Wenn es bloß so wäre! In Wirklichkeit sind es die Neureichen und schön Gemachten. Die, deren Leben hinter einer Fassade aus grünen Smoothies von Boulevardmedien, Schönheitschirurgen und aufputschenden Tabletten bestimmt wird.

Und ich? Ich bin die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Reich, klug und schön geboren.

Irgendwelche Ahnen meines Vaters haben das Geschäft mit Luxushotels bereits sehr früh gewittert und das Konzept geht bis heute wunderschön auf – mit dem netten Nebeneffekt, dass ich in fast jeder Großstadt umsonst in den besten Suiten hausen kann. So auch hier und heute. Rockstars, Schauspieler, Botox-Opfer – sie alle feiern ihre Feste in meinen Wohnzimmern dieser Welt, ohne, dass ich mir das ausgesucht hätte.

Für meine Intelligenz kann ich auch nichts. Gegen den mehrmals gemessenen IQ von 128 kann ich mich nicht wehren, und bei der Schönheit kann man ja nachhelfen. Jede Frau wird mir Recht geben, wenn ich sage: Irgendwas ist immer. Bei mir ist allerdings weniger von allem, also bin ich im Großen und Ganzen Opfer meiner Gene.

Ich bin prädestiniert, gehasst zu werden. Und werde trotzdem geliebt.

Der Moment, in dem ich die Toilette betrete, überschneidet sich fast perfekt mit einem unverkennbaren Schniefen. Sofort kann ich es ausmachen und zuordnen. Mein Gehörgang ist mittlerweile sensibilisiert genug.

“Hey Ria.”, grüße ich das Mädchen, das an den Waschbecken steht, im Vorbeigehen.

“Hey Kamila.”, höre ich. Das bin nämlich ich.

Weil sie mich kennt, ist sie immer noch da, als ich mit leerer Blase wieder aus einer der Klokabinen komme. Vor mir hat sie nichts zu befürchten und pudert sich in aller Seelenruhe die Reste des weißen Pulvers von der Nase.

“Tolle Party, ne?”, grinse ich.

Sie grinst zurück.

“Hast du die Fußballer gesehen?”, fragt sie, ohne mich dabei anzuschauen.

Ich horche auf. Gesehen habe ich sie bestimmt, aber da ich Sport grundsätzlich meide wie der Teufel das Weihwasser, war es mir unmöglich, irgendjemanden auf dieser Party als Fußballer zu identifizieren. Dabei mag ich Sportler. Sie kriegen zwar lächerlich viel Geld in ihre Ärsche geblasen, aber dafür sind die auch knackig. Außerdem wissen sie verdammt nochmal, was körperliche Arbeit ist. Sie mussten für ihren Erfolg von Kindesbeinen an physisch ackern, früh aufstehen, an Wochenenden trainieren, Verletzungen in Kauf nehmen, herumrennen wie die Dummen und nicht nur einfach ihre Fresse in die Kamera halten so wie die meisten hier. Ich zum Beispiel.

“Ein paar sind da. Ich zeig’ sie dir gleich.”, verspricht Ria. Sie kann oft meine Gedanken an meinem Gesichtsausdruck ablesen, ohne, dass ich etwas sagen muss, und sie darf das auch.

Ria ist in Ordnung. In dieser moralisch komplett entrückten Welt ist sie eine der wenigen Personen, die in meinen Augen der Bezeichnung Freundin zumindest nahe kommen. Nicht zuletzt deswegen, weil sie zwar unheimlich hübsch, aber trotzdem optisch das genaue Gegenteil von mir ist und ich sie deshalb im Business nicht als direkte Konkurrentin betrachte. Sie ist fünf oder sechs Jahre älter als ich, man sieht es ihr dank ihrer philippinischen Abstammung aber kein bisschen an. Sie hat ein schönes, symmetrisches Gesicht mit der typischen flachen Nase, den fast schwarzen Augen und dem karamellfarbenen Teint. Dazu ist sie nicht sehr groß, hat aber genau das, was Männer als “Kurven an den richtigen Stellen” bezeichnen würden. Ich kenne mich damit nicht aus. Mein Job ist es nicht, Kurven zu haben, sondern, dafür zu sorgen, dass Kleidergröße 34 unangestrengt an mir herunterfällt.

Rias Karriere läuft gut, meine aber auch, also können wir Freundinnen sein.

Als wir später wieder den Partysaal betreten, stelle ich zu meiner großen Erleichterung fest, dass sich die Menge bereits gelichtet hat. Das Buffet an der Seite des Saals ist mittlerweile auch fast leer. Hmm, die Kausalität ist nicht zu übersehen und bringt den Spirit dieser Gesellschaft auf den Punkt: Die Pseudo-Reichen pilgern zu Dutzenden mit ihren Cartier-Uhren und Gucci-Handtaschen zu diesen Parties, um sich hier kostenlos die Bäuche vollzuschlagen und Goodiebags abzustauben. Scheiß drauf, was drin ist, Hauptsache umsonst.