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Jack, Layla, Tom, Kathrin und Max beschließen, nach jahrelanger Studien- und Schulzeit einen Campingausflug zu unternehmen, doch auf dem Weg zu ihrem eigentlichen Ziel passiert eine ungeplante Tragödie, denn die Freunde erleiden eine Reifenpanne. Ohne Kontakt zur Außenwelt müssen sie sich in der gottverlassenen Gegend zurechtfinden. Wie durch ein Wunder erhalten sie Hilfe von einem alten Farmer. Doch ihr Leben ist in Gefahr und jede Sekunde schwindet die Chance zu überleben, mehr.
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Seitenzahl: 226
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Prolog
Kapitel 1 - Die Zusammenkunft
Kapitel 2 - Die Party
Kapitel 3 - Der Aufbruch
Kapitel 4 - Der Fremde
Kapitel 5 - Die Farm
Kapitel 6 - Fehltritt
Kapitel 7 - Böses Erwachen
Kapitel 8 - Die Letzte Mahlzeit
Kapitel 9 - Strafe muss sein
Lange war er unterwegs. Die Gebiete, welche er durchfahren musste, wurden abgelegener. Fernab jeglicher Zivilisation schien ein Ende in weiter Ferne. Das letzte Dorf, das er gesehen hatte, erinnerte eher an alte Zeiten, in denen man noch per Briefpost kommunizieren musste und es so etwas wie Telefonnetze nicht gab. Pferdemist, Kuhmist, der ganze Gestank. In der Stadt gab es so etwas nicht. Er könnte sich nie an einen solchen Anblick und die Gerüche, wie auch das Leben auf ländlichem Gebiet gewöhnen. Es war ihm zuwider. Ein lautes Piepsen riss den jungen Mann aus seinen Gedanken. Das Navigationsgerät hatte sich abgeschaltet. Etwas schien nicht zu stimmen. Für einen kurzen Augenblick stoppte er den Wagen, versuchte es wieder zum Laufen zu bekommen, doch das Display blieb weiterhin schwarz und auf eine Reaktion des Geräts hoffte er vergebens. Charlie wollte sich nicht davon abhalten lassen weiter zu fahren. Er musste seinen Weg fortsetzen. Seine Schwester rechnete mit seiner Ankunft. Sie war die Einzige, die ihm noch etwas bedeutete, auch wenn sie schon vor Jahren weit weg gezogen war, so standen sie beinahe noch täglich in Kontakt. Abermals startete er den Motor des alten Fahrzeugs, um seine Reise fortzusetzen. Es schien fast so, als hätte kein Mensch jemals einen Fuß in dieses Gebiet gesetzt, denn nirgendwo konnte er Anzeichen dafür entdecken, dass Leben existierte. Hier und da sah er auf der Straßenseite immer mal wieder alte Höfe, doch diese schienen unbewohnt, denn von weitem machten sie keinen lebhaften Eindruck. Vor ihm türmten sich Bäume auf, deren Baumkronen bis weit unter den Himmel ragten. Durch ihr dichtes Geäst war es schwer etwas zu erkennen. Die Dunkelheit war über ihn hereingebrochen. Dunkle Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben, die gerade dabei war unterzugehen. Angst breitete sich aus. Es überkam ihn das Gefühl, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Charlie wusste nicht, warum er plötzlich so dachte, doch etwas in ihm sagte, dass er den Wald lieber hätte umfahren sollen. Machte er sich zu viele Gedanken? Steigerte er sich zu sehr in die Sache hinein? Wurde er beobachtet? Leuchtende Augen, die sich hinter den Bäumen hin und her bewegten, unter einem Schleier aufziehenden Nebels, schienen seine Fahrt zu verfolgen. Der Weg vor ihm schlängelte sich holprig dahin. Immer wieder durchfuhr er tiefe Schlaglöcher, die seinen Wagen zum Beben brachten und ein ruhiges Fahren beinahe unmöglich machten. Wie ein nie enden wollender Tunnel sah er kein Ende. Doch er musste weiter. Er musste seine Angst überwinden, welche er in diesem Augenblick bis tief in die Knochen verspürte. Der Mond war gerade dabei aufzugehen, als sich die Bäume um ihn herum verdichteten. Allein das Scheinwerferlicht seines Wagens machte es ihm möglich zu erkennen, wohin er fuhr. Plötzlich, aus heiterem Himmel stand etwas vor ihm. Direkt vor ihm auf der Straße war ein riesiger Schatten in Form eines Menschen aufgetaucht, der keine Anstalten machte, sich von dort wegzubewegen. Aus Reflex riss Charlie das Lenkrad zur Seite, kam vom Weg ab und schlug mit einem lauten Knall gegen einen Baum, der seinen Wagen schließlich zum Erliegen brachte. Mit voller Wucht prallte sein Kopf auf das harte Lenkrad und raubte ihm kurzzeitig das Bewusstsein. Es waren Sekunden die vergingen, in denen er einfach nur auf dem Lenkrad lag, sich nicht rühren konnte.
Mit Schmerzen erwachte er langsam wieder und versuchte sich zu erinnern, was passiert war. Vorsichtig und etwas benommen entfernte er den Hüftgurt und versuchte vorsichtig aus seinem Wagen zu steigen. Sein Kopf tat ihm weg. Als er mit seiner Hand über die Stelle des Aufpralls strich, konnte er die Platzwunde spüren, welche er davon getragen hatte. Völlig hilflos schaute er sich draußen um. Was nun? Niemand war hier, der ihm helfen konnte. Niemand würde ihn hier jemals finden. Charlie verharrte mehrere Minuten auf seiner Position und versuchte die Schmerzen in seinem Kopf zu unterdrücken. Ihm wurde mehr und mehr bewusst, in welch missliche Lage er hineingeraten war. Plötzlich vernahm er einen stechenden Geruch in seiner Nase. Als er sich umschaute erkannte er das Unglück, welches sich vor ihm anbahnte, denn aus der Motorhaube seines Wagens hatten Rauchschwaden damit begonnen nach oben zu steigen und ihren Weg in die Baumkronen gesucht. Er drohte in Flammen aufzugehen, wenn Charlie jetzt nicht handelte. Schnell ging er an das andere Ende des Fahrzeugs um den kleinen Feuerlöscher aus dem Kofferraum zu holen. Nachdem er diesen in seinen Händen hielt, ging er wieder zurück. Er versuchte die Motorhaube seines Wagens zu öffnen. Dies jedoch erwies sich schwieriger als gedacht, denn das Aluminium war durch die starke Hitze sehr heiß geworden. Schließlich gab sich Charlie einen Ruck und mit einem kräftigen Griff konnte er den Blick auf den Motorblock freigeben. Schnell entriegelte er den Feuerlöscher den er in seiner Hand trug und besprühte die mittlerweile empor steigenden Flammen. Nach nur wenigen Minuten hatte er es geschafft. Die Flammen waren erloschen und Charlie konnte den Feuerlöscher wieder beiseitelegen. Er atmete auf. Schließlich kam ihm wieder der Fremde in den Sinn, welcher sich ihm plötzlich in den Weg gestellt hatte. Irgendwo musste dieser doch hin sein. Hatte Charlie ihn mit seinem Fahrzeug erwischt? Er war sich sicher, dass er ihm ausgewichen war und ihn nicht getroffen haben konnte, denn als er sich weiter in der Gegend um schaute, war dort niemand. Ein leises Donnern über ihm ließ ihn zusammenzucken. Ein Gewitter war im Anmarsch. Charlie musste sich etwas einfallen lassen. Er nahm sich eine Zigarette aus seiner Hemdtasche und zündete sich diese mit zitternden Händen an. Mit langsamen Schritten umrundete er noch einmal seinen Wagen um sicher zu gehen, dass nicht doch irgendwo der Fremde liegen würde. Hatte Charlie sich das ganze nur eingebildet? Ein starker Wind kam auf, der die Äste der Bäume wild hin und her bewegte. Immer wieder konnte Charlie Äste brechen hören, die unter der starken Last des aufkommenden Sturms nachgaben. Lange stand er einfach nur da. Betrachtete seine Umgebung, soweit er bei der Dunkelheit noch sehen konnte. Mittlerweile hatten sich Blitz und Donner dazu gesellt. Plötzlich konnte er jemanden vor sich stehen sehen.
Eine große Gestalt. Dort, nur wenige Schritte vor ihm auf der Straße. Sie trug etwas in ihrer rechten Hand, doch was es war, konnte Charlie nicht erkennen. Erneut blitzte es und das Bild des Unbekannten wurde klarer. An dessen Körper trug dieser ein dunkles kariertes Hemd, das übersät war mit Flecken. In seiner rechten Hand. Ein großes Beil. Abermals übermannte Charlie die Angst. Er musste weg von hier. Weg von diesem Menschen, der sich ihm so bedrohlich in den Weg gestellt hatte. So schnell es nur ging nahm er seine Beine in die Hand, rannte hinein in den Wald über einen kleinen Trampelpfad, der ihm kurz zuvor ins Auge gefallen war. Umliegende Bäume raubten ihm die Sicht und immer wieder musste er nach vorne blicken um nicht über Wurzeln zu stolpern, welche sich ihm in den Weg warfen. Blitze, die im Sekundentakt auf die Erde niederprasselten halfen ihm, den Weg zu finden, der sich vor ihm erstreckte. Nach mehreren Hundert Metern, die der junge Mann zurückgelegt hatte, endete dieser jedoch schließlich abrupt. Dornige Büsche hatten sich ihm in den Weg gestellt und versuchten ihn daran zu hindern weiter zu gehen, doch er ließ sich nicht davon abbringen, um sein Leben zu laufen. So schnell wie es ihm nur möglich war, wollte er weg von dem fremden Mann. Immer wieder warf er einen Blick nach hinten um sicherzugehen, dass der Abstand zwischen ihm und dem ihm Folgenden noch groß genug war. Dieser kam ihm immer näher. Charlie rannte so schnell er nur konnte, doch immer wieder blieb er an den Dornen hängen, die tiefe Löcher in seine Kleidung bohrten und seine Haut mit tiefen Kratzern übersäten. Regen drang durch die dichten Baumkronen hindurch und wässerten den Boden unter seinen Füßen, was es umso schwerer machte, den Waldboden unbeschadet zu durchlaufen, denn immer wieder drohte der junge Mann zu stürzen. Ein weiterer Blick nach hinten. Die dunkle Gestalt, die die Axt in der rechten Hand trug, wild umher schwingend war ihm schon gefährlich nahe gekommen. Schon bald hatte sie ihn eingeholt. Weshalb konnte der Fremde ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Was hatte er ihm getan? Charlie setzte weiter einen Fuß vor den anderen, versuchte schneller zu rennen, bis er schließlich das Ende des Waldes erreicht hatte. Wohin konnte er jetzt noch gehen? Als er nach vorne blickte, konnte er in der Dunkelheit ein riesiges Feld entdecken. Mais wohin das Auge reichte und in der Mitte stand eine kleine Hütte, in der, wenn Charlie es richtig erkennen konnte, noch Licht brannte. Dies war seine Chance. Die Möglichkeit, dem Fremden zu entkommen. Was auch kommen sollte. Er musste versuchen dort hinein zu gelangen. Darum rannte er weiter. Der junge Mann schob die großen Stängel beiseite, die ihm im Weg waren. Die Bewohner der Hütte mussten ihm helfen. Sie konnten ihm diese Hilfe doch nicht einfach verwehren. Er wurde gejagt. Von einem kranken Irren, der grundlos nach seinem Leben trachtete. Die Wolken am Himmel hatten sich zurückgezogen und der Mond konnte sein helles Licht wieder von oben hinab auf die Erde werfen. Blitz und Donner hatten sich beruhigt und nur vereinzelt hörte man aus weiterer Entfernung das Rumoren des Himmels. Charlie versuchte sich zu orientieren in welche Richtung er gehen musste, denn die Maiswand, die sich vor ihm türmte, schien endlos. Schon bald würde er die Hütte erreichen. Der junge Mann lief immer weiter. Die Schritte des Fremden waren nicht mehr zu hören. Nur die abknickenden Stängel hinter ihm machten ihm bewusst, dass er ihm noch folgte. Schließlich schob er die letzten Maisstängel beiseite. Charlie hatte es geschafft und die Hütte erreicht, die er von weitem schon hatte sehen können. Konnte er dort sicher sein? Nur noch wenige Schritte trennten ihn von der Tür, doch kurz vor seinem Ziel stolperte er über einen vor ihm liegenden Stein, den er übersehen hatte, fing an zu straucheln und schlug mit voller Wucht auf dem Boden auf. Abermals durchfuhren seinen Körper starke Schmerzen. Charlie dachte jedoch nicht daran einfach aufzugeben, sondern rappelte sich erneut auf, lief die letzten Meter zu der Türe und öffnete sie mit einem kräftigen Ruck. Dann schlug er sie, so schnell es nur ging, wieder zu. Stille. Von seinem Verfolger, der sich vor wenigen Sekunden noch direkt hinter ihm befunden hatte, war nichts mehr zu hören. Der Wind, wie auch wenige Regentropfen waren das Einzige was er von draußen noch vernehmen konnte. Was auch immer passiert war, nun schien er in Sicherheit zu sein, konnte sich für einen Moment ausruhen, bevor er weiter überlegen musste, was er als nächstes tat. Es war ein großer Raum in dem der junge Mann stand, obwohl die Hütte von außen viel kleiner gewirkt hatte. Am anderen Ende war ein Kamin, in dem ganz leise ein Feuer loderte. In dem jungen Mann machte sich ein ungutes Gefühl breit. Die Wunde an seinem Kopf pochte immer noch. Wo waren die Leute, die hier lebten? Schließlich nahm er einen Stuhl, der nicht weit von ihm in einer Ecke stand und blockierte mit diesem die Eingangstür. Wenn sein Verfolger doch noch auftauchen würde, so würde ihn dies mit etwas Glück für einen Augenblick aufhalten. Neben dem Kamin, der lodernd vor sich hin brannte, war noch ein kleiner Schrank, der wohl auch schon seit einer halben Ewigkeit dort stehen musste. In ihm befanden sich alte Bücher, die ihre besten Zeiten hinter sich gelassen hatten. Charlie nahm sich eines heraus. “Die Kunst der Schlachterei”. Auch die anderen beinhalteten immer wieder das gleiche Thema. Immer wieder ging es um die unterschiedlichsten Arten der Schlachtung. Eine Methode schlimmer als die andere. Keine von diesen war in der heutigen Zeit mehr erlaubt, da war sich der junge Mann sicher. Plötzlich fiel ihm die Türe direkt hinter dem Schrank auf. Was hatte das zu bedeuten? Wieso wurde versucht diese zu verbergen? Mit aller Kraft schob er ihn langsam beiseite und erblickte die alte hölzerne Tür, welche sich dahinter verborgen hatte. Als er die Türklinke nach unten drückte, öffnete sie sich mit einem lauten Knarren und gab den Weg frei. Dunkelheit drang ihm entgegen. Eine alte Treppe, welche ihren Weg nach unten suchte, offenbarte sich ihm. Unten konnte Charlie nichts erkennen. Es war zu dunkel. Zurück konnte er nicht, denn noch war er sich nicht sicher, ob der Fremde nicht doch noch dort draußen auf ihn warten würde. Was auch immer dort unten, am anderen Ende der Treppe war, schon bald würde er es erfahren. Die Bretter der Treppe knarrten unter seinen Füßen. Mit jedem Schritt, welchen er vor den anderen tat, wurde ihm mulmiger zumute. Wo war er nur hineingeraten? Als er schließlich den letzten Schritt getan hatte, stand er am anderen Ende der Treppe. Nichts war zu hören. Alles war völlig ruhig. Nicht einmal der Regen oder das Gewitter waren von unten wahrzunehmen. Als er ein letztes Mal nach oben schaute wurde ihm bewusst, dass nun kein Weg mehr zurückführte. Charlie musste weiter. Ob es eine solch gute Idee gewesen war in den Keller zu gehen? Die Neugier, welche ihn in diesem Moment fest im Griff hatte, siegte. Allmählich fingen seine Augen an, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Es war stockdunkel, doch als Charlie sich weiter mit zugekniffenen Augen umschaute, konnte er alles etwas deutlicher erkennen. Vieles gab es jedoch nicht in dem kleinen Raum, welcher eher wie ein kleiner leerstehender Durchgang wirkte. Rechts von Charlie. schien sich eine Tunnelöffnung zu befinden. An dessen weit entfernten Ende konnte er ein schwaches Licht erkennen, wie das einer Kerze, deren Flamme sich hin und her bewegte. Was verbarg sich dort? Wohin würde ihn dieser Weg führen? Er tastete sich an den Wänden entlang, um die Orientierung nicht zu verlieren. Plötzlich. Ein leises Tropfen ließ ihn für einen Moment innehalten. Er durfte sich jetzt nicht beirren lassen. Das schwache Licht in der Ferne wurde deutlicher, je mehr er sich diesem näherte. Nachdem er mehrere Meter vorangekommen war, trennten ihn nur noch wenige Schritte, von dem geheimnisvollen Licht. Nur noch ein paar Schritte und er würde herausfinden, was sich dort vor ihm verbarg. Sein Atmen wurde schwerer. Die Aufregung in ihm hatte ein hohes Maß erlangt und er vergaß den Schmerz, welcher von der klaffenden Platzwunde an seinem Kopf ausging.
Schließlich hatte er es geschafft. Er befand in dem kleinen Raum, dessen einzige Lichtquelle eine kleine Kerze nicht weit von dem Durchgang war. Viel erkennen konnte man nicht, doch es reichte ihm aus. Die Kerze stand auf einem hölzernen Tisch, der sich in der Mitte befand. Verschlossene Einmachgläser standen direkt daneben, doch was sich in ihnen befand, das vermochte er nicht zu erkennen. Langsam näherte sich Charlie diesem. Was war darinnen? Immer wieder blickte er zurück zu der Tunnelöffnung, aus welcher er gekommen war. Ob der Fremde ihn noch verfolgte, oder vielleicht die Jagd nach ihm aufgegeben hatte? Vom anderen Ende war nichts zu hören. Nur das Tropfen, wo auch immer es herkam, brachte ihn an den Rand des Wahnsinns. Dieses schreckliche monotone Tropfen. Als er schließlich den Tisch erreicht hatte, betrachtete er die Einmachgläser und nahm sich eines zur Hand. Für einen kurzen Augenblick kämpfte er mit dem in ihm aufsteigenden Brechreiz. Charlie konnte seinen Augen nicht trauen. Er wollte ihnen nicht trauen, denn was er sah, ließ seinen Herzschlag aussetzen. Augäpfel. Eingelegte Augäpfel, die direkt in seine Richtung schauten und ihn mit ihren Blicken durchbohrten. Mit einem lauten Klirren zersprang das Glas, welches er kurz zuvor noch in den Händen gehalten hatte, auf dem harten Betonboden. Das konnte einfach nicht echt sein. Das durfte nicht echt sein. Wohin war er hier nur hineingeraten? Ein lauter Schlag riss ihn aus seinen Gedanken. Vom anderen Ende des Tunnels vernahm er leise Schritte, die lauter und immer schneller wurden. Sein Verfolger hatte ihn gefunden. Charlie versuchte einen Ausweg aus seiner misslichen Lage zu finden, doch er konnte nichts entdecken, was ihm helfen würde, dem immer näher kommenden Fremden zu entkommen. Da entdeckte er sie. Eine Axt. Sie stand direkt neben den Tisch gelehnt. Blutverschmiert wie sie war, nahm der junge Mann sie in seine zitternden Hände. Nun war er bereit. Bereit zu kämpfen. Er wollte nicht sterben. Die Schritte wurden lauter, bis sie schließlich verstummten. Charlie blickte zu dem Eingang des Raumes, doch in der Dunkelheit konnte er niemanden dort stehen sehen und auch der Kerzenschein erhellte nicht die Tunnelöffnung, sondern lies das dahinter in völliger Dunkelheit liegen. Spielten ihm seine Sinne einen Streich? Plötzlich war aus dem Tunnel ein lautes und bedrohliches Atmen zu hören. Ein kalter Luftzug erfüllte den Raum. Die Kerze, welche soeben noch Licht gewährt hatte, begann zu flackern, bis sie schließlich erlosch und den Raum in tiefes Schwarz tauchte. Es war still. Plötzlich Schritte. Direkt vor ihm.
Ein dumpfer Schlag auf den Hinterkopf riss ihn von den Füßen. Es raubte ihm die letzte Kraft und er verlor die Axt aus seinen Händen. War dies das Ende? Noch immer war alles stockdunkel. Charlie versuchte, sich am Boden entlang zu ziehen, irgendetwas zu ertasten, doch erneut griffen seine beiden Hände ins Leere. Wo war die Axt? Mit seinen Händen tastete er verzweifelt den Boden ab, in der Hoffnung sie dort irgendwo zu finden, doch sie war nicht mehr da. Plötzlich ohne Vorwarnung spürte er, wie jemand seinen Fuß fest umgriff und ihn wegzog. Mit letzten Kräften versuchte er sich zu wehren doch es schien keinen Ausweg mehr zu geben. Ein weiterer Schlag auf seinen Schädel raubte ihm schließlich das Bewusstsein.
Langsam öffnete er seine Augen. Er versuchte zu erkennen, wo er sich befand, was mit ihm passiert war. Wie lange war er nicht bei Bewusstsein gewesen? Sein ganzer Körper schmerzte, doch er war am Leben. Das war das Wichtigste. Schon nach nur wenigen Sekunden musste er jedoch feststellen, dass er nicht aufstehen konnte, denn seine Beine, wie auch die Hände waren an einem Metalltisch angekettet. Dicke Eisenketten umschlangen seine Gelenke, was ihm das Aufstehen unmöglich machte. Wild tobend versuchte der junge Mann, sich mit aller Kraft die ihm übrig geblieben war, von seinen Fesseln zu befreien. Sein Körper bebte. Schweißperlen rannen seine Stirn hinab, doch es schien aussichtslos. Er war gefangen und musste abwarten was als Nächstes passieren würde. Er wandte seinen Kopf nach rechts und konnte einen alten Holztisch an der Wand, nicht weit von ihm entdecken. Mehrere Messer lagen darauf, die im Schein von Kerzenlicht immer wieder aufblitzten. Alles andere im Raum war dunkel, denn nur diese eine Kerze, die auf dem Holztisch stand, bescherte ihm Licht und so einen kleinen Anhaltspunkt wo er sich befand. Was hatte der Fremde nur mit ihm vor? Aus einer Ecke des Raumes vernahm er ein leises Tropfen. Immer und immer wieder. Es begann sich in sein Kopf ein zu brennen. Dieses ständige sich wiederholende Geräusch. Dieses Tropfen. Es hörte nicht auf. Er lag da, konnte sich nicht bewegen. Es schien, als würde eine Ewigkeit vergehen. Die Hoffnung, jemals wieder aus dieser misslichen Lage herauszukommen, schwand dahin. Plötzlich konnte er sehen, wie hinter ihm jemand aus dem Schatten hervor getreten kam. Es war der Fremde, welcher die ganze Zeit dort gestanden und ihn beobachtet hatte. »Was wollen sie von mir? Lassen sie mich gehen. Ich habe ihnen doch nichts getan.« Doch jedes Flehen prallte an dem Unbekannten ab. Wortlos ging dieser hinüber zu dem Tisch, auf dem die Messer lagen, welche in geordneter Reihenfolge nur darauf warteten zur Tat zu schreiten. Seine Hände glitten langsam über die einzelnen Objekte und Charlie wurde bewusst, dass dies nun sein Ende bedeuten würde. Niemand konnte ihm jetzt noch helfen. Tränen rannen seine Wange entlang. Er schwitzte am ganzen Körper. Sein lautes Flehen und Betteln um Gnade verlief sich im Sande, denn der Fremde würdigte ihn keines einzigen Blickes. Er stand einfach nur da, mit dem Rücken zu dem jungen Mann, der panisch versuchte, etwas gegen seine Fesseln zu unternehmen. Plötzlich drehte sich der Fremde um, schaute in seine Richtung. In seiner rechten Hand trug er ein Schlachtermesser, welches er sich von dem Tisch genommen hatte. Langsam bewegte er sich nun auf den Metalltisch zu und ein leichtes Lächeln war auf seinen Lippen wahrzunehmen. Blutgetränkt und mit dem Geruch des Todes hing sein Hemd in Fetzen. In dem Jungen stieg die Angst ins Unermessliche. Seine Schreie wurden Lauter. »Hilfe! Bitte ich brauche Hilfe!« Doch jene Schreie, mit denen er versuchte sich gehör zu verschaffen, prallten an den dicken Wänden, die ihn umgaben, ab. Schließlich stand er direkt neben ihm. Das Messer fest in seiner Hand führte er die Klinge langsam von den Füßen des Jungen bis zu seinem Oberkörper, wo er schließlich innehielt. Mit einem kräftigen Schnitt zerfetzte er das T-Shirt des Jungen und legte so dessen nackten Oberkörper frei, der völlig schweißgetränkt und zitternd da lag. Er hob das Messer in die Höhe und wollte zum Stich ansetzten, als plötzlich ein lauter Knall von draußen ertönte. Der große stämmige Mann blickte zur Tür hinüber, die sich am Fußende des Metall-Tisches befand, legte das Messer zurück auf den Tisch und verließ eilig durch diese den Raum. Völlig in Panik und unter Todesängsten lag er noch immer da und wusste nicht, wie ihm geschah. Sekunden wurden zu Minuten, in denen nichts passierte, er einfach so da lag und darauf wartete, von seinem Leid erlöst zu werden. Doch auch nach einer Ewigkeit kehrte der mysteriöse Fremde nicht zurück. Wieder hörte er nur dieses Tropfen, welches sich unerbittlich in seinen Kopf hinein brannte. Ihn an den Rand des Wahnsinns trieb. Noch einmal versuchte er herauszufinden woher es kam, was dessen Ursprung war, aber er konnte nichts erkennen, so sehr er sich auch anstrengte. Die Dunkelheit, welche den Raum füllte war trostlos und das Licht der Kerze, welche auf dem Tische stand, war schwach und das Wachs schien sich dem Ende zuneigen. Ein Schrei ließ den jungen Mann zusammen zucken. Was war das? Woher kamen die Schreie. Immer und immer wieder hallten sie durch seinen Kopf. Hinter der Türe spielte sich etwas ab, denn die Schreie voller Schmerz, die immer lauter wurden, ließen dem jungen Mann das Herz aus der Brust herausspringen. Mit jeder Sekunde welche er lauschte, erlosch seine Hoffnung mehr und mehr, jemals wieder die Freiheit zurückzuerlangen. Schließlich war wieder alles still. Die Schreie waren verstummt. Was würde nun mit ihm passieren? Noch immer versuchte er sich von seinen Fesseln zu befreien, doch was er auch unternahm, nichts funktionierte. Die Fesseln um seine Handgelenke und Beine waren einfach zu fest. Charlie musste der Tatsache ins Auge blicken, dass es keinen Ausweg mehr gab. Er war dem was folgen würde hilflos ausgeliefert. Ohne eine Vorwarnung öffnete sich schließlich die Türe, doch er konnte dort niemanden sehen. »Hallo?« Er erhielt keine Antwort und auch vor der Türe war niemand zu sehen. Wie konnte sie nur von alleine aufgehen? Wo war der Fremde? Er hörte sein tiefes und bedrohliches Atmen. Im ersten Moment war er sich nicht sicher, ob er es sich nicht einfach nur einbildete, doch nein, es war da. Das konnte er sich nicht einbilden, auch wenn seine Gedanken ihm schon allzu oft einen Streich gespielt hatten. »Was habe ich ihnen getan? Bitte. Lassen sie mich gehen.« Wieder erhielt der junge Mann keine Antwort. Schließlich trat der Fremde in die Türe. Seine Kleidung schien mit noch mehr Blut getränkt zu sein, als sie es schon zuvor gewesen war. Abermals lief er in die Richtung des alten Tisches, auf dem alles noch so dalag, wie es zurückgelassen wurde. Mit blutverschmierten Händen griff er erneut zu dem Schlachtermesser und wandte sich dann dem jungen Mann zu. Jeder Schritt, den die große kräftige Gestalt auf ihn zu machte, ließ den Herzschlag von Charlie aussetzen. Der Fremde fuhr langsam mit dem Messer über die Arme des Jungen. Er schien es zu genießen ihn so zu quälen. Die kalte Klinge glitt über seine Haut. Die Augen des Fremden durchbohrten ihn und auf seinen Lippen lag abermals dieses schadenfrohe Lächeln, wie er es zuvor schon gehabt hatte. Charlie wusste: Er hatte keine Chance. Immer wieder flehte er um sein Leben. Charlie wollte nicht sterben. Schweißperlen rannen seinen ganzen Körper entlang und sein Kreislauf begann zu versagen. Vor seinen Augen wurde es schwarz und er hatte damit zu kämpfen nicht das Bewusstsein zu verlieren. Er konnte die scharfe Klinge auf seinen Handflächen spüren doch schließlich hielt der Fremde inne, wartete ab, wie der auf dem Tisch gefesselte reagierte und grinste diesem hämisch entgegen. Was er in diesem Augenblick dachte, konnte Charlie nicht wissen. Er schrie um sein Leben. Wollte, dass all das endlich ein Ende fand. Schließlich erhob der vor ihm stehende das Messer und holte zum Schlag aus. Charlie schrie, doch es war zu spät, denn das Messer schnellte von oben auf die Hand des Jungen hinab und trennte den Daumen von dem Rest der Hand. Es waren die schlimmsten Schmerzen, die er jemals erleben musste. Das Blut floss in Strömen und nach nur wenigen Sekunden hatte sich unter seiner Hand eine Blutlache gebildet. Charlie konnte nicht aufhören zu schreien, auch wenn er es wollte. Überall sein Blut. Er wünschte sich Tot zu sein, einfach um diese Schmerzen nicht mehr ertragen zu müssen. Erneut holte der Fremde zum Schlag aus und trennte auch den Zeigefinger des jungen Mannes mit einem knallenden Hieb vom Rest. Charlie flehte um Gnade, wollte alles dafür tun, dass diese Qualen endeten, doch auf eine Reaktion hoffte er vergebens,