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Hier schwingt die Märchenfee ihren Zauberstab. Märchen sind einfach schön und laden zum träumen ein. Hier findest du 17 Märchen eins schöner als das andere. Und sei gewiss du wirst träumen von Feen, Riesen, Drachen Zwergen und Hexen. Was will man mehr von einem Märchenbuch. Es bringt dich in ein Wunderland wo man Abenteuer erlebt und die Hektik für ein paar Minuten oder Stunden vergisst. Ich lade dich ein, mit mir in das Märchenland zu gehen und mit mir zu Träumen.
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Seitenzahl: 97
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Schlittenfahrt mit einem Engel und anderen Märchen
Marianne Schaefer
Band 1
Impressum
© 2018 Marianne Schaefer
Illustration: Claudia.Quiske & Jutta E. Schröder
Coverbild: Jutta E. Schröder
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-****-***-*
Printed in Germany
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Schlittenfahrt mit einem Engel
Es war noch früh am Morgen.Das Engelchen Susanna saß versonnen auf einer wohlig, weichen Wolkenbank. Seit drei Jahren war sie nun schon im Himmel. Traurig blickte sie hinunter auf die tief verschneite Erde.
“Heute ist Nikolaustag“, dachte sie. „Die Erdenkinder feiern und werden beschenkt, nur mein Wunsch bleibt wieder unerfüllt! “Der Nikolaus, der Berge von Geschenke auf seinen Schlitten packte, sah das verträumte Engelchen und rief: „Hallo, Susanna! Träum nicht! Hilf, mir lieber! Ich muss noch einmal hinunter auf die Erde Geschenke verteilen. Wie soll ich das alles nur alleine schaffen?“Susanna fuhr zusammen. Sie öffnete artig ihre zarten Flügel und schwebte elegant, wie es nur Engel können, zum Schlitten. „Erfüllst du mir endlich meinen Wunsch, wenn ich dir helfe“, fragte sie keck.„Warum willst du unbedingt auf der Erde Schlitten fahren? Du wirstdir deine Arme, Beine und die Flügel brechen!“, warnte der Nikolaus.„Bitte … bitte, nimm mich mit“, bettelte Susanna mit ihrem allerliebsten Lächeln, „ich passe auch schön auf mich auf!“Der Nikolaus ging noch einmal die Bestellungen durch und strich alles aus, was er schon aufgeladen hatte.„Hol mir bitte noch die Flöte für Robert“, bat er.„Wer ist Robert?“, wollte Susanna wissen.„Den wirst du gleich kennenlernen“, erwiderte der Nikolaus. „Also erfüllst du mir doch meinen Wunsch und nimmst mich mit?“, jubelte Susanna glücklich und holte die Flöte.„Ja!“, brummte er in seinen Bart. „Du gibst ja keine Ruhe. Steig endlich auf, du Quängelchen!“Er griff in die Zügel, die Rentiere hoben freudig ihre Köpfe, und der Schlitten glitt sanft zur Erde.Hoch oben in den Bergen hielt er an, genau hinter einem kleinen Haus am Waldesrand. Es lag tief vergraben in der weißen Pracht. Der Nikolaus reichte Susanna ein Päckchen:„Hier! Die Flöte ist für Robert. Du kannst ihm das Geschenk gleich selbst geben. Vielleicht macht er ja aus Dankbarkeit eine Schlittenfahrt mit dir. Grüß ihn herzlich und sei pünktlich wieder hier an diesem Platz … Um acht Uhr wird die Himmelspforte geschlossen. Du weißt ja, Petrus liebt die Pünktlichkeit!“Da stand sie nun in ihrem dünnen Kleidchen im tiefen Schnee, den sie endlich nach langer Zeit wieder einmal fühlen durfte. Ihre Flügel zitterten vor Aufregung.Der Schnee, von der Sonne beschienen, glitzerte wie tausend Sterne. Vorsichtig griff sie in das weiche Etwas. Glücklich strahlten ihre Augen.Fliegen war auf der Erde nicht erlaubt, deshalb stapfte sie mutig durch den Schnee auf das Haus zu und klopfte leise an die Haustüre.
Robert war zehn Jahre alt. Er lebte mit seiner Mutter alleine oben in der Einsamkeit. Er hörte das Klopfen, aber seine Mutter hatte ihm verboten die Türe zu öffnen, wenn sie unten im Dorf zur Arbeit war. Er drückte seine Nase an der Glasfüllung der Haustüre platt, sah aber niemanden. Wieder klopfte Susanna.„Und wenn es der Nikolaus ist?“, dachte er freudig erregt, und öffnete doch die Türe.Vor ihm stand ein kleines Mädchen. Schnee hing in ihren Locken. Ihre blauen Augen strahlten ihn an. „Wer bist du?“, wollte Robert wissen.“Ich heiße Susanna und bin ein Engel!“, sagte sie.„Du spinnst“, entfuhr es ihm. „Ein Engel hat doch Flügel!“Susanna zeigte sie ihm. Sie bewegte sie von hinten zur Seite und nach vorne. Erschreckt wich Robert zurück.„Ich soll dich vom Nikolaus grüßen und dir dein Geschenk bringen.“Roberts Mutter war sehr streng mit ihm. Für jedes Geschenk, das er bekam, musste er eine Gegenleistung erbringen. Deshalb sagte er:„Und was muss ich dafür tun?“„Wie wäre es mit einer Schlittenfahrt“, schlug Susanna vor. „Da, wo ich herkomme, weit über den Wolken, gibt es keinen Schnee!“„Woher weißt du dann davon?“, erkundigte sich Robert.„Ich kann mich noch schwach daran erinnern“, gab Susanna zurück. „Und außerdem, wir Kinder da oben sind nicht anders als ihr hier unten. Wir blinzeln manchmal neugierig durch die Wolken.“ „Also, gut“, sagte Robert. „Wenn das dein einziger Wunsch ist! Den kann ich dir leicht erfüllen!“Robert schrieb für seine Mutter einen Zettel: „Bin mit einem Engel Schlitten fahren.“ Dann brachte er das Geschenk ins Haus und holte seinen Schlitten aus dem Stall.„Du wirst dir den Tod holen“, sagte er zu Susanna.
„Den hab ich doch schon“, dachte sie traurig und setzte sich zu ihm auf den Schlitten. Und los ging die Fahrt.Wie die Locken flogen, wie ihr Kleidchen wehte! Es ging den Berg hinunter und hinauf, durch einen Hohlweg, über Hügel hinweg, zwischen verschneiten Tannen hindurch. Es war noch viel schöner, als fliegen. Ihr Lachen klang wie ein helles Glöckchen durch die Stille. Sie ließ sich vom Schlitten fallen, wälzte sich samt Flügeln im Schnee, warf ihn über sich und sah bald schon aus, wie eine Schneeflocke. Susanna bekam nicht genug davon. Zum Abschluss bauten sie vor dem Haus noch einen kugeligen Schneemann und machten eine Schneeballschlacht.„Jetzt ist mir aber doch ein bisschen kalt geworden!“, sagte Susanna.„Willst du noch mit hineinkommen?“, fragte Robert.Sie schüttelte sich den Schnee aus den Haaren.„Nein, es ist spät geworden! Das war der schönste Tag in meinem“ … oh, Leben konnte sie ja nicht sagen. Du hast mir einen großen Wunsch erfüllt“, sagte Susanna. Ihr Dankeskuss war wie ein Hauch auf seiner Wange. „Ich muss los!“ So still und leise, wie sie gekommen war, verschwand sie wieder, denn der Nikolaus wartete schon auf sie.Draußen ging die Sonne unter und legte einen breiten Streifen Licht auf die tief verschneite Umgebung, so als ginge eine Straße geradewegs zu den Sternenwiesen des Himmels hinauf.Abends nahm Robert seine Flöte, öffnete weit das Fenster und spielte ein Nikolauslied. Und oben saß Susanna glücklich und zufrieden auf ihrer Wolkenbank und hörte zu.„Wenn die Flöte nicht wäre!“, dachte Roberts Mutter, würde ich denken, er hätte nur ein Märchen erfunden, von einer Schlittenfahrt mit einem Engel.
***
Ein Sternenjunge fiel vom Himmel
Vor Millionen von Jahren spazierten die Sonne und der Mond noch gemeinsam einträchtig über das Himmelszelt. Doch eines Tages begannen die beiden sich zu streiten und hörten nicht mehr auf. Unter diesem Gezanke litten besonders die Menschen auf Erden. Das Wetter änderte sich von einer Minute auf die andere. Blitz und Donner tobten sich aus, wenn die hitzige Sonne und der kühle Mond aneinander gerieten. Kaum hüllten sich die Menschen zitternd in ihre Fellmäntel, schob sich die Sonne zornentbrannt vor den Mond. Mit ihren heißen Strahlen heizte sie Seen und Meere auf, dass sie vor Hitze sprudelten und die Fische darin kochten wie in einem großen Suppentopf. Der Sand begann zu glühen und die Steine schienen zu schmelzen, sodass die Pflanzen kümmerlich verdursteten. Der Mond in seinem Zorn rief dichte, schwarze Wolken herbei, die ihre Schleusen öffneten und die Erde überschwemmten, nur um die Sonne zu ärgern.Die vielen Sternenkinder, die jede Nacht am Himmel leuchteten, betrübte das sehr und sie baten: „Hört doch bitte auf, euch zu streiten!“
Doch weder Mond noch Sonne hörten auf sie. Da wickelten sich die Sterne in watteweiche Wolken und die Nacht wurde finster. Endlich, als Sonne und Mond ihren Streit beendeten und für immer getrennte Wege gingen, schauten sie wieder hervor. Nur Alrai, der kleinste Sternenjunge, schlummerte sanft in seiner Wolke und wollte nicht erwachen. Die Wolke wollte weiter ihrer Wege ziehen und versuchte das Sternenkind aus seinem tiefen Schlaf zu wecken, doch Alrai erwachte nicht. Da trug ihn die Wolke einfach mit sich fort.Unterdessen bemerkten die großen Sternengeschwister, dass der Platz, an dem Alrai stehen sollte, leer blieb. Sie begannen, überall nach ihm zu suchen, doch er war unauffindbar. Die Wolke aber trieb auf ein kleines, heimeliges Dorf zu. Behutsam schwebte sie der Erde zu und legte das schlafende Sternenkind vor der Schwelle eines Hauses nieder. Dann setzte sie ihren Weg fort.Am frühen Morgen, der Hahn hatte noch nicht gekräht, erwachte der Bauer, dem das Haus gehörte, weil seine Ziegen im Stall unruhig waren und laut meckerten. Als er die Haustüre öffnete, um nach ihnen zu sehen, stolperte er über das Sternenkind. Die Morgendämmerung war kaum angebrochen, doch das Haar des fremden Kindes glänzte hell wie die Sonne, sodass der Bauer einen Moment lang geblendet schien. Da öffnete Alrai seine Augen und fragte verstört: „Wo bin ich?“ Er wollte sich aufrichten, doch eine tiefe Müdigkeit erfasste ihn, als er ins Tageslicht blinzelte. Die Bäuerin war neben ihren Mann getreten. „Ein Kind“, rief sie überrascht. „Wo kommt es wohl her?“„Ich weiß es auch nicht. Vielleicht hat es uns der Himmel geschickt. Schau doch nur sein leuchtendes Haar!” Sie beugten sich zärtlich über das Kind und versuchten, es zu wecken, doch dem fielen seien Äuglein immer wieder zu. Da spannte der Bauer sein Pferd vor den Wagen und fuhr von Ort zu Ort, ob jemand das Kind vermisste. Haus für Haus klapperte er ab. Doch alle Nachforschungen blieben vergebens.„Können wir ihn nicht behalten?“, bat die Bäuerin. Dabei schaute sie das Kind sehnsüchtig an. Ihre Ehe war kinderlos geblieben und es fehlte ein fröhliches Kinderlachen im Haus.“Lass es wenigstens so lange bei uns, bis wir wissen, wem und wohin es gehört!”
Damit war der Bauer einverstanden, denn ihm erging es wie seiner Frau und insgeheim freute er sich, das Haus mit Leben zu füllen. Außerdem konnten sie einen Hütejungen für die Ziegen gut gebrauchen.
Die Wochen vergingen und in einem waren sich die Bauersleute schon bald einig. Das Kind war sonderbar. Es nannte sich selbst Alrai und auf die Frage, woher es käme, zeigte es in den Himmel. Damit konnten die Bauersleute nicht viel anfangen.
Abends war der Sternenjunge stets munter und tobte durchs Haus, sodass der Bauer ihn ein paar mal ermahnte, sich zur Ruhe zu legen. Schickte der Bauer Alrai morgens mit den Ziegen auf die Weide, legte der Sternenjunge sich ins weiche Gras und schlief. Die Tiere irrten umher und mussten abends gesucht und eingefangen werden. So geriet der Tagesplan des Bauern durcheinander. Zudem hörten die Ziegen plötzlich auf andere Namen, die ihnen Alrai gegeben hatte. Nun hießen sie Segin, Rukba, Shidir, Kuma, Tarf. Sie hörten nicht mehr auf die Namen, die sie vorher trugen. Der Bauer hatte das Kind lieb gewonnen und konnte ihm darüber nicht böse sein. So fragte er ihn nach einiger Zeit:„Alrai, was sind das für Namen, die du den Ziegen gegeben hast?“„Das sind die Namen meiner Geschwister, die oben im Himmel leben”. Nun begann der Bauer zu verstehen, dass Alrai ein Sternenkind war.“Dann weißt du auch sicher, wie du hier hergekommen bist!“ „Ich weiß nur noch, dass ich mich in eine Wolke gehüllt habe und wohl eingeschlafen bin. Als ich erwachte, war ich hier unten bei dir.“ Die Antwort klang so überzeugend, dass der Bauer an den Worten des Jungen nicht mehr zweifelte. Spontan drückte er das Kind an sein Herz. „Wie kann ich dir helfen?”, fragte er. “Gibt es einen Weg, wie du wieder zu deinen Geschwistern kommen kannst?“„Ich glaube nicht“, antwortete der Sternenjunge. „Sie sind zu weit entfernt.“ Manchmal, wenn die Bauersleute schliefen, verließ Alrai heimlich sein Zimmer. Dann lief er zur Wiese, auf der er täglich mit den Ziegen weilte und blickte traurig den ziehenden Wolken nach. Wenn er glaubte, sie hingen tief genug, winkte er ihnen zu und rief: „Bitte, bitte nehmt mich mit!“