Schönen Gruß! - Lucian Vicovan - E-Book

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Lucian Vicovan

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Beschreibung

„Du glaubst, alles unter Kontrolle zu haben, weil du ein gewisses Muster zu erkennen meinst. Dann denkst du, dass du mit denselben Aktionen auch immer die gleichen Ergebnisse erzielen wirst. Bis jedoch etwas Unerwartetes geschieht...” -Luczizcki - Im Leben Luczizcki‘s ist das Unerwartete ein fixer Bestandteil des Alltags. Mehr schlecht als recht versucht der Protagonist der WHOISLUCZIZCKI-Serie dem die Stirn zu bieten. >> Luczizcki ist eine Art Zarathustra, ein Don Quijote. Er fordert das Leben heraus, während er verzweifelt eine innere Ausgeglichenheit sucht. << -Erik Vargas, Milenio Mexico-

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Lucian Vicovan

Schönen Gruß!

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

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Impressum neobooks

1

Schönen Gruß

verfasst von Lucian Vicovan

überarbeitet von Katharina Melkonian

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.

“Kommen Sie herein, schließen Sie die Tür hinter sich.”

Die Tür fiel ins Schloss.

“Treten Sie vor, nur keine Angst. Luczizcki, richtig?” Langsam schritt ich in Richtung des einschüchternden, antiken Schreibtisches. Mehrere Schritte waren vonnöten, denn dies war mit Abstand das größte Büro, welches ich jemals betreten habe. Jeder meiner Schritte füllte den Raum mit einem, mir zuwider klingenden, Hall. Die Möbel, die Dekorationen, der Luster, die Teppiche. Das Ambiente schrie nach Geld. Im selben Atemzug auch, dass dies nicht meine Welt war. Fehl am Platz, ein Alien und ein Eindringling - Gefühle, die mir nicht unbekannt sind - auch wenn es diesmal auf Einladung war.

“Meine Frau Gemahlin hat Sie also angeheuert, um mich zu verfolgen, belastendes Material, wie Fotos und dergleichen zu beschaffen. Habe ich das richtig verstanden?”

“Kein Small Talk also?”

Er wollte keinen Plausch, der die Eiseskälte etwas angenehmer machen würde! Nein, wie ein präzise geschossener Pfeil, direkt auf den Punkt.

“Sehe ich so aus, als hätte ich Zeit für Small Talk, Luczizcki? Lassen Sie den Quatsch! Wir reden unter Männern. Wollen Sie einen Drink?” Seine einladende Handbewegung deutete auf eine reich bestückte Bar. Einer dieser noblen Bar-Wagen mit warmem Scotch in abgefüllten Kristallflaschen. “Bedienen Sie sich, ich habe meinen Brandy hier in der Schublade, bringen Sie mir bitte ein leeres Glas. Lassen Sie uns doch anstoßen.”

“Was gibt es zu feiern?”

“Sie haben nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, sich in meine Belange einzumischen, oder Luczizcki? Und noch wichtiger, wer hat Ihnen einen solch dämlichen Namen verpasst?”

“Meine Eltern, Herr Vorstandsvorsitzender”, antwortete ich selbstsicher.

“Lassen Sie den Quatsch, Luczizcki. Mir fehlt die Zeit. Was auch immer sie Ihnen bezahlt hat, ich zahle das Doppelte. Dafür hören Sie auf, mir nachzustellen, und bringen mir stattdessen ein bisschen Schmutz über meine liebe Frau Gemahlin.” Sein Ton wurde genervter.

Ich habe zu dem Zeitpunkt mit Vielem gerechnet. Ich musste mich allerdings vergewissern, ob ich die Situation richtig einschätzte: “Wie meinen Sie?”

“Wie ich es sage, sind Sie ein Idiot Luczizcki? Etwa begriffsstutzig?” Seine Augen waren starr. Die Atmosphäre im Raum war unerträglich.

“Nein, ich denke nicht", sagte ich kleinlaut.

”Überzeugt klingen Sie keineswegs, Luczizcki, lassen Sie das, verstecken wir uns nicht mehr hinter unserem kleinen Finger, wir beide wissen, welchem Schlag meine Frau angehört,..”

“Ich weiß nicht was,...”

“Luczizcki!” Mein Gegenüber erhob sich und schrie mich an, “Sie ist eine Hure, eine Schlampe, ein dreckiges Mistvieh. Und das weißt du genauso gut wie ich! Es würde mich nicht wundern, wenn sogar deine Finger nach ihrer lüsternen Möse stinken.” Angestrengt hielt ich meine Hände still. Keinesfalls wollte ich das jetzt überprüfen, ich durfte unter keinen Umständen meine Finger zur Nasengegend bringen. Nicht in dem Augenblick zumindest. Nicht vor ihm.

“Meine Frau hat kein börsennotiertes Unternehmen, um welches sie sich kümmern muss. Da bleibt ihr genug Zeit, um sich die Rockfalten platt zu drücken. Jahrelang hat es gut geklappt. Jeder von uns hat in seinem eigenen Töpfchen seine eigene Brühe gekocht, ohne in des Anderen Quere zu kommen, weiß der Teufel, was plötzlich in sie gefahren ist. Wie viel hat sie Ihnen gezahlt?”

“Fünfhundert”, kam wie aus der Pistole geschossen. In Wahrheit waren es nur die üblichen zweihundert, doch damals wusste ich nicht, mit welchen Menschen ich es hier zu tun hatte. Wie gesagt, das war nicht meine Welt, ganz und gar nicht.

“Grundgütiger”, er schlug mit der Faust auf den Tisch, dann betätigte er einen Knopf auf seinem Telefon. “Greta, bringen Sie mir bitte die Kasse hinein.”

“Kommt sofort.” Eine Frauenstimme, bei der man an ganz anderes zu denken verleitet wurde.

“Luczizcki, solche Menschen wie dich hab ich satt!”

“Sie meinen, Privatdetektive?”, fragte ich.

“Pah, dass ich nicht lache, Nichtsnutze, hauptberufliche Nasenbohrer und Sich-im-eigenen-Schritt-Kratzer, die den lieben langen Tag nicht imstande sind, einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen.””Ich habe schon vielen geholfen, ihre Haustiere wiedergefunden, verschwunden geglaubte Familienangehörige, Männer, die versuchten sich vor den Alimenten zu drücken,..”

“Wieso bleiben Sie nicht bei Hunden und Katzen? Wieso müssen Sie Menschen auf den Sack gehen? Bei Gott und das sag ich nicht, um dich zu verletzen, sondern nur, um die Tatsache zu unterstreichen, dass ich am liebsten nichts von deiner Existenz erfahren hätte. Dieses Stahlwerk hier ernährt die halbe Stadt. Weißt du, wie viele Münder das sind? In wie viele Münder ICH das tägliche Brot lege?” Er nahm zwei 500er Scheine aus der Kasse und reichte sie über den Tisch. Ich wollte sie mir krallen, doch er hielt sie fest.

“Ich weiß, dass auch dein Vater bei uns am Hochofen gearbeitet hat. Gleich nachdem ihr aus Wien nach Linz gezogen seid. Einige können sich noch gut an ihn erinnern. Ein fleißiger Mann, der immer vorneweg ging und allen ein gutes Beispiel war. So fleißig, so gehorsam. Du bist eine Schande. Bring mir Fotos, so viele du kannst. Sollte dieses Weib jemals etwas gegen mich unternehmen wollen, muss ich sie in den tiefsten Abgrund stürzen können. Haben wir uns verstanden?”

“Sie hat nur nach einem Foto verlangt und dafür fünfhundert gezahlt,....” Den Satz brach ich lieber ab, da er noch während ich sprach, nach der Bronzestatue auf seinem Tisch griff und seine Halsschlagader bedrohlich pulsierte. Ich ging also mit kleinen Schritten nach hinten, ohne ihm dabei den Rücken zu zeigen. Sicher ist sicher.

“Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen!”, verabschiedete ich mich höflich, aber vielleicht auch einen Tick zu überschwänglich. Die Statue verfehlte meinen Kopf nur knapp und knallte gegen den Türstock. Greta, die Sekretärin, blickte erschrocken auf.

“Keine Sorge, Kleines. Der Alte wollte nur schnell einen Nagel in die Wand hauen, um ein neues Bild aufzuhängen.”

“Aha,” sagte sie, scheinbar beruhigt und offensichtlich dumm.

“Der alte Dreckskerl hat es dieser Kleinen sicher schon auf allen Möbeln in seinem Büro gegeben”, dachte ich, während ich glücklich den Aufzug bestieg und vor mich hin summte. In einer Woche mehr verdient, als den ganzen letzten Monat. Die Kanzlei war auf einem guten Weg. Der Drink machte sich bemerkbar und lechzte nach Nachschub.

Der Alte würde das Dummerchen mit Sicherheit gleich wieder bei den Haaren packen, um sich so abzuregen. Hätte mich jemand im Fahrstuhl begleitet, würde ich eine Wette vorschlagen. So aber summte ich, in freudiger Erwartung auf die in einer Bar auf mich wartenden Bierflaschen, glücklich vor mich hin. Es war schon Viertel nach vier.

2

Mein Auto könnte eine Wäsche gebrauchen und ich ein neues Auto.

Wie fehl am Platz mein Opel Vectra hier war, zwischen all den Boliden der hier arbeitenden Manager. Manager, Assistenten, Marketingexperten, und wie sie sich sonst so betitelten. Ob ich im Büro einen ähnlich traurigen Eindruck abgegeben habe, wie mein Opel hier am Parkplatz?

Sei es drum. Ich habe mehr als eintausend Euro verdient, ohne dafür viel Aufwand betreiben zu müssen. Es war ein guter Tag, insgesamt eine gute Woche.

Ich setzte mich in mein Auto. Die Tür machte einen Höllenlärm. Dabei sollte es ein Leichtes sein, die kleine Delle auszubügeln. Doch sogar dazu war ich zu faul. Nein, faul wäre wohl das falsche Wort. 'Wenig begeistert' beschreibt es eher. Ich würde mich nicht als faul bezeichnen. Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass diese letzte Woche oder die Erfolge dieser letzten Woche, als das 'Glück des Tüchtigen' bezeichnet werden konnten - bezeichnet werden mussten.

In meinen Gedanken versunken, bemerkte ich die zwei Männer, die sich meinem Auto näherten erst, als sie schon bei meinem Fenster standen. Mein erster Eindruck war, ich würde die Zwei nicht unbedingt zum Kaffee trinken bei der Schwiegermutter mitbringen. Einer von ihnen klopfte kurz an. Ich fuhr das Fenster nur einen spaltbreit hinunter.

“Pawel lässt einen schönen Gruß ausrichten!”, sagte einer von ihnen.

“Dankeschön, das finde ich sehr lieb von ihm,...” Weiter kam ich nicht, da der andere, der, der nicht gesprochen hatte, plötzlich eine metallene Stange, vielleicht war es ein kleines Brecheisen, aus dem Ärmel ausfuhr, ausholte und einen Treffer präzise in der Mitte der Windschutzscheibe landete.

Ich traue mich wetten, dass auch Brüche in Glasscheiben genauso einzigartig und ohnegleichen sind, wie Schneeflocken.

“Hey!”, schrie ich, wollte aus dem Auto steigen, schaute mir die zwei Charaktere noch einmal genauer an und entschied mich dagegen. Sie mussten meine Absicht erkannt oder jegliche andere Art von Reaktion erwartet haben. Ihre Körperspannung war aufrecht, um auf alles vorbereitet zu sein. Als sie aber sahen, wie ich wieder in den Sitz sank und versuchte, den Schaden zu begutachten, vor allem aber die Frage zu beantworten, ob es möglich wäre, mit dem Auto nach Hause zu kommen, lachten sie. Sie klatschten sich wie zwei Teenager auf dem Sportplatz ab und gingen gemütlich ihres Weges.

Erst als ich sie nicht mehr sehen konnte, legte sich der erste Schock und mir fiel ein, dass ich niemanden kannte, der bei diesem Namen gerufen wurde. Wer soll bitte Pawel sein?

“Hey!”, schrie ich aus dem Fenster “Kommt zurück, ich muss euch etwas fragen!”

Keine Antwort.

3

Ob man es glaubt oder nicht, doch ich schaffte es, mit dem Auto nach Hause zu kommen. Mein Zuhause war - seit der Trennung von meiner Frau - die Kanzlei. Die Kanzlei wiederum war die ehemalige Werkstatt meines Vaters, in welcher er zuletzt Nähmaschinen reparierte oder Nähmaschinen reparieren wollte. Er schaffte einfach nie den Anschluss, also den Sprung in die Zeit, in der ein meist importiertes Kleidungsstück fast nichts mehr kostete und nur noch die wenigsten Menschen überhaupt wussten, wie man eine Nähmaschine bedient. Der arme, liebe Vater. Er war aufgewachsen und trug zwischen seinem dreizehnten und seinem sechzehnten Lebensjahr nur die eine, selbe Hose. Ja, damals fand man mit Sicherheit mehr Frauen, die an der Nähmaschine saßen, auch hier in Linz.

Zwei alte Singer-Maschinen, die direkt mit Tischchen und Pedale kamen, an deren Verzierung und Dekoration dazumal nicht gespart wurde, standen immer noch herum und erinnerten an jene Zeiten und meinen Herrn Papa.

Bevor Vater dieses Lokal übernahm, beheimatete es ein Wettstudio. Daran erinnerten noch die ganzen Löcher in der Wand, die überall dort, wo früher Fernsehschirme hingen, waren - also überall. Wie oft hat Vater mich darum gebeten, die Löcher zu verputzen. Jetzt störten sie niemanden mehr. Das Lokal war klein. Eine Glastür und ein drei Meter breites Schaufenster, beide mit Jalousien abgehängt, sodass man auf keinem Wege durchsehen konnte. Nicht von innen was draußen passierte, aber auch, nicht was drinnen vor sich ging, wenn man auf der Straße stand.

Schatten konnte ich höchstens erkennen. Wie auch jetzt, gefolgt von dem ihr typisches Anklopfen mit dem Gehstock gegen das Glas. Meine Stammkundin, die Nachbarin von oben, Elfriede, war wieder da. 'Wo war doch gleich die halb volle Weinflasche, die mir am letzten Abend übrig geblieben war?' Sie war nicht mehr halb voll, musste ich bedauerlicherweise feststellen, nachdem ich sie endlich fand. ´verdammt auch!´ nicht ein Tropfen übrig. Ich stand auf, packte meine Jacke und setzte die geschäftigste Miene auf die ich, ohne davor im Spiegel zu proben, zusammenbrachte.

“Ich bin in so einer Eile, Elfriede. Magst du kurz warten oder später wiederkommen?”

“Ich warte, aber nur wenn es wirklich kurz dauert.”

”Versprochen!”

´wo wollte sie auch hin?´, dachte ich, während ich die Straße Richtung Supermarkt entlanglief. Als ob sie es eilig hätte. Sie war alt, da hat man doch den ganzen Tag lang nichts zu tun.

Bei meiner Rückkehr sah ich, wie Elfriede versuchte, Ordnung in den Berg Post zu bringen, der sich in den letzten Monaten angesammelt hatte.