School of Talents 8: Achte Stunde: Walfrei! - Silke Schellhammer - E-Book

School of Talents 8: Achte Stunde: Walfrei! E-Book

Silke Schellhammer

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Beschreibung

Willkommen in der School of Talents! In diesem Internat haben alle fantastische Fähigkeiten. Sie können sich verwandeln, Tiere verstehen, Wasser beherrschen … so was eben!  Band 8 der SPIEGEL-Bestseller-Reihe: Die School of Talents steht Kopf: Alle Talente sind vertauscht! Alva kann sich verwandeln, Mala schrumpft und Elwin fliegt auf einem Sofa herum. Ziemlich lustig, mal eine andere Fähigkeit auszuprobieren. Doch, oh Schreck – ein junger Wal ist an der Steilküste der Insel gestrandet. Wie sollen Alva und ihre Freunde dem Tier zurück ins Wasser helfen, wenn sie ihre neuen Talente kaum beherrschen? Und wie bekommen sie ihre eigenen zurück? Normaler Unterricht? Fehlanzeige! Chaos? An der Tagesordnung! Geheimnisse lüften und Abenteuer erleben? Aber unbedingt! Weitere Bände von SCHOOL OF TALENTS: Erste Stunde: Tierisch laut! Zweite Stunde: Stromausfall! Dritte Stunde: Monster in Sicht! Vierte Stunde: Schulfest im Schneckentempo! Fünfte Stunde: Klassen treffen! Sechste Stunde: Nebelalarm! Siebte Stunde: Mutprobe! Noch mehr Abenteuer sind in Vorbereitung! Ein spannendes und lustiges Kinderbuch mit kurzen Kapiteln und vielen Bildern für Mädchen und Jungen ab 8

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Silke Schellhammer

School of Talents

Achte Stunde: Walfrei!

Mit Bildern von Simona M. Ceccarelli

Willkommen in der SCHOOL OF TALENTS! In diesem Internat haben alle fantastische Fähigkeiten. Sie können sich verwandeln, Tiere verstehen, Wasser beherrschen… so was eben!

Die SCHOOL OF TALENTS steht Kopf: Alle Talente sind vertauscht! Alva kann sich verwandeln, Mala schrumpft und Elwin fliegt auf einem Sofa herum. Ziemlich lustig, mal eine andere Fähigkeit auszuprobieren. Doch, oh Schreck – ein junger Wal ist an der Steilküste der Insel gestrandet. Wie sollen Alva und ihre Freunde dem Tier zurück ins Wasser helfen, wenn sie ihre neuen Talente kaum beherrschen? Und wie bekommen sie ihre eigenen zurück?

Wohin soll es gehen?

Buch lesen

Personenvorstellung

Viten

Alva lag auf einer Decke in der Wiese und las. Die Sonne schien. Es war ein toller Tag. Aufgeregt blätterte sie die Seite im neuesten Abenteuer der Entdeckerin Hanni Schliemann um. Ihre Eltern hatten ihr das Buch geschickt. Zudem trug sie neue Kopfhörer, die alle Geräusche unterdrückten. Sogar das pausenlose Tiergeplapper!

Wie alle Kinder auf der School of Talents hatte Alva ein besonderes Talent – sie konnte Tiere sprechen hören. Und zwar alle Tiere, egal wie groß oder klein. Und zusammen waren die ziemlich laut.

Doch trotz der Kopfhörer fiel es Alva irgendwie schwer, Hanni Schliemanns Abenteuern zu folgen. Sie heftete den Blick fest auf die Zeilen und wollte keinen Hinweis übersehen. Gemeinsam mit Hanni würde sie das Geheimnis der Inkastadt lüften. Doch ständig eilten andere Kinder an Alvas Decke vorbei. Sie liefen alle in dieselbe Richtung.

Neugierig zog Alva sich die Kopfhörer von den Ohren.

„Beeilung! Ich will das auf keinen Fall verpassen!“, rief Emma gerade. Hinter ihr tapste Jule barfuß durchs Gras. „Iiiih, das piekst! Nicht so schnell. Emma, warte auf mich!“

Sabita sauste auf ihrem fliegenden Teppich über die Obstbäume hinweg. Wilma saß neben ihr und rief: „Gib alles! Los, sonst sind sie weg!“

Alva schaute verwundert dem Teppich hinterher. Wer war weg? Erst jetzt sah sie, dass alle Kinder in Richtung des Hügels hinter der Schule strömten. Was hatte sie verpasst? War heute etwa Wandertag?

Sie entdeckte Till und Jonas in der Menge. Schnell sprang sie auf und rannte ihren Freunden hinterher.

„Wohin geht ihr?“, fragte sie atemlos, als sie die beiden eingeholt hatte.

„Zur Steilküste“, antwortete Till. „Dort soll es etwas GIGANTISCHES zu sehen geben!“

„An der Steilküste?“, wiederholte Alva ungläubig. „Da kommt man doch überhaupt nicht hin.“

Die SCHOOL OF TALENTS lag auf einer Insel und ein Teil ragte hoch über das Meer hinaus. Das einzige Tor, durch das man zur Klippe gelangte, war immer fest verschlossen.

Kaum kamen sie näher, hörten sie bereits die zackigen Ermahnungen ihres Lehrers Herrn Bommer. „Niemand verwandelt sich hier! Es flattert nichts durch die Luft. Und hey, KEINEMONSTER! Ein falscher Schritt und ihr geht zurück! Verstanden?“

„Ich schätze, das Tor ist offen“, vermutete Till und fügte kichernd hinzu: „Und Herr Bommer läuft als Torwächter zur Hochform auf!“

Die Kinder stellten sich ans Ende der Schlange.

„Ben?“, fragte Alva den Jungen vor sich. „Weißt du, was da vorne los ist?“

„Ich habe nur gehört, dass wir einen neuen Schüler bekommen sollen.“

„Einen neuen Schüler? Und der kommt übers Wasser?“, wunderte sich Alva.

Jonas zeigte nach oben, wo Sabita mit Wilma auf dem fliegenden Teppich in Richtung Zaun unterwegs war. „Vielleicht wissen die mehr.“

Doch bevor die Kinder Sabita rufen konnten, schrie Herr Bommer mit hochrotem Kopf: „SABITA! FLUGVERBOT!“

Geschickt landete das Mädchen den Teppich neben ihrem Lehrer. Der rollte ihn zusammen und lehnte ihn gegen den Zaun. „Du bekommst ihn nachher zurück“, erklärte er.

Auf einmal wurde Alva unsanft am Handgelenk gepackt.

„Ich fasse es nicht!“, schimpfte ihre Freundin Fritzi. „Was trödelst du denn so rum? Wir brauchen dich. DRINGEND!“

Ohne weitere Erklärung zog sie Alva hinter sich her durch die Menge. Vorne an der Steilkante standen Frau Molina und Doktor Rössner. Der Tierarzt beobachtete mit einem Fernglas etwas draußen auf dem Wasser.

Alva schaute sich um. Bei so vielen Lehrkräften hätte sie eigentlich erwartet, dass auch ihr Onkel, der Schulleiter Direktor Franzen, hier wäre. Dann fiel es ihr wieder ein: Er war mit Frau Tinerius bei einer Konferenz auf dem Festland. Deshalb hatte Frau Molina als dritte Schulleiterin im Moment das Sagen.

„Ich hab sie!“, rief Fritzi den Lehrkräften triumphierend zu.

Frau Molina drehte sich zu ihnen um und lobte: „Aaaaah! Fantastico! Sehr gut gemacht, Fritzi.“ Die Lehrerin zeigte raus aufs Meer und fragte Alva: „Kannst du sie hören?“

„Wen?“, fragte Alva. Erst als sie Frau Molinas Fingerzeig folgte, entdeckte sie den Grund für die ganze Aufregung.

Wale!

Sie waren zu zweit, nein, zu dritt. Beim Anblick der majestätischen Tiere verschlug es Alva die Sprache. Die Meeressäuger zogen im Wasser vor der Küste gemächlich ihre Kreise. Jedes Mal, wenn sie auftauchten, schimmerten ihre gewaltigen Buckel im Sonnenlicht.

Doktor Rössner setzte das Fernglas ab. „Es sind Zwergwale. Weißt du, was sie sagen, Alva?“

Wow! Wie cool wäre es, wenn sie Wale verstehen könnte? Begeistert lauschte Alva in sich hinein. Doch sie hörte nur Fritzi, die sie mit Fragen bestürmte: „Geht es ihnen gut? Was machen sie hier? Brauchen sie Hilfe? Haben sie sich verlaufen?“ Dabei hüpfte sie unruhig neben Alva auf und ab.

„Wenn, dann haben sie sich eher verschwommen“, korrigierte Alva kichernd. Dafür kassierte sie einen bitterbösen Blick von Fritzi, die nicht zu Späßen aufgelegt war. Wie immer, wenn Tiere in Not sein könnten.

„Jetzt hör ihnen zu“, blaffte Fritzi ungeduldig.

„Ist gut“, beruhigte Alva sie. „Ich mach ja schon.“

Doch ganz so leicht war das nicht. Um sie herum brummten Tausende von Insekten. Ein Schwarm Möwen unterhielt sich über ihnen. Die Vögel waren offenbar genauso aufgeregt wie die Kinder. Von der Steilküste klangen die Stimmen weiterer tierischer Bewohner, die sich in ihrer Mittagsruhe gestört fühlten. Dazwischen tönten Herrn Bommers Ermahnungen, die Kommentare der Kinder, Gelächter und Gemurmel. Und aus diesem lauten Tumult sollte Alva nun Walstimmen raushören? Ohne zu wissen, wie die überhaupt klangen?

„Hier ist zu viel los“, murmelte Alva und sofort brüllte Fritzi: „RUHE! Sie hört nichts! Seid leise! RUHEEEEE!“

Alva schüttelte den Kopf. „Es sind nicht nur die Menschen.“ Sie zeigte ins Gras und zu den Vögeln am Himmel.

„Vielleicht könntest du mit Sabita rausfliegen?“, schlug Fritzi vor. „Wenn das okay wäre.“

„Gute Idee“, lobte Frau Molina und ließ nach dem Mädchen und seinem fliegenden Teppich suchen.

„Und weil ich eine so gute Idee hatte, darf ich auch mitkommen“, flüsterte Fritzi Alva zu.

Frau Molina hatte sie trotzdem gehört. Sie schüttelte energisch den Kopf. „No, no, no!“

„BITTE!“, bettelte Fritzi mit flehendem Blick.

„Nein“, wiederholte die Lehrerin. „Wenn ich es dir erlaube, wollen alle mitfliegen!“

„Aber …“, unternahm Fritzi einen weiteren Versuch, die Lehrerin zu überzeugen. Doch ihr schien kein guter Grund einzufallen.

„Aber …“, eilte Alva ihrer Freundin zu Hilfe, „Fritzi hat doch in zwei Tagen Geburtstag. Das wäre wie ein vorzeitiges, echt gigantisches Geschenk!“

Die Lehrerin musterte die beiden Mädchen stirnrunzelnd. Dann warf sie Doktor Rössner einen fragenden Blick zu.

„Von mir aus“, meinte der nur schulterzuckend.

„Bitte lassen Sie Fritzi mitfliegen!“, bettelte Alva für ihre Freundin. „Kaum jemand liebt Tiere so sehr wie sie!“

Frau Molina ließ sich tatsächlich erweichen. „Vabbè, dann darf das Fast-Geburtstagskind eben auch auf den Teppich“, entschied sie.

Kurze Zeit später drängelte sich Sabita mit ihrem zusammengerollten Teppich auf der Schulter durch die Menge. Ein sehr aufgeregter Herr Bommer folgte ihr.

Sabita zog eine genervte Grimasse, denn der Lehrer ermahnte sie ununterbrochen: „Keine engen Kurven! Niemand blödelt rum! Ich hab euch im Auge …“

Hinter Herrn Bommer gingen Ben und Wilma. Die beiden schleppten einige Schwimmwesten und jede Menge rot leuchtende Bojen.

Aufgeregt zogen Alva, Fritzi und Sabita die knallroten Schwimmwesten an. Dabei lauschten sie den nicht enden wollenden Warnungen von Herrn Bommer: „Wehe, eine springt vom Teppich! Keine Sperenzchen! Niemand …!“

„Christian“, unterbrach ihn Frau Molina. „Mach dir nicht so viele Sorgen. Doktor Rössner wird mitfliegen.“

„Was?“, rief der Tierarzt entsetzt und wehrte ab: „Ich bin doch viel zu schwer!“

„Quatsch“, widersprach Sabita sofort. „Wir sind schon zu elft auf meinem Teppich geflogen.“ Sie schüttelte kichernd den Kopf. „Oder sagen wir, zu zehnt. Vincent zählt nicht. Der hing an den Fransen!“

Der Tierarzt nahm trotzdem nur sehr zögerlich Platz. Es war deutlich zu sehen, wie mulmig ihm dabei zumute war. Ständig zupfte er an den Gurten seiner Rettungsweste und fragte immer wieder: „Und ich bin wirklich nicht zu schwer?“

„Nein, nein“, antwortete Sabita jedes Mal. Sie setzte sich im Schneidersitz ans Ende des Teppichs und grinste ihre Fluggäste an. „Kapitänin Sabita begrüßt Sie herzlich an Bord der Airline Flausch.“ Ihre Durchsage klang wirklich ein bisschen wie im Flugzeug. „Bitte achten Sie auf die Anschnallzeichen. Wir starten in Kürze.“

Wilma, die alle Geräusche lebensecht nachmachen konnte, untermalte Sabitas Ansage mit aufheulenden Flugzeugdüsen.

Dann hoben sie ab.

„Oh, oh, oh“, jammerte Doktor Rössner, als sie über die Steilkante flogen. Der Tierarzt schloss die Augen und umklammerte auf beiden Seiten fest die Ränder des windigen Fluggeräts.

Sabita, begeistert von ihrer Rolle als Pilotin, meldete: „Im Falle eines Druckverlusts fliegen automatisch Sauerstoffmasken aus der Kabinendecke.“ Fritzi und Alva kugelten sich fast vor Lachen. Doch der Tierarzt wischte hektisch über seine Stirn und meinte: „Und im Falle, dass mir schlecht wird? Wo sind die Kotztüten?“ Er war wirklich käseweiß im Gesicht.

Sabita bemühte sich, ohne Schlingerkurs aufs Wasser rauszufliegen. In einer ruhigen, weiten Bahn umkreiste sie die Wale unter ihnen.

„Wow“, flüsterte Fritzi mit leuchtenden Augen. „Was für Giganten!“

Der Blick, mit dem Doktor Rössner die Tiere beobachtete, war etwas sorgenvoller. „Warum drehen die ihre Runden hier und ziehen nicht weiter?“, wunderte er sich.

Alva legte beide Hände hinter die Ohren und wandte sich in Richtung der Wale. Sie lauschte konzentriert. Denn auch hier draußen gab es einige Tierstimmen. Möwen begleiteten den Teppich und unterhielten sich über den vierköpfigen Menschenvogel in der Luft. Von der Steilküste waren weiterhin Beschwerden über die Störung der Mittagsruhe zu hören. Und dann war da auch noch Fritzi, die im Sekundentakt fragte: „Hörst du sie? Hörst du sie? Hörst du sie?“

Alva legte wortlos den Zeigefinger auf die Lippen. Fritzi begriff und verstummte.

Da! Plötzlich vernahm sie unbekannte Stimmen. Tief, gluckernd, mehr wie ein wohliges Grunzen.

„Angenehm hier.“

„Spürt ihr den kühlen Wasserstrom?“

„Jaaaaaa. So schön kalt!“

Das mussten die Wale sein. Alva lauschte angestrengt, während Fritzi sie mit großen Augen anstarrte.

„Es geht ihnen gut“, erklärte Alva schließlich und erzählte den anderen von einem kalten Wasserstrom, den die Wale anscheinend herrlich erfrischend fanden. Doktor Rössner machte einige Fotos mit seinem Handy. Dann drehten sie wieder um.

Der Teppich war noch nicht richtig gelandet, als der Tierarzt aufsprang.

Sofort wurde er von Kapitänin Sabita ermahnt: „Bitte bleiben Sie sitzen, bis die Anschnallzeichen erloschen sind.“

Doktor Rössner, immer noch sehr bleich im Gesicht, bedankte sich für den Flug. Er zückte sein Handy, wählte und wartete, dass eine Verbindung zustande kam.

„Wie geht es den Walen?“, wollte Till wissen, als die Kinder vom Teppich stiegen. Er ließ sein rotes Jo-Jo in kleinen Schwüngen neben sich kreisen.

„Super!“, antwortete Alva. „Die haben eine kalte Strömung gefunden und sind glücklich.“

„Perfekt“, freute sich Mala und fragte grinsend: „Und warum sieht Doktor Rössner aus, als hätte er ein Gespenst gesehen?“

„Dem ist schlecht. Er hätte sich fast auf die Wale übergeben“, berichtete Alva kichernd.

„Oh nein, der Arme“, sagte Mala.

„Wohl eher die armen Wale!“, widersprach Fritzi sofort.

„Alva!“, rief Frau Molina. „Hast du kurz Zeit?“

„Wow, so beschäftigt“, zog Jonas sie auf.

Till raunte ihr noch schnell zu: „Nicht vergessen: nachher geheimes Geheimtreffen!“

„Keine Sorge! Ich bin da!“, versprach Alva und ging rüber zu Frau Molina.

„Heute kommt ein neuer Schüler“, fing die Lehrerin an. „Er versteht Tiere, wie du. Wäre doch ganz passend, wenn du ihm die Insel zeigst, oder?“

Alva nickte begeistert. Sie freute sich riesig, dass sie einen neuen Mitschüler rumführen durfte.

Frau Molina schaute auf ihre Armbanduhr „Oh no, che confusione! Die kommen ja jeden Moment an.“

Etwas abseits beendete Doktor Rössner sein Telefonat. Kaum dass er auf Frau Molina und Alva zuging, kam auch Fritzi angerannt.

Der Tierarzt berichtete: „Das Team von der Walrettung meint, es wäre nicht ungewöhnlich, dass die Tiere hier durchschwimmen …“

Aufgeregt unterbrach ihn Fritzi: „Aber das sind doch super Nachrichten, oder?“

„Ja, schon“, gab er ihr zögerlich recht. Doch glücklich wirkte er dabei nicht. „Wir sollen sie beobachten, bis sie weiterziehen.“

„Das kann ich gerne machen“, bot Fritzi sofort an. „Immerhin sind die alle zu meinem Geburtstag gekommen!“

Alva kicherte leise. „Erwarte aber nicht, dass sie dir ein Ständchen singen.“

Fritzis Antwort wurde vom Besuchssignal übertönt. Der Warnton war ein Zeichen, dass Menschen auf die Insel kamen, die keine Ahnung von den Talenten der Kinder hatten. Es war allen an der SCHOOL OF TALENTS sehr wichtig, ihre besonderen Begabungen geheim zu halten. Deshalb achteten sie darauf, dass den Gästen keine fliegende Schülerin, kein Feuer speiender Drache oder ein riesiges Gänseblümchen begegneten.

Frau Molina warf Doktor Rössner einen fragenden Blick zu. „Kümmern Sie sich um die … die …?“ Sie schnalzte ungeduldig mit den Fingern, weil ihr das Wort nicht einfallen wollte.

„Wale?“, half der Tierarzt aus.

„Sì, sì! Wale. Lustiges Wort“, murmelte Frau Molina. Der Tierarzt bejahte ihre Frage und Fritzi rief sofort: „Ich helfe mit!“

„Va bene“, entschied Frau Molina und nickte Alva zu. „Dann begrüßen wir mal unseren neuen Schüler. Andiamo!“

Kurze Zeit später kamen Alva und Frau Molina auf dem Vorplatz des Schlösschens an. Dort lud eine Frau eine Reisetasche aus ihrem Auto. Eine zweite schaute sich interessiert um. Ein paar Meter neben dem Wagen stand ein Junge mit dunklem, wuscheligem Haar. Er hatte den Kopf gesenkt und stierte auf den Kiesboden.

„Herzlich willkommen!“, rief Frau Molina den Wartenden zu und stellte Alva und sich vor.

„Ich bin Laura“, sagte die kleinere der beiden Frauen.

„Mein Name ist Annika“, ergänzte die andere und zeigte rüber zu dem Jungen. „Und das ist unser Sohn Milo.“

„Bist du eine Mitschülerin von Milo?“, fragte Laura.

„Ja …“, antwortete Alva und musterte kurz den Jungen, der sich weiter abseits hielt. Er schob mit der Fußspitze unbeteiligt Kieselsteine hin und her, als würde ihn das alles nichts angehen.

Annika bemerkte Alvas Blick. „Er ist nicht begeistert davon, ein Internat zu besuchen“, sagte sie entschuldigend.

Alva kannte das Gefühl nur zu gut. Es war noch nicht lange her, da hatte sie ganz ähnlich empfunden. Um die angespannte Stille zu beenden, erzählte Alva den beiden Frauen: „Ich würde Milo gerne die Insel zeigen.“ Dann fiel ihr auf, wie albern es war, dass sie Milo nicht direkt ansprach. Schließlich stand er keine drei Schritte entfernt und konnte sie bestimmt gut hören.

Lächelnd ging sie auf ihn zu. „Hallo, ich bin Alva.“

Der Junge stoppte sein Gescharre im Kies und nuschelte ein leises „Hallo“, ohne dabei den Kopf zu heben.

Alva streckte ihm die Hand so entgegen, dass er sie sehen musste. „Schön, dass du da bist“, sagte sie und lächelte angestrengt weiter.

Tatsächlich hob Milo den Kopf. Alva konnte sehen, dass er mit den Tränen kämpfte. Er schüttelte ihre Hand und murmelte unglücklich: „Ja, schön …“

„Perfetto“, freute sich Frau Molina. Sie ging mit Milos Eltern ins Schlösschen, um den nötigen Papierkram zu regeln.

Alva blieb mit dem neuen Schüler zurück. Was sollte sie ihm zuerst zeigen? Vielleicht das Schulgebäude? Das war ziemlich beeindruckend. Oder die Mensa? Lieber nicht, entschied sie, dort würden sie wahrscheinlich andere Kinder treffen. Milo hatte sicher einen dicken Kloß im Hals und war froh, wenn er nicht reden musste. Also auch keine Fragen stellen, dachte sich Alva. Sie würde ihn ein bisschen rumführen und vor allem selbst was erzählen. Denn bislang standen sie sich nur schweigend gegenüber. Wenn das so weiterging, würde Milo noch ein Loch in den Boden starren.

Hektisch schaute sich Alva um. Ahhh, die Statue des Grafen von Donnersberg. Das war ein guter Anfang. Sie redete über die Familie der Donnersbergs, denen früher die Insel gehört hatte.

Doch anscheinend war das nicht so spannend. Milo hielt entweder den Kopf gesenkt oder schaute sich irritiert um. Suchte er etwa nach einer Fluchtmöglichkeit, um Alvas lahmer Führung zu entkommen? Vielleicht würden andere Kinder doch helfen!

„Komm“, sagte Alva und ging ein paar Schritte. „Beginnen wir unsere Tour in der Mensa.“

Während sie schweigend nebeneinander herliefen, entdeckte Alva die grasende Schafherde am Wegrand.

„Och nööööö“, entfuhr es ihr laut. Dafür bekam sie von Milo immerhin einen fragenden Seitenblick.

Alva zeigte auf die Schafe. „Das sind unsere frei laufenden Rasenmäher. Die sind sehr nervig und extrem laut. Außerdem reden sie nur übers Essen.“

Doch als sie an den Tieren vorbeigingen, hörte Alva nur ein einzelnes, superleises:

„Klee …“

Milo neben ihr hielt sich die Ohren zu und brüllte: „Boah! Unglaublich!“

„Findest du?“, fragte Alva überrascht. Sie hatte eher das Gefühl, dass nicht nur die Schafe, sondern auch alle anderen Tierstimmen um sie herum leiser geworden waren.

Milo zog vorsichtig seine Hände von den Ohren und musterte die Herde entsetzt. „Haben die Lautsprecher verschluckt? Oder was ist mit denen?“

Plötzlich wusste Alva, wo das Problem lag. „Dein Talent verstärkt sich, wenn du aufgeregt oder traurig bist.“ Sie warf Milo einen kurzen Blick zu. „… oder beides. Deshalb hörst du alles so laut.“

„Na super“, stöhnte er.

Sie gingen schnell an den grasenden Tieren vorbei.

„Nervt es dich auch so, wenn selbst die kleinste Mücke dich anschreit?“, fragte Alva.

„WAS?“, brüllte Milo zurück.

Alva holte tief Luft. „MÜCKEN! Sie brüllen einen an!“ Langsam kam sie sich selbst wie eine Mücke vor.

Doch Milo reagierte nicht. Er schaute sich nur verblüfft um.

Schnell zog Alva die Tür zur Mensa auf. „Vor Tierstimmen-Geplärre flüchtet man am besten nach drinnen“, rief sie Milo zu, der eilig an ihr vorbeiging.

Alva blieb unschlüssig an der Tür stehen und lauschte angestrengt. Ihre Entspannung musste gerade echt maximal sein. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass die Tiere jemals so leise gewesen waren. Vom Gespräch der zwei Spatzen, die um eine Bank hüpften, drangen nur Fetzen an ihr Ohr. Das Eichhörnchen im Baum konnte sie überhaupt nicht verstehen.

Kopfschüttelnd folgte sie Milo, der sich inzwischen in der Eingangshalle umschaute.

„Hier ist unsere Infotafel“, erklärte Alva und zeigte zum Bildschirm. „Da erfährst du alles Wichtige …“