Schweizer Kurzgeschichten - Sasina Mine - E-Book

Schweizer Kurzgeschichten E-Book

Sasina Mine

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Beschreibung

Auf humorvolle und witzige Art beschäftigt sich die Autorin mit den Widrigkeiten des Alltag, die man(n)/frau erlebt, wenn man(n)/frau neu im Schweizerischen Ausland ist. Es gilt ungeahnte Schwierigkeiten zu bewältigen - der Teufel steckt im Detail ! Gespickt ist dieses E-Book mit wertvollen Tips für Expatriates, die sich "im kleinen gallischen Dorf" bewegen und durchsetzen müssen. Bei allem Augenzwinkern nimmt die Autorn durchaus Bezug zu Aktuellem. Und irgendwie bekommt jeder sein Fett weg: Die Schweiz und ihre Bevölkerung mit ihren Gebräuchen und Verhaltensstrukturen werden analysiert und aufs Korn genommen. Aber durchaus auch Deutschland. Und das alles auf scharfsinnige, aber sympathische Art und Weise. Ein lesenswertes Buch: Besonders zu empfehlen auf Zug- oder Flugreisen. Kurzweilige und amüsante Unterhaltung.

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Seitenzahl: 56

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Sasina Mine

Schweizer Kurzgeschichten

Eine Frau kämpft sich durch

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Müllentsorgung und andere Fallen

Ich versteh` es einfach nicht

Ist doch `ne Hure

3 in 1

Quellensteuer

Ebbelwoi – verzweifelt gesucht

Da, wo keiner einkaufen geht

Eine Bähnlifahrernation kommt ins Zeitalter der Ticket-Apps

Die Schweiz und Corona

Der Schweizer Traummann

Impressum neobooks

Müllentsorgung und andere Fallen

Ja, da war ich also frisch in der Schweiz gelandet. Und frisch in meiner kleinen Wohnung: ein Zimmer, mit offener amerikanischer Küche. Was grösseres kann man sich bei den Preisen ja auch gar nicht leisten…

Der Mietvertrag sprach zwar von 1,5 Zimmern. Aber wo das halbe Zimmer war, konnte ich beim besten Willen nicht entdecken. Vielleicht der kleine Flur ? Denn ansonsten war da echt nix.

Aber dafür fehlten dann im Mietvertrag die Quadratmeterangaben. Quadratmeter gibt es in der Schweiz anscheinend nicht. Nur imaginäre halbe Zimmer… Aber ich will mich ja nicht beschweren – ich war ja froh, endlich eine Wohnung zu haben. Die Monate davor hatte ich in einer Art Pension gewohnt – „Bauernhof Blauschild“. Kein wirklicher Bauernhof - eine Art bezahlbares Hotel für sogenannte „Expatriates“. Also so Leute wie ich, die zum Arbeiten in die Schweiz gekommen sind. Auf Dauer geht das natürlich nicht: Viiiel zu klein, viiiiel zu eng, und kostet dennoch viel zu viel Geld.

Also bin ich abends, nach der Projektarbeit, auf Wohnungsbesichtigung gegangen. Wobei die Wochenenden jeweils davor natürlich erst einmal mit Wohnungssuche draufgegangen waren. Weitestgehend elektronisch, aber durchaus auch papieren: in lokalen Zeitungsblättchen halt.

Nicht gerade die Form des Freizeitvergnügens, das man sich nach einem anstrengenden Arbeitstag wünscht, oder das man dauerhaft betreiben möchte.

Und so eine Wohnungsbesichtigung in der Schweiz ist ein wirklich spannendes Unterfangen. Da steht man mit vieeelen – ganz vielen !!! – anderen Leuten vor der Wohnungsbesichtigungsadresse. (Und das war noch mitten im Winter… .) Irgendwann, in der Regel kurz vor der angegebenen Uhrzeit, kommt jemand von der Wohnungsverwaltung, öffnet die Wohnungstüre und lässt die besichtigungswütigen Wartenden ein. Dann darf man sich umschauen, und – bei Interesse – ein bereitliegendes Bewerbungsblatt, und ein Informationsblatt, mitnehmen. Und was man alles so braucht, wenn man sich in der Schweiz als Mieter*in für eine Wohnung bewerben will:

- ein Bewerbungsdossier

- einen aktuellen Betreibungsregisterauszug

- die Aufenthaltsbewilligung

- möglichst Empfehlungsschreiben und Referenzen, Lohnausweis und/oder Arbeitsvertrag

Immerhin braucht es keinen Lebenslauf für eine Wohnungsbewerbung. Und auch Blutgruppe oder Schuhgrösse wurde noch nie gefragt.

Den Betreibungsregisterauszug muss man sich natürlich beim Amt ausstellen lassen – kostet die entsprechende Gebühr. Die Schweiz hat halt schon ein einnehmendes Wesen !

Empfehlungsschreiben und Referenzen sind natürlich meist nur KANN Forderungen des Vermieters – aber real hat man ohne keine Chance. Analoges gilt für Lohnausweis/Arbeitsvertrag. Erst recht, wenn man kein Schweizer, sondern Ausländer ist. Denn so ein Ausländer – egal aus welchem Land er kommt - könnte ja einfach nach Hause verschwinden, und nicht bezahlen.

(Klar – das mit dem Verschwinden ist mein Plan ! Deshalb bin ich ja auch extra hergekommen… ) Aber Logik hilft da irgendwie nicht wirklich weiter…

Sehr schnell habe ich aber herausgefunden, dass man auf diese Weise Wochen und Monate „verbraten“ kann, ohne vom Fleck zu kommen. Denn wenn man den Hausverwaltungen erst einmal alle Unterlagen zugestellt hat, versinken sie in eine Art „Glaskugellesen“. Mit völlig unvorhersehbarem Ergebnis. Meist hört man wochenlang nichts mehr von ihnen (oder auch gar nicht mehr). Wenn man anruft und nachfragt, heisst es meist nur: „Ja, das ist noch im Prozess.“ Ja, ich sag`s doch: „Glaskugel-Lese-Prozess“. 

Also habe ich recht bald schon nur noch nach Wohnungen gesucht, die schon länger „auf dem Markt“ waren. Also offensichtlich nicht so leicht zu vermieten. Meist elektronisch. Bei einer Wohnung hatte ich Glück: Da hat der Hausmeister des (kleinen) Hochhauses mir die gezeigt. Und den hab` ich dann auch gleich gefragt, was ich tun könnte, um die Verwaltung zu überzeugen, mir die Wohnung zu geben. Und er sagte: „Sie könnten darauf verzichten, eine 2. Reinigung für den Fleck auf dem Teppich zu fordern. Und erklären, dass Sie die Wohnung so nehmen.“

Das hab` ich dann auch so gemacht. Und die Wohnung bekommen. Hipp, hipp, hurra !!!

Also, endlich eingezogen ! Und wie von zu Hause gewohnt, habe ich eine Plastiktüte in meinen Mülleimer getan. Als ordentliche Mieterin habe ich dann meine Plastiktüte, sobald voll, gepackt und zur Mülltonne getragen. Die war eher ein Müllcontainer. Aber na gut: Auch so was kennt man ja. Und halt hineingeschmissen.

Und dann geschah etwas seltsames… Flugs, wie von unsichtbarer Hand dahin gezaubert, stand plötzlich ein kleines Männlein neben mir. Und sagte, in verkrampftem Hochdeutsch, das dennoch den Dialekteinschlag nicht zu verleugnen vermochte: „Das dürfen Sie aber nicht.“ zu mir. Der Zeigefinger des kleinen Männleins schnellte in die Höhe, die Stimme erhob sich: „In diese Behälter dürfen nur Müllsäckli des Kantons ABC entsorgt werden !“

Ich schien da etwas nicht so ganz richtig gemacht zu haben. Auch war ich der Ansicht, ich solle mich besser nicht mit einem „Eingeborenen“ anlegen. Zumal ich ja noch gar nicht so lange in der Schweiz war und mich nicht auskannte.

Ich entschuldigte mich also, zog meine Plastik-Mülltüte wieder aus dem Container und fragte: „Ja, und wo bekomme ich so Müllsäcke des Kantons ?“ Das Männlein, offensichtlich zufriedengestellt ob meiner raschen Reaktion, antwortete freundlich: „Bei jedem Kiosk. Oder im Supermarkt.“Ich bedankte mich für die Auskunft – und das Männlein verschwand so flugs, wie es gekommen war.

Also, da war mein Plan für den kommenden Montag, nach der Arbeit, ja schon mal klar: Einen Kiosk finden und solche „Kantonsmüllsäcke“ kaufen. Damit ich meinen Müll endlich ordnungsgemäss entsorgen konnte und nicht in meiner Wohnung stapeln musste. Das war dann gar nicht so schwierig – die Müllsäcke dafür aber überraschend teuer. Ja, wie sagte ich: Die Schweiz hat eben ein einnehmendes Wesen !

Und ich hatte ja nun schon eine ganze Menge Dinge von der Schweiz:

- meine Aufenthaltsbewilligung

- eine Mietwohnung

- ein Bankkonto

Wahnsinn !!!

Ein Expatriate-Kollege aus Deutschland hatte mir freundlicherweise seine Werkzeugkiste geborgt, so dass ich ein paar Dinge in meiner frischgebackenen Mietwohnung richten konnte. Einen Kreuzschraubenzieher hatte ich dabei leider kaputt gemacht, also sagte ich: Ach, gib` mir Deine Kontonummer und die Bankleitzahl – dann überweise ich Dir das Geld - in Schweizer Franken natürlich. Für einen neuen Schraubenzieher (und noch ein kleines „Dankeschön !“ für die Werkzeugleihe dazu).Gelächter war die Antwort. „In der Schweiz gibt es keine Bankleitzahlen.“ 1

Erst dachte ich: Das kann doch gar nicht sein. Wie machen die das denn bei z.B. Überweisungen ? So ohne Ordnungskriterium für ein Bankinstitut ? Die können doch nicht landesweit komplett unterschiedliche Kontonummern haben, so dass bei jedem Konto eindeutig klar ist, welche Bank es führt ?