Schwule, Lesben, Bisexuelle - Udo Rauchfleisch - E-Book

Schwule, Lesben, Bisexuelle E-Book

Rauchfleisch Udo

4,9

Beschreibung

In this volume Udo Rauchfleisch puts forth a developmental theory of "normal homosexuality." He describes in great detail and with great sensitivity for the feelings of all persons involved the steps involved in the unfolding of one´s own lifestyle and family life, the difficulties and emotional circumstances encountered in coming out as well as the specific conditions surrounding work, aging and death. He also discusses the development of gay men, lesbians and bisexual persons, in particular their situation and environment with respect to AIDS, psychotherapy and religion. The author does away with numerous social prejudices about homosexuals and analyses the fears and psychodynamics of persons who tend to disparage and persecute people who think or live differently. He also highlights various examples of discrimination found in films, literature, the job situation and psychoanalysis as well the causes thereof, which have left and still leave a negative imprint on society.

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Udo Rauchfleisch

Schwule, Lesben, Bisexuelle

Lebensweisen, Vorurteile, Einsichten

4., neu bearbeitete Auflage

Vandenhoeck & Ruprecht

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-525-40415-7ISBN 978-3-647-40415-8 (E-Book)

4. Auflage 2011

© 2001, 1996, 1994, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen/Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Oakville, CT, U.S.A.

www.v-r.de

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke.

Printed in Germany.

Satz: Punkt für Punkt GmbH · Mediendesign, Düsseldorf

Druck und Bindung: Hubert & Co, Göttingen

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

Inhalt

Vorworte

 Vorwort zur ersten Auflage

 Vorwort zur zweiten Auflage

 Vorwort zur vierten Auflage

   I Wie sind Lesben, Schwule und Bisexuelle?

  II Vorurteile und Fehlannahmen

 Dürfen wir eine »weibliche« Identifizierung bei Schwulen und eine »männliche« Identifizierung bei Lesben annehmen?

 Lesbische und schwule »Subkultur« – spezifische Verhaltensweisen?

 Der »häufige Partnerwechsel«, die »Promiskuität«

 Schwule – bedingt auch Lesben – eine »Verführungsgefahr« für Jugendliche?

 III Wie entwickeln sich Lesben, Schwule und Bisexuelle?

  IV Coming-out – Das Gewahrwerden der Identität und Finden eines eigenen Lebensstils

 Die Prä-Coming-out-Phase

 Das eigentliche Coming-out

 Die explorative Phase

 Das Eingehen erster (fester) Beziehungen

 Integration, dauerhafte Paarbeziehung und das höhere Lebensalter

   V Schwule Männer und Aids

  VI Diskriminierungen

Formen der Diskriminierung

Manifeste Gewalt

Massenmedien, Literatur und Film

Der berufliche Alltag

Diskriminierungen auch durch die Psychoanalyse

 Ursachen der Diskriminierungen

Angst vor eigenen lesbischen und schwulen Zügen

Angst vor sozialer Unsicherheit und Streben nach Macht

Angst vor der Infragestellung zentraler Normvorstellungen

»Angriff« auf die traditionelle Familie

Infragestellung des gängigen Männlichkeitsideals

Das »Abweichende« schlechthin

 Was können wir tun?

 VII Psychotherapie und Beratung

 Voraussetzungen

 Klärung der sexuellen Orientierung

 Therapeutische Arbeit an den erlittenen Verletzungen

 Interaktionen zwischen Homosexualität und psychischen Erkrankungen

 Abbau der verinnerlichten homophoben Tendenzen

 Therapeutische Begleitung des Coming-out

 Spezifische Übertragungs- und Gegenübertragungs-konstellationen

VIII Heimat in der Kirche?

 Anerkennung des Reichtums und der Vielfalt der Schöpfung

 Befreiung durch die Neubewertung der biblischen Botschaft und der kirchlichen Tradition

 Auflösung von Scham- und Schuldgefühlen

 Bewältigung der Trauerarbeit

 Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des Menschen

 Entwicklung einer eigenen Spiritualität und Besinnung auf die eigenen Werte

 Finden einer Gemeinsamkeit, welche den anderen Menschen in seinem Anderssein wahrnimmt und akzeptiert

Literatur

Vorworte

Vorwort zur ersten Auflage

Bei meiner Beschäftigung mit den Problemen von Ausgrenzung und Diskriminierung, von Vorurteilen und Gewalt (Rauchfleisch, 1992, 1993) bin ich auch auf das Thema »Homosexualität« gestoßen. Je intensiver ich mich mit diesen Fragen auseinandergesetzt habe, desto mehr habe ich feststellen müssen, dass Lesben, Schwule und Bisexuelle auch heute noch – trotz Lesben-und Schwulenbewegungen in den späten 1960er und in den 1970er Jahren – in massiver Weise diskriminiert werden. Die Ausgrenzungen betreffen zum einen ihr Leben in der Gesellschaft, im Familien- und Freundeskreis, im Beruf, in den Kirchgemeinden und in den verschiedenen öffentlichen Funktionen und Ämtern, die sie bekleiden. Zum anderen habe ich aber mit eher noch größerer Betroffenheit wahrgenommen, dass wir von unseren humanwissenschaftlichen Fächern her, allen voran Psychologie, Psychiatrie und Psychoanalyse, wesentlich zur Bildung und Aufrechterhaltung von Vorurteilen ihnen gegenüber beitragen. Unsere Theorien sind voll von unkritischen, diskriminierenden Charakterisierungen, und die allerdings wenigen, aber durchaus auch vorliegenden Arbeiten anderer Art sind in Fachkreisen wie in der Öffentlichkeit nahezu unbekannt. Dies empfinde ich vor allem als Psychoanalytiker als beschämend, weil gerade in der Psychoanalyse ein starkes emanzipatorisches, gesellschaftskritisches Potential liegt, das uns Möglichkeiten bietet, irrationale Verstrickungen und Vorurteile zu durchleuchten und aufzulösen. Umso bedrückender ist es zu sehen, dass aus unseren eigenen Reihen vor allem Darstellungen kommen, die der Lebensweise, den Beziehungen, der innerpsychischen Situation und der sozialen Realität von Menschen mit homosexueller Orientierung nicht gerecht werden. Dabei könnten wir viel dazu beitragen, die Öffentlichkeit sachlich zu informieren und Vorurteilen entgegenzutreten, sowie bei Lesben, Schwulen und Bisexuellen und ihren Angehörigen Scham- und Schuldgefühle abzubauen. Statt die Kluft zwischen homosexuellen und heterosexuellen Menschen zu vertiefen, könnten wir helfen, Bedingungen zu schaffen, die zu einem echten Dialog und gegenseitigem Verständnis führen.

Dies ist das Ziel meines Buches. So richtet es sich an Menschen homosexueller wie bisexueller und heterosexueller Orientierung, an Professionelle aus den verschiedenen pädagogischen, beratenden und therapeutischen Bereichen ebenso wie an Angehörige und Menschen aus dem beruflichen, Freizeit- und Freundeskreis. Dieser – nach meiner Ansicht notwendige – breite Kreis von Ansprechpartnern führt allerdings auch zu einigen Schwierigkeiten: Zum einen besteht die Gefahr, einem Teil der Leser Dinge mitzuteilen, die sie längst wissen. Zum anderen ergeben sich aber auch Probleme in Bezug auf die Terminologie, die ich in diesem Buch verwende. Um einen möglichst großen Kreis von Leserinnen und Lesern anzusprechen, habe ich mich entschieden, auf eine fachspezifische Sprache möglichst zu verzichten und dort, wo ich (etwa bei der Auseinandersetzung mit Fachliteratur) nicht allgemeinverständliche Termini verwende, diese kurz zu erläutern.

Noch ein Wort zu den von mir verwendeten Begriffen: Die Leser werden bemerkt haben, dass ich bisher von »homosexuellen Menschen«, von »Schwulen«, »Lesben« und »Bisexuellen« sowie von »Menschen mit homosexueller Orientierung« gesprochen habe. Es ließen sich auch andere Umschreibungen denken: So könnte man von »Homoerotik« oder mit van de Spijker (1968, 1972, 1973) (vgl. auch Gründel, 1993) von »Homotropie« sprechen. Für welche Terminologie ich mich auch entschieden hätte, es wäre stets ein gewisses Unbehagen bestehen geblieben. Dies liegt vor allem daran, dass keiner der Begriffe in der Lage ist, die Lebenswirklichkeit eines homosexuellen Menschen in ihrer ganzen Vielschichtigkeit in umfassender Weise abzubilden (das Gleiche gilt natürlich für die »Heterosexuellen«). Verwenden wir das Wort »homosexuell«, so wird damit ein allzu großes Gewicht auf die Sexualität gelegt, und es könnte der Eindruck entstehen, als werde der Mensch mit homosexueller Orientierung auf seine Sexualität reduziert, was ihm – wie anderen Menschen auch – natürlich in keiner Weise gerecht würde. Umgekehrt wäre es ebenfalls eine stark eingeschränkte Sicht, wenn wir von »homoerotisch« sprächen und damit die erotischen Aspekte einer Beziehung unangemessen in den Vordergrund rückten und die ganze sexuelle Dimension ausklammerten. Ähnlich ist es mit den anderen oben genannten Begriffen, die stets nur eine bestimmte Dimension des Erlebens und Verhaltens benennen.

Eine in der Fachliteratur häufig verwendete Formulierung ist die, von »Menschen mit homosexueller Orientierung« zu sprechen, wobei mit dem Begriff »Orientierung« angedeutet wird, dass es um eine umfassende, tief in der Persönlichkeit verwurzelte Ausrichtung geht, die das Selbstbild ebenso wie die mitmenschlichen Beziehungen betrifft. Allerdings wird mit der Charakterisierung »homosexuelle Orientierung« wiederum die sexuelle Komponente allzu stark in den Vordergrund gestellt. Vielfach werden in Gesprächen und auch in der Literatur die Begriffe »Schwule« und »Lesben« verwendet, die jedoch bei etlichen Menschen Unbehagen auslösen. Dieses Unbehagen ist verständlich und wird von Lesben und Schwulen auch beabsichtigt, indem sie ausdrücklich einen sie ursprünglich diskriminierenden Begriff aus der Umgangssprache übernommen haben und nun zur Selbstbeschreibung benutzen. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass nicht alle Menschen mit homosexueller Orientierung gerne von sich als »lesbisch« oder »schwul« sprechen. Diese Begriffe werden vor allem von denjenigen verwendet, die sich bewusst zu ihrer schwulen und lesbischen Identität und Lebensweise bekennen und den vielfältigen gesellschaftlichen Diskriminierungen damit ein trotziges »Dennoch« entgegenhalten.

Wie ich bereits angedeutet habe, wird letztlich keiner der uns zur Verfügung stehenden Begriffe der komplexen Lebenswirklichkeit homo- wie heterosexueller Menschen gerecht. Außerdem besteht, gleich welche Terminologie ich benutze, die Gefahr, dass die einen oder anderen Leserinnen und Leser sich verunsichert, vielleicht sogar brüskiert fühlen. Nicht zuletzt manifestieren sich in der begrifflichen Unsicherheit wohl auch ein Stück weit die Schwierigkeiten, die wir im Umgang mit Lesben und Schwulen haben, wenn wir versuchen, sie als Gruppe von Menschen zu definieren, die sich über alle individuellen Unterschiede hinweg in einer bestimmten, eindeutig benennbaren Weise definieren ließen. Dass ein solcher Versuch von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, dürfte auf der Hand liegen und wird wohl jedem spätestens in dem Moment klar, wenn wir analog bei heterosexuellen Menschen vorgehen wollten.

Aufgrund dieser Überlegungen habe ich mich entschieden, in diesem Buch von »Lesben« und »Schwulen« zu sprechen. Dies erscheint mir zum einen deshalb sinnvoll, weil sie selber diese Bezeichnung verwenden und sie im Rahmen ihrer Identitätsfindung eine wichtige Rolle spielt. Zum anderen ist es wohl auch gerade für die Leserinnen und Leser, die mit dieser Terminologie nicht vertraut sind, heilsam, bei jeder Erwähnung von »schwul« und »lesbisch« durch ihre eigene Gefühlsreaktion auf die vielfältigen Diskriminierungen diesen Menschen gegenüber aufmerksam zu werden.

Bei bisexuellen Frauen und Männern ist indes das sprachliche Problem nicht in befriedigender Weise lösbar. Hier steht uns kein anderer Begriff zur Verfügung, und wir müssen deshalb trotz der genannten Bedenken eine Formulierung wählen, die unglücklicherweise die sexuelle Dimension in einseitiger Weise in den Vordergrund rückt. Das gleiche Problem stellt sich natürlich auch dort, wo ich von heterosexuellen Menschen spreche, für die wir auch nur diesen Begriff besitzen.

Um meine Ausführungen zu veranschaulichen, hätte es sich angeboten, »Fallbeispiele« anzuführen. Immer wieder war ich auch versucht, das eine oder andere mich beeindruckende Beispiel aus meinem persönlichen Umfeld oder aus meiner therapeutischen Tätigkeit zu erwähnen. Ich habe mich jedoch entschlossen, auf die Darstellung jeglicher Beispiele zu verzichten, da die Verwendung von »Fällen« sehr schnell den Eindruck von »Krankengeschichten« entstehen lässt. Dies würde jedoch dem Ziel meines Buches total widersprechen, geht es mir doch gerade darum zu zeigen, dass lesbische, schwule und bisexuelle Orientierungen nichts mit Krankheit, Abnormität oder Sündhaftigkeit zu tun haben, sondern der Heterosexualität gleichwertige gesunde Varianten der sexuellen Ausrichtung sind.

Es wäre nicht möglich gewesen, ein Buch wie dieses zu schreiben, ohne die Unterstützung und die vielfältigen Anregungen, die ich von verschiedenen Seiten erhalten habe. Vieles hat sich für mich vor allem in Diskussionen mit lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen und mit den Teilnehmern von Veranstaltungen zum Thema »Homosexualität« geklärt. Ihnen allen gilt deshalb mein Dank. Besonderen Dank schulde ich auch meinem Kollegen und Freund Prof. Dr. Raymond Battegay, dem Chefarzt der Psychiatrischen Universitätspoliklinik Basel, der mich stets in meinen Projekten unterstützt und von dem ich viele Anregungen erhalte. Mein Dank gebührt auch Frau Margaretha Avis für die speditive Erledigung der Sekretariatsarbeiten. Schließlich möchte ich auch Herrn Dr. Bernd Rachel, Verlagsleiter im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, für die jahrelange gute Zusammenarbeit und für seine Unterstützung bei der Realisierung meiner Projekte danken.

Udo Rauchfleisch

Vorwort zur zweiten Auflage

Wenn die erste Auflage eines Buches bereits nach weniger als zwei Jahren vergriffen ist, empfindet man als Autor Freude über diesen Erfolg. Neben dieser persönlichen Freude erfüllt mich bei dem vorliegenden Buch aber noch ein anderes Gefühl, nämlich die Freude darüber, dass sich offensichtlich viel mehr Menschen, als ich ursprünglich gedacht hatte, auf das Thema der lesbischen, schwulen und bisexuellen Orientierungen eingelassen haben. Die vielen Reaktionen auf die erste Auflage meines Buches in Form von Zuschriften, zum Teil sehr persönlicher Art, von Einladungen zu Vorträgen in fachlichen und kirchlichen Gremien sowie zu öffentlichen Veranstaltungen, haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, auch von psychologischer Seite her einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit diesem die Emotionen zum Teil hochschlagen lassenden Thema zu leisten.

Ich habe die erste Auflage erweitert, indem ich neue eigene Erfahrungen aufgenommen habe und auf die in der letzten Zeit erschienenen Publikationen eingegangen bin. Möge auch die zweite Auflage die Diskussion um die schwulen, lesbischen und bisexuellen Orientierungen anregen und einen Beitrag leisten zur Schaffung von mehr Akzeptanz, als sie bisher Lesben, Schwulen und bisexuellen Menschen gegenüber spürbar ist. Möge dieses Buch auch Lesben, Schwulen und Bisexuellen auf ihrem Weg des Coming-out Mut machen und die Diskussion in den verschiedenen Emanzipationsgruppen beruflicher und politischer Art anregen.

Udo Rauchfleisch

Vorwort zur vierten Auflage

Seit dem Erscheinen der dritten Auflage sind neun Jahre vergangen, und – glücklicherweise! – hat sich in dieser Zeit vor allem hinsichtlich der rechtlichen Gleichstellung von Lesben und Schwulen etliches verbessert. So besteht heute in den meisten europäischen Ländern die Möglichkeit für die Eintragung der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft, auch wenn diese zumeist noch nicht völlig der heterosexuellen Ehe gleichgestellt ist (beispielsweise hinsichtlich des Kindschafts- und Adoptionsrechts). Außerdem ist in der Bevölkerung insgesamt eine größere Akzeptanz gegenüber der Homo- und Bisexualität feststellbar.

Diese Veränderungen haben es notwendig gemacht, das vorliegende Buch gründlich zu überarbeiten und zu aktualisieren. Außerdem liegen uns heute wesentlich mehr Resultate aus Forschungsprojekten zu lesbischen, schwulen und bisexuellen Lebensformen vor, so etwa zur Entwicklung von Kindern, die bei gleichgeschlechtlichen Paaren (»Regenbogenfamilien«) aufwachsen. Diesen Befunden kommt gerade in der gegenwärtig in etlichen Ländern geführten Diskussion um das Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher Paare große Bedeutung zu.

Andere Themen, wie das Coming-out im Familien- und Freundeskreis sowie im beruflichen Bereich, sind nach wie vor aktuell und bereiten auch heute noch Jugendlichen oft erhebliche Schwierigkeiten. Ebenso mangelt es den Fachleuten, die Lesben, Schwule und Bisexuelle beraten und behandeln, häufig an grundlegendem Wissen über die Struktur und Dynamik gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und über die Besonderheiten des lesbischen und des schwulen Lebens allgemein. Auch in dieser Hinsicht möchte das Buch Hilfe leisten und Lesben, Schwulen und Bisexuellen selbst, aber auch ihren Angehörigen und den Fachleuten der verschiedenen Disziplinen, einen unvoreingenommenen Blick in die Lebenswelten von Menschen mit gleichgeschlechtlichen Orientierungen eröffnen.

Ich hoffe, mit dieser neuen Auflage meines Buches allen, die sich persönlich wie fachlich mit dem Thema der gleichgeschlechtlichen Orientierungen befassen, Informationen über die in diesem Bereich geführte Diskussion zu vermitteln und Anregungen für die Auseinandersetzung mit den relevanten Themen zu geben.

Udo Rauchfleisch

I   Wie sind Lesben, Schwule und Bisexuelle?

Diese Frage ließe sich sehr einfach mit zwei kurzen Aussagen beantworten, nämlich erstens »Sie unterscheiden sich, abgesehen von ihrer Orientierung auf Menschen des gleichen Geschlechts, in nichts von anderen Menschen«, und zweitens »Sie sind nicht so, wie sie angeblich sein sollen«. Noch einfacher haben es allerdings alle diejenigen, die selber (zumindest vermeintlich) keine Lesben, Schwulen und Bisexuellen kennen und dennoch im Brustton der Überzeugung behaupten, sie wüssten, wie »die« sind.

Sowie wir uns jedoch ernsthaft auf die Frage einlassen, ob sich spezifische Charakteristika im Fühlen, Denken und Handeln lesbischer, schwuler und bisexueller Menschen benennen lassen, und welches gegebenenfalls solche Merkmale sind, werden wir feststellen, dass sich allgemeingültige Antworten letztlich nicht geben lassen. Abgesehen von einigen wenigen – allerdings zentralen – Merkmalen, welche ihr Erleben und Verhalten prägen, sehen wir uns der ganzen großen Variabilität gegenüber, die das menschliche Dasein ausmacht. Dies gilt für unsere Gegenwart ebenso wie für zurückliegende Zeiten, es betrifft Beruf, Bildung und Nationalität ebenso wie das weite Spektrum weltanschaulicher, politischer und ethischer Einstellungen.

Anschaulich beschreibt Donate (1993, S. 16 f.) die Vielfalt schwuler Lebensgestaltungen, wenn er darauf verweist: »Schwule hat es immer gegeben, gibt es und wird es immer geben. Man kennt den schwulen Modeschöpfer und den effeminierten Friseur, der in Herrenwitzen auf den Namen ›Detlef‹ hört – aber es gibt auch den schwulen Automechaniker mit den öligen Fingerkuppen und den schwulen Metzger mit den breiten Schultern. Man kennt den zarthüftigen Balletttänzer und den kreischigen Damenimitator, aber niemand erahnt im Goldmedaillengewinner des Zehnkampfes oder im Bundesliga-Star den Mann, der Männer liebt. Es gibt auch den schwulen Straßenkehrer und den schwulen Penner – aber es gibt auch den schwulen Asylanten, den schwulen Behinderten, den schwulen Skin […] Schwulen kann man auch anderswo begegnen: Im armseligen Andendorf, wo der schwule Indio-Junge von einem Glück in der Großstadt träumt und wahrscheinlich im Slum enden wird. Man kann dem vietnamesischen Dorfschneider begegnen, der aufatmend und glücklich die Wiederöffnung seines Landes für Touristen begrüßt, weil sie ihm wieder Begegnungen mit Männern aus fremden Ländern ermöglicht; es gibt den sizilianischen Kleinbauern, der wegen der dörflich-kirchlichen Moral geheiratet und zehn Kinder gezeugt hat, dessen ganze ungestillte Sehnsüchte aber immer noch nur einem freien Leben unter gleichempfindenden Männern gelten. Es gibt auch den sowjetischen Offizier, der im Laufe einer wodkadurchtränkten Nacht verbale und nonverbale Geständnisse macht: Von seinem verhältnismäßig glücklichen Leben in der DDR und von den Ängsten vor der Rückkehr nach Russland, wo er fürchtet, als ›blauer Mann‹ – so nennt man dort die Schwulen – an althergebrachten Moralvorstellungen zu zerbrechen […] Die Reihe ließe sich fortsetzen – Homosexualität ist keine Frage der Länder und Kontinente!«

Erst wenn wir uns in so konkreter Form die Fülle von Lebenswirklichkeiten lesbischer, schwuler und bisexueller Menschen vergegenwärtigen, wird offensichtlich, welche ungeheure, durch nichts zu rechtfertigende Einengung es bedeutet, die Existenz so verschiedenartiger Menschen auf eine einzige Dimension zu reduzieren, nämlich die der sexuellen Orientierung. Wir vermögen ihnen durch eine solche Sicht niemals gerecht zu werden und verstellen uns den Weg zu einer echten Begegnung und zum gegenseitigen Kennenlernen.

Diese Einsicht zwingt uns, genauer zu untersuchen, welches die zentralen Merkmale sind, die das Erleben und die Lebensgestaltungen von Lesben, Schwulen und Bisexuellen auszeichnen. Wenn wir eine solche Frage stellen, sehen wir uns indes mit einem neuen Problem konfrontiert, das uns vor nicht minder große Schwierigkeiten stellt wie die Ausgangsfrage: Die Suche nach den spezifischen Merkmalen der »Homosexualität« wirft nämlich die eng damit zusammenhängende Frage auf, was denn »Heterosexualität« sei. Die Antwort scheint »selbstverständlich« zu sein, erweist sich bei näherer Untersuchung aber als gleich komplex und schwierig wie die nach den spezifischen Merkmalen von Lesben und Schwulen.

Die Schwierigkeiten, die sich angesichts dieser Fragen auftun, haben allerdings einen positiven Effekt, und zwar weisen sie uns nachdrücklich darauf hin, dass es nicht die »Homosexualität« und die »Heterosexualität« gibt, sondern dass wir es mit einem breiten Spektrum verschiedenartiger Entwicklungen zu tun haben, die schließlich in eine lesbische, schwule, bisexuelle oder heterosexuelle Orientierung münden und sich in einer entsprechenden Lebensgestaltung manifestieren. Dahinter stehen Persönlichkeiten sehr verschiedener Art. Die einzige Gemeinsamkeit ist die der Orientierung auf Personen des gleichen oder des anderen Geschlechts.

An dieser Stelle gilt es zunächst zu klären, was mit dem Begriff »Orientierung« gemeint ist. Ist es lediglich die sexuelle Attraktion durch bestimmte Personen? Oder umfasst die Orientierung mehr, und wenn ja, was? Mit dem Begriff der lesbischen, schwulen, bisexuellen oder heterosexuellen Orientierung bezeichne ich im Folgenden die Gesamtheit der inneren Bilder, des Selbstverständnisses und der in der sozialen Realität sichtbar werdenden Beziehungsmuster. Es ist ein tief in der Persönlichkeit verwurzeltes Selbstverständnis, das sich in den bewussten und unbewussten Bildern von der eigenen Person und von anderen Menschen niederschlägt, zu spezifisch ausgerichteten erotischen Phantasien führt und sich in den sozialen Beziehungen zu Partnerinnen und Partnern des gleichen und des anderen Geschlechts artikuliert. Selbstverständlich gehören auch die sexuelle Attraktion und die Art der manifesten sexuellen Beziehungen dazu. Doch sie allein definieren noch nicht die Orientierung. So schwierig es auf der einen Seite auch sein mag, diese Orientierung theoretisch über die versuchte Umschreibung hinaus zu definieren, so groß ist auf der anderen Seite die subjektive Gewissheit der betreffenden Menschen, heterosexuell, lesbisch, schwul oder bisexuell zu sein. Probleme treten allenfalls dort auf, wo es zu sozialen Repressionen kommt und wo Lesben und Schwule negative Bilder, die ihnen ursprünglich durch eine sie diskriminierende Umgebung vermittelt worden sind, verinnerlicht haben und deshalb in Konflikte gestürzt werden (vgl. dazu Kapitel IV). Doch sehen wir von solchen von außen kommenden Irritationen ab, so besteht für die Menschen selbst im Allgemeinen keine Unklarheit bezüglich ihrer sexuellen Orientierung. Einzig bei den bisexuellen Menschen können – unabhängig von den äußeren Einflüssen – Gefühle von Unsicherheit bestehen, da sie sich in ihrer Orientierung weder eindeutig auf Menschen des gleichen noch eindeutig auf die des anderen Geschlechts ausrichten.

Ich möchte bereits an dieser Stelle auf einen Aspekt aufmerksam machen, den wir bei der Diskussion der sexuellen Orientierung beachten müssen: Ich habe ausgeführt, dass die Menschen im Allgemeinen eine große subjektive Gewissheit von ihrer sexuellen Orientierung besitzen. Diese Aussage muss ich dahingehend präzisieren – und damit in ihrer Absolutheit einschränken –, dass wir der Realität des menschlichen Erlebens und der Beziehungsgestaltung eher gerecht werden, wenn wir die Charakterisierung »subjektive Gewissheit« als eine Aussage betrachten, die sich eigentlich immer nur auf einen bestimmten Zeitpunkt beziehen kann. Auch wenn die sexuelle Orientierung über die ganze Lebensspanne hin eine relative Stabilität aufweist, müssen wir nach allen uns vorliegenden Befunden aus den verschiedenen humanwissenschaftlichen Fächern und aufgrund von autobiographischen Berichten doch stets auch die Zeitdimension und die inneren wie äußeren Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen in Rechnung stellen. Dies bedeutet indes nicht, dass sich eine schwule oder lesbische oder bisexuelle Orientierung willentlich oder durch therapeutische Interventionen zur Heterosexualität »umpolen« ließe, wie es nicht selten – mit allerdings größtenteils unheilvollen Folgen für die Betroffenen – versucht worden ist und von einer Reihe von Autoren immer noch propagiert wird. Ich werde in Kapitel III noch ausführlich darstellen, wie es zu der relativen, aber tief in der Persönlichkeit verankerten Stabilität der sexuellen Orientierung kommt und warum eine »Umpolung« nicht möglich und in keiner Weise sinnvoll ist.Im Zusammenhang mit der geschilderten lesbischen und schwulen Orientierung ist noch ein Merkmal zu erwähnen, auf das insbesondere Morgenthaler (1987) aufmerksam gemacht hat: In seiner psychoanalytischen Entwicklungstheorie, auf die ich noch ausführlich in Kapitel III eingehen werde, leitet Morgenthaler aus den spezifischen frühkindlichen Bedingungen schwuler Männer ab, dass sie nicht so stark wie heterosexuelle Männer in Polaritäten fühlen und denken. Die Beziehungspersonen besäßen für schwule Männer ein »doppeltes Gesicht«, das für sie etwas Befreiendes und Relativierendes habe. Die daraus resultierende, tief in ihrem Wesen verankerte Flexibilität im eigenen Rollenverhalten bringe Schwule in einer heterosexuell orientierten, stark auf Polaritäten aufbauenden Gesellschaft wie der unseren (hiermit sind nicht nur die Polaritäten von Mann und Frau gemeint, sondern Polaritäten schlechthin, wie »arm« und »reich«, »stark« und »schwach« etc.) immer wieder in Konflikte. Dabei liege gerade in dem nichtpolarisierten Fühlen und Denken schwuler Männer ein geradezu revolutionäres Potential, das die starren hierarchischen Strukturen aufbrechen oder zumindest aufweichen und damit Platz für alternative Lebensformen schaffen könnte. Wahrscheinlich ist es nicht zuletzt diese »Sprengkraft«, welche die schwulen Männer in einer patriarchalisch-polarisierenden Gesellschaft zu einer »Gefahr« werden lässt und zu Vorurteilen und Diskriminierungen führt (s. Kapitel VI).

Ich habe die an den Beginn dieses Kapitels gestellte Frage, wie Lesben, Schwule und Bisexuelle sind, zum einen mit dem Hinweis beantwortet, sie seien – bis auf die sexuelle Orientierung und, so müssen wir nun ergänzen, bis auf eine größere Offenheit gegenüber einem an Polaritäten orientierten Fühlen und Denken – nicht anders als andere Menschen auch. Diese Aussage besitzt Gültigkeit, auch wenn die psychologische, vor allem die psychoanalytische Literatur das Gegenteil zu »beweisen« scheint. Eine Sichtung der einschlägigen Untersuchungen (stellvertretend für viele andere seien hier lediglich die bekanntesten Exponenten genannt: Bergler, 1956; Bieber et al., 1962; Ovesey, 1969; Socarides, 1971, 1978; Kernberg, 1985) lässt ein weites Spektrum an »Pathologie« erkennen, das von psychotischen Erkrankungen über vielfältige Verhaltensanomalien bis zu angeblich spezifischen Beziehungsmustern in den Herkunftsfamilien schwuler Menschen reicht (wenige Untersuchungen beschäftigen sich auch mit Lesben und noch weniger mit Bisexuellen). Ich werde in Kapitel II noch ausführlicher auf die vermeintlichen »Charakteristika« eingehen, wie sie in den verschiedenen Untersuchungen berichtet werden.

Im folgenden ein Beispiel für die typische Art, wie in solchen Arbeiten argumentiert wird: In ihren Untersuchungen zur Eltern-Kind-Beziehung von (allerdings neurotischen) schwulen und heterosexuellen Männern kamen West (1959) und wenig später Bieber und Mitarbeiter (1962) zum Resultat, dass, wie schon andere Autoren berichtet hatten, bei den späteren schwulen Männern in der Kindheit eine wesentlich engere Beziehung zwischen Mutter und Sohn und aus der Sicht der Söhne eine unbefriedigende, negativ erlebte Vater-Sohn-Beziehung bestanden habe. Während lediglich 16 % der Mütter der späteren heterosexuellen Männer die Söhne in Bezug auf maskulines Verhalten und maskuline Einstellungen entmutigt hatten, fand sich ein solches mütterliches Verhalten bei den späteren Schwulen in 37 %. Wie Friedman (1988) anhand seiner Analyse der von Bieber mitgeteilten Daten zeigt, sind diese Unterschiede zwar statistisch signifikant. Die Konstatierung der statistischen Unterschiede lässt den Leser jedoch übersehen, dass bei beiden von Bieber befragten Gruppen diese Art des mütterlichen Verhaltens nur in einem relativ geringen Prozentsatz auftrat. Außerdem weisen die zitierten Zahlen darauf hin, dass auch bei der Gruppe der schwulen Männer ein hoher Anteil (nämlich 63 %!) von Müttern die Söhne keineswegs in Bezug auf maskulines Verhalten entmutigt hat. Ähnliche Verhältnisse finden wir im Hinblick auf andere angeblich »typische« Verhaltensweisen von Lesben und Schwulen und ihren Eltern.

Außerdem ist bei Befunden wie den oben zitierten immer auch die Frage zu stellen, wie spezifisch die beobachteten Phänomene für eine bestimmte Gruppe sind. Im Hinblick auf die angeblich »typische« Familienkonstellation Schwuler (dominierende Mutter und schwacher Vater) hat Marmor (1980) mit Recht darauf hingewiesen, dass eine solche Konstellation sich auch in zahllosen Familien späterer Heterosexueller findet. Ferner haben sorgfältige testpsychologische Studien an schwulen und heterosexuellen Männern zum Resultat geführt, dass sich bei Schwulen kein größeres Ausmaß an Psychopathologie nachweisen lässt (Hooker, 1965, 1967; Riess, 1980).

Wie eingangs erwähnt und wie bereits an den beispielhaft zitierten Befunden demonstriert, sind lesbische, schwule und bisexuelle Menschen nicht so, wie sie angeblich sein sollen. Die Beschreibungen, die wir in der Literatur und in Gesprächen über sie erhalten, sind oft von völlig irrationalen, nicht überprüften Vorurteilen geprägt. Außerdem gründen sich die Charakterisierungen – vor allem im »wissenschaftlichen« Schrifttum – im Allgemeinen auf ganz bestimmte Populationen, in der medizinisch-psychologischen Literatur vornehmlich auf »Patienten«, so dass eine Übertragung der an ihnen gesammelten Beobachtungen auf die ganze Gruppe von Lesben, Schwulen und Bisexuellen höchst fragwürdig ist. Es wäre das Gleiche, als wollte man von heterosexuellen psychiatrischen Patienten auf die heterosexuelle Frau und den heterosexuellen Mann schließen. Hinzu kommt, dass selbst in den Studien, in denen die Autoren lesbische, schwule und bisexuelle Nicht-Patienten untersucht haben, nur bestimmte Untergruppen (zum Beispiel die in den Lesben- und Schwulenbewegungen Aktiven oder die aufgrund von Aufrufen in Zeitungen sich für die Untersuchung zur Verfügung Stellenden) erfasst werden konnten. Der weitaus größte Anteil von Lesben und Schwulen hingegen blieb, zumindest in der Vergangenheit, aus Angst vor Diskriminierungen im Dunkel der Anonymität – und dies gilt nach wie vor für viele Bisexuelle –, und es war deshalb auch mit den geschicktesten Untersuchungs-Designs nicht möglich, diese unauffällig lebenden Menschen in Studien einzubeziehen. Schließlich muss man bei den verschiedenen Verhaltensweisen, die als »typisch« für Lesben, Schwule und Bisexuelle geschildert werden, immer auch fragen, ob es »im Wesen« dieser Menschen liegende Merkmale sind oder ob es Reaktionen auf die spezifischen Bedingungen sind, unter denen sie in unserer Sozietät leben (zum Beispiel aufgrund von Diskriminierungen, wegen ihrer nichtlegalisierten Beziehungen etc.).

II Vorurteile und Fehlannahmen

In diesem Kapitel möchte ich vier der in persönlichen Gesprächen und in öffentlichen Diskussionen am häufigsten genannten – angeblich »typischen« – Merkmale lesbischer, schwuler und bisexueller Menschen diskutieren. Die kritische Auseinandersetzung mit diesen Annahmen wird zeigen, dass sie zumeist auf mangelnder beziehungsweise einseitiger und nicht weiter überprüfter Information beruhen und dass sie vor allem durch eine allzu undifferenzierte Sicht zustande kommen, die der komplexen Lebensrealität lesbischer, schwuler und bisexueller Menschen in keiner Weise gerecht wird. Es sind die vier folgenden Themen: die Annahme einer »weiblichen« Identifizierung bei Schwulen und einer »männlichen« Identifizierung bei Lesben, die lesbische und schwule »Subkultur« mit ihren spezifischen Verhaltensweisen, der »häufige Partnerwechsel«, die »Promiskuität« also, und die angebliche »Verführungsgefahr«, die vor allem Schwule für Kinder und Jugendliche darstellen sollen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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