Seewölfe - Piraten der Weltmeere 245 - Fred McMason - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 245 E-Book

Fred McMason

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Beschreibung

Blacky griff nach der gebogenen Rückenflosse des Delphins und hielt sich fest. Gary Andrews packte die Schwanzflosse. Der Delphin hielt still, es schien ihm zu gefallen, und er ließ zu, das sich Blacky auf seinen Rücken schwang. Vom Schanzkleid der "Isabella" aus wurde das von den Seewölfen mit lauten Beifall quittiert. Das Tier gab wieder gluckernde Geräusche von sich und setzte sich dann in Bewegung. Zuerst langsam, dann schneller, glitt der Delphin los, auf dem Rücken den grinsenden Blacky, an der Schwanzflosse Gary Andrews, der in seinem ganzen Leben noch nie so schnell geschwommen war wie jetzt, da der Delphin ihn zog...

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Impressum© 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.ISBN: 978-3-95439-581-1Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

Auf der Höhe des fünfunddreißigsten Breitengrades, westlich von Kap Ibn Hani und östlich der Bucht von Famagusta, begann die Dünung nachzulassen.

Die „Isabella VIII.“ lief Südkurs, denn ihr Kapitän Philip Hasard Killigrew hatte es eilig, das geheimnisvolle Land Ägypten anzulaufen. Seine Neugier war immer stärker geworden, aber in letzter Zeit geriet auch immer wieder etwas dazwischen.

Diesmal war es eine Flaute, die sich ankündigte. Außerdem wuchsen aus der flaschengrünen See feine spinnige Arme, die wie Rauch in die Höhe zogen.

Old O’Flynn und der Profos Edwin Carberry hatten das bereits seit einiger Zeit geahnt. Beim alten O’Flynn juckte wieder einmal das Holzbein, doch er hielt sich mit seiner Prognose zurück, weil er die ständigen dummen Sprüche der anderen satt hatte.

Carberry starrte düster ins Wasser, dann kehrte sein Blick zurück und blieb an Old O’Flynn hängen. Und prompt erfolgte das, was den Alten augenblicklich in Braß brachte.

„Dein krummes Holzbein kannst du dir von Ferris zu Brennholz zersägen lassen“, motzte Ed. „Früher hat es so’n Scheißwetter immer angezeigt, aber heute habe ich nichts davon gehört. Sonst reißt du schon immer drei Tage vorher die Klappe auf.“

Old O’Flynns Augen zogen sich zusammen, sein Gesicht verkantete, und dann hatte er den Schlechtwetterblick drauf.

„Was weißt denn du narbiger Zwiebelfisch von meinem Holzbein!“ polterte er los. „Sage ich das vorher, dann glaubt mir kein Mensch, und alle grinsen dämlich. Sage ich es nicht, obwohl ich es gespürt habe, dann wird gemeckert. O Lord, was ist das nur für ein Schiff! Auf der ‚Empreß of Sea‘, da fuhren noch andere Kerle! Da gab es noch jede …“

„… Woche Milch und Honig, mit Rum und Branntwein. Und die Kakerlaken waren die Messejungen und haben euch bedient“, höhnte der Profos. „Und der Kapitän verteilte jede Woche einen Orden an den, der ins Wasser schiß, statt auf die Galion. Hör bloß mit dieser ‚Empreß‘ auf, oder wie der alte Kasten hieß, ich kann das wirklich nicht mehr hören.“

Beim alten O’Flynn löste dieses „Oder wie der alte Kasten hieß“ jedesmal Krämpfe und Zuckungen aus. Er wollte gerade zu einem geharnischten Protest ansetzen, als er sah, daß etliche Seewölfe sie grinsend umstanden und händereibend auf die Fortsetzung der Diskussion lauerten.

„Nicht auf meine Kosten“, fluchte der Alte. „Ich bin doch nicht euer Jonas. Schert euch zum Teufel, ihr triefäugigen grinsenden Kombüsenwanzen!“

„Sieht wirklich schlecht aus“, meinte der ehemalige Karibik-Pirat Sam Roskill, als Old O’Flynn erbost davonhumpelte und auf dem Achterdeck Stellung bezog. „In spätestens einer Stunde haben wir den Nebel so dick wie Hafergrütze.“

„Nebel und Flaute, das sind mir die zwei liebsten Dinge“, grollte der Profos. „Ein Schiff ohne Wind ist gar nichts, und ein Schiff im Nebel ist erst recht gar nichts. Und alles beides zusammen, das ist so gut wie absolut überhaupt nichts, falls du das kapierst.“

„Das ist ’ne echte Weisheit“, murmelte Sam. „Und wenn wir jetzt noch kein Wasser hätten, dann wären wir echt absolut überhaupt gar nichts mehr.“

„Und wenn wir jetzt“, sagte hinter ihnen Ben Brighton spöttisch, „auch kein Schiff mehr hätten, und wir selbst auch nicht da wären, dann befände sich hier nur noch ein großes Loch in der Erde, in das zwei kluge Philosophen bis zur Hölle stürzen würden.“

Carberry kratzte sich grinsend sein Amboßkinn, während Sam Roskill verlegen auf die Planken starrte.

„Tucht die Lady auf“, sagte Ben. „Der Wind ist eingeschlafen, falls ihr das bei eurer geistreichen Unterhaltung bemerkt habt. Aber tucht sie so auf, daß wir nicht viel Arbeit haben, wenn es wieder weitergeht.“

„Aye, aye“, sagte Carberry.

Als er sich jetzt wieder umsah, war die See träge und fast spiegelglatt. Nur an vereinzelten Stellen kräuselte sich noch unmerklich das Wasser. Doch die „Isabella“ lief keine Fahrt mehr.

Auf dem Achterdeck laschte Pete Ballie das Ruder fest und hob entsagungsvoll die Schultern.

„Wir befinden uns in einer lausigen Ecke“, sagte der Seewolf, der die Hände auf die Schmuckbalustrade stützte und an den aufgegeiten Segeln vorbei nach vorn ins Wasser sah.

„An Backbord haben wir Festland, die syrische Küste, und an Steuerbord nimmt uns die Insel Zypern den Wind. Hoffentlich dauert die Flaute nicht tagelang an.“

Er schlug mit der Faust auf den Handlauf und wandte sich um.

„Sobald man einen festen Plan hat, geht etwas schief“, murmelte er ärgerlich.

„Wird schon nicht lange dauern, Sir“, meinte der Rudergänger Pete Ballie. „Notfalls können wir uns ja selbst aus der Kalme rudern, falls es länger dauert.“

„Bis morgen früh lassen wir uns treiben, länger nicht“, sagte der Seewolf. „Dann wird das große Boot abgefiert, und wir rudern auf Südkurs weiter.“

Von der Aussicht war keiner sonderlich begeistert, aber von der Aussicht, hier tagelang liegen zu bleiben, erst recht nicht. Dann war etwas Knochenarbeit schon besser.

Im Logbuch der „Isabella“ wurde als Datum der dreiundzwanzigste Dezember im Jahre des Heils 1591 eingetragen.

Nur der verdammte Nebel stieg immer stärker aus dem Wasser. Waren es zuerst nur winzige Dunstwolken gewesen, so wuchsen jetzt vorn und achtern, an Backbord und Steuerbord überall dichte Wände auf, die pulsierend über das Wasser krochen.

Achteraus stand eine dunstige Bank, die in sich quirlte und brodelte, als würde sie von unsichtbaren Händen geschoben.

Die Nebelbank näherte sich rasch, die ersten Fetzen hüllten das Achterdeck ein und ließen die Leute darauf wie Gespenster erscheinen.

Alles wurde still und verschwamm in den Konturen, selbst die Stimmen waren nur noch gedämpft zu hören.

Der Gambianeger Batuti starrte über den Handlauf des Schanzkleides, kniff die Augen zusammen und musterte das Wasser, wo er einen dunklen Punkt zu sehen glaubte.

„Sah aus wie Schiff kleines“, sagte er zu dem Deckältesten Smoky. „Aber Batuti auch können irren. War noch weit weg. Kann sein, ist auch dickes Nebel gewesen.“

„Ich sage es trotzdem dem Profos“, meinte Smoky. „Vorhin haben wir zwar nichts gesehen, aber möglich ist alles. Und in diesen Ecken wimmelt es nur so von Piraten.“

Smoky meldete die Beobachtung dem Profos weiter, und der nahm sie nicht etwa auf die leichte Schulter.

„Möglich, daß einer schon vorher in der Nebelbank trieb“, meinte er. „Es ist zwar unwahrscheinlich, daß er mit uns kollidiert, aber es könnten Piraten sein, die sich ganz bewußt anschleichen, falls sie uns entdeckt haben.“

Etwas später wußte auch der Seewolf Bescheid.

Die „Isabella“ war jetzt wie in dichten Qualm gehüllt. Um sie herum herrschte eine geradezu beängstigende Totenstille. Hin und wieder war nur leicht ein unterdrücktes Räuspern zu hören.

Der Seewolf ging zur Kuhl hinunter und blickte über das Schanzkleid. Vergeblich versuchte er mit seinen Augen den zähen Brei zu durchdringen. Er sah nur quirlige Wolken, die an der Bordwand hochwallten und über das Schiff krochen.

„Nicht mehr glasen!“ befahl er. „Laßt Wachen verstärkt vorn und achtern aufziehen und ladet eure Pistolen. Zwei Mann gehen sich je an der Backbord- und Steuerbordseite entgegen. Gebt mir auf das kleinste fremde Geräusch acht. Daß wir vorhin nichts gesehen haben, bedeutet nicht, daß wir allein sind. Der Nebel war eine vorzügliche Tarnung für einen, der uns vielleicht gesehen hat.“

Bewaffnete Wachen zogen auf, während andere sich am Schanzkleid postierten und nach unten blickten. Wenn außer dem Nebel auch nichts zu sehen war, eine Gestalt würde man doch bemerken, sobald sie an Bord kletterte, und das sicherte den Seewölfen doch einen gewissen Vorteil.

Einmal, gut eine Stunde später, entstand in dem quirligen Dunst eine schnurgerade Lücke, die die Sicht auf fast eine Meile freien Wassers zuließ.

Dann begann sich die Lücke wieder zu schließen, von zwei Seiten wurde die Gasse aufgefüllt, und minutenlang entstand eine neue, die sich ebenfalls gleich darauf schloß.

Auch als zwei Stunden vergangen waren, rührte sich nichts. Wenn es wirklich ein fremdes Schiff in der Nähe gab, dann hatte es die „Isabella“ ebenfalls aus den Augen verloren und würde den Weg durch den Nebel nicht finden.

Kurz vor Mittag verteilten sich einige Schwaden. Die Sonne löste den Nebel unmerklich auf und schuf wieder jene Stellen, wo man das freie Wasser sehen konnte.

Batuti hatte sich nicht getäuscht. Das was er zu sehen geglaubt hatte, lag etwa drei Kabellängen vor ihnen auf dem Wasser, als wäre es dort festgefroren.

Es war eine kleine Feluke. Still und friedlich lag sie da. An Deck war niemand zu sehen.

2.

Hasard blickte durch das Spektiv, dann wandte er sich fragend an den Waffen- und Stückmeister Al Conroy: „Drehbassen einsatzbereit, Al?“

„Aye, Sir. Mit Grobschrot geladen. Wenn der Bursche schlechte Gedanken hat, fliegt ihm eine Menge Blei um die Ohren. Glaubst du, die Kerle haben sich eine List ausgeheckt, Sir?“

„Du meinst, wie sie die Araber uns kürzlich beschert haben?“

„So ähnlich, Sir.“

„Es ist nicht ausgeschlossen, aber für viele Leute ist die Feluke eigentlich zu klein. Sie sieht eher wie ein Händlerschiff aus, wie eins dieser Dinger …“

Hasard sprach nicht weiter, er überlegte, aber es fiel ihm nicht mehr ein, wo sie so ein ähnliches Ding einmal gesehen hatten. Jedenfalls war es nur eine sehr flüchtige Begegnung gewesen, und sie war sicherlich auch unwichtig. Feluken dieser Art gab es hier ja viele, und sie begegneten ihnen immer öfter.

Als das Spektiv absetzte, sah er auf der alten Feluke eine Bewegung.

Ein Mann erschien an Deck, dann ein zweiter, ein dritter. Einer der Kerle, er war in Türkenhosen gekleidet, deutete mit der Hand zur „Isabella“. Daraufhin erschienen noch zwei Männer an Deck, die ebenfalls angestrengt herüberblickten.

„Scheint so, als hätten sie uns jetzt erst bemerkt“, sagte Big Old Shane, der ehemalige Waffenschmied der Feste Arwenack.

„Ja, das scheint so“, sagte Hasard, „sie können aber auch nur so tun als ob. Ich traue den Kerlen nicht einmal so weit, wie ich sie sehen kann.“

„Sarazenen“, murmelte Ben. „Vielleicht sind auch ein oder zwei Türken dabei. Hast du mal die Waffe gesehen?“

„Eine Holzschleuder, um griechische Feuertöpfe zu verschießen“, sagte der Seewolf. „So ein kleines Biest kann uns ganz schön gefährlich werden. Diese Feluke ist wie ein kleiner giftiger Skorpion mit einem tödlichen Stachel.“

Er blickte wieder durch das Spektiv und suchte nach Qualm, der ankündigte, daß die Kerle einen dieser teuflischen Brandsätze vorbereiteten, er konnte jedoch nichts entdekken.

Dafür sah er eine recht abenteuerliche Gestalt auf der Feluke, die sich von den anderen bunten Figuren deutlich abhob.

Dort stand ein Mann, der eigentlich in keine Kategorie paßte, weil er einfach nicht einzuordnen war.

Fraglos war es ein Araber, und er erinnerte Hasard an eine Mischung aus edlem Scheich, buntem Abenteurer, tollkühnem Piraten und listigem Halsabschneider.

Niemand an Bord ahnte, daß sie diesem eigenartigen Glücksritter schon einmal begegnet waren. Sie hatten es nur nicht bemerkt, denn die Feluke gehörte Ali Abdel Rasul, dem geheimnisvollen Mann aus Ägypten, Syrien, Alexandria, oder woher auch immer er stammen mochte.

Ali Abdel Rasul war der „Isabella“ gefolgt, so unauffällig, wie es seinen Künsten entsprach, denn viele Stimmen hatten ihm etwas geflüstert, tausend Augen hatten die „Isabella“ gesehen, und viele hundert Ohren hatten etwas gehört.

Und das alles hatte Rasul in sich aufgesogen wie ein durstiger Schwamm. Außerdem hatte er mit der „Isabella“ noch eine Abrechnung offen, von der die Seewölfe nicht das Geringste ahnten.

Ebensowenig ahnte der Seewolf, daß dieser Mann hinter ihm her war, sehr viel Zeit hatte, und daß Ali Abdel Rasul mal als Bettler, mal als Arzt, mal als Händler und mal als Pirat auftrat. Er war ein Mann der tausend Verkleidungen, und er sollte einer der ersten sein, der die „Isabella“ und ihre Crew in die Knie zwang.

Aber das war an diesem Tag vor Weihnachten noch alles offen.

„Ein merkwürdiger Kerl“, sagte Hasard und reichte das Spektiv an Ben Brighton weiter. „Wie würdest du ihn einschätzen?“

Nach einer Weile hob Ben ratlos die Schultern.

„Ich weiß es nicht genau“, sagte er. „Ein Schlitzohr, ein Galgenstrick, ein Abenteurer auf jeden Fall. Sein Bart erinnert mich an einen Scheich. Scheint auf jeden Fall der Kapitän dieser seltsamen Leute zu sein.“

Er hatte gerade zu Ende gesprochen, als zwei Männer auf der Feluke plötzlich die Arme hochrissen und etwas herüberbrüllten. Auf die Entfernung war das jedoch kaum zu verstehen.

Dafür hatten es die Zwillinge verstanden.

„Sie entbieten uns ihren Gruß, Dad, Sir“, sagte Hasard junior. „Und sie sagen, daß Allah uns beschützen möge.“

Hasard blickte mißtrauisch in die Runde. Überall sah er Gesichter, in denen der gleiche mißtrauische Ausdruck stand. Da gab es keinen, der sich vorbehaltlos über diesen Gruß freute. Jeder seiner Männer vermutete ein abgekartetes Spielchen, zumindest eine boshafte Teufelei oder eine ausgeklügelte List.

Diese Feluke war keinem geheuer, sie wußten alle nicht so richtig etwas mit ihr anzufangen.

„Und wenn sie uns zehnmal ihren Gruß entbieten und freundlich sind“, sagte Hasard. „Seid auf der Hut. Die Kerle haben etwas vor, die liegen nicht von ungefähr hier. Sobald einer an der Feuerschleuder herumhantiert, kriegen sie was aufs Fell gebrannt.“

„So schnell legt uns keiner mehr rein“, brummte Ferris Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann. „Und seht mal ganz genau hin: Der Äppelkahn liegt tief im Wasser, tiefer als normal jedenfalls. Und ihr wißt, daß wir so eine miese Tour gerade noch heil überstanden haben.“

Daran entsannen sie sich nur noch allzu deutlich, und ein zweites Mal passierte das mit Sicherheit nicht.

Gesundes Mißtrauen bedeutete an diesen Küsten das halbe Leben.

Der Nebel verzog sich weiter, und auf der Feluke riß wieder einer der seltsamen Kerle die Arme hoch und begrüßte die Seewölfe wie alte Freunde, als hätten sie nichts anderes erwartet, ausgerechnet hier auf die Crew zu treffen.

Acht Mann hatten sie jetzt zu Gesicht bekriegt, und dann tat sich auf der Feluke etwas. Da sich immer noch kein Lüftchen rührte, wurden drüben Riemen an Deck gebracht, eingehängt in armstarke Rundsein, und gleich darauf setzte sich die Feluke schwerfällig in Bewegung.

Vier Kerle pullten im Stehen, so ähnlich, als würden sie eine große Gondel über das Wasser treiben.

„Mut haben sie ja, das muß man ihnen lassen“, sagte Hasard, als die Feluke Kurs auf die „Isabella“ nahm. „Besetzt die Drehbassen und haltet auch zwei Culverinen schußbereit. Stückpforten hoch, sobald sie dicht dran sind.“

Ferris Tucker und Al Conroy hatten außerdem noch zwei Flaschenbomben zurechtgelegt.

Egal wie, aber mit einer List kamen die Kerle nicht an Bord, eher ging die Welt unter.

Langsam trieb die Feluke näher heran. Auf dem Deck waren überall freundliche lächelnde Gesichter zu sehen. Die Orientalen verbeugten sich, grüßten höflich, priesen Allah und wünschten den Seewölfen ein langes Leben.

Der Mann mit dem kühn geschnittenen Gesicht und dem scharf ausrasierten Oberlippen- und Kinnbart verneigte sich besonders tief.

Plötzlich sprach er zum Erstaunen aller spanisch. Hasard glaubte, nicht richtig zu hören.

„Allah sei mit euch, Senor“, sagte er laut. „Die Sonne möge ewig auf Seine Majestät Philipp den Zweiten scheinen, und sein Leben möge erfüllt sein von Glück und Freude.“

Wieder erfolgte eine respektvolle Verneigung, und die Blicke Hasards und Rasuls kreuzten sich für den Bruchteil einer Sekunde.

Hasard sah in kohlschwarze Augen, in ein kühnes Gesicht und gestand sich ehrlich ein, daß er den Mann nicht unsympathisch fand, wenn sich auch seine Seele nicht ausloten ließ. Hinter diesen Augen lauerte etwas, das nicht zu definieren war.

Der Seewolf beugte sich etwas weiter vor, zeigte zwei schneeweiße Zahnreihen und lächelte dünn.

„Meinetwegen kann es auf Philipp den Zweiten den ganzen Tag Kastanien regnen“, sagte er auf englisch. „Und wenn ihr nur noch ein Yard näher heranrudert, geht unser großer Böller los!“

Schlagartig wurde die Feluke gestoppt. Hasard sah unter dem arabischen Kopfputz des Mannes ebenfalls weiße Zähne blitzen.

Dann haute es ihn fast um, als Rasul sich wieder verneigte und in einwandfreiem Englisch antwortete.