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Schon so lange begleiten mich die Worte und die Musik von Bob Dylan. Und irgendwann entstanden in dem Strom aus Worten und Musik die folgenden Gedichte.
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Seitenzahl: 33
Veröffentlichungsjahr: 2015
Töne und Worte sind wie Wellen. Sie stoßen einander an und setzen sich fort bis in alle Ewigkeit. Manchmal stößt ein Ton einen Ton an, manchmal aber auch ein Wort und umgekehrt. Wir, die wir von ihnen überschwemmt werden, können meistens nicht mehr erkennen, was zuerst da war, und wer wen anstieß.
Sicher ist aber, dass im Strom der Worte und Musik von Bob Dylan die folgenden Gedichte entstanden sind.
Schwere Stiefel
schlagen auf harten Asphalt.
Du kennst die Straße
unter Deinen Füßen,
Du hast sie selbst gebaut.
Mit Herzblut und Schweiß
und jeder Menge Zuversicht,
immer der Wirklichkeit nach,
Träume zählten damals nicht.
Nun bist Du seit Ewigkeiten
unterwegs auf ihr.
Staub wirbelt um Deine Füße,
gefunden hast Du
seit Jahren nichts hier.
So viele sinnlose Märsche,
so viele Durchhalteparolen,
dabei hast Du das Ziel Deiner Straße
längst aus den Augen verloren.
Wärst Du damals doch nur
Deinen Träumen gefolgt,
hättest auf Deine Stimme gehört,
Du würdest Dich heute
immer noch lebendig fühlen
und der Alltag hätte Dein Glück nicht zerstört.
Wenn Du Dich aufmachst
hoch hinauf in den Norden,
wo die Winde hart
gegen die Deiche schlagen,
erinnerst Du mich
an jemanden, der dort lebt.
Er war einst
eine große Liebe von mir.
Wenn Du Dich aufmachst,
hoch hinauf in den Norden,
zu der Zeit,
wenn die Stürme toben,
der Sommer stirbt
und das Licht verebbt,
sieh für mich nach,
ob für ihn die Sonne noch scheint,
stark genug,
um seine Nacht zu vertreiben.
Wenn Du Dich aufmachst,
hoch hinauf in den Norden,
sieh für mich nach,
ob das Braun seiner Augen noch glüht
vor Sehnsucht so tief
wie das Meer vor dem Deich,
auf dem er oft stand.
Ob das Schwarz seiner Haare
noch die Bläue des Himmels bricht,
über dem lockeren Hemd,
das er halb offen trägt.
Denn das ist das Bild,
das mir von ihm blieb.
Und manchmal ist mir,
als ob auch er an mich denken muss,
in den schönsten Momenten seines Tages,
in den dunkelsten Stunden seiner Nacht.
Darum wenn Du Dich aufmachst,
hoch hinauf in den Norden,
wo die Winde hart
gegen die Deiche schlagen,
nimm mein Licht
auf die Reise mit Dir.
Vielleicht weist es ihm irgendwann
den Weg hierher.
An der Ecke von unserem Dorfplatz
steht ein Straßenmusikant,
er sammelt Münzen in seiner Mütze,
die Gitarre in der Hand.
Er singt von Sehnsucht und Liebe,
von Glück in einem fernen Land,
ich stehe vor ihm und lausche,
meine Sinne sind wie gebannt.
Hin zu niemals gelebten Gefühlen
führt seine Musik mich ganz leise,
und plötzlich scheint wieder alles möglich,
sehe ich die Welt auf andere Weise.
Seine Lieder verleihen mir Flügel,
wir schweben zusammen ins Nirgendwo,
und Leichtigkeit erfasst meine Seele,
lässt sie strahlen wie selten zuvor.
Wir stürmen durch die größten Wellen
und der Wind weht durch unser Haar,
klettern lachend auf die Dünen -
und plötzlich bist Du wieder da.
Ich hatte Dich schon fast vergessen,