Shadow Hearts – Folge 3: Im Rausch - J.T. Sheridan - E-Book

Shadow Hearts – Folge 3: Im Rausch E-Book

J.T. Sheridan

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Beschreibung

Folge 3: Toni und Brent brauchen eine Auszeit. Sie reisen in die schottischen Highlands, wo sie sich ein paar erholsame Tage und eine Pause von der stressigen Jagd erhoffen. Doch Tonis besondere Gabe lässt ihnen einfach keine Ruhe: Bald schon verfolgen sie die Spur eines gefährlichen Vampirs nach Glasgow.

Über die Serie: Wenn sie Vampire berührt, kann sie deren Erinnerungen sehen. Als Toni diese Gabe an sich entdeckt, ändert sich ihr Leben schlagartig. Bis dahin lief es alles andere als geplant: Ihr Freund hat sie verlassen, sie hat ihr Studium geschmissen und kommt mit ihrem Job als Barkeeperin gerade so über die Runden.

Doch nun begibt sie sich gemeinsam mit dem amerikanischen Vampirjäger Brent auf die Jagd nach Vampiren durch ganz Europa. Und während sie versucht, hinter das Geheimnis ihrer Kräfte zu kommen, kann sie nicht aufhören an den ersten Vampir zu denken, der ihr je begegnet ist - Finn Mathesson.

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Inhalt

Cover

Shadow Hearts – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

1. Der Weihnachtsmann

2. Locknever

3. Take me to church

4. Weihnachtsmahl

5. Mistelzweig

6. Traue keinem Märchenprinzen!

7. Vergebung

8. Captain Kirk

9. Ermittlungen im Schlafzimmer

10. Danach ist davor

11. Durst

12. Crystal Blood

Impressum

Shadow Hearts – Die Serie

Wenn sie Vampire berührt, kann sie deren Erinnerungen sehen. Als Toni diese Gabe an sich entdeckt, ändert sich ihr Leben schlagartig. Bis dahin lief es alles andere als geplant: Ihr Freund hat sie verlassen, sie hat ihr Studium geschmissen und kommt mit ihrem Job als Barkeeperin gerade so über die Runden.

Doch nun begibt sie sich gemeinsam mit dem amerikanischen Vampirjäger Brent auf die Jagd nach Vampiren durch ganz Europa. Und während sie versucht, hinter das Geheimnis ihrer Kräfte zu kommen, kann sie nicht aufhören an den ersten Vampir zu denken, der ihr je begegnet ist – Finn Mathesson.

Über diese Folge

Toni und Brent brauchen eine Auszeit. Sie reisen in die schottischen Highlands, wo sie sich ein paar erholsame Tage und eine Pause von der stressigen Jagd erhoffen. Doch Tonis besondere Gabe lässt ihnen einfach keine Ruhe: Bald schon verfolgen sie die Spur eines gefährlichen Vampirs nach Glasgow.

Über die Autorin

J.T. Sheridan ist das Pseudonym der Autorin Jessica Bernett. Sie wurde 1978 als Enkelin eines Buchdruckers in Wiesbaden geboren. Umgeben von Büchern und Geschichten entdeckte sie schon früh ihre Begeisterung für das Schreiben. Der Liebe wegen wechselte sie die Rheinseite und lebt heute mit ihrem Mann und ihren Kindern in Mainz. Sheridan hat schon immer davon geträumt, einen Roadtrip durch Europa zu unternehmen und kann dies nun in mit ihrer Heldin Toni in Shadow Hearts ausleben.

J.T. SHERIDAN

Folge 3: Im Rausch

1. Der Weihnachtsmann

Der Vampir hielt mich fest. Ich fühlte mich wie in einem Schraubstock eingespannt. Seine Arme quetschten meinen Oberkörper. Sein Atem, der nach Galle und Gülle stank, streifte heiß meinen Hals.

»So, du Hübsche. Hast du also gedacht, du könntest den alten Lampie reinlegen, hä?! Nee, nee, das hatten schon ganz andere vor.«

Ich schloss die Augen, versuchte, langsam und gleichmäßig zu atmen. Nicht so einfach, wenn einem ein ekelhafter Blutsauger über die Kehle leckt.

Also gut … gehen wir auf die Reise, Lampie, dachte ich. Ich konzentrierte mich auf die Berührung seiner kalten Haut und tauchte tief in die Gedanken des Vampirs ein.

»Lampie, warst du wieder an den Keksen? Du weißt doch, dass du nicht an die Kekse gehen sollst, bevor du gebetet hast! Du ungezogener Junge.«

»Es tut mir leid, Mutti, ich wollte … nur einen einzigen …«

»Auf den Boden, Lampie.«

»Nein, Mutter, bitte, nicht auf den Boden.«

»Auf den Boden, sage ich! Los! ›Du sollst Vater und Mutter ehren!‹«

»Vater hätte mich bestimmt nie so behandelt.«

Ein kaltes Lachen … es dringt tief in das Herz des Kindes.

Die Mutter holt den großen Holzlöffel aus der Schublade.

»Auf – den – Boden!«

Der Junge, er ist kaum zehn Jahre alt, kniet sich auf den Boden und senkt das Haupt. Er zittert am ganzen Leib.

»Es tut mir so leid, Mutti. Bitte … bitte … tu es nicht. Es ist doch bald Weihnachten …«

»Halt dein verfressenes Maul, du Monster! Du hast mein Leben zerstört! Genau wie dein Vater. Du bekommst nur, was du verdienst.«

Das waren an diesem Abend zwanzig Schläge mit dem Kochlöffel auf den blanken Rücken. Noch mal zwanzig auf die Hände.

Lampie musste an diesem Abend hungrig ins Bett und weinte sich leise in den Schlaf. Wie an vielen Abenden zuvor … und wie an vielen Abenden danach noch, bis er seine Mutter eines Abends in einer Blutlache in der Küche liegen lässt.

Er ist größer geworden, stärker … und ein Vampir.

Seufzend löste ich mich aus seinen Erinnerungen.

»Nun, Lampie. Wie viele Frauen hast du mittlerweile für das büßen lassen, was deine Mutti dir angetan hat?«

In meiner Stimme lag kein Mitleid. Eher Resignation. Seit Norman Bates im Film Psycho wusste wohl so ziemlich jeder, welche Auswirkungen ein gestörtes Mutter-Sohn-Verhältnis haben konnte.

»Halt’s Maul, du Schlampe!«

Sein ekelhafter Gestank rief Brechreiz in mir hervor. Ich kniff fest die Lippen zusammen.

»Die Weiber hatten es doch alle verdient! Die wollten das so!«

»Hmmm«, antwortete ich, ohne den Mund zu öffnen.

Seine Arme drückten fester zu. Ich bekam durch die Nase kaum noch Luft.

»Du willst es doch auch, Kleine.«

»Unbedingt«, japste ich.

Seine Fangzähne streiften über meine Haut. Sabbernd, schlürfend biss er in meinen Hals. Ich spürte ein Stechen, bevor das schmerzstillende Zeug, das mit den Vampirzähnen in meinen Blutkreislauf gelangte, wirkte.

Zwei Schlucke brauchte er, bevor er würgend von mir abließ. Er schrie auf und erbrach mein Blut.

»Was ist das, du Schlampe? Ist das Gift?« Er konnte kaum noch reden.

»Nein, das ist nur mein Blut.«

Aus dem Schatten der Gasse, in die mich Lampie gezerrt hatte, löste sich geschmeidig eine Gestalt.

»Es ist Zeit, für deine Sünden zu büßen, Vampir«, raunte mein Partner mit tiefer Stimme.

Noch bevor der arme Lampie wusste, wie ihm geschah, steckte ein Holzpfahl in seinem Herzen. Verwundert richtete er den Blick gen Himmel, bevor er zusammensackte.

Angeekelt und doch unfähig, den Blick abzuwenden, betrachtete ich, wie die fette Gestalt Lampies langsam begann, sich aufzulösen. Sein rotes Weihnachtsmannkostüm färbte sich an der Brust schwarz, als es mit dem Blut des Vampirs in Berührung kam.

»Armer Kerl.« Ich seufzte.

»Armer Kerl?! Er hat vier Frauen auf dem Gewissen. Und das nur in diesem Monat.« Brent trat neben mich und beobachtete ebenfalls, wie sich der Vampirkörper allmählich zersetzte. »Das ist nur ein weiteres Monster, das wir erledigt haben«, meinte mein Partner abfällig.

»Aber hinter jeder dieser Kreaturen steckt eine Geschichte. Sie sind nicht von Natur aus böse.«

»Sieh ihn dir doch an, Toni. Diese Bestie hat gemordet. Nicht, weil er es musste, sondern aus seinem eigenen Trieb heraus. Es hat ihm Freude bereitet, und der Kerl hätte wieder getötet, wenn wir ihn nicht erledigt hätten.«

Ich seufzte erneut. Ich hatte die Nase so voll vom Töten. »Warum hast du überhaupt so lange gebraucht?«, wollte ich gereizt wissen.

Besorgt musterte mich Brent mit seinen grünen Augen. Im spärlichen Licht der einzigen Straßenlaterne weit und breit sahen sie aus wie die eines gefährlichen Raubtieres. »Was ist denn los mit dir?«

Ich deutete auf die blutige Pfütze zu unseren Füßen. Der Vampir selbst war zu Staub zerfallen. »Wir haben gerade den Weihnachtsmann getötet!«

Eine Weile später befanden wir uns in der billigen Absteige, die wir vor zwei Tagen bezogen hatten und die mit besonders hübschem Schimmel in der Dusche sowie fleckigen Bettlaken aufwartete.

Ich versuchte, mein Anliegen gegenüber Brent deutlich zu machen: »Es ist ja nicht so, als würde ich von dir Sanssouci verlangen … oder den Buckingham Palace. Nur ein paar Tage fernab der Welt … eine Woche. Mehr will ich gar nicht. Silvester treiben wir uns wieder in den Städten herum und arbeiten.« Eindringlich sah ich meinen Partner an, hielt die Bierflasche fest an mich gedrückt und klimperte mit den Wimpern.

Brent verdrehte die Augen. »Sieh mich nicht so an.« Missmutig warf er einen Blick auf den Bildschirm unseres Laptops.

»Bitte … bitte … bitte. Wir hatten noch nie Urlaub. Seit fast einem Jahr sind wir unterwegs. Ich kann nicht mehr. Echt jetzt, sonst drehe ich durch. Überfüllte Städte … Stress … Blut … Tod. Ich brauche eine Pause … wenigstens an Weihnachten.«

Er seufzte tief, schielte auf die Bierflasche und sah dann zurück auf den Laptop, wo ein idyllisches Bild mit Heidekraut und Bergen zu sehen war. Denn wohin es gehen sollte, hatte ich mir längst ausgesucht.

»Schottland also?«

»Ja!«

»Na gut, meinetwegen, Babe. Aber wirklich nur für ein paar Tage. Und nicht in so ein einsames Cottage. Wenigstens ein Pub sollte in der Nähe sein.«

»Aaah, danke!« Ich fiel ihm um den Hals und verschüttete fast das Bier über seine Schulter. »Das wird so toll!«

Zumindest stellte ich es mir toll vor: Ruhe, Einsamkeit, Natur, Spaziergänge, lange Gespräche vor dem prasselnden Kaminfeuer.

Dabei hätte ich doch mittlerweile wissen müssen, dass mein Leben nie wieder ruhig sein würde. Nicht mit Brent an meiner Seite. Und nicht mit den Vampiren da draußen.

2. Locknever

»Mr und Mrs …?« Der ältere Herr mit dem schütteren Haar sah uns streng über den Rand seiner Brille an.

»Smith«, verkündete Brent höflich lächelnd und setzte seinen herrlichsten Ami-Akzent auf. »Aus Saint Louis, Missouri.«

Der falsche Name war seine Idee gewesen. Für den Fall, dass irgendwer eines Tages auf die Idee kam, unsere Wege zu verfolgen, gab Brent immer wieder fantasievolle Namen an. Diesmal war es »Smith«, eher weniger einfallsreich, aber er fand den Film mit Angelina Jolie und Brad Pitt so witzig.

Der Besitzer des Pubs, das zugleich auch Poststation des Ortes und das einzige Bed & Breakfast im Umkreis von fünfzig Meilen war, schien in seinem Buch lange nach unseren Namen suchen zu müssen. Dabei konnte ich mir nicht vorstellen, dass sich viele Touristen in dieses kleine Nest ganz im Norden Schottlands verirrten. Die Liste der Namen musste daher übersichtlich sein.

»Ah, ja. Mr Brent Smith nebst Gemahlin, Mrs Antonia Smith. Sie haben das Kaminzimmer reserviert.«

Ob der Mann wohl einst als Butler in einem Schlosshotel gedient hatte, so gewählt wie er sich ausdrückte? Seine Manieren und seine recht verständliche Aussprache standen im krassen Gegensatz zu seinem leicht fettverschmierten weißen T-Shirt. Sein Outfit jedoch passte zur leicht rauchigen Luft seines urig eingerichteten Pubs.

»Sechzig Pfund im Voraus bitte. Und morgen bekommen Sie das beste Frühstück diesseits des Ärmelkanals.«

Beim Anblick der Pfund-Noten, die ich auf den Tresen legte, wurde die Laune unseres Gastgebers gleich besser. Er überreichte uns einen altertümlich wirkenden Eisenschlüssel, der mit Ornamenten verziert war.

Brent konnte sich mal wieder eine Bemerkung nicht verkneifen: »Wow, ist das der Schlüssel zu einem Verlies?«

»Nein, zu Ihrem Zimmer natürlich. Ich wünsch einen angenehmen Aufenthalt hier in Locknever.«

»Vielen Dank«, antwortete ich lächelnd und nahm den Schlüssel schnell entgegen, bevor Brent noch irgendeine andere Witzigkeit einfiel.

Die schwere Holztür quietschte etwas, als ich sie mit dem Schlüssel öffnete und in unser rustikales Zimmer trat. Der Raum war überraschend groß, dafür war die Decke eher niedrig. Brent konnte gerade so aufrecht stehen, beim Eintreten musste er aufpassen, dass er sich am Türrahmen nicht den Kopf anstieß.

»Das Gebäude muss schon ein paar hundert Jahre auf dem Buckel haben«, bemerkte ich. »Die Menschen waren früher viel kleiner als wir heutzutage.«

»Streberin.« Brent zwinkerte mir zu und ging hinüber zu dem antiken Doppelbett. Er ließ unser spärliches Gepäck – eine Reisetasche, zwei Rucksäcke – auf den Boden fallen und schmiss sich auf das Bett. Die Federn quietschten, hielten sein Gewicht aber aus.

»Hmm, die Matratze ist aber neu.«

»Scherzbold.«

Ich schloss die Tür hinter mir und nahm die Atmosphäre des Raumes in mich auf. Die Decke war mit dunklem Holz verkleidet, die Steinwände waren verputzt und hellgrau angestrichen. Rechts von mir dominierte der Kamin aus grauen Steinen die ganze Wand, links befand sich das Bett und in einer Ecke ein Schaukelstuhl. Ein wuchtiger Holzschrank beherrschte den Platz neben der Tür. Außerdem gab es noch eine Anrichte, auf dem ein Krug und eine Schale standen.

Die einzige Deko im ganzen Raum war das Gemälde einer verschneiten Burgruine über dem Bett. Doch mehr Deko brauchte dieser Raum auch nicht. Er wirkte auch so sehr gemütlich und … alt. Zufrieden seufzte ich. Dieses Zimmer war genau so, wie ich es mir erhofft hatte.

Überhaupt, der ganze Ort Locknever … hoch im Nordwesten Schottlands gelegen, ein kleiner Hafenort, sechshundert Einwohner … und ganz bestimmt keiner davon ein Vampir. Das würden die besten Ferien ever.

Ich ging zu den Fenstern, die mit Bleiglas in Bernsteinfarben verziert waren und sah hinaus auf die nächtliche Straße. Nur vereinzelt war gedämpftes Licht von einem der anderen Häuser zu sehen.

»Na, alles nach deinem Geschmack?« Brent hatte meine Gedanken mal wieder richtig gedeutet.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und drehte mich um. »Jap, genau so habe ich mir das vorgestellt.«

»Prima.« Er richtete sich im Bett auf und sah mich verschmitzt an. »Meinst du, der Wirt hat noch ein Gläschen Whiskey für uns? So als Begrüßungstrunk. Wir sollten auf unsere ersten gemeinsamen Ferien doch anstoßen, oder nicht?«

»Geh ihn doch einfach fragen. Ich mache mich in der Zeit bettfertig. Der Flug und die Fahrt hierher waren ziemlich anstrengend.«

Etwas irritiert sah ich mich um. Hmm, nur eine Tür. Das hieß dann wohl, dass wir kein Badezimmer für uns allein hatten. Egal, die paar Meter über den Flur machten mir nichts aus.

Während sich Brent also auf den Weg machte, uns einen Schlummertrunk zu besorgen, schnappte ich mir meine Klamotten und meine Kosmetiktasche und begab mich auf die Suche nach dem Badezimmer. Es verbarg sich am anderen Ende des Flures hinter einer Tür mit dem Hinweis Lassies and Lads.

Als ich zurück in unser Zimmer kam, bekleidet mit einem Metallica-Shirt in XXL, einer bequemen Jogging-Hose und meinen liebsten lila Kuschelsocken, hatte Brent bereits das Kaminfeuer in Gang gebracht und erwartete mich mit zwei Gläsern und einer ganzen Flasche Glenfiddich.

»Also sind du und der Wirt doch noch Freunde geworden?«, bemerkte ich belustigt.

»Wir sind auf einem guten Weg«, antwortete Brent ebenso amüsiert, wobei er eine Augenbraue hochzog. Er saß auf einem Teppich vor dem Kamin und winkte mich herbei. »Wenn wir wirklich Freunde geworden sind, bietet er mir seinen Selbstgebrannten an und verkauft mir nicht das Touristen-Zeug.«

Ich setzte mich im Schneidersitz neben Brent auf den weichen Teppich und nahm mein Glas entgegen. Das Feuer wärmte angenehm mein Gesicht.

»Auf unseren Urlaub«, sprach Brent feierlich.

Wir stießen an, tranken genüsslich von unserem Scotch und sahen einvernehmlich in die Flammen des Kamins.

»Es war eine gute Idee, hierherzukommen«, sagte er irgendwann leise, den Blick weiterhin auf das Feuer gerichtet.

Seine Worte wärmten mein Herz. So viel steckte hinter dem, was er gesagt hatte: Ja, auch er war des Jagens müde. Auch er brauchte eine Pause. Und es machte ihm nichts aus, diese Pause mit mir zu verbringen.

Seltsam, wir waren uns in den letzten Monaten so nah gewesen. Wir hatten fast jede Minute miteinander verbracht, hatten nebeneinander geschlafen, hatten gegenseitig unsere Verletzungen, die wir uns bei der Jagd nach Vampiren zuzogen, verarztet. Ich wusste, dass er mit offenem Mund kaute, am liebsten auf dem Bauch schlief, dass er eine Schwäche für Oreos hatte und dass seine Lieblingsband Nirvana hieß.

Aber nur ganz selten ließ er mich in seine Seele blicken. Er hatte eine Mauer um sich herum errichtet, die niemand durchbrechen durfte. Manchmal erhaschte ich einen Blick dahinter. Der Tod seiner Schwester hatte ihn am meisten geprägt. Ich glaubte, dass er deswegen so gern mit mir zusammen war, weil ich ihn an sie erinnerte. Er behandelte mich genauso wie eine Schwester. Meistens.

Ich erinnerte mich nur an wenige Momente, in denen es anders gewesen war. Ab und zu passierte es, dass er einen Blick auf meine Brüste warf. Oder meinen Hintern, was ich natürlich nur zufällig mitbekam.

Doch wir hatten etwas, was viel kostbarer war, als jede Liebschaft es je sein würde. Freundschaft. Wir waren füreinander da, retteten uns gegenseitig aus jeder Lebenslage. Wir konnten uns aufeinander verlassen. Immer. Ohne Brent wäre ich aufgeschmissen in dieser Welt, und ich bildete mir ein, dass es umgekehrt ein bisschen ähnlich war.

Brent rückte näher zu mir und legte einen Arm um meine Schultern. »Alles okay, Babe?«

»Jap, alles in Ordnung. Es passiert nur nicht so oft, dass wir Zeit haben, in aller Ruhe in ein Kaminfeuer zu starren und an die Vergangenheit zu denken.«

Er zögerte, bevor er leise fragte: »Bereust du, dass du damals mit mir gekommen bist?«

Darüber musste ich nicht lange nachdenken. »Nein.«

Wie hätte denn die Alternative ausgesehen? Nachdem ich erkannt hatte, dass Vampire tatsächlich existierten und einige von ihnen durchaus gefährlich waren, hätte ich doch mein bisheriges Leben nicht so weiterleben können.

Dieser Moment, wir zwei allein vor einem Kaminfeuer, in Ruhe, ohne jeden Gedanken an den nächsten Vampir-Job … er war so selten, so einmalig. Ich schmiegte meinen Kopf an Brents Schulter. Er roch nach dem Kaminfeuer und seinem frischen Aftershave. Eine wohlige Wärme hatte sich in mir ausgebreitet.

Okay, Brent brachte mich oft auf die Palme. Aber wir waren ein gut eingespieltes Team während der Jagd. Und in den Momenten, in denen mich der Mut verlassen wollte … oder die Bilder, die ich durch die Augen der Vampire sah, mich zu zerreißen drohten, hielt er mich einfach fest … und war da.

Ich schloss die Augen und genoss diesen kostbaren Moment der Ruhe.

Brent brach schließlich das Schweigen: »Also, wo ist noch gleich das Bad?«

Ich schlief ein, noch bevor er zurück war. Doch mitten in der Nacht, das Feuer im Kamin glühte nur noch ganz wenig, wurde ich wach. Brent trug nur Boxershorts und hatte sich an mich gekuschelt. Seine Haut war warm und glatt. Er atmete tief und gleichmäßig. Sein schwerer Arm lag quer über mir. Und ich musste aufs Klo.

Gleichzeitig aber klopfte mein Herz schneller. Bein Po lag genau an das Becken meines Bettgesellen geschmiegt. Ein angenehmes Kribbeln breitete sich in meiner Mitte aus. Himmel, dachte ich, wann hatte ich eigentlich zum letzten Mal Sex?

Nun, genau genommen, konnte ich mich sehr gut daran erinnern, denn es war mit Finn gewesen und somit fast ein Jahr her. Kein Wunder, dass mein schlaftrunkener Körper nun auf die Anwesenheit eines halb nackten Mannes reagierte. Auch wenn dieser Mann Brent war.

Das aufkeimende Verlangen meinerseits war eine ganz schlechte Idee. Natürlich fand ich, dass er gut aussah, und ich wusste auch, dass viele Frauen auf einen Kerl wie ihn standen – leicht verwegen, durchtrainiert, grün leuchtende Augen, markantes Gesicht …

Reiß dich zusammen, Toni