Silence - Osho - E-Book

Silence E-Book

OSHO

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Beschreibung

Üblicherweise wird Stille oft als etwas Negatives verstanden, als etwas Leeres, etwas Totes. Ein weit verbreitetes Missverständnis, sagt Osho, da bisher nur wenige Menschen wirkliche Stille erlebt haben, denn dafür braucht man ein empfängliches, offenes Herz. Die Stille, die in diesem offenen Zustand in der Meditation entstehen kann, ist keine Totenstille, sondern lebendig und spürbar, aber nicht von Gedanken gestört. Als Osho anfing zu lehren, veranstaltete er sogenannte Meditation Camps. Dieses Buch ist ein Mitschnitt von einem dieser Camps. Die angeleiteten Meditationen geben eine Kostprobe von dieser Stille, die so wesentlich ist, um die Wahrheit des Lebens zu erfahren. Humorvolle, bodenständige Geschichten veranschaulichen dazu, wie wertvoll es ist, in Harmonie mit der Existenz zu schwingen. "Die eigentliche Stille ist voll – dermaßen voll, dass sie überfließt – nicht von Gedanken, sondern von echten Erfahrungen. Und das ist das Geheimnis."

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Seitenzahl: 257

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Dieses Buch ist ein Transkript aus einer Original-Vortragsserie auf Hindi, die Osho vor einer internationalen Zuhörerschaft gehalten hat. Alle Diskurse Oshos sind als vollständige Bücher publiziert worden und auch als Audios und / oder Videos erhältlich. Audios und das vollständige Text-Archiv finden Sie unter der Online-Bibliothek „Osho Library“ bei: www.osho.com

Titel der Hindi Original Ausgabe: Shunya Ki Nav

Titel der englischen Ausgabe: Silence – The Messsage of your Being

Ebook-Auflage 2018

Umschlaggestaltung: Bunda S. Watermeier, www.watermeier.net

Übersetzung: Nirvano Spohr

Copyright © 1979, 2016 OSHO International Foundation, Zürich, Schweiz

www.osho.com/copyrights

Copyright Ebook © 2018

Copyright © 2018 Innenwelt Verlag GmbH, Köln

www.innenwelt-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten

OSHO® ist eine registrierte Handelsmarke der Osho International Foundation,

Schweiz, lizensiert durch diese. www.osho.com/trademarks

eISBN 978-3-947508-10-5

Silence

Eine Pilgerreise in dein innerstes Sein

Inhalt

Vorwort

1. Die eigentliche Pilgerreise findet in dir statt

2. Wissen ist eine Illusion

3. Das Leben ist ein grenzenloses Mysterium

4. Werde eins mit dem Leben

5. Authentisch zu leben ist eine Kunst

6. Liebe ist ein Weg zum Göttlichen

7. Meditation ist ein Dauerzustand

Über Osho

Einführung

Die Existenz ist nur in absolutem Schweigen zu erkennen. Aber damit ist durchaus kein totes Schweigen gemeint – nicht die Friedhofsstille, sondern die Stille eines Gartens, in dem Vögel zwitschern und Bienen summen und Blumen aufblühen, wo alles lebendig ist.

Die Stille, die man durch Meditation, durch agnosia kennenlernt, ist eine lebendige Stille. Sie ist voller Gesang, voller Musik, voller Melodien, voller Freude, voller Liebe – leer von allen Gedanken. Selbst der Gedanke an Liebe, der Gedanke an Freude, der Gedanke ans Schweigen ist abwesend. Doch Freude ist anwesend, Liebe ist anwesend. Der Gedanke an Liebe ist nicht anwesend. Tatsächlich meint ihr nur dann zu lieben, wenn keine Liebe da ist. Ihr meint nur dann euch zu freuen, wenn ihr euch nicht freut. Wenn ihr euch wirklich freut, denkt ihr nie an Freude.

Der Verstand liefert euch nur Ersatz. Da ihr freudlos seid, gaukelt euch euer Verstand Freude vor. Da ihr nicht wisst, was Liebe ist, liefert euch der Verstand endlos Definitionen von Liebe. Wer liebt, dessen Verstand hat nichts damit zu tun; der tritt einfach nur ab. Wer wirklich schweigt, dessen Stille ist nicht leer, sondern so etwas wie die Abwesenheit von allem. Sie ist vielmehr voll, ja übervoll – dermaßen voll, dass sie überfließt – nicht von Gedanken, sondern von echten Erfahrungen. Und das ist die Offenbarung des Geheimnisses.

OshoTheologica Mystica

1. Kapitel

Die eigentliche Pilgerreise findet in dir statt

Meine Freunde,

Es gibt eine uralte Geschichte …

Ein Kaiser hatte nur noch wenige Tage zu leben und machte sich große Sorgen; nicht etwa, weil er starb, sondern um seine drei Söhne. Einer von ihnen sollte sein Thronfolger werden, nur konnte er sich nicht entschließen, welcher. Ihm war klar, dass es besser ist, jemandem Macht zu geben, der mit sich im Frieden ist. Nur: Wie konnte er feststellen, wer von seinen Söhnen sich als sein Nachfolger eignete und wer nicht? Nicht alles im Leben ist von außen zu ermessen, aber alles, was im Leben wichtig ist, lässt sich weder mit einer spezifischen Methode noch Messlatte beurteilen. Manches lässt sich von außen beurteilen, nur nicht das, was wirklich zählt im Leben. Wie also auswählen, wie das herausfinden, wie sich entscheiden?

Der Kaiser fragte einen Weisen um Rat, der eine bestimmte Methode vorschlug. Am nächsten Morgen rief er seine Söhne zu sich, gab jedem hundert Rupien mit dem Auftrag: „Jeder von euch hat bereits seinen eigenen Palast. Jetzt habt ihr hundert Rupien von mir bekommen. Mit diesem Geld müsst ihr euren Palast restlos ausfüllen, sodass es absolut keinen leeren Raum mehr gibt. Derjenige, der das am besten hinkriegt, wird der nächste König werden.“

Mit lausigen hundert Rupien? Jeder Sohn besaß einen riesigen Palast. Der Erstgeborene dachte: „Wie soll ich den gesamten Palast mit etwas füllen, das nur hundert Rupien wert ist?“ Er ging in ein Spielcasino. „Vielleicht“, dachte er, „werde ich so viel gewinnen, dass ich damit meinen Palast voll kriege – denn mit nur hundert Rupien ist das nicht drin.“ Leider ist es im Glücksspiel meist so, dass man sein ganzes Geld verliert und mit leeren Händen heimgeht. So auch hier: Der Jüngling verlor seine hundert Rupien und ging heim. Der Palast blieb, wie er war.

Der zweite Prinz fand ebenfalls, dass hundert Rupien nicht ausreichten; mit so wenig Geld konnte er seinen großen Palast nicht mit Diamanten und Edelsteinen füllen. Als Lösung für diese Aufgabe fiel ihm nur ein, den gesamten Tagesabfall der Stadt zu kaufen und damit seinen Palast zu füllen. Und so geschah es: Sein Palast wurde zur Abfallgrube. Und stank bestialisch! Selbst die Fußgänger auf der Straße mussten sich die Nase zuhalten.

Der dritte Prinz füllte seinen Palast ebenfalls.

Am Schicksalstag erschien der Kaiser mit seinen Schiedsrichtern zur Inspektion. Der Palast des ersten Prinzen war leer; er sagte: „Verzeih mir. Hundert Rupien sind zu wenig, also wollte ich es beim Glücksspiel vermehren, um meinen Palast standesgemäß zu füllen. Doch ich hatte Pech; ich verlor mein Geld, und so konnte der Palast nicht gefüllt werden.“

Als der Kaiser den Palast des zweiten Prinzen inspizierte, wurde allen speiübel: Was für ein unerträglicher Gestank! Der ganze Palast war voller Mist. Der Prinz bemerkte kleinlaut: „Ich hatte keine andere Wahl; ich konnte nur Mist kaufen. Was kriegt man auch schon für hundert Rupien?“ Zuletzt besuchte der Kaiser mit seinen Schiedsrichtern den Palast des jüngsten Prinzen, des dritten. Die Richter waren erstaunt, einfach fassungslos! Der ganze Palast war von einem betörenden Duft erfüllt. Da es eine Neumondnacht war, schimmerte der ganze Palast im Kerzenlicht.

Der Kaiser fragte: „Womit hast du deinen Palast gefüllt?“ Der Prinz erwiderte höflich: „Ich hab ihn mit Licht illuminiert!“ Wohin man auch schaute – in jedem Winkel flackerte eine Kerzenflamme. Der gesamte Palast war voller Licht. Die Luft war voller Duft, und über jeder Tür und in jedem Fenster hingen Blumen. Der gesamte Palast war von Licht und Duft überflutet. Selbstverständlich wurde der dritte Prinz zum nächsten Kaiser auserkoren.

Es ist sogar noch schwerer, Herrscher unseres eigenen Lebens zu sein. Gewöhnlich verspielen wir unser Leben. Bei jedem Einsatz hoffen wir auf Gewinn, auf dass wir unser Leben genießen können. Doch wie stets beim Glücksspiel verlieren wir immer nur. Am Ende unseres Lebens stehen unsere Paläste leer.

Manche von uns beschließen, ihr Leben mit Mist auszufüllen; wir kaufen immerzu für unsere Paläste wertloses Zeug. Wir sammeln Abfall, der sich letztlich als wertlos, sinnlos erweist. Angesichts unseres kurzen Lebens und unserer so begrenzten Energie ist es nur logisch, dass wir den Palast unseres Lebens nicht mit Juwelen und Diamanten füllen können. Da uns so wenig Energie beschieden ist, können wir unsern Palast nur mit Mist füllen. Und so sammeln wir ständig Mist. Nur merken wir gar nicht, dass uns der Gestank in unsern Palästen nicht gestattet, in ihnen zu leben – das ist ausgeschlossen.

Woher dieses Chaos, all die Probleme, so viel Enttäuschung? Diese Enttäuschung und das Chaos sind weder vom Himmel, noch vom Mond oder den Sternen gefallen. Sie kommt nirgendwoher, sondern wir selber haben unsere Paläste mit Mist vollgestopft. All das Chaos, all der Frust, all das Elend stammt aus derselben Quelle – infolge unseres eigenen Tun und Lassens, wurde es von uns selber verursacht, es ist das Ergebnis unserer eigenen Bemühungen. Die ersten beiden Prinzen stecken in uns. Und in uns ist kein Platz für den dritten Prinz – derjenige, der seinen Palast mit Licht und Duft füllt.

Ich habe euch hierher eingeladen, an diese abgelegene Meeresküste, um euch in den nächsten drei Tagen zu ermutigen, euren Palast aufzuhellen, mit Blumen zu schmücken und ihn zum Duften zu bringen. Wenn ihr das fertigbringt, könntet ihr vielleicht auf euren inneren Schatz stoßen. Wer weiß? Vielleicht sind wir ja nur zu diesem Zweck auf der Erde? Wer weiß, wer von uns diesen Lebenstest bestehen wird?

Eines steht fest: Es gibt ein paar Leute, die sich mit Licht füllen werden. Sie werden im Palast ihres Lebens duften; sie werden ihr Leben melodisch gestalten. Wenn es denn so etwas wie das Göttliche gibt, wenn es irgendwo Glückseligkeit gibt, wenn es irgendwo Herrlichkeit gibt, dann haben diese Leute Anspruch darauf.

Ich beginne die drei Tage deswegen damit, euch diese Geschichte zu erzählen, damit der Palast eures Lebens nicht leer zu bleiben braucht, damit er nicht voller Mist zu sein braucht, damit er voller Licht werden kann, durchströmt von Musik und überflutet von Duft. Wie ist dies möglich? Heute Abend werde ich euch die ersten Schritte zeigen, und während der nächsten drei Tage werden wir versuchen, diesen Schritten gemäß zu leben.

Wie könnt ihr euren Palast mit Licht füllen? In den nächsten drei Tagen werde ich euch ein paar Hinweise geben; ich werde euch die wissenschaftlichen Schritte verraten, die da möglich sind. Noch davor, heute Abend, werden wir versuchen, ein paar Dinge zu klären, wie es ablaufen wird, wie wir die nächsten drei Tage in diesem Meditation Camp verbringen werden.

Wir sollten uns vor allem Eines klarmachen: Wenn wir es schaffen, auch nur drei Minuten lang richtig zu leben, wird dies unser gesamtes Leben verändern. Wer schon ein paar Schritte in diese Richtung gemacht hat, der auch nur einen Augenblick zur Glückseligkeit gelangt ist, wird es in späteren Jahren unmöglich vergessen können. Wir brauchen unsere Augen nur einmal zu öffnen und um uns sehen, um sie nie wieder schließen, verirren oder uns blind stellen zu können.

Drei Tage können ziemlich lang werden. Da ihr euch drei Tage freigenommen habt, um herzukommen, heiße ich euch willkommen, danke ich euch. Wer ist heutzutage schon dazu bereit, drei Tage damit zu verbringen, sein Leben mit Licht zu füllen?!

Ein Kaufmann wollte, um Millionen zu verdienen, in alle Welt segeln. Seine Freunde rieten: „Dein Schiff ist uralt und das Meer ist sehr stürmisch. Das wird eine höchst gefährliche Reise, dein Schiff könnte kentern. Lerne wenigstens noch zu schwimmen!“

Der Kaufmann erwiderte: „Dazu hab ich einfach keine Zeit mehr.“

Seine Freunde sagten: „Dazu gehört nicht viel Zeit. Hier im Ort wohnt ein ausgezeichneter Schwimmer. Der könnte dir das Schwimmen in nur drei Tagen beibringen.“

Der Kaufmann wehrte ab: „Das mag ja stimmen, aber wo soll ich drei Tage hernehmen? In den drei Tagen wechseln Millionen von Rupien die Hand. Ich werde das Schwimmen lernen, wenn ich Zeit hab.“

Seine Freunde ließen nicht locker: „Du wirst ständig in großer Gefahr leben, da du die meiste Zeit auf dem Schiff verbringst. Jeden Tag kann was passieren, und du kannst nicht mal schwimmen!“

Der Kaufmann darauf: „Ihr wisst, dass ich keine Zeit erübrigen kann. Wenn ihr irgendwelche anderen Tricks kennt, wie ich mich retten kann, sagt mir bitte Bescheid.“

Seine Freunde schlugen vor: „Du kannst mindestens zwei leere Tonnen bereithalten. Wenn es so weit ist, kannst du dich mit ihnen über Wasser halten.“

Der Kaufmann nahm zwei leere Tonnen mit. Sie standen neben seinem Bett. Und tatsächlich brach unverhofft ein Sturm aus und das Schiff begann zu sinken. Der Kaufmann rief: „Wo sind meine Tonnen?“ Seine Matrosen fanden, die könne er selber suchen – schließlich standen sie neben seinem Bett!

Die Matrosen sprangen ins Meer, sie waren ja gute Schwimmer. Der Kaufmann fand seine Tonnen, doch gleich daneben standen zwei weitere Tonnen voller Goldmünzen, die er unbedingt behalten wollte! Was also tun? Sollte er die leeren oder die vollen Tonnen nehmen? Das Schiff sank. War es nicht egal, überlegte er, ob er die vollen oder die leeren Tonnen mitnahm? Also sprang er mit den vollen.

Ihr werdet euch denken können, was mit ihm geschah. Er konnte ja keine drei Tage erübrigen, um das Schwimmen zu lernen.

Ich freue mich, dass ihr drei Tage erübrigen könnt. Er hätte mit den leeren Tonnen springen können, aber er zog die vollen vor. Er ging immer in die Vollen, das war er so gewohnt. Er war nicht bereit, auch nur einen einzigen Augenblick leer zu sein.

In den nächsten drei Tagen werde ich euch verraten, wo die leeren Tonnen stehen. Sie sind nützlich, wenn ihr über einen Fluss schwimmen müsst. Wenn ihr allerdings das Meer des Lebens, das Meer der Existenz überqueren müsst, dann ist es ratsam, selbst leer zu werden. Je leerer ihr in euch drinnen werdet, desto besser könnt ihr im Meer des Lebens, im Meer der Existenz schwimmen.

Leider betrachten wir uns selber als Müllhalden. Die einen stopfen sich mit Gold voll, andere mit Ton, wieder andere mit Kieseln, manche mit Diamanten und Edelsteinen. Aber das macht keinen Unterschied: Egal, womit die Tonnen gefüllt sind, sie werden trotzdem untergehen.

Seine Tonnen voll Gold konnten den Kaufmann nicht retten. Während er unterging, wird er zu ihnen gesagt haben: „Meine armen Tonnen, ich hab euch mit Gold gefüllt, und trotzdem habt ihr mich nicht retten können. Ich hätte euch auch mit Ton füllen können, und trotzdem geht ihr unter.“ Aber die Tonnen hätten nicht zugehört – denn volle Tonnen verstehen nur unterzugehen, statt im Wasser zu treiben. Es spielt keine Rolle, womit sie gefüllt sind. Es spielt keine Rolle, womit wir uns vollgestopft haben. Wir betreiben immer nur unsern Untergang und pfeifen darauf, Schwimmen zu lernen. Religiosität ist die Kunst zu schwimmen. Alles, was wir bisher im Leben gelernt haben, führt zu unserm Untergang. Wie also soll unser Boot des Lebens jenes unbekannte Ufer erreichen – die Küste, die man das Göttliche nennt, die Gott genannt wird oder Wahrheit genannt wird? Wie?

Doch zunächst noch in paar Dinge vorweg. Ich werde immer wieder gefragt:

„Worum geht es eigentlich in diesem Meditation Camp?“

Erst gestern, ich war kaum eingetroffen, wollte jemand das wissen. Ich erwiderte ihm: „Satsang – der Wahrheit begegnen – findet nur für den statt, der bereit ist hinzuhören, zuzuhören, der ein Sucher ist.“ Dieses Meditation Camp ist für all die gedacht, die praktizieren wollen, die Sucher sind, die nicht nur zuhören, sondern auch wissen wollen, was zu tun ist. Leute, die nur herkommen, um zuzuhören, sind hier fehl am Platz. Ich habe oft genug selber eure Städte besucht, also hättet ihr mir dort schon zuhören können. Da es damit aber noch nicht getan ist, habe ich euch in einen fernen Ort eingeladen. In der hiesigen Einsamkeit ist so manches möglich.

In den nächsten drei Tagen geht es mir weniger ums Zuhören. Macht euch klar, dass ihr in den nächsten drei Tagen praktizieren werdet. Ihr mögt euch noch so richtig ausdrücken können – nur durch Zuhören und Auswendiglernen wird keine Revolution in eurem Leben zustande kommen. Es hat zwar sein Gutes, ein paar unnütze Wörter zu kennen, weil ihr euch dann nicht vormachen könnt, etwas gewonnen zu haben, nur weil ihr sie gehört habt. Wenn ihr etwas hört, das Wert hat, könnt ihr leicht der Illusion erliegen, etwas gewonnen zu haben, etwas Wichtiges erreicht zu haben. Aber durch bloßes Hören ist nichts zu erreichen.

Ein Sucher muss von vornherein Folgendes verstehen: Er muss etwas tun, er muss etwas sein. Er muss seine Lebensweise transformieren, er muss seinen Lebensstil ändern. Denn nur dann, wenn er sein Dasein revolutioniert, kann etwas geschehen. Ansonsten geschieht nichts. Es bringt nichts, einfach nur Zuhörer zu sein. Zuhören ist Unterhaltung: Die einen beglückt es, wenn sie Musik lauschen; die anderen beglückt es, wenn sie der Wahrheit, etwas Existenziellem lauschen. Auf die Art kann man sich ein Weilchen vergessen.

Ihr müsst tatsächlich etwas tun, um euer Leben zu verwandeln. Alles, was ich in den nächsten drei Tagen zu euch sage, geschieht in der Absicht, eine aktive Transformation in euch auszulösen. Das hier kann eine grundlegende Veränderung bewirken. Nur auf mich gestellt, kann ich keine solche Transformation bewirken. Ich brauche eure uneingeschränkte Kooperation; nur dann wird es unweigerlich passieren.

Das als Erstes: Dieses Meditation Camp ist für euch eine Gelegenheit, euer Dasein zu transformieren. Es kann euer Leben aktiv revolutionieren, umbauen, neu erfinden. Dies ist keine Gelegenheit für bloßes Zuhören, Nachdenken, Überlegen, Vernünfteln, vielmehr eine blendende Gelegenheit, eurem Leben eine neue Gestalt, eine neue Dimension, einen Neuanfang zu eröffnen. Wenn dieser Punkt klar verstanden wird, dann werdet ihr in den nächsten drei Tagen aufhören, euch ausführlich über das, was ich sage, zu unterhalten. Unterlasst es also bitte, Zeit damit zu verlieren, über das, was ich sage, nachzudenken und es abzuwägen. Streitet euch bitte nicht über das, was ich sage. Experimentiert lieber mit dem, was ich sage.

Drei Tage sind eine sehr kurze Zeit. Es führt zu nichts, sie mit Nachdenken und Diskussionen zu verplempern. Ihr müsst euch auf ein paar Experimente einlassen, denn das, was ich sage, kann euch nur klar werden, indem ihr selbst experimentiert. Ein kleiner Schritt in Richtung dessen, was ich hier sage, genügt bereits, um euch die Bedeutung klarer zu machen. Wenn ihr immer nur nachdenkt, abwägt oder miteinander streitet, wird euch nichts klar werden. Nicht nur das, sondern damit verfehlt ihr es, kommt euch das Wenige abhanden, das ihr bisher verstanden habt.

Es gibt gewisse Dinge im Leben, die nur zu erkennen und zu verstehen sind, indem man sie selber erfährt. Versucht mal, einem Blinden zu erklären, was Licht ist – er wird es nicht verstehen können. Aber wenn man seine Sicht wiederherstellt, dann wird er auch ohne Erklärung genau verstehen, was Licht ist. Ihr seid gegenwärtig in der Lage jenes Blinden: Man kann etwas unternehmen, um ihm die Augen zu öffnen, aber man kann unmöglich erklären, was Licht ist.

Wie können eure Augen geöffnet werden? Wie ist das zu bewerkstelligen? Macht euch bitte ganz klar: Wir sind hier beisammen, um etwas zu tun und nicht nur, um mir zu lauschen oder darüber nachzudenken. Nur wenn euch klar ist, dass der Weg geräumt werden muss, habt ihr mich richtig verstanden. Euer Haus steht in Flammen! Wenn ich den Leuten sage, dass ihr Haus brennt, und sie erst anfangen darüber nachzudenken, ob das auch stimmt, wie ich das wohl gemeint habe, was ich damit wohl beabsichtige, werden sie kaum noch das Feuer löschen können. Wenn ich sage, dass euer Haus brennt, halte ich keine Predigt, äußere ich keine philosophische Vermutung, sondern will damit sagen, dass ihr das Haus dringend verlassen müsst, fordere ich euch auf, euch was einfallen zu lassen, wie ihr schnellstmöglich da rauskommt.

„Euer Haus brennt!“ ist weder eine These noch eine Debatte, noch ein Streitgespräch, noch ein philosophischer Schluss, sondern nur eine Warnung. Diese Warnung gilt denen, die bereit sind zu handeln, aus dem Haus zu springen. Alles, worüber ich in den nächsten drei Tagen sprechen werde, dient dazu, etwas in euch auszulösen. Bitte vergesst das nicht.

Begreift bitte, dass meine Worte euch dazu anspornen sollen, euch aktiv in die Richtung dessen zu bewegen, was ich sage. Es ist eine Einladung. Meine Feststellungen sind nicht fürs Zuhören, Verstehen oder Philosophieren gedacht. Es handelt sich um eine neue Auffassung von meditativer Praxis, um den Wesenskern meditativer Disziplin.

Zweitens: Nichts wird einfach nur deshalb geschehen, weil wir uns an diesem abgelegenen Ort zu einem Meditation Camp getroffen haben. Alles hängt davon ab, was wir vorhaben: Wozu haben wir uns versammelt? In was für einem inneren Zustand befinden wir uns? Wie stehen wir dazu? So viele Freunde sind hier; einige werden diese äußerst kostbare Chance zu nutzen wissen, andere mögen sie restlos verfehlen. Wir sind es gewöhnt, ein sinnloses Leben zu führen. Bitte gewöhnt euch das in diesen drei Tagen ab.

Zuhause seid ihr eine bestimmte Person. Hört zumindest in diesen drei Tagen auf, diese Person zu sein. Unsere Gewohnheiten sind sehr mechanisch. Immer, wenn ihr morgens aufsteht, sucht ihr sofort nach einer Zeitung. Wenn ihr hier ebenfalls sofort nach dem Aufstehen eine Zeitung braucht, würde ich sagen, dass ihr noch nicht hier angekommen seid, sondern noch da, wo ihr herkommt, weil ihr euch noch genauso verhaltet. Ihr wollt euer Zuhause hierher verpflanzen, ihr wollt weiter so leben wie daheim, hier dieselbe Lebensweise beibehalten wie dort. Ihr wollt eure tägliche Routine abspulen – doch die ist leider mechanisch. Eure Gewohnheiten sind mechanisch; ihr haltet euch an dasselbe Muster. Ihr müsst dieses Muster aufgeben.

Versucht, in diesen drei Tagen wie ein neuer Mensch zu leben und euer Innerstes im Auge zu behalten. Achtet darauf, nicht dieselben Rahmenbedingungen, dieselben Verhaltensweisen wie daheim herzustellen. Wenn ihr euch hier genauso verhaltet, heißt das, dass ihr tatsächlich noch immer daheim seid. Dann ist es reine Zeitverschwendung, hierher zu kommen. Als ihr daheim wart, war das in Ordnung, dann hätte es nichts ausgemacht, wenn eure Gewohnheiten weitergegangen wären wie zuvor.

Vergesst nicht: Wer so auf seine tägliche Routine festgelegt ist, dass er sie keinen Fingerbreit verlassen kann, wird niemals eine spirituelle Revolution erleben. Er bleibt dermaßen verschlossen und verschanzt, dass er nicht genug Mumm hat, rauszukommen. Er will es lieber gar nicht erst versuchen. Das ist so, als würde sich ein Baum in einem Saatkorn verstecken, aus dessen Schale er nicht auszubrechen wagt. Ein solches Saatkorn kann niemals sprießen, kann sich niemals zum Himmel recken, kann niemals blühen.

Wir alle sitzen starr und steif im Kerker unserer Gewohnheiten. Achtet hier vor allem darauf, euch von diesen Fesseln zu befreien. Gewiss, jeder hat eine ganze Reihe kleiner Gewohnheiten, ein eigenes Repertoire an belanglosen Verhaltensmustern, und schon eine winzige Angewohnheit kann die Seele einsperren.

Ich hatte mal einen Freund, der ein berühmter Anwalt war. Er hatte sich angewöhnt, immer dann, wenn er sich bei einem Plädoyer auf einen entscheidenden Punkt konzentrieren musste, mit einem Knopf an seiner Jacke zu spielen. Sobald er mit dem Knopf spielte, konnte er freier denken und kamen ihm frische Einfälle. Einmal hatte er einen leichten Fall vor Gericht, dass er den Sieg schon in der Tasche zu haben schien. Doch der gegnerische Anwalt hatte seine Angewohnheit bemerkt, sobald es gefährlich wurde, mit dem Kopf an seiner Jacke zu spielen. Daraufhin bestach er den Chauffeur meines Freundes, ihm diesen Knopf abzuschneiden.

Der Verteidiger, seine Jacke über die Schulter geworfen, betrat den Verhandlungssaal. Er zieht sie an und hält sein Plädoyer. An einer heiklen Stelle griff seine Hand nach dem Jackenknopf. Aber wo war der Knopf? Sofort standen ihm Schweißtropfen auf der Stirn. Er verlor die Kontrolle über seine Arme und Beine, hielt sich an der Stuhllehne fest und musste sich setzen. Und verlor den Fall! Später erzählte er mir, wie überrascht er gewesen sei, dass ein kleiner Knopf so eine Auswirkung haben konnte. Konnte ein winziger Knopf so eng mit dem Gehirn verbandelt sein? Konnte ein Mensch sich dermaßen von einem Knopf versklaven lassen, dass das Chaos ausbrach, als er ihn verlor?

Wir alle sind in dieser Hinsicht Sklaven. Wenn wir unserm Leben eine andere Richtung geben wollen, dann müssen wir all unsere Gewohnheiten ausrotten. Egal, ob es nur ein Knopf ist oder was auch immer. Bitte bemüht euch in den nächsten drei Tagen ganz bewusst, in diese Richtung zu gehen. Passt auf, dass ihr nicht in dieselben Verhaltensmuster zurückfallt. Während ihr hier seid, braucht ihr weder Zeitung zu lesen noch Radio zu hören oder die Zeit mit Klatsch totzuschlagen. Lasst eure Gewohnheiten in diesen drei Tagen ruhen. Wenn es unter uns Ehepaare gibt, braucht ihr nicht darauf zu bestehen, eure eheliche Beziehung zur Schau zu stellen. Lasst die Gefühle, deren Gefangene ihr daheim wart, lieber drei Tage lang dort. Denn sonst werdet ihr weder euer Zuhause verlassen noch restlos hier sein können.

Es ist einfach, irgendwohin zu pilgern, doch die wahre Pilgerreise spielt sich in euch ab. Dieses Meditation Camp findet nicht in Nargol statt. Wenn dem so wäre, wärt ihr längst eingetroffen. Aber das Meditation Camp wird in euch stattfinden. Eure Pilgerreise geht erst los, wenn ihr im Zustand totaler Bewusstheit seid. Ansonsten können uns Züge überall hinbringen, können uns Straßen überall hinbringen – doch auf eine Reise weg von uns selber können sie uns nicht bringen. Wir nehmen uns immer selber mit. In diesem Meditation Camp ist es wesentlich, dass ihr euch zu Hause lasst. Falls das noch nicht geschehen ist, holt das bitte jetzt nach.

Verhaltet euch bitte in diesen drei Tagen wie ein anderer Mensch – einer, der keine Angewohnheiten oder Verhaltensmuster hat. Versucht, euch eure eigenen Verhaltensmuster, die euch bereits fest im Griff haben, ein wenig bewusst zu machen. Wir haben uns angewöhnt, den ganzen Tag über ununterbrochen zu reden, immerzu weiterzureden; kein Gedanke daran, sich mal still hinzusetzen. Uns ist nicht bewusst, dass alle, die immerzu reden, niemals die höchste Wahrheit finden können. Das bleibt nur denen vorbehalten, die die Stille zu schätzen wissen. Niemand ist je durch jemand anders zur Wahrheit gelangt, und niemand kann sich selber zur höchsten Wahrheit führen, es sei denn, er kennt die Bedeutung von Stille. Wir aber tun nichts anderes, als rund um die Uhr zu reden. Und falls wir mal die Gelegenheit haben ein Weilchen still zu sein, scheint uns die Stille selber nur Probleme zu machen: Uns wird mulmig, wie wir die Zeit rumkriegen können.

Bitte experimentiert mal drei Tage lang mit der Stille. Haltet so viel wie möglich den Mund. Sagt nur das Allernötigste, im Telegrammstil, so als ob ihr für jedes Wort zahlen müsstet. Wer ein Telegramm schickt, macht keine Bandwurmsätze. Er lässt alle unnötigen Wörter weg und begnügt sich mit nur zehn oder vielleicht acht. Er kürzt jedes unnötige, überflüssige Wort. Ein Telegramm mit acht Worten kann mehr ausrichten als ein Brief mit achttausend. Wenn nur notwendige Wörter benutzt werden, wird das Telegramm konzentrierter und wesentlicher, hat es mehr Dringlichkeit und Durchschlagkraft. Je mehr Wörter man braucht, desto mehr verringert sich ihre Wucht, Schärfe und Bedeutung.

Man kann, indem man mithilfe einer Lupe die Sonnenstrahlen bündelt, Feuer entfachen. Je weiter sich die Sonnenstrahlen verteilen, desto weniger können sie zünden. Wenn ihr die Kunst zu schweigen erlernt, entfalten eure Worte eine magische Energie. Ein einziges Wort kann genug Energie hervorbringen, um Feuer zu entfachen.

Wir aber reden ohne Ende, egal worüber, rund um die Uhr. Wir reden über Dinge, die unwichtig sind, die unnütz sind, die niemandem helfen werden. Aber wir reden weiter. Nehmt euch für diese drei Tage vor, kein unnötiges Wort über die Lippen kommen zu lassen. Ihr werdet überrascht feststellen, dass nur ganz wenige Wörter unentbehrlich sind. Da es so wenige davon gibt, dürfte es euch nicht schwerfallen, stundenlang nur zu schweigen. Tatsächlich werdet ihr große Mühe haben, auch nur ein paar wesentliche Wörter zu finden.

Vielleicht ist euch Laotse ja schon ein Begriff … Laotse hat vor zweitausendfünfhundert Jahren in China gelebt. Er machte jeden Tag einen Morgenspaziergang, und dabei begleitete ihn immer einer seiner Freunde. Sobald er kam, begrüßte er Laotse. Nach etwa einer halben Stunde erwiderte Laotse schließlich seinen Gruß. Das war alles, was sie sagten – nur zwei Begrüßungen. Nachdem sie etwa zweieinhalb Stunden durch die Berge gewandert waren, kehrten sie heim.

Einmal brachte der Freund einen Gast mit, und so brachen sie zu dritt zum Morgenspaziergang auf. Unterwegs rief der Gast aus: „Was für ein herrlicher Morgen! Was für eine schöne Jahreszeit!“ Die anderen beiden schwiegen jedoch. Daraufhin zog es auch der Gast vor zu schweigen.

Kaum waren sie wieder heimgekehrt, flüsterte Laotse seinem Freund ins Ohr: „Bring bitte von morgen an deinen Gast nicht mehr mit. Er scheint sehr redselig zu sein. Dass es ein schöner Morgen war, sahen wir schließlich selber. Wozu es also laut sagen? Das war nicht nötig. Wir waren doch alle zugegen, um die Schönheit des Morgens zu genießen. Warum es also noch sagen? Bitte bring diesen Schwätzer nicht wieder mit.“

Macht euch bitte den Unterschied klar zwischen dem, was wesentlich ist, und dem, was unwesentlich ist. Fragt euch bei allem, was ihr tut, ob es wesentlich ist oder nicht. Wenn euch in diesen drei Tagen auffällt, dass ihr im Gehen unnötig redet, dann hört auf der Stelle damit auf. Brecht mitten im Satz ab. Entschuldigt euch dafür, einen Fehler gemacht zu haben – ihr habt unnötigerweise geredet, aus reiner Gewohnheit.

In diesen drei Tagen solltet ihr das Schweigen beobachten. Setzt euch still an diesen geheimnisvollen Strand. Die Bäume hier sind dermaßen schön … setzt euch unter sie. Plaudert nicht, weder mit eurer Frau noch mit einem Freund. Sprecht aber durchaus die Bäume, das Meer an. Bleibt in diesem Camp vollkommen allein.

Denkt an diesen dritten Punkt – das Gefühl, allein zu sein: „Ich bin allein, und nicht unter sechshundert Leuten. Auf dem Weg, den ich eingeschlagen habe – zur Meditation, zur meditativen Lebensweise –, kann mich niemand begleiten.“

Diesen Weg geht jeder allein. Der Weg zum Göttlichen ist nicht für die Masse gedacht; diesen Weg kann nur einer nach dem anderen zurücklegen. Hier sind wir alle miteinander allein. Als Wahrheitssucher hast du keine Verbindung zur Masse. Es gibt hier zwar viele Leute, aber jeder muss die Erfahrung machen, dass er total allein ist. Hier ist niemand bei dir; in diesen drei Tagen musst du so leben, als wärst du total allein. Suche keinen Anschluss. Suche nicht nach deinem Freundeskreis. Sag nicht, dass du unbedingt mit einem Freund zusammen sein musst. Hier gibt es niemanden außer dir, dir selber.

Heutzutage ist die Masse das Hauptproblem. Auf Schritt und Tritt ist jeder von anderen umgeben. Hier dagegen seid ihr total allein. Probiert in diesen drei Tagen mal aus, total allein zu sein, in völliger Abgeschiedenheit zu leben. Allen, die in der Masse bleiben, bleibt die Tür immer verschlossen. Die Tür öffnet sich nur für den, der die Fähigkeit hat, allein zu bleiben. Wenn ihr heut Abend zu Bett geht, behaltet dieses Gefühl des Alleinseins bei. Schlaft, als wärt ihr total allein. In diesem riesigen Gelände gibt es niemanden außer dir. Wickelt euch im Schlaf in eine Decke stillen Alleinseins. Und wenn ihr morgen früh aufsteht, haltet dieses Gefühl totalen Alleinseins in euch lebendig.

In Wahrheit ist der Mensch allein. Wir werden allein geboren und wir sterben allein. Dazwischen haben wir eine gewaltige Masse vor Augen. Das gibt uns das Gefühl, dass jemand bei uns sei. Körper berühren Körper, also meinen wir, jemand sei bei uns. Worte werden gewechselt, also meinen wir, jemand sei bei uns. Aber niemand ist bei irgendeinem anderen. Auf dieser Reise ist man total allein. Niemand leistet einem andern Gesellschaft.

Lasst den Gedanken, dass ihr total allein seid, wenigstens diese drei Tage lang tief in euch einsinken. Die Erinnerung hieran wird eine starke Auswirkung auf euch haben; dann wird sich in euch jedes Mal, wenn euch einfällt, dass ihr total allein seid, ein mysteriöses Schweigen ausbreiten. Zur Kommunikation kommt es erst, wenn jemand anders bei euch ist; zu einer Beziehung kommt es erst, wenn der andere da ist. Streit, Freundschaft, Feindschaft entsteht nur, wenn der andere existiert. Es ist also nicht verwunderlich, dass euch, wenn ihr total allein seid, ein reines Schweigen überwältigt.

Schweigen ist der Schatten des Alleinseins. Lasst in diesen drei Tagen das Gefühl des Alleinseins bis in euer Innerstes sinken. Unterbrecht nicht das Schweigen der anderen. Brecht nicht das Schweigen eines anderen. Wenn jemand ruhig unter einem Baum sitzt, nähert euch ihm nicht. Selbst wenn ihr euch zufällig jemandem nähert, geht sofort weiter. Gebt jedem die Chance allein zu sein. Denkt daran.