Silicon Wahnsinn - Katja Kessler - E-Book

Silicon Wahnsinn E-Book

Katja Keßler

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Beschreibung

"Wir waren gerade zehn Jahre verheiratet. Andere Ehefrauen bekommen da ja gern einen Ring, eine Reise oder einen neuen Busen spendiert. Mir schenkte mein Kerl mal eben ein neues Leben." Als ihr Mann für ein Jahr ins kalifornische Silicon Valley muss, sagt Katja Kessler ihrem gemütlichen Leben in Potsdam kurzentschlossen Tschüss und findet sich über Nacht mit vier kleinen Kindern und sieben großen Koffern in einem Mini-Apartment am Highway wieder. Mit einem Mal heißt Alltag: Kolibris vor dem Küchenfenster, der Duft von Eukalyptus in der Luft, Popo-Vermessungs-Roboter in der Jeans-Abteilung. Aber schnell wird auch klar: Mist! Hier läuft leider gerade verdammt viel schief ... Wie es ist, im Land der unbegrenzten Möglichketen an eigene Grenzen zu stoßen, warum Glück ein Gast ist, der gern durch die Hintertür kommt – Katja Kessler erzählt. Mitreißend und saukomisch. "Beim Reisen lernst du vieles kennen. Zum Beispiel dich selbst."

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Das Buch

»Wir waren gerade zehn Jahre verheiratet. Andere Ehefrauen bekommen da ja gern einen Ring, eine Reise oder einen neuen Busen spendiert. Mir schenkte mein Kerl mal eben ein neues Leben.« Als ihr Mann für ein Jahr ins kalifornische Silicon Valley muss, sagt Katja Kessler ihrem gemütlichen Leben in Potsdam kurzentschlossen Tschüss und findet sich über Nacht mit vier kleinen Kindern und sieben großen Koffern in einem Mini-Apartment am Highway wieder. Mit einem Mal heißt Alltag: Kolibris vor dem Küchenfenster, der Duft von Eukalyptus in der Luft, Popo-Vermessungs-Roboter in der Jeans-Abteilung. Aber schnell wird auch klar: Mist! Hier läuft leider gerade verdammt viel schief ...Wie es ist, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten an eigene Grenzen zu stoßen, warum Glück ein Gast ist, der gern durch die Hintertür kommt – Katja Kessler erzählt. Mitreißend und saukomisch.

»Beim Reisen lernst du vieles kennen. Zum Beispiel dich selbst.«

Die Autorin

Dr. Katja Kessler, geboren 1969 in Kiel,ist Zahnärztin, Journalistin und Bestsellerautorin – u.a. Herztöne, Das Mami Buch und Der Tag, an dem ich beschloss, meinen Mann zu dressieren. Kessler ist mit dem Gesamtherausgeber der Bild-Gruppe, Kai Diekmann, verheiratet. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in Potsdam.

Katja Kessler

Wie ich mal mit Schatzi nach Kalifornien auswanderte

Marion von Schröder

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Zum Schutz von Personen wurden Namen, Biographien und Orte zum Teil verändert und Handlungen, Ereignisse und Situationen an manchen Stellen abgewandelt.

Wir danken den Rechteinhabern für die Erlaubnis zum Abdruck der Abbildungen. Trotz intensiver Bemühungen war es nicht möglich, alle Rechteinhaber zu ermitteln. Wir bitten diese, sich gegebenenfalls an den Verlag zu wenden.

Die Zitate auf den Seiten 39, 402 und 403 stammen aus »Harry Potter und der Stein der Weisen«.

Alle deutschen Rechte bei Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 1998

Deutsche Übersetzung: Klaus Fritz

Originaltextcopyright © Joanne K. Rowling 1997

Marion von Schröder ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH

ISBN 978-3-8437-0943-9

© 2014 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten

© der Illustrationen: semper smile Werbeagentur, München

© der Fotos: Kai Diekmann

Alle Rechte vorbehalten.

Unbefugte Nutzung wie etwa Vervielfältigung,

Verbreitung, Speicherung oder Übertragung

können zivil- oder strafrechtlich

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E-Book: LVD GmbH, Berlin

Meinem Vater

Es ist sieben Uhr abends, Pacific Standard Time.

Ich sitze auf blauem Kunstleder in der neonbeleuchteten, überfüllten Notaufnahme des Stanford Emergency Room. Ich habe meinen Sohn Caspar im Arm. Er wimmert.

Ein paar Stühle weiter eine schlecht gefärbte Blondine, die nach Alkohol und Pizza riecht. Und zwar nach einer Pizza, die sie bereits gegessen hat. Auf dem Kopf ein Handtuch, unter dem heraus es plitsch, platsch, plitsch macht. Rote Spritzer auf beigem Linoleum.

»Mama?«, will Lilly, die Jüngste, wissen und zeigt mit dem Finger. »Was hat die Frau da? Warum blutet die?«

»Die war nicht lieb zu ihrem Haustier«, antworte ich und stopfe das Gesicht meiner Vierjährigen in meine Ellenbeuge.

»My cat fell on my face«, hat die Frau der Krankenschwester am Empfang zugelallt. Wenn ich die tiefen Fleischwunden so sehe, denke ich: Der ist nicht ihre Katze aufs Gesicht gefallen, die hat ein Puma auf zwei Beinen erwischt.

»Wie lange dauert das denn noch?«, will Caspars kleiner Bruder Kolja wissen. Er ist gerade in die Schule gekommen und kann noch nicht die Uhr. »Geht gleich weiter«, lüge ich.

Ich suche Yellas Blick und drücke ihre Hand. Oder drückt sie meine? Sie ist erst zehn, aber sie sitzt da, kerzengerade, wie eine kleine Soldatin.

In meinem Kopf pocht es, als ob da die Handwerker wären. In den letzten sechsundneunzig Stunden habe ich nur zwanzig Stunden geschlafen.

»Ahhh …«, weint Caspar.

Vor vier Tagen noch war ich eine glückliche Ehefrau, Mutter und Kaninchenhalterin aus Potsdam. Jetzt sitze ich hier ohne Plan, mit einem Knochenbruch und vier kleinen Kindern zehntausend Kilometer von zu Hause entfernt zwischen lauter Figuren, wie sie auch in Nightmare on Elm Street mitspielen könnten.

Wo ist mein Kerl?

Wo ist mein Leben?

Wie konnte ich nur in diesen Schlamassel geraten?

Alles begann an einem Maiabend vor drei Monaten mit einem »Duhu?«.

Wir waren gerade zehn Jahre verheiratet. Andere Ehefrauen bekommen da ja gern einen Ring, eine Reise, ein paar neue Brüste spendiert. Mir schenkte mein Kerl mal eben ein neues Leben. Wusste ich natürlich da noch nicht.

Alles, was ich hörte, war: »Duhu?« Schatzis verbales Zäpfchen. Mit ihm führt er gern neue Dinge ganz sanft ein. Sie flutschen quasi in unser Gespräch, in unsere Beziehung, in unser Leben.

»Duhu? Es könnte sein, dass ich für einige Zeit nach San Francisco muss …« Schatzi kam gerade frisch von der Schicht. Er arbeitet in einem Buchstaben verarbeitenden Unternehmen.

Nun hat der Kerl schon diverse ›Duhus‹ auf seinem Konto: Mal ein paar Monate Polen, als ich gerade mit Caspar schwanger war. Mal ein Umzug nach Berlin, da hatten wir soeben unser frisch saniertes Häuschen in Hamburg bezogen. Der Mörtel war sozusagen noch am Trocknen. Mit »Duhu?« und kugelsicherer Weste ist er auch schon nach Afghanistan geflogen.

Kurz: Mit Schatzi zusammen zu sein heißt, ohne ihn zu sein. Ich bin Profi-Strohwitwe. Seine Nettoverweil­dauer in meinem Leben liegt in schlechten Wochen unter der unseres Postboten. Wir führen eine sehr moderne, sehr glückliche, sehr verliebte, sehr leidenschaftliche Ein-Personen-Ehe, in der ich mit mir selbst verheiratet bin und mein Mann mich ab und an besuchen kommt. Mit dieser Technik schaffen wir auch die Goldene.

Schatzi ist meine große Liebe. Ich kann großartig mit ihm lachen. Und manchmal noch besser über ihn. Er sagt sich dann immer: ›Happy wife, happy life.‹ Er ist ein typischer Typ: Er liebt schlechte Filme, er isst nur, was er kennt. Und er hat null Ahnung von Mode. Aber er bemüht sich. Er mag zum Beispiel Uggs. Fragst du ihn, warum, wird er sagen: »Wegen der roten Sohle!«

Wie gesagt: Schatzi ist keine Sonderanfertigung, eher der Mann von der Stange. Aber als ich ihn seinerzeit anprobierte, passte er mir gleich. Seit dem Abend unseres Kennenlernens sind wir zusammen. Am zweiten Abend beschlossen wir, ein Kind miteinander zu bekommen. Ganz oder gar nicht. Ich bin nicht die mit dem großen Lebensplan, ich glaube ans Springen. Schatzi macht gerne Pläne – jeden Tag neue. Positiv gesprochen, es wird nie langweilig bei uns.

Streiten wir uns, bin ich diejenige, die schmollt, und Schatzi ist der Brummer an der Scheibe, der nicht so ganz begreift, warum’s hier jetzt grad nicht weitergeht. Ich brauche meine Zeit. Aber als kluge Frau, für die ich mich halte, bin ich immer wieder bereit, Schatzi zu verzeihen, dass er nur ein Mann ist. Es gibt eine Maxime in unserer Ehe, die lautet: Jeder kann gern machen, was ich will.

Was würde es nun bedeuten, wenn Schatzi nicht nur weg wäre, sondern ›wegweg‹? Auf der anderen Seite der Erdkugel?

Ich deutete es schon an: So ein Kerl bringt nicht nur Liebe und Licht in dein Leben, er ist auch betreuungsintensiv. Einmal pro Woche greift meiner sich an die Kehle und röchelt: »Ich glaub, mich hat’s erwischt!« Man könnte meinen, es spricht ein Soldat im Schützengraben, dabei kratzt es nur ein bisschen im Hals. Nach dem Husten, der nicht kommt, ist vor dem Schnupfen, der ausbleibt. Ich glaube, dem Grippevirus bei Axel Springer müssen sie mal kündigen. Der macht eine Menge Überstunden, bei denen nichts rumkommt.

Nun habe ich vier Kinder zu versorgen, ein Haus, einen Haufen Kaninchen, eine Omi, zweihunderttausend Bienen. Da ist mein Job. In der Kernzeit zwischen Montag und Sonntag brauche ich eigentlich gar keinen Mann. Zumal ich zu Hause zwei Bonsai-Schatzis rumlaufen habe. Jede Jungsmutter weiß um die Problematik: Noch zu klein, um über die Klobrille zu gucken, aber schon im Stehen pinkeln wollen.

Und wenn ich doch emotionale Entzugserscheinungen bekäme? Soll ja passieren, selbst nach zehn Jahren Ehe. Mit Sicherheit gäb’s da was in der Apotheke, das hilft: ein Spray, ein Inhalator, ein Pflaster. So nicorettemäßig eben.

»Hey, weißt du was?«, rief ich. »San Francisco find ich cool! Mach das!«

»Na? Wie schaut’s aus, schon was Neues gehört?«, hatte ich jetzt schon siebenunddreißig Mal nachgehakt. Auch das ist typisch Schatzi: Er beherrscht die Kunst des Nicht-Redens, so dass du plötzlich meinen könntest, es sei dein Projekt, nicht seins.

Und bislang hatte ich ein ganzes Füllhorn von Antworten bekommen. Mal hatte es geheißen: »Nö, ich glaub, das ist alles abgeblasen!« Dann der Salto rückwärts: »Noch ist nichts sicher, aber könnte sein, dass ich doch nach San Francisco muss!« Gefolgt von einem dreifach eingesprungenen Rittberger-Lutz mit Doppelpirouette: »Also, San Francisco ist vom Tisch, wir reden jetzt über Palo Alto.«

Palo wie?

Alto wo?

Ich hatte schnell mal gegoogelt:

… 50 Kilometer südlich von San Francisco … Silicon Valley … IT-Hochburg … Apple, Microsoft, Hewlett-Packard, Google, Skype, PayPal, Facebook, Wikipedia …

Gott! Das klang nach vielen blassen Brillenträgern. Was für eine Nerd-Hölle. Mich würden da ja keine zehn Pferde hinbringen. Ich gebe zu, ich war etwas enttäuscht. In meinem Kopf gab’s den fertigen Kalifornien-Film: Schatzi auf dem Surfbrett. Ein bisschen mein Traum, den er für mich leben sollte. Ich finde das legitim. Wir leben im dritten Jahrtausend. Da kann dein Mann das Baby kriegen. Wie bei den Seepferdchen.

Und so ganz langsam waren auch die Restinfos gekleckert gekommen: »Wir fahren zu dritt!«, war eine. »Mitte September geht’s los!«, die nächste. »Wird wohl ein halbes Jahr werden!«, die aktuell letzte.

Peter und Martin hießen Schatzis Mitstreiter. Verschwörerstimmung hing in der Luft. Entzückend, die drei miteinander telefonieren zu hören. Wie Mädels, die zum Ponyhof wollen und vorher klären, wie viele T-Shirts man braucht und wer den Fön mitnimmt. Dann wieder gab’s Momente, da konnte man meinen, es geht in den Krieg.

»Duhu?«, hatte Schatzi wissen wollen. »Was meinst du, sollte ich mir den Kopf scheren?«

»Klar, mach mal.«

Ich saß da und überlegte, wie unser zukünftiges Familienleben aussehen könnte. Es geht doch nichts über das gute alte Vektorendiagramm.

Schatzi könnte jedes achte Wochenende geflogen kommen: Pfeil nach rechts. Mit Abzweigung nach oben, sollte die Zeit knapp sein und wir uns in der Mitte, zum Beispiel Neufundland, treffen müssten.

Ich würde auch ab und an ins Flugzeug steigen: Pfeil nach links. Mit direkter Umkehroption. Konnte ja immer passieren, dass zwischenzeitlich zu Hause die Masern ausbrachen.

Auf jeden Fall würde ich auch immer ein Kind mitnehmen: vier Kullern.

Und wer passte auf, wenn ich nicht da war? Klar. Omi.

Nach meiner Rechnung war Lilly, die Vierjährige, in der zweiunddreißigsten Woche das erste Mal mit Papa-Besuchen dran. Konnte sie sich ja schon mal losfreuen. Schatzi, sonst ganz der markige, ostwestfälische Suppenknochen, fing ein wenig an zu schlucken bei der Vorstellung, seinen blonden Augenstern so wenig zu sehen. Lilly legte aber gleich mal ihre Patschehand an seine Wange und meinte: »Nicht traurig sein, Papa, wir können doch telenovieren!«

Das war der Moment, in dem ich ein wenig unsicher wurde: »Machen wir das alles richtig?«

»Tja, was meinst du?«, kam es zurück. Mit Männern ist es ja gern mal wie auf der Hundewiese. Du wirfst das Stöckchen, er apportiert. Schatzi guckte mich fragend an. Dann schob er nach: »Ganz ehrlich! Du musst sagen, ob dir alles zu viel wird. Ich bin da völlig frei. Wir können alles absagen.«

Guten Tag, Schwarzer Peter. Und die nächsten dreißig Jahre würde mein Kerl abends neben mir im Bett liegen und mit Dackelblick Kalifornienreiseführer lesen. Oder das Buch Mit dickem Fell auf die Reise zu Authentizität und Selbstverwirklichung. Männeremanzipation liegt ja sehr im Trend.

Dann kam dieses heiße Juni-Wochenende.

Wasser, Heilandskirche, Nudistenpimmel, Schilf, Reiher, Aldi mit Bootsanleger, Wind, japanische Touristen, springende Fische, Seerosen, Plattenbau: Sommer in Potsdam ist so, als wenn Renoir gesoffen und ein paar Stilelemente durcheinandergekriegt hätte.

Wir waren zu einer Taufe eingeladen und tuckerten mit dem Wassertaxi über den Jungfernsee: »Yella, Caspar, Kolja, Lilly, ist das nicht schön?«, rief ich.

Neben mir an Deck: Gert, unser Freund und Nachbar, der bis heute nicht wahrhaben will, dass er einen seidenen Bademantel besitzt, in dem ich ihn mal zum Postkasten hab schlurfen sehen.

»Tja, ich weiß nicht«, meinte Gert leicht blutarm, nachdem ich ihm bestimmt fünf Minuten begeistert von unseren Pendelplänen erzählt hatte: »Habe ich das richtig verstanden? Kai muss für zehn Monate in die USA – und ihr bleibt alle hier?« Er guckte mich durch seine randlosen Brillengläser skeptisch an. »Zehntausend Kilometer, neun Stunden Zeitverschiebung? Ich glaube, dir ist noch nicht ganz klar, was das bedeutet, Katja. Dein Mann wird morgens aufstehen, wenn du gerade die Zahnbürste im Mund hast und ins Bett willst. Das wird nix.«

Na toll, da hatte ich es mir gerade mit meinem Plan so richtig kuschelig eingerichtet und dann kam dieser Gert und stellte alles auf den Kopf.

Also, ich muss es jetzt hier mal loswerden: Dieser Gert hat echt was Lästiges. Nicht zum ersten Mal fiel mir störend auf, dass er nie die Antworten gab, die man ihm zugedacht hatte. Konnte er nicht einfach sagen: ›Toll. Ich bin beeindruckt!‹?

»Also, ich wüsste ja, was ich täte.«

Nun bin ich eine Expertin für Männerkonjunktiv. Ich hab einen Typen zu Hause, der spricht nur so: ›Katja, wenn ich wüsste, wo die Schuhe der Kinder sind, könnte ich dir dabei helfen, ihre Füße zu suchen.‹ Fauler Sack.

In diesem Fall war mir aber nicht ganz klar: »Soll Kai das lassen oder soll ich mit?«

»Quatsch!« Gert tippte sich an die Stirn. »Natürlich gehst du mit. Das ist doch gar keine Frage. Kai geht doch nicht alleine. Das müsst ihr selbstverständlich als Familie machen. Ich glaube, da bist du gerade echt auf einem falschen Trip.«

Wie redete der mit mir?

Wo war Schatzi? Der sollte ihm mal ordentlich auf die Füße treten.

»Mach dich doch jetzt mal frei, Katja. Denk andersrum! Kalifornien. Wie großartig. Was für eine Chance!EINS zu EINERMILLION.« Er redete, als wäre er in der Hotline und aufgefordert: ›Sprechen Sie jetzt – Ziffer für Ziffer!‹ Er guckte wie ein Röntgengerät: »Hast du schon mal im Ausland gelebt?«

»Nein.«

»Und warum nicht?«

»Hat sich nicht ergeben.«

»Hättest du denn Lust, im Ausland zu leben?«

»Klar. Will ich mit dem Katamaran durch die Südsee? Wer will nicht mal im Ausland leben? Das ist doch ein Traum von der Stange.«

»Und warum machst du’s denn dann jetzt nicht?«

»Also, das ist doch klar. Die Kinder müssen zur Schule. Wir haben das Haus. Das lohnt doch alles nicht für ein Jahr. Das ist nur Stress, das kostet eine irre Kohle. Da kann man sein Geld ja gleich verbrennen.«

Gert guckte wieder mit seinem Gert-Spezial-Blick: »Weißt du, es gibt doch diesen klugen Satz: Nicht weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie unerreichbar.«

Und dann meinte Gert noch: »Prost! Auf die Taufe!« Er grinste schelmisch. Altes Schlitzohr.

Mitgehen?

Was sollte der Mehrwert sein? Spinnt dieser Gert?

Hin und zurück in einem Jahr? Die Kinder von der Schule runter – rauf auf eine neue Schule? Dann wieder runter? Das ganze Klamotteneingepacke? Der gigantische Organisationskrempel? Ich kriegte schon Zustände, wenn ich nur daran dachte. Was war mit meinem Beruf?

Gert hatte leicht reden. Er war ein Mann.

Ich war jetzt dreiundvierzig. Jenes Alter, in dem du als Frau anfängst, deinen Dispo im Griff zu haben, aber dafür das Östrogen in die Miesen rutscht. In dem die Höschen größer werden, die BHs nicht. In dem du feierst wie immer. Aber ganz anders am nächsten Tag in Essig liegst. In dem du dich nicht mehr nur für Birkin Bags interessierst, sondern auch sehr für Zahnfleischtaschen. In dem du keine Babys mehr im Arm hältst, sondern fortan bevorzugt Hunde.

Es gab tausend Gründe zu denken: Für die Revolution bin ich zu alt. Für meinen Geschmack mussten es nicht mehr die ganz großen Veränderungen sein. Reichte, wenn bei meinem Lieblingsitaliener ab und an die Speisekarte wechselte. Ich war zufrieden, dort wo ich war: zu Hause.

Nach vier Umzügen in zehn Jahren war ich endlich angekommen in meinem Leben – in unserem Häuschen mit Garten in Potsdam.

Auswandern? Wie gesagt: Super Sache! Unbedingt machen. Im nächsten Leben. Das hier war schon voll.

Albert Schweitzer hat mal gesagt: Viele Menschen wissen, dass sie unglücklich sind. Noch mehr Menschen wissen nicht, dass sie glücklich sind.

Das sollte mir nicht passieren.

In meinem Rücken blubberte ein Goldfischaquarium. Aus den Boxen plätscherte es fernöstlich.

Schatzi und ich saßen bei Chi-Hoa Phung, unserem Lieblingschinesen. Wichtige Dinge habe ich mit ihm noch nie bei Schampus und Kerzenschein besprochen. Es hat sich gezeigt: Fettige Frühlingsrollen und Bier schärfen den Blick.

»Schatzi, hör erst mal zu, bevor du sagst, dass es nicht geht«, fing ich an. »Ich habe da jetzt sehr, sehr, sehr lange drüber nachgedacht. Ich weiß, es ist Wahnsinn. Und sicherlich auch nicht der einfachste Weg. Aber ich glaube, der beste. Für die Kinder. Und auch für mich. Ich möchte mit nach Kalifornien.«

Schatzi hätte fast seine Frühlingsrolle über den Tisch gespuckt. Den Blick kannte ich. Aus dem Kreißsaal. Da hatte die Hebamme Schatzi seinerzeit zur Geburt seines Sohnes gratuliert: »Prima, Herr Diekmann, Frau und Kind wohlauf. Sie können gleich zu dritt nach Hause!« Da war Schatzi auch ganz blass geworden. So Neugeborene sind ja dann doch etwas stressig für frisch gebackene Papis. Immer musste man sich merken, wo bei denen oben war und wo unten. Einfach Hightech. Und zu Hause warteten auch schon die Kumpels und der Kühlschrank voller Bier. Das Babypinkeln ausfallen lassen, weil das Baby da ist? Das ist ein schwieriger Umdenkprozess für so eine Bielefelder Lokomotive auf der Schiene. Als dedicated daddy, der seine kleine Familie von Herzen liebt, hatte Schatzi die nächsten zwanzig Jahre natürlich auch schon komplett durchgeplant. Einmal um die Erde zu ziehen war da nicht vorgesehen.

»Bist du dir sicher? Ich mein, du weißt, gut und gut gemeint sind oft zwei ganz verschiedene Dinge. Das heißt wirklich, noch mal ganz von vorne anfangen.«

Ich glaube, bei uns läuft das wie in jeder gut funktionierenden Ehe. Wir reden nicht, wir tauschen Floskeln. Und haben dabei ganz tolle Gespräche: ›Hör erst mal zu‹, ›gut und gut gemeint‹, ›darüber müssen wir noch mal in Ruhe reden‹. Eigentlich könnten wir auch vorspulen bis zu dem Punkt, an dem Schatzi fragt: »Und wer kümmert sich?« Wie jeder Mann lebt er nämlich mit der großen Sorge, seine Frau könnte sich alle Arbeit unter den Nagel reißen und es bliebe nicht genügend Verantwortung für ihn übrig. Das Vorspulen hätte auch den Vorteil: Ich käme schneller in die Badewanne und Schatzi zu seinem DVD-Bildungsprogramm: Monster Worms versus Killer Shark – die Rache. Zum Beispiel.

Schatzi guckte sorgenvoll. Wenn es nach ihm ginge, würde er seine ganze Familie in Bernstein gießen wie fünf Fliegen und auf seinen Schreibtisch stellen. Er nahm seine Brille ab und begann sie am Bügel zu kreiseln. »Gut …«, meinte er, »lass mich mal ein paar Stunden nachdenken.«

Jetzt saß ich hier also an meinem Schreibtisch und ging meiner neuen Lieblingsbeschäftigung nach: To-do-Listen schreiben. Wie mach ich das denn jetzt mal mit dem Auswandern? Punkt eins bis dreiundzwanzig:

Wirft man wie in diesen altmodischen Hollywoodfilmen weiße Bettlaken über die Möbel und lässt die Rollläden runter?

Kommen seltsame Dinge aus dem Klo gekrochen, wenn du nicht mindestens einmal pro Woche an der Spülkette ziehst?

Was ist mit OMI? Dem Fleisch in der Kühltruhe? Den Häschen, den Bienen, dem Pony? Aufessen, aufheben, verschenken, zwischenparken, in Pension geben?

Wer mäht den Rasen? Wer leert den Postkasten?

Premiere-Abo kündigen? Kommen wir da überhaupt raus?

Ballettkurs kündigen? Kommen wir da je wieder rein?

Wo sind unsere Impfpässe?

Haben wir genügend Koffer?

Wollen wir eine Abschiedsparty? Was, wenn da dann alle stehen wie Trauernde in der Aussegnungshalle und sich goldige Katja-&-Kai-Anekdoten von früher erzählen, als wären wir tot? Dabei wollen wir nur auswandern.

Nach dem Chinesen war Schatzi zur Klausurtagung vor dem Fernseher verschwunden. Und hatte bei Wenn die Gondeln Trauer tragen offensichtlich grundlegende Antworten auf drängende Fragen bei Lebenskrisen gefunden. Jedenfalls kam er anschließend ins Bett, gab mir einen langen Kuss und erklärte: »Ich freu mich.«

Tausend Dinge mussten nun angeleiert und in Erfahrung gebracht werden. Alles möglichst heimlich, damit ich auch möglichst heimlich scheitern konnte. Schatzi schusterte ich gleich mal all die öden To-dos zu, auf die ich keine Lust hatte. Visa beantragen, Auto abmelden, Müllabfuhr abbestellen. Diese Sachen. Natürlich moserte Schatzi ein bisschen, wäre ja sonst nicht Schatzi: »Ich kann mich aber nicht um alles kümmern!« Dabei musste er mir dankbar sein. Ich übernahm nämlich Dinge, die er noch viel schrecklicher findet: mit den Kids zum Kinderarzt, zum Beispiel, um ihnen Körperflüssigkeiten abzapfen zu lassen. Die US-Behörden forderten nämlich einen Blei-Check im Blut. Oder Kleiderschränke durchprobieren. Motto: Passt das Höschen, geht das Blüschen? Musikalisch untermalt von Gejaule: »Ich mag keine Knöpfe!«, »Ich hasse diese Hose!«, »Warum machen wir das hier? Was soll das?«

Schatzi liebt seinen Nachwuchs zwar heiß und innig, aber die Wartungsarbeiten daran, wie gesagt, die machen ihn völlig fertig.

Schon am ersten Tag war mein Schreibtisch komplett übersät gewesen mit Memo-Zetteln, es klebten überall Post-its. Ich verlor die Übersicht über die Übersicht. Gestern war mir die Idee gekommen: Ich schicke mir selbst SMS und E-Mails. So konnte ich unterwegs sein, und meine Gedanken machten es sich schon mal auf dem Rechner bequem. Nichts ging verloren.

Freunde erzählten uns von ihrem Bekannten, der auf Long Island vom Fahrrad gefallen und sich den Arm gebrochen hatte. Drei Tage und eine OP später war er mit einer 40 000-Dollar-Rechnung entlassen worden. Übernahm natürlich keine deutsche Kasse. Wie also richtig versichern? Insbesondere Caspar, unser Aua-Kind, lässt ja ungern eine Beule aus. Und man will ja mit gesundem Kind, aber nicht pleite zurückkommen.

Auch die Visa-Anträge hatten es in sich. Es gibt siebzig verschiedene, ein verwirrender Buchstaben-Kürzel-Kosmos, man weiß gar nicht, für was man sich zuerst bewerben soll. ›O‹ für Model? ›R‹ für angehende Nonne? ›U‹ für Person im Zeugenschutzprogramm? Klang alles schick. Schatzi hatte schon vor vier Wochen ›L1‹ beantragt.

»Ist das ein Geschmacksverstärker?«, frotzelte ich.

»Nein, Austausch-Visum für Firmenmitarbeiter!«, belehrte er mich wichtig, als handelte es sich um einen Orden.

Das Späßchenmachen verging mir, als ich merkte: Für mich ist das alles andere als ein »Wünsch dir was« hier. Wie die Dinge lagen, kam nur ›L2‹ in Frage. Eine Art Blind­darm­­ausstülpung von ›L1‹, man kann es nicht anders sagen. Ich war nur so lange aufenthaltsberechtigt, wie ich meinen Kerl an der Seite hatte. Den musste ich also an die kurze Leine legen. Und die Chance ergreifen, Hollywoodstar zu werden in den kommenden zehn Monaten, konnte ich auch nicht: Mit ›L2‹ darfst du nämlich nicht arbeiten. Shit. Dabei hätte ich noch Zeit gehabt für eine Hauptrolle neben George Clooney.

Überhaupt wurde schnell klar: So cool, wie wir Deutschen uns finden, finden uns die Amerikaner noch lange nicht. Nicht klar, ob ich überhaupt ein Visum bekam: Seit Nine Eleven sind die Auflagen drastisch. Du musst in die Botschaft zum persönlichen Interview. Dort sitzt ein Mitarbeiter hinter Panzerglas, spezialisiert auf Immigrationsschummelei, dem du versicherst, dass Deutschland ein lovely country ist. Und du fragst dich, ob er das vielleicht etwas kritischer sieht.

»Du, Mama?«, stand Kolja plötzlich neben mir am Schreibtisch. Mein kleiner Spring-ins-Feld. Kommt gern mal für zwei Krauleinheiten angelaufen und dann, hopp, wieder über alle Berge: »Iß Angela Merkel eigentlich auch ßefin von Deußland, wenn Krieg iß?«, wollte er wissen. Vier Milchzähne hatten quasi über Nacht gekündigt. So hat jeder seine Sorgen.

»Ja, ich denke.«

»ßo wie Hitler?«, hakte Kolja nach.

»Na ja, fast.«

Ich guckte meinem kleinen Mann fest in die Augen. »Du? Kolja?«

»Ja, Mama?« Er guckte irritiert, weil ich nichts sagte. Um dann schon mal vorsorglich zu erklären: »Alßo, ich war lieb! Ich hab NICHTS gemacht.«

»Ja, ich weiß.« Ich zog ihn an den Armen zu mir heran. »Sag mal, wie fändest du das eigentlich, wenn wir zusammen mit Papa nach Amerika umziehen?«

Kolja zog die Brauen zusammen und dachte einen Augenblick nach: »Gibt eß da auch Legoß?«

»Ja, da gibt es auch Legos.«

»Ja, okay. Ich komm mit.« Zack! Im Sack. So leicht kann’s gehen.

Abends zwischen Zähneputzen und TKKG-CD war Caspi fällig. Im Gegensatz zu seinem kleinen Brüderchen schnallte der allerdings sofort, was die Stunde geschlagen hatte. Ganz Papis Sohn eben. »Wie? Krieg ich jetzt keinen Laptop mehr?«, wollte er wissen und guckte völlig entsetzt zwischen seinem Erzeuger und mir hin und her.

»Aber na klar doch, Caspi!«, log ich. »Mach dir mal keine Sorgen! Natürlich kriegst du den Laptop. Wir essen immer Pommes und gucken uns Mammutbäume und See-Elefanten an. Genau wie Urlaub ist das.«

»Richtig, Mama hat recht!«, nahm Schatzi Fahrt auf. Wir saßen zu zweit am Piratenbett unseres Sohnes. »Wie Urlaub!«, echote er. »Und weil der so lang ist, der Urlaub, geht ihr sogar mal zwischendurch zur Schule!«

Caspar guckte, als wollte er fragen: ›Seid ihr beide plemplem?‹

Und ich dachte: Danke auch. Immer dasselbe! Da besprichst du mit deinem Kerl vorher: ›Hier müssen wir ein bisschen klug vorgehen!‹ Und unter ›ein bisschen‹ versteht er ›ein bisschen‹. Am besten, ich drückte Schatzi in Zukunft vor wichtigen Talks mit seinen Kids ein Drehbuch in die Hand. Oder ließ ihn gleich auf seiner Fernsehcouch.

Es gab ein Riesenproblem. Yellas Pony. Das hörte auf den Namen Mister Carlos. Wenn’s denn hörte. Ein widerborstiger, felltragender Verdauungstrakt mit vielen langen Haaren vorne und noch mehr langen Haaren hinten, Fachbücher nennen das auch Shetlandpony. Yella hatte ihn nach vier Jahren Bitten und Betteln zum zehnten Geburtstag bekommen. Für sie war es die große Liebe, für mich auch irgendwas, hm – das kleinere Übel? Wer ein reitbegeistertes Kind hat, kennt die Steigerungsform: Wir fahren einmal pro Woche/wir fahren fünfmal/wir hängen die ganze Woche von mittags bis abends im Stall. Und du denkst dir als Eltern: Dann aber bitte mit Hand und Fuß. So war Carlos zu uns gestoßen und ignorierte seither stur, dass wir große reiterische Hoffnungen in ihn setzten. Carlos machte, was Carlos wollte. Du sagtest ›brr!‹, er machte ›hü!‹. Möglicherweise lernen Mädchen da schon mal für die Ehe.

Also, was sagten wir jetzt dieser zehnjährigen Träumerin, die quasi schon als Embryo angekündigt hatte, in die Pferdehochburg Aalen ziehen zu wollen, um Pferdepflegerin zu werden? Der alles egal war, Hauptsache Stall? Die nur deswegen wusste, wie Kämmen und Flechten geht, weil auch der Gaul immer Zöpfchen brauchte? Die alle Labels dieser Welt kannte – sofern sie Trensen und Pferdedecken herstellten?

Zu meiner Überraschung stieg Yella überaus fröhlich und guter Dinge in den VW-Bus, als ich sie an diesem Sommerferienmorgen bei ihrer Freundin Paulina abholte. Lag natürlich an unserer Erziehung: Kinder stark machen. Und eventuell auch daran, dass ich ihr, ähm, noch nichts gesagt hatte. Seit fünf Tagen lauerte ich nun auf den richtigen Moment.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und versuchte es für den Anfang mal mit der halben Wahrheit. ›White lie‹ heißt das in Amerika: »Nun, Yelli, du weißt ja: Papa muss für ein Jahr nach Amerika. Und wir haben jetzt mal so überlegt für uns – nur so als Idee –, wie es wäre, wenn wir vielleicht alle mitfahren …«

»Ja, und?«, guckte mich Yella neugierig an.

»Na ja, und du kannst dir ja vielleicht vorstellen, so ein Pony kannst du nicht einfach in den Koffer packen und mitnehmen …«

»Was willst du mir sagen?« Sie guckte mich jetzt miss­trauisch und alarmiert an.

»Also, Süße, wir, tja, überlegen, dass wir dann vielleicht Carlos hierlassen.«

»Nein, dann komme ich auch nicht mit!«, schrie Yella, drehte sich von mir weg und brach in Tränen aus. Und ich gleich mit. Ja, ich weiß, vor zehn Jahren kappte Schatzi im Kreißsaal unsere Nabelschnur, seitdem gelten mein Kind und ich als zellenmäßig getrennt. Aber es gibt eben unsichtbare Fasern, die erwischt keine Schere. Yellas Kummer fühlte sich an wie mein Kummer. Ihr Schmerz – mein Schmerz.

»Schschsch, ist gut, Süße!«, beschwichtigte ich. »Du musst natürlich nicht mitkommen, wenn du nicht willst! Du kannst …«, ich schwamm, »also … du kannst natürlich auch hierbleiben!« Doll, was einem alles so einfällt in der Sekunde der Not. Ich wusste, Yella würde jetzt gleich sagen: ›Aber nein, Mama, ich komm natürlich mit!‹ Dafür kannte ich sie zu gut, ich war schließlich ihre Mutter.

»Ja, gut!«, erklärte Yella. »Ich bleib hier.«

Fein, man muss auch Geheimnisse voreinander haben dürfen.

Jetzt war Zeit für die ›black lie‹ – diese Art Wahrheit, bei der du sagst, dem Pony geht’s gut, dabei liegt es schon als Wurst auf dem Grill. »Wir könnten Carlos natürlich auch mitnehmen.« Ich wusste, ich würde in die Hölle dafür kommen. Und nicht nur das. In ein Doppelzimmer mit mir selbst. Aber nicht lügen kann ja auch die Hölle sein.

»Ja?«, fragte Yelli hoffnungsfroh und wischte sich die Augen.

»Jawohl! Und weißt du noch was, Süße? In Amerika werde ich nicht arbeiten. Ich lasse den Computer zu Hause. Wir werden ganz viel backen und basteln und singen. Wie findest du das?« Ich war begeistert von mir und meinem Projekt.

Im Gegensatz zu meiner Tochter. Die sah jetzt erst recht unglücklich aus. »Nee, Mama, nicht dein Ernst.«

Typisch Kinder. Kein Konzept. Ging mir früher ja ähnlich. Wenn in der Perwoll-Werbung das Angora-Häschen auftauchte, fragte ich mich immer: ›War das jetzt auch in der Waschmaschine?‹

Yella wusste gar nicht, wie viel Glück ihr drohte.

»Ja? Enders hier«, meldete sich die Schuldirektorin.

Jede Mutter weiß: Zehn Uhr ist der perfekte Time Slot für ein Direktorinnengespräch. Alle Klassen sitzen brav im Unterricht. Die tägliche Info-Mail, in welcher Klasse heute die Kopfläuse unterwegs sind und wo die Noroviren wüten, ist schon raus. Meist ist auch noch kein Kind vom Klettergerüst gefallen und sitzt mit Eisbeuteln auf dem Kopf vorne bei der Sekretärin. Kurz: Zeit für ein erstes Tässchen Hagebuttentee.

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