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Eine Frau wird mit Stil ermordet und bringt Unruhe in ein Szenehotel. Eine Weltpremiere eines automobilen Prototyps kommt ins Wanken und Kommissar Klocke aus Mannheim muss Licht ins Dunkel in ein Geflecht aus Liebe, Verrat, Spionage und verlorener Identität bringen. In kurzen Sequenzen werden verschiedene Handlungsstränge und Zeitsprünge plastisch und detailliert beschrieben, um hier ein Kopfkino ablaufen zu lassen.
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Seitenzahl: 92
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Besonderen Dank an meine „Muse“ des Buches Janine für ihre Inspirationen.
Titelbild: klaus-hackl.com
Alle im Buch genannten Personen, Firmen, Marken und Ereignisse sind frei erfunden und mögliche Übereinstimmungen mit der Realität rein zufällig.
Der 1964 in der Pfalz geborene und auch dort mit seiner Familie lebende Autor studierte Architektur und ist seit 25 Jahren im Bereich Planung von Krankenhäusern und Projekten des Gesundheitswesens tätig.
Als Fachautor hat er etliche Publikationen in diesem Bereich verfasst und widmet sich mit diesem Roman nun der Kriminalliteratur.
Für Luca und Steffi
Ankunft
4 Jahre zurück
Taxi
Sunflower
Morgenstund
Meeting
Pathologie
Feldversuch
Wettlauf
Nr.2
Frosch
Karlskrona
Pressekonferenz SOL.AR.IS
SOKO
SILO inside
3rd Flower
Darkness in Russia
Spurensuche
Tatort 1
Einblicke
Enrique
Weltpremiere
Giftspur
Olga u. Jonathan
Enrique II
Blicke II
Schallwellen
Daten
Darkness II
Talfahrt
O.L.L.S.
Frankfurt
Austausch
wieder Enrique
Igor
Ruhe
Darkness III
Aufkauf
Die Ankunft
Sergey
Ostwind
In der Hülle
In der Falle
Olgas Tagebuch
Egon
Wo bist Du?
Taktik
Erster Kontakt
Das Verhör
Die Reaktion
St. Petersburg
Die Geschichte
Olgas Truhe
Der Blitz
Die Aufbahrung
Geständnisse
Fahndung
Tagebuch II
Zugriff
Blick aus der Ferne
Schlusspunkt
Die Maschine aus Kopenhagen LH 825 landete dank einigem Rückenwind früher als erwartet in Frankfurt. Der Airbus aktuellster Baureihe war noch so neu, dass er noch nicht einmal getauft war und keinen der üblichen Städtenamen trug.
Aber dies war auch nur noch eine Frage des Terminkalenders in der Abstimmung zwischen der Fluglinie und dem Bürgermeister der ausgewählten Stadt, die noch vertraulich kommuniziert wurde. Flugzeugtaufen haben neben Schiffstaufen, die mittlerweile zu richtigen Großevents werden, immer etwas Spezielles.
Grit Swenson, die großgewachsene, schlanke Leiterin einer Agentur zur Erforschung von internationalen Megatrends, hatte sich entschlossen, nicht in einer der üblichen uniformen Messehotels in der City, oder gar am Airport abzusteigen, sondern hatte durch die mittlerweile umfangreiche Bekanntheit des Szenehotels „SILO8“ gerne die halbstündige Fahrt mit dem ICE von FRA-Airport nach Mannheim in Kauf genommen.
Schon von der Bahnlinie konnte sie einen ersten Blick auf die neue Landmarke werfen, die mit einem von einer Graffitikünstlergruppe aufgebrachten, überdimensionalen Auge die Aufmerksamkeit auf sich zog.
Am Bahnsteig angekommen, verließ eine größere Businessschar den ICE, vornehmlich Pendler der Bankenmetropole Frankfurts, die täglich den Zug der überfüllten Autobahn vorzogen.
Grit Swenson ging in der Heerschar unter und es fiel ihr schwer sich umzusehen. Dennoch wurde sie auf einen wohl auf eine weibliche Person wartenden Mann aufmerksam, der einige prächtige Sonnenblumen in der Hand hielt.
Auch sonst war an ihm auf den ersten „Frauenscan“ alles prächtig, sodass Grit den Fremden ansprach, ob die Blumen wohl für sie gedacht waren.
Etwas überrascht wirkend, aber mit einem charmanten Lächeln, erwiderte der Fremde, dass eine der Sonnenblumen gerne die Nacht bei ihr verbringen würde.
Die weltmännische Businessdame griff mit einem gewissen Stolz der Erwartung die Blume und konnte sich sicherlich vorstellen, dass auch der Rest des vor ihr stehenden „Prachtexemplars“ die Nacht bei ihr verbringen durfte.
Doch dies war erst einmal Phantasie.
Die 4x4 m großen Waben hatten ideale Raumdimensionen und erinnerten an Module einer internationalen Raumstation. Fast unendlich erweiterbar glichen die Strukturen den ebenso klar strukturierten Bienenwaben, nur, dass hier weniger Betrieb war, ja fast Todesstille.
Doch diese Einsamkeit war vertraut, obwohl Stille genauso qualvoll zur Folter werden kann wie permanente Beschallung.
Nun nach 25 Jahre permanenter Stille, nach den Zeiten des „kalten Krieges“, ertönten in dem alten Silogebäude tosende Geräusche, die auf massive Abbrucharbeiten schließen ließen.
Doch Nachts kehrte die Zeit der Stille zurück und er konnte die Zeit nutzen um erkundend durch die Weite zu schweifen.
Auf den Bauplänen, die überall in dem durchaus beachtlichen Projekt verteilt lagen, war das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs zu erkennen, welcher von dem weltweit tätigen Büro „SUP5“ gewonnen wurde.
Der wesentliche Grund, der die Entscheidung brachte, war, dass das Konzept sich auf die vorhandenen Raumstrukturen konzentrierte. So blieben die Silos als „Blackbox“ unangetastet. Zum Glück gab es aus Kostengründen keine weiteren Bestandsuntersuchungen in diesem Bereich.
Das Hämmern, Bohren und Schleifen beschränkte sich auf die üblichen Arbeitszeiten von sieben bis achtzehn Uhr und hier war auch er meist unterwegs.
Auf dem Bahnhofsvorplatz angekommen, sah Grit Swenson, wie an den meisten Bahnhöfen üblich, bereits mehrere Taxen paratstehen. Obwohl auch in Mannheim Alternativen zu den klassischen Beförderungssystemen angeboten wurden, tendierte die Geschäftswelt nach wie vor zu den elfenbeinfarbenen, meist mit einem Stern versehen Limousinen. Auch Grit Swenson stieg in eines dieser luxuriösen-Gefährte, wenn auch eines älteren Baujahres, ein. Der Fahrer war dem Alter des Fahrzeuges angeglichen und verdiente sich mit der Beförderung von Passagieren als Selbstständiger sein Einkommen.
Bereits die knappe Anweisung: „Zum Silo 8“, reichte aus um dem Fahrer die Strecke wie im Schlaf finden zu lassen.
Grit freute sich auf eine ruhige Nacht und endlich etwas Schlaf, da sie seit ungefähr 38 Stunden auf den Beinen war.
Nach einem Weltkongress in Abu Dhabi mit anschließendem Zwischenstopp auf der EXPO in Mailand und einem kurzen Familienhallo in der Nähe von Kopenhagen war nun Mannheim, bzw. ihr eigentlicher Stopp in Frankfurt an der Reihe. Hier fand sich die nächste Adresse zur Weitergabe von Trends, die insbesondere die kreativen Köpfe auf der stattfindenden automobilen Leitmesse interessierte.
Für den kommenden Tag war ein Meeting mit den Leitern des noch geheimen Prototyps „SOL.AR.IS“ anberaumt.
In drei Tagen, zur Eröffnung der Messe, sollte die Präsentation des weltweit ersten serienreifen Fahrzeuges stattfinden, welches mit rein solarer Energie auch Reichweiten über die sonst meist mageren 80 bis 150km erzielte.
Eine Entwicklung von organischen Solarmodulen, die in allen äußeren Karosseriebauteilen verwendet werden können, schaffte hier den im Moment noch geheimen technischen Quantensprung. Gekoppelt mit ebenfalls organischen Speichermedien, entwickelt von der deutschen Forschungselite der Universität Dresden, war hiermit erstmals ein Konzept für einen solarbetriebenen PKW kurz vor dem Durchbruch und versprach erstmals eine vollständige Umsetzung der schon lange angestrebten politischen Ziele zur Nutzung von erneuerbaren Energien.
Mit ihrem zuvor am Bahnhof eroberten floralen Prachtexemplar in der einen Hand und einem Standard-Alukoffer in der Anderen stand sie nun bereit zum Check-In am Tresen des Szenehotels „SILO8“. Ihr gebuchtes Zimmer mit Blick zum Fluss überraschte mit einem speziellen, wirklichen Vintage-Style, den die Vielfliegermeilensammlerin so sonst nicht kannte.
Die meisten Hotels glichen sich global und waren oft nur durch unterschiedliche Logos auf den Rechnungen zu unterscheiden.
Am meisten freute sie sich, neben dem frischen Obstkorb aus fairem Handel, auf ein Bett, welches auf den ersten Blick schon zum Träumen einlud.
Kaum in der Horizontalen angekommen und die Sonnenblume vom Bahnsteig gerade noch in den Augenwickeln zu erkennen, fielen die schweren Lider auch schon zu.
Die Wiese schien schier unendlich und neben den Millionen von hochgewachsenen Sonnenblumen klangen wohlklingende, sphärische Töne durch die saubere, klare Luft.
Eine Harmonie der Sinne und inmitten dieser unwirklichen Welt sollte der neue Star der automobilen Szene das Licht der Welt erblicken. Ein Licht, welches ihn im wahrsten Sinne des Wortes zum Leben erweckt.
Doch zum Leben erweckt wurde Grit durch ganz andere Geräusche, die sie aus dem wohlverdienten Schlaf rissen.
Durch die Dreifachverglasung der großzügigen Fensterflächen und der besonders schalldichten Flurtüren war ein Schrei nur kurz und gedämpft hören.
Am nächsten Morgen und nachdem Grit Swenson ihren bestellten Weckruf nicht angenommen hatte, wurde die nächtliche Ruhestörung noch vom Housekeeping übertönt.
Auf dem Bett des Zimmers, welches die fähigen Reinigungskräfte als nächstes auf dem Plan hatten, lag eine blassgeschminkte Dame mit einem weißen Laken abgedeckt und in den gefalteten Händen eine Sonnenblume.
Hotels sind der Inbegriff der Diskretion. Egal was in einem Hotel vergessen wird, ein Concierge würde niemals anrufen und fragen, ob ein gewisser Gegenstand von dem Gast nicht eingepackt wurde oder in einem Matratzenspalt verschwand. Er könnte ja von einer Begleitung sein, die nicht in Erscheinung treten will oder sollte.
Und davon gab es erfahrungsgemäß gerade in Kongress- oder Messestädten mehr als genug.
Todesfälle in Hotels sind mindestens genauso sensibel zu behandeln.
Für Kommissar Klocke von der Kripo Mannheim war dieser Umstand etwas, was er heute gar nicht gebrauchen konnte. Nach einer Nachtschicht war das Wort Schlaf ihm ein Fremdwort und jetzt sollte er auch noch diskret sein?
Im Normalfall waren seine Leichen eher im Milieu der Drogen- oder Prostitutionsszene zu finden, aber manchmal ist man einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Hätte die Tote nicht bis später warten können, nachdem er seine Rolle als leitender Ermittler an seinen Nachfolger hätte übergeben können?
Aber der Einstieg in seinen silbernen BITTER CD, eine der wenigen deutschen Sportwagenikonen der 70ziger Jahre und typisches Kind seiner Zeit, entschädigte wieder mal auch an diesem Morgen.
Mit seinem Partner im Hotel angekommen, wurden sie bereits von der nervösen Hotelleitung und auch der KTU in ihren weißen Einwegoveralls empfangen.
Das Weiß der Kleidung und auch der Anschein der Toten wurden nur durch das kräftige Gelb der Sonnenblume gestört. Man hätte meinen können, man wäre bei einem Le Diner e Blanc. Diese Vorstellung hätte Kommissar Klocke besser gefallen, da neben seiner Vorliebe für sein spezielles Automobil auch das feine Essen zu seinen Lastern gehörte. Nur meist reichte es aus Zeitgründen dann doch nur zur Currywurst an irgendeiner Ecke.
Was fehlte, war jeglicher Hinweis auf ein Gewaltverbrechen. Kein Blut, keine der üblichen Hämatome an Hals, Armen oder sonstigen sensiblen Stellen des Körpers.
Kommissar Klocke hatte leider schon viel mehr gesehen, als für die meisten Menschen gut war, aber eine solche mit Sinn für Ästhetik präsentierte Leiche war auch ihm neu.
Die Blitze der Polizeifotografen ließen langsam nach, wobei die Aufnahmen dieser besonderen Szene wohl in manchen Kunstkreisen reißenden Absatz finden würden.
Wenn man sich die Szenerie so betrachtete, hatte man den Eindruck, dass im Hotel eines der bereits mehrfach stattgefundenen Shootings der Modebrache absolviert wurde.
Neben den Gegenständen der Toten, die akribisch von der KTU in sterile Tüten verpackt wurden, war die Befragung des Hotelpersonals der Hauptgrund für die Anwesenheit der Ermittler.
Aber das Thema Diskretion wurde auch im „SILO8“ besonders behandelt und so war es selbstverständlich, dass es keinerlei Überwachungskameras im Hotel gab, deren Aufzeichnungen einen Anhalt auf den Tathergang hätten liefern können.
Also blieb dem Kommissar nichts Weiteres, als sich näher mit der Identität der Toten zu befassen um mögliche Motive aus dem beruflichen oder privaten Umfeld abzuleiten.
Mr. Soon, der Leiter des Entwicklungsteams des SOL.AR.IS, hatte bereits mehrfach versucht Grit Swenson über die ihm bekannten Kontaktdaten zu erreichen.
Jedoch herrschte Funkstille, was für sie mehr als ungewöhnlich war. Im Grunde war sie immer erreichbar. Das gehörte bei ihrem Beruf einfach dazu. Sie ließ auf sich warten also blieb ihm nur ein Anruf im Hotel. Dieser brachte zwar auch keine Aufklärung zu ihrem Verbleib, aber zumindest den Hinweis, dass Grit eingecheckt hatte.
Der Concierge konnte und wollte Mr. Soon kaum mehr verraten und so blieb nur, seine Telefonnummer aufzunehmen und diese Info an den Kommissar weiterzureichen.