Silvia-Gold 120 - Daniela Sandow - E-Book

Silvia-Gold 120 E-Book

Daniela Sandow

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Beschreibung

Eben noch haben sie gelacht, hat Monika sich für eine kleine Weile frei gefühlt - frei vor allem von Norbert, ihrem brutalen Ehemann. Sie und ihre Freundin Simone haben in Jugenderinnerungen geschwelgt, aber von einem Augenblick zum anderen ändert sich alles. Ein kleiner Fahrfehler - und Simones Leben ist ausgelöscht.
Doch in all dem Entsetzlichen, den Trümmern, dem Feuer, dem Tod erkennt Monika diese einzigartige Chance, ein neues Leben, das der Freundin, zu beginnen, um endlich Norbert zu entkommen.
Mit fast schlafwandlerischer Sicherheit, einzig gehalten von dem Urtrieb zu überleben, schafft Monika sich eine neue Welt, zu der bald auch Benedict Kewing gehört. Der junge Anwalt spürt, dass Monika ein Geheimnis umgibt, doch noch ist sie nicht bereit, ihm zu vertrauen. Zu tief sitzt die Angst - eine Angst, die nur zu berechtigt ist ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Wie ein Weltuntergang

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: fizkes / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0585-1

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Wie ein Weltuntergang

Monika muss noch einmal ganz neu anfangen

Von Daniela Sandow

Eben noch haben sie gelacht, hat Monika sich für eine kleine Weile frei gefühlt – frei vor allem von Norbert, ihrem brutalen Ehemann. Sie und ihre Freundin Simone haben in Jugenderinnerungen geschwelgt, aber von einem Augenblick zum anderen ändert sich alles. Ein kleiner Fahrfehler – und Simones Leben ist ausgelöscht.

Doch in all dem Entsetzlichen, den Trümmern, dem Feuer, dem Tod erkennt Monika diese einzigartige Chance, ein neues Leben, das der Freundin, zu beginnen, um endlich Norbert zu entkommen.

Mit fast schlafwandlerischer Sicherheit, einzig gehalten von dem Urtrieb zu überleben, schafft Monika sich eine neue Identität, zu der bald auch Benedikt Kewing gehört. Der Anwalt spürt, dass Monika ein Geheimnis umgibt, doch noch ist sie nicht bereit, ihm zu vertrauen. Zu tief sitzt die Angst – eine Angst, die nur allzu berechtigt ist ...

»Hallo, Monika! Wir sind da, mein Schatz.«

Monika beeilte sich, als sie die liebevolle Stimme ihres Mannes vernahm. Nur für sie hörbar schwang unterschwellig eine Drohung mit, und so lief sie schnell zur Tür, um ihren Mann und den Geschäftsfreund, den er zum Essen eingeladen hatte, zu begrüßen. Für den Anlass hatte sie ein dunkelblaues, elegantes Kostüm gewählt. Alles war perfekt vorbereitet.

Ängstlich forschte sie im Gesicht ihres Mannes nach, ob dieses Kleidungsstück seine Zustimmung fand.

Norberts Miene blieb unergründlich. Scheinbar liebevoll legte er den Arm um Monikas Schultern.

»Ich möchte Ihnen meine Frau vorstellen. Und das, meine liebe Monika, ist Herr Lohberger. Ein Geschäftspartner unserer Wirtschaftskanzlei.«

Monika reichte Herrn Lohberger die Hand. Ein unverbindliches Lächeln umspielte seine Lippen. Ein smarter Geschäftsmann, ebenso wie Norbert.

Der Tisch war im Wintergarten gedeckt. Norbert liebte es, hier seinen Geschäftsfreunden die Kochkünste seiner Frau zu präsentieren. Der Blick in den Garten war fantastisch.

Monika hatte die Außenbeleuchtung eingeschaltet. Strahler, halb verdeckt hinter blühenden Sträuchern und Bäumen, bildeten Lichtinseln. Im Zusammenspiel mit den schattigen Stellen ergaben sich reizvolle Effekte. Vom Wintergarten aus wirkte es wie ein verwunschener, romantischer Märchenpark.

Auf dezente Weise zeigten Haus und Grundstück, dass die Ludwigs wohlhabend waren. Auf solche Äußerlichkeiten legte Norbert großen Wert.

Bei dem mehrgängigen Menü hatte Monika sich selbst übertroffen. Doch weder Norbert noch Herr Lohberger verloren ein Wort darüber. Die beiden unterhielten sich ausschließlich über geschäftliche Dinge.

Monika beschränkte sich darauf, ihren Mann und den Gast zu bedienen. Ansonsten hielt sie sich schweigend zurück, ganz so, wie Norbert es erwartete. Auch, dass sie sich den Anschein gab, als lausche sie dem Gespräch der beiden Männer interessiert.

Ein einziges Mal hatte sie es im Laufe ihrer zehnjährigen Ehe gewagt, sich an einem der Gespräche zu beteiligen. Norbert hatte es ihr, wie er es nannte, »ganz schnell wieder abgewöhnt«.

Nach dem Essen zogen Norbert und Herr Lohberger sich in Norberts Arbeitszimmer zurück. Monika atmete erleichtert auf, als sie endlich alleine war, und räumte den Tisch ab.

Inständig hoffte sie, dass sie diesmal alles zu Norberts Zufriedenheit gemacht hatte. Gleichzeitig wusste sie jetzt schon, dass ihre Hoffnung vergeblich sein würde. Norbert würde einen Grund finden, um sie zu bestrafen ...

Als Herr Lohberger sich zwei Stunden später verabschiedete, hatte Monika bereits alles wieder in Ordnung gebracht, und alles war wieder so, wie Norbert es erwartete.

»Vielen Dank für den angenehmen Abend«, verabschiedete Herr Lohberger sich mit einem Handkuss bei Monika. Eine der üblichen Floskeln, die nichts besagten.

»Wir sehen uns morgen in Ihrem Büro«, sagte er zu Norbert, bevor er ging.

Norbert nickte. Er blieb noch an der Tür stehen, bis sein Geschäftspartner in seinen Wagen gestiegen und weggefahren war. Dann schloss er die Tür. Langsam wandte er sich Monika zu.

»Ich glaube, Herr Lohberger war mit diesem Abend sehr zufrieden«, sagte sie schnell, um Zeit zu gewinnen und um Norbert zu beschwichtigen, bevor es losging.

Norberts Augen verzogen sich zu schmalen Schlitzen.

»Ich aber nicht«, sagte er gefährlich leise. Dann schlug er zu. »Meinst du, ich hätte nicht bemerkt, wie ihr beide euch immer angeschaut habt?«, tobte er. »Wie lange geht das schon zwischen euch?«

»Bitte, Norbert!« Monika wich ängstlich zurück. »Du hast Herrn Lohberger doch eingeladen. Ich habe den Mann noch nie zuvor gesehen.«

»Hör gefälligst auf, mich anzulügen.« Norbert folgte Monika, bis sie in ihrem Rücken die kalte Wand fühlte und ihm nicht weiter ausweichen konnte.

»Norbert, lass mich doch«, wimmerte Monika.

»Halt den Mund!«, schrie er und schlug erneut zu.

Norbert wusste genau, wie absurd und unlogisch seine Vorwürfe waren. Aber er brauchte einen Vorwand, um seine Frau quälen und demütigen zu können.

Mit schreckgeweiteten Augen sah Monika zu ihrem Mann auf. Sah, wie er wieder die Hand hob. Sie kannte ihren Mann mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass er auch diesmal kein Erbarmen kennen würde ...

♥♥♥

Jede Bewegung fiel Monika unendlich schwer. Mühsam quälte sie sich von der Matratze hoch. Sie sah zu Norbert hinüber, der in seinem Bett lag und seelenruhig schlief.

Monika ging hinüber ins Bad und zog sich aus, um zu duschen. Selbst nach zehn Jahren hatte sie sich an diesen Anblick noch nicht gewöhnt.

Ihr ganzer Körper war grün und blau. Am Oberschenkel hatte sich ein gewaltiger Bluterguss gebildet.

Jeder Schlag ihres Mannes verletzte nicht nur ihren Körper, sondern schlug auch eine tiefe Wunde in Monikas Seele, zerstörte alles, was sie und Norbert jemals verbunden hatte. Und damit konnte sie nicht fertig werden.

Nachdem sie geduscht hatte, ging Monika hinunter und bereitete das Frühstück vor.

Später kam Norbert hinunter. Er begrüßte seine Frau mit einem liebevollen Kuss.

»Guten Morgen, mein Schatz. Hast du gut geschlafen?«

Was für ein Gegensatz zu seinem Verhalten am Vorabend, das er wie üblich mit keinem Wort erwähnte. Für Monika war es immer wieder unfassbar, wie sehr er sich von einer Minute zur nächsten wandeln konnte. Manchmal kam es ihr so vor, als lebten zwei Seelen in seiner Brust.

Auf der einen Seite der liebevolle, freundliche Ehemann und dann wieder der brutale Schläger.

Mit einem gequälten Lächeln sah Monika zu ihm auf.

»Danke, ich habe sehr gut geschlafen«, log sie.

Es waren genau die Worte, die Norbert hören wollte.

Monika konnte sich erst etwas entspannen, nachdem Norbert das Haus verlassen hatte. Ein paar Stunden Ruhe, ein paar Stunden Zeit für sich.

Monika freute sich auf diese kurze Zeit, die ihr alleine gehörte, während der sie keine Angst vor Folter haben, keine Qualen erdulden musste.

Die Wochenenden dagegen waren für Monika die reinste Tortur. Sie wusste nie, womit sie bei ihrem Mann zu rechnen hatte. Durch die ständige Ungewissheit hatte sich unterschwellig eine Angst in ihr festgesetzt, die sie keine Stunde mehr losließ. Ihr ganzes Sinnen und Handeln richtete sich danach aus, Norbert zufriedenzustellen, um ihm keinen weiteren Anlass für seine Gewalttätigkeit zu geben.

Ein sinnloses Unterfangen, denn Norbert brauchte das Gefühl der völligen Macht über seine Frau. Die Bestätigung, dass sie sich dieser Macht bewusst war.

Monika hatte keine Familie mehr, die sie um Hilfe bitten konnte. Ihre Eltern waren schon lange tot. Ihre Freundschaften hatte Norbert gleich zu Beginn der Ehe zerstört – Monika hatte nur für ihn da zu sein. Und so hatte das im Laufe der Jahre dazu geführt, dass Monika völlig abhängig von ihrem Mann wurde. Aus eigener Kraft würde sie es nie schaffen, sich von Norbert zu lösen.

Nur ihrem Tagebuch vertraute Monika sich an. Es war in den vielen Jahren der Einsamkeit und Demütigungen zu ihrem besten Freund geworden.

Das Tagebuch versteckte sie hinter einer losen Sockelleiste ihres Kleiderschrankes. Zweifellos würde Norbert nicht die geringsten Skrupel haben, es an sich zu nehmen und zu lesen, wenn er es wüsste. Und dann würde er sie umbringen, wenn er von ihren Abneigungen wusste, welche sie gegen ihren Mann hegte.

Manchmal erfüllte sie die Vorstellung, Norbert könne das Tagebuch finden, mit Entsetzen. Gleichzeitig spürte sie eine Art Triumph, weil es etwas gab, was er nicht wusste, nicht zerstören konnte und was nur ihr gehörte.

Am Nachmittag fuhr Monika in die Stadt, um dringende Einkäufe zu erledigen. Sie wollte am Abend Norberts Lieblingsessen kochen, in der Hoffnung, ihn so milde zu stimmen.

Diese Einkäufe waren einer der Punkte, mit denen Norbert sich nur widerwillig abfinden musste. Es gefiel ihm überhaupt nicht, wenn Monika das Haus verließ. Am liebsten hätte er sie dort eingesperrt.

Da Norbert selbst jedoch keine Zeit zum Einkaufen hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sie gehen zu lassen. Monika hatte jedoch genaue Zeiten, während denen sie ihre Einkäufe erledigen durfte. Bis spätestens fünfzehn Uhr musste sie zu Hause sein. Und sie konnte sich stets darauf verlassen, dass Norbert anrufen würde, um zu kontrollieren ob sie sich an diese Zeiten hielt.

Ganz zu Beginn ihrer Ehe hatte sie versucht, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Die Folge war Gewalt gewesen, mit der Norbert schließlich ihren Willen gebrochen hatte.

Anfangs hatte er sich noch reumütig bei ihr entschuldigt, ihr hoch und heilig Besserung gelobt und sie angefleht, ihn nicht zu verlassen.

Es wäre besser gewesen, sie wäre schon damals gegangen. Heute besaß sie nicht mehr die Kraft dazu.

Meist erledigte Monika die notwendigen Einkäufe so schnell wie möglich, damit sie hinterher noch ein wenig Zeit für sich hatte – es waren diese kostbaren Momente, die ihr einen winzigen Hauch von Freiheit schenkten. Sie genoss die kurzen Augenblicke, weg von ihrem luxuriösen Zuhause, das sie hassen gelernt hatte.

Auch heute war Monika nicht in der Stimmung, etwas für sich selbst einzukaufen, obwohl Norbert in dieser Hinsicht großzügig war. Er liebte es, wenn sie sich elegant und schick kleidete.

Sein Eigentum wohlverpackt in Samt und Seide zu sehen, hatte Monika einmal ironisch in ihr Tagebuch geschrieben.

So lief sie einfach an den Schaufenstern vorbei, besah sich die Auslagen, ohne wirklich bewusst etwas wahrzunehmen. Wie so oft träumte sie auch diesmal davon, nicht mehr nach Hause zurückzukehren. Gedanken darüber, wohin sie gehen und wovon sie leben sollte, machte sie sich dabei nie. Es war einfach nur ein Traum, für den sie keine Erfüllung sah. Zu tief saß in ihr die Angst vor seiner Drohung, sie umzubringen, sollte sie es jemals wagen, ihn zu verlassen.

Monika zweifelte keine Sekunde daran, dass Norbert seine Drohung wahrmachen würde. Wo immer sie sich versteckte, er würde sie finden.

♥♥♥

»Monika! Monika, bist du es?«

Monika wandte sich um, als jemand ihren Namen laut ausrief. Eine junge Frau eilte auf sie zu. Zuerst erkannte Monika sie nicht, zu viele Jahre waren seit ihrem letzten Wiedersehen vergangen. Doch dann strahlten ihre Augen auf.

»Simone!« Monika wollte auf Simone zulaufen und sie, einem ersten Impuls folgend, umarmen. Jäh hielt sie inne.

Norbert würde es nicht gefallen, dass sie eine frühere Freundin wiedertraf. Er hatte sich seine Frau so gefügig gemacht, dass Monika selbst in diesem Augenblick nur daran dachte, es ihrem Mann recht zu machen.

Mit Simone hatte sie gemeinsam die Schulbank gedrückt. Sie waren die besten Freundinnen gewesen, unzertrennlich, sodass ihre Eltern sie manchmal scherzhaft die siamesischen Zwillinge genannt hatten.

Die beiden Mädchen waren bereits Teenager gewesen, als Simones Eltern in eine andere Stadt zogen, beinahe vierhundert Kilometer entfernt. Eine unendliche Distanz für die Freundinnen, die über diese Trennung sehr unglücklich gewesen waren. Sie hatten stundenlang miteinander telefoniert und einander ellenlange Briefe geschrieben.

Im Laufe der Jahre waren die Telefonate seltener, die Briefe immer kürzer geworden, bis sie sich auf Postkartengrüße zu Feiertagen beschränkt hatten. Doch die alte Vertrautheit war zwischen den beiden bestehen geblieben. Das zeigte sich bei dem jährlichen Treffen, das keine der Freundinnen ausfallen ließ. Erst nach Monikas Heirat mit Norbert hatte sich das geändert.

»Wo bist du mit deinen Gedanken?«, riss Simone sie in die Gegenwart zurück. »Mensch, Monika, ich freue mich so, dich endlich wiederzusehen.«

»Ich freue mich auch«, versicherte Monika.

Himmel, was mache ich nur, wenn sie sich nun regelmäßig mit mir treffen will?, dachte sie gleichzeitig.

»Komm, lass uns irgendwo einen Kaffee trinken und über alte Zeiten reden«, forderte Simone sie auf.

Monika sah auf ihre Armbanduhr. Sie hatte noch eine halbe Stunde Zeit. Zehn Minuten brauchte sie für die Rückfahrt – wenn sie gut durch die Stadt kam.

»Was ist?«, drängte Simone. »Ein paar Minuten wirst du doch Zeit haben.«

»Ich habe kaum noch Zeit. Höchstens zwanzig Minuten.«