Silvia-Gold 127 - Sabine Stephan - E-Book

Silvia-Gold 127 E-Book

Sabine Stephan

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Beschreibung

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel - so unerwartet trifft Cornelius Anderbrügge die Nachricht, sich plötzlich um seine Tochter kümmern zu müssen. Denn bisher hat seine geschiedene Frau jeden Kontakt zu Julia strikt unterbunden. Es ist daher eine völlig neue Aufgabe für ihn, Vater zu sein. Eine Aufgabe, die er weit unterschätzt.
Zwar ist Cornelius als Architekt ein Ass, und auch sonst kommt er als Single bestens zurecht - doch mit der Ankunft der kleinen Julia herrscht plötzlich Chaos.
Schulprobleme, Kinderkrankheiten und die recht peinlichen Kommentare der »jungen Dame« bringen ihn an seine Grenzen ...


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Seitenzahl: 110

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Inhalt

Cover

Masterplan für ein perfektes Leben

Vorschau

Impressum

Masterplan für ein perfektes Leben

Plötzlich war die Karriere nur noch zweitrangig

Von Sabine Stephan

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel – so unerwartet trifft Cornelius Anderbrügge die Nachricht, sich plötzlich um seine Tochter kümmern zu müssen. Denn bisher hat seine geschiedene Frau jeden Kontakt zu Julia strikt unterbunden. Es ist daher eine völlig neue Aufgabe für ihn, Vater zu sein. Eine Aufgabe, die er weit unterschätzt.

Zwar ist Cornelius als Architekt ein Ass, und auch sonst kommt er als Single bestens zurecht – doch mit der Ankunft der kleinen Julia herrscht plötzlich Chaos.

Schulprobleme, Kinderkrankheiten und die recht peinlichen Kommentare der »jungen Dame« bringen ihn an seine Grenzen ...

Das Geräusch eines scharf bremsenden Wagens durchfuhr Cornelius Anderbrügge wie ein elektrischer Schlag. Er zuckte kaum merklich zusammen. Dann lauschte er, während er sich mechanisch durch das volle dunkle Haar fuhr. Aber es war nichts zu hören als das gleichmäßige Pochen der barocken Standuhr, die zwischen zwei kunstvoll geschnitzten Bücherschränken an der Wand gegenüber von seinem Schreibtisch stand.

Zwanzig nach zwölf ...

Zwischen zwölf und ein Uhr sollte sie kommen!

Er befand sich im Arbeitszimmer seines Hauses.

Hektisch begann Cornelius, die verschiedenen Zeichenstifte in einer silbernen Schale zu ordnen, schob die Entwürfe, an denen er gearbeitet hatte, zu einem Stapel zusammen und setzte sich aufrecht in seinen bequemen Schreibtischsessel, als erwarte er einen wichtigen Klienten.

Minutenlang verharrte er in dieser Stellung.

Als aber keine Türklingel läutete und auch im Haus alles ruhig blieb, entspannte er sich allmählich. Tief einatmend lehnte er sich zurück.

Sollte er es »Galgenfrist« nennen, was ihm offensichtlich noch einmal vergönnt worden war?

Nein, wie ein zum Tode Verurteilter kam er sich eigentlich nicht vor, eher wie ein werdender Vater. Nur, dass es sich nicht um die Geburt seines Kindes an diesem sonnigen zwölften Juni handelte, sondern um die Übernahme der Vaterrolle, die er fast zehn Jahre nur als Abbuchung auf seinem Konto zur Kenntnis genommen hatte.

»Julia – J u l i a«, flüsterte er, jeden Buchstaben deutlich artikulierend, als müsse er sich an ein schwieriges Wort gewöhnen.

Wenn man mich gefragt hätte, hättest du Dorothee geheißen, dachte er bitter. Aber man hatte ihn nicht gefragt!

»O Gott!«

Aufstöhnend vergrub er sein Gesicht in den Händen.

Zehn Jahre hatte er erfolgreich versucht, die Katastrophe seines Lebens zu verdrängen. Jetzt plötzlich war alles wieder da, als wäre es gestern gewesen ...

Amelie war wie er Studentin gewesen. Schon in der ersten Vorlesung über die »Architektur der klassischen Antike« war sie ihm aufgefallen. Zierlich, blond, mit großen, fragenden Augen von einem sanften Braun hatte sie so hilflos, so schutzbedürftig gewirkt! Er hatte sich unsterblich in sie verliebt.

Auf Drängen von Amelies Mutter hatten sie ein Jahr später geheiratet. Er war damals noch keine fünfundzwanzig gewesen, hatte noch kein Examen.

Aber was spielte das für eine Rolle, wenn man liebte?

Sie waren in die bescheidene Dreizimmerwohnung von Amelies Mutter gezogen. Diese hatte sich um den Haushalt gekümmert, damit die beiden jungen Leute ihr Studium beenden konnten.

Als Cornelius nach dem Examen sofort eine feste Anstellung in einem renommierten Architekturbüro in Saarbrücken gefunden hatte, hatten sie sich eine eigene große Wohnung leisten können. Doch noch im selben Jahr war Amelies Mutter zu ihnen gezogen. Sie hatte sich in ihrer Wohnung so verlassen gefühlt!

Diese Mutter! Sie war allgegenwärtig gewesen. In allen Bereichen hatte sie uneingeschränkt regiert. Selbst die Finanzen hatte sie verwaltet. Sie hatte Einspruch eingelegt, als er sich endlich von seinem selbstverdienten Geld ein eigenes Auto hatte kaufen wollen, das er beruflich dringend gebraucht hatte. Eine neue Sitzgarnitur für das Wohnzimmer und einen Wäschetrockner hatte sie für wichtiger gehalten.

Es war zu einer ziemlich unerfreulichen Auseinandersetzung gekommen. Und Amelie, seine Frau, hatte sich blind auf die Seite ihrer Mutter geschlagen.

Bald hatte sich Cornelius wie ein Fremder in seinem Haus gefühlt. Er hatte deutlich gemerkt, dass sich zwischen ihm und Amelie eine unsichtbare Mauer aufgebaut hatte, die immer höher und immer dicker geworden war.

Gegen ihren Willen – und natürlich den Willen der Mutter – hatte er dennoch den Auftrag angenommen, bei der Sanierung der Altstadt von Heidelberg mitzuwirken. Dies war für ihn eine große Chance gewesen auf dem Weg, sich selbstständig zu machen.

Daraufhin hatten sie ihm Hausverbot erteilt, obwohl Amelie im sechsten Monat schwanger gewesen war. Alle seine Versuche, eine Versöhnung herbeizuführen, waren damals gescheitert.

Cornelius hatte sich in seine Arbeit gestürzt, wartend, hoffend ...

Vier Monate später hatte er dann einen Brief von einem Anwalt erhalten, in dem er aufgefordert worden war, in die Scheidung von Amelie Anderbrügge, geborene Gebert, einzuwilligen und die Unterhaltspflicht für Tochter Julia anzuerkennen. So war er offiziell davon in Kenntnis gesetzt worden, dass er Vater geworden war.

Unfassbar! Amelie selbst oder ihre Mutter hatten es ihn mit keinem Wort wissen lassen.

Cornelius hatte Amelie ein letztes Mal vor Gericht gesehen. Es war eine kurze Verhandlung gewesen, da er widerspruchslos auf sämtliche Forderungen ihres Anwalts eingegangen war.

Enttäuscht und verbittert hatte er sich danach in seine Arbeit vergraben, hatte sich eingeredet, er sei nicht der Vater dieses Kindes, das er ohnehin nie zu sehen bekam.

Bis vor sechs Wochen – nach fast zehn Jahren – der Brief gekommen war:

»Hiermit teile ich Ihnen mit, dass Amelie Anderbrügge, meine geliebte Tochter, am fünfzehnten Februar auf eisglatter Straße tödlich verunglückt ist. Ich sehe mich aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage, Ihre gemeinsame Tochter Julia allein zu erziehen und fordere Sie daher auf, das Kind zu sich zu nehmen, da ich es sonst in ein Heim geben müsste.

Franziska Gebert.«

Cornelius Anderbrügge hatte diesen Brief mehrmals lesen müssen, ehe er begriffen hatte, worum es ging.

Er sollte also seine Tochter zu sich nehmen, wenn er auch nicht genau wusste, was es bedeutete, ein Kind zu haben. Schließlich hatte er nie Gelegenheit bekommen, sich damit vertraut zu machen.

Aber in einem Heim sollte Julia auf keinen Fall aufwachsen!

Nachdem er seine treue Haushälterin, Frau Schellenberger, eingeweiht und sich mit ihr gründlich beraten hatte, war die Ankunft der Kleinen auf den zwölften Juni zwischen zwölf und ein Uhr festgesetzt worden.

Inzwischen war es bereits zehn Minuten nach eins!

Cornelius Anderbrügge stand auf, dehnte die kräftigen Schultern und bog den Kopf weit nach hinten. Einen Moment lang schien er zu zögern, ehe er hinter seinem Schreibtisch hervorkam und langsam, mit auf dem Rücken verschränkten Händen, zum Fenster trat.

Der Blick ging auf den Garten hinaus. Dieser war nicht groß, aber so geschickt angelegt, dass er hinter blühenden Hecken und Büschen die Nachbarhäuser fast völlig verbarg. Von der stillen Wohnstraße, die seitlich vorbeiführte, hörte man kaum Autogeräusche. Im Augenblick war nur das Lachen der heimkehrenden Schulkinder zu hören.

Cornelius Anderbrügge stutzte plötzlich.

Kam das Lachen nicht aus dem Innern des Hauses? Er horchte ...

Nein, er musste sich wohl getäuscht haben. Oder doch nicht?

Auf jeden Fall wurde das Warten unerträglich. Und so beschloss er, Frau Schellenberger in der Küche einen Besuch abzustatten. Das würde ihn ein bisschen ablenken.

♥♥♥

»Das sieht ja wirklich toll aus! Ein richtig knuspriges Hähnchen! Meinen Sie, man kann das nicht mehr essen?«

Zwei leuchtende Kinderaugen blickten eine Sekunde erstaunt Cornelius Anderbrügge an, der in der offenen Küchentür stand. Dann wandten sie sich wieder einem völlig verkohlten Hähnchen zu, das in einer Form auf der Herdplatte stand.

Frau Schellenberger, in jeder Hand einen Topflappen, wischte sich mit dem Ärmel über die heiße Stirn, öffnete dann wortlos einen der schmalen Einbauschränke, nahm die eingebrannte Form auf und ließ den Inhalt im Mülleimer verschwinden.

»Das hätte unser Mittagessen sein sollen«, kommentierte sie den Vorgang.

»Haben wir jetzt nichts zu essen?« Ein bisschen ratlos biss das kleine Mädchen auf seinem Zeigefinger herum, bis ihm plötzlich eine Idee kam. »Oma hat mir Bananen mitgegeben. Die schmecken zwar nicht besonders, aber satt wird man davon.«

Blitzschnell verschwand sie durch die Tür ins Freie, und man hörte nun ein Schieben und Schleifen, als ob jemand schwere Gepäckstücke bewegte.

»Herr Anderbrügge ...« Jetzt erst bemerkte die Haushälterin den Mann, der wie angewurzelt in der offenen Küchentür stand. »Wir wollten gerade zu Ihnen kommen. Das Kind ... Julia ... Ach, das ist ja alles so neu und aufregend! Ich habe doch tatsächlich das Hähnchen im Ofen vergessen. Das ist mir noch nie passiert!«

Hektisch steckte sie sich eine graue Strähne fest, die ihr in die Stirn gefallen war.

Und als Cornelius immer noch nichts sagte, strich sie ihre Schürze glatt, verschränkte die Arme vor der stattlichen Brust und fügte hinzu: »Da ist sie also, unsere kleine Julia.« Und das klang so, als hätte hier jemand schon eine gute Freundin gefunden.

»Wann ist sie denn gekommen?«

Dies war offensichtlich alles, was Cornelius Anderbrügge dazu einfiel.

»Vor einer halben Stunde etwa – ich hatte gerade das Hähnchen in den Ofen geschoben – stand sie plötzlich hier an der Tür wie aus dem Boden gewachsen. Die Großmutter hat sie mit Sack und Pack an der Ecke abgesetzt. Wir mussten dann natürlich erst einmal die vielen Taschen holen, anschließend die Küche besichtigen ...«

»Und ich kann die dummen Bananen nicht finden«, meldete sich ein verzagtes Stimmchen. »Ach, jetzt fällt es mir ein!« Julia schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Die hab ich ja vor der Abreise Romeo gegeben, das ist der Hund von unserem Nachbarn. Der frisst einfach alles. Haben Sie auch einen Hund?«, wandte sie sich unvermittelt an Cornelius Anderbrügge.

Er kam sich unendlich hilflos vor. Da stand dieser Fratz in einem schlichten geblümten Sommerkleid, weißen Söckchen und Lackschuhen und redete ihn mit »Sie« an. Oder verwirrten ihn vielmehr ihre blauen Augen, die ihn skeptisch fragend und auch wieder ein wenig neugierig fixierten?

Irgendwie hatte er sich die Ankunft seiner Tochter ganz anders vorgestellt.

»Nein, einen Hund haben wir nicht«, erklärte Cornelius.

»Macht nichts«, meinte Julia nebenbei. Dann musterte sie ihn sekundenlang schweigend und mit kritisch zusammengezogenen Augenbrauen. »Aber ein Affe scheinen Sie nicht zu sein«, fügte sie nachdenklich hinzu.

»Wer hat denn das behauptet?«, schaltete sich Frau Schellenberger empört ein.

»Nun ja ...« Julia zuckte leicht mit den Schultern. »Als ich Mami mal nach meinem Vater gefragt habe, hat sie gemeint, das ist ein Unmensch, über den man nicht reden darf. Und da hab ich mir gedacht, er sei so etwas wie ein Affe, eben kein richtiger Mensch.«

»Dein Vater ist ein ganz toller Mann. Hören Sie jetzt mal eben weg«, wandte sie sich an Cornelius, ehe sie mütterlich den Arm um die Schultern des Mädchens legte. »Ich arbeite schon sieben Jahre für ihn und habe es noch keinen Tag bereut. Und du kannst ruhig ›du‹ zu ihm sagen. Schließlich seid ihr doch verwandt.«

»Wollen Sie, dass ich ›du‹ sage?«, erkundigte sich Julia skeptisch bei Cornelius.

»Wenn es dir nichts ausmacht, ich hätte nichts dagegen«, antwortete er erleichtert. »Da sich ja nun herausgestellt hat, dass ich ein Mensch bin.«

»Affen können auch ganz tolle Väter sein«, unterbrach Julia ihn aufgeregt. »Das hab ich gelesen. Die verteidigen ihre Jungen und bringen ihnen alle schwierigen Dinge bei.«

»Und was soll ich dir, zum Beispiel, beibringen?« Ein Blitzen stahl sich in die grauen Augen des Mannes.

Julia blies die Backen auf und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf.

»Reiten wäre schön«, kam es dann zögernd. »Aber vorher würde ich gerne etwas essen. Ich hab schrecklichen Hunger.« Dabei warf sie Frau Schellenberger einen so flehenden Blick zu, der selbst einen Stein erweicht hätte.

»Ich habe noch ein Hähnchen in der Tiefkühltruhe«, tröstete Frau Schellenberger die Kleine mit einem verschwörerischen Augenzwinkern. »In der Mikrowelle ist das im Nu fertig. Sie könnten doch so lange Julia ihr Zimmer zeigen«, wandte sie sich an Cornelius Anderbrügge. »Denn wenn hier so ein Betrieb ist in meiner Küche, verbrennt es sonst wieder.«

»Das ist eine gute Idee«, erwiderte der Mann prompt. »Ich bin sehr gespannt, wie dir dein neues Reich gefällt. Frau Schellenberger hat sich riesige Mühe gegeben, es für dich herzurichten.«

Er ging in die Halle voraus.

»Und mein Gepäck?«

»Das können wir später holen«, erklärte er kurz.

»Okay«, meinte die Kleine zustimmend und folgte ihm durch die lichtdurchflutete Halle, die wie ein großer Wintergarten wirkte.

Frau Schellenbergers Leidenschaft waren nämlich Pflanzen, Pflanzen jeder Art und Größe. Zwei herrliche Palmen in schlichten Holzkübeln rahmten den Eingang, an der Treppe zum ersten Stock stand ein blühender Hibiskus-Strauch, an dem großen Fenster zum Garten rankte ein vielfach verzweigter Gummibaum, unter dem auf der Fensterbank die verschiedensten Orchideen ihre Blütenpracht zur Schau stellten.

»Mensch, das sieht ja toll aus«, staunte Julia und sah sich mit großen verwunderten Augen um.

Und dann huschte sie von Orchidee zu Orchidee und roch an jeder Blüte.

»Schade«, meinte sie enttäuscht, »die riechen nicht.«

»Wo bleibst du denn?«

Cornelius Anderbrügge stand auf der obersten Treppenstufe und blickte zurück.

»Ich hab mich ein bisschen umgeschaut!«, rief sie, machte aber keine Anstalten, ihm zu folgen.

»Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«, erkundigte er sich.

»Weiß nicht. Ich hab ein Problem«, kam es kleinlaut zurück.

Er machte kehrt und kam ihr die Treppe hinunter entgegen. Drei Stufen über ihr blieb er stehen.

Julia hatte den Arm um die Säule des Geländers geschlungen und sah fragend zu ihm auf.

»Kann ich dir helfen?«

Er warf ihr einen skeptischen Blick zu. Dann schlug das Mädchen die Augen zu Boden und malte mit der Schuhspitze verschlungene Zeichen auf die unterste Stufe.