Sinners & Saints - Drucie Anne Taylor - E-Book

Sinners & Saints E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Helena Johnson hat alles, was sie zum Leben braucht, und finanzielle Probleme, die ihr fast den Boden unter den Füßen wegreißen. Unfreiwillig wird sie zur persönlichen Assistentin von Adrian Whiteman, dem begehrtesten Junggesellen der Stadt, und muss sich fortan tagtäglich mit dem arroganten CEO herumschlagen. Helena schwört sich, ihm das Leben zur Hölle zu machen, doch hat sie nicht damit gerechnet, dass der charismatische Adrian jedes Spiel, das sie beginnt, perfekt beherrscht. Und als der Einsatz um ihr Herz erhöht wird, setzt er alles daran, das Spiel für sich zu entscheiden.

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WHITEMAN INC.

SINNERS & SAINTS

WHITEMAN INC.

BUCH 1

DRUCIE ANNE TAYLOR

Copyright © 2018 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S.B. Zimmer

Satz & Layout © Modern Fairy Tale Design

Umschlaggestaltung © Modern Fairy Tale Design

Auflage 01 / 2023

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Alle Markennamen, Firmen sowie Warenzeichen gehören den jeweiligen Copyrightinhabern.

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

DIESES BUCH

Helena Johnson hat alles, was sie zum Leben braucht, und finanzielle Probleme, die ihr fast den Boden unter den Füßen wegreißen. Unfreiwillig wird sie zur persönlichen Assistentin von Adrian Whiteman, dem begehrtesten Junggesellen der Stadt, und muss sich fortan tagtäglich mit dem arroganten CEO herumschlagen. Helena schwört sich, ihm das Leben zur Hölle zu machen, doch hat sie nicht damit gerechnet, dass der charismatische Adrian jedes Spiel, das sie beginnt, perfekt beherrscht. Und als der Einsatz um ihr Herz erhöht wird, setzt er alles daran, das Spiel für sich zu entscheiden.

1

Seufzend schließe ich den Tab des Browsers und schüttle den Kopf. Ich hasse, dass die Presse behauptet, dass ich mich mit meinen Eltern überworfen habe, bloß weil ich nicht in ihrer Firma arbeite. Allerdings ist mein Vater ein verdammter Lügner, denn vor der Presse behauptet er, dass alles in bester Ordnung sei, obwohl dem nicht so ist. Wir hatten uns tatsächlich gestritten, nachdem ich mein Wirtschaftsstudium abgeschlossen hatte. Es hieß immer, dass ich Johnson Trust irgendwann übernehmen soll, doch an jenem Tag offenbarte er mir, dass er die Firma eher verkaufen als unter meiner – wie er es ausdrückte – Herrschaft sehen würde. Seither haben wir kein Wort mehr miteinander gewechselt und ich habe Miami verlassen, um mein Glück in New York zu finden.

Das Telefon klingelt. Das Display verrät mir, dass Leon Whiteman, der Bruder des Chefs, anruft.

»Was will der denn von mir?«, frage ich mich leise.

»Hallo?«, melde ich mich irritiert.

»Versuchen Sie es noch mal, Miss Johnson«, verlangt er streng und ich erwische mich bei der Überlegung, ob er es spielt oder es ihn wirklich nervt, dass ich mich mit »Hallo« gemeldet habe.

Ich räuspere mich. »Buchhaltung, Helena Johnson am Apparat, was kann ich für Sie tun?«

»Wunderbar, es geht doch.« Nun klingt er amüsiert. »Kommen Sie bitte in Mr. Jamesons Büro.«

»Sofort?«

»Ja, ich bin auch auf dem Weg dorthin.«

»Okay, ich bin in fünf Minuten dort.«

»Sofort, nicht erst in fünf Minuten«, sagt er entschieden und legt auf.

Ich atme tief durch, dann knalle ich den Hörer auf die Gabel und erhebe mich. So schnell, wie ich in diesen High Heels laufen kann, mache ich mich auf den Weg zu meinem Vorgesetzten.

Mr. Whiteman ist bereits dort und steht neben dem Abteilungsleiter der Buchhaltung, sein Blick ist auf den Bildschirm gerichtet.

Ich räuspere mich. »Sie erwarten mich?«

Beide schauen zu mir, doch nur Whiteman nickt. »Ja, Ms. Johnson, setzen Sie sich.«

Schüchtern nähere ich mich ihnen und nehme in einem der Lederstühle vor dem Schreibtisch Platz. »Habe ich etwas verbrochen?«

Leon Whiteman schüttelt den Kopf. Im Gegensatz zu seinem Bruder, der die Firma leitet, sieht man ihn ständig durch die Gänge flanieren. »Nein, keine Sorge.«

Mein Vorgesetzter räuspert sich. »Mr. Whiteman plant eine Spendenaktion und da Sie sich sehr aufopferungsvoll um die letzte gekümmert haben, möchten wir Sie bitten, sich auch diesmal darum zu kümmern.«

Ich hebe eine Augenbraue. Das letzte Mal habe ich bloß der Partyplanerin, die ich aus meiner Schulzeit kenne, ein paar Tipps gegeben, was die High Society besonders schätzt, aber ich habe mich sicher nicht aufopferungsvoll darum gekümmert. »Eine Gala oder eine Aktion auf der Straße, bei der Geld gesammelt werden soll?«

»Es dreht sich um eine Spendenaktion zu Weihnachten für finanziell benachteiligte Kinder. Mein Bruder will keinen Prunk und Pomp, sondern eine Spendensammlung«, erklärt Whiteman geduldig.

Ich habe das Gefühl, dass sich der Kragen meiner Bluse enger um meinen Hals legt, weshalb ich einen Finger hineinschiebe, um ihn zu lockern. »Ich kenne mich mit solchen Spendensammlungen nicht aus.«

»Dann lesen Sie sich ein. Wir verlassen uns auf Sie, Ms. Johnson«, sagt Leon Whiteman.

Meine Miene gefriert. »Mr. Whiteman, ich habe noch die Quartalszahlen zu bearbeiten und werde ausschließlich dafür bezahlt, nicht dafür, irgendwelche Spendenaktionen zu planen. Es tut mir leid, aber bitte suchen Sie jemand anderen für die Organisation.«

»Es würde ein Bonus winken«, meint er und ich werde hellhörig.

»Das heißt?«, möchte ich wissen und sehe ihn aufmerksam an.

»Da das heißt, dass Sie einige freie Abende opfern müssen, sind wir bereit, Ihnen tausend Dollar extra zu bezahlen.«

Ich atme tief durch. Verdammt, ich kann das Geld wirklich gut gebrauchen, da mir mein Vermieter im Nacken sitzt und diese Firma nur den Mindestlohn bezahlt, wenn man nicht zur Führungsebene gehört. »Was wünschen Sie sich?«

»Eine Spendenaktion. Es ist zweitrangig, was Sie planen, wichtig ist, dass überhaupt etwas zustande kommt.«

Skeptisch betrachte ich ihn. »Sie wollen mir sagen, dass es unwichtig ist, dass diese Spendenaktion erfolgreich ist?«

»Richtig. Mein Bruder muss wegen des letzten Skandals um seine Person seine Weste reinwaschen, also bitte kümmern Sie sich darum.«

Ich erhebe mich schnaubend. »Die tausend Dollar klingen verlockend, aber unter diesen Umständen können Sie sich jemand anderen suchen, denn ich bin nicht dafür da, den Namen Ihres Bruders reinzuwaschen.« Mit diesen Worten mache ich auf dem Absatz kehrt und lasse die beiden allein. Das ist ja wohl die Höhe! Mein oberster Chef verspielt es sich mit den Medien, anschließend soll ich seinen Namen aus dem Dreck ziehen. Das sehe ich nicht ein. Der Kerl ist arrogant und so ätzend, dass ich es nicht einsehe, ihm zu helfen.

»Ich bezweifle, dass mein Bruder gern hören wird, dass Ms. Johnson abgesagt hat«, höre ich Leon Whiteman sagen, aber mir ist es egal.

Meine einzige Begegnung mit Adrian Whiteman war nicht besonders erfreulich. Es hatte geregnet, ich lief über den Gehweg und seine Limousine preschte durch eine Pfütze neben mir. Aus dem Grund kam ich wie ein begossener Pudel in die Firma. An jenem Tag fand ein Meeting statt, an dem auch er teilnahm, und nach dem Ganzen wurde ich von ihm angemacht, weil ich seinetwegen so schmuddelig aussah. Seitdem hasse ich diesen Kerl leidenschaftlich. Gern würde ich kündigen, aber heutzutage ist es nicht leicht, einen anderen Job zu finden, obwohl man meinen könnte, dass man mitten in Manhattan ohne Weiteres fündig wird.

Kaum bin ich wieder in meiner kleinen Bürobox, atme ich tief durch.

Neben mir räuspert sich jemand. »Ms. Johnson?«

Am liebsten würde ich die Augen verdrehen, doch beherrsche ich mich und schaue zu Leon Whiteman. »Ja, Mr. Whiteman?«

»Würden Sie es sich bitte noch einmal überlegen?«

Daraufhin schüttle ich den Kopf. »Es tut mir leid, aber ich spiele dieses Spielchen nicht mit. Ich habe viel zu tun und kann die Zeit, die die Planung erfordert, nicht aufbringen.«

»Wie wäre es, wenn wir Sie dafür in bezahlten Urlaub schicken?«, erkundigt er sich.

»Es wäre nett, dennoch bin ich nicht daran interessiert.«

Leon Whiteman seufzt. »Sind Sie sicher?«

»Absolut.«

»Was müsste ich Ihnen bezahlen, damit Sie sich darum kümmern?«

Ich verziehe das Gesicht. »Mr. Whiteman, wie wäre es, wenn Sie dafür jemanden aus der PR fragen oder die Partyplanerin vom letzten Mal engagieren? Ich habe beim letzten Event nur zwei oder drei Kleinigkeiten zur Planung beigetragen, weil ich mit der Dame in der Pause war, deshalb bin ich wirklich die falsche Ansprechpartnerin.«

Er nickt. »Sie haben recht, aber besagte Kollegin hat Sie empfohlen, sonst wären wir nicht auf Sie gekommen, Miss Johnson.«

Es kribbelt mir in den Fingern, abzuwinken, aber wieder einmal beherrsche ich mich. »Ich werde es nicht übernehmen, tut mir leid.«

»Ist das Ihr letztes Wort?«

»Ja, denn ich arbeite in der Buchhaltung, weil ich Wirtschaft studiert habe, statt in der PR, dafür fehlt mir die Ausbildung.« Ich atme tief durch. »Es tut mir leid, Mr. Whiteman.«

»Schon in Ordnung, ich werde jemanden aus der PR-Abteilung damit beauftragen.«

»Danke.«

»Ich danke Ihnen für Ihre Zeit, Ms. Johnson.«

Ich schenke ihm ein halbherziges Lächeln, dann wende ich mich wieder meinem Computer zu.

Er lässt mich allein, was mich erleichtert aufatmen lässt, dennoch habe ich die Befürchtung, dass meine Absage einen Rattenschwanz hinter sich herziehen wird. Ärger kann ich nicht bekommen, denn ich bin nur für meine Aufgaben innerhalb der Buchhaltung zuständig, nicht aber für die Organisation irgendwelcher arschrettender Spenden- und Sammelaktionen.

Was glaubt Adrian Whiteman eigentlich, wer er ist?

Ach ja, er hält sich für einen Gott, bloß weil er ein Firmenimperium unter seinem arroganten Arsch hat.

* * *

Feierabend – ich bin froh, dass ich diesen Freitag hinter mich gebracht habe. Gerade, als ich meine Sachen zusammenpacke, räuspert sich jemand. Ich drehe mich mit meiner leeren Kaffeetasse in der Hand um. »Oh.« Ich bin wie erstarrt, als ich ihn dort stehen sehe.

Mr. Whiteman, Adrian Whiteman, sieht mich aufmerksam an, dabei lehnt er sich lässig gegen den Türrahmen. »Auf ein Wort, Ms. Johnson.« Sein Ton lässt keinen Widerspruch zu.

Ich sehe mich um. »Hier?«

»In meinem Büro. Sie können Ihre Sachen mitnehmen.« Er deutet auf die Tasse, die ich fest umklammert halte. »Die sollten Sie vielleicht stehen lassen.«

Hektisch nicke ich, stelle sie zurück auf den Schreibtisch und schnappe mir meine Handtasche sowie meinen Blazer, während er mich nicht aus den Augen lässt.

Als er sieht, dass ich alles habe, wendet er sich ab. »Kommen Sie.«

Ich atme tief durch und folge ihm durch die Abteilung. Einige Kollegen, die noch Überstunden machen, sehen mich fragend an, aber ich kann ihre Blicke nicht beantworten.

Wir erreichen den Aufzug, er zückt eine Karte und die Türen seines Privatlifts öffnen sich. »Nach Ihnen, Ms. Johnson.«

Ich schlucke. »Habe ich etwas verbrochen?«, erkundige ich mich und habe ein unfreiwilliges Dèjá-vu, denn dieselbe Frage habe ich seinem Bruder heute Nachmittag auch schon gestellt.

»In den Aufzug«, verlangt er bestimmt.

Um keinen Ärger zu riskieren, betrete ich die Kabine. Mit gesenktem Blick bleibe ich an der Wand stehen.

Er folgt mir, die Türen schließen sich und die Fahrstuhlkabine fährt nach oben.

Mr. Whiteman führt mich in sein Büro. Mein Blick schweift durch den Empfangsbereich und schließlich stehen wir in einer seiner heiligen Hallen, in der sein Schreibtisch steht. Er nimmt im Ohrensessel dahinter Platz.

Ich habe das Gefühl, dass er mir gleich anbietet, ihm meine Seele zu verkaufen, weil er wie der Teufel höchstpersönlich wirkt, so wie er hinter dem antiken Schreibtisch sitzt. Ich schlucke.

»Setzen Sie sich, Ms. Johnson.«

Kein Befehl zur Bewegung dringt durch meinen Körper, obwohl mein Kopf ihn unmissverständlich weitergibt.

Er sieht mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Es lässt ihn unheimlich streng aussehen und mir geht der Arsch auf Grundeis. »Muss ich mich wiederholen?«

Hektisch kopfschüttelnd setze ich einen Fuß vor den anderen und nehme schließlich in einem der Ledersessel vor dem Monstrum von Tisch Platz.

Mr. Whiteman stützt die Ellenbogen auf der Tischplatte ab, legt seine Fingerspitzen aneinander und sieht mich darüber hinweg an.

»Darf ich fragen, warum Sie mich in Ihr Büro zitiert haben?«, frage ich vorsichtig und einen Ticken zu kleinlaut. Ich muss selbstbewusster klingen, damit er sich nicht überlegen fühlt.

Er betrachtet mich stoisch, dann atmet er tief durch. »Ms. Johnson, was glauben Sie, was ich den lieben langen Tag so mache?«

Wieder schlucke ich. »Arbeiten, denke ich.«

»Und?«

Daraufhin zucke ich mit den Schultern.

»Sprechen Sie es aus. Was tue ich, außer zu arbeiten?«

»Ich weiß es nicht, Mr. Whiteman.«

Er hebt eine Augenbraue. »Sind Sie sicher?«

Ich deute ein Nicken an.

»Ms. Johnson, was sagten Sie meinem Bruder, warum Sie die Spendenaktion nicht organisieren wollen?«

Scheiße! Der Mistkerl hat mich verpetzt. »Ich sagte, dass ich nicht dafür da bin, Ihren Ruf zu retten.«

»Soso, und warum sind Sie das nicht? Sind Sie keine Angestellte des Unternehmens, die darauf hofft, dass die Firma weiterhin erfolgreich ist?«

»Doch schon, aber …«

»Und sind Sie sich darüber bewusst, dass ich eine Arbeitsverweigerung abmahnen kann?«

»Ja, Mr. Whiteman«, antworte ich mit hängenden Schultern.

»Soll ich Sie vielleicht abmahnen oder entlassen, weil Sie die Aufgabe verweigert haben?«

»Wenn Sie es für nötig halten, bitte, aber ich bin nicht dafür da meinen Job in der Buchhaltung, zu vernachlässigen, um eine Spendenaktion zu organisieren, wenn Sie eine ganze PR-Abteilung für so etwas haben.«

»Sie sind gefälligst für all das da, was ich für Sie vorsehe! Haben wir uns verstanden?«

»Mr. Whiteman, wenn Sie ein Mädchen für alles haben wollen, stellen Sie eines ein, aber halten Sie mich nicht von der Arbeit ab. Das wäre außerordentlich nett und aufmerksam von Ihnen.« Mir ist bewusst, dass ich Kopf und Kragen, sogar meinen Job riskiere, aber ich will mir die Behandlung nicht gefallen lassen, die er mir zuteil werden lässt.

Mr. Whiteman funkelt mich aus seinen blauen Augen heraus an. »In Ordnung. Ms. Johnson.« Er räuspert sich und seine schmalen Lippen verziehen sich zu einem überheblichen Grinsen. »Herzlichen Glückwunsch, Sie haben die Stelle als meine persönliche Assistentin erhalten. Sie fangen ab sofort um sieben an und haben um sechs, manchmal auch sieben oder acht Uhr Feierabend.«

Meine Gesichtszüge entgleisen. »Sie wissen schon, dass ich in der Buchhaltung gebraucht werde, oder?«

Mein Boss schüttelt den Kopf. »Ich brauche Sie hier. Entweder Sie nehmen diese Stelle an oder Sie können sich bei einer anderen Firma bewerben.«

Ich beiße die Zähne zusammen. Der Kerl hat es drauf, jemanden eiskalt zu erwischen. Er wird ganz genau wissen, dass der Arbeitsmarkt brach liegt und man nur mit Glück eine Anstellung findet. Na ja, jedenfalls eine, bei der man nicht für einen Hungerlohn arbeiten muss, auch wenn ich hier nicht wesentlich besser bezahlt werde. »Wo ist der Arbeitsvertrag?«

Mr. Whiteman erhebt sich. »Einen Augenblick.« Er verlässt sein Büro und ich koche einsam und allein vor mich hin.

* * *

Als ich nach einer Weile aufstehe, um meinen Kram an mich zu nehmen und abzuhauen, kommt er mit Mr. Miller, dem Leiter der Personalabteilung, zurück. Der Personalleiter hat einen Schriftsatz bei sich. »Guten Abend, Ms. Johnson.«

»Guten Abend, Mr. Miller«, erwidere ich freundlich.

Whiteman setzt sich wieder, ich mich ebenfalls und der Personalchef nimmt in dem Sessel neben mir Platz. »Mr. Miller wird den Vertrag mit Ihnen durchgehen.«

Ich sehe Mr. Miller an, dann fällt mein Blick auf den Arbeitsvertrag in seinen schwieligen Händen. »Wie hoch wird mein Gehalt sein?«

Der Personalchef fängt meinen Blick auf. »Es bleibt gleich.«

Daraufhin schüttle ich den Kopf. »Sorry, aber bei fünfzehn Wochenstunden mehr, möchte ich ein besseres Gehalt bekommen.«

Whiteman räuspert sich. »Wie viel haben Sie sich vorgestellt, Ms. Johnson?«

»Ich werde Ihre persönliche Assistentin, also sollte schon ein ordentlicher Aufstieg auf der Gehaltsleiter drin sein.«

»Nennen Sie mir eine Zahl!«, verlangt er herrisch.

»Ich möchte 2.000 Dollar mehr im Monat haben.«

Er lacht auf, dann wird er schlagartig ernst. »Nein.«

»Dann sagen Sie mir bitte, wie viel Sie zu zahlen bereit sind.«

»Sie bekommen das gleiche Gehalt, wie meine letzte Assistentin.«

»Das wie hoch wäre?«, bohre ich tiefer.

»Sie erhalten 2.637 Dollar.«

»Pro Woche?«, möchte ich wissen. Den Kerl in den Wahnsinn zu treiben, ist unheimlich amüsant.

Er schnaubt. »Natürlich nicht.«

»Sondern?«

Mr. Whiteman reißt die Arme hoch. Ich erkenne, dass er die Schnauze voll hat. »Sie bekommen wöchentlich 500 Dollar mehr.«

Wow, also bekomme ich doch die verlangten 2.000 Dollar mehr pro Monat. Mit dem Gehalt dürfte ich dann auch problemlos mein Apartment bezahlen können, denn leider Gottes kostet es einen dicken Batzen Geld und oftmals musste ich die Miete ein wenig kürzen, um überhaupt zurechtzukommen. Dass mein Vermieter mich noch nicht rausgeworfen hat, ist ein Glücksfall. Ich ging davon aus, dass ich bei Whiteman besser bezahlt werden würde, weshalb ich natürlich die Bleibe an der Upper East Side der in Little Italy vorgezogen habe. Ich schenke meinem Boss ein Lächeln und ernte einen Blick, der mir bittersüße Rache verspricht.

Mr. Miller geht den gesamten Vertrag mit mir durch.

* * *

Nachdem ich unterschrieben habe, hat Mr. Whiteman mich in den Feierabend entlassen. Ich stehe vor dem Aufzug und warte darauf, dass dieser endlich erscheint, denn im Gegensatz zu meinem Boss muss ich auf die Fahrstühle für alle zurückgreifen, statt einen Privataufzug zu haben.

»Schönen Abend, Ms. Johnson«, sagt er, als er an mir vorbeigeht.

»Ebenso, Mr. Whiteman.«

»Denken Sie dran, dass Sie morgen früh um sieben hier sind.«

Ich nicke ihm zu. Vielleicht hat er ja ein wenig Charme und bietet mir an, mit ihm in seinem privaten Lift nach unten zu fahren. Etwas hoffnungsvoll schaue ich zu ihm, doch die Türen schließen sich hinter ihm. Ich seufze schwer, als ich mich wieder auf die Etagenanzeige vor mir konzentriere.

»Ms. Johnson?«

»Ja?« Ich blicke erneut zu ihm, erkenne, dass er zwischen den Schiebetüren steht.

»Kommen Sie.«

Ich laufe zu ihm. »Danke, Mr. Whiteman.«

Da er in der Tür steht, schlüpfe ich an ihm vorbei in die Kabine, dabei steigt mir sein Duft in die Nase. Eine frische Mischung, die meine Sinne umspielt. Dem Kerl werden sicher reihenweise Frauen zu Füßen liegen, weil er nicht nur verdammt gut riecht, sondern auch wahnsinnig gut aussieht. Leider gehört er zu den Männern, die das auch genau wissen und keineswegs bescheiden sind.

Er kommt mit in die Fahrstuhlkabine und gibt einen Code ein, dann betätigt er den Knopf. »Sie werden morgen verschiedene Aufgaben von mir erhalten.«

Ich nicke schweigsam.

»Diese Aktion war übrigens ein Test.«

»Das heißt?«, frage ich vorsichtig. Der Kerl wird sich noch wundern, welches Monster er mit dieser Aussage heraufbeschworen hat. Ich werde ihm das Leben so was von zur Hölle machen!

»Dass Sie Termine koordinieren werden, Meetings beiwohnen, mich zu Terminen begleiten und vieles mehr.«

»Aber ich werde keine Charity-Events planen?«

Er lacht. »Ich bitte Sie, Ms. Johnson, dafür haben wir eine PR-Abteilung und viele Partyplaner, mit denen wir Hand in Hand zusammenarbeiten.«

»Gut zu wissen, falls Sie mich noch mal wegen derlei organisatorischen Dinge ansprechen.« Ich schenke ihm ein aufgesetztes Lächeln. Dieser aalglatte Schmierlappen, der so unverschämt gut aussieht, betörend riecht und charismatisch ist, hat es verdient, zu leiden. Er weiß ja nicht, mit wem er sich anlegt.

»Nach wie vor: Sie tun, was ich sage, wenn ich es sage«, sagt er entschieden.

»Sie wissen schon, dass ich nicht Ihre Leibeigene, sondern eine Angestellte bin, oder?«

Mr. Whiteman baut sich vor mir auf, weshalb ich den Kopf in den Nacken legen muss, um zu ihm aufzuschauen, dabei trage ich schon High Heels. »Sie sind, was auch immer ich sage, was Sie sind. Haben Sie mich verstanden?«

Ich verenge meine Augen zu Schlitzen. »Aber sicher.« Blödes Arschloch! Ich weiß, warum ich immer froh war, nie etwas mit dem Kerl zu tun zu haben, aber jetzt habe ich die goldene Arschkarte gezogen.

»Wunderbar, Ms. Johnson.« Er zieht sich zurück – im nächsten Moment hält der Aufzug an. Ohne ein weiteres Wort verlässt er die Kabine und geht auf den Ausgang zu.

Ich folge ihm mit einigem Sicherheitsabstand. Als ich rausgehe, kann ich sehen, dass er in eine Mercedes Limousine steigt. Es regnet, weshalb ich die Handtasche über meinen Kopf halte. Eilig laufe ich zur U-Bahn. Es bringt nicht viel, ich werde trotzdem nass, aber das ist eine hervorragende Ausrede dafür, später in die Badewanne zu gehen, statt mich mit Alec und Jo zu treffen. Die beiden sind meine besten Freunde. Mit Alec war ich auf dem College und Jo, die eigentlich Joanne heißt, hat mich tätowiert. Sie und ich waren sofort auf einer Wellenlänge. Geplant war, dass wir heute miteinander ins Kino gehen, aber ich musste zwei Stunden länger in der Firma bleiben und bin total erledigt. Ich bin müde, genervt und vor allem koche ich noch immer vor Wut, weil Whiteman so ein aufgeblasener Mistkerl ist.

* * *

2

Klasse. Es ist mein typisches Glück, dass die U-Bahn seit 20 Minuten im Tunnel steht und sich nicht bewegt. Seit einer Viertelstunde versuche ich, Mr. Whiteman zu erreichen, aber die Leitung ist dauerbesetzt. Seufzend wähle ich die Zentrale an, um mich mit seiner Sekretärin verbinden zu lassen.

»Whiteman Inc., Sie sprechen mit Belinda Burkley«, meldet sie sich nur wenig später freundlich.

Gott, es ist so peinlich, dass ich gleich an meinem ersten Tag in der Position zu spät komme. »Hi, Mrs. Burkley, hier spricht Helena Johnson, es tut mir sehr leid, aber ich werde mich verspäten. Die U-Bahn steht seit 20 Minuten im Tunnel und bewegt sich nicht.«

»Oh, das ist bedauerlich. Ich werde Mr. Whiteman informieren.«

»Vielen Dank.«

»Was glauben Sie, wann Sie hier sein werden?«

»Ich weiß es leider nicht.«

»Dann werde ich es so weitergeben.«

»Danke«, wiederhole ich und trenne die Verbindung. Ich muss mich auf Ärger gefasst machen, denn Mr. Whiteman wird mir sicher den Kopf abreißen. Dieser Mann hat den Ruf, Unpünktlichkeit nicht ausstehen zu können und entsprechend zu handeln, aber vielleicht habe ich Glück und er versetzt mich nur zurück in die Buchhaltung, statt mir die Kündigung auszusprechen. Nein, eher wird er mich mit einem Arschtritt auf die Straße befördern.

Ach Fuck!

Warum muss die U-Bahn ausgerechnet dann eine Panne haben, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann?

Ich glaube, ich sollte mich jetzt schon mal bei der Arbeitsvermittlung melden, damit ich wenigstens genug verdiene, um meinen Lebensunterhalt zu sichern. Ich muss ganz dringend etwas an meinem Lebensstil ändern, um Ersparnisse anhäufen zu können. Was heißt, dass ich wohl oder übel umziehen muss. Am besten sehe ich in der Mittagspause, sofern ich sie überhaupt erlebe, in die Annoncen der Tageszeitung oder durchstöbere mit meinem Smartphone das Internet nach Wohnungsangeboten.

* * *

Eineinhalb Stunden später komme ich in der Chefetage von Whiteman Inc. an.

»Ms. Johnson, Mister Whiteman möchte Sie sehen«, sagt Mrs. Burkley, als sie mich entdeckt.

»Alles klar«, sage ich leise und zeige auf die Tür, auf der in schwarzen Lettern sein Name steht. »Sofort?«

»Er sagte umgehend.«

Nickend gehe ich darauf zu und klopfe.

»Herein!«

Nachdem ich tief durchgeatmet habe, betrete ich das Büro meines Chefs. »Guten Morgen, Mr. …«

Er hebt die Hand, um mich zum Schweigen zu bringen, dann telefoniert er ungerührt weiter.

Ich gehe bis vor seinen Schreibtisch und bleibe meine Hände knetend davor stehen.

Zehn geschlagene Minuten lässt er mich warten, bis er das Telefonat beendet, allerdings fallen die neunzig, die ich ihn warten ließ, schwerer ins Gewicht. Adrian Whiteman sieht mich vernichtend an. »Es ist Ihr erster Tag als meine persönliche Assistentin und Sie kommen zu spät.«

»Es tut mir sehr leid, aber die U-Bahn hat festgesteckt. Ich konnte nicht aussteigen, sonst wäre ich …«

»Ruhe!«, herrscht er mich so laut an, dass ich zusammenzucke. »Sind Sie sich darüber im Klaren, dass Sie eineinhalb Stunden zu spät sind und das an Ihrem ersten Tag?«

»Ja, Mr. Whiteman.«

Er erhebt sich und kommt vor den Schreibtisch. Er lehnt sich dagegen, mustert mich. »Dafür müsste ich Sie entlassen.«

»Aber?«, frage ich kleinlaut.

»Aber Sie haben Glück, dass ich heute nicht allzu schlecht gelaunt bin. Sie bekommen noch eine Chance, Ms. Johnson, nutzen Sie sie.«

Ich nicke hektisch. Scheiße, ich wollte dem Kerl das Leben zur Hölle machen, stattdessen dreht er den Spieß einfach um.

»Ich werde Sie im Auge behalten.« Er greift hinter sich und drückt mir ein Diktiergerät in die Hände. »Tippen Sie diese Briefe ab – fehlerfrei.«

»Ja, Mr. Whiteman.«

»Danach legen Sie sie mir vor.«

»Ja«, wiederhole ich.

»Und, Ms. Johnson?«

Ich sehe fragend in seine blauen Augen.

»Dass mir keine Klagen über Sie kommen.«

»Ich werde mir die größte Mühe geben, Mr. Whiteman.«

Er spricht weiter, gibt mir zahlreiche Aufgaben, die ich bis zur Mittagspause erledigt haben soll, womit ich nur bis zwölf Uhr Zeit habe. Jetzt ist es Viertel vor neun. Der Kerl wird mich umbringen, wenn ich das nicht schaffe. »Und nun gehen Sie in Ihr Büro.«

»Das haben Sie mir gestern nicht gezeigt.«

Whiteman atmet tief durch. »Dann erledige ich das jetzt.« Er stößt sich von seinem Schreibtisch ab, anschließend geht er zu einer Glastür, die in die Wand eingelassen ist. »Kommen Sie.« Schließlich öffnet er jene Tür.

Ich folge ihm in den Raum. Dieser ist viermal so groß wie die Officebox in der Buchhaltung, doch entfalten kann ich mich hier auch nicht. Ein massiver Schreibtisch steht in der Mitte vor einem Fenster, das der großen Glasfront in seinem Büro in nichts nachsteht. Ich habe durchgehend Tageslicht im Rücken. Doch stehen allerhand Kartons im Raum, sowie Regale an den Wänden.

»Ich lasse die Kisten ins Archiv bringen, ignorieren Sie sie einfach«, sagt er. »Ihr Passwort für den Computer können Sie sich in der IT holen und danach kümmern Sie sich bitte als Erstes um die Briefe.«

»Ja, Mr. Whiteman.« Als er nicht hinsieht, verziehe ich das Gesicht. Ich komme mir total unterwürfig vor, dabei gehöre ich eher zur renitenten Sorte Mensch. Das wird ein harter Job, das weiß ich.

»Wenn Sie Fragen haben, kann Mrs. Burkley Ihnen helfen oder Sie wenden sich an mich.«

»Alles klar«, entgegne ich und sehe, dass er durch die Verbindungstür unserer Büros in seines verschwindet.

* * *

Seufzend betrete ich mein kleines Sekretariat und setze mich, da räuspert sich Whiteman hinter mir.

Eins ist klar: Ich hasse die Verbindungstür jetzt schon!

Einerseits kann sie praktisch sein, aber in diesem speziellen Fall ist sie eine Zumutung. Ich werde mir das Spiel, das er spielt, nicht allzu lang ansehen und teilnehmen werde ich schon gar nicht. Ich werde die Spielmacherin sein.

»Ms. Johnson?«

»Ja, Mr. Whiteman?« Ich drehe mich mitsamt des Stuhls um. »Was kann ich für Sie tun?«

»Haben Sie die Briefe abgetippt?«

Ohne dass ich etwas dagegen tun kann, flippt meine Augenbraue in die Höhe. »Noch nicht ... Ich kam gerade erst aus der IT zurück und wollte jetzt loslegen.«

Er schnaubt. »Sie sollten sich ranhalten, ich brauche diese Briefe.«

Mühsam unterdrücke ich den Drang, die Augen zu verdrehen. »Ich werde mich sofort darum kümmern.«

»Danach befassen Sie sich bitte mit den Bilanzen, die aus der Buchhaltung gekommen sind.«

»Und was muss ich dabei beachten?«, erkundige ich mich, auch wenn ich genau weiß, was es damit auf sich hat, da ich ja aus der Buchhaltung komme. Aber es schadet ihm nicht, wenn ich mich ein wenig dumm stelle.

Mr. Whiteman schenkt mir ein Lächeln, das diabolischer nicht sein könnte. »Ob es im Vergleich zum Vorjahr Differenzen gibt.«

»Wo finde ich die Bilanzen vom vergangenen Jahr?«

»Im Archiv natürlich.«

»Und das ist wo?«, hake ich weiter nach, während ich mich innerlich kaputtlache, da mir auch das bewusst ist.

»Im Keller, Ms. Johnson. Mrs. Burkley wird Ihnen mitteilen, in welchem Raum Sie die Ordner finden werden.«

»Vielen Dank, Mr. Whiteman.«

»In einer Stunde habe ich die Briefe auf dem Tisch, um 15 Uhr möchte ich Ihre Rückmeldung wegen der Umsätze.«

»Aber sicher.« Ich lächle ihn an. »Und wann darf ich Ihnen eine Jungfrau opfern?« Am liebsten würde ich mir auf die Zunge beißen, weil mir dieser dumme Spruch rausgerutscht ist.

»Jungfrauen reizen mich nicht, Ms. Johnson.« Er zwinkert mir zu, dann wendet er sich ab und lässt mich allein.

Ich drehe mich zurück zum Schreibtisch und lasse meine Stirn auf die Tischplatte fallen.

Etwas zu fest.

»Autsch.«

Nach einem tiefen Atemzug und einer imaginären Standpauke meines Unterbewusstseins, richte ich mich auf, um die Briefe abzutippen, die Whiteman bis zur Mittagspause haben will.

* * *

Achtzehn verdammte Briefe hat dieser miese Schweinehund auf das Diktiergerät gesprochen und bei acht Empfängern hatte ich keine Ahnung, wie sich ihre Namen schreiben, woraufhin ich erst mal Google befragen musste. Schlauer wurde ich dadurch auch nicht, deshalb habe ich Mrs. Burkleys Hilfe in Anspruch genommen. Sie konnte mir glücklicherweise weiterhelfen. Ich hätte sie am liebsten fest umarmt, weil sie mir damit den Arsch gerettet hat. Ich möchte keinen Rekord im Gekündigtwerden aufstellen, weshalb ich mir Mühe gebe, Whiteman zufriedenzustellen.

---ENDE DER LESEPROBE---