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Showdown unter schwedischer Sommersonne: Eine
Kleinstadt räumt mit ihrer Vergangenheit auf
Der 6. Juni 1913 ist ein Tag, den ganz Wadköping so schnell nicht vergessen wird. Schlag auf Schlag offenbaren sich der schwedischen Kleinstadt sorgsam bemäntelte Geheimnisse: zwei heikle Affären, ein unehelicher Sohn, ein verschleppter Bankrott…
Der Machtkampf zwischen den neureichen Markurells und den altehrwürdigen de Lorches gipfelt in einer Schulhofprügelei ihrer Sprösslinge. Ausgerechnet am Tag des Abiturs werden die Zukunftspläne beider Familien in Frage gestellt. Hjalmar Bergmans tragikomischer Roman, einer der beliebtesten Klassiker der schwedischen Literatur, amüsiert mit schrulligen Charakteren und köstlichen Dialogen.
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Seitenzahl: 368
Veröffentlichungsjahr: 2014
Die Sonne ging auf, sie kündigte einen bedeutungsvollen Tag in den Annalen der Stadt Wadköping an, den 6. Juni des Jahres 1913.
Das Ziegeldach des Landgasthofs «Zum Bienenkorb»glomm wie entflammt, schwankte sacht hin und her, wurde angehoben von der Sehnsucht zu fliehen, besann sich aber und sank wieder auf den Dachstuhl zurück, wie es sich für ein schweres, ehrliches und wohlgesetztes Ziegeldach, das es ja eigentlich war, geziemte.
Die Dohlen des Domkirchenturms stießen gelle Schreie aus und stiegen in wirbelnden Kreisen hoch über den goldenen Hahn. Doch nicht allzu hoch.
Im Rasen unter der Linde blinkte Glas: weißes Glas, braunes, grünes, blaues Glas, geschliffenes Glas und ungeschliffenes, heiles Glas, gesprungenes Glas und zerbrochenes Glas, alle Arten von Glas. Dazu einiges Porzellan und ein weißes Tischtuch, beschriftet mit «H. H. M.» – Harald Hilding Markurell.
Unter der Linde standen ein Tisch und zwei Stühle aus Eisen und auf dem Tisch, dessen Platte mit den Sternzeichen des Tierkreises verziert war, eine Tasse Kaffee und eine Tasse Punsch, in der Fliegen, Wespen und eine riesengroße Hummel schwammen. Die Hummel lebte noch. Sie war auf die Leichen ihrer Leidensgefährten geklettert und kämpfte einen ungleichen Kampf mit den verderblichen Wirkungen des Rausches. Ab und zu ließ sie ein angsterfülltes Surren hören, dumpf und düster wie der Wirbel von verstimmten Trommeln.
Auf den Stühlen unter der Linde saßen der Studienrat für Geschichte und der Oberlehrer für Naturkunde. Das letzte Glas war schon vor vielen Stunden geleert worden, der Lärm des geselligen Beisammenseins war verebbt und ausgeklungen in einem schläfrigen «Gute Nacht»; diese beiden Männer aber hinderte eine schon viele Jahre währende Freundschaft daran, aufzubrechen. Der Studienrat für Geschichte konnte nicht vor dem Oberlehrer für Naturkunde nach Hause gehen und der Oberlehrer nicht vor dem Studienrat. Also blieben sie sitzen. Wie schon so viele Male zuvor. Der Oberlehrer schlief, und aus seinem offenen Mund drang stoßweise ein sägendes Atemgeräusch. Der Studienrat war wach, er wartete auf die Sonne. Bereits in der wehmütigen Stunde des Sonnenuntergangs hatte er seine Gewissheit verkündet, dass sie wiederkehren werde. Und nun bekam er recht, wie schon so viele Male zuvor.
«Ich hätte wetten können! Da ist sie, Donnerwetter! », sagte er und griff nach der Tasse, die mit Punsch gefüllt war; aber als er die Fliegen, die Wespen und die Hummel entdeckte, durchfuhr ihn von Kopf bis Fuß ein Schauder des Widerwillens.
Er stellte die Tasse zurück und suchte mit trübem Blick auf dem Erdboden und zwischen den Glasscherben nach seinem verlorenen Kneifer, den er dort wiederzufinden hoffte.
Weit draußen auf dem äußersten Stein der Terrasse, dort, wo die Treppe zur Straße hinunterführte, saß eine Ratte auf ihrem Hinterteil und zwirbelte sich den Schnurrbart. Die Stadt war so tief unter ihr, dass sie sich fast auf gleicher Höhe mit dem Hahn der Domkirche befand. Das Viereck des Schlosses erhob sich rechts von ihr, und linker Hand lag flach und langgestreckt das Gymnasium, wie hingeworfen auf seine Wüste von Sandplatz. Makellos und leer erstreckten sich die Straßen im Morgenlicht, das Schweigen war vollkommen. Nur von dem niemals schlummernden Bahnhofsgelände her war das zornige Schnaufen der Lokomotive zu hören, die verschlafene Wagen über die Schienen vorwärtsstieß. Die Stadt schlief. Sie würde noch ein paar Stunden schlafen. Die Ratte saß ruhig da und zwirbelte sich den Schnurrbart. Nichts schien ihre behagliche Morgenruhe zu stören. Vor ihr lag eine der architektonisch schönsten und bestgepflegten Städte des Königreichs Schweden, der es auch an malerischen Altertümern in genügender Zahl, grünenden Parks, einem langen, schmalen Fluss und einem See als blauem Hintergrund nicht mangelte. Menschenleer und ruhig, schlafend und mit noch unberührten Mülltonnen, dürfte sie der Ratte recht angenehme Morgengedanken eingegeben haben.
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