So einen wie dich habe ich noch nie gesehen - Micky Molken - E-Book
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So einen wie dich habe ich noch nie gesehen E-Book

Micky Molken

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Beschreibung

Der 12-Jährige John Hammond findet, beim Besuch seines Vaters in einer Forscherstation in der Antarktis, ein Dinosaurier Ei. Ihm gelingt das Unmögliche, indem er ein längst ausgestorbenes Lebewesen zum Leben erweckt. Eine innige Freundschaft mit dem Dinosaurier beginnt, die auf eine harte Probe gestellt wird

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Buchbeschreibung:

Der 12-Jährige John Hammond findet, beim Besuch seines Vaters in einer Forscherstation in der Antarktis, ein Dinosaurier Ei. Ihm gelingt das Unmögliche, indem er ein längst ausgestorbenes Lebewesen zum Leben erweckt. Eine innige Freundschaft mit dem Dinosaurier beginnt, die auf eine harte Probe gestellt wird.

Über den Autor:

Micky Molken, Jahrgang 1976, lebt und arbeitet im schönen Norden von Mecklenburg-Vorpommern. In seiner Kindheit träumte er von einem echten Dinosaurier als Freund. Jetzt nach 30 Jahren wird dieser Wunsch wahr, wenn auch nur in seinen Geschichten.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Einleitung

Die Geschichte, die hier und heute beginnt, könnte jeden Tag geschehen. Das folgende Abenteuer erzählt von Ereignissen, die sich vor langer Zeit ereignet haben. Zu einer Zeit, als der Polizist, der Lehrer und der Gemeindepfarrer noch Respektspersonen waren und jedermann, ob Kind oder Erwachsener, ihren Worten Folge zu leisten hatten. Es war eine Zeitepoche ohne Facebook, Instagram, WhatsApp und Co. Damals hatten Telefone noch Kabel, falls es überhaupt in den Haushalten welche gab. Wenn man sich mit einem Freund oder Freundin verabreden wollte, fuhr man einfach mit dem Fahrrad hin und klingelte an der Haustür. Es war ein anderes Miteinander, ein freies, wildes Leben. Man pirschte durch dunkle Wälder, streifte durch verwinkelte, geheimnisvolle Gassen und wohnte in selbst gebauten Höhlen. Man lernte, auf Bäumen und auf Mauern zu klettern. Über den Gartenzaun zu springen, um dort die leckeren süßen Früchte des Nachbarn zu stehlen.

Und dieses Buch erzählt eine Geschichte davon.

Prolog

Braune Augen blickten durch eine dicke Glasscheibe. Sie wollten verstehen, was dahinter geschah. Die Handflächen, die an das kalte Glas gedrückt waren, versuchten, irgendetwas von der Anspannung und der Hektik aufzunehmen, die hinter der Scheibe zu sehen war. Das Gesicht war nur ein Wimpernschlag entfernt, doch außer einer todbringenden Stille war nichts zu spüren. Das Sicherheitsglas, so undurchdringlich wie die Haut eines Panzers, schirmte jegliches Geräusch ab. Das grelle Licht, welches von Neonröhren ausging, stach in den Tränen gefüllten Augen des Mädchens.

Der Raum war karg eingerichtet und nur auf das Notwendigste beschränkt. Blumen oder Pflanzen, die etwas Wohnliches hätten ausstrahlen können, suchte man hier vergebens. Auch Bilder oder Poster an den Wänden würden hier nie ihren Platz finden. Wo man auch hinschaute, fand man nur kalte, weiße Kacheln. An den Wänden, den Boden, sogar auf einigen Oberflächen waren sie zu finden. So auch auf dem Tisch, der sich mitten im Raum befand. Um ihn herum standen mindestens ein Dutzend Menschen. In ihren Anzügen sahen sie aus wie Kosmonauten oder Außerirdische eines unbekannten Planeten.

An Ledergurten gefesselt, erstreckte sich vor ihnen ein Wesen aus einer längst vergessenen Zeit: ein Dinosaurier.

Mit jedem einzelnen Atemzug wallte ein Röcheln aus seiner Gestalt. Seine Augen waren trüb und sein Herzschlag langsam. Überall an seinem Leib befanden sich Schläuche, die an Armaturen angeschlossen waren. Ein monotones Piepen ging von ihnen aus.

Es brach ihr das Herz, ihren Freund so leiden zu sehen. Tränen der Verbitterung, Trauer, Wut und Hass flossen aus ihren glasigen Augen. Aber wenn man genau hinschaute, konnte man einen kleinen Funken Hoffnung erkennen. Und genau dieser Funke, machte sie noch stärker.

„Wir sollten gehen“, befahl eindringlich eine Stimme aus dem Hintergrund.

Betrübt ließ sie den Kopf hängen.

„Ich hole dich hier raus!“, flüsterte sie ihrem Freund durch die Scheibe zu. „Ich schwöre es bei meinem Leben.“

Zurückblieben nebelfeuchte Handabdrücke an der Glaswand, die nach und nach verblassten.

Kapitel 1

DER SCHATZ ...

Ein Gegenstand, von klebriger Torferde umhüllt, wanderte zwischen Daumen und zwei schmalen Fingern. Die feuchte Erde haftete nicht nur auf dem Metallstück, sondern auch unter den zu kurz geratenen Fingernägeln des Jungen. Vergebens versuchte er, seinen Fund vom hartnäckigen Schmutz zu befreien. Leider erwies sich die Torferde hartnäckiger als gedacht. Soweit das bloße Auge reichte, gab es nur trockene Einöde.

„Wasser“, dachte John laut.

Dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf.

Mit einem grunzenden Geräusch sammelte der kleine Schatzjäger Spucke in seiner Mundhöhle und gab den Sabber wie einen Pistolenschuss auf seinen Fund frei. Volltreffer! Sorgsam verteilte er das Gemisch aus Torf und Spucke. Bei den Göttern, ein erstes Aufleuchten war zu erkennen. Immer leichter ließ sich der zähe Schmutz lösen. Wie ein Wunder kam eine Münze zum Vorschein.

„Hurra, ich habe zum ersten Mal in meinem Leben, einen richtigen Schatz gefunden", trällerte der Junge über seinen eindrucksvollen Fund.

„Hast du gehört Gisela, wir haben einen Schatz gefunden, einen richtigen Schatz.“

Der kleine braune Hund, der nicht größer als ein Rucksack war, bellte und wedelte gleichzeitig mit dem Schwanz. Das Grinsen von John wurde breiter, als er sein Fundstück näher betrachtete.

Sogar einen Teil einer Jahreszahl konnte man sehen. Um sie genau zu entziffern, musste noch ein wenig mehr von der hartnäckigen Erde verschwinden. Doch wie? Mit angeknabberten Fingernägeln gestaltete sich das Unterfangen etwas schwierig.

Warum nicht? Man muss sich nur zu helfen wissen. Wenn schon nicht mit den Fingernägeln, dann halt mit den Zähnen.

Einen von seinen spitzen Eckzähnen grub sich in das Metall. Angeekelt, über den metallischen Geschmack und den knirschenden zähen Dreck zwischen seinen Zähnen, der zudem auch noch auf der Zunge lag, spuckte er das Gemisch mit drei kräftigen Schüssen über die Wiese.

„Pfui Teufel, ist das eklig", schimpfte er und verzog das Gesicht, so als hätte er schmerzen.

Doch am Ende sollte sich der Einsatz gelohnt haben.

„1868, Wow!“

Johns Freude war groß.

Er tanzte auf der Stelle und wackelte dabei mit dem Hintern. Der kleine Hund tat es ihm gleich.

Mit einem kräftigen Daumenschnippen ließ er die Münze fast bis hinauf zu den Wolken fliegen.

Dabei drehte sich das Geldstück um die eigene Achse und schien mit den Sonnenstrahlen zu spielen.

„Oh, bitte nicht!“

Irgendwie entwickelte die hochkatapultierte Münze ein Eigenleben. Den Kopf fest in den Nacken gepresst, versuchte John die Münze nicht aus den Augen zu verlieren. Was kein leichtes Unterfangen war, denn dabei verlor er fast sein Gleichgewicht. Zu allem Übel stand Gisela genau dort, wo sie nicht hätte stehen sollen, direkt vor seinen Füßen. Mit einem beherzten Sprung konnte er das kleine Metallstück gerade noch rechtzeitig auffangen, bevor es im hohen Gras verschwunden wäre. Fest umschloss seine Hand die wertvolle Münze, als er sich zur Seite abrollte.

„Verflixt Gisela“, schimpfte er, nachdem er sich aufgerappelt hatte. Mit harten Schlägen klopfte er gegen seine Hose, um den groben Schmutz zu entfernen. „Ich hätte dich fast über den Haufen gerannt.“

Schuldbewusst hielt sich der kleine Hund mit den Vorderpfoten die Augen zu.

„Ist ja gut. Ich hätte besser aufpassen sollen“,

entschuldigte er sich im gleichen Atemzug und streichelte seinen vierbeinigen Freund. Er hätte Gisela nicht so anfauchen sollen.

Die schmalen Finger ließen die Münze in der Jackentasche verschwinden. Anschließend griff der Junge zum selbstgebastelten Gerät, dessen Funktion eines Metalldetektors gleichkam und suchte an der gleichen Stelle nach weiteren Fundstücken. Erneut ertönte ein schrilles Signal.

„Gisela komm her! Hier ist noch etwas“, schrie er aufgeregt.

Der kleine Dackel kam sofort herbeigeeilt, schnüffelte mit seiner verstaubten Nase im Erdreich und fing an zu buddeln.

„So ist fein. Such, Gisela! Wo ist der Schatz?

Feiner Hund. Such!“

Flugs legte John den Metalldetektor beiseite und schmiss sich auf die Knie. Nicht nur seine Hände, sondern auch seine Hose verrieten die Spuren der schweißtreibenden Arbeit im torfigen Morast.

Sein T-Shirt und selbst die grüne Schirmmütze blieben von der klebrigen Masse nicht verschont.

Wie in einem Wettstreit buddelten jetzt beide um die Wette. Erneut nahm er den Signalgeber zur Hand und überprüfte die ausgehobene Erde.

Abermals ertönte ein Signal. Noch vor wenigen Minuten lag es einen Meter tief unter der Erde und jetzt, war es irgendwo im Aushub verborgen.

„Hör auf zu buddeln! Stopp, nicht weiter. Es muss hier irgendwo sein.“

Gisela hörte aufs Wort und machte auf der Stelle Platz. Und tatsächlich, in einem größeren Erdklumpen verbarg sich erneut ein kleines Metallstück.

Spucke hat vorhin geholfen und warum nicht auch jetzt, dachte er sich. Hastig löste er den hartnäckigen Schmutz.

„Ich werde verrückt“, schüttelte John verwundert den Kopf. „Schau nur Gisela, noch eine Münze.

Wir haben heute ein Glück“, frohlockte er mit einem ausgestoßenen Pfiff.

Leider strahlte diese Münze nicht so schön wie die andere zuvor. Obwohl sie fast genauso gut erhalten war. Plötzlich bellte der kleine Hund aufgebracht.

„Was ist?“, sagte er gedankenverloren. „Ich verstehe das auch nicht. Der Schmutz ist noch hartnäckiger.“

Vielleicht brachte mehr Reibung den erwünschten Effekt. Mit schnellen Handbewegungen rubbelte er die Münze an seinem Hosenbein. Aber es blieb ohne ersichtlichen Erfolg. Erneut kläffte der kleine Dackel.

„Gisela, du nervst.“

Als er nach unten schaute, sah er, dass sein Hund zitterte. Er beugte sich zu ihm.

„Was hast du denn, hm?“

Irgendwas war seltsam. Doch was? Für einen Augenblick hielt John den Atem an.

Unerwartet hörte er das, was er nicht hörte. Stille! Wo war das Zirpen der Grillen, der Gesang der Vögel und der lauwarme Wind, der durch die raschelnden Blätter zog? Fragend schaute John sich um. Er war so mit seinem Fund beschäftigt gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie die Sonne, die noch vor wenigen Minuten die Münze im Lichterstrahl funkeln ließ, hinter dicken Wolken verschwunden war.

„Aber, ...“

Nicht ansatzweise konnte er seinen Gedanken laut aussprechen, da zuckte er vor Schreck zusammen, als es aus der Ferne grummelte. Erst jetzt begriff er, was Gisela angedeutet hatte. Es war der Himmel. Als er hinaufschaute, blieb ihm fast die Spucke weg. Eine schwarze, tiefstehende Wolkenfront erstreckte sich, soweit das Auge reichte, und ließ ihn für ein paar verlorene Sekunden erstarren.

Wie vom Blitz getroffen wurde es hektisch.

„Gisela, wir packen zusammen und dann nichts wie weg hier.“

Erneut war aus der Ferne ein Grummeln zu hören.

Die schwarze Wolkenwalze verdunkelte den Himmel und rollte unaufhaltsam näher.

Gisela erschreckte und ihr braunes, kurzhaariges Fell stellte sich auf. Ihr standen sprichwörtlich die Haare zu Berge.

„Hab' keine Angst, ich bin bei dir“, versuchte John den Vierbeiner zu beruhigen.

Hastig schnappte er den Rucksack und legte einen Gegenstand nach dem anderen hinein.

Trinkflasche, Suchgerät, Spaten und ... Wo zum Teufel ist die kleine Gartenschaufel?

Nervös rieb er sich die Nase.

„So ein Mist“, schimpfte er. „Oh Mann, dass ich auch nie Ordnung halten kann!“, tadelte er sich selbst.

Fieberhaft suchte er im knöchelhohen Gras, während das Unwetter immer näherkam.

„Verdammt, die hatte ich doch vor kurzem noch in der Hand“, sagte er und runzelte die Stirn.

Rasch fischte er den Signalgeber aus dem Rucksack und führte diesen in Windeseile über die Ausgrabungsstätte. Endlich ein Signal.

Natürlich unter dem hohen Erdaushub, wie konnte es anders sein. Mit Giselas Hilfe war die Schaufel schnell geborgen.

Im Handumdrehen schüttete er das Loch zu, so dass sich niemand verletzen konnte, wer auch immer dort hineingeraten könnte.

Das Donnern wurde eindringlicher.

„Ja, ja, ich habe schon verstanden! Wir sind gleich weg. Nur noch einen kleinen Augenblick, dann sind wir so weit“, unterhielt er sich mit der Unwetterfront, so, als wenn sie auf ihn warten würde.

Das Donnern kam jedoch näher. Rums! John zuckte zusammen.

„Nur keine Panik, wir sind gleich so weit, dann machen wir uns vom Acker, versprochen.“

Mit den Worten versuchte er das Unwetter zu beruhigen und vielleicht auch ein bisschen sich selbst.

„Nur noch schnell alles verstauen, dann fahren wir los.“

Er musste Ruhe bewahren. Doch das war leichter gesagt als getan. Seine Hände zitterten. Zudem war seine raue Kehle vor Aufregung staubtrocken.

„Ich hab’s, da hilft nur singen. Ein lockeres Lied auf den Lippen beruhigt die Gemüter, sagte schon meine Großmutter“, dachte er laut.

Da ihm auf die Schnelle kein lustiger Text einfiel, pfiff er eine fröhliche Melodie vor sich hin.

„Alles wird gut, nur keine Angst", sprach er leise, um keine Gemüter zu erzürnen. Schon gar nicht die der Götter. Doch das hielt nicht lange an.

„Rums!“ Erneut knallte es gewaltig. Diesmal noch gewaltiger als zuvor.

„Verdammt, ich will noch nicht ins Gras beißen“,

winselte er. Endlich hatte er alles beisammen.

„So, fertig! Gisela wir können fahren. Besser gesagt ich fahre und du läufst.“

Der Vierbeiner machte ein beleidigtes Gesicht.

Scheinbar hatte er keine Lust zu laufen. Schon gar nicht bei diesem gefahrbringenden Unwetter.

Kapitel 2

DAS UNWETTER ...

Mit schnellen Bewegungen trieb John sein Fahrrad voran. Er wollte so schnell wie möglich nach Hause.

„Nicht nachlassen, John“, ermutigte er sich, durchzuhalten.

Seine Waden schmerzten und sie brannten wie Feuer. Da musste er jetzt durch.

„Los weiter.“

Auf keinen Fall wollte er von der todbringenden Unwetterwalze eingeholt werden, die ihm dicht auf den Fersen war. Marienkäferschwärme, die dieses Jahr besonders zahlreich waren, prasselten auf ihn nieder. Fast wäre ein Dutzend der Glücksbringer in seinem Rachen gelandet, weil er vor Anstrengung durch den Mund atmete. Zum Glück konnte er Schlimmeres verhindern. Als er die Insektenfront auf sich zukommen sah und er keine Chance hatte, dem Unheil auszuweichen, schloss er für einen kurzen Moment die Augen, den Mund und stoppte die Atemzüge. Erst nachdem er die Insektenwolke durchbrochen hatte, konnte er erleichtert aufatmen und die rasante Fahrt fortführen. Nur gut, dass wenig Verkehr auf den Straßen herrschte. In den Kurven lag das Fahrrad fast waagerecht zur Straße. Nur wenige Zentimeter fehlten zwischen dem Asphalt und Johns Gesicht, so dass die Fußpedale mit einem schabenden Geräusch funken sprühte. Man könnte meinen, der Teufel wäre persönlich hinter ihm her. Linkskurve, Rechtskurve, dann bergauf.

John richtete sich auf und stemmte sein ganzes Körpergewicht auf die Pedale. Es war unglaublich kräftezehrend. Er schniefte vor Erschöpfung. Jetzt kamen auch seine Arme zum Einsatz. Zu den Bewegungen der Füße zog er gleichzeitig am Lenker, so konnte er die Kraft noch mehr erhöhen. Er kämpfte gegen seinen inneren Schweinehund, der ihm sagte: „Hey, leg eine Pause ein. Schau dort, ein Baum. Stell dich einfach darunter, bis der Regen aufhört.“

Das werde ich nicht!, kämpfte er gegen seinen eigenen Schweinehund an.

„Alles ist gut, also wo ist dein Problem?“, versuchte der innere Schweinehund erneut sein Glück.

Worin mein verdammtes Problem liegt? Das kann ich dir sagen. Dann schau mal hinter mir.

Kleinhirn an Großhirn, das, was du da siehst, sind keine harmlosen Schäfchenwolken, nein, das ist pure Energie. Einen Treffer und das war's mit dem Leben.

Die ganze Zeit spukte ihm die Geschichte, die Tante Grace ihm vor einiger Zeit erzählt hatte, im Kopf herum. Dass nämlich ein Großcousin mütterlicherseits beim Angeln von einem Blitz getroffen wurde und den Unfall nicht überlebt hatte. Noch immer klingelten Tante Graces Ratschläge in seinen Ohren: „Dem Blitz ist es relativ egal, in welchen Baum er einschlägt. Deshalb meide jeden Baum.

Darunter Schutz zu suchen ist eine dumme Idee.

Und ... John, auf keinen Fall Fahrrad fahren!“ Die mahnenden Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf.

„Tut mir leid“, schrie er, so laut er nur konnte.

Nein, ich werde nicht anhalten, auch wenn der Schmerz in den Beinen noch so groß ist.

Eines ist sicher, so wie das Amen in der Kirche, nach einem Anstieg kommt immer ein Abstieg, sprach er zu sich in Gedanken, bis er aufschrie: „Ich habe Recht!" Nachdem er die Steigung erreicht hatte, ging es schnurstracks bergab. Jetzt konnte er noch mehr Geschwindigkeit aufnehmen und sich von der Unwetterfront absetzen, die dicht auf seinen Fersen war. Einen Vorsprung, den er dringend brauchte.

„Hey, hiergeblieben.“

Reflexartig fasste er sich an den Kopf und konnte in allerletzter Sekunde verhindern, dass sein Käppi vom Wind weggerissen worden wäre.

Glück gehabt! Die Abfahrt verschaffte John ein wenig Verschnaufpause. Leider waren es noch fast drei Kilometer bis zum rettenden Ufer: Sein Zuhause.

Der Wind wurde eindringlicher, der Himmel dunkler und die Sicht schlechter. Staub löste sich von den Straßen und wirbelte hoch in die Atmosphäre. Fiese kleine Sandkörner peitschten in sein Gesicht. Jetzt zeigte sich das Unwetter in seinem ganzen Ausmaß. Wie noch nie zuvor erleuchtete hell der Himmel.

John zählte: „21, 22, 23 ...

Donner!

Diese kleine Hilfestellung diente ihm dazu, um abzuschätzen, wie nah das Gewitter war. Man zählte die Sekunden zwischen dem Blitz und dem darauffolgenden Donner. Das Ergebnis durch dreigeteilt, ergab die mögliche Entfernung des Unwetters. Hörte man den Donner zum Beispiel bereits nach sechs Sekunden, war das Gewitter nur noch zwei Kilometer entfernt. Dann wurde es höchste Eisenbahn, um einen sicheren Platz aufzusuchen. Für John war das zwar hilfreich zu wissen, aber in dem Moment konnte er sich gar nicht richtig darauf konzentrieren.

Fast wäre er vom Fahrrad gefallen, so lautstark und kraftvoll war die Donnerwalze, die sämtliche Teilchen seines Körpers in Schwingung brachte.

Verdammt, das Gewitter ist nur noch einen Kilometer weit entfernt. Ich will nicht sagen, dass ich Angst habe, aber lieber Gott lass mich bitte zu Hause heil ankommen. Danke!, sprach er ein stummes Gebet gen Himmel. Dann überkam es ihn.

Fast so laut wie das Gewitter selbst, schrie er lauthals seine ganze Angst heraus. Das brachte die letzten körperlichen Reserven zum Vorschein.

Ein Netz aus Speichelfäden zog sich dabei von Unterlippe zu Oberlippe, so ausgedörrt war sein Mund.

Nur noch wenige Meter und du hast es geschafft, sprach er sich Mut zu.

Als Nächstes quietschten die Bremsen seines Rads.

Sichtlich erleichtert und mit letzter Kraft kam er zum Stehen.

John hatte das Unmögliche geschafft: Er ist dem Unwetter davongefahren. Seine Beine fühlten sich an wie Gummi, als er vom Fahrrad stieg. Bis auf ein paar wenige Regentropfen, die auf seinem Nacken landeten, war er weitestgehend vom monsunartigen Regen verschont geblieben, der sich lautstark ankündigte. Die kleinen Härchen auf seinen Unterarmen standen wie magnetisch geladen aufrecht. Entweder vor Kälte oder vor Angst. Da es sehr warm war, gab es nur eine Möglichkeit: Furcht. Es war nicht feige solch einem Gewitter Respekt zu zollen, denn das ganze Ausmaß des Unwetters war noch nicht abzuschätzen.

Doch wo war Gisela? Weit und breit gab es keine Spur von dem Hund. Wurde sie vom Unwetter eingeholt?

John stellte das Fahrrad ab und schaute sich um.

Das Gewitter war nur eine Armlänge entfernt.

Die ersten kräftigen Regenausläufer gingen nieder. In diesem Moment brach der Himmel in sich zusammen. Ein gewaltiger Donner, mit einem zeitgleich hellerleuchteten Blitz, ging einher, und der starke Regen mit ihm. So ein Unwetter könnten nur Götter heraufbeschwören, da war er sich absolut sicher.

Hastig nahm er den Rucksack und öffnete diesen.

Braune kleine Knopfaugen starrten ihn an.

Aha. Gisela hatte es also doch geschafft, ihren Freund zu überreden, oder besser gesagt, sie konnte stets genügend Mitleid erhaschen, so dass sie nicht laufen musste. Wer konnte solch einem Hundeblick auch widerstehen? Nie hätte John seine Gisela im Stich gelassen. Sie gehörten zusammen wie Pech und Schwefel und waren beste Freunde.

„Los, schnell raus mit dir.“

Gisela sprang heraus. Schnellen Schrittes eilten beide zur rettenden Haustür. Hektisch suchte der Junge in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel.

Erneut donnerte es ohrenbetäubend, sodass beide, John und Gisela erschauerten.

Verdammt, wo ist er? Bitte nicht das. Verflixt, den habe ich bestimmt in der Hektik verloren.

Wenn sie noch länger im Regen stehen sollten, dann würden sich alle beide eine gehörige Erkältung einfangen, so viel war sicher.

„Hatschi“, nieste er laut. „Wo kann der verflixte Haustürschlüssel nur sein?“

Hastig schaute er in der anderen Hosentasche nach.

„Wau!“, bellte Gisela.

John bedankte sich bei ihr, weil er dachte, dass sie ihm „Gesundheit!“, wünschte. Als der Hund erneut bellte, war es eher so etwas wie „Hey, bist du blind, schau was ich in meiner Schnauze trage!“

Erst nachdem Gisela mit ihrer feuchten Nase John anstupste, erkannte er, was sie meinte.

„Ach Gisela, du bist eine Wucht“, klopfte er lobend auf den Rücken des Hundes. „Auf dich ist Verlass.“

Rasch betraten sie das Haus. Der Wind riss John die Tür aus seiner feuchten Hand, die mit einem lauten Knall zuschlug. Fast synchron, schüttelten sich die beide, wobei viele Wassertropfen umher spritzten. Stolz und anmutig, ohne sie zu begrüßen, drängelte sich eine schwarze Katze an ihnen vorbei.

„Hi Murphy“, begrüßte er seinen Kater, der vor der geschlossenen Tür ausharrte.

„Du willst doch nicht bei dem Unwetter ...“

„Miau“, bettelte der Kater, um hinausgelassen zu werden.

„Ob du dir das richtig überlegt hast? Du weißt schon, dass es regnet.“

Da der Kater keine Ruhe gab, erfüllte John ihm seinen Wunsch und öffnete die Haustür.

Stirnrunzelnd schauten er und Gisela dem Kater nach, der schnell hinter dem Regenvorhang verschwand.

Und ich dachte, Katzen wären wasserscheu, wunderte er sich. Anscheinend nicht.

„Pass auf dich auf“, rief er ihm noch schnell nach.

Dieses Mal war er vorbereitet und hielt die Haustür fest, damit ein weiterer Windstoß sie nicht so einfach zuschmiss. Behutsam schloss er die Tür.

„Wir sind zurück“, hallten seine gesprochenen Worte ihm entgegen.

Der offengehaltene Eingangsbereich war riesig.

Marmorböden durchzogen sich durch das ganze Haus. Ein mächtiger Kronleuchter ragte von der Decke herab. Überall standen antike Möbel und Kunstgegenstände. Es sah aus wie in einem Museum. An den Wänden befanden sich Bilder, auf denen Landschaften abgebildet waren, die Eisbergen zeigten. Einige Fundstücke, wie antike Ski, Schneeschuhe, wie sie vor Jahrzehnten schon die Eskimo trugen, schmückten den gesamten Eingangsbereich. Alles war sauber, geradezu steril. Aber nur fast! „John Little Junior, Stopp und keinen Schritt weiter!“

Eine ältere, um die Hüften füllige Dame, erwartete bereits die beiden Herumstreunenden.

„Junger Mann, zieh sofort deine schmutzigen Schuhe aus.“

Erst nachdem Tante Grace ihn ermahnt hatte, erkannte John das ganze Ausmaß. Schmutzige Fußspuren erstreckten sich über den gesamten Eingangsbereich. Überall klebte die schmierige Torferde.

„Entschuldigung!“, murmelte er. Gut erzogen, wie er war, zog er seine Schuhe aus, aber ließ sie mitten im Raum stehen.

„Ich gehe auf mein Zimmer“, erklärte er.

Mitsamt dem Rucksack lief er die Treppenstufen hinauf, dicht gefolgt von Gisela.

„Du gehst sofort in die Badewanne und deine schmutzigen Sachen legst du bitte gleich in den Wäschekorb“, rief seine Tante ihm nach.

Tante Grace traute ihren Augen nicht, als sie den beiden hinterherschaute. Ihr fiel fast die gesamte Doppelkinnlade herunter. Sämtliche Stufen waren übersät mit ungewaschenen Hundetapsen.

„Und Gisela nimmst du gleich mit in die Wanne, verstanden?“

Doch sie bekam von John keine Antwort.

Daraufhin schüttelte sie ihren lockigen Kopf und zupfte ihre mit blumenverzierte Kittelschürze zurecht.

„Womit habe ich das nur verdient?“

Kapitel 3

DAS UNGEHEUER ...

John liebte ausgiebige Badewannenerkundungen, Gisela hasste es. Die ersten Luftblasen stiegen auf, ein Zeichen davon, dass ihm langsam aber sicher die Puste unter Wasser ausging. Er hatte Spaß, Gisela hingegen fand alles doof.

Während er einen neuen Rekord im Tauchen aufstellte, nutzte Gisela die Chance und hüpfte aus der Badewanne. Sie schüttelte sich mehrmals und lief freudestrahlend voraus. Sie liebte ihr Hundekörbchen. Am allerliebsten lag sie jedoch mit John zusammen in seinem Bett. Dort war es schön warm und kuschelig.

Als er mit feuerrotem Kopf auftauchte und nach Luft japste, war er sichtlich darüber verwundert, dass er allein in der Badewanne saß. Hastig strich er sich das Wasser aus dem Gesicht, das mit einigen Sommersprossen verziert war. Auch auf seiner Nase tummelte sich die eine oder andere Sprosse. Seine strubbeligen braunen Haare hingen nach dem Tauchgang glatt herunter und reichten nun bis an die Ohren. Fragend schaute er sich um. Schließlich musste er feststellen, dass Gisela wie durch Zauberhand verschwunden war.

Doch er konnte sich bereits denken, wo sie steckte. Ach was soll's, dachte er und legte sich ausgestreckt in die Badewanne. Mit den Ohren unter Wasser tat er das, was er in solch einen Moment am liebsten tat: Sich von seinen Gedanken treiben lassen. Von anderen Welten träumen, fern von jeglicher Realität.

Dann vernahm er ein dumpfes Geräusch.

„Abendbrot!“, rief ihn eine Stimme zu.

Vor ihm, auf seinem Teller lag ein belegtes Brot mit Leberwurstaufstrich. Ausgehungert biss John ein großes Stück heraus.

„Du glaubst nicht ... “, nuschelte er mit vollem Mund und fuchtelte mit stark gestikulierten Händen dazu.

„Junger Mann, mit vollem Mund spricht man nicht. Ich habe kein Wort verstanden“, maßregelte Tante Grace ihn.

Hastig schluckte er das Zerkaute hinunter.

Das Brot-Leberwurst-Gemisch war klumpig und trocken. Nach einem Schluck Wasser und einem tiefen Atemzug setzte er noch einmal an.

„Tante Grace, du glaubst gar nicht, was für einen großartigen Fund wir gemacht haben“, sagte er überschwänglich. Mit wir, meinte er Gisela und sich. Schließlich war sie mit dabei, als beide die Entdeckung ihres Lebens machten.

John kramte aus seiner Schlafhose zwei Münzen heraus. Erneut biss er gierig in das Brot.

„Schau mal“, sprach er erneut mit vollem Mund und präsentierte mit ausgestreckter Hand seinen unglaublichen Fund.

„Was hatte ich dir soeben gesagt, bezüglich Thema Essen?“

„Dass man nicht mit vollem Mund redet, ich weiß, aber ...“

Die Strafe folgte auf dem Fuße. Eine kleine fiese Brotkrume hatte sich in seiner Luftröhre verfangen und löste somit den unerwünschten Hustenreiz aus. Klebrige Brotkrümel flogen aus seinem Mund heraus und landeten auf der gegenüberliegenden Seite. Auch auf Tante Grace Teller.

Voller Sorge, dass der Junge ersticken könnte, klopfte sie ihm mit schnellen Handschlägen auf den Rücken. Dabei sprangen die Münzen aus seiner Hand und landeten auf den dunkelgrauen Boden, wo sie nach mehrfachen Drehungen zum Erliegen kamen.

„Ach Junge, wenn du doch bloß einmal auf mich hören würdest.“

Mit Tränen angereicherten Augen krächzte John ein letztes Mal und das Gröbste war überstanden.

Sofort sprang er von seinem Stuhl auf und sammelte den verlorengegangenen Schatz auf.

Erneut zeigte er stolz seiner Tante den Fund, begleitet mit einem Räuspern.

„Ist alles wieder okay?“, fragte sie besorgt.

John nickte Kopf zustimmend.

„Schön, die Taler sind alt, oder?“

Noch völlig außerstande zu antworten, stimmte er erneut wortlos zu. Als er sich setzen wollte, wurde er am Arm gepackt.

„Was ist das?“, stellte Tante Grace eine Frage in den Raum, worauf sie die Antwort bereits kannte.

Sie schaute auf seine Hand.

„Nein sowas! Deine Fingernägel hast du wohl vergessen?“

Unter Johns zu kurz geratenen Fingernägeln klebte noch immer schwarze Zeitgeschichte.

Abgestorbene Pflanzenreste, die im Laufe der Jahrhunderte zu Moor wurden. Verlegen ballte er die Fäuste und steckte die beiden Münzen zurück in die Hosentasche.

„Hast du etwas Neues von Mom und Dad gehört?“, lenkte er stattdessen vom Vorwurf ab.

„Nein, tut mir leid“, sagte Tante Grace. Es machte sie traurig, dass sagen zu müssen, versuchte aber es sich nicht anmerken zu lassen und strich John über sein struppiges Haar.

„Schade!“

Nach so einer langen Zeit hätte er seine Eltern gern wieder gesehen. Sie waren selten zu Hause und fast das ganze Jahr auf Reisen. Nicht zum Spaß, wie man vermuten würde. Nein, sie waren beruflich viel unterwegs gewesen.

„Sie denken jeden Tag an dich“, suchte Tante Grace nach tröstenden Worten und lächelte dabei.

„Morgen vielleicht? Nun, vergiss nicht zu essen.“

So wie sich der Anstand gebietet, leerte John seinen Mund, bevor er zu sprechen begann. Das war ihm eine Lehre gewesen mit vollem Mund zu reden. So schnell wollte er so einen heftigen Hustenanfall nicht nochmal erleben.

„Weißt du Tante Grace, ich glaube, dass ich an dieser Stelle noch mehr Münzen finde. Ich darf aber unter keinen Umständen jemanden von dem Fundort erzählen. Hast du gehört, Gisela?“

Er blickte zu Gisela, die friedlich in ihrem Hundekörbchen lag. Sie schien zu träumen, vielleicht vom nächsten großen Fund. Am liebsten wäre ihr bestimmt ein riesiger Knochen oder besser noch, ein ganzer Berg voller Knochen. Sie liebte Knochen über alles. Sie knackten so schön, wenn sie mit ihren kleinen spitzen Zähnen hineinbiss.

„Du darfst niemanden davon erzählen, verstanden?“, wollte John sich ein letztes Mal vergewissern, dass Gisela das große Geheimnis für sich behalten kann.

Der kleine Hund atmete kurzatmig aus. Das musste als Bestätigung genügen.

„Gleich morgen gehen wir wieder dorthin und versuchen unser Glück erneut“, sagte er.

Bis auf einige wenige Krümel war Johns Teller inzwischen wie leergefegt.

„Möchtest du noch etwas essen?“, fragte Tante Grace nach.

„Nein, mein Hunger ist gestillt“, antwortete er.

„Nun dann, ihr kleinen Abenteurer, Zähneputzen und ab ins Bett.“

„Hast du gehört Gisela, Zähneputzen und ab ins Bett“, wiederholte er die Anweisung. Er hatte nämlich keine Lust allein schlafen zu gehen. Also musste Gisela mit.

Während John seiner Tante einen Gutenachtkuss auf die Wange drückte, reckte und streckte sich Gisela müde.

„Gute Nacht, Tante Grace.“

„Gute Nacht, großer Abenteuerforscher. Morgen ist dein letzter Schultag.“

„Ich kann es kaum erwarten. Endlich Ferien, hurra!“

Gut gelaunt lief er die Treppenstufen hoch und sein heimlicher Schatten, namens Gisela, folgte ihm auf Schritt und Tritt.

„Und bitte vergiss deine Fingernägel nicht zu säubern“, rief Tante Grace ihm mahnend nach.

„Nie im Leben könnte ich das vergessen“, antwortete er kleinlaut.

Im Badezimmer angekommen entfernte er mit einer Bürste zuerst die schwarze Erde unter seinen zu kurzgeratenen Nägeln. Danach war das Zähneputzen an der Reihe.

„Dad sagt, Zähneputzen sei ganz wichtig. Sonst kommen die Zahnteufel“, erklärte er Gisela, die gebannt seinen Worten lauschte.

John hielt mit der Zahnbürste im Mund kurz inne und blickte hinunter zu ihr.

„Warum musst du eigentlich nie Zähneputzen?“, wollte er wissen. Doch der Hund schaute ihn fragend an.