So schreibt man Liebe - Kate Clayborn - E-Book

So schreibt man Liebe E-Book

Kate Clayborn

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Beschreibung

Meg ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Ihre Handlettering-Künste sind in aller Munde. Doch sie hat ein Geheimnis: Gelegentlich versteckt sie in ihren Werken eine Botschaft. Wie vor einem Jahr bei der Gestaltung des Hochzeitsprogramms für den attraktiven, leicht nerdigen Reid und seine Verlobte. Ihr war sofort klar, dass diese Frau nicht die richtige für ihn ist. Kurzerhand hat Meg das Wort »Fehler« eingearbeitet. Bisher hat niemand die Nachrichten entdeckt, und Meg ahnt nichts Böses, als Reid in der kleinen Papeterie auftaucht. Dann sieht sie genauer hin: Er trägt keinen Ehering und hält das Programmheft in der Hand. Ist ihre Karriere jetzt vorbei? Oder sendet ihr diesmal das Schicksal ein Zeichen?

»So schreibt man Liebe ist einfach entzückend, wunderbar und perfekt.«
New-York-Times-Bestsellerautorin Sarah MacLean

»Clayborn ist eine aufmerksame, talentierte Autorin.«
BookPage

»Clayborns Erzählstil ist bemerkenswert.«
Frederick News Post

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Seitenzahl: 496

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Zum Buch

Reid ist ein Ass darin, Muster zu erkennen und Codes zu entschlüsseln. Dennoch staunt er nicht schlecht, als er in dem Hochzeitsprogramm eine geheime Botschaft findet. Wieso hat die Handlettering-Künstlerin Meg das Wort »Fehler« zwischen den wunderschön gestalteten Buchstaben versteckt? Reid, der schon vorher Zweifel wegen seiner Verlobung hatte, bläst die Hochzeit ab. Da er New York bald verlassen wird, will er Meg vorher noch zur Rede stellen. Mit einer Erklärung für ihr Verhalten hat er gerechnet, aber nicht damit, dass er mehr für Meg empfinden könnte. Doch zwischen ihnen beiden steht nicht nur sein Umzug, sondern er verschweigt ihr auch etwas Wichtiges … »Erfrischend, witzig, geistreich und ein absoluter Genuss.«Kirkus Reviews

Zur Autorin

Kate Clayborn lebt in Virginia. Zu Hause schreibt sie, denkt über neue Romane nach oder macht lange Spaziergänge, auf denen ihr Ehemann oder ihr süßer Hund sich ihre Geschichten übers Schreiben anhören.

HarperCollins®

Copyright © 2020 für die deutsche Ausgabe by HarperCollins in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

Copyright © 2020 by Kate Clayborn Originaltitel: »Love Lettering« Erschienen bei: Kensington Books, New York

Published by Arrangement with KENSINGTON PUBLISHING CORP., NEW YORK, NY 10018 USA Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

Covergestaltung: Carolin Magunia (Lettering), HarperCollins Germany / Deborah Kuschel (Gestaltung) Coverabbildung: Max2611 / iStockphoto E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN E-Book 9783959679497

www.harpercollins.de

Widmung

Für Mom, die mich alles lehrte, was ich über das Künstlersein weiß.

Kapitel 1

Am Sonntag arbeite ich in Sans Serif.

Fettdruck für alle Überschriften, weil es die Kundin so will, alle Spitzen und Schwünge linear gedehnt, sodass jeder Buchstabe fordert, gesehen zu werden.

Dazu noch lauter Großbuchstaben, allerdings nicht, weil die Frau gern schreit – zumindest glaube ich das nicht. Andererseits habe ich einmal miterlebt, wie ihr Mann dem gemeinsamen Kleinkind einen Schluck von seinem Kaffee gab, und bei ihrem Blick würde ich vermuten, dass ihm in den zwölf bis vierundzwanzig Stunden danach sämtliche Barthaare einzeln ausgefallen sein dürften. Nein, ich denke, sie wünscht es so, weil sie keine Unterlängen will. Alles soll auf einer Linie stehen, keine Ablenkung, nichts darf den Fokus stören oder verschieben.

Schwarze und graue Tinte, sonst nichts, und das meint sie ernst. Einmal habe ich das Farbspektrum erweitert und eine metallische Note hineingebracht; es war nur eine hauchdünne Goldlinie in den Ansätzen, beinahe ein Jugendstil-Look, von dem ich sicher war, dass sie ihn dulden würde. Doch dann schlug sie den Kalender auf – schwarz, A4, Punktraster, nichts Ausgefallenes –, klappte ihn kaum zehn Sekunden später wieder zu und schob ihn mit zwei Fingern über den Tisch, wobei der Ärmel ihres schwarzen Kaschmirpullovers eindeutig mit zur Zurückweisung gehörte.

»Meg«, sagte sie, »ich bezahle dich nicht fürs Ausschmücken«, als wäre es dasselbe, wie abgeschnittene Zehennägel zu sammeln oder Auftragsmorde auszuführen.

Sie ist eine Sans-Serif-Frau.

Und ich? Tja, diese großen, fetten, sachlichen Buchstaben sind eigentlich nicht das Mackworth-Markenzeichen. Sie entsprechen nicht meinem üblichen Hang zum – wie hatte es die New York Times noch letztes Jahr genannt? Fröhlichen? Heiteren? Ausgelassenen? Genau, es ist nicht mein üblicher fröhlicher, heiterer, ausgelassener Stil.

Aber ich kann alles mit Buchstaben machen. Auch das hatte in der New York Times gestanden, und dafür bezahlen mich die Leute. Deshalb tue ich am Sonntag dies hier.

Seufzend blicke ich auf das Blatt vor mir, auf dem ich mit meinem ältesten Staedtler-Bleistift die Buchstaben

M-A-I

für den kommenden Monat skizziert habe, groß genug, dass das A die Mittellinie überragt. Es ist solch ein … kurzes Wort, dass es kaum Möglichkeiten birgt. Nicht wie meine Kunden, die gern ein hübsches Frühlingsmotiv vor ihrer Monatsübersicht sowie große Zierbuchstaben und ausladende Abschwünge für fröhliche Sprüche haben, die den neuen Monat einläuten. Bisher habe ich schon viermal Blühe, wo du gepflanzt bist, dreimal Der Mai blüht gestaltet und, auf eine ausdrückliche Bitte hin, ein Wonnevoller Wonnemonat für eine Sextherapeutin, die ihre Praxis in Prospect Park West hat und mir sagte, ich sollte mal überlegen, ob meine riesige Stiftesammlung nicht ein »Symbol« für etwas wäre.

»Außer für meine Arbeit?«, hatte ich gefragt, worauf sie lediglich sehr kritisch eine professionell gezupfte Augenbraue hochzog. Die Augenbraue der Sextherapeutin weiß, wie selten du ausgehst! Ihr Terminplaner ist aus weichem rosafarbenem Leder mit einer goldenen Verschlusslasche, und ich hoffe, dass sie diese Ironie erkennt.

Nun nehme ich meinen Lieblingsstift auf, einen Micron mit feiner Spitze – der hoffentlich nicht symbolisch für künftige Date-Aussichten steht –, und tippe nachdenklich auf den alten Holztresen, der heute als mein Schreibtisch fungiert. Es ist still im Laden, und weil Sonntag ist, werde ich in einer halben Stunde schließen. An den Wochenenden schauen kaum Stammkunden aus dem Viertel herein, denn sie wissen, dass dann reichlich Kunden aus Manhattan einfallen oder Touristen, die von der putzigen Papeterie in Brooklyn gelesen haben, aus der Cecelia so etwas wie eine Muss-man-gesehen-haben-Adresse gemacht hat. Zumindest für alle, die einkaufen wollen. Doch auch die sind inzwischen längst gegangen, die Taschen voller hübscher Grußkarten, flacher Kartons mit Briefpapier, besonderer Stifte, Ledernotizbücher und vielleicht sogar einiger der teuren Designergeschenke, die Cecelia gleich vorn im Laden aufgebaut hat.

Als ich noch regelmäßiger hier arbeitete, habe ich die stillen Momente genossen – wenn das Geschäft leer und nur ich da war mit meinem nicht symbolträchtigen Stift und was immer ich gerade für ein Papier vor mir hatte. Wenn ich nichts weiter tun musste, als mit Buchstaben zu spielen, mit ihren Formen zu experimentieren und ihre Möglichkeiten zu entdecken.

Heute ist mir die Ruhe nicht ganz so recht. Stattdessen wünsche ich mir, einige von den Sonntagskunden würden wiederkommen, weil ich es mit ihnen hier mochte – den Lärm, die vielen Menschen, in neue Gesichter zu schauen. Zuerst denke ich, es liegt daran, dass ich mein Handy, während ich hier bin, weglegen muss – eine erzwungene Pause von den roten Nachrichtenkreisen, die sich in meinen Social-Media-Apps häufen, den Likes und den Kommentaren zu Videos, die ich gepostet habe. Früher habe ich sie nur zum Spaß gemacht, heute allerdings sind sie meist für Sponsoren. In den kurzen Filmen präsentiere ich Stifte mit einer pinselähnlichen Spitze für Brushlettering, die ich nicht mal besonders oft benutze, vollführe einen perfekten Handschwung oder blättere durch die dicken, goldglänzenden Seiten irgendeines edlen Notizbuches, das ich am Ende wohl verschenken werde.

Letztlich allerdings wird mir klar, dass es mehr ist, als nur von meinem Handy getrennt zu sein. Es ist die Pause von dieser Aufgabenliste, die über meinem Schreibtisch in meinem kleinen Schlafzimmer hängt, die zwar witzig geschrieben ist, aber große Erwartungen an mich stellt. Meine wichtigste Deadline rückt immer näher, und ich bin noch kein Stück vorangekommen. Es war ein Segen, der frostigen Atmosphäre in meiner einst heimeligen, von Lachen erfüllten Wohnung zu entfliehen, wo mir Sibbys distanzierte Höflichkeit dieser Tage lauter kleine Stiche versetzt und mich rastlos vor Trauer und Frust macht.

Deshalb kommt mir nun die Stille im Laden bedrückend einsam vor. Wie eine Erinnerung daran, dass ein rarer Moment der Ruhe neuerdings beängstigend für mich ist, weil er mir bewusst macht, dass mir jede Inspiration fehlt. Jetzt gerade bin nur ich hier und dieses Wort, M-A-I, und es sollte leicht sein. Es sollte schlicht, einfach, maßgeschneidert und harmlos sein, ganz anders als die Arbeit, vor der ich mich seit Wochen drücke. Nichts, was mir Ideen oder besondere Kreativität abverlangt.

Sans Serif, fett, Versalien, keine Verspieltheit.

Doch ich fühle etwas, während ich das kleine Wort anstarre. Etwas Vertrautes, dem ich dieser Tage aus dem Weg gehe.

Ich spüre, wie die Buchstaben auf mich einwirken, mir die Wahrheiten sagen, die ich nicht hören will.

MAg seIn, dass du eine Blockade hast, rufen mir die Buchstaben zu, und ich will sie wegblinzeln. Sekundenlang verschwimmt so meine Sicht, und ich versuche mir vorzustellen, was ich tun würde, müsste ich nicht mein Versprechen gegenüber der Kundin halten. Etwas in diese weiten Spitzen einfügen? Mit dem Negativraum spielen oder …

MAg seIn, dass du einsam bist, unterbrechen mich die Lettern, und meine Sicht wird wieder scharf.

MAg seIn, scheinen sie zu sagen, dass du das hier doch nicht kannst.

Ich lege den Micron hin und trete einen Schritt zurück.

Und in dem Augenblick kommt er herein.

Die Sache ist die, dass Buchstaben mir die Wahrheit über andere Leute verraten, und Reid Sutherland ist – war – einer dieser anderen Menschen.

Ich erinnere mich sofort an ihn, obwohl es über ein Jahr her ist, seit ich ihn zum ersten und einzigen Mal gesehen habe und vielleicht insgesamt nur fünfundvierzig Minuten in seiner ruhigen, abweisenden Gegenwart verbracht haben dürfte. An jenem Tag war er spät dran gewesen; seine Verlobte war bereits hier in der Papeterie, um ein letztes Mal einen Blick auf meine Entwürfe für ihre Hochzeit zu werfen. Ankündigungen, Einladungen, Platzkarten, das Programm – alles, bei dem Schriften im Spiel waren, hatte ich gemacht, und offen gestanden war ich bis dahin schon beinahe verzweifelt erpicht darauf, den Auftrag abzuschließen und mir eine Pause zu gönnen. Ich hatte einige Jahre freiberuflich gearbeitet, bevor ich nach Brooklyn kam, doch kaum fing ich an, exklusiv für Cecelia tätig zu sein und sämtliche Verlobungs- und Hochzeitsaufträge zu übernehmen, die der Laden erhielt, nahmen die Anfragen allein via Mundpropaganda in einem Tempo zu, das gleichermaßen schwindelerregend wie überwältigend war. Die Aufträge flatterten so schnell herein, dass ich mehrere ablehnen musste, was das Interesse allerdings nur zu verstärken schien. Tagsüber schwirrte mir der Kopf vor Kundenwünschen und Abgabeterminen; abends taten mir die Hände weh vor Anspannung und Überanstrengung. Dann saß ich mit einem Beutel voller warmer, ungekochter Reiskörner auf der rechten Hand auf der Couch, um die Krämpfe zu lindern, und atmete den Stress von Terminen weg, bei denen es unter Paaren und künftigen Schwiegereltern bisweilen aufregungsbedingt recht hoch hergehen konnte. Meine Aufgabe bestand dann darin, lächelnd zu beruhigen und zarte, romantische Dinge zu skizzieren, die allen gefallen würden. Ich hatte mich gefragt, ob es an der Zeit wäre, mich ganz aus dem Hochzeitsgeschäft zurückzuziehen.

Die Verlobte – sie hieß Avery, war blond, gertenschlank und trug fast immer Kleidung in Rot, Cremefarben, Eisblau oder in einem anderen auffälligen Farbton, den ich verlässlich mit Tinte, Kaffee oder Ketchup ruinieren würde – war angenehm im Umgang gewesen, konzentriert und höflich. Sie hatte eine klare Vorstellung, wer sie war und was sie wollte, widersetzte sich jedoch nicht Cecelias Vorschlägen, welches Papier geeignet wäre, oder meinen, was die Schrift betraf. Bei unseren ersten Treffen fragte ich einige Male, ob ich ihrem Verlobten Entwürfe per E-Mail schicken solle oder sie vielleicht einen Wochenendtermin wünsche, falls es dann für ihn leichter wäre, sie zu begleiten. Sie hatte jeweils mit der schmalen linken Hand abgewinkt, an der ein Ring prangte, der mir in jenem Frühjahr bei mindestens drei anderen Bräuten aufgefallen war. »Reid wird mögen, was ich mag«, hatte sie geantwortet.

Allerdings hatte ich darauf bestanden, dass er bei der abschließenden Besprechung dabei war.

Und es später bereut. Ihm begegnet zu sein. Die beiden zusammen zu sehen.

Heute bereue ich es erst recht.

Wir hatten einen Sonntagnachmittag für jenes letzte Treffen vereinbart, und nun kommt es mir besonders seltsam vor, dass es wieder ein Sonntag ist, an dem er hier erscheint. Heute ist mein Leben so anders, auch wenn es immer noch dieselbe Papeterie ist, ich hinter demselben Tresen stehe und ein für mich so typisches Outfit trage – ein leger geschnittenes, gemustertes Strickkleid (diesmal mit winzigen, freundlichen Fuchsgesichtern darauf), eine etwas zerknitterte Strickjacke, die bis vor einer Stunde noch in meiner Tasche gesteckt hat, eine dunkelblaue Strumpfhose und flache, weinrote Stiefeletten, von denen Sibby wahrscheinlich behaupten würde, meine Füße sähen darin riesig aus. Allein der Gedanke daran bringt mich mindestens einmal am Tag zum Grinsen, selbst wenn Sibby mich nicht mehr aufzieht.

Letztes Jahr hatte er das an, was andere legere Geschäftskleidung nennen und wozu ich insgeheim Von-wegen-Wochenende-Look sage: eine mittelbraune Baumwollhose mit so ausgeprägter Bügelfalte, dass sie wie gestärkt wirkt, und ein weißes Hemd unter einem teuer aussehenden V-Ausschnittpullover in Marineblau. Ein Gesicht, bei dem man zweimal hinschaute, das ist mal sicher. So attraktiv, dass man sich einerseits fragt, ob man ihn schon im Fernsehen gesehen hat, andererseits, warum jemand solch einen Kopf auf etwas setzt, das an eine Debattierclub-Uniform erinnert.

Jetzt sieht er anders aus. Okay, der Kopf ist derselbe – kantiges, glatt rasiertes Kinn; hohe Wangenknochen, die in einem Schwung gemeißelt scheinen, und schattige Linien bis zu seinem Kinn; ein voller Mund, dessen Winkel leicht nach unten gebogen sind, und eine Nase, die gerade groß genug ist, um zum Rest seiner strengen Züge zu passen; leuchtend blaue Augen unter Brauen, die eine Nuance heller sind als sein dunkles, rötlich blondes Haar. Vom Hals abwärts ist er heute aber nicht mehr so geschäftsmäßig gekleidet: olivgrünes T-Shirt unter einer hüftlangen, marineblauen Jacke, die um den Reißverschluss ausgeblichen ist. Dunkle Jeans, leicht ausgefranst an den Taschen vorn, und ich denke nicht, dass es sich um Abnutzungsspuren handelt, für die man extra bezahlt. Graue, ein wenig abgestoßene Turnschuhe.

MAg seIn, denke ich, dass sein Leben nun auch anders ist.

Aber dann sagt er: »Guten Abend«, was mich zu dem Schluss verleitet, dass er immer noch ein bisschen verstockt ist. Wer sagt denn Guten Abend? Ein Großvater vielleicht, wenn man ihn auf seinem Festnetzanschluss anruft.

Mir ist, als würde ich mit einem »Hi« oder »Hey« einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum verursachen oder ihn zumindest dazu verleiten, sich die Krawatte richten zu wollen, die er nicht trägt. Ich sollte mich nicht von Klamotten täuschen lassen. Möglicherweise wurde er auf dem Weg hierher von einem wild gewordenen Debattierclub-Captain überfallen, der dringend ein neues Outfit brauchte, und sieht deshalb so aus.

Ich entscheide mich für ein »Hallo«, das ich leicht und munter hervorbringe – heiter, wenn man so will –, und bin ziemlich sicher, dass er nickt. Als wolle er sagen: »Diese Begrüßung kann ich akzeptieren.« Flüchtig stelle ich mir vor, wie es auf seiner Hochzeit gewesen sein muss. Wahrscheinlich hat er auch so genickt, als die Worte »Mann und Frau« fielen. Wahrscheinlich hat er Avery die Hand geschüttelt, anstatt sie zu küssen. Und ich glaube nicht, dass es sie gestört hat. Ihr Lippenstift war immer so hübsch aufgetragen.

»Willkommen bei …«, beginne ich in dem Moment, in dem auch er wieder spricht.

»Sie arbeiten immer noch hier«, stellt er fest. Die Worte kommen ihm genauso unbeteiligt über die Lippen wie alles andere, was ich ihn bisher sagen gehört habe, jedoch mit einem Hauch von Verwunderung.

Hat er vielleicht herausgefunden, was geschehen ist, seit ich jeden einzelnen Papierschnipsel für seine Hochzeit beschriftet habe?

Nein, er kann es nicht wissen – unmöglich kann er wissen –, warum ich beschlossen habe, dass seine Hochzeit meine letzte wäre.

Ich schlucke. »Ich vertrete hier nur«, sage ich nun weniger … heiter. Eher vorsichtig. »Die Besitzerin ist im Urlaub.«

Er steht nach wie vor direkt an der Tür unter den leuchtenden Papierkranichen, die Cecelia dort an die Decke gehängt hat. Hinter ihm ist das neue Geschenkpapier im Fenster ausgestellt, von dem sie mir vor etwa zwei Wochen erzählt hat, als ich zuletzt hier Material eingekauft habe. Es ist alles so bunt, ein Frühlingsfest in Pink, Grün und Blassgelb, wie eine sonnige Zuflucht inmitten des eintönigen Graus draußen. Und plötzlich sieht es aus, als wäre ein menschlicher Wolkenkratzer hereingekommen.

Es erinnert mich an eine jener Wahrheiten über Reid Sutherland.

Daran, dass er an jenem Tag ein wenig verloren, ein wenig traurig gewirkt hat.

Erneut schlucke ich, trete einen Schritt vor, nehme meinen Micron aus dem Notizbuch meiner Kundin und will es zuklappen, um es beiseitezulegen. M-A-I schreit es mir entgegen, und nun fällt mir etwas anderes ein. Es ist nicht mehr lange bis zu Reids und Averys erstem Hochzeitstag. Am 2. Juni haben sie geheiratet, und auch wenn es bis dahin noch ein paar Tage hin ist, gehört er zu den Menschen, die länger im Voraus planen. Gewiss hat er eine Erinnerung in seinem Handy eingestellt. Und er ist zweifellos auch jemand, der sich an Regeln und Konventionen hält. Papier ist das traditionelle Geschenk zum ersten Hochzeitstag. Das dürfte der Grund sein, warum er hier ist. Sehr süß, den weiten Weg nach Brooklyn auf sich zu nehmen und in den Laden zu kommen, in dem sie gemeinsamen ihr erstes Papier ausgesucht haben. Oder vielmehr sie es ausgesucht hatte, während er irgendwie … geblinzelt hat, was Avery als Zustimmung deutete.

Ich merke, wie ich ein wenig entspanne. Es gibt eine Erklärung hierfür. Er ist nicht hier, weil er es weiß.

Keiner außer mir kann es wissen.

Ich schiebe das Notizbuch aus dem Weg und falte die Hände auf dem Tresen, wobei ich freundlich aufschaue und ihm meine Hilfe anbiete. Natürlich erschwert mir dieses wie aus Granit gemeißelte Gesicht, die fröhliche Lässigkeit auszustrahlen, die mich hier sonst zu einer guten Verkäuferin macht und heute meine Laune über den Tag gerettet hat. Es ist lächerlich, aber mir fallen nur Sätze ein, die direkt aus einem Jane-Austen-Roman stammen könnten. Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir? Was wünschen Sie heute? Welche unserer Pergamentwaren könnte Ihnen zusagen?

»Ich schätze, damit war zu rechnen«, meint er, ehe ich mich für eine Frage entscheiden kann. »Sie brauchen diesen Job sicher nicht, so erfolgreich, wie Sie sind.«

Er schaut mich nicht an, während er das sagt. Sein Kopf ist leicht zur Wand links von ihm gewandt, wo die Grußkarten von Lachelle, einer von Cecelias festen Kalligrafinnen, ausgestellt sind. Sie sind in strahlenden, kräftigen Farben gehalten. Lachelle benutzt meist Edelsteintöne für ihre Arbeiten und verziert sie mit winzigen Perlen, die sie mit einer kleinen Zange appliziert, als würde sie eine Operation durchführen. Ich mag ihre Karten sehr und habe drei an der Wand über meinem Nachttisch hängen. Reid hingegen scheint sie gar nicht wahrzunehmen, bevor er den Blick auf mich richtet.

»Ich habe den Times-Artikel gelesen«, fährt er fort, als wolle er seine Bemerkung erklären. »Und den Beitrag auf …« Er stockt kurz. »Buzzfeed.«

LOL, denke ich, oder vielleicht sehe ich es auch vor mir: Sans Serif, fett, Versalien, vor hellgelbem Hintergrund. Reid Sutherland, der sich durch Buzzfeed scrollt, durch die zwanzig Gifs von mir, wie ich diverse Lettern zeichne, darunter paradoxe Kommentare, dass es beinahe pornografisch befriedigend sei, mir zuzuschauen, wie ich ein perfektes E pinsele.

Dabei dürfte er ein nervöses Augenzucken entwickelt haben. Und fraglos hat er danach seinen Browserverlauf gelöscht.

»Danke«, antworte ich, obwohl ich nicht glaube, dass es ein Kompliment sein soll.

»Avery ist sehr stolz. Sie denkt, dass sie letztes Jahr einen echten Glücksgriff gelandet hat, Sie zu engagieren. Vor Ihrem Aufstieg zur …«

Er verstummt, doch wir beide könnten den Satz beenden. »Die Planerin von Park Slope« werde ich jetzt genannt. So bin ich aus dem Hochzeitsgeschäft rausgekommen, und es war der Grund, warum die Times Ende vergangenen Jahres über mich schrieb. Und deshalb hatte ich allein letzten Monat drei Telefonkonferenzen und habe nun die Deadline, vor der ich mich drücke. Personalisierte Terminkalender, Notizbücher und Tischkalender, hin und wieder mit Kreide gezeichnete Wandkalender für die komplett renovierten Backsteinhäuser meiner besonders handarbeitsfixierten Kunden, deren Kleinkinder Agatha oder Sebastian heißen, in deren Küche weiße Metrofliesen prangen und frische Blumen auf Bauerntischen stehen, die noch nie ein Bauernhaus von innen gesehen haben, geschweige denn ihre Besitzer jemals in der Nähe einer Farm waren. Wobei ich weniger ihr Leben plane, als dass ich dessen Organisation – die Firmenausflüge, die Wochenendurlaube, die Spielverabredungen und den Musikunterricht – besonders, schön und unkompliziert aussehen lasse.

»Möchten Sie, dass ich etwas für Ihre Frau entwerfe?«

In jüngster Zeit nehme ich keine Kunden mehr an, weil ich versuche, diese neue Chance an erste Stelle zu setzen, aber ich schätze, es wäre klug für die Papierhochzeit. Ein persönlicher Terminkalender vielleicht. Außerdem ist es ja nicht so, als müsste ich mich nicht bei ihm mit einem Gefallen entschuldigen. Falls er sich einen Kalender wünscht, ist es allerdings doch etwas knapp, vor allem, wenn ihm ein Design für ein ganzes Jahr vorschwebt, wie es manche Kunden vorziehen. Für die hier in Brooklyn arbeite ich meistens fest nach einem monatlichen Plan, doch ich vermute, dass Reid und Avery meistens in Manhattan bleiben. Avery hatte ein schickes Heim in der East 62nd, als sie verlobt war. Sie hat so viel Geld, wie ich es mir nicht mal rein theoretisch vorstellen kann und praktisch schon gar nicht.

Zum ersten Mal verändert sich etwas an seiner Miene, zucken die heruntergebogenen Mundwinkel. Ein … Lächeln? Oh Mann, es ist gut möglich, dass ich vergessen habe, wie ein Lächeln aussieht, seit er hereingekommen ist. Doch selbst dieses kurze Aufblitzen einer Emotion verändert ihn. Das Gesicht, bei dem man zweimal hinblickt, wird zu einem, bei dem man dreimal hinschaut. Das man fotografiert, um es später seinen Freundinnen zu zeigen.

Er ist sehr groß. Außergewöhnlich groß. Und ich hasse mich selbst dafür, dass ich an die Symbolik meiner Stifte denke.

Noch dazu im Zusammenhang mit einem verheirateten Mann.

»Nein«, antwortet er, und das Beinahe-Lächeln ist verschwunden.

»Nun«, sage ich besonders munter, »wir haben noch andere Geschenke und …«

»Ich bin nicht auf der Suche nach einer Ladentochter«, unterbricht er mich.

Einer … Ladentochter? Das ist eine sehr altmodische Bezeichnung für Verkäuferin.

Jetzt ist er es, der für den Riss im Raum-Zeit-Kontinuum sorgt – oder vielleicht auch nur für einen Riss in meiner gut gelaunten Fassade. Gern würde ich einen Reißverschluss an meiner Stirn öffnen und sämtliche Walküren auf ihn loslassen. Das wäre schlimmer, als vom Captain eines Debattierclubs ausgeraubt zu werden, so viel steht fest.

Ich blinzle über den Tresen zu ihm und versuche, meinen Ärger wegzuatmen. Aber dann, ehe ich den Riss schließen kann, stelle ich mich auf die Zehenspitzen und blicke übertrieben über seine Schulter (eine von zwei spitzenmäßigen Schultern, was mich natürlich nicht interessieren sollte) zur Straße draußen, wo sich die dunkelgrüne Markise eines schicken Friseurladens sanft in der Frühlingsbrise bläht.

»Sind Sie mit einer Zeitmaschine hergekommen?«, frage ich süßlich. Ich senke mich wieder auf die Fersen und sehe ihn an, damit ich seine Reaktion nicht verpasse.

Die ausbleibt. Keine Verärgerung, keine Belustigung. Ein totaler Sans-Serif-Mensch.

»In einer Zeitmaschine?«, wiederholt er.

»Ja, in einer Zeitmaschine, denn ›Ladentochter‹ hat niemand mehr gesagt seit …« Pergamentwaren ist leider alles, was mir in den Sinn kommt. Also beende ich den Satz mit einem extrem enttäuschenden »sehr langer Zeit«.

Gut möglich, dass ich die Schultern ein bisschen hängen lasse. Ich bin wirklich furchtbar darin, schlagfertige Antworten zu geben. Aber immerhin scheint dieser Mann mit seinem hübschen, ausdruckslosen Gesicht erstaunlich gut darin zu sein, meinen Ehrgeiz anzustacheln.

Er räuspert sich. Er hat einen hellen Teint, der wie abgestimmt zum Rotblond seines Haars passt, und ein Teil von mir hofft, dass er vor Scham oder Verlegenheit rot wird, dass er irgendeine physische Reaktion zeigt, die mich an das erinnert, was ich vor Monaten in ihm gesehen habe. Die mich daran erinnert, dass er keine mannsgroße Gewitterwolke ist, die meine heutige Regenwetterstimmung zu einem Monsun aufbauschen will.

Doch es tut sich nichts.

Ich könnte mich an jenem Tag geirrt haben, als ich ihn für verloren oder traurig hielt. Es könnte sein, dass er schlicht selbstgefällig und verstockt ist. Schön wäre, wenn ich mich durch solche Gedanken besser mit dem fühlen könnte, was ich getan habe, aber das passiert nicht. Nicht so wirklich. Es war so …

So anmaßend. So unprofessionell.

Allerdings bin ich mit meiner Geduld am Ende, egal, wie falsch ich mich damals verhalten habe. Vor allem weiß er nicht einmal davon. Ich mag nicht gut sein, was Konfrontationen angeht, aber ich bin hervorragend, geradezu meisterhaft darin, sie zu meiden. Mühelos kann ich ein Lächeln aufsetzen, diese Schicht für Cecelia zu Ende bringen und ihn hier rausbugsieren, zurück zu seinem schicken Apartmenthaus mit Portier unten und seiner eleganten Frau oben, die nie Ketchupflecken auf ihren Sachen hat. Eine Ladentochter, Himmel!

»Wie dem auch sei«, entgegne ich und beiße die Zähne aufeinander, das hoffentlich einem Lächeln nahekommt. »Kann ich Ihnen helfen?«

M-A-I, denke ich in der Pause, die nun entsteht. Schnörkellos, schnörkellos, schnörkellos.

»Mag sein«, sagt er, und zum ersten Mal nimmt er die Hände aus den Taschen.

Im Grunde kann ich selbst nicht erklären, was eigentlich geschieht, doch mir wird klar, dass Monsun eine Untertreibung war, dass hier eine Flutwelle droht. Ich kann nicht sagen, was ich zuerst bemerke: die Tatsache, dass er keinen Ehering an der linken Hand trägt? Den Fetzen dickes Papier, den er aus seiner Jacke holt? Den matt schimmernden, antiken Cremeton, von dem ich erinnere, wie Avery mit dem Daumen drüberstrich und dabei zufrieden lächelte? Die aufblitzende Farbe – Farben –, die ich für die endgültige Version benutzt hatte, für die Weinranken und Blätter, die leuchtenden Flügel, die ich gezeichnet hatte …?

Aber ich begreife. Ich begreife, was er mich fragen will.

MAg seIn, denke ich. Es ist ein Echo und eine Vorahnung.

Er spricht erst wieder, als er mir das einzelne Blatt auf den Tresen gelegt hat.

Sein Hochzeitsprogramm.

Ich beobachte, wie er kurz zu der Schrift sieht, und mir ist klar, was er dort erkennt. Ich weiß, was ich für ihn dort eingefügt habe und wie jene Buchstaben auf mich wirkten.

Aber ich hätte nicht gedacht, dass es irgendwer sonst jemals erkennen würde.

Dann schaut er mir wieder in die Augen. Seine sind klar blau. Eine Flutwelle, die auf mich zurollt.

»Vielleicht können Sie mir verraten, woher Sie gewusst haben, dass meine Ehe scheitern würde.«

Kapitel 2

So viel zum Thema »heiter«.

Dieser Moment ist es offenbar nicht. Er ist eher wie: Wie auffällig wäre es, würde ich vor lauter Stress in den Papierkorb unter diesem Ladentresen kotzen?

Dieses Programm, das Reid zwischen uns auf den Tresen gelegt hat? Das sämtlichen verfügbaren Sauerstoff aus dem Raum saugt, während es mich an meine Gedankenlosigkeit erinnert?

Das ist definitiv heiter.

Es war Averys Vorschlag gewesen, ein Motiv aus Ein Sommernachtstraum als Anspielung auf ihr erstes Date mit Reid zu wählen. »Shakespeare im Park?«, hatte sie gesagt, als hätte ich vielleicht noch nie davon gehört. Und ob ich das hatte. Sibby und ich waren einmal dort gewesen, kurz nachdem ich hergezogen war und sie noch neben ihrer Funktion als meine beste Freundin die Rolle der Fremdenführerin und Chef-Unterhalterin übernahm. Ich würde es nicht unbedingt als die beste Wahl für ein erstes Date bezeichnen, aber das könnte auch daran liegen, dass es draußen seinerzeit ungefähr tausend Grad heiß war und sie Troilus und Cressida gaben. In dem Stück geht es, soweit ich es mitbekommen habe, mehr oder minder um Zwangsprostitution.

Aber Ein Sommernachtstraum war romantisch, schätze ich, zumindest teilweise. Ein Wald, Elfen und Paare, die sich finden, und Avery schien allemal bedeutend und einflussreich genug, um das Wetter kontrollieren zu können. Also dürfte jenes Date mit Reid perfekt gewesen sein.

Die Entwürfe waren wirklich leicht gewesen. Jede Menge Schnörkelschrift und illustrative Details in und über den Lettern. Ich hatte mich bei diesem Job richtig ausgetobt, und jeder, dem ich die Sachen zeigte, musste sie einfach lieben.

Mit Ausnahme von Reid.

Und jetzt gerade sieht sein Gesicht sehr ähnlich wie beim ersten Mal aus, als er all die Entwürfe betrachtete. Als hätte er einen Kurs in »Stirnrunzeln für Fortgeschrittene« gemacht und seine Mundwinkel tiefer legen lassen. Er ist voll konzentriert und würde es eindeutig merken, sollte ich mich vor lauter Stress übergeben.

»Ich weiß nicht, was Sie meinen«, versuche ich es, bin jedoch leider so schlecht darin, meine Stimme zu kontrollieren, wie Reid gut darin ist, so ziemlich alles an seinem Auftreten zu steuern. Jedenfalls klinge ich fast wie in einem Cartoon. Als Nächstes quieke ich womöglich noch: Und ich wäre damit durchgekommen, wärt ihr verrückten Kinder nicht gewesen! Meine Hände sind ordentlich vor mir gefaltet, weit weg von dem Programm zwischen uns, als könnte es mich versengen, wenn ich es berühre.

Reid hingegen hat damit kein Problem. Er streckt eine Hand nach vorn – eine große, starke Hand mit langen Fingern, und vergiss den Symbolismus – und berührt eine Ecke des Papiers mit zwei Fingern. Ich schaue ihn nicht an, hoffe aber, dass er die Pause nutzt, um sich umzubesinnen. Dass er zu dem Schluss kommt, dort wäre doch nicht das, was er gesehen hat. Ich habe keinen Schimmer, was mit ihm und Avery passiert ist, aber, hey, Trennungen können unschön sein. Da fängt man schon mal an, nach allen erdenklichen Gründen zu suchen, warum es schiefgegangen ist, nicht? Vor zwei Jahren haben Sibby und ich eine ausgefeilte Theorie erdacht, dass der Banjospieler, mit dem sie damals zusammen war, sich nicht zu der Beziehung bekennen konnte, weil das Instrument einen »Wandererklang« hatte.

Meine Hoffnung ist indes vergeblich, so wie Reid das Programm anstarrt. Im Gegensatz zu mir ist er vermutlich nicht der Typ, der sich selbst belügt.

»Da ist ein Code in dem Programm«, sagt er und sieht weiterhin nach unten. »Ein Muster.«

Oh Gott! Vor einer halben Stunde habe ich mich noch über die Stille im Laden beklagt, doch nun bin ich sehr froh über sie. Würde Cecelia oder irgendein Kunde das hier hören – Gott, wenn es in die sozialen Medien käme –, wäre es garantiert nicht gut für meine Karriere. Was würde es für all die Telefonkonferenzen bedeuten, in denen ich Dinge versprochen habe, von denen nicht mal ich selbst sicher bin, dass ich sie halten kann?

Tatsächlich kann ich mir vorstellen, dass es alles ruinieren würde.

»Ich …«

Bevor ich auch bloß anfangen kann, sehr wenig überzeugend zu leugnen, bewegt sich seine Hand. Er lässt seinen Zeigefinger zur ersten Zeile des Programms wandern und dort zum zweiten Wort: Hochzeitsfeier. Der Finger verharrt direkt über dem f, dem Buchstaben, über dem ich die erste Elfe gezeichnet habe. Sie blickt nach links, und die Spitze ihres zarten Fußes berührt oben den Querstrich des f, und ihre zarten Flügel – für die ich einen sehr feinen Stift benutzt habe – sind noch vollständig ausgebreitet, als sie hinabschwebt. Ich habe sie blond gemacht, so wie Avery, allerdings winzig genug, dass keiner ihrer Gesichtszüge eine Ähnlichkeit andeutet.

Erneut bewegt er seinen Finger. Zur zweiten Zeile, wo ihre Namen nebeneinanderstehen und durch ein geschwungenes Et-Zeichen verbunden sind, auf das ich besonders stolz war. Reid, da hält er inne und tippt auf das e, über dem ein kleiner, goldener Tropfen vom Liebestrunk aus dem zweiten Akt schwebt und darüber ein schelmisch dreinblickender Puck, der noch die Hand ausstreckt, als hätte er den Trunk eben erst vergossen.

Weiter geht es in die dritte Zeile, in der ich beim H in Hotel Four Seasons den unteren Schwung zu einer Hängematte aus Laub gemacht habe. Darin schlummert Titania, und ihr langes, lockiges Haar ist über den Buchstabenschwung drapiert.

F-E-H …

Reid tippt wieder. Beim l in Hotel baumelt eine errötende, lächelnde Elfe mit einer Hand an dem kleinen Querstrich. Im e in Andrew, dem Namen des Violinisten, steckt eine Elfe mit hochgezogenen Augenbrauen, die einen winzigen Finger auf ihren zu einem Grinsen verzogenen Mund legt, um alle zu ermahnen, leise zu sein. An dem letzten r in besonderer Tag lehnt ein selbstbewusster Oberon. Es ist alles da, über mehrere Lettern verteilt, aber dennoch … dennoch ist es da.

F-E-H-L-E-R

»Da sind noch mehr Zeichnungen«, sage ich. Nach wie vor wage ich nicht, das Blatt anzufassen, aber ich deute mit dem Kinn zu dem Blumenbogen über der ersten Zeile. Und es gab weitere Bilder, überall, manche von ihnen sogar auf oder in den Lettern. Die Blumen und Weinranken, die …

»Keine Elfe wie diese«, erwidert er und wandert mit dem Finger rückwärts. Seine Stirnfalte ist jetzt beinahe eine Furche. Vermutlich gibt es in seinem Leben selten Anlässe, über Elfen zu reden, abgesehen von dem ersten Date mit seiner Exfrau. Er räuspert sich. »Keine … solchen Buchstaben. Dies hier ist ein Muster.«

»Das ist willkürlich gewählt. Ein Zufall.«

Schon als ich es sage, fühle ich einen unangenehmen Druck im Magen, anders als die Stressübelkeit. Schlimm genug, dass ich dies hier überhaupt getan habe, doch jetzt will ich ihm weismachen, er würde es sich bloß einbilden? Furchtbar.

»Nein.« Es ist die entschiedenste Silbe, die er geäußert hat, seit er durch die Tür gekommen ist, und er schaut von dem Programm zu mir auf. Da ist es. Das, weshalb ich dachte, Reid Sutherland würde verloren, irgendwie traurig wirken. Es ist dieser Blick.

»Ich sehe es«, stößt er hervor. »Ich erkenne Muster.«

Ich spüre, wie ich selbst die Stirn runzle, während er es ausspricht. Als wäre ich so blöd gewesen, das Wort FEHLER im Hochzeitsprogramm eines Mannes zu verstecken, der den Morsecode entwickelt hat oder so.

»Sind Sie nicht Banker?«, frage ich. Ich erinnere mich vage, dass Avery erzählt hatte, Reid würde an der Wall Street arbeiten. Für mich ist die ein Gewimmel von Bankern, Leuten in schwarzen und blauen Anzügen mit Dollarzeichen anstelle von Pupillen in den Augen.

»Ich bin ein Quant«, antwortet er, als würde das alles erklären.

»Ein was?«

Er schüttelt kurz den Kopf. »Ein Quantitativer Analyst. Es geht um mathematische Modelle für Investments. Risikomanagement. Nummern, Codes. Sie wissen, was ich meine.«

Äh, ich weiß nicht, was er meint. Er hat »mathematische Modelle« gesagt, und alles, woran ich denken kann, ist mein Geometrielehrer aus der zehnten Klasse, der einen Würfel aus Strohhalmen und Knetgummi baute. Ich nehme mal an, dass Reids Arbeiten nicht ganz so aussehen.

»Klar«, entgegne ich, was interessanterweise dieselbe Antwort ist, die ich Mr. Mesteller gab, als er mich fragte, ob ich das mit den Strohhalmen und der Knete verstanden hätte. Ich bekam eine Vier in Geometrie.

Stille tritt ein. Sie kommt mir lang vor, kann allerdings höchstens Sekunden dauern, während das Programm wie ein Grabstein zwischen uns liegt. Die so gar nicht heitere Inschrift darauf lautet: Hier liegt alles, wofür du gearbeitet hast. Gestorben durch deine eigene ungestüme und unbedachte Hand.

Ich atme leise durch die Nase ein, bevor ich wieder etwas sage.

»Es tut mir leid, von Ihrer Scheidung zu hören.«

»Es gibt keine Scheidung. Ich habe … wir haben nicht geheiratet.«

Also kann ich das Erbrechen in den Papierkorb vergessen. Ich springe am besten einfach ganz rein, wie das Stück Abfall, das ich bin.

»Es tut mir so …«

»Nicht wegen dem hier«, unterbricht er mich und berührt wieder die Ecke des Programms, ehe er die Hände in die Taschen steckt und einen kleinen Schritt zurücktritt. »Oder vielmehr nicht nur deswegen.«

Ich frage mich, ob noch eine Decke mit in den Papierkorb passen würde. Ein Kissen verdiene ich definitiv nicht.

»Aber ich möchte es trotzdem wissen. Ich möchte wissen, woher Sie es gewusst haben.«

Er sieht mich direkt an, streng und mit diesen traurigen Augen, und ich denke, ich könnte ihm eine Menge Dinge sagen. Ich könnte sagen: Ich hatte von mir selbst gesprochen. Es war von Anfang an ein Fehler gewesen, Hochzeiten zu übernehmen. Das und eine alte Angewohnheit. Manchmal habe ich keine Ahnung, was ich tue. Ich wollte nicht, dass es am Ende tatsächlich so in Ihrem Programm steht. Sie und Avery waren ein nettes Paar.

Fast sehe ich es vor mir. Ich würde es ihm erzählen, und er würde wissen, dass ungefähr die Hälfte davon gelogen ist, aber er ist zu höflich oder zu verklemmt, um nachzuhaken. Mir ist klar, wie so etwas läuft. Ich weiß, wie leicht es ist zu reden, ohne irgendwas Wichtiges zu sagen. Die Art, wie er sein Kinn hält. Ich weiß, dass er hergekommen ist, um mir diese Frage zu stellen, nur ein einziges Mal. Und er wird mir zunicken (nicht um mir zuzustimmen), bevor er das Geschäft verlässt. Ich werde den Laden schließen und nach Hause gehen. Dort werde ich die Wohnung betreten und zu Sibby sagen: Du glaubst nicht, was heute passiert ist …

Nein, das stimmt nicht. Ich werde es Sibby nicht erzählen, weil Sibby meine Existenz kaum noch wahrnimmt, außer dass ich die Hälfte der Wohnkosten übernehme. Ich werde also Reid eine Lüge auftischen, er wird verschwinden, und ich werde hinunter auf MAI starren, bis mir alles vor den Augen verschwimmt. Ich werde mich wegen meiner ungezogenen Hände, meiner nahenden Abgabetermine und meiner fehlenden Inspiration sorgen. Ich werde hier warten, bis ich relativ sicher bin, dass Sibby sich für den Abend in ihr Zimmer zurückgezogen hat, und dann werde ich nach Hause gehen. Und ich werde immer noch alles fühlen, was ich gefühlt habe, bevor Reid durch die Tür kam. Ich werde mich mit meinem MAg seIn in eine persönliche und berufliche Krise grübeln, während ich abwarte, ob dieser Mann herumerzählt, was ich getan habe.

Also löse ich stattdessen meine Hände und greife nach dem Hochzeitsprogramm. Ich glaube nicht, dass ich ihm hierbei in die Augen schauen kann, deshalb konzentriere ich mich auf die Lettern, die nur er sehen konnte. Auf das Muster, den Code. Den Fehler.

»Wie wäre es, wenn ich Ihnen einen Kaffee spendiere und wir reden?«

Wir gehen in eine schicke Espressobar an der Ecke Fifth und Berkeley. Es gibt noch eine nähere, nur anderthalb Blocks von der Papeterie entfernt, aber die schließt früh, und außerdem treffe ich dort regelmäßig Kunden. Daher habe ich beschlossen, dass der Weg zwar länger wäre, doch die Chance geringer, dass jemand mitbekommt, worüber Reid und ich sprechen.

Natürlich war es seltsamer, als ich angenommen hatte. Auf dem Weg schwiegen wir, abgesehen von einem unerhört schwierigen Moment, nachdem ich die Ladentür verriegelt hatte und meine Strickjacke fester zuzog, weil noch ein wenig Winterkälte in der Luft lag.

Reid räusperte sich. »Möchten Sie meine Jacke?« Es hat nicht widerwillig geklungen, sondern eher wohlerzogen, wie sein »Guten Abend«. Ich war so perplex, dass ich ihn duzte und gesagt habe: »Sei nicht nett zu mir.« Dann hat er wieder genickt, und wir beide taten, als wären wir unsichtbar füreinander, bis wir das Ziel erreicht hatten. Wo er mir die Tür aufhielt.

Als wir im Coffeeshop sitzen, ist er genauso steif wie im Laden. Sein Rücken und seine (nach wie vor sehr hübschen) Schultern sind gerade, und er hat die Ellbogen an seine Seiten gezogen. Gott bewahre, dass er sie auf den Tisch stützt wie ein normaler Mensch! Er hat immer noch diesen Ausdruck leichten Ekels, scheint sämtlichen Oberflächen hier zu misstrauen, hat sogar die schweren Gläser mit Biscotti und extragroßen Keksen und Schokokugeln mit Kokosraspeln angesehen, als enthielten sie außergewöhnlich eklige tote Insekten, die eigens ausgestellt wurden, um ihn abzustoßen. Auf meine Frage, was für einen Kaffee er wolle, hat er geantwortet, dass es »recht spät für Kaffee« sei (recht spät), und einen Kräutertee bestellt.

Ich komme mir vor wie in einem Kostümfilm.

»Ich brauche einige Zeit zurück in die Stadt«, sagt Reid, während ich den ersten Schluck von meinem Cortado trinke (schlechte Wahl; ich werde die ganze Nacht wach sein, aber was konnte ich sonst angesichts des recht spät tun?), und als Gesprächsauftakt ist die Bemerkung wohl völlig daneben, bis ich begreife, dass er mich drängt, endlich mit meiner Erklärung herauszurücken.

»Ähm«, beginne ich und unterdrücke eine Grimasse wegen dieses Ticks. Mir war nie bewusst gewesen, wie oft ich dieses Ähm von mir gebe, bis ich anfing, es mit den Videos auf sozialen Medien ernst zu nehmen. Bei dem ersten, das ich aufnahm, kam es so ziemlich nach jedem dritten Wort – manche Letterer bevorzugen, ähm, einen klassischen Blackwing Pearl, ähm, mit einem hübschen, ähm, ausgewogenen Graphit–, und ich brauchte fünf Aufnahmen, um die »Ähms« auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Mein letztes Video – der Beweis, wie weit ich es geschafft habe – enthielt keines mehr, gleich bei der ersten Aufnahme.

Ich versuche es noch mal.

»Ich bin nicht sicher, ob du mit meiner Antwort zufrieden sein wirst.«

»Vielleicht nicht.« Er hebt die Hände mit den Handflächen nach oben und zeigt um uns herum. Die Geste heißt so viel wie: »Wir haben schon diesen beklemmenden Weg hinter uns gebracht, also probier es ruhig mal.«

Ich setze mich anders hin, verlagere mein Gewicht von einer Seite zur anderen, was nichts weiter ist als ein erbärmlicher Versuch, den Stoff meines Kleides zu lockern, der mir vor Schweiß am Hintern und den Schenkeln zu kleben scheint. Ich überlege, was ich sagen soll, wie ich ihm mein Gefühl an jenem Tag vermitteln soll, an dem ich ihn und Avery zusammen beobachtet habe. Und wie ich mich später fühlte, als ich ihr Programm entwarf.

»Es ist nicht so, als hätte ich noch nie einen desinteressierten Partner gesehen«, beginne ich. »Ich habe schon in Besprechungen mit Paaren gesessen, bei denen der Bräutigam kein einziges Mal von seinem Handy aufgeblickt hat, um seine Meinung zu äußern.«

»Ich glaube nicht, dass ich mein Handy dabeigehabt habe.«

»Wahrscheinlich gibt es keine, wo du herkommst.«

In dem Kostümfilm, in dem du lebst, denke ich, doch er sagt: »Ich bin aus Maryland.«

Ich erkenne nicht, ob er scherzt. Falls ja, hat er alles Amüsierte aus seinem Gesicht verschwinden lassen, bevor ich es bemerken konnte. Mir ist einzig klar, dass er zurück zum Thema will, und ich schätze, das bin ich ihm schuldig. Also keine meiner üblichen heiteren, kundenfreundlichen Ablenkungsmanöver mehr.

»Ich schätze, ich habe gedacht, dass du … ähm. Du warst … Du hattest eine Art, abwesend zu sein, obwohl du endlich gekommen warst. Du schienst sehr unglücklich, und ehrlich … sie wirkte auch so. Vorher hatte ich nicht den Eindruck gehabt, wenn ich mich mit ihr allein traf.«

Er lehnt sich zurück. Es könnte das erste Mal sein, dass sein Rücken Kontakt zur Lehne bekommt.

»Dir hat nichts von dem gefallen, was sie ausgesucht hatte. Das konnte ich dir ansehen. Aber dann hast du einmal geblinzelt, und jeder Ausdruck war verschwunden.« Dieses Auslöschen war mir so vertraut gewesen. Ich hatte es jahrelang bei meinen Eltern beobachten können, ein geübtes Abschotten nach dem Streit. »Sie wollte deine Meinung hören, und sie war enttäuscht.«

»Ja«, sagt er vollkommen sachlich. »Ich habe sie enttäuscht. Oft.«

Instinktiv möchte ich zurückspulen, alles Harte aus diesem Gespräch nehmen, Frieden wahren.

»Hör mal, ich kenne dich nicht. Und ich kenne Avery nicht. Vielleicht hattest du einen miesen Tag. Oder, ich weiß nicht, vielleicht hattet ihr so was wie ein Arrangement, wie eure Beziehung funktionierte, und ich hatte das missverstanden. Es war falsch von mir …«

»Du hast es nicht missverstanden«, meint er rasch. Dann legt er Daumen und Finger um seine Tasse und dreht sie sehr präzise um neunzig Grad, wie um die Zeit zu markieren. Ich glaube nicht, dass er noch mehr sagen wird, und blicke hinunter zu meiner Tasse. Mich überrascht, dass er doch weiterspricht, leise, beinahe so, als würde er gar nicht mit mir reden.

»Ich … habe mitgemacht. Sie hat geführt, und ich bin gefolgt, weil es weniger mühsam erschien. So war es bei uns.«

Blinzelnd schaue ich über den Tisch zu ihm, und ein kleiner Satz in Spencerian Script enthüllt sich zwischen uns. Es dürfte der erste Anflug von Kreativität seit Wochen sein. Ich weiß, wie sich dasanfühlt, steht da, aber ich schweige. Stumm trinken wir beide einen Schluck, und da ich de facto einen Defibrillator in meiner Tasse habe, bin ich als Erste wieder im Spiel.

»Ich wollte das nicht«, erkläre ich schlicht. Meine Stimme radiert die Schriftverbindung zwischen uns aus. »Manchmal passiert es einfach, und es wird mir erst hinterher klar.« Ich empfinde eine seltsame, ungekannte Versuchung, ihm alles zu erzählen. Manchmal arbeiten die Buchstaben mit mir. Wenn ich gestresst bin, müde oder einsam. Wenn ich blockiert bin … überhaupt nicht zeichnen kann und wenn ich es trotzdem versuche – dann sage ich am Ende zu viel.

Doch was würde es bringen, ihm das zu verraten? Für ihn bedeutet es nichts, und mir könnte es enorm schaden. Ich brauche es wirklich nicht, dass er hier rausgeht und es verbreitet, nicht nach allem, wofür ich gearbeitet habe und noch arbeite. Ich hatte gedacht, dass ich das Problem in den Griff bekomme, wenn ich keine Aufträge für Hochzeiten mehr annehme. Ich hatte gedacht, die viele Mühe, die ich in mein Geschäft gesteckt habe, würde mir ein Gefühl von Eigenständigkeit, von Kontrolle geben. Sicher waren es die Pläne anderer Leute gewesen, aber die Ideen und die Ausführung, die stammten von mir. Sie waren meine Vision.

Doch ich fange schon erneut an, es zu vermasseln, und das in so einer entscheidenden Zeit für mich. Das muss Reid nicht erfahren.

»Ich habe den Auftrag geliebt«, sage ich wieder in heiterer Tonlage. »Ehrlich. Ich mochte das Stück, die Anspielung auf euer erstes Date …«

Die Furchenstirn ist zurück. »Welches erste Date?«

»Dein erstes Date mit Avery. Ein Sommernachtstraum. Shakespeare im Park?«

»Das war nicht unser erstes Date. Unser erstes Date war ein Kaffee in der Eingangshalle meines Bürogebäudes.«

»Oh.« Inzwischen fühlt sich dieser Coffeeshop für mich wie eine Schlangengrube an. Hätte ich doch bloß das genaue Gegenteil hiervon vorgeschlagen, was immer das sein mag. Ein Süßigkeitenautomat mit Schlaftabletten? Buchstäblich alles, nur kein Remake seines ersten Dates mit seiner Exverlobten, deren Leben ich womöglich ruiniert habe.

»Ihr Vater hatte es arrangiert.«

»Das ist … nett.«

Ist es nicht, dem Verschwinden seiner Stirnfurche nach zu urteilen, während nun seine linke Augenbraue nach oben wandert. Glaubst du das wirklich? fragt die linke Braue.

»Er ist außerdem mein Chef.«

»Oh Gott. Bist du gefeuert worden?«

»Nein, ich bin …« Er blinzelt wieder zu seinem Tee. »… wichtig für ihn. Und die Trennung war einvernehmlich.«

»Das muss schräg sein.« Wahrscheinlich nicht eigenartiger als dieses Treffen hier, aber eben eigenartig.

Er zuckt mit den breiten Schultern, was eine lässige, untypische Geste bei ihm ist. Unerwartet. »Es geht ums Geschäft.«

Er muss von seiner Arbeit sprechen, doch irgendwie scheint er mit »Geschäft« auch Avery und ihre Verlobung zu meinen. Und ihre Trennung, so einvernehmlich sie gewesen sein mag.

»Ich entschuldige mich dafür, dass ich dich Ladentochter genannt habe«, sagt er. Der Themenwechsel ist so abrupt, dass ich eine Sekunde brauche, bis ich seine Worte begreife. »Offensichtlich halte ich dich für sehr begabt.«

Es kommt so überraschend, dass ich ein leises, ungläubiges Schnauben von mir gebe. Wenn mir diese extrem schweißtreibende Unterhaltung eines bestätigt, dann zumindest, dass ich wohl behaupten darf, Reid Sutherland intuitiv sehr gut zu verstehen. Und nichts an unserem Austausch heute oder vor einem Jahr deutet darauf hin, dass er mir irgendwelches Talent unterstellt.

»Offensichtlich?«

»Ja. Alles war … nun, Avery war mit allem sehr zufrieden.«

»Aber du nicht.« Ich bereue es sofort, das gesagt zu haben. Was tue ich da? Werfe ich einen billigen Köder aus, fische nach Komplimenten von einem Typen, der mich dringend innerhalb von fünf Minuten nach Verlassen des Coffeeshops vergessen muss? Er darf nie wieder über mein Talent nachdenken, da er nun weiß, wie ich es genutzt habe.

»Ich war …« Abermals bewegt er seine Tasse, erneut um eine Vierteldrehung. »Es hat auf mich gewirkt. Ich habe deine Lettern gesehen und – sie fühlten sich für mich wie Zahlen an. Etwas, das ich lesen konnte. Sie waren wie ein Zeichen.«

Ich weiß, wie sich das anfühlt. Als ich zum ersten Mal eine von Hand gezeichnete Letter sah – also richtig sah, richtig auf sie geachtet habe –, war das auf einem alten Schild in dieser Stadt. Und so hat es sich für mich angefühlt – wie etwas, was ich lesen konnte. Doch auch wie etwas voller Möglichkeiten. Sieh all die Weisen, auf die dieser Buchstabe spricht. Es beschert mir eine seltsame, heimliche Freude, Reid das über einige meiner eigenen Lettern sagen zu hören.

Doch ich kann und darf seine Worte – dass meine Arbeit auf ihn gewirkt hat – nicht als Kompliment auffassen. Was ich tue, ist nichtig, verstohlen, unreif. Es ist mir nicht bestimmt, Zeichen für Leute zu schreiben. Ich soll ihre Pläne für sie umsetzen. Pläne, die sie bereits geschmiedet haben.

Ich muss damit aufhören. Ich muss einen Weg finden, wie ich endgültig mit dieser Gewohnheit breche. Wie ich wieder in die Spur komme und meine Blockade löse. Ich muss meine Deadline einhalten, denn sie könnte mich von meinem Noch-im-Aufbau-Modus auf das nächste berufliche Level heben.

»Ich mache das nicht wieder«, sage ich mehr zu mir selbst als zu ihm, wünsche mir jedoch gleich, ich hätte es nur im Stillen ausgesprochen. Oder zu Hause allein vor dem Badezimmerspiegel. Ich klinge, als würde ich ihn mit diesem Versprechen bitten zu schweigen. Und seine Miene zeigt mir, dass ihm das nicht gefällt.

»Ich versichere dir, dass ich kein Interesse habe, hierüber jemals wieder mit irgendwem zu reden.«

Das ist ein Versprechen, schätze ich – seine Version von Ich werde es nie verraten, und ich müsste froh oder zumindest erleichtert sein. Stattdessen habe ich das Gefühl, die Kostümfilmversion eines Drogendeals durchgezogen zu haben. Vermutlich wäre es immer noch ein Drogendeal, bloß ein sehr antiquierter.

Als Reid sich bewegt, anscheinend aufstehen will, befällt mich eine merkwürdige Panik. Ich möchte es nicht bei diesem heimlichen Versprechen zwischen uns belassen, und so platze ich mit der ersten Frage heraus, die mir einfällt.

»Warum jetzt?«

Die linke Braue geht wieder nach oben, und er setzt sich gerader hin. Aufs Neue dreht er seine Tasse um ein Viertel, bevor er mich anschaut.

»Ich meine, warum kommst du jetzt zu mir, wenn du es damals schon gesehen hast? Vor der … vor der Hochzeit, meine ich.«

»Es war nicht das Dringlichste auf meiner To-do-Liste«, antwortet er trocken. Allerdings gelingt es ihm nicht, mir direkt ins Hirn zu telegrafieren, auf welch vielfältige Weise ich sein Leben vermasselt habe – seine Beziehung, seinen Job, vielleicht auch Freundschaften. »Und mir läuft die Zeit davon.«

»Dir läuft die Zeit davon?« Meine Stimme ist hoch genug, um fast hysterisch zu klingen. Stimmt etwas nicht mit ihm? Bin ich auf der »Bucket List« dieses Mannes? Meine Augäpfel fühlen sich wie in einem 3D-Film an und scheinen geradewegs über den Tisch in sein Gesicht zu springen.

Bitte, lass nichts mit ihm sein, denke ich verblüffend gefühlsbetont.

»Äh, nein«, sagt er rasch, offensichtlich verstört von meinen 3D-Augäpfeln. »Ich verlasse New York. Wahrscheinlich im Spätsommer.«

»Oh. Das tut mir leid.«

Tut mir leid? Weshalb sollte es mir leidtun? Es ist gut für mich, dass er die Stadt verlässt. Es ist der bestmögliche Ausgang dieses Treffens, direkt hinter einer spontanen Amnesie, die Reid einzig mich und sein Hochzeitsprogramm vergessen lässt.

Er gibt einen verächtlichen Laut von sich. Natürlich nicht so etwas Ordinäres wie ein Schnauben. »Mir nicht.«

»Magst du New York nicht?«

»Ich hasse New York.«

Um ein Haar weiche ich zurück. Ich höre es in kahlem Sans Serif. Keine Großbuchstaben und kursiv beim hasse. Es ist kein harmloses, alltägliches »Ich hasse diesen Song« oder »Ich hasse solche Schokokugeln mit Kokosraspeln«. Es ist kein kleiner, unwichtiger Hass, bei dem das Wort seine Bedeutung verliert.

Wenn Reid Sutherland sagt, er hasst New York, meint er es richtig ernst.

»Warum?« Im Geiste sehe ich ein sehr spöttisches Buchstabenarrangement vor mir, das mich fragt, »warum« ich es überhaupt wissen will. Gewöhnlich hake ich nicht nach – will gar nicht nachhaken. Ich bleibe lieber locker, heiter.

Ich wahre Frieden.

Doch alles zwischen mir und Reid fühlt sich ein bisschen ungewöhnlich an.

Er hat nach wie vor die Hand an seiner Tasse, sie aber nicht weitergedreht, noch nicht, und ich spüre, wenn er es macht, wird es das Ende hiervon sein, was immer dies hier ist. Er zieht seine Lippen zur Seite, und ich mag zwar keinen Schimmer haben, was er in seinem Job tut, aber ich ahne, dass er diesen Gesichtsausdruck hat, wenn er eines seiner mathematischen Modelle erstellt. Und dass er ihn auch hatte, als er zum ersten Mal meine Lettern gesehen hat.

»Sagen wir einfach, diese Stadt war für mich nicht leicht zu verstehen«, antwortet er schließlich. Er dreht seine Tasse ein letztes Mal und schaut mich an. »Hier sind nicht viele Zeichen für mich gewesen.«

Plötzlich will ich widersprechen. Aber hier sind überall Zeichen! Straßenschilder, Geschäftsschilder, Werbetafeln, U-Bahn-Werbung, Fensterbilder, Graffiti …

Natürlich meint er die nicht. Doch sie alle sind Teil dessen, was die Stadt mir bedeutet.

Ich bekomme meine Gedanken nicht geordnet, bevor er aufsteht und seine Tasse und Untertasse anhebt.

»Ich bin dankbar für deines, schätze ich«, sagt er und reicht mir seine freie Hand. Wie von selbst schüttle ich sie, fühle die warme, trockene Kraft seiner Handfläche, die meine Hand umfängt. Die Geste fühlt sich erschreckend wenig geschäftsmäßig an, wenn auch garantiert nur für mich. Wie gut, dass ich ihn nie wiedersehen werde, denn ich hege äußerst unangemessene Gefühle für diesen Mann.

Als er meine Hand loslässt, nickt er mir wieder zu.

»Leb wohl, Meg«, sagt er und läuft zum Tresen, wo er seine Tasse auf das dafür vorgesehene Tablett stellt. Dann verschwindet der entwaffnende, von einer Zeitmaschine hierherkatapultierte Reid Sutherland durch die Tür.

Kapitel 3

Beim Aufwachen bemerke ich drei ungewöhnliche Dinge: Ich habe Kopfschmerzen von der Intensität eines Katers, fühle, wie mein Handy unter meiner linken Schulter drückt, und ich höre, dass Sibby noch in der Wohnung ist.

Die Kopfschmerzen habe ich dem abendlichen Espresso zu verdanken; ihm und dem Aufbleiben bis halb vier morgens, um das Mai-Kalenderblatt zu beenden, bei dem ich entschlossen war, mein erneutes Versprechen zu halten – keine Tricks, keine Codes, keine Zeichen.

Danach habe ich versucht zu schlafen, aber es war zwecklos, da mein Kopf voll von Reid Sutherlands Worten, seinem Verhalten, seinen Schultern und seinem Gesicht war. Gleichzeitig juckte es mich in den Fingern, mit meinem neuen Projekt voranzukommen. Als das wieder ein kreativer Reinfall war (MAg seIn, dass du dein Gespür verloren hast), machte ich trotzdem weiter, tat sozusagen Buße, indem ich auf meiner Aufgabenliste einen Punkt nach dem anderen abhakte. Erst saß ich an dem kleinen Schreibtisch, den ich unter das einzige Fenster in meinem Zimmer geschoben hatte, danach – untypisch – im Bett. Ich habe im Dunkeln auf meinem Handy gelesen und allgemeine, aber freundliche Antworten an die Kommentatoren meines letzten Videos geschickt (xoxo, danke! – M; Üb weiter! XO – M; Probier’s mit mehr fallendem Schatten!♥, habe die Posts für heute geplant und Auslieferungen für Planer arrangiert, die ich über das Wochenende fertiggestellt hatte. Eigentlich habe ich eine eiserne Regel, nicht so zu arbeiten und mein Bestes zu tun, was die Ratschläge bezüglich nächtlicher Bildschirmzeiten und einer ordentlichen Work-Life-Balance betrifft. Letzte Nacht jedoch habe ich alles, wirklich alles getan, um das Treffen mit Reid aus meinem Kopf zu bekommen.

Sie fühlten sich wie ein Zeichen an, hat er gesagt.

Ich rolle mich auf die Seite, um das an meiner Haut klebende Handy abzuziehen (Reid ist eindeutig nicht aus meinem Kopf verschwunden, denn ich stelle mir seinen Ausdruck milden Ekels vor, würde er dies hier sehen), blinzle auf das Display und sehe meinen Verdacht bestätigt, dass es viel zu spät für Sibby ist, um an einem Montagmorgen zu Hause zu sein. Es ist halb zehn, und sie geht normalerweise um sieben. Instinktiv setze ich mich auf und greife nach meinem Sweatshirt auf der Rückenlehne meines Schreibtischstuhls. Ich ziehe es über, während ich schon die Tür öffne, und bin bereits im Wohnzimmer, als ich mir eine Wolke welliger Strähnen aus dem Gesicht streiche.

Sibby kommt aus der Küche, ihren zusammengeklappten Laptop unter einem Arm und einen Kaffeebecher in der Hand, und geht zur Couch. Ihr lockiges schwarzes Haar hat sie unordentlich hochgesteckt, und sie trägt weder Eyeliner noch Lippenstift. Andererseits ist es den Fünf- bis Siebenjährigen, mit denen sie den Großteil ihres Tages verbringt, ganz sicher völlig schnurz, wie sie aussieht. Doch Sibby mag dramatisches Make-up, immer schon, weshalb es mich erschüttert, sie um diese Uhrzeit so zu sehen.

»Alles in Ordnung?«, frage ich sie und bleibe vor meiner Schlafzimmertür am Eingang zum kleinen Flur stehen. Sibby und ich hatten ihn scherzhaft »den Weg zum Schlaftrakt« genannt, und er war uns riesig vorgekommen, als wir hier eingezogen waren, regelrecht luxuriös verglichen mit unseren vorherigen Apartments in der Stadt.

»Ja, mir geht es gut.« Sie stellt ihren Kaffee ab, setzt sich ans eine Couchende und hebt den Laptop auf ihre übereinandergeschlagenen Beine. Eine nähere Erklärung bekomme ich wohl nicht. Leider kommt es derzeit selten vor, dass ich hier Zeit allein ohne Sibby habe, ohne dass sie wild entschlossen wirkt, in einem anderen Raum zu sein als ich. Sie macht nicht mal Anstalten, sich Ohrstöpsel einzustecken.

Eine vertraute kleine Hoffnung regt sich in mir, wie so oft in den letzten Monaten, seit sich diese Kluft zwischen uns aufgetan hat. Das ist es, denke ich. Jetzt klären wir, was auch immer bei uns schiefgelaufen ist. Jetzt wird alles wieder normal. Ich wandere quer durch den Wohnraum zu unserem Kühlschrank direkt rechts neben der Wohnungstür – hier ist mehr Platz, aber immer noch geht ein Viertel des Wohnzimmers für die Küche drauf – und nehme mir einen Joghurt heraus. Neuerdings lagern wir unsere Lebensmittel getrennt, als wäre da eine Kreidelinie in der Mitte der Fächerböden. Das ist total bescheuert, vor allem, weil wir immer noch im selben Laden einkaufen und fast identische Sachen holen.

»Bist du nicht zu spät?«, frage ich beiläufig.

»Ich habe mir den Morgen freigenommen. Tilda macht die Kinder schulklar.«

»Das wird eine Katastrophe«, sage ich. Ich gebe ihr eine kleine Steilvorlage, werfe ihr einen leichten Ball zu, damit sie wie früher über ihre Chefin herziehen kann, die zwar nicht berufstätig ist, es jedoch schafft, zwölf bis fünfzehn Stunden täglich unterwegs zu sein, und verblüffend wenig über den Alltag ihrer Kinder weiß. Das letzte Mal, als Sibby krank war, hatte Tilda die Laktoseintoleranz ihres jüngsten Kindes vergessen, und das Ergebnis eines impulsiven Griffs zur Eiswaffel, um einen Trotzanfall zu vermeiden, war tagelang zu spüren gewesen.

»Sie macht das gut mit ihnen«, sagt Sibby nur. Es klingt ein wenig tadelnd, als müsste sie die Frau verteidigen, die sie einmal gezwungen hat, über Nacht zu bleiben und in der Wanne von Spencers Bad zu schlafen, falls er wieder einen Albtraum wegen der Eiskönigin hätte. Noch eine Form, mich auszusperren: Ich bin nicht mal mehr der guten alten Mein-Job-ist-zum-Kotzen-Tirade würdig.

»Ja, natürlich«, sage ich, weil ich im Grunde allem zustimme, wenn sie sich herablässt, überhaupt mit mir zu reden.

Ich habe mitgemacht, denke ich. Reids Stimme ist so klar in meinem Kopf, dass ich mich beeile, mir mein Frühstück zu nehmen, um die Erinnerung mit dem Besteckrasseln in der Schublade, dem Gläserklirren auf der Arbeitsfläche und einem unnötigen Schütteln der Cornflakespackung zu übertönen. Ich merke, dass ich rot werde, und in diesem Moment bin ich dankbar, dass Sibby mich so gründlich meidet. Da ich mich im selben Raum aufhalte, wird sie gewiss bald zurück in ihr Zimmer oder unter die Dusche gehen.

Vorerst jedoch geht sie nicht. »Meg«, sagt sie, und es klingt beinahe, beinahe wie in alten Zeiten. Es hört sich fast selbstverständlich an, wie der eigene Name aus dem Mund der besten Freundin, was zweifellos der beste Sound von allen ist. Ich bin so froh, dass ich nicht mit der Cornflakespackung geraschelt habe, als sie es sagte.

»Ja?«

»Ich wollte mit dir über etwas reden.«

Endlich, denke ich. Der Hoffnungsschimmer wird fast zu einem Leuchten, und ich wünschte, ich wäre besser hierauf vorbereitet. In den ersten paar Monaten, die Sibby sich zurückzog – nicht mehr so oft zu Hause war, meine Textnachrichten freundlich, aber knapp und ausweichend beantwortete, absagte, wenn ich vorschlug, eine Lieblingsserie zu sehen oder in eine Bar oder ein Restaurant in der Gegend zu gehen –, habe ich mich sehr bemüht. Zuerst nur beiläufig mit Witzen darüber, wie beschäftigt sie war, oder einmal mit einer kleinen, handgezeichneten Erpressungsnotiz an ihrer Zimmertür: Heute Abend das Bachelorette-Finale oder dein Kaschmirpulli landet im Trockner.