Sommer mit Krähe - Frida Nilsson - E-Book

Sommer mit Krähe E-Book

Frida Nilsson

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Beschreibung

Ebba und Krähe sind allerbeste Freunde. Krähe ist ziemlich vorlaut und draufgängerisch, Ebba eher schüchtern und vorsichtig. Aber Ebba hat den kleinen Vogel fest in ihr Herz geschlossen. Und sie versteht nur zu gut, dass Krähe jetzt endlich seine in früher Kindheit verloren gegangenen Eltern suchen will. Die müssen irgendwo an der norwegischen Grenze leben. Eine Reise quer durch Schweden und ein unvergessliches Abenteuer beginnen! Frida Nilsson erzählt mit großer Wärme und Humor von der Suche nach den eigenen Wurzeln und einer ganz besonderen Freundschaft. Ein wunderbares Leseabenteuer für alle ab 8.

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Inhalt

Aufbruch

Fest

Nach Karlstad

Wieder falsch

Ebba, Krähe und Ester

Partytag

Zechpreller

Die Nilzonz

Über die Grenze

Bei Fremden

Krähe

Abschied

Epilog

Aufbruch

Letzten Sommer sind Krähe und ich in die Ferien gefahren. Es wurde ein unvergessliches Abenteuer.

Unser Plan war, durch die Wälder Värmlands zu trampen, um nach Krähes Mama und Papa zu suchen, zu denen er als junges Küken unfreiwillig den Kontakt verloren hatte. Krähe hatte in seiner Vergangenheit geforscht und seine Erkenntnisse führten uns in die Nähe der norwegischen Grenze. Dort wollten wir sein verlorenes Elternhaus ausfindig machen, nach dem er sich schon so lange sehnte.

Es war ein früher Morgen Anfang Juni und ich spazierte im Sonnenschein den Nygatsbacken hinauf. Ich fand es schön, so früh schon auf den Beinen zu sein. Schön, mit etwas Neuem zu beginnen, während alle anderen noch schliefen. Ich drehte mich um und schaute zu unserem Haus am Fuße des Hügels zurück, dem gelben, mit dem Turm auf dem Dach. Ich hatte Mama und Papa einen Zettel auf den Küchentisch gelegt:

Krähe und ich sind jetzt erst mal weg. Krähe will seine Familie finden. Wir reisen per Anhalter. Ihr wisst ja, wie zuverlässig Krähe ist. Also macht‘s gut und seid unbesorgt. Gruß und Kuss von Ebba

Natürlich würden Mama und Papa sich trotzdem ein bisschen Sorgen machen, aber eigentlich nur, weil Eltern nun mal so sind. Krähe und ich hatten schon viele Abenteuer miteinander erlebt, schließlich waren wir beste Freunde. Wir sind immer zurückgekommen, wenn es Zeit dafür war.

Ich ging am Blumenladen vorbei, am Sandwich-Café und am Schuhgeschäft. Alles war noch zu und die ganze Stadt schien noch zu schlafen. Oh, wie herrlich es sich anfühlte, all das Alte, Normale zurückzulassen.

Oben auf dem Hügel stand Krähe und strahlte. Er flatterte und riss den Schnabel auf, so wie er es immer machte, wenn er guter Dinge war.

»Wir gehen ins Industriegebiet und lassen uns von einem Lkw mitnehmen«, rief er.

»Okay«, sagte ich. »Glaubst du, das funktioniert?«

Krähe klimperte mit den Augen. »Ich weiß, womit man die Fahrer bestechen muss«, sagte er und machte ein Gesicht, als würde er in so einem alten Schwarz-Weiß-Gangsterfilm mitspielen.

Ich lachte. »Womit denn?«

Krähe sah sich um, als wollte er ganz sichergehen, dass uns auf der menschenleeren Straße auch niemand belauschte. Dann reckte er sich so weit zu meinem Ohr hoch, wie er konnte, und flüsterte:

»Mit Snacks. Lkw-Fahrer sind ganz verrückt nach Snacks, dafür tun sie alles! Wenn wir sparsam mit den Schokoküssen sind, kommen wir mit einer Packung locker bis nach Karlstad.« Er klopfte vielsagend auf seine Tasche.

Ich nickte und erklärte mich mit allem total einverstanden und dann machten wir uns auf den Weg ins Industriegebiet.

Unser Reiseplan sah so aus: Von zu Hause, also Örebro, nach Karlskoga, von Karlskoga nach Kristinehamn, von Kristinehamn nach Karlstad, von Karlstad nach Grums und dann weiter über Segmon, Årjäng und Töcksfors. Das war der direkteste Weg, wenn man an die norwegische Grenze wollte. Und wenn wir die erreicht hatten, würde die Jagd erst richtig losgehen. Die Jagd nach Krähes Eltern.

Im Industriegebiet war alles groß. Die Häuser dort waren zehnmal größer als normale Häuser, also solche, in denen man wohnt. Die Straßen waren so breit wie fünf gewöhnliche Straßen nebeneinander und die Laster waren viel dicker als die ganzen Volvos in der Innenstadt. Krähe und ich fühlten uns wie Gartenzwerge, die im falschen Karton gelandet und in den Amazonasdschungel statt in einen Schrebergarten verschickt worden waren.

Als wir die Lkw-Fahrer ausfindig gemacht hatten, wurde Krähe ernst. Er ging herum und sah sich die Männer gründlich an, um sich den passenden auszusuchen. Sie standen neben einem Stapel Paletten und unterhielten sich, ohne Krähe zu beachten, der bedächtig um sie herummarschierte und sie mit Kennerblick musterte. Schließlich entschied er sich für einen Kerl mit rötlichen Haaren und einem T-Shirt, auf dem Carlsberg stand. Krähe wühlte in seiner Tasche – es war ein Stoffbeutel mit langem Henkel, der mit einem verschnörkelten indischen Muster bestickt war – und zog eine Frühstücksdose und eine Saftflasche heraus. Er ging zu dem Rothaarigen.

»Hallo«, sagte er.

Der Mann schaute zu ihm herunter. »Oh, hallo da unten«, antwortete er mit einem belustigten Prusten und guckte dabei verstohlen zu seinen Kollegen. Es sah beinahe so aus, als wäre es ihm peinlich, dass Krähe ausgerechnet ihn angesprochen hatte.

»Jaaa … ähm«, fuhr Krähe mit Verkäuferstimme fort, »ich hätte da ein kleines Angebot für dich.«

Die anderen Fahrer feixten, als Krähe den Deckel der Brotdose aufklappte und seine Zimtschnecken präsentierte, als wären sie kostbare Diamanten. »Du bekommst eine Zimtschnecke und ein Glas Saft, wenn du uns an die norwegische Grenze mitnimmst«, sagte Krähe mit großzügiger Geste.

Die Fahrer brachen in brüllendes Gelächter aus. Sie grölten und johlten so laut, dass ich mir die Ohren zuhalten musste. Krähe wurde wütend und verstand gar nichts mehr. Er schaute den Carlsberg-Typen fragend an: Hatten sie jetzt eine Abmachung oder nicht?

Als der Mann genug gejohlt und sich die Lachtränen aus den Augen gewischt hatte, sagte er:

»Hihi, vielen Dank, Kumpel. Aber mit mir wird das heute nichts. Ich muss nämlich nach Stockholm.«

Krähe klappte den Deckel zu und schaute die anderen Fahrer an.

»Einer von euch vielleicht?«, fragte er. »Ich biete eine Zimtschnecke und ein Glas Saft. Und eventuell auch noch einen Schokokuss, aber dann dürfen wir bestimmen, welcher Radiosender während der Fahrt läuft.«

Die Lkw-Fahrer schauten murmelnd nach unten und dann verkrümelten sie sich einer nach dem anderen zu ihren Lastern. Keiner schien Krähes Supersonderangebot annehmen zu wollen. Er erhöhte das Gebot.

»OKAY, ZWEI GLÄSER SAFT! UND SCHOKOKÜSSE, SOBALD WIR AUF DER AUTOBAHN SIND!«

Die Männer verschwanden nach links und rechts in ihre Führerhäuser, die mit bunten Airbrush-Bildern bemalt waren: mit riesigen Wikingern, wilden Drachen und hübschen Frauen. Der Carlsberg-Typ ließ die Fensterscheibe herunter.

»Geht nach Hause, Kinder!«, rief er uns zu. »Ihr seid noch zu klein, um aus Spaß durch die Gegend zu trampen.«

Dann brummten alle Laster los und rollten aus dem Industriegebiet. Es knirschte und qualmte. Krähe schimpfte lauthals hinter ihnen her.

»SELBST SCHULD, WENN IHR NACHHER LUST AUF EINEN SNACK BEKOMMT! DANN HABEN WIR SAFT UND IHR NICHT!«

Er seufzte und drehte sich zu mir um. »Carlsberg«, knurrte er. »Heutzutage muss es wohl Bier sein.«

Wir setzten uns auf eine Frachtkiste. Inzwischen stand die Sonne schon ein ganzes Stück höher am Himmel. Krähe schluckte und kramte in seiner Tasche mit dem indischen Muster. Er holte einen zermatschten Schokokuss heraus.

»Der hier ist sowieso nicht mehr zu gebrauchen«, sagte er. »Sollen wir ihn teilen?«

Er knispelte mit dem Schnabel. Dieses Knispeln war typisch Krähe. Es sah lustig aus, als würde man versuchen, mit einer verbogenen Schere zu schneiden. Ich kannte sonst niemanden, der so lustig knispelte.

Wir aßen schweigend. Krähe leckte sich einen kleinen Schaumklecks von der Flügelspitze und zog die Nase hoch.

»Genauso gut können wir wieder nach Hause gehen«, sagte er enttäuscht. »Wir werden nie an die Grenze kommen und meine Eltern werde ich auch nie wiederfinden.«

»Was? … Doch, natürlich wirst du das!«, sagte ich.

»Nee!«, sagte Krähe. »Uns nimmt ja keiner mit! Die Fahrer sind alle zu geizig! Ich werde die Schokoküsse in den Kühlschrank legen und meine Familie vergessen!«

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Er tat mir so leid.

Krähe hatte eigentlich immer nur sich selbst gehabt. Er kam oft zum Essen zu uns nach Hause, zu Mama, Papa und mir, und das erinnerte ihn jedes Mal an seine eigenen Eltern. Dann fragte er sich, wie sie wohl aussahen, wo sie waren und solche Sachen.

Bei Krähen kommt es manchmal vor, dass sie eines Tages einfach davonfliegen und ihre Familie verlassen. Aber als Krähe versehentlich aus dem Nest gefallen war, war er noch so klein gewesen, dass er sich überhaupt nicht mehr daran erinnern konnte, wer er eigentlich war. Jetzt wohnte er auf dem Dachboden eines baufälligen Hauses in der Fabriksgata und ein Schwarz-Weiß-Foto war das Einzige, was ihm aus seiner Kindheit geblieben war. Auf diesem Bild beruhten all seine Nachforschungen. Es zeigte ihn, wie er als ganz kleines Küken auf einem Stein saß, auf dem zwei Pfeile waren: über dem einen stand Schweden und über dem anderen Norwegen. Die schwedisch-norwegische Grenze. Das Foto war unsere einzige Spur und Krähe hatte sich das ganze Frühjahr über gefreut. Aber jetzt hatte ihn alle Hoffnung verlassen.

»Wir gehen nach Hause«, sagte er.

Da hörten wir jemanden »Herrlich ist die Welt« pfeifen! In einer der Garagen lief ein Mann herum. Er hatte ein ordentliches Jeanshemd an und putzte die Felgen seines Lkw.

»Hm!«, murmelte Krähe. »Da hat sich wohl jemand verspätet.«

Der Mann wärmte seine Singstimme auf. »Hmm … Hää … Hm! Häälich ist die We-he-helt! Hääälich Gottes Himmel-leich! SCHÖÖÖÖN DEL SEEELE … Oh, hallo, Fleunde!«

Er hatte uns gesehen. Er legte den Putzlappen beiseite und kam auf uns zu.

»Walum sitzt ihl hiel?«, fragte er.

Wir wussten nicht, was wir antwortete sollten. Der Mann wirkte ein bisschen verdächtig. Er sah so … ordentlich aus. Schließlich bekam Krähe den Schnabel auf.

»Wir suchen eine Mitfahrgelegenheit.«

»Aha«, sagte der Mann. Er trug eine Hose mit Bügelfalten und glänzende Cowboystiefel. »Wollt ihl vielleicht mit mil fahlen? Odel hattet ihl vol, jemand andeles zu flagen?«

Krähe musterte den Fahrer von Kopf bis Fuß. Misstrauisch kniff er die Augen zusammen, dann sagte er:

»Wieso sprichst du so komisch?«

Oh, nein, Krähe, dachte ich. Immer so direkt. Jetzt bekommen wir sicher den Ärger unseres Lebens.

Aber der Lastertyp lachte nur. »Jahahaha, du«, sagte er. »Das liegt dalan, dass ich ein Ploblem mit dem Gaumensegel habe. Kann kein L sagen.«

Krähe schien skeptisch. »Kein L sagen?«

»Nein«, sagte ich. »R!«

Jetzt war Krähe total verwirrt. »Hä?«, quakte er.

»Kein R sagen«, erklärte ich. »Er sagt, dass er kein R sagen kann, aber das kann er nicht sagen, weil er ja kein R sagen kann.«

»Lichtig«, sagte der Mann. »Kein L sagen. Und? Wollt ihl jetzt mitfahlen odel nicht?«

»Bist du denn überhaupt ein Lastwagenfahrer?«, fragte Krähe streng.

Der Mann sagte, wir könnten aber so was von sicher sein, dass er Lkw-Fahrer sei, und dann sagte er, dass wir einsteigen sollten, wenn wir mitwollten, denn er habe eine Abfahrtszeit einzuhalten. Er stiefelte zu seinem Laster und kletterte ins Führerhaus. Ein Airbrush-Bild von Jesus am Kreuz prangte auf der Seite. Krähe sah mich an.

»Okay«, sagte ich und nickte und wir rannten schnell hinterher.

»Aber erzähl ihm nichts von den Snacks«, zischte Krähe. »Dann müssen wir ihm nichts abgeben!«

Und so brausten wir zusammen mit dem Mann, der kein R sagen konnte, über die Autobahn. Es machte Spaß, in einem Lkw zu fahren. Über dem Armaturenbrett hatte er eine kleine Kaffeemaschine und am Rückspiegel baumelte eine duftende Tanne aus Pappe. Außerdem gab es einen Zahnputzbecher und ein Kopfkissen, Knäckebrot und Kaviar, eben alles, was man zum Leben so braucht.

Krähe quengelte zum siebten Mal herum, dass wir die Hupe hören wollten, und schließlich gab der Mann nach und hupte mit der flachen Hand. MÖÖÖÖP!

»Wooohooo!«, jubelte Krähe. »Wir hupen am lautesten! Juhuu! Kräheeee!«

Der Fahrer schüttelte den Kopf. Er hatte wohl noch nie jemand getroffen, der so überdreht war wie Krähe.

Krähe dachte ein bisschen nach und fing dann an, in seiner Indientasche zu graben.

»Hrm«, sagte er. »Leider haben wir ja kein Bier dabei, das wir dir anbieten könnten …«

»Höhö«, lachte der Mann. »Weißt du, das macht gal nichts. Ne, ne.« Und dann erklärte er, dass er Abstinenzler sei und Bier eklig fände. Zufrieden packte Krähe seine Frühstücksdose aus. »Wie wäre es stattdessen mit einem Schokokuss und einem Schluck Saft?«, fragte er.

»Oh, das ist abel fleundlich«, freute sich der Fahrer. »Dalf ich mich dafül mit einem Engels-Chol elkenntlich zeigen??«

Und dann drückte er auf einen Knopf am Autoradio und aus den Lautsprechern strömte eine ganze Flut von Engelsstimmen und erfüllte das Führerhaus. Wir aßen, und als das Lied »Kinderglaube« kam, konnte Krähe sogar den Refrain mitsingen und riss voller Inbrunst und Sangesfreude den Schnabel auf.

Aber mit einem Mal verstummte er. Als hätte ihm jemand einen großen Korken in den Rachen gestopft. Eine ganze Weile saß er mit offenem Schnabel da. Dann drehte er sich zu mir um und sein Schnabel formte ein tonloses »Oje«.

»Was?«, mimte ich stumm zurück.

Krähe räusperte sich und warf dem Fahrer mit der ordentlichen Bügelfaltenhose einen verstohlenen Blick zu. »Ähm …«, murmelte er. »Da wäre eine Sache, die wir vergessen haben zu fragen.«

Der Mann drehte die Musik etwas leiser. »Nul laus damit«, sagte er.

»Also«, sagte Krähe, »und zwar, na ja … Wohin fahren wir eigentlich?«

Der Mann lachte und trat das Gaspedal durch. »Flankfult, Deutschland. Nonstop.«

Fest

Ich erstarrte. Mit erschrockenen Augen sah Krähe zu mir herüber. Ich sah ihm an, dass er fieberhaft nachdachte, ich glaubte schon, gleich Qualm aus seinem Kopf aufsteigen zu sehen. Er drehte sich wieder zu dem Fahrer um.

»Äh, mal ganz dumm gefragt … Nonstop, was bedeutet das?«

Ich schüttelte den Kopf. »Oh, oh, oh«, sagte ich. »Nonstop – ohne Stopp. Auf direktem Weg, ohne eine einzige kleine Pinkelpause. Wir werden schneller in Deutschland sein, als wir alle Verse von ›Kinderglaube‹ auswendig können!«

»Deutschland?«, schrie Krähe. »Deutschland? Ich habe keine Verwandten in Deutschland, das geht nicht!«

Der Fahrer guckte uns überrascht an. »Ihl wollt gal nicht nach Deutschland?«, fragte er.

»Nee«, sagte ich. »Leider nicht.«

Krähes Blick wurde glasig. »Ahhh, Ferien … falsch geplant … Mama! Alles geht schief …« Verzweifelt schlang er die Flügel um den Arm des Fahrers.

»Vielleicht können wir noch ein bisschen mitfahren …«, schlug er ihm keuchend vor, »und dann legst du einen winzig kleinen Stopp ein, dort, wo man nach Norwegen abbiegt.«

»Nolwegen?« Der Fahrer war total baff. »Abel mein Fleund, wollt ihl etwa nach Nolwegen?«

Krähe nickte wimmernd.

»Nein, dalaus wild nichts!«, schimpfte der Fahrer. »Nolwegen liegt nicht auf dem Weg nach Deutschland!«

Wir waren am Boden zerstört. Der Tag, der so eine gute Wendung genommen hatte, drohte in einer Katastrophe zu enden. Deutschland stand nicht auf unserem Reiseplan, und zwar überhaupt kein bisschen. Wir würden am ganz falschen Ort landen.

Hartherzig gab der Mann weiter Gas, aber da bekam Krähe Panik. Er fing an, im Führerhaus herumzuklettern wie ein wild gewordener Krebs. Er turnte auf die Fahrerseite hinüber, sodass der Fahrer kaum noch lenken konnte. Der Mann versuchte, ihn abzuschütteln, als wäre Krähe ein aufdringliches Klammeräffchen, aber ohne Erfolg. Jammernd drückte Krähe seinen Schnabel an die Scheibe.

»Ich sehe nichts mehl!«, schimpfte der Fahrer. »Höl auf helumzukletteln!«

Krähe wurde immer so anhänglich, wenn er nervös war, er konnte nichts dagegen tun. Der Fahrer trat noch ein paar Minuten lang weiter entschlossen aufs Gas, aber schließlich gab er sich geschlagen und fuhr an einer Raststätte raus. Restaurant stand auf einem grellbunten Schild.

»Schnell jetzt«, sagte er unruhig. »Auf einel Nonstop-Toul dalf ich eigentlich nicht anhalten.«

Wir stiegen aus. Ich bedankte mich trotzdem für die Fahrt, aber Krähe stapfte einfach weg, noch immer ganz durcheinander, und murmelte etwas von ruinierten Plänen.

»Das war schade«, sagte ich zu Krähe, der sich an den Straßenrand gestellt hatte. »Er war ja eigentlich sehr nett.«

Wir schauten uns an.