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SOMMERGRAS ist die alle drei Monate erscheinende Zeitschrift der Deutschen Haiku Gesellschaft (DHG). Die Ausgabe 122 (September 2018) enthält u. a ausgewählte Haiku, Tanka, Haiga, Haibun, Tan-Tenga, Rengay und Kettengedichte der Mitglieder, einen Aufsatz zur wabi-sabi-Ästhetik, einen Bericht zum JAL-Kinder-Haiku-Wettbewerb und einen neuen Aufruf zum Haiku-Dichten (wabi-sabi-Haiku).
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Seitenzahl: 93
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Die Deutsche Haiku-Gesellschaft e.V.1 unterstützt die Förderung und Verbreitung deutschsprachiger Lyrik in traditionellen japanischen Gattungen (Haiku, Tanka, Haibun, Haiga und Kettendichtungen) sowie die Vermittlung japanischer Kultur. Sie organisiert den Kontakt der deutschsprachigen Haiku-Dichter/-innen untereinander und pflegt Beziehungen zu entsprechenden Gesellschaften in anderen Ländern. Der Vorstand unterstützt mehrere Arbeits- und Freundeskreise in Deutschland sowie Österreich, die wiederum Mitglieder verschiedener Regionen betreuen und weiterbilden.
1Mitglied der Federation of International Poetry Associations (assoziiertes Mitglied der UNESCO), der Haiku International Association, Tôkyô, der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik e. V., Leipzig, Ehrenmitglied der Haiku Society of America, New York.
Anschrift
Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V., z. Hd. Stefan Wolfschütz, Postfach 202548, 20218 Hamburg
Info/DHG-Kontakt und Redaktion
Vorstand:
Claudia Brefeld, Auf dem Backenberg 17, 44801 Bochum, Tel.: 0234/70 78 99, E-Mail:
Redaktion
Eleonore Nickolay, 78, Avenue du Général Leclerc, F-77360 Vaires sur Marne, Tel.: 0033/160202350, E-Mail:
Kassenwartin
Petra Klingl, Wansdorfer Steig 17, 13587 Berlin, Tel.: 030/5618694, E-Mail:
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Peter Rudolf, Gartenweg 6, CH-4143 Dornach, Tel.: 0041/617021895, E-Mail:
Website
Stefan Wolfschütz, Curschmannstraße 37, 20251 Hamburg, Tel.: 040/477965, E-Mail:
Brigitte ten Brink, Kelhofstr.1, 78465 Konstanz, Tel.: 07533/998722, E-Mail:
Internationale Kontakte
Klaus-Dieter Wirth, Rahserstraße 33, 41747 Viersen, Tel.: 02162/12243, E-Mail:
Redaktion
Sowie:
Horst-Oliver Buchholz, Thomas Opfermann, E-Mail:
Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Beate Wirth-Ortmann, E-Mail:
Bankverbindung:
Landessparkasse zu Oldenburg, BLZ 280 501 00, Kto.-Nr. 070 450 085 (BIC: SLZODE22XXX IBAN: DE97 2805 0100 0070 4500 85)
EDITORIAL
Rengay vom Redaktionsteam
DHG-Mitgliederversammlung
Haiga: Horst-Oliver Buchholz
DHG-Wettbewerb
WEITERDICHTEN
Aufruf: Ein Haiku zu einem Foto
HAIKU-KALEIDOSKOP
Klaus-Dieter Wirth: Grundbausteine des Haiku (XXXIII)
Eleonore Nickolay: Französische Ecke
Masami Ono-Feller: Die Jahreszeiten und das Jahreszeitengefühl im deutschsprachigen Raum. Teil 1
Jürgen Gad: Zen, die Wabi-Sabi-Ästhetik und das Haiku. Teil 1
NEUE DHG-MITGLIEDER
Haiga: Gabriele Hartmann
LESERTEXTE
Ausgezeichnet
Haiku- und Tanka-Auswahl
Haiga: Claudia Brefeld und Paul Bernhard
Mitgliederseite
Haibun
Haiga: Claudia Brefeld und Paul Bernhard
Tan-Renga
Rengay
Kettengedichte
LESERBRIEFE
REZENSIONEN
Elisabeth Kleineheismann: ALL MIIN vergammelndes Holztrumm auf dem Balkon von Peter Gooß
Christof Blumentrath: Sticky Fingers. Renhai von Horst-Oliver Buchholz und Gabriele Hartmann
Petra Lueken: Die Kieferninseln von Marion Poschmann
Silvia Kempen: federleicht/featherlight von Pitt Büerken
Brigitte ten Brink: IM FLUSS. Rengay von Silvia Kempen und Gabriele Hartmann
BERICHTE
Hartmut Fillhardt: Bunte Bretter in Bierstadt
Haiga-Workshop in Wiesbaden-Bierstadt am 6. Mai 2018
Beate Wirth-Ortmann: Über den Tellerrand geschaut Literarisches Gartenfest „Magische Zeiten“ in der Bibliothek Monheim am 7.7.2018
Petra Klingl: JAL FOUNDATION 15. Weltkinder-Haiku-Wettbewerb 2017 – 2018
MITTEILUNGEN
für die DHG ist 2018 im positiven Sinne ein besonderes Jahr: Sie feiert ihr 30-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass gab es einen Aufruf für die DHG-Mitglieder, eigene Texte für eine Anthologie einzureichen. Die Beteiligung war überraschend groß und höchst erfreulich: 153 Mitglieder mit insgesamt 757 Haiku nahmen daran teil – und so ist es ein rundum vielseitiges Buch geworden, in dem man gut und gerne altbekannte und neue Namen mit ihren eigenen persönlichen Lieblings-Haiku entdecken kann.
Auch der Haiku-Wettbewerb 2018 für die Haiku-Agenda 2019 hat zu einem schönen Ergebnis geführt: 104 Teilnehmer sandten 283 Haiku ein – zudem wurden uns 25 Beiträge für die Cover-Gestaltung geschickt. Die Jury ermittelte die ersten 10 Plätze des Wettbewerbs … aber sehen Sie selbst, das Ergebnis stellen wir hier im Heft vor.
Außerdem finden Sie einen Bericht zum JAL-Kinder-Haiku-Wettbewerb – natürlich neben vielen anderen interessanten Beiträgen!
Denken Sie daran, sich schon jetzt den Termin für unsere kommende Mitgliederversammlung fest im Kalender 2019 einzutragen – der Vorstand freut sich auf einen regen Austausch!
Wenn Sie diese SOMMERGRAS-Ausgabe in den Händen halten, haben wir die große Sommerhitze inzwischen hinter uns gelassen.
Kommen Sie nun gut in den Herbst – und bleiben Sie gesund!
Mit besten Wünschen
Claudia Brefeld
Redaktionsteam
Rengay
Sonnenwiese
in ihren Augen funkelt
das Meer
der brüchige Steg
er trägt noch
Spinnenwerk –
Tautropfenglitzerwelten
benetzen das Boot
zur blauen Stunde
die Kalligrafien der Schwalben …
Schilfrauschen
vom See her Abendkühle
streicht die Hitze ihr vom Leib
ein letztes Mal
die Würze der Luft atmen –
Hände finden sich
Eleonore Nickolay/Horst-Oliver Buchholz/Thomas Opfermann/Ramona Linke/Ulrich George/Claudia Brefeld
Liebe DHG-Mitglieder,
im letzten SOMMERGRAS haben wir bereits unsere kommende Mitgliederversammlung in 2019 angekündigt.
Termin: 03.05. – 05.05.2019
Tagungsort in Traben-Trarbach
ist das Stadthaus „Alter Bahnhof“, Saal Mont-Royal
Traben-Trarbach, ein kleines Städtchen mit geschichtlicher Vergangenheit, liegt an der Mittelmosel in Rheinland-Pfalz. Ein kurzweiliger Aufenthalt ist garantiert, sodass es sich lohnt, über die Mitgliederversammlung hinaus die vielen Sehenswürdigkeiten zu erkunden: U. a. Buddha-Museum, Mittelmosel-Museum, Haus der Ikone, Zeitreise-Museum – fast alles ist bequem fußläufig und ebenerdig erreichbar.
Außerdem werden Schifffahrten, Kurzrundflüge, Tagesausflüge und vielerlei mehr angeboten, und auch Wanderer und Radfahrer werden voll auf ihre Kosten kommen.
Unsere Mitgliederversammlung wird auch diesmal von den Herausforderungen der vergangenen Monate und der kommenden Zeit geprägt sein. Als Beispiel hat die Datenschutz-Grundverordnung erste Spuren auf unserer Website hinterlassen, und es braucht noch einiges an Arbeit, um alles auf den korrekten Stand zu bringen. Dieses und viele andere Themen werden Mittelpunkt unserer MV sein. Anregungen, Perspektiven und Tatkraft sind also gefragt und sollen am Haupttagungstag genügend zeitlichen Raum erhalten. Unser Ziel ist, in persönlicher Begegnungsatmosphäre Umbrüche und Veränderungen zu bewältigen und mitzugestalten, zumal der tendenziell anhaltende Mitgliederzuwachs das zunehmende Interesse am deutschsprachigen Haiku bestätigt und auch uns das Gefühl gibt, dass wir bisher auf gutem Wege sind.
Des Weiteren ist u. a. ein Ginko-Spaziergang angedacht, aber auch ein Besuch des Buddha-Museums wird von uns erwogen.
In Traben-Trarbach gibt es sehr gute Unterkunftsmöglichkeiten in allen Preisklassen, von der Jugendherberge bis zum Luxushotel (viele Landgasthöfe, Gästehäuser, Pensionen, Ferienwohnungen, Privatzimmer), sodass jeder Teilnehmer problemlos sich seine geeignete Unterkunft suchen und buchen kann. Touristen-Info: Telefon 06541-83980
Eine schriftliche Einladung und weitere Informationen wird der Vorstand rechtzeitig an alle Mitglieder der DHG verschicken.
Den Termin aber sollten Sie sich schon heute fest vormerken. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenkunft in Traben-Trarbach!
Es grüßt Sie herzlich
der DHG-Vorstand
Haiga: Horst-Oliver Buchholz
Claudia Brefeld
Im März 2018 lobte die DHG zum achten Male den Haiku-Wettbewerb der DHG aus mit dem Ziel, wie schon in den vergangenen zwei Jahren, die besten Einsendungen in die Haiku-Agenda für das kommende Jahr aufzunehmen.
Der Einladung folgten 104 Autoren, die insgesamt 283 Haiku einsandten. Außerdem schickten 25 Teilnehmer einen Beitrag für die Covergestaltung.
Auch diesmal gab es unter den Einsendern sowohl langjährige Haiku-Schreiber als auch Leser unseres Aufrufes, die zum ersten Mal Haiku für einen Wettbewerb einreichten. Der DHG-Vorstand bedankt sich bei allen Teilnehmern aufs Herzlichste.
Alle eingereichten Texte wurden von mir gesammelt und anonymisiert, bevor ich sie dann nach dem 30. Juni an die Jury weitergeleitet habe. Die Vorstandsmitglieder Claudia Brefeld, Petra Klingl, Eleonore Nickolay, Peter Rudolf, Klaus-Dieter Wirth und Stefan Wolfschütz setzten sich virtuell zu einer Juryrunde zusammen, in der nach Punktevergabe, von eins bis vier, die jeweils ersten zehn platzierten Haiku sowie alle weiteren Haiku, die in die Agenda aufgenommen werden sollten, ermittelt wurden – wobei nach Abschluss der Juryrunde darauf geachtet wurde, dass die Autoren mit jeweils nur einem Haiku vertreten waren.
Um die Haiku-Agenda thematisch ausgewogen füllen zu können, wurden am Ende noch einige Haiku aus den Haiku-Einsendungen für SOMMERGRAS 120 und 121 mit aufgenommen. Der Haiku-Anhang, in dem weitere DHG-Mitglieder mit einem ihrer Haiku vertreten sind, rundet die Agenda – nach Jahreszeiten sortiert – weiter ab. Natürlich fehlen auch diesmal nicht das „Haiku-Glossar“ und die Seiten für eigene Notizen.
Alles in allem ist es eine Agenda mit vielseitigem Inhalt.
Die zehn höchstbewerteten Haiku werden mit der jeweiligen Platzierung abgedruckt. Die Autorinnen und Autoren dieser Haiku bekommen als Preis ein Exemplar der Agenda 2019 zugeschickt. Ebenso geht ein Exemplar an die Einsenderin, deren Coverbeitrag ausgewählt wurde.
Nachfolgend hier im SOMMERGRAS die Vorstellung der ersten beiden Sieger-Haiku sowie aller zehn Preisträger:
1. Platz:
Frühlingsmorgen …
ich öffne die Tür
für einen Abschied
Horst-Oliver Buchholz
2. Platz:
Fotoalbum
wie jung
die Eltern waren
Martin Berner
3. Platz:
Sigrid Mertens, Martina Müller, Dorothea Philipps, Sebastian Salie
4. Platz:
Ellen Althaus-Rojas, Christof Blumentrath, Anke Holtz,
Angelika Holweger
Außerdem:
Cover: Marija Juračić
Der DHG-Vorstand gratuliert den Platzierten zu ihrem Erfolg und wünscht allen Haiku-Freunden weiterhin viel Freude bei der kreativen Beschäftigung mit der kürzesten Gedichtform der Welt.
Ein Haiku dichten zu einem Foto, damit daraus ein gelungenes Haiga entstehen kann: Dazu hatten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, in der vergangenen Ausgabe eingeladen. Unserer Einladung sind 32 Autoren gefolgt und haben ihre Beiträge eingereicht. Wir präsentieren eine Auswahl von besonders gelungenen Haiku, die uns erreicht haben. Die Auswahl haben Claudia Brefeld, Horst-Oliver Buchholz, Eleonore Nickolay und Ulrich George vorgenommen. Alle Einsendungen sind vor der Auswahl anonymisiert worden.
Die SOMMERGRAS-Redaktion bedankt sich herzlich bei allen Autoren!
Das Sieger-Haiku kommt von Janina Weidholz. Und so ist dieses Haiga entstanden:
Foto: Eleonore Nickolay, Haiku: Janina Weidholz
Wir sehen einen ruhenden Schwan, der auf sanften Wellen treibt. Wir lesen von Wellenruhe und Sonne. Und wir erkennen: Dies ist ein gelungenes Haiga! Warum ist das so? Vor allem deshalb, weil das Haiku das zentrale Motiv des Fotos aufnimmt, nicht beschreibend in Worten, sondern es weiterführt, es gleichsam erweitert, ohne es aber zu überdehnen. Der Schwan hat den Kopf in sein Gefieder gesteckt, ist buchstäblich versunken in sich selbst, der Welt abgekehrt, wie ruhend in sich selbst.
Im Haiku tritt uns Ähnliches entgegen, eine verwandte Erfahrung – und doch anders. Denn Bild und Haiku spiegeln zwar eine gleiche Erfahrungswelt wider – Ruhe, Gelassenheit – jedoch in verschiedenen Räumen. Die „Wellenruhe“ in Vers eins öffnet die Tür zwischen diesen Räumen.
Die Ruhe des Schwans auf den Wellen wird aufgenommen und weitergeführt in die Ruhe der Dahintreibenden, wie man auch auf Wasser treiben kann, in Vers zwei. So stellt das Wort eine Verbindung her zwischen Mensch und Tier, zwischen Mensch und Natur – und hier: zwischen Wort und Bild. Das Dahintreiben hat durchaus etwas Zielloses, auf jeden Fall aber etwas Entspanntes, auch Zuversichtliches. Denn: „wir treiben / durch die Sonne“. Die Sonne, das ist Wärme und Licht, das ist symbolisch Ausdruck von Zuversicht, dem Hellen im Leben.
Die Sonne selbst ist im Foto nicht zu sehen. Aber sie ist offenbar da, denn das Wasser spiegelt blaues Himmelslicht. So schlägt das letzte Wort des Haiku wieder den Bogen zurück zum Foto und rundet es zu einem Haiga, das Ruhe ausstrahlt und Gelassenheit. Und das gelungen ist.
Horst-Oliver Buchholz
Außerdem haben die Juroren sechs weitere Haiku mehrheitlich als besonders gelungen angesehen.
Siesta
in Harmonie
mit der Stille
Christa Beau
aus Kindheitstagen …
der Traum gleitet
in den Morgen
Claudia Brefeld
Mittagspause
die Welt zieht ihre Kreise
ohne mich
Kerstin Hirsch
mich tragen lassen …
Händels Wassermusik
Ilse Jacobson
Versunken
in der Sommersonne
der Traum vom Fliegen
Sebastian Salie
Poesie –
den Kopf im eigenen
Gefieder
Angelica Seithe
Die SOMMERGRAS-Redaktion lädt Sie ein: Schreiben Sie ein Haiku, in dem wabi-sabi