Sonette an Orpheus - Rainer Maria Rilke - E-Book

Sonette an Orpheus E-Book

Rainer Maria Rilke

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Beschreibung

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. »O Orpheus singt!/ O hoher Baum im Ohr!/ Und alles schwieg. Doch selbst in der Verschweigung/ ging neuer Anfang, Wink und Wandlung vor.« - Rilkes Gedichte haben einen ganz eigenen Ton, der sie bei aller Tiefe der Reflexion wunderbar sinnlich und verführerisch macht. Wie nur wenige Lyriker verbindet Rilke die Suche nach Sinn und Zusammenhang mit großer sprachlicher Musikalität und ist nicht zuletzt deshalb bis heute einer der populärsten Dichter der Moderne.

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Seitenzahl: 45

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Rainer Maria Rilke

Sonette an Orpheus

 

 

Impressum

 

 

© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012

Covergestaltung: bilekjaeger, Stuttgart

 

Unsere Adressen im Internet:

www.fischerverlage.de

www.fischer-klassik.de

 

Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-10-401858-4

 

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Geschrieben als ein Grab-Mal für Wera Ouckama Knoop

 

(Château de Muzot im Februar 1922)

Erster Teil

I

DA stieg ein Baum. O reine Übersteigung!

O Orpheus singt! O hoher Baum im Ohr!

Und alles schwieg. Doch selbst in der Verschweigung

ging neuer Anfang, Wink und Wandlung vor.

Tiere aus Stille drangen aus dem klaren

gelösten Wald von Lager und Genist;

und da ergab sich, daß sie nicht aus List

und nicht aus Angst in sich so leise waren,

sondern aus Hören. Brüllen, Schrei, Geröhr

schien klein in ihren Herzen. Und wo eben

kaum eine Hütte war, dies zu empfangen,

ein Unterschlupf aus dunkelstem Verlangen

mit einem Zugang, dessen Pfosten beben, -

da schufst du ihnen Tempel im Gehör.

II

UND fast ein Mädchen wars und ging hervor

aus diesem einigen Glück von Sang und Leier

und glänzte klar durch ihre Frühlingsschleier

und machte sich ein Bett in meinem Ohr.

Und schlief in mir. Und alles war ihr Schlaf.

Die Bäume, die ich je bewundert, diese

fühlbare Ferne, die gefühlte Wiese

und jedes Staunen, das mich selbst betraf.

Sie schlief die Welt. Singender Gott, wie hast

du sie vollendet, daß sie nicht begehrte,

erst wach zu sein? Sieh, sie erstand und schlief.

Wo ist ihr Tod? O, wirst du dies Motiv

erfinden noch, eh sich dein Lied verzehrte? –

Wo sinkt sie hin aus mir? … Ein Mädchen fast ….

III

EIN Gott vermags. Wie aber, sag mir, soll

ein Mann ihm folgen durch die schmale Leier?

Sein Sinn ist Zwiespalt. An der Kreuzung zweier

Herzwege steht kein Tempel für Apoll.

Gesang, wie du ihn lehrst, ist nicht Begehr,

nicht Werbung um ein endlich noch Erreichtes;

Gesang ist Dasein. Für den Gott ein Leichtes.

Wann aber sind wir? Und wann wendet er

an unser Sein die Erde und die Sterne?

Dies ists nicht, Jüngling, daß du liebst, wenn auch

die Stimme dann den Mund dir aufstößt, – lerne

vergessen, daß du aufsangst. Das verrinnt.

In Wahrheit singen, ist ein andrer Hauch.

Ein Hauch um nichts. Ein Wehn im Gott. Ein Wind.

IV

O IHR Zärtlichen, tretet zuweilen

in den Atem, der euch nicht meint,

laßt ihn an eueren Wangen sich teilen,

hinter euch zittert er, wieder vereint.

O ihr Seligen, o ihr Heilen,

die ihr der Anfang der Herzen scheint.

Bogen der Pfeile und Ziele von Pfeilen,

ewiger glänzt euer Lächeln verweint.

Fürchtet euch nicht zu leiden, die Schwere,

gebt sie zurück an der Erde Gewicht ;

schwer sind die Berge, schwer sind die Meere.

Selbst die als Kinder ihr pflanztet, die Bäume

wurden zu schwer längst; ihr trüget sie nicht.

Aber die Lüfte … aber die Räume ….

V

ERRICHTET keinen Denkstein. Laßt die Rose

nur jedes Jahr zu seinen Gunsten blühn.

Denn Orpheus ists. Seine Metamorphose

in dem und dem. Wir sollen uns nicht mühn

um andre Namen. Ein für alle Male

ists Orpheus, wenn es singt. Er kommt und geht.

Ists nicht schon viel, wenn er die Rosenschale

um ein paar Tage manchmal übersteht?

O wie er schwinden muß, daß ihrs begrifft!

Und wenn ihm selbst auch bangte, daß er schwände.

Indem sein Wort das Hiersein übertrifft,

ist er schon dort, wohin ihrs nicht begleitet.

Der Leier Gitter zwängt ihm nicht die Hände.

Und er gehorcht, indem er überschreitet.

VI

IST er ein Hiesiger? Nein, aus beiden

Reichen erwuchs seine weite Natur.

Kundiger böge die Zweige der Weiden,

wer die Wurzeln der Weiden erfuhr.

Geht ihr zu Bette, so laßt auf dem Tische

Brot nicht und Milch nicht; die Toten ziehts – .

Aber er, der Beschwörende, mische

unter der Milde des Augenlids

ihre Erscheinung in alles Geschaute;

und der Zauber von Erdrauch und Raute

sei ihm so wahr wie der klarste Bezug.

Nichts kann das gültige Bild ihm verschlimmern;

sei es aus Gräbern, sei es aus Zimmern,

rühme er Fingerring, Spange und Krug.

VII

RÜHMEN, das ists! Ein zum Rühmen Bestellter,

ging er hervor wie das Erz aus des Steins

Schweigen. Sein Herz, o vergängliche Kelter

eines den Menschen unendlichen Weins.

Nie versagt ihm die Stimme am Staube,

wenn ihn das göttliche Beispiel ergreift.

Alles wird Weinberg, alles wird Traube,

in seinem fühlenden Süden gereift.

Nicht in den Grüften der Könige Moder