Sonntag unter Leuten - Joachim Nowotny - E-Book

Sonntag unter Leuten E-Book

Joachim Nowotny

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Beschreibung

Weshalb schreibt Nowotny Geschichten? „Wir wollen, dass unser Jemand die Sache genau so sieht, wie wir sie sehen. Dass er sie so riecht und schmeckt und fühlt, dass sich seine Haltung dazu von der Unsrigen nicht unterscheidet. Und in dem Augenblick, in dem wir begreifen, dass unsere geläufige Sprache diese Übereinstimmung nicht herzustellen imstande ist, beginnen wir zu erzählen. Wir erzählen eine Geschichte. Die Geschichte, in der die Sache verborgen ist, aber nicht endgültig, sondern dergestalt, dass sie beim Erzählen zutage tritt. Verstehe, sagt plötzlich unser Jemand. Genau das ist es, was diese Erzählungen heraushebt. Sie kommen einem nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Was der Dichter sagen will, steckt in den Geschichten drin. Und was für Geschichten! Bekommt da etwa der ehemalige zweite Bäcker Herr Rademann vom Arzt Arbeit an frischer Luft verschrieben und wird beim Bau einer Betonstraße eingesetzt. Ausgerechnet da streikt die so dringend benötigte Planierraupe, und es muss mit der Handdampframme weitergearbeitet werden. Bregula, Jule Bucht und Jauernicks Leo wollen sich einen Spaß machen, wohl auch ihren Ärger über die defekte Planierraupe auslassen und stellen den ehemaligen zweiten Bäcker an die Ramme, und diese zieht mit Herrn Rademann durch die Lausitzer Landschaft wie das Pferd mit dem kutscherlosen Wagen. Da wird der Leser ebenso lachen wie Jule Bucht und Jauernicks Leo. Aber Herr Rademann lernt das Untier, die „Tonne“, beherrschen und setzt sie schließlich so genau auf Jule Buchts Stiefelsohlenspitze, dass dem das Lachen im Halse stecken bleibt. „Geschichten machen sich immer gut“, meint Joachim Nowotny, „sie sind passiert, und keiner kann gegen sie an.“ INHALT: Malepartus Stimme aus der Schonung Sonntag unter Leuten Grog von Rum Weiter war nichts Greta Heckenrose Petrik auf Pirsch Abenteuer ziemlich weit oben Wind in den Bäumen Der kleine Riese Ein komisches Leben Ordentliche Verhältnisse Der glückselige Stragula Hic sunt leones

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Impressum

Joachim Nowotny

Sonntag unter Leuten

Erzählungen

ISBN 978-3-86394-198-7 (E-Book)

Das Buch erschien erstmals 1971 im Mitteldeutschen Verlag Halle - Leipzig.

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

© 2013 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Alte Dorfstraße 2 b 19065 Godern Tel.: 03860-505 788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de

Vorwort

Joachim Nowotny hat in einem riesigen Forst, an einem fündigen Fischteich in der. Lausitz ein Sommerhäuschen, eine „Datsche“ stehen. Und wenn er, wie sein Freund Helmut Richter erzählt, in den rauen Jahreszeiten einmal nach dem Rechten sehend, das Schloss erbrochen und das Häuschen von einem frierenden Liebespaar benutzt vorfindet, dann schleicht er sich, ohne zu stören, wieder hinweg. Solch menschen- und liebesfreudige Haltung spürt man auch in den Erzählungen dieses Bändchens. Dieser Joachim Nowotny ist einer, der den Leuten aufs Maul und in die Herzen geschaut hat.

Weshalb schreibt er Geschichten? „Wir wollen, dass unser Jemand die Sache genau so sieht, wie wir sie sehen. Dass er sie so riecht und schmeckt und fühlt, dass sich seine Haltung dazu von der Unsrigen nicht unterscheidet. Und in dem Augenblick, in dem wir begreifen, dass unsere geläufige Sprache diese Übereinstimmung nicht herzustellen imstande ist, beginnen wir zu erzählen. Wir erzählen eine Geschichte. Die Geschichte, in der die Sache verborgen ist, aber nicht endgültig, sondern dergestalt, dass sie beim Erzählen zutage tritt. Verstehe, sagt plötzlich unser Jemand.“ Genau das ist es, was diese Erzählungen heraushebt. Sie kommen einem nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Was der Dichter sagen will, steckt in den Geschichten drin. Und was für Geschichten!

Bekommt da etwa der ehemalige zweite Bäcker Herr Rademann vom Arzt Arbeit an frischer Luft verschrieben und wird beim Bau einer Betonstraße eingesetzt. Ausgerechnet da streikt die so dringend benötigte Planierraupe, und es muss mit der Handdampframme weitergearbeitet werden. Bregula, Jule Bucht und Jauernicks Leo wollen sich einen Spaß machen, wohl auch ihren Ärger über die defekte Planierraupe auslassen und stellen den ehemaligen zweiten Bäcker an die Ramme, und diese zieht mit Herrn Rademann durch die Lausitzer Landschaft wie das Pferd mit dem kutscherlosen Wagen. Da wird der Leser ebenso lachen wie Jule Bucht und Jauernicks Leo. Aber Herr Rademann lernt das Untier, die „Tonne“, beherrschen und setzt sie schließlich so genau auf Jule Buchts Stiefelsohlenspitze, dass dem das Lachen im Halse stecken bleibt. „Verstehe“: Beim Aufbau des Sozialismus werden alle gebraucht, man kann sich die Leute nicht aussuchen, mit denen man zusammenarbeiten muss, man soll nicht voreilig urteilen. So aber sagt’s der Autor nicht, sondern er erzählt, erzählt die Geschichte vom „kleinen Riesen“.

„Geschichten machen sich immer gut“, meint Joachim Nowotny, „sie sind passiert, und keiner kann gegen sie an.

Malepartus

... als da wären: Circa zehn nicht vollständige Sätze. An die sieben teils bewundernde, teils entrüstete Ausrufe. Eine laut gewordene Vermutung betreffs der Echtheit oder Nichtechtheit von Eheringen. Diverse Atemstöße und himmelwärts gerichtete Blicke. Beteuerungen. Zuletzt ein Entschluss. Dies alles geäußert von Plaskuda, unserem Manne. Und nun der Verdacht: Da kann nur eine Geschichte dahinterstecken.

Freilich, manches spricht dagegen. Der Entschluss zum Beispiel. Wann hat eine Geschichte schon mal zu einem Entschluss geführt? Und dann diese Beteuerungen, diese Ausrufe - gar nicht Plaskudas Art. Soll das die fehlende Handlung ersetzen? Die unvollständigen Sätze wollen wir nicht rechnen. Reden ist nicht Plaskudas Stärke. Der würde selbst einen dreistündigen Kampf mit einem Tiger in zehn Stichpunkten erzählen. Bleiben die Eheringe. Die nähren unseren Verdacht, dass etwas passiert sein muss. Vielleicht nichts besonders Dramatisches. Mehr so langsam auf- und abschwellendes Innenleben, bei dem jeder Beteiligte auf seinem Platz bleibt und nur hin und wieder etwas sagt. Das wäre schon etwas. Keine Story. Eben eine Geschichte. Aber genug der Vorrede. Fangen wir an.

Plaskuda also. Allein nach Feierabend in der Großstadt. Wohin soll man gehn? Die Kollegen fehlen, die sitzen zu Hause und lassen sich's wohl sein. Plaskuda könnte in sein Pensionszimmer gehen und schlafen. Aber ihm ist nicht so. Ihm ist nach Gesellschaft. Und nach Bier. Was zusammengehört, wenn wir Plaskuda glauben wollen. Woher nimmt nun ein Mensch, der nur für vierzehn Tage in der Stadt ist, um aushilfsweise den Aufbau einer Maschine zu überwachen, woher nimmt der Gesellschaft? Theater, Kino, Restaurant Preisstufe III? Das würden wir Glück nennen, wenn sich dort ein Bierkumpel fände. Bleiben die Gaststätten der unteren Preisstufen. Plaskuda sucht. Er findet keinen ordentlichen Platz, wenigstens nicht in der Innenstadt. Er wandert langsam (bierdurstig, halb wütend, aber langsam) in einer Richtung auf den Stadtrand zu. Findet eine Gartenkneipe, prallt erschrocken zurück. Lärm, Qualm, das Bier läuft, aber es ist nicht gepflegt. Plaskuda hat da seine Ansprüche. Schließlich lockt ihn zwischen langweiligen Wohnblocks ein Schild mit seltsamem Namen: Malepartus. Nähmen wirs französisch, könnten wir es mit „schlimmer Durchgang“ übersetzen. Nähmen wir’s deutsch, dann hieße es schlicht Fuchsbau. Wir werden sehn.

Plaskuda jedenfalls geht hinein. Weiß gedeckte Tische, überraschend sauber. Bier in Tulpen, sahniger Schaum, der am Glas hängt. Eine Speisekarte, die unter anderem Currywurst verspricht, Bockwurst aber nicht verzeichnet. Ein nicht zu großer, heller Raum, wenig Gäste. Die nun in weißen Hemden, wenn auch offenen Kragen. Plaskuda ist richtig. Er setzt sich (dies ist eine deutsche Geschichte!) an den einzigen freien Tisch. Wird bedient, trinkt, sieht sich um, rüstet sich mit der alten Weisheit: Kommt Zeit, kommt Rat. Dies zielt auf die Gesellschaft, nach der Plaskuda Ausschau hält. Drei junge Spunde am Ecktisch rechter Hand. Einer raucht, als gäbe er damit eine Vorstellung. Dies kennt Plaskuda, er hat’s damals bei seinen ersten Öffentlichkeitszigaretten auch so gemacht. Links gleich an der Tür ein hagerer Herr bei Korn und Selters, ganz gegen Plaskudas Geschmack. In der Mitte ein schneidiger Anfangzwanziger, der seine Freundin mit Kaffee-Edel traktiert, sich selbst aber an Bier und damit zurückhält. So wird’s gemacht, wenn man was vorhat, denkt Plaskuda. Immer noch.

Bliebe der Ecktisch links. Da müssen wir nun eingreifen und erst einmal behaupten, dass Plaskuda diese Frau zuerst und vor allem anderen gesehen hat. Gleich, als er reinkam.

Noch ehe er Tischdecken, Speisekarte und Raum inspiziert hatte. Vor dem ersten Schluck. Und auch bei der Musterung der anderen Gäste. Immer nur die Frau.

Unsinn, sagt Plaskuda, von uns ertappt. So ein Quatsch! Das wäre! Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte. So eine Frau, nicht wahr, die durchschau ich auf einen Blick. Sieht doch ein Blinder. Die nutzt den Alten aus, die lässt sich von ihm Kognak kaufen und schiebt dann mit einem anderen ab. Seht euch doch das Männchen an, bei dem sie sitzt. Verwittert der Kerl, verbraucht, ausgeblasen. Abgetrieben wie ein Ziehhund. Und die beiden sollen einen Faden spinnen? Lachhaft!

Deshalb greifen wir ein. Plaskuda ist hart in seinem Urteil. Hart und ungerecht, seit er in seiner Ehe Pech hatte, seit er in Scheidung lebt. Im Augenblick kann er dem weiblichen Geschlecht weder im Allgemeinen noch im Besonderen gerecht werden. Wir aber wollen es versuchen.

Die Frau also, die mit dem Mann am Tisch sitzt, wir würden sie nicht gerade hübsch nennen. Aber - hm ja - weiblich.

Kräftig, ohne robust zu sein, sauber, ohne Desinfektionsgeruch. Mittelblond, dunkeläugig, vielleicht fünfunddreißig. Mund und Zähne lassen uns an ordentliche Happen denken, an schrotiges Landbrot und Buttermilch. Das einzig Verwegene an ihr ist ein dünnes grünes Tuch, mit dem sie den Haarwust über Stirn und Nacken bändigt.

Der Mann, das wollen wir nicht verhehlen, entspricht etwa Plaskudas Beschreibung.

Na und? fragen wir. Die Liebe geht seltsame Wege. Warum sollen die beiden nicht miteinander auskommen? Sie sieht doch ganz zufrieden aus. Trinkt und lacht und lässt ihre Augen blitzen, und ihm macht’s Spaß, er redet und redet - was will man mehr!

Liebe, höhnt Plaskuda, muss mich wohl verhört haben? Die und den lieben! Die lässt den doch am kleinen Finger verhungern ..., seht doch bloß die Ringe! Guckt sie euch an! Ihrer ist breit, seiner schmal und durchgescheuert. Muss man da noch mehr ...? Also sagt, was ihr wollt: Die beiden sind falsch.

'Wirklich, eine überraschende Wendung. Und nun kommt sogar Bewegung in die Geschichte, in der bisher alle bloß an ihrem Tisch sitzen. Drei, sechs, acht Mann hoch, stürzen sie in den Gastraum. Noch was frei? Überall, bitte sehr, hier ein paar, da ein paar Plätze. Bloß nicht! Wir sind eine Gesellschaft, Geburtstag, wissen Sie. Wir wollen zusammen sitzen.

Ja, dann ...

Das kommt davon. Plaskuda war vorhin von der Frau geblendet. Er hat nicht gesucht, nicht gewählt, er hat sich einfach hingesetzt. Natürlich an den einzigen großen Tisch, an den mit acht Stühlen. Nun wird er belauert, angestarrt, schließlich direkt gefragt. Würden Sie so freundlich sein?

Was will Plaskuda machen? Er lässt sich von der Serviererin am Arm fassen und zu einem Vierertisch schieben. Zu dem Tisch in der Ecke links. Halb zog sie ihn, halb ... - aber das wissen wir nicht genau. Plaskudas Gefühle entziehen sich in diesem Augenblick unserem Verständnis. Wir sehen nur, was außen vorgeht. Eine - nun ja - Verbeugung, ein Räuspern, ein halbes Wort. Dann das Einknicken der Beine, nun schon unter dem freundlich auffordernden Blick der Frau und unter dem Wortschwall des kleinen Mannes. Schließlich der Wink nach der Serviererin, zwei Bier und einen Kognak bitte! Plaskuda hat Gesellschaft!

Kann man sich erst am Glas festhalten, kann man „Zum Wohl“ sagen, ist man schon über die erste Verlegenheit weg. Das Weitere ergibt sich. Der kleine Mann schwadroniert und gestikuliert, er sprüht vor Laune, nur die Zunge stößt manchmal an. Und Augen spielen nicht mit, sie bleiben wässrig und trübe. Plaskuda unterbricht ihn hin und wieder mit weisen Bemerkungen, die aber wegen ihrer stichwortartigen Verkürzung nicht verfangen. Die Frau lacht tief hinten im Hals, sie beugt sich dabei ein wenig zurück, ihr Körper bebt aufregend. Plaskuda vergisst seine Vorsätze, er beginnt zu flirten. Was ein geschiedener und vom Schicksal gezeichneter Mann so flirten nennt! Das Glas Bier in einem Zuge trinken, Zigaretten anbieten, leicht tadelnd und zugleich lächelnd den Kopf schütteln, sobald sich die Frau aus der Schachtel bedient. Feuer geben, ein Blick über die Flamme in den Grund ihrer Augen.

Hast du gedacht! Plaskuda findet keinen Grund, er taucht nicht einmal unter die Oberfläche, er wird abgefangen, ganz souverän abgefangen von den lachenden Augen, er ähnelt in diesem Moment etwa einem mutwilligen Kater, den sich eine amüsierte Siamkatze mit nachlässigen Pfotenhieben vom Leibe hält.

O ja, unser guter Plaskuda! Er muss allerhand durchmachen! Muss mit ansehen, wie sich die Siamkatze um einen weit kleineren und dazu noch räudigen Kater bemüht, wie sie fürsorglich sagt: Trink nicht so viel, Adolf!, wie sie ihn mit Wärme betrachtet, seinen hurtig dahinfließenden nichtssagenden Worten mit Anteilnahme folgt. Aber er lässt sich nicht irremachen, unser Plaskuda, er steigt nicht von seinem hohen Roß, er weiß was, und das gibt ihm seine Überlegenheit wieder. Die Fürsorge ist geheuchelt. Die Anteilnahme falsch. Die Wärme trügerisch. Die beiden gehören nun mal nicht zusammen, man sieht an den Ringen und auch sonst, hier ist etwas faul im Staate, da kann einer reden, was er will. Plaskuda wird dahinterkommen. Und am Ende der lachende Dritte sein.

Erst mal bestellt er noch eine Runde. Der kleine Mann zieht nach. Die Frau mahnt, doch weil sie es lachend tut, bleibt es ohne Wirkung. Der kleine Mann trinkt und trinkt, er schwadroniert alles mögliche zusammen, von Fußball und Karnickeln, von billigen Schnäpsen, die man selbst aufsetzt, wovon noch? Er kann nicht mehr. Es ist auf einmal aus mit ihm. Die Zunge klemmt die Worte im Munde fest, die Augen werden einen Ton trüber, der Mann steht auf, schwankt, besinnt sich, geht raus.

Adolf! sagt die Frau. Und der leichte Tadel in ihrer Stimme schwimmt in einem Strom von Gelassenheit.

Und nun noch einmal Plaskuda, Der wittert seine Chance. Ein Fuchs, dieser Plaskuda! Kann warten. Lässt sich nicht von einem zeitweiligen Misserfolg abschrecken. Schnappt im rechten Augenblick zu.

Schade! sagt er. So was! sagt er. Geht der Mensch mit so einer Frau aus, sagt er, den Satz ausnahmsweise zu Ende bringend, und lässt sich derart gehn.

Das Lachen unterbricht ihn, das tief aus dem Innern geholte Lachen der Frau.

Da wird es Plaskuda nun zu viel. Wir verstehen es. Mag schon sein, dass er keinen Glauben mehr an das weibliche Geschlecht hat, so müssen ihm doch ein paar Illusionen geblieben sein. Über seine Wirkung nämlich. Und die lassen es nicht zu, dass er die Frau begreift, die zwingen ihn, jetzt auf den Tisch zu hauen, bildlich gesprochen - denn in dieser Geschichte gibt es nun mal keinen Knalleffekt.

Junge Frau, sagt Plaskuda, verstehn Sie mich nicht falsch ..., aber wieso denn? ... Was haben Sie davon? ... Sie sind verheiratet ..., der Mensch ist doch völlig ... und Sie lachen!

Nein, sie lacht nicht mehr. Sie steckt etwas an ihrem Haar fest, sie trinkt den Kognak aus, nimmt sich eine neue Zigarette. Alles mit ruhigen, beinahe schleppenden Bewegungen.

Ach, Sie! sagt sie, was wissen Sie von Adolf? Das ist ein guter Kerl, ein Unglücksrabe, Witwer seit Jahren, die Kinder groß und fort bis auf zwei, aber die machen auch, was sie wollen. Er hat niemanden, es nimmt ihn keiner für voll, so wie er nun mal aussieht, der findet keine Frau mehr, der ist auf Kneipen angewiesen, will er mal Gesellschaft haben, der sitzt sonst immer drüben in der Gattenstampe. Und wie gern hat er Gesellschaft! Wir arbeiten in einer Abteilung, wissen Sie, alles Frauen, er transportiert die Werkzeuge von Platz zu Platz, wir schreien: Adolf hier und Adolf da! Er rennt, redet und macht Männchen, aber umsonst, keine nimmt ihn für voll - das schlägt aufs Gemüt, das kauft ihm das letzte bisschen Schneid ab. Und ich mache mit, ich lach mit den anderen ... Manchmal steht er dann so da - Hängeschultern und Hundeblick - Da lach ich nicht mehr, heulen könnt ich, wenn es meine Art wäre. Ich bin ziemlich glücklich, wissen Sie, hab alles, was man so braucht, Mann und Kinder, Arbeit, Gesundheit, auch Sorgen, gut, wo gibt’s die nicht? Wenn man nur zurande damit kommt. Den Adolf aber, den schmeißt alles um, der hat nicht mehr die Kraft in seinem Alter, der ist nicht der Mensch dazu, sich noch einmal aufzuraffen - aber er lebt doch unter uns! Er kann noch lange leben, soll man da zusehen? Also sag ich mir: Tu ihm den Gefallen, geh mit ihm in den Malepartus, trink mit ihm guten Kognak und hör ihm zu, damit er auch einmal was am Tische hat. Und wenn er sich dann vergisst, weil er eigentlich nichts verträgt, weil ihn schon die Begeisterung halb umreißt, spiel nicht gleich die Beleidigte, vergifte ihm nicht das Vergnügen, wo ihm doch der Tag Ostern und Pfingsten in einem ist. Sicher, das ist nicht gerade viel. Aber ich tu, was ich kann, ich zeig, dass es mir Spaß macht, mit ihm hier zu sitzen und zu trinken, ich bin ein einfacher Mensch, mehr können Sie nicht verlangen ...

Nein, mehr kann Plaskuda wirklich nicht verlangen. Hier bleibt ihm überhaupt nur noch wenig zu tun. Er kann dasitzen und die Frau anstarren, kann der abendlichen Stunde, dem Malepartus und dem Kognak danken, dass er so eine Beichte hören durfte. Und er kann hingehen, eine Taxe rufen, diesen Adolf zu Hause abliefern und sich dann in sein Pensionsbett legen. In dem er freilich in der Nacht nicht viel schlafen wird.

Wir aber überlassen ihn seinen Gedanken. Wir haben alles zusammen, was zur Geschichte gehört. Circa zehn nicht vollständige Sätze, An die sieben mehr verwunderte als entrüstete Ausrufe. Die Angelegenheit mit den Eheringen, die wir der Pietät überlassen. Und die Beteuerungen.

Lediglich der Entschluss fehlt uns noch. Aber der liegt schon außerhalb der Geschichte. Und nur dadurch wird er uns verständlich: Plaskuda wird vielleicht doch wieder heiraten.

Stimme aus der Schonung

Wir sollten mal von Hähnel reden. Gut, ja, er kann auch anders heißen, etwa Fettschke oder Mortak oder gar Stracko, um - nomen est omen, und die Namen unserer Gegend im Ohr - den Gipfel an Kraft zu nennen. Aber was uns da nächtens anrief, aus der Schonung heraus und als wir gerade in der Schlucht zwischen dem hohen Roggen und dem reglosen Kieferngestrüpp gingen, das klang eher nach rötlichem Lippenbart und Asche auf dem Haupt. Und was uns da am Ärmel fasste, während in der Dorfschenke immer noch die Gitarren hämmerten, das hing ziemlich sicher an runder Schulter und Hühnerbrust. Also keine Spur von Fettschke, Mortak oder gar Stracko. Sondern Hähnel. Allemal Hähnel.

„Kumpel“, rief es flehend, bloß: „Kumpel ...“

Wir wollten weiter. Wir hatten Wolkenbruch getrunken, das ist Kaffeelikör mit Sahneschuss, und gleich danach Bier gegen die widerliche Süße über die Zunge gespült. Hatten uns den Rhythmus der Gitarren unter den Schädel pauken lassen, nach den weißen Kellnerjacken gehascht und gestaunt, was aus manchem unscheinbaren Ding im Tanzkleid und bei rotem Licht so werden kann. Es drehte sich noch ein bisschen vor unseren Augen: die zuckenden Glieder unter den träge hin und her treibenden Papiergirlanden, der Wirbel des Schlagzeugers, der trübe Schimmer halb geleerter Gläser. Wir wollten nach Hause. Eine halbe Stunde durch die Nacht bei guter Luft hier in der Schlucht zwischen dem Roggen und den Kiefern, dann noch fünf runde Stunden Schlaf. Nun aber sagte einer Kumpel zu uns. Dagegen waren wir ziemlich machtlos. Da mussten wir antworten. Also: Wo brennt’s? Wer hat dich verkeilt? Wer lauert auf dich?

„Was du denkst!“, sagte derjenige, den wir Hähnel nennen.

„Ich sitz hier ...“

Er saß also. Irgendwo in der Schonung. Drei Meter vom Weg weg in tiefster Finsternis. Was können wir da raten? Lang machen, regnen wird’s nicht, morgen ist der Mensch nüchtern, wenn auch kreuzlahm.

„Mann!“, sagt die Stimme, „ich bin nüchtern wie selten.“

Wir sind auf der Palme, aber nicht ohne Höflichkeit. Schönen Gruß an die Ameisen, sagen wir und wollen nun doch ... Aber wir kommen nicht fort. Denn wieder ruft es flehend: „Kumpel, Moment, Kumpel!“ Und es raschelt im Gebüsch, es knackt im Unterholz. Jemand angelt nach unserem Ärmel. Hier links. Pass auf, da ist ein Stock, hier ein Rundholz. Nun setz dich.

Den Ärmelgriff haben wir kaum gespürt, aber wir sitzen nun auch. Ein Nadelbusch sticht uns in den Nacken. Wir reißen ihn vom Ast und schleudern ihn in die Dunkelheit. Kompletter Irrsinn.

„Hier bin ich“, sagt die Stimme, die wir einem Manne namens Hähnel zuordnen, „gleich neben dir. Werd hier bleiben, wenn dir’s recht ist.“

Diese Nacht! Bier und Schnaps rumoren in unserem Blut, der Roggenduft betäubt unsere Sinne, irgendwo weit hinten hämmern Gitarren, jaulen auf Vollgas geschraubte Motoren, kläffen heisere Hunde. Warum sollen wir nicht hier sitzen und uns mit einem armen Irren unterhalten? Es passt irgendwie. Schieß los! sagen wir, aber mach’s gnädig. Um fünf ist die Nacht weg.

Und nun erst einmal die Stimme. Sie kämpft gegen die Nacht, gegen das Knistern hier in der Schonung, gegen das Lärmen in den Adern. „Du kennst mich nicht“, sagt sie, „bin erst vor drei Wochen zugezogen. Stamme aus Triebel. Aber meine Frau ist von hier. Eine von Fettschkes (aha!). Die zweite von oben, wenn du dich erinnerst ...“

Gott ja, dieser Flickschuster Fettschke, der Invalide, hatte sieben, alles Mädel, beim siebenten starb die Frau. Aber er brachte sie durch, der Fettschke, durch Krieg und Notzeit, frag keiner, wie. Jedenfalls nicht mit Pech und Schusterdraht. Eher mit dem Knieriemen. Jetzt liegt er hinter der Kirche an der Mauer. Hat sich ausgeschustert. Was weiter? „Schönes Häuschen“, sagt die Stimme, die wir trotz der Fettschke- Verwandtschaft immer noch Hähnel nennen müssen, „nicht groß und wenig Stuben. Aber bloß zweihundertvierzig Pacht im Jahr und der Auslauf für die Kinder. Jedenfalls nicht zu verachten.“

Kinder? fragen wir, das Stimmchen im Ohr, nicht möglich!

„Sieben“, antwortet der Mensch. Und wir vermuten, dass das Lippenbärtchen gesträubt ist.

Also sieben. Ein fruchtbarer Schlag, diese Fettschkes.

Na dann, sagen wir, herzlichen Glückwunsch!

„Oh, danke. Man tut, was man kann.“

Dies kommt melancholisch. So, als wollte es sagen: Was willst du? Es geht ganz von selbst, gar keine Leistung. Bloß ...

Bloß?

„Die Frau", sagt die Stimme, „meine, du hättest sie sehen müssen.“

Wir haben viele Frauen gesehen, ganz junge, junge, nicht mehr so ganz junge. Keine alten, auch wenn welche da waren.

„Sieht aus wie eine Zwanzigjährige“, sagt die Stimme, „trotz der sieben. Ein bisschen stramm, ja, ein bisschen angegerbt, da, wo man nicht hinguckt. Aber sonst ein Staatsweib ...“

Wir müssen uns wundern. Was hockt der Mensch hier in der Schonung herum und belästigt weichherzige Bürger. Mitten in der Nacht. Soll er doch hinmachen zu seinem Staatsweib.

„Werd schon noch“, sagt die Stimme. Und nach einer Pause, in der man erst hochgekitzeltes Mädchengekreisch und dann den wunderlichen Ruf des Waldkauzes hört, noch einmal: „Werd schon noch. Das ist nicht das Problem.“

Sieh an, Probleme! Dieser Hähnel hat Probleme. Her damit, wo wir einmal dabei sind.

Ein Seufzer. Ein Hüsteln. Dann: „Da muss ich ausholen. Verstehst du?“

Wir verstehen zwar nicht, sind aber bei Laune. Immer hol aus, Mann.

„Siebenundvierzig haben wir geheiratet“, beginnt Hähnel. „Sie wollte nicht, sie wollte mich nicht. War ein scharfes Ding damals, heute noch, aber damals so neugierig wie eine Jungziege, bloß immer die Augen nach den schwarzhaarigen großen Kerls verdreht, nie nach mir. Ich war seinerzeit Kutscher beim Buschmüller, ließ hin und her ein Brot vom Planwagen fallen, wenn ich beim Schuster vorbeitrieb. Sie musste mich nehmen. Ich hatte die Stellung damals, ernährte die Familie, nicht wahr, ich war was. Wenn auch rothaarig und spillrig. Dem Fettschke machte das nichts aus. Und ich hab mich auf den Handel eingelassen, war sogar noch stolz darauf, dass ich so ein Mädchen bekam, so ein rundrum strammes und feueräugiges. Lass mal, redete ich mir zu, du bist auch nicht ohne, du schaffst schon was her, du machst aus dir noch was. Dann wird sie nicht mehr über deine Schulter hinweg zu den anderen schielen. Am Ende siegen nicht die schwarzen Haare und die breiten Schultern, sondern das, was man im Kopf hat, wenn es nicht gerade Stroh ist. Irgendwann wirst du bloß mit dem Finger schnipsen, und der Laden rollt. Wenigstens hundert Mann werden sich nach dir richten. Was man so faselt in der Jugend. Du weißt schon ...“

Ja, wir wissen es. Aber nun genug ausgeholt. Wo bleibt der Schlag?

„Schlag hin, Schlag her“, sagt dieser Hähnel ziemlich müde, „da kannst du warten. Es kommt keiner. Die Kinder sind gekommen, die ersten vier Jahre alle Jahre eins, die anderen sukzessive ... Und ich bin immer kleiner geworden, dünner, zäher vielleicht, habe gerackert und gebimst, damit die Mäuler satt wurden und unsere nicht allzu sehr von den anderen abstachen. Und nun ist nichts drin hier im Schädel.

Nicht viel. Oder zu wenig, wie du willst. Schnips ich mit dem Finger, lachen die Hühner. Nicht einmal meine Bande pariert mir, denn die hat die Frau an der Kandare. Ich bin ja auch die Woche über nicht da.“

Montage also? fragen wir.

„Montage, ja. Jedenfalls steh ich da und habe nichts zu bieten. Meine vierzig Jahre. Meinen Lippenbart, an dem du die Haare zählen kannst, zweiundsechzig Stück, es kitzelt wohl nicht mal mehr beim Küssen ...“

Mann, sagen wir schnell, Mann! Und es soll aufmunternd sein, ist aber bloß komisch in der Nacht hier, auf dem Stamm in der Schonung. Und komisch ist gar kein Ausdruck dafür. Hat den Moralischen, der Mensch, braucht einen, bei dem er seinen Schutt abladen kann. Und nimmt den nächsten besten, der daherkommt. Nimmt uns.

Nichts zu machen, sagen wir, was heißen soll: Behalt deinen Schutt! Dann wollen wir gehen, einfach aufstehen und weggehen. Die Nacht genießen, die heiße Beize des Kiefernwaldes, die schwere Süße des Roggens. Indes: etwas hält uns in der Schonung. Wir haben es schon lange gehört, schon als dieser Mann da, der Hähnel heißen soll, ausholte. Ein sich aneinander hochhangelndes zwiefaches Lachen. Zuerst weit weg im Hundegebell und im verklingenden Gesumm der Motorräder. Dann etwas lauter wie Taubengurren über dem sonoren Bass eines satten Stieres. Nun füllt es die Schlucht aus, gluckert, sprudelt mit einer Art träger Gelassenheit, steigt auf und fällt ab, alles auf der Tonleiter dieses gnädig mitspielenden Basses. Müssten wir ihm einen Namen geben, würden wir Mortak vorschlagen. Wenn nicht gar Stracko. Und wir könnten ein übriges tun: Schmal, würden wir sagen, oben aber breit. Ein Kinn wie ein Amboss. Und dichter dunkler Haarfilz. Vielleicht Brigadier. Vielleicht Ingenieur und Bauleiter oder so etwas. Mein lieber Mann!

Aber nun die Frau. Unsere Sinne sind durch das Lachen verwirrt. Was sie uns im Augenblick eingeben, klingt nach Allgemeinplätzen. Etwa: Tolles Weib! Oder: Junge, Junge!

Wie soll uns das befriedigen. Da müssen wir nun wohl doch aus dieser Schonung, müssen der Sache auf den Grund gehen. Immerhin ist es Nacht, liebe Leute, warme Nacht im Juli, der Roggen duftet, die Kiefern schmeißen Hitze, und dieser Dingsda, dieser Wolkenbruch, rumort im Blut, da soll es uns auf eine kleine Keilerei nicht ankommen, der Einsatz lohnt. Aber nun ist die Hand da, die rechte Hand von diesem Hähnel, den wir ganz vergessen hatten. Sie sucht nach unserem Gelenk, fasst zu, klammert sich fest, solange es da draußen gurrt und grollt, und ich begreife, wer die Frau ist, begreife, was hier gespielt wird, woher der Wind weht, aus welcher Ecke es zieht. Will nun erst recht weg, will den Schläppling allein lassen, verdient er es denn besser? Aber die Hand hält mich fest, sie zwingt mich zum Schweigen, beginnt selber zu reden, sagt, was dieser Mensch wohl nicht sagen kann. Lass sie, sagt die Hand, ich hab nie eine andere Frau gehabt und sie doch betrogen ... Da bleib ich nun tatsächlich sitzen, denn ich spüre plötzlich eine sonderbare Kraft in dem Manne und damit also etwas, was uns das Recht gibt, weiterhin von ihm zu reden.

Sonntag unter Leuten

Funke ist wieder da. Keiner hat ihn aussteigen sehen, nicht mal Bahnhofsvorsteher Kaubisch mit Sonnabend-Nachtdienst an Schalter und Sperre. Liewalds Ella kam - Schminke und Puder unzerstört - aus dem Theater. Kabale und Liebe. Du hast ein Anrecht auf ein Anrecht. Liebe hätte genügt, am besten ganz ohne Theater, aber wo gab’s Anrecht auf Männer? Die schnappten andere weg. Kabale also jede Menge!

Mudrags Paul kam, sauber gescheitelt und verschnitten, früh gleich zum Friseur, dann ein Bier im Stehn, um zehn Zahnarzt und drei Schnäpse, doppelte, wieder im Stehn, um eins Gottesdienst bei den Adventisten, danach noch einmal drei Schnäpse und drei Bier zur Verlängerung der Andacht, diesmal sitzend und im Handwerkerheim. Und immer Obacht auf den Scheitel, auch später beim Witwenball in den Oberen Brauereisälen, bloß keine Unordnung, die Alte daheim lauerte mit Traktierworten: jedes krumme Haar ein krummer Hund!

Und es kam Palling, der Nichttänzer und Thekensteher, der Prügelheld; zehn Saalverbote in einem halben Jahr, mein Lieber! Aber ich pfeif ihnen was und fahr in die Stadt, da gibt’s Kneipen noch und noch, drei Jahre hab ich zu tun, ehe das Inventar klein ist.

Funke also nicht. Wenigstens ein normaler Mensch, hätte Kaubisch gesagt. Und fortan an Sinn und Zweck des Nachtzuges geglaubt. Aber die Reichsbahn dient höheren Zielen, sie befördert Gerechte und Ungerechte und stellt Signale vor den Ortseingang, die manchmal auf Rot stehen. Funke muss da ausgestiegen sein. Unvorschriftsmäßig im Dunkel der Nacht und mit bloß noch dreihundert Schritt bis zum Dorf von hier aus, sonst vom Bahnhof eine halbe Stunde. Klarer Fall, Kaubisch darf davon nichts wissen. Selbst wenn er was wüsste.

Jedenfalls: Funke ist wieder mal da. Man sieht ihn Sonntag schon in aller Herrgottsfrühe um die Dörfer streichen. Was sucht er Pike, wo es noch keine gibt in diesem Jahr? fragt sich Polier Jento, ehe er den nächsten Nagel durch die Latte in den Sparren treibt. Was soll das sein, dieses Nichtlaufen und nicht Nichtstehn? Man arbeitet, isst, trinkt, man schläft. Und arbeitet wieder. Auch am Sonntag in der Frühe. Genau genommen schwarz und ohne Steuerabführung. Aber doch sicher wie in Abrahams Schoß, Zimmerleute sind knapp, es hat sich sogar beim Finanzamt herumgesprochen. Man muss beide Augen zudrücken, zuhalten. Die Ohren auch, wenn’s geht, denn Jento ist keiner von den Leisen. Er kann die halbe Welt mit seinen Hammerschlägen wecken,

Funke weckt er nicht. Der schleicht mit Hängeschultern durchs Pfingstgrün vor der Kiefernschonung.