Ich will zu meiner Mutti - Ursula Hellwig - E-Book

Ich will zu meiner Mutti E-Book

Ursula Hellwig

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Beschreibung

In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. »Hast du auch nicht vergessen, die Knabberstangen für Rosi und Robbi einzupacken?«, fragte Liane Eichhöfer und schaute ihre Tochter Kira lächelnd an. »Mutti! Natürlich habe ich das nicht vergessen. Hier, der Beutel ist ganz voll mit all den Sachen, die Rosi und Robbi brauchen.« Kira hielt demonstrativ einen Leinenbeutel hoch, der prall gefüllt war. Liane nickte zufrieden. Im Grunde genommen wusste sie genau, dass sie ihre Frage gar nicht hätte stellen müssen. Die beiden Kanarienvögel Rosi und Robbi waren ihrer neunjährigen Tochter sehr wichtig. Vor vier Jahren war bei Lianes Mann Robert ein Gehirntumor festgestellt worden, der nicht operabel gewesen war und an dem er schon zwei Monate später gestorben war. Kira, die seinerzeit gerade fünf Jahre alt gewesen war, konnte die Endgültigkeit des Todes zwar noch nicht so recht begreifen, litt aber doch sehr darunter, dass ihr Vati plötzlich nicht mehr da war. Um das kleine Mädchen ein wenig abzulenken, hatte Liane ein Pärchen Kanarienvögel gekauft. Kira hatte ihr Herz sofort an die beiden Vögel gehängt und sich für die Tierchen verantwortlich gefühlt. Daran hatte sich bis heute nichts geändert. Jetzt hatte sich ein kleines Problem ergeben: Liane arbeitete als selbständige Fotografin und hatte ein höchst interessantes Angebot bekommen. Sie sollte für einen Reiseveranstalter in Kärnten in Österreich Luftaufnahmen von einer gerade erst erbauten Ferienanlage erstellen. Dieser Auftrag gefiel Liane und wurde außerdem auch noch gut honoriert. Aber sie konnte Kira nicht mitnehmen, weil die Kleine in die Schule gehen musste und dem Unterricht nicht einfach eine Woche lang fernbleiben konnte. Aber Liane hatte Glück. Schon seit vielen Jahren war sie mit der Gartenbauarchitektin Ellen Lennard befreundet, die ebenfalls, kaum dreißig Meter weit entfernt, in derselben Reihenhaussiedlung wohnte.

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Sophienlust - Die nächste Generation – 2 –

Ich will zu meiner Mutti

Kira versteht die Welt nicht mehr!

Ursula Hellwig

»Hast du auch nicht vergessen, die Knabberstangen für Rosi und Robbi einzupacken?«, fragte Liane Eichhöfer und schaute ihre Tochter Kira lächelnd an.

»Mutti! Natürlich habe ich das nicht vergessen. Hier, der Beutel ist ganz voll mit all den Sachen, die Rosi und Robbi brauchen.«

Kira hielt demonstrativ einen Leinenbeutel hoch, der prall gefüllt war. Liane nickte zufrieden. Im Grunde genommen wusste sie genau, dass sie ihre Frage gar nicht hätte stellen müssen. Die beiden Kanarienvögel Rosi und Robbi waren ihrer neunjährigen Tochter sehr wichtig.

Vor vier Jahren war bei Lianes Mann Robert ein Gehirntumor festgestellt worden, der nicht operabel gewesen war und an dem er schon zwei Monate später gestorben war. Kira, die seinerzeit gerade fünf Jahre alt gewesen war, konnte die Endgültigkeit des Todes zwar noch nicht so recht begreifen, litt aber doch sehr darunter, dass ihr Vati plötzlich nicht mehr da war. Um das kleine Mädchen ein wenig abzulenken, hatte Liane ein Pärchen Kanarienvögel gekauft. Kira hatte ihr Herz sofort an die beiden Vögel gehängt und sich für die Tierchen verantwortlich gefühlt. Daran hatte sich bis heute nichts geändert.

Jetzt hatte sich ein kleines Problem ergeben: Liane arbeitete als selbständige Fotografin und hatte ein höchst interessantes Angebot bekommen. Sie sollte für einen Reiseveranstalter in Kärnten in Österreich Luftaufnahmen von einer gerade erst erbauten Ferienanlage erstellen. Dieser Auftrag gefiel Liane und wurde außerdem auch noch gut honoriert. Aber sie konnte Kira nicht mitnehmen, weil die Kleine in die Schule gehen musste und dem Unterricht nicht einfach eine Woche lang fernbleiben konnte. Aber Liane hatte Glück. Schon seit vielen Jahren war sie mit der Gartenbauarchitektin Ellen Lennard befreundet, die ebenfalls, kaum dreißig Meter weit entfernt, in derselben Reihenhaussiedlung wohnte. Ellen war schon seit vielen Jahren geschieden und Mutter einer jetzt zwanzig Jahre alten Tochter. Diese Tochter, Bianca, war vor etwas mehr als einem Jahr nach Köln umgezogen, um dort zu studieren. Ellen hatte schon häufiger auf Kira aufgepasst, wenn ihre Mutter einen Auftrag angenommen hatte und sie nicht mitnehmen konnte. Meistens hatte es sich dabei allerdings um einen Zeitraum von wenigen Stunden gehandelt und nicht, so wie jetzt, um eine ganze Woche.

Aber Ellen sah kein Problem darin, Kira und ihre Kanarienvögel nun für eine Woche aufzunehmen.

Sie arbeitete meistens zu Hause am Zeichentisch und entwarf dort für ihre Kunden neue Garten- oder Parkanlagen. Ellen mochte das kleine Mädchen sehr, und die Zuneigung beruhte auf Gegenseitigkeit.

»Bringst du mir aus Österreich etwas Schönes mit?«, wollte Kira wissen und schaute ihre Mutter mit ihren großen braunen Augen bittend an.

»Selbstverständlich bringe ich dir etwas mit. Ich werde bestimmt etwas finden, das dir gefallen könnte. Oder hast du einen speziellen Wunsch?«

Kira nickte. »Ein Edelweiß wäre schön. Du kennst doch Marie, die in meiner Klasse ist. Die hat so ein Edelweiß. Das hat ihre Oma auf einer Bergwanderung in Österreich selbst gepflückt und ihr mitgebracht.«

»Dann hat Maries Oma wahrscheinlich nicht gewusst, dass sie etwas getan hat, das man nicht tun darf. Es ist nämlich streng verboten, ein Edelweiß zu pflücken. Die sind selten und stehen unter Schutz. Außerdem gibt es diese Pflanzen nur ziemlich weit oben im Gebirge, und da werde ich wahrscheinlich nicht sein. Aber man kann speziell gezüchtete Edelweiße kaufen, die in Lesezeichen oder Briefbeschwerer eingearbeitet sind. Ich werde mich umsehen und bestimmt das Richtige finden. Jetzt sollten wir uns aber auf den Weg zu Tante Ellen machen. Die wartet wahrscheinlich schon auf uns.«

Liane griff nach dem großen Vogelkäfig, den Kira bereits fürsorglich mit einem Tuch abgedeckt hatte, der aber für ihre kleinen Kinderarme zu ausladend war. Kira selbst zog den Rollkoffer in die Diele, und kaum eine Minute später verließen Mutter und Tochter das Haus.

*

Ellen Lennard hatte einen Kirschkuchen gebacken und den Tisch bereits gedeckt, als Liane und Kira eintrafen. Zuerst wurden allerdings die Vögel versorgt. Sie bekamen einen Platz an dem großen Panoramafenster des Wohnzimmers. Hier konnten die Tiere in den Garten blicken, die einfallende Sonne genießen, oder sich auf der anderen Seite des Käfigs in den Schatten setzen, der durch eine große, üppige Topfpflanze geboten wurde.

Kira betrachtete die zahlreichen Pflanzen. »Sind da auch giftige dabei?«, fragte sie besorgt. »Rosi und Robbi möchten jeden Tag ein paar Stunden frei herumfliegen. Wenn sie dann einmal an den Pflanzen picken, und die sind giftig, werden meine Vögel krank oder sterben vielleicht sogar.«

»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, beruhigte Ellen sie. »Alle Pflanzen, die hier stehen, sind für Rosi und Robbi unschädlich. Ich besitze nur eine, bei der ich mir nicht ganz sicher bin. Die habe ich schon nach oben in mein Atelier gestellt. Da kommen deine Vögelchen ja nicht hin.«

Kira lächelte Ellen dankbar an und nickte zufrieden. Es gefiel ihr sehr, dass Ellen schon im Vorfeld an das Wohl ihrer Vögel gedacht hatte, und sie freute sich auf die Woche, die sie hier in diesem Haus verbringen würde.

»Morgen Nachmittag muss ich mir einen Garten ansehen, der neu gestaltet werden soll«, berichtete Ellen, als alle drei wenig später am Kaffeetisch saßen.

Liane reagierte auf diese Eröffnung erschrocken. »Oh! Morgen bin ich schon unterwegs nach Österreich. Wenn du aber einen Außentermin hast, wird Kira dir im Weg sein. Ausgerechnet morgen hat sie einen kurzen Schultag, der schon kurz nach zwölf Uhr zu Ende ist. Was machen wir denn jetzt?«

»Gar nichts.« Ellen grinste ihre Freundin an wie ein übermütiger Lausbub. »Das Kinderheim Sophienlust hat mich um Hilfe gebeten. Ich habe dort vor ein paar Monaten schon einmal gearbeitet. Diesmal geht es um einen recht großen Kräuter- und Gemüsegarten, dem Heiligtum der Köchin Magda. Durch einige Hecken und Sträucher, die sehr hoch geworden sind, liegt ein großer Teil dieses Nutzgartens nun im Schatten. Das tut den Kräutern und den meisten Gemüsesorten aber nicht gut. Ich soll Abhilfe schaffen, Hecken und Sträucher dabei aber möglichst schonen. Also sehe ich mir die Sache morgen erst einmal in Ruhe an. Kira kann mich begleiten. Sie ist in Sophienlust herzlich willkommen. Schließlich handelt es sich um ein Kinderheim und noch dazu um ein ganz besonderes.«

»Stimmt, ich habe schon von Sophienlust gehört und bin sogar auch bereits mehrmals daran vorbeigefahren«, erwiderte Liane. »Allerdings habe ich nicht viel mehr als die Begrenzungshecke, das große schmiedeeiserne Tor und das Dach des Gebäudes gesehen, das über die Hecke lugte. Irgendwie sah es aus wie das Dach eines kleinen Schlosses. Persönlich bin ich aber noch nie auf dem Gelände gewesen. Vor einer Weile gab es einmal einen Artikel über Sophienlust in der Tageszeitung. Darin hieß es, dass es sich um ein privates Kinderheim handelt, in dem zumeist Waisenkinder wohnen. Pferde und Ponys für die Kinder soll es dort auch geben, und alles soll einem erst achtzehn Jahre alten jungen Mann gehören, der alles organisiert. Das kann ich mir aber gar nicht vorstellen. Ein Achtzehnjähriger ist doch noch gar nicht reif genug für so eine wichtige und schwierige Aufgabe.«

»Du sprichst von Dominik von Wellentin-Schoenecker«, entgegnete Ellen. »Er wird von allen einfach Nick genannt und ist tatsächlich erst achtzehn Jahre alt. Das Anwesen hat er aber geerbt, als er noch ein ganz kleiner Junge war. Deshalb gehört es ihm schon lange. Bisher hat aber seine Mutter, Denise von Schoenecker, das Kinderheim geführt. Jetzt ist Nick volljährig und hat sein Erbe angetreten. Rein rechtlich kann er allein über alles entscheiden. Ich habe aber gehört, dass er sich noch sehr gerne von seiner Mutter unterstützen lässt und sie oft um ihren Rat bittet. Soweit ich weiß, will Nick erst einmal ein Studium absolvieren, damit er eine abgeschlossene Ausbildung hat. Das finde ich auch vernünftig. Jedenfalls wird Kira keine Langeweile haben, während ich mir den Garten ansehe.«

»Gibt es da wirklich Pferde und Ponys?«, fragte Kira mit leuchtenden Augen. »Ich meine damit, ob es welche gibt, die ich mir auch ansehen darf.«

»Ich bin ganz sicher, dass du dir die Pferde ansehen darfst. Du wirst sie auch streicheln und vielleicht sogar füttern dürfen. In Sophienlust sind alle sehr nett zu Gästen. Es gibt übrigens nicht nur Pferde, sondern auch zwei große Hunde. Da ist der Bernhardiner Barri und die Dogge Anglos. Beide sind ganz lieb und freundlich.«

»Das muss wirklich ein ganz tolles Kinderheim sein«, murmelte Kira. »Ich freue mich schon darauf, mir alles anzusehen, und mit den Kindern werde ich mich bestimmt schnell anfreunden.«

»Aber du musst dich ordentlich benehmen«, ermahnte Liane ihre Tochter. »Ich möchte nicht, dass mich jemand aus Sophienlust nach meiner Rückkehr aus Österreich anruft und sich bei mir darüber beschwert, dass ich ein ungezogenes Kind habe.«

»Mutti, wo denkst du denn hin?«, erwiderte Kira empört. »Über mich wird sich niemand beschweren können.«

Ellen nickte zustimmend. »Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Kira ist ein sehr verständiges kleines Mädchen, das keine Dummheiten macht. Wenn sie eine unerzogene Göre wäre, hätte ich nicht zugestimmt, als du mich gefragt hast, ob sie eine Woche lang bei mir bleiben kann.«

Nun ja, ich habe mir bei der Erziehung ja auch alle Mühe gegeben«, erklärte Liane lächelnd. »Dann werde ich mich jetzt verabschieden. Mein Koffer muss nämlich noch gepackt werden, und ich will mich morgen schon um sechs Uhr früh auf den Weg machen und stehe gegen fünf Uhr auf. Um diese Zeit werdet ihr vermutlich noch in den Federn liegen.«

»Darauf kannst du dich verlassen«, erwiderte Ellen und begleitete ihre Freundin zur Haustür. Dort verabschiedete sich auch Kira von ihrer Mutter.

»Viel Spaß in Kärnten, und vergiss bitte das Edelweiß nicht. Darauf freue ich mich schon.«

Liane nahm ihre Tochter in die Arme.

»Das weiß ich doch, und ich verspreche dir, dass ich ein besonders schönes Edelweiß für dich aussuchen werde.«

Mit diesen Worten wandte Liane sich ab und machte sich auf den kurzen Rückweg zu ihrem Haus. Unterwegs drehte sie sich noch einmal um und winkte ihrer Tochter und Ellen zu, die am Gartentor standen und herzlich zurückwinkten.

*

An diesem Tag war die Köchin Magda schon mehrmals in ihren Kräuter- und Gemüsegarten gegangen, der direkt von der Küche aus erreichbar war. Als sie wieder einmal nachdenklich die Beete betrachtete, gesellten sich die beiden jüngsten Kinder von Sophienlust zu ihr, der sechs Jahre alte Kim und die siebenjährige Heidi. Kim stammte aus Vietnam und war als Waisenjunge nach Sophienlust gekommen. Mitunter hatte er noch ein paar kleine Probleme mit der deutschen Sprache.

Heidi, die die erste Klasse besuchte und heute schon relativ früh aus der Schule gekommen war, konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, jemals woanders als in Sophienlust gelebt zu haben. Sie war noch ein Baby gewesen, als ihr Vater, ein drogenabhängiger junger Mann, ums Leben gekommen war und Heidis Mutter mit in den Tod gerissen hatte.

»Warum guckst du denn so traurig deine Kräuter an, Magda?«, erkundigte Heidi sich. Wollen die etwa nicht richtig wachsen?«

Kim schüttelte den Kopf. »Das nicht kann sein. Du irrst dich, Heidi. Guck doch, alle Pflanzen grün, und wenn sie grün, sind auch richtig gewachsen.«

»Nun ja, gewachsen ist schon alles, aber nicht so richtig«, erklärte Magda. »Die Möhren sind ziemlich klein geraten, Dill und Schnittlauch sehen nicht gerade schön saftig aus, und auch alle anderen Pflanzen sind ein bisschen kümmerlich. Das liegt daran, dass nicht mehr genug Sonne in meinen Gemüsegarten scheint. Aber nachher kommt eine Gärtnerin, die das ändern möchte.«

Kim blickte nachdenklich zum strahlend blauen Himmel hinauf. »Aber Sonne ist groß, stark und weit weg von Erde. Kein Mensch kann schieben Sonne, damit sie scheint hier in Garten und auf Gemüse. Auch die Gärtnerin ist nicht stark genug und kann nicht reichen an Sonne zum Schieben. Sonne ist zu weit weg.«

Magda schmunzelte vergnügt. »Nein, an der Sonne kann die Gärtnerin nichts verändern. Da hast du vollkommen recht. Aber sie kann mir helfen, etwas an dem Garten zu verändern. Seht ihr da drüben die große Hecke? Die wirft auch bei Sonnenschein Schatten auf die Beete. Das ist nicht gut für mein Gemüse und die Kräuter. Aber ich will die Hecke auch nicht einfach herausreißen lassen. Das täte mir leid. Auch die Sträucher hier auf der Seite sind sehr groß geworden und nehmen den kleinen Pflanzen das Licht. Der Gärtnerin wird vielleicht etwas einfallen, um Sträucher und Hecke zu erhalten und trotzdem Sonnenschein in den Garten fallen zu lassen.«

»Ja, wäre gut, wenn das ginge«, ließ Kim sich vernehmen. Möhren und Kohlrabi müssen haben Sonne und Petersilie auch. Aber ist nicht schlimm, wenn Radieschen bleiben im Schatten von Hecke.«

»Das sagst du jetzt doch nur, weil du Radieschen nicht magst«, stellte Heidi fest. »Wenn hier keine mehr wachsen, weil sie keine Sonne bekommen, ist dir das ganz recht. Dabei wollen auch Radieschen leben und groß werden. Pünktchen hat neulich gesagt, dass man niemandem den Tod wünschen darf. Das gilt bestimmt auch für Radieschen.«

»Ihr sollt nicht streiten«, ermahnte Magda die Kinder. »Die Gärtnerin wird schon dafür sorgen, dass die Radieschen genug Sonne bekommen, und ich sorge dafür, dass du, Kim, keine Radieschen auf deinem Teller finden wirst. Was meint ihr? Ist das ein fairer Handel zwischen uns?«

Die Köchin hielt den beiden Kindern ihre Hand hin und lächelte ihnen aufmunternd zu. Kim und Heidi erwiderten das Lächeln und schlugen ein.

»Jetzt musst du noch mit Pünktchen verhandeln«, bemerkte Heidi. »Ich glaube, die mag auch keine Radieschen. Oder war es vielleicht doch Blumenkohl?«