Ein Regenbogen für Jessica - Carolin Weißbacher - E-Book

Ein Regenbogen für Jessica E-Book

Carolin Weißbacher

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Beschreibung

In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. »Du hattest doch kaum Kontakt zu deiner Stiefschwester, zu dieser … dieser Melanie! Warum in aller Welt hast du damals die Patenschaft für ihre kleine Tochter übernommen, Sonja? Und wieso fühlst du dich an dieses lächerliche Versprechen so sehr gebunden? Du hast alles Recht der Welt, dich darüber hinwegzusetzen. Du …« Lars Eglofs verstummte und schüttelte den Kopf, als verstünde er die Welt nicht mehr. »Lars, bitte!« Beschwörend griff Sonja nach Lars' Hand. »Bitte mach mir jetzt keine Vorwürfe. Vorwürfe sind das Letzte, was ich im Moment brauchen kann. Wirklich.« Lars Eglofs verdrehte genervt die Augen, schwieg aber. Stattdessen legte er seine freie Hand auf Sonjas Knie und ließ sie dann besitzergreifend noch ein Stück höhergleiten. Sonja Hanisch schob Lars' Hand sanft, aber bestimmt weg. »Ich weiß sehr wohl, dass ein Kind keinen Platz in meinem … in unserem Leben hat, Lars«, sagte sie. »Aber als ich Melanie damals versprochen habe, im Falle ihres Todes für Jessica zu sorgen, sah es nicht danach aus, dass ich dieses Versprechen je würde einlösen müssen. Melanie war alleinerziehend, gewiss. Aber sie war gerade einmal fünfundzwanzig Jahre alt und kerngesund. Dass sie verunglücken würde, konnte ich doch nicht ahnen.

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Sophienlust - Die nächste Generation – 38 –

Ein Regenbogen für Jessica

Wie die Fröhlichkeit in ihr Herz zurückkehrte …

Carolin Weißbacher

»Du hattest doch kaum Kontakt zu deiner Stiefschwester, zu dieser … dieser Melanie! Warum in aller Welt hast du damals die Patenschaft für ihre kleine Tochter übernommen, Sonja? Und wieso fühlst du dich an dieses lächerliche Versprechen so sehr gebunden? Du hast alles Recht der Welt, dich darüber hinwegzusetzen. Du …« Lars Eglofs verstummte und schüttelte den Kopf, als verstünde er die Welt nicht mehr.

»Lars, bitte!« Beschwörend griff Sonja nach Lars‘ Hand. »Bitte mach mir jetzt keine Vorwürfe. Vorwürfe sind das Letzte, was ich im Moment brauchen kann. Wirklich.«

Lars Eglofs verdrehte genervt die Augen, schwieg aber.

Stattdessen legte er seine freie Hand auf Sonjas Knie und ließ sie dann besitzergreifend noch ein Stück höhergleiten.

Sonja Hanisch schob Lars‘ Hand sanft, aber bestimmt weg.

»Ich weiß sehr wohl, dass ein Kind keinen Platz in meinem … in unserem Leben hat, Lars«, sagte sie. »Aber als ich Melanie damals versprochen habe, im Falle ihres Todes für Jessica zu sorgen, sah es nicht danach aus, dass ich dieses Versprechen je würde einlösen müssen. Melanie war alleinerziehend, gewiss. Aber sie war gerade einmal fünfundzwanzig Jahre alt und kerngesund. Dass sie verunglücken würde, konnte ich doch nicht ahnen. Immerhin besaß sie nicht einmal ein Auto. Sie …«

Wie in einem Film sah Sonja plötzlich Jessicas Taufe vor ihrem inneren Auge ablaufen. Die Erinnerung daran war so klar und deutlich, als wären seither höchstens sieben Tage vergangen und keine sieben Jahre.

Jessica war ein kleines, zerbrechliches Wesen mit winzigen, zu Fäusten geballten Händchen und großen blauen Augen gewesen.

Augen, deren Blicke Sonja bis tief ins Herz gedrungen waren.

Die Kleine hatte allerliebst ausgesehen in ihrem spitzenbesetzten Taufkleidchen. Und als der Pfarrer ihr Köpfchen mit dem geweihten Wasser benetzt hatte, hatte sie weder geweint noch geschrien. Ganz ruhig hatte sie die Zeremonie über sich ergehen lassen.

Es war ein wunderbares Gefühl gewesen, sie im Arm zu halten …

»Sonja, du weißt, dass in drei Wochen deine Welttournee startet«, riss Lars Eglofs Sonja aus ihren Gedanken. »Du wirst unter anderem die Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte singen. An der Metropolitan Opera und in der Oper in Sydney. Du wirst an der Pariser Oper auftreten, in Wien und in Salzburg, du wirst …«

»Wie sollte ich das nicht wissen?«, fiel Sonja Lars ins Wort. »Und mir ist auch vollkommen klar, was du als mein Manager für meine Karriere tust und schon getan hast. Ich bin dir unendlich dankbar für alles. Ohne dich würde ich immer noch eine kleine Chorsängerin an der Kleinstadtbühne sein, an der nach meinem Gesangsstudium alles angefangen hat. Ohne dich hätte ich es nie gewagt, bei großen Agenturen vorzusingen. Und wenn du mich nicht zu jedem Auftritt begleiten und im Künstlerzimmer für mich da sein würdest, würde ich vor Lampenfieber sterben. Aber trotzdem ist die kleine Jessica …« Sonja seufzte. »Bitte versuch doch wenigstens, mich zu verstehen, Lars. Vielleicht war das Versprechen, das ich Melanie gegeben habe, unüberlegt und leichtfertig, das mag ja sein. Aber es war trotzdem ein Versprechen. Und ein Versprechen muss doch Gültigkeit haben. Wenn man einmal sein Wort gegeben hat …«

»Du hast nicht nur Melanie ein Versprechen gegeben, sondern auch mir. Bitte vergiss das nicht, Sonja«, mahnte Lars Eglofs. »Wir sind verlobt und wollen, wenn deine Welttournee zu Ende ist, heiraten. Nach drei Jahren Wartezeit haben wir es endlich geschafft, einen passenden Termin zu finden. Einen Termin, der uns nach der Hochzeit noch einen kurzen Honeymoon erlaubt. Und nun möchtest du allen Ernstes ein siebenjähriges Kind mit in unser Ferienhaus an der Algarve nehmen? Tut mir leid, Sonja, aber ich für meinen Teil möchte das nicht. Wir können den Hochzeitsurlaub auch absagen.«

»Ich habe mit keinem Wort gesagt, dass ich vorhabe, Jessica mit an die Algarve zu nehmen«, wehrte sich Sonja, die bei Lars‘ Worten ganz blass geworden war. »Wir müssen einfach versuchen …«

Sonja unterbrach sich, als wie aus dem Boden gewachsen Jessica vor ihr stand.

»Ich bin so alleine. Darf … darf ich ein bisschen zu dir kommen, Tante Sonnie?«, fragte sie und sprang, ohne eine Antwort abzuwarten, neben Sonja auf das weiche Ledersofa vor dem offenen Kamin. Bittend hielt sie Sonja das Buch hin, das sie mitgebracht hatte. »Das ist das Buch von Bodo, dem Flaschengeist«, sagte sie. »Du hast es mir zu meinem sechsten Geburtstag geschenkt, weißt du noch?«

Sonja nickte. »Aber klar weiß ich das, Schätzchen.«

»Und? Liest du mir daraus vor?«

»Meinetwegen. Was möchtest du denn hören, Jessie?«

»Ich möchte, dass du mir den Abschnitt vorliest, in dem Bodo wieder einmal seine Zauberformeln verwechselt und plötzlich eine himmelblaue Giraffe bei Oma Bommel im Garten steht. Es ist so lustig, wie Bodo versucht, die Giraffe wieder wegzuzaubern, und sie davon nur rosarot wird und Schlappohren bekommt, die fast so lang sind wie ihr Hals.«

Jessica fing spontan an zu kichern, und Sonja kicherte mit.

Dass Lars genervt die Augen verdrehte, fiel den beiden nicht auf.

»Also.« Sonja schlug das Buch auf und begann: »Bodo stellte sich auf die Zehenspitzen und schwang seinen Zauberstab. ‚Aturumboro ballatum‘, flüsterte er geheimnisvoll. Als nichts passierte, wartete er zuerst eine Weile, dann wurde er ungeduldig und schwang seinen Zauberstab schneller und schneller. Dabei glitt er ihm aus der Hand und drehte sich wie ein Kreisel in der Luft. Es dauerte ganze zehn Minuten, bis er endlich abstürzte, sich noch eine Weile qualmend am Boden weiterdrehte und dann liegen blieb. Der Zauberstab war angekokelt und ein bisschen verbogen, aber das störte Bodo nicht. Er nahm ihn erneut in die Hand, rieb die Spitze mit etwas Spucke ein und fing noch einmal von vorne …«

Ohne Vorwarnung nahm Lars Sonja das Buch aus der Hand, klappte es zu und legte es auf den Kaminsims.

»Schluss jetzt. Du musst vor deiner großen Welttournee deine Stimme schonen, Sonja«, sagte er streng. Jessica bedachte er mit einem geringschätzigen Blick. »Im Alter von sieben Jahren sollte ein Kind längst selber lesen. Und sich nicht vorlesen lassen wie eine Dreijährige. Oder bist du etwa Legasthenikerin?«

In Jessicas Augen schimmerten Tränen.

»Letenikin? Was ist das?«, wollte sie wissen. »Ist das etwas Schlimmes?«

Sonja legte spontan ihre Arme um die Kleine, als wollte sie sie vor Lars beschützen. Liebevoll zog sie das Kind an sich. »Aber nein, Jessie«, sagte sie. »Das ist ganz einfach jemand, der es mag, wenn man ihm vorliest.«

»Ach so«, meinte Jessica. »Etwas vorgelesen zu bekommen, mag ich wirklich gerne. Es ist richtig schön. Mama hat mir auch immer vorgelesen. Jeden Abend. Sie hat dabei verschiedene Stimmen gehabt. Die Stimme, die Bodo gehört hat, war ein bisschen laut. Und Oma Bommels Stimme war heiser. Und die Giraffe hat immer ganz hell und piepsig geklungen. Ich habe die Augen zugemacht und mir die Bilder dazu vorgestellt. Und irgendwann bin ich dann eingeschlafen.«

»Wie interessant«, bemerkte Lars gereizt. »Würdest du mich und Tante Sonnie jetzt bitte wieder allein lassen? Wir haben noch eine ganze Menge zu besprechen. Schließlich ist deine Tante Sonnie eine berühmte Sängerin und nicht einfach nur Schneiderin wie deine Mama.«

»Mama hat alle meine Kleider selber genäht«, sagte Jessica, die das Gefühl hatte, ihre Mutter verteidigen zu müssen. »Und sie konnte auch Puppen machen. Und Stofftiere. Einen Bodo hat sie mir auch gebastelt. Er ist ganz weiß, wie Geister eben sind. Aber er hat genauso einen kunterbunten Zauberumhang wie der Bodo in dem Buch.«

»Das ist in der Tat ungeheuer lustig«, giftete Lars. »Doch jetzt …«

Er verstummte überrascht, als Sonja ihm mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete, Schweigen gebot.

Diese sanften rehbraunen Augen konnten mit einem Mal richtig Funken sprühen!

Was war nur plötzlich in die sonst so fügsame Sonja gefahren? Fühlte sie sich in eine ihrer Opernrollen versetzt und probte ihre Schauspielkünste, oder …

»Holst du mir die Bodo-Puppe, die deine Mama für dich gemacht hat, Schätzchen?«, flüsterte sie plötzlich und rieb ihre Nasenspitze an der Jessicas. »Bitte, bitte. Ich würde sie so gerne sehen. Aber vergiss den bunten Zauberumhang nicht. Und wenn du auch noch eine rosarote Giraffe mit Schlappohren hast …«

»Hab ich, hab ich«, rief Jessica triumphierend aus. »Eine rosarote und eine himmelblaue. Sie sind beide in meinem Zimmer. In dem Koffer, den ich noch gar nicht ausgepackt habe. Ich suche sie für dich und bringe sie dir, Tante Sonnie.«

»Mach das, Schätzchen«, sagte Sonja.

Mit einem Lächeln auf den Lippen sah sie Jessica nach, wie sie mit raschen Trippelschritten verschwand. Die Wangen der Kleinen waren gerötet vor Aufregung. Sie nahm sich nicht einmal mehr die Zeit, die Tür hinter sich zu schließen.

Lars holte das Versäumnis umso geräuschvoller nach.

»Und wie soll es jetzt weitergehen?«, wandte er sich an Sonja. »Hast du schon irgendwelche Pläne für die Zeit, in der wir um die Welt touren? Oder willst du warten, bis Bodo, der Flaschengeist kommt und die Kleine in eine Giraffe verwandelt, die wir im Zoo abliefern können?«

Laut über seinen eigenen Witz lachend, ließ Lars sich neben Sonja aufs Sofa fallen.

Sonja rückte angewidert ein Stück von ihm ab.

»Ich … ich habe an ein Kinderheim gedacht«, sagte sie schließlich, während sie ein paar unsichtbare Flusen von ihrem Rock zupfte.

»An ein Kinderheim?« Lars hörte auf zu lachen und runzelte stattdessen die Stirn. »Glaubst du, dass man dort Kinder einfach so parken kann, wenn man gerade keine Zeit hat? Ich … ich war immer der Meinung, Kinderheime sind nur für Waisen. Oder für schwer Erziehbare.«

»Es gibt auch andere Kinderheime«, sagte Sonja im Brustton der Überzeugung. Sie wusste zwar nicht, ob das stimmte, wollte ihre Unsicherheit aber auf gar keinen Fall zeigen.

Es gelang ihr gar nicht schlecht.

»Bist du sicher?«, konterte Lars, wirkte bei dieser Frage aber schon ein wenig entspannter.

»Natürlich bin ich sicher. Schließlich gibt es jede Menge berufstätige Mütter.«

»Die geben ihre Blagen am Morgen in der Kita oder im Kindergarten ab und holen sie nach Büroschluss wieder zu sich«, hielt Lars dagegen.

»Nicht alle berufstätigen Mütter arbeiten in einem Büro. Es gibt auch Schauspielerinnen, die für Dreharbeiten an entfernte Orte reisen müssen. Es gibt Ärztinnen, die an Kongressen teilnehmen. Es gibt Journalistinnen oder Autorinnen, die …«

»Und es gibt Sängerinnen, die auf Tournee gehen und kurz zuvor kleine Mädchen bei sich aufnehmen«, ergänzte Lars. »Hast du dich schon nach Kinderheimen umgeschaut?«

Sonja schluckte. »Nein, natürlich nicht«, gab sie zu. »Wann denn auch? Ich hatte einfach noch keine Zeit. Du weißt doch selbst, dass Jessie erst seit einer Woche bei uns ist.«

Lars stand ächzend auf, ging zur Bar und schenkte sich ein Glas Whiskey pur ein. »Das Beste wäre ohnehin ein Internat«, meinte er und nahm einen ersten großen Schluck.

»Nein. Ein Internat – das … das geht wirklich gar nicht. Dafür ist Jessie noch viel zu klein«, platzte Sonja sofort heraus. »An ein Internat können wir frühestens in drei oder vier Jahren denken, wenn sie aufs Gymnasium wechselt.«

Lars spülte seine Antwort mit einem weiteren Schluck Whiskey hinunter.

Sonja nutzte die Pause, um weiterzureden. »Sollten wir kein geeignetes Kinderheim finden, gäbe es auch noch die Möglichkeit, für die Dauer unserer Abwesenheit eine Nanny zu engagieren«, schlug sie vor.

»Geht’s noch?« Lars verschluckte sich an seinem Whiskey und musste husten. »Du hast wirklich die abgefahrensten Ideen. Wir engagieren eine Nanny! Ich fasse es nicht!« Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Dazu stellen wir vielleicht noch einen Chauffeur ein, der Jessica in die Schule fährt, möglicherweise auch eine Haushälterin, die für sie kocht. Dann brauchen wir nur noch einen Butler, der sie bedient, und einen Hauslehrer, der mit ihr ihre Hausaufgaben macht. Und wer, bitte, soll das bezahlen?«

»Ich selbstverständlich. Von meinen Gagen«, antwortete Sonja. »Immerhin ist Jessie meine Nichte. Und Geld dürfte doch wohl keine Rolle spielen. Schließlich handelst du immer und überall die besten Konditionen für mich aus, Lars. Die Welttournee vor jetzt schon ausverkauften Häusern wird eine Menge Geld auf unser Konto spülen. Dazu die Tantiemen aus dem Verkauf meiner CDs und DVDs …«

»Deine ganzen Einnahmen für das Kind deiner Stiefschwester? Bist du verrückt?«, ereiferte sich Lars.

Sonja zuckte hilflos die Schultern. »Ich habe nun einmal die Patenschaft übernommen, also …«

»Also kümmerst du dich jetzt um eine Unterbringung in einem Kinderheim«, entschied Lars.

Er führte ein weiteres Mal das Whiskeyglas an die Lippen und ließ die scharf und rauchig schmeckende Flüssigkeit durch seine Kehle rinnen. Sie brannte wie das höllische Feuer, aber er spürte, wie sich endlich doch noch die gewünschte befreiende Wirkung einstellte.

Die harten Tatsachen, an denen er sich eben noch so schmerzhaft gestoßen hatte, hüllten sich mehr und mehr in einen weichen Nebel, und sein Denken und Fühlen bekam eine gewisse Leichtigkeit.

Und plötzlich kam ihm eine Idee.

Wenn er sich nach einer Pflegefamilie umsehen würde …

Lars stellte sein Glas ab und ließ sich neben Sonja in das Sofa sinken. »Wir werden eine Lösung finden«, sagte er. »Für die Zeit der Tournee, für unseren Honeymoon – und vielleicht sogar für immer.«

*

Mit gerunzelter Stirn saß Sonja Hanisch vor ihrem Laptop und tippte den Begriff »Kinderheim« in die Suchmaschine ihres Browsers ein.

›St. Josefs-Kinderheim München‹, las sie und blickte auf ein altehrwürdiges Gebäude mit festen Mauern und einer Kirche.

Leider sah das Kinderheim eher wie eine Zwingburg aus.

Sonja schüttelte sich. An einem solchen Ort würde sich Jessie mit Sicherheit nicht wohlfühlen.

Sonja scrollte weiter.

‚Kinderparadies Alpenland’ war das nächste Heim, das ihr der Browser zeigte.

Der Name gefiel Sonja, die Landschaft, in der das Heim lag, ebenfalls.

Zwischen bewaldeten Hügeln und majestätischen, schneebedeckten Berggipfeln breiteten sich grüne Wiesen und Weiden aus, auf denen friedlich Kühe grasten. Es gab kleine Seen und munter plätschernde Bäche, gepflegte Wanderwege und Almhütten.