Wirbel um Matti - Heide Philip - E-Book

Wirbel um Matti E-Book

Heide Philip

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Beschreibung

In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. Denise von Schoenecker stand im großzügigen und freundlich eingerichteten Eingangsbereich von Gut Schoeneich. Sie war auf dem Sprung, um ihren wöchentlichen Einkauf zu erledigen. Ein letzter prüfender Blick erst in den Spiegel an der Wand und dann in ihre Handtasche ließen sie zufrieden nicken. »So, alles klar und alles da. Dann kann ich jetzt los«. Ihr Mann Alexander trat unvermittelt aus der Küche, stellte sich hinter seine schöne Frau und nahm sie zärtlich in den Arm. Denise schaute überrascht auf und traf auf seinen Blick im großen goldgerahmten Spiegel, der über der wertvollen antiken Kommode an der Wand hing. »Brauchst du noch etwas?«, fragte sie lächelnd. Sie wandte sich ihm zu, hob ihre freie Hand und strich liebevoll mit dem Handrücken über Alexanders Wange. Der Mann lächelte. »Es ist so schön, zu wissen, dass du meine Frau bist und mich und die Kinder durch unser Leben begleitest.« Denise lachte, schüttelte leicht den Kopf und sagte: »Ich habe gefragt, ob du noch etwas brauchst? Also, ob ich für dich noch etwas einkaufen soll?« Alexander drückte seine Frau noch inniger an sich. Dann schüttelte er den Kopf. »Aber es ist auf alle Fälle schön, zu wissen, dass du gern mit mir verheiratet bist und ich eine gute Ehefrau bin. Selbst wenn du mir meine Frage jetzt nicht beantwortest und mich offenbar gar nicht mehr loslassen möchtest, muss ich mich auf den Weg machen. Du weißt, dass wir heute Abend bei den Heinrichs zum Essen eingeladen sind. Silvia hat Geburtstag, und ich möchte ihr einen wirklich schönen Blumenstrauß mitbringen.

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Sophienlust - Die nächste Generation – 58 –

Wirbel um Matti

Ein neues Kind bereitet einiges Kopfzerbrechen…

Heide Philip

Denise von Schoenecker stand im großzügigen und freundlich eingerichteten Eingangsbereich von Gut Schoeneich. Sie war auf dem Sprung, um ihren wöchentlichen Einkauf zu erledigen. Ein letzter prüfender Blick erst in den Spiegel an der Wand und dann in ihre Handtasche ließen sie zufrieden nicken. »So, alles klar und alles da. Dann kann ich jetzt los«.

Ihr Mann Alexander trat unvermittelt aus der Küche, stellte sich hinter seine schöne Frau und nahm sie zärtlich in den Arm. Denise schaute überrascht auf und traf auf seinen Blick im großen goldgerahmten Spiegel, der über der wertvollen antiken Kommode an der Wand hing.

»Brauchst du noch etwas?«, fragte sie lächelnd. Sie wandte sich ihm zu, hob ihre freie Hand und strich liebevoll mit dem Handrücken über Alexanders Wange.

Der Mann lächelte. »Es ist so schön, zu wissen, dass du meine Frau bist und mich und die Kinder durch unser Leben begleitest.«

Denise lachte, schüttelte leicht den Kopf und sagte: »Ich habe gefragt, ob du noch etwas brauchst? Also, ob ich für dich noch etwas einkaufen soll?«

Alexander drückte seine Frau noch inniger an sich. Dann schüttelte er den Kopf.

»Aber es ist auf alle Fälle schön, zu wissen, dass du gern mit mir verheiratet bist und ich eine gute Ehefrau bin. Selbst wenn du mir meine Frage jetzt nicht beantwortest und mich offenbar gar nicht mehr loslassen möchtest, muss ich mich auf den Weg machen. Du weißt, dass wir heute Abend bei den Heinrichs zum Essen eingeladen sind. Silvia hat Geburtstag, und ich möchte ihr einen wirklich schönen Blumenstrauß mitbringen. Und daher will ich jetzt los und meine Erledigungen machen!«

Denise wand sich aus der Umarmung, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte einen liebevollen Kuss auf Alexanders Lippen. Dann ging sie zielstrebig zur Haustür, öffnete diese und trat hinaus. Ein kleiner Windstoß wirbelte sanft ihre dunklen Haare durcheinander. Sie drehte sich noch einmal zu ihrem Mann um: »Bis später, mein Liebster!«

Alexander lachte und warf seiner Frau eine Kusshand zu. »Fahr vorsichtig und bring mir ein Stück Bienenstich von der Bäckerei Krause mit.«

Denise nickte lächelnd und ging dann endgültig zu ihrem Wagen, stieg ein und fuhr nach Bachenau zur Gärtnerei Kraft.

Sie parkte ihren Wagen, stieg aus und ging mit Vorfreude in das Blumengeschäft. Denise liebte Blumen, und die Gärtnerei Kraft hatte immer eine besonders exquisite Auswahl an frischen Blumen aus der ganzen Welt.

Sie ging durch die weit geöffnete Eingangstür, und ein großartiger Duft von frischen Blumen empfing sie. Tief sog sie den herrlichen Geruch ein. Dabei schaute sie sich neugierig zwischen all den liebevoll dekorierten Angeboten um.

Unvermittelt tauchte eine junge Frau aus den hinteren Räumen auf und lächelte freundlich. »Guten Morgen und willkommen im Kraftschen Blumenparadies. Wie kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie etwas Bestimmtes?«

Denise lachte, breitete ihre Arme aus und sagte: »Wenn es möglich wäre, würde ich alle Blumen nehmen und sie bei mir im Haus verteilen! Das wäre wahrlich wunderbar!«

»Oh!«, rief die junge Frau aus und legte dabei ihre rechte Hand an ihre Wange. »Was für eine schöne Vorstellung! Die ganze Wohnung voller Blumen. Das würde mir auch gefallen!«

Jetzt lachten beide und merkten dabei gar nicht, dass Clemens Kraft, der Juniorchef der Gärtnerei, neben sie getreten war.

»Guten Tag, Frau von Schoenecker. Es ist mir wieder eine Freude, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Und es ist schön, zu wissen, dass Sie stets mit unserer Qualität der Blumen und dem Service unserer Gärtnerei zufrieden sind. So zufrieden, dass Sie alle Blumen, die wir im Angebot haben, kaufen würden, um ihr Haus damit zu schmücken!«

Denise von Schoenecker lachte und nickte bestätigend. »Guten Tag, Herr Kraft. Ja, ich bin immer zufrieden, wenn ich bei Ihnen die Blumen für Gut Schoeneich kaufe. Sie sind alle immer so frisch, dass sie oft zwei Wochen in der Blumenvase halten.«

Die junge Frau stand nun zwischen Denise und Clemens, lachte freundlich und schaute erwartungsvoll. »Welche der blühenden Schönheiten darf ich denn für Sie und Ihr sicherlich wundervolles Heim einpacken?«, fragte sie.

Clemens Kraft schaute zu der jungen Frau und lächelte. Dann meinte er zu Denise: »Frau von Schoenecker. Darf ich Ihnen unsere neue Angestellte, Frau Emma Schreiber, vorstellen. Sie ist erst vor Kurzem mit ihrem kleinen Sohn nach Bachenau gezogen. Und wir hatten das große Glück, dass sie bei uns nach einer Arbeitsstelle gefragt hat. Frau Schreiber ist sehr begabt in der Floristik und hat ein gutes Gespür für die Wünsche der Kunden. Sie ist ein richtiger Glücksfall für unsere Gärtnerei!«

Über das hübsche Gesicht der zierlichen jungen Frau huschte ein roter Schimmer, und die Spur eines kleinen Lächelns erschien auf ihrem Mund. Sie war es offenbar nicht gewohnt, Komplimente zu bekommen, und schon gar nicht von ihrem Chef.

Denise hörte sofort heraus, dass in den Worten von Clemens Kraft offensichtlich auch zärtliche Gefühle mitschwangen, nicht nur die Freude darüber, eine gute Arbeitskraft gefunden zu haben. Und im selben Moment dachte sie, dass die beiden rein optisch ein wirklich schönes Paar wären.

»So, ich muss aber jetzt wirklich wieder zurück an meine Arbeit draußen bei den Bäumen«, sagte Clemens, nickte Denise freundlich zu und schenkte Emma noch einen kurzen, aber intensiven Blick. Dann verließ der hochgewachsene junge Mann das Geschäft, und die beiden Frauen waren wieder allein mit den duftenden Blumen.

»Frau von Schoenecker, was brauchen Sie für einen Blumenstrauß? Für Ihr Zuhause oder für einen bestimmten Anlass?«

»Oh, natürlich. Der Blumenstrauß! Den hätte ich jetzt fast vergessen. Wie gut, dass Sie mich erinnern!«, erwiderte Denise lachend. »Nein, leider diesmal nicht für mich. Das nächste Mal wieder. Jetzt brauche ich einen wirklich eindrucksvollen Strauß. Wir sind heute Abend bei lieben Bekannten eingeladen. Sie hat Geburtstag, ein runder Geburtstag. Und da darf der Blumenstrauß auch ruhig ein bisschen größer sein«, erklärte Denise freundlich.

Wenig später waren die beiden Frauen vertieft in die Auswahl und Zusammenstellung eines prächtigen Buketts. Plötzlich aber lief ein kleiner Junge fast lautlos an ihnen vorbei und zielstrebig zu den großen Schaufenstern.

Emma Schreiber reagierte sofort und hastete in wenigen Schritten hinter dem Kind her. Der Junge hatte es sich unverzüglich auf einer der tief liegenden Marmorfensterbänke bequem gemacht und schaute interessiert auf die Straße vor dem Geschäft.

Die junge Frau kniete neben den niedlichen Jungen und sprach liebevoll mit ihm: »Matti. Matti, hör mir zu. Du weißt, dass du jetzt nicht hier im Geschäft sein sollst. Du musst im hinteren Raum warten, bis ich komme und dich abhole.«

Denise war Emma erstaunt gefolgt und setzte sich kurzerhand neben den kleinen Jungen auf die breite Fensterbank.

»Na, wer bist du denn? Du bist ja ein wahrer kleiner Schatz!«

Emma schaute hoch und zuerst zu Denise und dann erschrocken in den Laden, wo sie die schweren Schritte eines Mannes herannahen hörte.

»Frau Schreiber!«, ertönte die tiefe und strenge Stimme von Günther Kraft, dem Seniorchef, hinter ihnen. »Wir hatten doch vereinbart, dass der Junge nicht mit ins Geschäft kommt. Und wenn er dann ausnahmsweise einmal doch hier ist, dann nur im hinteren Teil. Nicht im Geschäft bei den Schnittblumen und bei den Kunden!«

Emma hatte sich wieder aufgerichtet und hielt die schon ausgewählten Blumen für Denises Strauß vorsichtig an sich gedrückt. Sie schaute den großen Mann eingeschüchtert an und sagte leise: »Es tut mir so leid. Ich weiß, dass Matti nicht hier sein soll. Aber bei der Tagesmutter sind die Läuse ausgebrochen, und alle Kinder wurden kurzfristig heute Morgen nach Hause geschickt. Ich weiß nicht, wo ich ihn lassen soll.« Die junge Frau zuckte mit den Schultern und seufzte tief. »Ich kenne doch niemanden hier und habe keine Familie in der Nähe, die sich um Matti kümmern könnte.«

Denise saß noch immer neben dem Jungen und verfolgte aufmerksam das Gespräch zwischen den beiden Erwachsenen. Matti hingegen, schien von der ganzen Aufregung nichts mitzubekommen. Er schaute auf die wenig belebte Straße und lächelte selig.

»Ach, Papa! Das hatte ich ganz vergessen, dir zu sagen. Matti ist heute bei uns im Laden. Ich hatte es Frau Schreiber erlaubt. Sie hatte natürlich erst angefragt, ob das in Ordnung ist«, erklärte Clemens seinem Vater. Der junge Mann war in den Verkaufsraum zurückgekommen und legte jetzt beruhigend eine Hand auf die Schulter seines Vaters. »Es ist ja nur für heute, und der Kleine stört doch niemanden!«

Clemens trat jetzt einen Schritt nach vorn, kniete sich neben Matti und schaute ihn freundlich an. Jetzt reagierte der Junge. Er lachte sein Gegenüber an und klatschte dabei in die Hände. Dann wies er mit einem Zeigefinger nach draußen auf den Gehweg.

Clemens folgte der angegebenen Richtung mit seinen Augen und sah, dass der Eismann mit seinem Wagen genau vor der Tür des Geschäftes auf der Straße stand. Einige Kinder standen schon in einer kleinen Schlange vor dem Wagen und schauten in freudiger Erwartung auf das aufgestellte Schild mit den verschiedenen Eissorten, die angeboten wurden.

Clemens lachte und nickte verständnisvoll.

»Kluger Junge. Na klar bekommst du ein Eis! Und ich auch. Es ist auch genau das richtige Wetter dafür.« Der junge Mann richtete sich wieder zu voller Größe auf und streckte dem Kind seine Hand entgegen. Matti grinste glücklich und hopste von der Fensterbank herunter. Er griff nach Clemens’ Hand, und zusammen verließen sie das Geschäft.

Denise war gerührt von der Situation, die sie gerade miterlebt hatte. Sie wusste, dass Clemens Kraft ein freundlicher und hilfsbereiter junger Mann war, aber wie er Emma Schreiber vor seinem Vater in Schutz genommen hatte, das imponierte ihr. Das Vertrauen, das Matti ihm offensichtlich entgegenbrachte, unterstrich den guten Charakter von Clemens Kraft. Gleichwohl sah Denise sofort, dass etwas mit Emmas und Mattis Lebenssituation nicht in Ordnung war. Und dem würde sie auf den Grund gehen. Denn schließlich handelte es sich hier um eine junge Frau und ihren Sohn, die offenbar Hilfe brauchten.

*

»Hast du den Bienenstich bekommen? Ich freue mich schon den ganzen Vormittag darauf«, rief Alexander von Schoenecker seiner Frau entgegen, kaum dass diese ihr Auto vor dem Gutshaus geparkt hatte und ausgestiegen war.

Denise lachte und schüttelte den Kopf. »Du bist schon ein wahres Leckermaul! Aber natürlich habe ich an deine Bestellung gedacht und auch gleich ein paar Stücke mehr für Nick und Henrik mitgebracht.«

Alexander war an den Wagen getreten und half seiner Frau beim Ausladen ihrer Einkäufe. Dann trug er die verschiedenen Taschen in der einen und den vom Bäcker verpackten Kuchen in der anderen Hand ins Haus. Denise folgte ihm mit einem großen Blumenbukett in den Armen.

»Der Blumenstrauß ist aber wirklich prächtig«, bemerkte Alexander, und in seiner Stimme schwang Bewunderung mit. »Er sieht perfekt aus. Da muss ein wahrer Meister am Bindewerk gewesen sein!«

»Schön, dass er dir gefällt. Dann wird er sicher heute Abend auch bei den Heinrichs Eindruck machen.« Denise legte die Blumen vorsichtig auf dem Küchentisch ab und holte eine große Vase, die sie mit Wasser befüllte. Während sie den Strauß hineinstellte und ein wenig zurechtrückte, sagte sie:

»Ja, es war eine wahre Meisterin, die dieses Werk gebunden hat. Sie heißt Emma Schreiber und ist seit ein paar Wochen mit ihrem kleinen Sohn in Bachenau.«

Alexander wurde hellhörig und grinste breit, als er die Worte seiner Frau hörte. »Aha. Eine junge Dame mit einem kleinen Sohn und erst seit Kurzem in Bachenau. Ich vermute, die beiden haben keine Familie hier und sind auf sich allein gestellt?«

Denise schaute erstaunt auf und traf auf den liebevollen Blick ihres Mannes. Sie schüttelte ertappt den Kopf und lächelte verschmitzt. »Ach, mein lieber Mann! Woher weißt du das?«

Alexander ging zu seiner Frau und legte liebevoll einen Arm um sie. »Das weiß ich, weil ich dich so gut kenne. Du bist eine wunderbare Frau und eine wahre Seelsorgerin für die Menschen in deiner Umgebung. Und weiter gehe ich davon aus, dass Nick jetzt zum Kaffee kommt und du mit ihm wegen dieser Emma Schreiber und ihrem kleinen Sohn etwas besprechen willst.« Alexander zwinkerte seiner Frau zu und fragte: »Habe ich recht?«

Denise schmiegte sich in die Arme ihres Mannes, schaute ihn mit ihren schönen dunklen Augen direkt an und zuckte leicht mit den Schultern. »Ja, mein Lieber. Natürlich hast du recht. Emma hat niemanden hier, und sie ist noch sehr jung. Ihr kleiner Matti ist drei Jahre alt und ein ganz toller kleiner Kerl. Die beiden brauchen ein wenig Hilfe und eine fürsorgliche Hand, um sich in Bachenau ein Zuhause schaffen zu können.«

Alexander schob seine Frau ein Stück von sich weg und schaute ihr in die Augen. »Ich bin gespannt, was diese erst mal so harmlos klingende Geschichte alles verbirgt! Bei euch in Sophienlust wird es nie langweilig, und daher ist die nächste Kinderrettungsaktion mit allem, was dazugehört, jetzt wohl schon im vollen Gange. Aber wie immer hast du meine volle Unterstützung, in allem, was du tust und entscheidest!«

Denise lächelte zufrieden und begann den Kaffeetisch zu decken. Nick wollte, wie telefonisch vereinbart, jeden Moment dazukommen.

Wenig später saß die Familie am schön gedeckten Tisch und genoss den Bienenstich und eine Auswahl an anderen Kuchen, die Denise mitgebracht hatte. Auch Henrik, der jüngste Sohn von Alexander und Denise, war dabei und ließ es sich schmecken. Nach dem dritten Stück stoppte seine Mutter ihn liebevoll, und der Junge verzog sich in sein Zimmer, um Hausaufgaben zu machen. Auch Alexander stand auf, beugte sich zu seiner Frau und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

»Der Kuchen war sehr lecker, und ich gehe jetzt satt und gut gelaunt wieder an meine Arbeit. Wir sehen uns zum Abendessen!«

Denise und Nick verabschiedeten Alexander und räumten dann das Kaffeegeschirr ein wenig zur Seite. Nick legte ein Notizblock und einen Stift vor sich auf den Tisch und schaute seine Mutter erwartungsvoll an. »So, und jetzt wollen wir noch einmal alle Daten sammeln, die du herausgefunden hast. Je mehr wir wissen, desto einfacher ist es, einen Hilfsplan zu erstellen.«

*

Die Morgensonne blitzte durch das weiße Sprossenfenster genau auf Emmas Bett. Die junge Frau hatte nicht gut geschlafen. Wie so oft in den letzten Wochen plagten sie Albträume und ein schlechtes Gewissen. Tagsüber, wenn sie pausenlos mit verschiedenen Aufgaben beschäftigt war, konnte sie die quälenden Gedanken verdrängen.

Aber in der Nacht, wenn alles ruhig und still war und die Dunkelheit sie umgab, dann waren sie da, die düsteren Gedanken und das beklemmende Wissen um das, was gerade mit ihrem und Mattis Leben passierte. Und ob es ihr gelungen war, ihre Spuren bei ihrer Flucht so gut es ging, zu verwischen ...

Ein Blick auf die Uhr sagte Emma, dass es erst fünf Uhr war und sie noch einen kleinen Augenblick liegen bleiben konnte.

Sie drehte sich auf die Seite und schaute auf den kleinen Jungen, der im kurzen bunten Schlafanzug neben ihr im Bett lag. Die Bettdecke hatte er weggestrampelt, da es wieder eine sehr warme Sommernacht gewesen war und es auch nachts nicht wirklich abkühlte.

Liebevoll streichelte sie über den kurzen dunkelblonden Haarschopf. Mattis Haare waren nicht weich, sondern ein bisschen borstig, und durch die vielen Wirbel lagen sie eher wild um seinen Kopf.

Emma liebte diese Haare, und wann immer sie konnte und Matti es erlaubte, streichelte sie zärtlich den Kopf des Jungen. Und jetzt, da er noch tief und fest schlief, merkte er ihre Liebkosungen ja nicht einmal. Matti seufzte einmal tief und hörbar und drehte sich schlafend auf den Rücken. Die Arme und Beine hatte er weit von sich gestreckt. Emma lachte leise und dachte, dass er jetzt aussah wie ein Teddybär.

Und dann klingelte der Wecker, und die junge Frau öffnete schnell erschrocken die Augen. Sie war wohl doch wieder eingeschlafen, und jetzt fühlte sie sich wie gerädert. Sie schüttelte ein paar Mal ihren Kopf hin und her und bewegte ihre Schultern von rechts nach links, um ihren Kreislauf in Schwung zu bringen.