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Das Herrscherpaar Soulebdas feiert sein 20-jähriges Thronjubiläum. Zu seinen Ehrengästen gehört auch Caroline Miles, welche mithalf, einen Aufstand einiger Stämme gegen ihre Regierung niederzuschlagen. Doch als Caroline Miles mit ihrem Partner, Peter Stein, in Soulebda ankommt, muss sie feststellen, dass sich Sheramoh ai Youhaahb, der Präsident Soulebdas, zum Tyrannen entwickelt hat. Das Auffinden und rücksichtslose Ausbeuten seltener Erden, hat das Land an den Abgrund eines Bürgerkrieges geführt. Sheramoh erwartet von Caroline, den Anführer der Umweltschützer, Soleab n'Amsala hinzurichten, welcher der Verlobte ihrer besten Freundin Penelope ist. Aus ihrem verzweifelten Rettungsversuch entwickelt sich eine Rebellion, welche die beiden Helden immer fester mit dem Schicksal deren Ausgangs verbindet. Als sich einige führende Mächte der Welt darauf einigen, die Wirren der Rebellion zu nutzen, um den Kuchen der seltenen Erden unter sich aufzuteilen, scheint das Ende der Rebellion besiegelt zu sein.
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Seitenzahl: 1104
Veröffentlichungsjahr: 2023
Beate Fischer
Soulebda - Abenteuer in der Südsee
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Wie alles begann.
Justizvollzugsanstalt Mainstadt (JVA)
Aufstand der Häuptlinge
Rückblende
Auf, auf und davon
Ankunft in Soulebda
Soulebda heute
Der Bote
Über der Nordsee
Zwei Tage nach unserem Herrenabend…
Tel Aviv
Mainstadt
In der Dienstvilla
Soulebda Regierungspalast
In den Höhlen bei Penelope
Mainstadt
Prioritäten
Hawaii
Endlich Abfahrt
Mienenarbeit
Chaos im Palast.
Auf der Insel Ka’Ihlih
Vor der Küste Soulebdas
Auf dem Flugfeld
Rakete Marsch
Die Konvoi Rettung
JVA Mainstadt
Im Lager der Israelis
Zeit des Schlafes
Jessicas Ausflug
London
WASHINGTON
Im Oval Office
Body Check
International Airport Soulebda
Getroffen
Verletzt
Willkommen
Der Kampf
Die Ansprache
Erste Zusammenstöße
Zur gleichen Zeit in der NATO-Pressekonferenz
Erneuter Angriff
Vera
Die Legende Mualebdas
Die Erkenntnis
Bethseda, Maryland
Machterhalt
Die Diagnose
Auf der Lin Pau
Gefährliche Fracht
Der Zusammenstoß
Bereitschaft
Der Sturm naht
Sie sind da!
Wahnsinn
Hexenwinde
Währenddessen im Palast
Die Bedrohung
Planungsdetails
Flugzeugträger USS Theobald
SOULEBDA Besprechungsraum
Ni’jamong Airfield
Bei den Höhlen
Die Palasterstürmung
Die Schlacht am See
Randy-Soft
Finger weg!
Die rote Gefahr
Diego Garcia vor 18 Stunden
Auf der anderen Vulkanseite
An Bord der angreifenden Flottenverbände
Die entscheidende Schlacht beginnt
Der Schlächter kommt!
Die Macht von Xaraxalaxam
Die Jagd auf McAllister
Jagdsaison
JVA Mainstadt
Soulebda - Die Schlacht der Verletzten
Der Todesschatten - 215 Meilen südwestlich Soulebdas
Kriegsberatung
Angriffsplan
Die Invasion
Airport
Angriff der Greifvögel!
Abschuss
Notwasserung
Das lange Warten
Welcome Soulebda
Die Metalle der seltenen Erden
Die Einladung nach Soulebda
Die gute Nachricht
Impressum neobooks
Soulebda – Abenteuer in der Südsee
Vorwort
Das Herrscherpaar Soulebdas feiert sein 20-jähriges Thronjubiläum. Zu den Ehrengästen gehört auch Caroline Miles, welche vor vielen Jahren mithalf einen Aufstand einiger Stämme gegen ihre Regierung niederzuschlagen. Doch als Caroline Miles mit ihrem Partner, Peter Stein, in Soulebda ankommt, muss sie feststellen, dass sich Sheramoh ai Youhaahb, der Präsident Soulebdas und Ehemann der Regentin zum Tyrannen entwickelt hat. Aus irgendeinem Grund ist die Regentin entmachtet und ihr Gatte nun als Präsident an der Macht.
Das Auffinden und rücksichtslose Ausbeuten seltener Erden, hat das Land an den Abgrund eines Bürgerkrieges geführt. Sheramoh erwartet von Caroline, den Anführer der Umweltschützer, Soleab n'Amsala hinzurichten, welcher der Verlobte ihrer besten Freundin Penelope ist.
Aus dem verzweifelten Rettungsversuch entwickelt sich eine Rebellion, welche die beiden Helden immer fester mit dem Schicksal Soulebdas verbindet.
Als sich einige führende Mächte der Welt darauf einigen, die Wirren der Rebellion zu nutzen und den Kuchen der seltenen Erden unter sich aufzuteilen, scheint das Ende der Rebellion und unseren Helden besiegelt zu sein.
Einige Personen aus der Geschichte
Peter Stein, ein Verwaltungsbeamter im Strafvollzug. Ein typisches Alphatier, hat eine gute Seele und hält von Verwaltungsvorschriften nicht viel.
Caroline Miles, die geheimnisvolle Partnerin von Peter Stein. Sie ist eine Abenteuerin und Rassefrau mit feuerrotem Lockenkopf und smaragdgrünen Augen.
Jessika Dafore, Peter Steins Kollegin, mit der er beruflich sehr eng verbunden ist. Ohne Jessica würde Peter im Papierchaos ertrinken. Sie regelt alles Wichtige und weiß stets, was vor sich geht.
Frank Brauer, Leiter der JVA Mainstadt, hart, fair und klug. Aber auch ein Mann mit Geheimnissen, die er ungern ausplaudert. Seine Beziehungen reichen bis in die höchsten Regionen.
Wolfgang Decker, Leiter der Wachtruppe. Ein Mann mit reichlich Einsatzerfahrung als Kommandoführer. Wie auch sein bester Freund Frank Brauer hat Decker, wie er von allen genannt wird, einige Geheimnisse. Er ist ein harter Hund, aber immer ehrlich und fair.
Randy Kaufmann, ein Nerd und Frauenheld. Randy ist ein unglaubliches Genie am Computer und hat das passende Händchen, um immer etwas Cooles zu basteln.
Sarah und Vera, zwei kluge Mädchen aus Deutschland. Sarah ist eine rothaarige junge Frau mit einem dunklen Geheimnis, Vera ist Assistenz Ärztin mit allerbester Ausbildung.
Johann, Bernd, Hannes, drei gute Freunde aus der Wachtruppe.
Personen Soulebdas
Heylah ai Youhaahb, Regentin und Präsidentengattin. Da auf Soulebda das Matriarchat gilt, hat sie die eigentliche Macht.
Sheramoh ai Youhaahb, Präsident von Soulebda. Der Ehemann und Repräsentant der Regentin.
Penelope ai Youhaahb, die intelligente und bildhübsche Tochter des Präsidentenpaares. Caroline war mit ihr jahrelang verbunden bis zum Studium der Tochter.
Nafir Umdalah, Generalkonsul von Soulebda.
Nassadir Chalis, General und der oberste Militär der Insel.
Soleab n’Amsala, ein Gelehrter und Rebellenführer, er ist zugleich Penelopes Verlobter. Ein intelligenter Mann, der versucht die Bevölkerung zu retten.
Helfana n’Atuari, eine sehr sexy Sekretärin des Präsidenten. Karrieresüchtig und machtbesessen.
Madame Ma’Difgtma, die geheimnisvolle Haushofmeisterin. Ma’Difgtma ist viel mehr als nur eine Haushälterin, das wird den beiden Protagonisten nach und nach klar.
Jerome n’Antakcket, ist der Sohn von Madame Ma’Difgtma und ein starker Helfer vor Ort.
Veronique Soolef´ta, die bildhübsche clevere Leiterin des Julam’da Airfield auf Soulebda. Sie fliegt alles, was Motoren hat und fliegen kann.
Kenta’Mariba, ein Anführer der legendären Stammeskrieger auf Soulebda.
Tars’Fert, ein weiterer Stammeskrieger und Anführer.
General Voight’l Malubh, der neue Oberster Militär auf Soulebda.
Internationale Freunde und Helfer
Mike und Dave, zwei alte Bekannte, ehemals CIA. Zwei sehr erfahrene Außenagenten im Rang eines Colonel.
Dagan Mayr, Eine lebende Legende. Carolines Förderer in Israel und ein sehr kluger Kopf.
Major Meresch, eines der vielen Technikgenies beim Mossad.
Bernd Schubert, ein Flieger-As, der durch einen Schurken hinter Gitter kam und wegen seiner fliegerischen Leistungen eine zweite Chance bekommt.
Der Oberschurke
Colonel Conner McAllister, der Bösewicht. Ein Schlächter und Anführer der Angreifer. Gnadenlos und ohne Gewissen mordet sich der Mann durch die Kriegsschauplätze der Welt. Stets auf seinen eigenen Ruhm und Gewinn aus.
Caroline Miles. So lautet der Name in meinem Ausweis. Ich bin kein schlechter Mensch, dennoch bringe ich öfter Menschen um, denn es ist mein Job. Nicht mehr und nicht weniger.
Meine Heimat ist Israel. Dort wurde ich als Kind durch die Gewalt des Alltags geprägt. Gewalt, die mir meine Eltern und Geschwister vor meinen Augen nahm, und mich nur durch das beherzte Vorgehen eines Mannes, auf die richtigen Bahnen lenkte.
Dieser Mann wurde zu meinem Mentor und Ersatzvater. Er selbst legte keinen Wert darauf, dass ich ihn bei seinen richtigen Namen rief und so nannte ich ihn von jeher einfach nur mein „Onkelchen“. Dass dieser Mann eine lebende Legende im Geheimdienst war, wusste ich damals noch nicht. Mit ihm hatte ich seinerzeit, als junges Mädchen von gerade 11 Jahren, einen Förderer gefunden und er kümmerte sich in Israel um mich, nachdem ich meine Eltern verloren hatte.
Er nannte mich immer Mischka, also kleiner Bär. Das lag einerseits an meinem damaligen burschikosen Auftreten, und an meiner Art, bei Gefahren nicht zurückzuweichen. Mein „Onkelchen“ sah in mir etwas Besonderes und sorgte dafür, dass ich die besten Schulen besuchen und recht früh beim Militär Fuß fassen konnte.
Auch hier hatte ich in ihm meinen Förderer und da „Onkelchen“ dem Geheimdienst vorstand, konnte ich diverse Spezialeinheiten besuchen und viele Kurse in Selbstverteidigung belegen. So wuchs ich beim Militär auf. Mit gerade einmal 22 Jahren hatte ich bereits eine gut gefüllte Militärakte und reichlich Einsatz-Abzeichen auf meiner Uniform. Mein „Förderer“ sorgte allerdings dafür, dass ich immer auf dem Boden der Tatsachen blieb und nicht verrückt wurde, wie manch andere arme Seele.
Mit 23 Jahren durchlief ich in den Vereinigten Staaten einige Spezialausbildungen und durfte als jüngstes Mitglied in einem Einsatzteam an Life Einsätzen teilnehmen. Meine Schießkünste über große Distanzen begeisterten den Leiter in Fort Benning, Georgia und ich wurde auch hier gefördert.
Mein dortiger Chef hier General Oldfield, von allen nur „Daddy Langbein“ genannt, da er so gerne wie Fred Astaire tanzte und er tanzte wirklich sehr gut. Durch ihn erfuhr ich auch die Vorteile der größeren Munitionsarten und fand schließlich meinen Favoriten, eine Barrett M82A1 im Kaliber 50 also Halb Zoll.
Mit 25 Jahren kam ich nach Israel zurück und blieb dort für drei Jahre in einem der besten Einsatzteams. Mit 28 Jahren wurde ich zurück in die Vereinigten Staaten nach Fort Benning, Georgia, gerufen. Dort unterrichtete ich die angehenden Scharfschützen an der United States Army Sniper School als damals jüngste Trainerin.
Da dies anfangs nur ein Drei-Tages-Job die Woche war, hatte an mir über die Leitung das Angebot gemacht, im Strafvollzug die Ausbildung zum Henker zu durchlaufen. Man hielt mich offensichtlich für hart genug, auch diesen Job zu erledigen.
Am Ende wurde aus dem Job im US-Strafvollzug aber ein Fulltime-Job. Das ging solange gut, bis ich die beiden Söhne eines mächtigen CIA-Vize-Direktors hinzurichten hatte. Die Söhne waren Verbrecher und wurden vom höchsten Gericht wegen abscheulicher Verbrechen von noch nicht dagewesener Grausamkeit schuldig gesprochen und ich musste sie hinrichten.
Selbst der CIA-Vize-Direktor konnte das nicht verhindern und er gab mir anschließend die Schuld am Tod seiner Söhne. Daher musste ich das Land verlassen. Über Umwege kam ich auf eine wunderschöne Südseeinsel, nach Soulebda. Diese Insel nahm mich in ihren Bann und ich blieb dort für die nächsten Jahre, aber davon später mehr. Denn die Schergen des CIA suchten und fanden mich und erneut musste ich fliehen. Mehr noch. Zeitgleich wurde mein Verlobter im Einsatz von einem Söldner, dem „alten Franzosen“ brutal ermordet.
Trotz der aufkommenden Trauer erkannte mein Onkel jedoch die Gelegenheit, welche sich plötzlich bot. Mit einem Team aus Spitzenleuten legte er gleich zwei Fallen aus, eine für den Ex CIA Chef, eine für den alten Franzosen und für beide Fallen war ich der Köder!
So machte ich mich auf den Weg nach Mainstadt in Deutschland, einer Stadt im Raum Main-Spessart. Mainstadt entpuppte sich als muntere Mittelstadt mit vielen jungen Menschen und eigener Universität. Landschaftlich war die Gegend mit viel Natur und Grün gesegnet und die florierende Industrie hatte für ausreichend Arbeitsplätze gesorgt.
Die neue Stelle, welche ich antreten sollte, war in der dortigen JVA und obwohl mich bei meinem Onkel nichts mehr überraschen sollte, barg diese „Stelle“ einige sehr große Überraschungen!
Mit Frank Brauer, meinem neuen Chef, verstand ich mich sofort bestens und auch sein Sicherheitschef, Wolfgang Decker, war eine klare Nummer. Beide Männer kannten meinen Onkel und dieser vertraute ihnen vorhaltlos. Woher dieses gegenseitige Vertrauen allerdings kam, verriet mir niemand.
Und dann kam Peter Stein, mein neuer Kollege. Bei ihm eckte ich zu Beginn etwas an und es dauerte eine Zeitlang, bis wir uns endlich zurechtgefunden hatten, aber nach einigen harten Tagen und Nächten war alles geregelt. Wir wussten, was wir vom anderen erwarteten und keinen Monat später waren wir als Team bereits unzertrennlich.
Das war umso interessanter, da Peter genau wie ich ein richtiges Alphatier ist. Sein Dickschädel ist mindestens so ausgeprägt, wie der meine, und wir erkannten, dass wir zwar öfter geteilter Meinung waren, aber immer einen Konsens fanden.
Doch irgendwann hatten wir uns gefunden und die Hörner abgestoßen. Ein Vierteljahr später kämpften wir gemeinsam auf andere Art und Weise, nämlich als Team und bald darauf auch zusammen im Bett.
Nach einem weiteren Vierteljahr war ich mit Peter fest zusammen und ich war bereits im Team um Frank und Decker voll und ganz etabliert. Besonders Decker gefiel, dass meine Selbstverteidigungsübungen und Schießkünste sehr erfolgreich waren. Nur Peter hatte am Anfang mit meinen Schießkünsten zu kämpfen, da er doch bislang als ein sehr guter Pistolenschütze bekannt war und nun plötzlich Konkurrenz hatte. Den ersten gemeinsamen Erfolg errangen Peter und ich im Sommer beim Landeswettbewerb im Pistolenschießen. Frank und Decker waren begeistert, als unser Team den ersten Platz errungen hatte. Dabei waren in dem Wettbewerb auch deutlich stärkere Teams angetreten, die sich gerne selbst als Sieger gesehen hätten.
Die Zusammenarbeit mit Peter hatte sich weiter gefestigt und wir waren inzwischen ein richtig gutes Team geworden. Wir erkannten mit einem Blick, was im Kopf des anderen vor sich ging, und das war wirklich ein sehr gutes Gefühl. Hätte jemand mich vor einem Jahr darauf angesprochen, dass ich mich fest an einen Mann binden würde, so hätte ich ihn vermutlich ausgelacht, denn nach Krischnas Ermordung war eine neue Beziehung erst einmal das letzte, was ich mir vorstellen konnte. Aber wie so oft im Leben, kam alles anders als gedacht… Denn wie man sagt, das Böse ruht nicht und so mussten Peter und ich bald beweisen, dass wir uns unserer Haut zu wehren wussten. Dazu zählte der Angriff des Ex-CIA-Vize-Direktors. Seine Attacken konnten wir nur mit gemeinsamen Kräften unserer und israelischer Spezialeinheiten endgültig niedergeschlagen.
Der nächste Angriff kam aus einer ganz anderen Ecke. Peter hatte sich vor meinem Eintreffen mit einem korrupten, karrieregeilen Staatsanwalt angelegt, der Generalstaatsanwalt wurde und dabei sprichwörtlich über Leichen ging.
Es dauerte ein halbes Jahr, bis wir erkannten, was da in der Person des Staatsanwaltes Trommer für eine Gefahr heranwuchs. Als dieser kranke Mann den Mörder meines Verlobten, den „alten Franzosen“, mit seinem Team anheuerte, um seine Macht zu festigen, endete es in einem unglaublichen Kampfeinsatz.
An diesem waren viele der mutigen Kollegen, israelische Spezialisten und Freiwillige der CIA beteiligt. Schließlich verlor der alte Franzose nicht nur sein Leben, sondern vorher noch seine gesamte Einheit und Generalstaatsanwalt Trommer kam in eine geschlossene Abteilung der Psychiatrie.
Während des Kampfes wurden mehrere Geiseln befreit, darunter die liebenswerte Reporterin, Fransiska Haufberger. Seitdem galt dieser Einsatz als „die Schlacht um Fransiskas Hütte“.
Danach blieb ich weiterhin bei Peter in Mainstadt und es kehrte endlich etwas Ruhe in unser Leben ein. Wir arbeiteten an „unserem“ Arbeitsplatz weiter und es schien sich alles normalisiert zu haben.
Dann jedoch dann kam der besagte Dienstag, an den wir uns später immer wieder erinnern würden, …
Caroline…
Peter und ich wurden gemeinsam in das Büro von Frank, unser beider Chef, gerufen. Frank saß am Konferenztisch und unterhielt sich mit zwei teuer gekleideten, gutaussehenden und sonnengebräunten Männern auf Englisch.
„Ah, da sind Sie ja“, begrüßte uns Frank. „Ich darf vorstellen: Generalkonsul von Soulebda, Herr Nafir Umdalah, und General Nassadir Chalis, den Chef der dortigen Streitkräfte“. Die beiden Herren begrüßten uns freundlich, der General kam auf mich zu und begrüßte mich mit einem eleganten Handkuss.
Offenbar war seine Erziehung erstklassig und ebenso sein Auftreten. Schon auf den ersten Blick erkannte ich, dass seine Uniform saß, perfekt und maßgeschneidert war. Ich musste zugeben, an seinem braungebrannten Körper wirkte die Uniform sehr gut. „Frau Miles, ich freue mich, Sie wiederzusehen und Ihnen endlich persönlich zu danken“, Frank richtete einladend seine Hand auf die Sitzgarnitur in der Ecke und wir nahmen Platz. Als der Generalkonsul aufmunternd dem General zunickte, begann der General: „Meine Herren, Sie sollten wissen, dass Frau Miles vor einigen Jahren eine bedeutende Rolle bei der Zerschlagung einer Palastrevolte innehatte, und dass sie unseren geliebten Präsidenten mitsamt der Regentin vor dem sicheren Tod rettete. Ja, und sie hat auch mir mein Leben gerettet, ich war damals ein Oberst der Leibgarde und wir waren von mehreren Revolutionären bedroht. Den hervorragenden Schießkünsten von Frau Miles ist es zu verdanken, dass ich heute vor Ihnen stehen kann. Daher möchte ich mich nochmals bei Ihnen persönlich bedanken, Miss Miles.“
Dann übernahm der Generalkonsul das Gespräch. „Es ist mir eine außerordentliche Ehre, Sie, Frau Miles, und Ihren Begleiter, Herrn Stein, zu den Feierlichkeiten der 20-jährigen Regentschaft unseres geehrten Präsidenten Sheramoh ai Youhaahb einzuladen. Die Feierlichkeiten beginnen am 20. Mai und dauern drei Wochen. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir Sie auf unserem Inselstaat Soulebda begrüßen dürften. Die Regentin und ihr Gatte, der Präsident, laden Sie hiermit herzlich ein, als Ehrengäste dabei zu sein.“
Der Generalkonsul übergab uns je einen erlesen wirkenden Briefumschlag mit goldenem Aufdruck und einen weiteren an Frank. „Wir verabschieden uns bereits wieder, wir haben noch einen Termin in Berlin“. Damit endete das Gespräch und nach den üblichen Verabschiedungen standen wir schließlich mit Frank alleine in seinem Büro.
Frank grinste uns an und wir nahmen erneut Platz. „Aus dem Ministerium kam vor einer Stunde die Freistellung für euch zwei, natürlich unter Beibehaltung aller Geld- und Sachbezüge. Die Freistellung gilt vom 10. Mai bis einschließlich 25. August. Wer auch immer hier seine Finger im Spiel hat, der spielt in der obersten Liga. Wenn ich an eurer Stelle wäre, dann würde ich euren überfälligen Urlaub da dranhängen, dann bin ich euch endlich mal los.
„Komm schon, was willst du ohne uns anfangen?“ fragte Peter lachend.
„Ganz einfach“, erwiderte Frank „während ihr euch auf Soulebda auf Empfängen und Bällen herumtreibt, wird unser Betonbunker hier endlich modernisiert und umgebaut. Da kommt mir das gerade recht, dass ihr mir aus dem Weg seid.“
Er lächelte zufrieden und wurde dann wieder ernst „Peter, pass mir auf Caroline auf. Aus dem Auswärtigen Amt wurden wir vor einem möglichen Putschversuch gewarnt. Da unten auf Soulebda ist offenbar doch nicht alles Gold, was glänzt.“
Und mit einem Blick zu mir, „Du hast da unten einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Wie mir der Generalkonsul sagte, hat der Präsident vor ein paar Jahren extra einen Preis für die besten Schützen ausgelobt und diesen „Caroline Miles Survival Prix“ genannt.“
„ich wusste gar nicht, dass ich auf Soulebda so berühmt war.“
„Das kann auch Schattenseiten haben… Pass auf, dass du da nicht vor einen Karren gespannt wirst, der dir nicht gefällt.“ Ich wusste nicht warum, doch diese Worte ließen meine bereiteten mir Unbehagen. Ich beschloss sie zu beherzigen, da prostete Frank uns zu: „Und jetzt, Caroline Miles, sag mir gefälligst alles, was damals auf Soulebda geschehen ist, und du, na, sagen wir einmal, vergessen hast, mir zu erzählen. Ehe ich euch also fliegen lasse, will ich wissen, was damals war.“
So saßen wir bei Frank und ich sah in mein Glas… der Drink schimmerte im Licht und meine Erinnerungen kamen wieder. Erinnerungen an die herrliche Südsee und über den damaligen Aufstand auf Soulebda.
„Wisst ihr, auf Soulebda war nicht alles Gold, was glänzt. Es gab da einige Häuptlinge auf den umliegenden Nachbarinseln, die waren unheimlich machtbesessen und wollten ihren Anteil an den seltenen Erden haben. Auch wenn die seltenen Erden bisher vor allem auf der Hauptinsel gefunden wurden, wollten sie dennoch ihren Anteil einfordern.
Im Norden, auf der Insel Ni’jamong, war es der Häuptling Kazt’taeel und im Südwesten, auf der Insel Ka’Ihlih der Häuptling Nick’Takk. Sie konkurrierten mit den Häuptlingen der anderen, kleineren Inseln, waren rücksichtslos und brutal und wollten schließlich sogar die Regentschaft auf Soulebda selbst anfechten.
Das konnte nicht ungestraft bleiben und die beiden Häuptlinge wurden in die Hauptstadt einbestellt. Aber anstatt sich bei ihrer Regentin und ihrem Präsidenten zu entschuldigen, brachen sie einen Streit vom Zaun, der sich zu einer heftigen Revolte entwickelte. Nach heutiger Sicht hätte man damals besser Truppen geschickt, das hätte viel Leid erspart.
Ihr müsst wissen, auf Soulebda herrscht seit Urzeiten das Matriarchat. Die Regentin ist die Frau an der Macht, aber im Laufe der letzten hundert Jahren hat es sich ergeben, dass der Mann, der Präsident, nach außen hin die Geschäfte führt. Bisher musste man auch noch nie gegen eigene Häuptlinge vorgehen. Diese Unkenntnis war die einzige Schwachstelle und so begann damals der Aufstand.
Als die beiden Häuptlinge mit ihren Kriegern angriffen, da befand ich mich mit Penelope, der Tochter der Regentin, auf der Schießbahn des Palastes. Wir waren in dem Kellergewölbe, wo wir für die anstehenden Wettbewerbe trainierten, und zwar auf 25, 50 und 75 Meter Distanz. Plötzlich rannten zwei Mädchen der Leibgarde zu uns rein und schrien etwas von Aufstand und Revolte.
Die Leibgardistinnen nahmen Penelope in Schutz und brachten sie in den unterirdischen Schutzraum. Wisst ihr, die Garde hatte damals lediglich .45’er Colts als Seitenwaffe und waren damit keineswegs stark aufgestellt. Ich nahm also diese 9mm Sportwaffen, als mehr wurden diese kleinen Pistolen eh nicht angesehen. Lediglich zum Sport und im Wettkampf wurden die 9 mm Para-Pistolen eingesetzt und mit denen trainierten wir ja gerade. Dazu griff ich alles an Magazinen und Munition, was ich in die Finger bekam. Mit den beiden Pistolen, einer Menge Magazine und zwei Paketen Munition machte ich mich auf den Weg zum Kommandopunkt.
Dort befanden sich bereits einige Soldaten und ein Oberst der Leibgarde, die mit der Absicherung beschäftigt waren. Mit ihren alten .45 Colts waren sie keine besonders gute Hilfe, aber es war, wie ich bereits sagte, die Standardwaffe der Garde.
Der Oberst wollte mich gerade aus dem Palast entfernen lassen, da ging die Schießerei los. Einige Aufständische waren über die Dächer eingedrungen und seilten sich an den Wänden ab. Sie schossen dabei wild um sich und trafen eine Gardistin tödlich. Ich legte meine Sachen ab und begann wie wild zu feuern.
Die Distanz der Angreifer war glücklicherweise etwa so groß wie die Distanz auf dem Schießstand. So fühlte ich mich im Vorteil und schoss sehr effektiv. Ich schoss die Angreifer nieder, wie sie kamen, und einer nach dem anderen lag kurz danach am Boden.
Als der erste Ansturm vorbei war, standen die Soldaten mit offenen Mündern da und vor uns lagen gut zwanzig erschossene Aufständische. Während ich nachlud, wies der Oberst mir zwei Gardistinnen zu, um mich zu unterstützen. Er hatte erkannt, dass ich doch nützlich und eine sehr gute Schützin war. In der Folge schoss ich wie wild und meine beiden Helferinnen luden die Magazine so schnell nach, wie sie konnten.
So kämpften wir uns den Weg zu der Regentin und ihrem Mann frei. Dabei wurden wir in der Zentralbibliothek von weiteren Angreifern überrascht. Auch dieses Mal schossen wir uns frei und trafen im Archiv auf die Regentin und den Präsidenten mit ihren Leibwächtern. Wir nahmen sie in die Mitte und bildeten einen Schutzgürtel in der Bücherei. Ich war froh, dass Soulebda so viele gute und dicke Bücher hatte, die stoppten zuverlässig die Kugeln der Angreifer.
Zuletzt versuchte Häuptling Kazt’taeel mit einigen seiner Getreuen, den Präsidenten und die Regentin zu töten. Die Angreifer schossen wie Verrückte, und der Häuptling traf mich mit einem Streifschuss an der Schulter. Dennoch konnte ich Häuptling Kazt’taeel erschießen, ehe er der Herrscherfamilie zu nahekam.
Als es dann zu Ende war und das Schießen aufgehört hatte, stand ich da, inmitten unserer kleinen Burg aus durchlöcherten Büchern, blutend, verschwitzt und schmutzig. In beiden Händen hatte ich eine rauchende Waffe und um mich herum lagen die leeren Magazine und jede Menge Patronenhülsen.
Am Boden um unsere Schutzzone lagen die erschossenen Angreifer und Häuptling Kazt’taeel mit seinen beiden Löchern im Kopf. Als die Soldaten den Palast stürmten war alles vorbei.
Heylah ai Youhaahb kam auf mich zu, begann zu klatschen und die Umstehenden klatschten fielen ein. Erst als sich die Anwesenden zu mir drehten, bemerkte ich, dass mir diese Ehrerbietung galt. Irgendwie war mir das schon etwas peinlich. Schließlich hatte ich nichts Anderes getan als mich meiner Haut erwehrt.
Am Tag darauf wurden über 128 erschossene Angreifer gezählt. Leider waren auch vier erschossene Mädchen der Leibgarde darunter. Angeblich hatten mehr als die Hälfte der Angreifer kleinere Löcher in ihren Körpern als die Löcher, die eine .45 er macht.
Ja, was soll ich sagen, diese Erkenntnis trug man offenbar auch der Regentin vor. Die Autopsien ergaben dann die Bestätigung und als wieder Ruhe eingekehrt war, wurde mir von der Regentin eine sehr hohe Auszeichnung verliehen.
Es war der Orden „Kahlscha’daar“, eine Auszeichnung, die bisher nur sehr wenige erhalten hatten, wie ich später erfuhr. Erst noch viel später erfuhr ich, was es mit dieser Auszeichnung sonst noch auf sich hatte. Der Kahlscha’daar enthielt einen Ehrenstatus, der mich als absolute Vertrauensperson der Regentin definierte.
Penelope bedankte sich auf ihre einzigartige Weise, dass ich ihre Familie gerettet hatte. Außerdem überreichte sie mir später ein großes eingerahmtes Bild, es zeigte mich inmitten der Bücher stehen, mit den beiden Pistolen im Anschlag, verschwitzt und angeschossen.“
Ich lud das Bild in mein Smartphone und legte es Frank vor, er sah es mit Peter an und beide lachten. „Den Kinofilm hätte ich gerne gesehen. Nun verstehe ich, weshalb Decker letztens deine Schießergebnisse so gelobt hatte, denn Decker lobt für gewöhnlich nicht gleich jemand und es wird mir jetzt auch klar, wie der erste Platz beim Schießen zustande gekommen ist.“
Danach entließ uns Frank.
***
Als wir abends in unserem Zimmer waren, öffneten wir die Umschläge. Sie enthielten unsere Erste-Klasse-Tickets der Singapur-Airlines mit dem Zusatzeintrag „CD“. Wir würden also sehr gut fliegen. Dazu die obligatorischen Bescheinigungen und Sondererlaubnisse. Die Verwaltung hatte auch auf Soulebda Fuß gefasst.
Erst jetzt sahen wir die Bescheinigungen zur Hotelbuchung, die hatten tatsächlich für die erste Woche eine Suite im besten Hotel für uns reserviert. Ab der zweiten Woche würde für uns meine alte Dienstvilla zur Verfügung stehen.
Dazu weitere Buchungen und Bescheinigungen, es war einfach an alles gedacht. Von den Hinweisen zu den Reiseschutzimpfungen bis zu den Informationen über die örtlichen Religionen fehlte nichts.
Die nächsten zwei Wochen würden uns einige Behandlungen abverlangen und wir würden garantiert mit allen möglichen und unmöglichen Schutzimpfungen versorgt werden.
Peter saß mir abends gegenüber am Tisch und sah meine Gedanken förmlich fliegen. „Du bist mit deinen Gedanken wieder auf Soulebda? Erzähl bitte, was geht gerade in dir vor?“
Ich blickte in meinen heißen Kaffee und meine Erinnerungen kamen zurück ...
„Soulebda, dieser Inselstaat mit über 400 Inseln im Pazifik. Eigentlich ein Traum in der warmen Südsee.“ Und ich begann, Peter von meinen Erinnerungen an diesen Inselstaat zu erzählen.
„Die meisten der kleinen Inseln waren unbewohnbare Inselchen. Weit über die Hälfte der anderen Inseln waren davon nur schwach besiedelt, aber die vier Hauptinseln hatten sich, genau wie Soulebda selbst prächtig entwickelt, seit die seltenen Erden dort gefördert wurden.
Ab da ging es auch finanziell sehr steil mit dem Inselstaat bergauf. Als ich dort wohnte, hatte ich mit Penelope unsere eigene kleine Wohninsel für die gemeinsamen Wochenenden. Ich möchte gerne wissen, was daraus wurde. Für mich war das dann Insel Nummer „42“, du weißt schon, Douglas Adams, die Antwort auf alles im Universum ...
Ich hatte sie mit meiner damaligen Freundin Penelope zu unserer persönlichen Insel umgebaut und sie war echt gut geraten, unsere kleine Liebesinsel.“
Peter sah mein leichtes Lächeln und ließ mich einen Moment meinen Gedanken nachhängen. Doch schon fuhr ich fort.
„Eigentlich gibt es dort auf Soulebda das Matriarchat und Heylah ai Youhaahb ist die Regentin, sie hat die eigentliche Macht inne. Aber ich habe sie nie aktiv erlebt. Stattdessen hatte sie die Macht an ihren Gatten delegiert. Der Präsident war klug genug, eine verlässliche Leibwache und auch einen leistungsfähigen Regierungsapparat mit fähigen Beamten aufzubauen, um das Land am Laufen zu halten.
Nach den ersten zehn Jahren wurde es richtig ruhig auf dem Inselstaat, wohl auch, weil man mit den Menschen fair umging und sie nicht übermäßig ausbeutete. Eine wesentliche Rolle spielte dabei garantiert auch seine Gattin. Die Regentin ist einfach die gute Seele, zu der alle aufsahen. Ich bin überzeugt, sie war von Anfang an, die tragende Kraft auf Soulebda. Die Kultur auf Soulebda brachte das einfach mit sich, die Regentin war immer die Wahrerin der Steine von Ainig u’Alara und Beenec u’Alara, die die Macht ihrer Göttin Mualebda widerspiegelten. Externe Investoren wollten sich hier nie wirklich ansiedeln, da sie keine lohnenden Rohstoffe sahen. Erst jetzt durch die seltenen Erden, interessierten sich Investoren wieder für die Insel. Andere Länder und Firmen kamen in der Absicht auf die Insel, sich das alles für ein Trinkgeld und ein paar Perlen anzueignen. Doch ging mächtig schief.
Denn mittlerweile hatte auch die Regierung die Spielregeln verstanden, und förderte diese Devisenbringer in eigener Regie. Als ich dann auf dem Inselstaat eintraf, fand ich eine florierende Wirtschaft vor. Das bedeutete auch, Steuern, die die Menschen zahlen konnten, und äußerst wenig Korruption. Die Strafen waren hart und trugen sicherlich ihren Teil dazu bei, dass es in diesem riesigen Rechtsraum ruhig blieb.
Als ich dort etabliert wurde, freundete ich mich mit Penelope, der Tochter des Präsidenten an, einem intelligenten jungen Mädchen mit hellem Kopf und einem guten Gewissen. Wir wurden auf der Insel ein Liebespaar, aber ihr Vater hat das nie richtig verstanden, dass sich zwei junge Frauen lieben können.
Da der Präsident aber keine von uns beiden entbehren konnte, ließ er uns gewähren. Sicherlich hatte die Regentin hier auch etwas dazu beigetragen. Du musst wissen, dass auf Soulebda gleichgeschlechtliche Liebe noch niemals ein Tabuthema war.
Als ich dann Jahre später Soulebda verließ, ging Penelope nach England, um an der Universität in Oxford ihren Abschluss zu machen. Mittlerweile müsste sie ihre Doktorarbeiten abgeschlossen haben. Ich freue mich so auf diese Insel und ich bin überzeugt, sie wird dir auch gefallen.“
***
Inzwischen war der Kaffee kalt geworden. Peter hatte still gelauscht und jedes Wort von mir aufgesogen. „Ok, dann ist der Urlaub ja fest geplant – auf nach Soulebda!“ grinste er mich an.
Die kommenden Wochen vergingen wie im Flug. Regelmäßig kam die Aufforderung von Dr. Schemmlein, dass wir uns für irgendwelche neue Impfungen einzufinden hätten.
Am letzten Tag wurden wir nochmal über die aktuelle Gefahrenlage informiert, dann verabschiedeten uns die Kolleginnen und Kollegen am späten Nachmittag. Frank wünschte uns alles Gute und es ging mit dem Dienstwagen endlich zum Flughafen.
An Bord des Airbus A380 der Singapur-Airlines wurden wir herzlich von der Flug Crew begrüßt. Zusammen mit den anderen Passagieren hoben wir bei diesigem, leicht verregnetem Wetter ab. Landen würden wir in 17 Stunden bei herrlichem Sonnenschein.
Die Diplomatensuite im A380 war im Oberdeck und herrlich eingerichtet. Wir flogen in die Nacht hinein und ich lag in Peters Armen. „Schau da, das Sternbild des Orion!“ Im Laufe der Nacht erschienen auch die Sternbilder des Südes. Wir suchten weitere Sternbilder, soweit das relativ große Fenster, das zuließ. „Da schau, das ist der Paradiesvogel.“ ich zeigte Peter das große Dreieck des Sternbildes. An dem riesigen Display an der Wand konnten wir die aktuelle Position genau sehen und die Sternenpositionen einblenden lassen. „Das da ist dann wohl der Skorpion?“ Peter hatte Recht und ich lächelte. „Gut geraten.“
„Geraten?! Von wegen geraten, das ist doch wohl offensichtlich.“ So verging die Zeit buchstäblich wie im Fluge. Nach einem wunderbaren leichten Abendessen mit Fisch und saftigem Obst baten wir die Stewardess, unsere Kabine zu separieren. Ab da waren wir tatsächlich für uns allein und zufrieden schlief ich in Peters Armen ein.
Am Folgetag arbeiteten wir uns durch einige mitgebrachte DVDs über Soulebda und brachten uns auf den aktuellen Stand. Dank des rasend schnellen Internets konnten wir gut recherchieren. Wir lasen die Berichte, verfolgten Nachrichtensendungen und andere Aufzeichnungen, aßen zu Mittag und arbeiteten weiter.
Auf Soulebda hatte sich wohl manches verändert und offenbar war dort einiges in Aufruhr, denn wir lasen Meldungen über Unruhen. Das kannte ich gar nicht von dieser Insel. Peter ließ diverse Nachrichtenbilder von den aktuellen Ereignissen auf Soulebda laufen.
„Halt Stopp, bitte zurück, ja weiter zurück.“, Dabei stutzte ich und bat Peter, die letzten Bilder zu vergrößern. Peter stoppte den Bildlauf und spulte zurück bis zu dem Bild, das ich suchte.
„Stopp, das Bild hier meine ich ...“
Peter schaute mich fragend an, als ich mit dem Finger auf eine junge Frau deutete. „Das ist doch Penelope, genauer gesagt Penelope ai Youhaahb, die Tochter der Regentin und des Präsidenten. Was macht sie am Flughafen bei den Protestbewegungen?“
„Das ist Penelope?! Whow…Das ist ja ein wirklich heißer Feger. Und du hattest tatsächlich etwas mit ihr, ich meine so richtig ...?“
„Ja, wir waren fest zusammen, sie ist sehr intelligent und auch sehr klug. Das hier eben, das war eindeutig der neue Flughafen von Soulebda, also ist sie dort. Von wann sind die Bilder?“
„Die sind von heute Morgen“,
Inzwischen hatten wir die Reiseflughöhe verlassen und befanden uns deutlich tiefer. Während des Überfluges sahen wir viele der Inseln und ich erkannte einige von ihnen wieder. Langsam kam Soulebda auf dem Bildschirm in Sicht, danach begann auch schon der Landeanflug.
Wir schalteten die Frontalkamera auf den großen Bildschirm in unserer Suite und Peter bekam ein wunderschönes Bild der Insel.
„Schau, Peter, da hast du direkt das Bild vor dir. Schau die beiden mächtigen Vulkane an, das sind Ainig u’Alara und Beenec u’Alaran, so heißen sie“, doch Peter grinste mich fies an und meinte nur: „Eine Insel mit zwei Bergen. “, und summte das Liedchen der Augsburger Puppenkiste dazu. Das brachte ihm prompt einen kräftigen Rippenstoß von mir ein.
Die Landung war butterweich. Während das Flugzeug langsam ausrollte, klärte ich Peter auf. „Mensch, Peter, die beiden Berge sind den Menschen hier heilig und eine Eisenbahn haben die hier auch, aber bestimmt keinen Jim Knopf“.
Als die Maschine stand, wurden wir gebeten, noch zu warten, die Flugkapitänin wollte uns noch etwas mitteilen, also warteten wir geduldig, bis eine bildhübsche, hochgewachsene Frau mit Kapitänsabzeichen zu uns kam. „Miss Miles, Mister Stein, ich bin Corinna, ihre Pilotin, und grüße Sie in meiner Heimat. Sicherlich konnten Sie Ihren Flug genießen.“ „Ja, der Flug war sehr angenehm.“ Gab ich freundlich zurück. „Frau Mieles, bitte passen Sie auf, es hat sich auf Soulebda seit Ihrem Weggehen vieles geändert. Achten Sie bitte auf die Soldaten und die Palastwachen. Die sind nicht mehr so edel wie zu Ihrer Zeit.“ erstaunt sah ich die hübsche Pilotin an, „Woher kennen Sie mich?“
„Sie haben damals meinem Bruder das Leben gerettet, als der Aufstand losbrach. Er war der Chefkoch im Palast und wurde als Geisel genommen. Er berichtete immer, wie Sie ihn aus den Händen der Aufständischen befreit haben. Er sprach bis zu seinem Tode vor einem Jahr nur in den besten Tönen von Ihnen, deswegen möchte ich Sie warnen. Es hat sich einiges verändert auf Soulebda.“
„Ja, klar doch, Tai’hli! Ja, ich erinnere mich gut an ihn, er zauberte immer solch herrliche Fischgerichte, Suppen und Beilagen.“
„So, ich muss mich sputen, bevor man Fragen stellt... Passen Sie beide auf sich auf. Sie werden gleich hier am Flugzeug abgeholt, die Wagen kommen bereits. Ich wünsche Ihnen alles Gute und den Schutz Mualebdas.“ Damit verschwand sie. Peter nahm mich an der Hand und wir stiegen aus der Maschine. „Schatz, bevor man Fragen stellt…“ brummte Peter leise. „Wen hat sie da beschworen? Mualebda? Wer oder was ist, denn das?“,
„Das ist die oberste Göttin der Insel, wenn sie Mualebda beschwören, ist etwas nicht in Ordnung“ unten fuhren die Wagen vor und zwei weiß gekleidete Fahrer öffneten uns die Tür zur Limousine. Drinnen begrüßte uns ein gepflegter Mann offenbar indischer Herkunft.
„Ich bin Ihr Concierge Maru al Larabduh, Sie können mich gerne Maru nennen und ich begrüße Sie auf unserem Boden.“ Die Kolonne fuhr an und wir waren unterwegs. „Können wir die Fenster öffnen, ich habe die Stadt lange Zeit nicht mehr gesehen und möchte so gerne den Blick auf die Stadt und die gute Luft genießen?“
„Leider sind die Fenster nicht zu öffnen, aber der Wagen ist ja klimatisiert“, mit einem Lächeln schaute ich zu Peter und wir sahen auf die Knöpfe der Fensterheber. In den kleinen Stöpsel leuchtete ein kleines rotes Licht. Die Fenster waren also absichtlich gesperrt.
„Irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung!“, das war mein erster Gedanke.
„Ist das Ihr erster Besuch in Soulebda?“, richtete Maru das Gespräch an Peter und die Beiden führten bald eine nette Konversation. Maru war offensichtlich erste Garde, denn er hatte auf alles eine passende Antwort, und wusste zu allen Themen etwas zu berichten, ohne dabei zu viel zu sagen.
„Wir bringen Sie heute erst in Ihr Hotel, wo sich erst einmal von der Reise erholen und eine Woche akklimatisieren können Madame!“, Maru lächelte mir zu. „Bitte ruhen Sie sich heute aus, der Flug war lang und anstrengend. Essen Sie vielleicht etwas Gutes und wird sie der Präsident empfangen.“ Ich nickte und schaute den Rest der Fahrt aus dem Fenster. Die aufblühende Wirtschaft hatte Soulebda gutgetan, die Hotels waren erstklassig und es sah alles sauber und aufgeräumt aus.
So kamen wir im Hotel an und Maru entschuldigte sich bis zum nächsten Morgen. Nach etwas Ruhe schlenderten wir durch die Straßen. Von den alten, holprigen Asphaltstraßen vor Jahren war nichts mehr zu sehen, die heutigen Straßen und Wege waren erstklassig. Um uns herum drängelten sich beschäftigte Menschen und gingen ihren abendlichen Tätigkeiten nach.
Einige der Bewohner sahen uns fragend an, ihre Blicke waren aufrecht und neugierig, keineswegs böswillig oder aggressiv. Während wir durch einen Park schlenderten, kam uns eine ältere, edel gekleidete Frau mit vier jungen Männern im Schlepptau entgegen. Die Frau trug einen Korb und die jungen Männer hatten ihre Waren auf einer Rückentrage gestapelt. Die Frau schaute uns an und allmählich begann sie zu lächeln, als sie näherkam.
„Ich grüße dich, oh du Trägerin des Kahlscha’daar“, sie lächelte mich an und erst jetzt erkannte ich die alte Frau wieder. Mein Lächeln erfreute sie, als sie sagte, „Ich sehe, du erkennst mich auch wieder, ja, ich bin es, die Haushofmeisterin Leha’Dengs. Ich wusste nicht, dass du wiederkommst. Sei willkommen, oh Caroline, doch hüte dich vor dem Präsidenten, er ist ...“
Mit quietschenden Reifen hielt eine Limousine des Hotels direkt neben uns und Maru kam angerannt. „Bitte steigen Sie sofort ein, wir rechnen in den nächsten Minuten mit einem fürchterlichen Regenguss, rasch!“ Kaum waren wir eingestiegen, da raste der Wagen auch bereits los, direkt in die Tiefgarage des Hotels.
Oben im Hotel ging tatsächlich ein starker Regenguss hernieder, aber deswegen würde man keinen Wagen losschicken, um seine Gäste einzusammeln. Wir wurden also überwacht und irgendwer wollte nicht, dass wir mit den Bewohnern in Kontakt treten. Vermutlich erst recht nicht, wenn man sich kannte.
„Wer war das, diese Haushofmeisterin?“, wollte Peter wissen.
„Große Häuser haben eine Haushofmeisterin, die hat das Sagen in dem Haus und alle Angestellten sind ihr unterstellt. Leha’Dengs ist die Haushofmeisterin im Palast. Vermutlich war sie mit den jungen Männern dabei, den Einkauf zu tätigen.“
Den restlichen Abend verbrachten wir auf der kleinen überdachten Terrasse des Hotelzimmers. Das Abendessen war eine Spezialität, man nannte sie Tachaheeles, es waren kleine geröstete Fische auf Salat und Obst dargereicht. Dazu kam ein gutes Dutzend unterschiedliche Saucen.
Am nächsten Morgen brachte man uns zum Regierungspalast. Auch hier waren viele Veränderungen zu spüren. Früher waren nur einige Wachen vor dem Palast eingesetzt, und jetzt gab es eine richtige Sicherheitsschleuse. Sie bestand aus zwei Reihen Sicherheitsleuten mit modernen Scannern. Die alten .45 Automatik waren gegen moderne Pistolen ausgetauscht und die Wachen hielten neue Sturmgewehre in den Händen, dem Anschein nach neue Daewoo DAR-21 Modelle.
Wir wurden sofort vorgelassen. Durch mehrere Sicherheitsschleusen kamen wir endlich zu einer bildhübschen Frau. Von der Sonne verwöhnt und mit allen Attributen der Sinnlichkeit überdeutlich ausgezeichnet, stellte sie sich uns als Helfana n’Atuari, die Chefsekretärin des Präsidenten, vor. In mir stellten sich innerlich die ersten Haare kampfbereit auf, aber Peter war offensichtlich sehr von der Dame begeistert und sie anscheinend auch von ihm. Sie führte mit Peter ein belangloses Gespräch, während ich mich umsah.
Irgendwie hatte ich bei ihr ein ungutes Gefühl. Ein Signal an ihrem Arbeitstisch summte und sie wechselte sofort das Thema. „Wenn Sie mir bitte folgen würden, ich bringe Sie jetzt zu seiner Eminenz, dem Herrn Präsidenten Sheramoh ai Youhaahb, dem Edlen“. Mit diesen Worten schwebte sie von dannen und wir folgten ihr. Je näher wir kamen, desto dichter wurde der Ring an Wachen.
Vor dem Eingang zum Audienzzimmer stand ein stattlicher Soldat in Galauniform und wartete. Wir erkannten in ihm den General Nassadir Chalis wieder. Er salutierte erst, dann begrüßte er uns wie gute Freunde. Schon öffnete sich die mächtige weiße Tür und wir wurden eingelassen. Eine Abordnung Soldatinnen und Soldaten im Kampfdress erwartete uns. Sie standen stramm, als der General zu ihnen kam und grüßten militärisch knapp und exakt. „Wir legen bei der Leibgarde des Präsidenten viel Wert auf die Parität der Geschlechter, außerdem sind Frauen in vielen Dingen belastbarer, oder einfach nur besser.“
Wir schauten uns die Mädchen kurz an, diese zuckten mit keiner Miene, ihre Ausrüstung und Abzeichen machten schnell klar, dass das hier die Elite war. Von einfachen Paradesoldaten konnte hier keine Rede mehr sein. Dies waren alles Einzelkämpfer, ich erkannte es in ihren Augen, dieser durchdringende Blick. Weiter gingen wir bis zur letzten der großen Türen.
An der Tür angelangt, verbeugten sich einige Bücklinge der Verwaltung und huschten ihrer Wege. Ein offenbar sehr hoher Verwaltungsbeamter mit einer roten Schärpe kam auf uns zu und wollte uns die Benimmregeln der hiesigen Etikette erklären. Erst als der General überdeutlich wurde, dass wir geladene Ehrengäste waren, und zugleich dem Verwaltungsbeamten Gewalt androhte, schlich sich der Paragrafenreiter von dannen und schimpfte dabei fürchterlich vor sich hin.
„Ja, solche Bücklinge kennen wir bei uns auch“, lockerte Peter die Stimmung auf und der General lächelte. Jetzt warteten wir vor der letzten großen Tür. Mehrere mächtige Schlösser wurden entriegelt und die Türe wurde von je zwei Schergen geöffnet.
Endlich traten wir in den großen Empfangssaal ein. Hier befanden sich nur noch weibliche Soldatinnen. „Wie Sie sehen, hat sich einiges geändert, der Saal wurde etwas internationaler eingerichtet und angepasst. Ein Eindringen über die Dächer ist nicht mehr möglich. Die Seitenbereiche sind...“ Der General erzählte, was hier alles neugebaut, umgebaut und erneuert wurde. Es war offensichtlich, dass er mit den Umbauten aufzeigen wollte, was sich alles getan und dass sich der Palast heute zu einer wahren Festung verwandelt hatte. Nebenbei erfuhren wir auch, dass er als der Verantwortliche all diese Umstellungen eingeleitet hatte. Von vorne kam uns aus einer der Türen eine edle Frau entgegen und ich erkannte die Regentin und Präsidentengattin Heylah ai Youhaahb. Auch wenn ich sie seit einige Jahre nicht mehr gesehen hatte, solch ein sanftmütiges Gesicht konnte niemand vergessen ...
Heylah lächelte und kam schnellen Fußes auf uns zu und rief bereits „Caroline Miles, endlich sehen wir uns wieder, nach so langer Zeit!“, Sie öffnete ihre Arme, um mich zu umarmen. Als ich auf sie zuging und ebenfalls meine Arme öffnete, wurde die Leibgarde sofort aktiv und erhoben ihre Waffen. Ein einziger Blick Heylah’s schaffte sofort Klarheit.
„Was soll das? Diese Frau ist die Trägerin des Kahlscha’daar, dem Zeichen des absoluten Vertrauens!“ Sofort entspannte sich die Leibwache. Ich verbeugte mich ordnungsgemäß und sie bat mich, an ihrer Seite zu gehen. „Meine Liebe, ich habe so vieles mit Ihnen zu bereden und doch so wenig Zeit, wir müssen uns unbedingt unterhalten über...“ Weiter kam sie nicht.
Vor uns öffnete sich die letzte schwere Tür und wir sahen gerade noch, wie zwei Soldaten einen Gefesselten mit blutigen Striemen am Rücken wegschafften. Der Mann war zweifellos brutal ausgepeitscht worden. Der Mann mit der Peitsche gab diese einem der Helfer und wusch sich seine Hände, dann drehte er sich zu uns um.
Es war tatsächlich der Präsident, der sich da vor uns die Hände abtrocknete und den anderen Mann hart ausgepeitscht hatte. Ein seltsames Lächeln erschien in seinem Gesicht als er uns erblickte. Sein Lächeln wirkte aufgesetzt und auf mich wie ein kleines Kind, welches man beim Diebstahl von Bonbons erwischt hatte.
Im Hintergrund sahen wir, dass dem Präsidenten die Hände getrocknet wurden und er einen Umhang erhielt. Ehe wir etwas sagen konnten, trat einer der Palastschergen vor uns und kündigte den Präsidenten von Soulebda mit all seinen Titeln an. Seine Frau, die Regentin, aber wurde mit keiner Silbe erwähnt ... Das kam uns dann doch sehr komisch vor, was war der Grund für all diese Änderungen?
Jetzt endlich erschien Sheramoh ai Youhaahb, der Präsident von Soulebda, vor uns. Irgendwie war das aber nicht mehr die Person, der ich damals das Leben gerettet hatte. Damals wirkte er herrschaftlich, aufrecht und edel. Aber alles, was ich jetzt sah, war Verschlagenheit, Niedertracht und Heimtücke. Freundlich wie es sich gehört, verbeugte ich mich. Mir fiel auf, dass der Präsident genau darauf achtete, dass ich mich auch tief genug verbeugte. Jetzt nahm er die Grüße der anderen entgegen und tupfte sich die letzten Tropfen von seinen Händen ab.
Das Tuch war rot gefärbt ...
„Schön, dass Sie es einrichten konnten, uns zu besuchen und an unserem Jubiläum teilzuhaben. Wir werden Sie in zwei Tagen auf dem großen Hinrichtungsplatz wiedersehen, da erwarten wir eine Hinrichtung, wie es einer geübten Henkerin wie ihnen gefällig sein muss. Sie werden uns dort einen Gefallen erweisen. Jetzt können Sie sich entfernen. Gehen Sie! Gehen Sie jetzt!“
Damit drehte er sich um und verschwand mit seinem Gefolge wieder in den Nachbarraum. Noch während sich die Türe schloss, hörten wir ihn noch leise sagen „Bringt mir den Nächsten herein zum Verhör!“ Mit einem lauten Klacken schloss sich die schwere Tür.
Wir wurden darauf mit Nachdruck aus dem Saal geführt. Die Gattin des Präsidenten schaute uns nochmals mit Tränen in den Augen an: „... so wenig Zeit“, eine der Wachen brachte uns schließlich aus den Gemächern. Nach und nach verschwanden die anderen Wachen und die Sekretärin entließ uns dann auch. Peter unterhielt sich noch etwas ungezwungen mit ihr, wobei sie mit einem schelmischen Blick errötete. „Nichts wie weg hier!“, raunte ich Peter zu, der mit scheinbar großem Bedauern sich von Helfana verabschiedete.
Ich packte ihn und zog ihn hinter mir her, aus dem Palast heraus, wo ich ihn in den bereitstehenden Wagen schubste, der sofort losbrauste.
***
„Sag mal, hier ist ...“ Begann Peter, doch ich signalisierte ihm mit einer Handbewegung vorsichtig zu sein, bei dem, was er sagte „... alles wie in einer Märchenstadt, überall Sauberkeit und Freundlichkeit“, endete Peters Satz. Er hatte meinen Blick richtig gedeutet und rollte mit den Augen.
In unserem Hotel prüfte ich als erstes mit den mitgebrachten Scannern die „Sauberkeit“ der Wohnung und entdeckten nicht weniger als sieben Wanzen, in der Dusche sogar drei. Nur draußen auf der Terrasse schien es noch sauber zu sein. Dennoch waren wir ab sofort vorsichtig mit unseren Gesprächen.
„Sag mal, hier passt ja gar nichts zusammen, sind die allesamt durchgedreht?“ zischte er leise auf der Terrasse. „Der General, der uns in Deutschland besuchte, ist hier nur ein besserer Hausmeister in Paradeuniform, die Regentin hat offenbar Todesangst und fürchtet sich vor etwas und dein Präsident foltert ganz offen Gefangene. Willst du mir wirklich weismachen, dass Soulebda ein ideales Urlaubsland ist? Hallo, hier stimmt einiges nicht, oder?“
Ich starrte in die Ferne, als ich an das Erlebte dachte und ich musste Peter Recht geben. Außerdem hatte ich keine Lust bei jedem Wort vorsichtig zu sein. „Du hast Recht, Schatz. Wir müssen schleunigst hier aus dem Hotel raus. Der Präsident hat noch nie von sich in der dritten Person geredet und ich habe keine Lust, in zwei Tagen für ihn irgendwelche Leute umzubringen.“ Ein Blick auf die Uhr sagte uns, dass es halb zehn Uhr Ortszeit war und die große Hitze würde erst noch kommen. „Als erstes müssen wir hier raus“ stelle ich fest und ließ Maru benachrichtigen. „Ich würde meinem Begleiter gerne meine alte Dienstvilla zeigen“ teilte ich ihm mit, als dieser sich meldete. „Ist die Villa noch leer?“
„Ja, das ist sie.“
„Hervorragend“, grinste ich, „dann wäre es doch sicher auch kein Problem, wenn wir heute schon das Hotel verlassen und dort unterkommen?“
„Sie wollen was?“ fragte Maru sichtlich überrascht. „Aber…das geht nicht so einfach…“
„Ich bin sicher, sie ermöglichen einer Trägerin des Kahlscha’daar diesen Wunsch?“
„Ja… ja… sicher, Miss Miles.“ Maru drehte sich verdattert um und ging hinaus, kurze Zeit später schwirrten bereits Hotelpersonal in unser Zimmer, um alles zu packen. Unten angekommen, kamen der Concierge und Maru al Larabduh auf uns zu und lächelten flüchtig. Maru wies auf einen jungen Mann und erklärte, „Dieser Mann bringt Sie in Ihren alten Dienstbungalow, das Haus wurde gepflegt und gesäubert, allerdings noch nicht für ihre Rückkehr vorbereite, alles ist noch so, wie Sie es verließen, lediglich die Haushälterin bewohnt das Anwesen.“
„Das macht nichts, ich mag einfach das Flair der Villa, sagen sie im Palast Bescheid, dass wir ab jetzt dort zu erreichen sind.“
„Sehr wohl, Frau Miles.“ Verbeugte sich Maru und winkte den Fahrer herbei, der sich auf das Gepäck stürzte und zum Wagen brachte. Wir stiegen in den verdunkelten SUV und brausten los. „ML“ winkte uns vorsichtig hinterher.
***
Peter…
Nein, so hatte Caroline sich ihre Rückkehr nach Soulebda ganz sicher nicht vorgestellt…
Das war also das Südseeparadies Soulebda. Ich zog an der Zigarre und ließ mir die Zeit seit unserer Ankunft nochmals in Ruhe durch den Kopf gehen.
Ich sah uns in Gedanken, wie wir die Gangway herunterstiegen und auf die Fahrzeuge zusteuerten, die uns abholen sollten.
„Mule… Mauleb… Wie heißt der Gott, den die Pilotin beschworen hat?“, fragte ich Caroline.
„Mualebda. Und sie ist eine Göttin.“ „Göttin?“ „Ja, mein Lieber, die Staatsform Soulebdas ist das Matriarchat. Hier haben die Frauen die Hosen an.“
„Hmmmm, hast du nicht etwas von Baströckchen erzählt? Von Frauen in Hosen war keine Rede, das weiß ich genau.“ „Peter…!“ „Aber eine andere Frage, wenn hier das Matriarchat herrscht, wieso ist dann Sheramoh ai Youhaahb der Chef und nicht Heylah?“
Die Frage schien sich auch Caroline gestellt zu haben. „Vor fünf Jahren waren die beiden ein gutes Herrschergespann. Offiziell war Sheramoh der Präsident. Er war das „Gesicht“ Soulebdas, während Heylah sich nicht offiziell in die Staatsgeschäfte einmischte. Das schuldet noch den Fünfzigern, als „Mann“ annahm, dass Frauen sich nicht als Staatsführer eignen. Doch für die Soulebdalesen ist Heylah die eigentliche Herrscherin. Sie ist die Regentin und ihr Wort ist Gesetz.“ „Wie kommt es dann, dass es auf der Insel so rumort?“ „Tja. Das ist eine gute Frage!“
Wir hatten die Wagen erreicht und eine Ehreneskorte stand bereit und stramm, als wir einstiegen, um zum Hotel zu fahren. Wir verließen den Flughafen und mussten die Innenstadt Soulebdas durchqueren, was Maru nutzte, um uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu zeigen. Doch viel mehr als die Sehenswürdigkeiten, fielen mir die vielen Bewaffneten auf, welche durch die Straßen patrouillierten. Sollte Maru mitbekommen haben, dass es mir auffiel, so ließ er sich nichts anmerken.
Er verzog auch keine Miene, als ich sah, wie an in einer Seitenstraße ein Mann von mehreren Soldaten zusammengeschlagen und auf einen LKW gezerrt wurde. Caroline, die den Vorfall ebenfalls bemerkt hatte, warf mir einen warnenden Blick zu, den ich schon kannte. Er hieß „Sag nichts!“
Schließlich erwartete uns am nächsten Tag die größte Überraschung von allen. Sheramoh ai Youhaahb! Der Typ war völlig durchgeknallt! Durch meinen Beruf hatte ich eine sehr gute Menschenkenntnis und nach der ersten Sekunde wusste ich, dass Sheramoh ai Youhaahb diese Insel ins Verderben stürzen würde.
Noch mehr überrascht war wohl Caroline, denn für einen Moment konnte sie ihr Pokerface nicht bewahren. Für mich war deutlich zu sehen, sie war von der Erscheinung Sheramoh’s entsetzt. Doch schon eine halbe Sekunde später konnte ich eine Veränderung bei Caroline feststellen, sie schaltete in ihren „Kampfmodus“. Eine Stimme tief in ihr sagte, dass dieser Mann zum Feind geworden war.
Doch klug, wie Caroline ist, ließ sie sich nichts anmerken und setzte ihr freundlichstes Lächeln auf. Ließen sich auch die anderen davon täuschen, mir konnte sie nichts vormachen. Erleichtert atmete ich auf, als wir endlich den Palast verließen, ohne dass eine Katastrophe eintrat.
„Ich hoffe wir werden die nächsten Tage mehr miteinander zu tun haben“, Verabschiedete uns Helfana n’Atuari, sah aber dabei eher mich an, weniger Caroline.
„Oh ja, das wäre schön“, antwortete ich ihr und sah aus den Augenwinkeln Caroline vor Wut blass werden, also schob ich ein, „Ich hoffe allerdings auf andere Gelegenheiten als eine Massenhinrichtung.“
„Nun, warten wir es einfach ab“, hauchte sie und zwinkerte mir mit den Augen zu.
„Komm jetzt!“, zischte Caroline und zog mich am Arm aus dem Palast heraus.
Jetzt saß ich hier und ließ den Tag an mir vorüberziehen. Was ich an diesem Tag gesehen hatte, ließ die Alarmglocken in meinem Kopf schrillen.
Seit unseren letzten Abenteuern hatte ich öfter das Gefühl, in einem schlechten Hollywoodfilm zu sein, aber diesmal hatte sich der „Regisseur“ wirklich alle Mühe gegeben, mich zu überraschen. Abgesehen davon, dass hier mehr Bewaffnete, Wachen und Soldaten durch die Straßen liefen als Zivilisten, herrschte auch noch ein tiefes Misstrauen zwischen den Menschen untereinander. Jeder schien jedem zu misstrauen und zu beobachten.
Allein, dass Caroline das Hotel sofort verlassen und in ihre ehemalige Dienstvilla gewechselt hatte, sprach für mich Bände. Auch die Reaktion unserer „Betreuer“ war interessant. Damit hatten sie nicht gerechnet und daher die Villa nicht verwanzt. Alle Versuche, diese Idee Caroline auszureden, scheiterten und die einfache Frage ihrerseits, ob man der Trägerin des Kahlscha’daar etwa diesen bescheidenden Wunsch abschlagen wolle, machte den Weg frei, in „ihre“ Villa zu wechseln. Nun saß ich da und versuchte das, was ich heute erlebt hatte, mit dem in Einklang zu bringen, was ich aus Carolines Erzählungen, Reiseberichten und dem Internet über Soulebda in Erfahrung gebracht hatte. Nachdem uns der Generalkonsul uns die Einladungen überreicht hatte, recherchierte ich neben Carolines Erzählungen natürlich im Internet über Soulebda und Sheramoh ai Youhaahb.
Erste Erkenntnis: Heylah, die Matriarchin, hatte hier nichts mehr zu melden! Sheramoh hatte hier das Kommando! Frage, wieso? Caroline hatte Heylah als starke Persönlichkeit beschrieben, als freundliches, aber zielstrebiges Wesen, doch die Frau heute erschien mir eher wie ein Zombie als wie eine Herrscherin.
Jedenfalls schien während Carolines Abwesenheit ein echter Machtwechsel stattgefunden zu haben. Sheramoh hatte nun das Sagen und schien seine Herrschaft gefestigt zu haben, obwohl er mir eher wie ein Irrer vorkam. Die Armee spurte und sorgte dafür, dass das Volk ihn „liebte“. Irgendwie kam mir das aus Berichten über andere Diktaturen sehr bekannt vor.
Doch Sheramoh schaffte es mit Wohltaten und dem bewährten Prinzip „Brot und Spiele“ die Armee bei der Stange zu halten, und solange die Armee hinter dem „Präsidenten“ stand, oder zumindest sich nicht gegen ihn stellte, brauchte der sich keine Sorgen zu machen. Gleichzeitig schien die Armee oder zumindest ein großer Teil davon alles zu versuchen, sich nicht in den Machtkampf hineinziehen zu lassen. Federführend schien eine unsichtbare Kraft zu sein. Ähnlich wie auf einer bekannten Karibikinsel vor der Küste der USA hielt sich Sheramoh ai Youhaahb an der Macht. Natürlich trug auch ein guter, allwissender und gefürchteter Geheimdienst dazu bei, ihm die Macht zu sichern.
Als dann die seltenen Erden gefunden wurden und die Wirtschaft einen Boom erlebte, erreichte die „Beliebtheit“ des Präsidenten ungeahnte Höhen. Denn er sorgte tatsächlich dafür, dass ein großer Teil des neuen Reichtums bei seinem Volk auch tatsächlich ankam.
Was Sheramoh bei der Armee beliebt machte, war die Tatsache, dass das viele Geld in die Gehälter floss, statt in teure Rüstungsgüter. Sicher hatte die Armee Soulebdas moderne Waffen, doch schwere Panzer, Kampfhubschrauber und U-Boote suchte man hier vergeblich. Clever war auch der Schachzug das Geld nicht nur an die Offiziere, sondern auch an gemeinen Soldaten zu verteilen. Was nützte ein reicher Major, wenn er keine Soldaten hatte, die ihm gehorchten? Zudem hatte Soulebda als Inselstaat keine direkten Nachbarn, die das Land bedrohten. Und Sheramoh ai Youhaahb war klug genug, um zu wissen, dass ein Krieg gegen Mächte, die seine Insel besetzen konnten, von vorneherein verloren war. Also richtete er seine Außenpolitik entsprechend aus und suchte den Anschluss an die USA, Großbritannien, Australien und Neuseeland.
Solange diese Nationen an der Ausbeutung der seltenen Erden beteiligt waren, würde es keine Invasion geben, keine internationale Ächtung und auch keine offizielle Einmischung in die inneren Angelegenheiten Soulebdas. Alles in allem konnte ich feststellen, dass weder die Berichte Carolines noch die des Internets stimmten!
***
Mainstadt
Zwei Wochen vor unserem Abflug
„Mann, die Südsee, da würde ich auch mal gerne Urlaub machen“, sagte Randy durch den Zigarrenqualm hindurch. Wir saßen an unserem allmonatlichen Herrenabend zusammen und genossen Whisky, Zigarren und unsere Freundschaft. Mittlerweile hatte der Herrenabend nichts mehr mit dem ursprünglichen Treffen gemein.
Anfangs saß ich mit Frank allein in einer Bar und wir beratschlagten, wie wir Probleme aus der Welt schaffen könnten, bevor sie zu echten Problemen wurden. Auf diese Weise schafften Frank und ich es einige gefährliche Klippen umschiffen und diese gab es im Alltag einer so großen JVA in großen Mengen… Bestes Beispiel dafür war die mittlerweile „tote“ Reform des Justizportals, einer Idee des Ministeriums. Die Reform sah ursprünglich vor, dass man zukünftig im Internet auf einer Stadtkarte sehen konnte, welche Vorbestraften Mitbürger, unter welcher Adresse lebten. Das Ganze mit Bild und Urteil. Bedenken von Datenschützern, oder Experten die Schwachstellen in der Sicherheit des Portals anmahnten, wurden ignoriert. Erst als ein Hacker, der für eine Zeitung arbeitete eine fiktive Person, welche ein Mehrfachmörder sein sollte, im Haus des Staatssekretärs einquartierte, kam man im Ministerium ins Grübeln, doch da lag das Kind schon im Brunnen. Die Zeitung schlachtete ihren Erfolg medienwirksam aus und im Ministerium folgte eine Runde Stühle rücken. Ministerium und Politik schoben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu, doch selbstverständlich hackte eine Krähe der anderen kein Auge aus und man suchte sich andere Sündenböcke.
Nach einigen dieser Herausforderungen erweiterte sich die Runde um Jessika, Mike, dem Chef der Presseabteilung, und Randy, unserem Computergenie.
Randy war der jüngste in der Runde, doch er hatte es faustdick hinter den Ohren. Zugegeben, Randy schaute sich die Welt am liebsten von seinem Monitor aus an, aber er war clever und ein verdammtes Genie.
Anders als Vera und Sarah, hatte Caroline ihre Freude an dieser Zusammenkunft und sie wurde von den anderen ganz selbstverständlich in die Runde aufgenommen. Natürlich hatten sich auch Decker zusammen mit Hannes, Johann und Gratzweiler nach den letzten Abenteuern das Recht verdient, an dieser Runde teilzunehmen, allerdings nahmen diese mit Ausnahme von Decker nur selten an unseren Treffen teil.
Hannes jagte den weiblichen Sicherheitsbeamten nach, Johann verbrachte die Zeit lieber mit seiner Freundin und Gratzweiler hatte als amtierender Schützenkönig von St. Deister viele andere Verpflichtungen.
Was diese Runde so einmalig machte, war die Tatsache, dass es hier keinen Chef gab, es gab keine Sekretärin oder Angestellten. Wir waren Freunde und ein unumstößliches Gesetz dieser Runde besagte, dass nichts, was in dieser Runde gesagt wurde, im Dienst negativ verwendet, werden durfte! Auf diese Weise konnten wir uns ein vernünftiges und angenehmes Klima auf der Dienststelle schaffen, was bei der besonderen Belastung durch unsere Tätigkeit mehr als wichtig war, denn das Arbeiten im Gefängnis ist alles andere als einfach! Nun saßen wir mit Whiskey und Zigarren da und unterhielten uns über alles und vieles, doch momentan gab es nur ein Thema, unsere Einladung nach Soulebda… „Was hält dich denn davon ab, in die Südsee zu fahren?“, fragte Jessika.
„Das magere Gehalt, das mir unser Chef zahlt“, antwortete Randy gespielt mürrisch. „Würdest du nicht dauernd irgendwelchen Blödsinn machen, der Schaden anrichtet und den ich dir vom Lohn abziehen muss, könntest du dort ein Ferienhaus kaufen“, antwortete Frank, ebenfalls gespielt böse.
„Ich möchte betonen, dass die meisten Schäden, die ich bisher angerichtet habe, auf Anweisungen einer „dritten“ Person geschehen sind.“ Damit schaute Randy mich an.
„Da hat er Recht. Eigentlich müssten Randy und Caroline in die Südsee fahren“, meinte Mike und grinste von einem Ohr zum anderen.
„Tut mir leid, aber ich teile weder Caroline noch meinen Urlaub in der Südsee mit einem von euch.“ erteilte ich Randy grinsend eine Absage und alle ließen ein „Oh“ oder „Schade“ ertönen.
„Verdient an deiner Stelle mitzukommen, hätten wir es wohl alle“, sagte Frank und schüttelte den Kopf. „Allein was uns deine letzte Eskapade gekostet hat… Ich musste alle Register ziehen, damit du nicht gefeuert wirst.“
„Meine Güte“, ich rollte mit den Augen, „da hilft man einmal einer hilflosen Frau und schon …“
„Und schon ist die halbe Welt hinter dir her“, sagten Frank und Decker wie aus einem Mund.
„Sieh es positiv“, hielt ich Frank entgegen, „wäre Beate nicht gegangen, wäre Caroline jetzt nicht hier. Und du sagst selbst, dass sie ihren Job erstklassig macht, und zwar besser als jede andere vor ihr.“
„Oh, das hast du über mich gesagt? Ich bin geschmeichelt“, Caroline beugte sich quer über den Tisch und gab Frank einen Kuss auf die Wange.
„Ja, das habe ich tatsächlich gesagt. Und die Aussicht dich hier zu haben und diesen Behördenschreck loszuwerden, hätte schon einen gewissen Reiz.“
„Tut mir leid Frank, aber uns gibt es nur im Doppelpack“, grinste Caroline mit großem Bedauern in der Stimme.
Dem konnte ich nichts hinzufügen, lächelte und zuckte mit den Schultern. „So ist es, wir sind unzertrennlich.“
„Ich werde dir mal was sagen“, ließ sich Decker vernehmen und stieß Caroline an, „irgendwann wird Peter uns alle ins Verderben stürzen.“
Für einen Augenblick sah Caroline nachdenklich aus, dann grinste sie Decker an und antwortete: „Vielleicht… aber wer weiß, vielleicht wäre es anders todlangweilig.“
„Langweilig?“, fragte Decker entsetzt und wollte gerade anführen, wie ich sein Leben auf den Kopf gestellt hatte, als er von Jessika einen Stoß in die Seite kam. Decker verstand den Wink und beließ es dabei.
„Erzähl mal lieber mehr von dem Paradies“, forderte Randy Caroline auf. „Wie ist es auf Soulebda? Wie lebt es sich im Palast?“
Bei dem Wort „Paradies“ sah ich Frank zum ersten Mal die Stirn runzeln. Da ist also was im Busch, dachte ich. Das Paradies scheint selbst Ferien zu machen.