Special Force One 08 - Michael J. Parrish - E-Book

Special Force One 08 E-Book

Michael J. Parrish

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Beschreibung

Die Hinweise verdichten sich, die Tatsachen treten immer deutlicher zutage: Ein Spion hat das NATO-Hauptquartier in Brüssel unterwandert! Mark Harrer, Leutnant der SFO, nimmt den Auftrag an, und obwohl er nicht für solche Einsätze ausgebildet ist, betritt er die Höhle des Löwen. Als vermeintlicher Überläufer begibt er sich in die Hände des Feindes - doch seine Tarnung hält nicht lange an ...

Special Force One - Die Antwort der Vereinten Nationen auf den Terror der heutigen Zeit. Ein Spezialkommando, allein zu dem Zweck geschaffen, korrupte Staaten, Flugzeugentführer, Attentäter und Massenmörder zu bekämpfen.

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Über diese Folge

Über die Autoren

Titel

Impressum

Schatten der Vergangenheit

In der nächsten Folge

SFO - Die Spezialisten

Special Force One – Die Antwort der Vereinten Nationen auf den Terror der heutigen Zeit. Ein Spezialkommando, allein zu dem Zweck geschaffen, korrupte Staaten, Flugzeugentführer, Attentäter und Massenmörder zu bekämpfen.

Doch das Projekt hat nicht nur Befürworter. Auch in den eigenen Reihen gibt es Kritiker, die nur darauf warten, dass das Unternehmen fehlschlägt.

Das Alpha-Team um Colonel John Davidge und Leutnant Mark Harrer hat jedoch keine Wahl: Wenn die Vereinten Nationen um Hilfe rufen, rückt die SFO aus. Und wo sie im Einsatz sind, ist Versagen keine Option …

Folge 01: Der erste Einsatz

Folge 02: Unter Feuer

Folge 03: Drogenkrieg

Folge 04: Operation »Broken Fish«

Folge 05: Feindname: Nexus

Folge 06: Das ägyptische Grabmal

Folge 07: Südsee-Inferno

Folge 08: Schatten der Vergangenheit

Folge 09: Auf verlorener Mission

Folge 10: Piraten vor Singapur

Folge 11: Einsatz hinter Klostermauern

Folge 12: Codename: Enigma

Folge 13: Insel aus Stahl

Folge 14: Der Atem Gottes

Folge 15: Flug in den Tod

Folge 16: Der Nemesis-Plan

Folge 17: Das Delta-Protokoll

Über diese Folge

Die Hinweise verdichten sich, die Tatsachen treten immer deutlicher zutage: Ein Spion hat das NATO-Hauptquartier in Brüssel unterwandert! Mark Harrer, Leutnant der SFO, nimmt den Auftrag an, und obwohl er nicht für solche Einsätze ausgebildet ist, betritt er die Höhle des Löwen. Als vermeintlicher Überläufer begibt er sich in die Hände des Feindes – doch seine Tarnung hält nicht lange an …

Special Force One – Die Antwort der Vereinten Nationen auf den Terror der heutigen Zeit. Ein Spezialkommando, allein zu dem Zweck geschaffen, korrupte Staaten, Flugzeugentführer, Attentäter und Massenmörder zu bekämpfen.

Über die Autoren

An der Romanserie Special Force One haben die Autoren Michael J. Parrish, Roger Clement, Dario Vandis und Marcus Wolf mitgearbeitet. Sie alle haben jahrelange Erfahrung im Schreiben von Action- und Abenteuergeschichten. Durch ihr besonderes Interesse an Militär und Polizei haben sie außerdem fundierte Kenntnisse über militärische Abläufe und ein gutes Gespür für actiongeladene Erzählstoffe.

Michael J. Parrish

Schatten der Vergangenheit

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2004 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Nils Neumeier/Stefan Dagge

Covergestaltung: Massimo Peter unter Verwendung von Motiven © shutterstock/kthepsu | © shutterstock/BPTU | © shutterstock/Kkulikov | © Mauritius Images/Alamy | © shutterstock/leungchopan

E-Book-Erstellung: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2434-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Schatten der Vergangenheit

Anatolien, Türkei

0516 OZ

Die beiden Schatten, die reglos im Schutz des baufälligen Hauses gekauert hatten, sprangen auf und setzten sich in Bewegung. Im Laufschritt überquerten sie die freie Fläche und eilten zu dem Gebäude, das ihnen am nächsten stand.

Es war ein altes Lagerhaus aus rostigem Wellblech. Das Tor stand halb offen, und die beiden Gestalten zögerten keinen Augenblick und huschten hinein.

Mark Harrer und Alfredo Caruso waren ein eingespieltes Team. Nicht nur, dass sie beide zu Special Force One gehörten und schon einige Missionen zusammen absolviert hatten – sie waren auch die besten Freunde.

Es gab immer wieder Leute, die behaupteten, dass es nicht gut war, beim Militär zu enge Freundschaften einzugehen, weil man im Zweifelsfall das Missionsziel über Tod oder Leben des Kameraden zu stellen hatte.

Mark Harrer war jedoch nicht dieser Ansicht.

Wenn man im Einsatz war und jeder Atemzug der letzte sein konnte, tat es verdammt gut, jemanden bei sich zu wissen, der einem im Ernstfall den Rücken frei hielt. Anders wäre dieser Job, der oft genug die Hölle war, nicht zu machen gewesen.

Sich eng an der Wand aus Wellblech haltend, huschten die beiden SFO-Kämpfer durch die geräumige Halle, die weder ein Fundament noch einen festen Boden besaß. Das Ding war nur Tarnung. Sein einziger Zweck war es, den Eingang des Bunkers, der sich ein Stück voraus im Halbdunkel abzeichnete, vor neugierigen Blicken zu schützen – ein Relikt aus dem letzten Krieg, das in letzter Zeit wieder regen Besuch zu verzeichnen hatte.

Der Eingang war nicht bewacht, genau wie Leblanc gesagt hatte. Mark warf einen Blick auf die Leuchtziffern seiner Uhr. Ihr Zeitfenster betrug exakt viereinhalb Minuten. Zwei davon waren bereits verstrichen.

»Schnell«, zischte er Caruso zu.

Sich gegenseitig sichernd, lösten sich die beiden aus dem Schatten der Wand und rannten zum Bunkereingang, der wenig mehr war als ein klobiger Betonklotz, auf dessen Vorderseite eine dunkle Öffnung klaffte.

Bemüht, mit ihren Kampfstiefeln kein unnötiges Geräusch zu verursachen, passierten die beiden SFO-Kämpfer den Eingang, liefen einige Augenblicke lang durch vollständige Dunkelheit, bis sie eine Lichtschleuse aus dicken schwarzen Stoffbahnen passierten.

Auf der anderen Seite empfing sie greller Schein, der von an der Decke montierten Neonröhren stammte. Instinktiv zuckten die beiden zurück und brauchten einen Moment, um ihre Augen an die geänderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Dann ein prüfender Blick – der Gang aus nacktem, kahlem Beton war menschenleer.

Die Maschinenpistolen vom Typ MP7 im Anschlag, traten Mark und Caruso hinaus ins grelle Licht. Ihre Waffen gehörten zur Standardausrüstung von Special Force One und hatten sich inzwischen in vielen Einsätzen bewährt. Von der renommierten Waffenschmiede Heckler & Koch gefertigt, gehörte die MP7 zur Kategorie der »Personal Defence Weapons«, der persönlichen Verteidigungswaffen im neuen Kaliber 4,6 mm x 30, und galt längst als eine perfekte Drei-in-eins-Lösung. Die MP7 hatte nämlich die Feuerkraft einer Maschinenpistole und die Reichweite eines Sturmgewehrs; auf kurze Entfernungen konnte sie zudem wie eine Pistole eingesetzt werden. Im Handling glich die MP7 einer Waffe des Kalibers.22 long rifle, was 5,56 mm entsprach. Mit der enormen Kadenz von 950 Schuss pro Minute lag die Dienstwaffe der Special Force One auch bei Dauerfeuer ruhig in der Hand, weil die moderne Munition nur einen geringen Rückstoßimpuls verursachte.

Draußen hatten den beiden Männern die Kampfanzüge im Wüstentarnmuster den denkbar besten Sichtschutz geboten – hier drinnen fielen sie damit auf wie bunte Hunde. Sie mussten eben schnell sein und durften sich nicht erwischen lassen.

»Okay«, meldete Mark flüsternd in das Mikrofon des Interlink. »Werfer, hier Schläger, wir sind drin. Brauchen weitere Instruktionen.«

»D’accord, Schläger«, erklang erneut die Stimme von Lieutenant Pierre Leblanc, dem Kommunikationsspezialisten der Gruppe, der den Einsatz von der Basis aus koordinierte. »Vor euch müsste sich jetzt ein langer Gang befinden, mit Abzweigungen nach beiden Seiten.«

»So ist es. Welche davon sollen wir nehmen?«

»Die linke. Dann etwa 50 Meter geradeaus.«

»Verstanden, Werfer. Der Ball ist unterwegs.«

Mark und Caruso huschten den Gang hinab und nahmen die Abzweigung nach links. Nach etwa 50 Metern trafen sie auf eine weitere Kreuzung. Diesmal schickte Leblanc sie nach rechts. Nach weiteren 20 Metern gelangten sie an eine Treppe, die steil nach unten führte. Etwa bei der Mitte merkten sie, dass der Funkkontakt zu Leblanc schwächer wurde, trotz des Signalverstärkers, den Caruso auf dem Rücken trug.

»Werfer, wir kriegen langsam Probleme, dich zu hören«, flüsterte Mark. »Der Stahlbeton hier unten ist meterdick.«

»Pas de problème«, kam es zurück, »kein Problem. Nicht mehr weit … nur noch … nächste Kreuzung rechts … Lagerhalle …«

Es knackte, und der Funkkontakt brach ab – jetzt waren Mark und Alfredo auf sich gestellt.

Die Maschinenpistolen im Anschlag, erreichten sie das Ende der Treppe. Hier unten stank es zum Davonlaufen. Fauliges Wasser stand in Pfützen auf dem Boden, und zwei Ratten verzogen sich quiekend, als die beiden SFO-Kämpfer auftauchten.

»Verdammte Biester«, flüsterte Caruso. »Die werden uns noch verraten.«

Mit einem Blick gebot Mark ihm zu schweigen. Für einen Moment hatte er den Eindruck gehabt, dass vom Ende des Korridors her Stimmen zu hören waren. Tatsächlich waren im nächsten Moment auch schon Schritte zu vernehmen, und die Silhouette eines Mannes war am anderen Ende des Korridors zu erkennen.

Mark und Caruso reagierten blitzschnell. Rasch huschten sie unter die metallene Treppe, spähten zwischen den rostigen Stufen hindurch, die Finger an den Abzügen der schallgedämpften Maschinenpistolen.

Der Mann war ein Wächter.

Er trug eine uralte, abgetragene Kampfmontur, die aus Versatzstücken verschiedener Uniformen zusammengesetzt war – französische Stiefel, amerikanische Drillichhosen, ein israelischer Parka und eine Mütze der Roten Armee, die noch Hammer und Sichel in der Kokarde hatte. Bewaffnet war er mit einem russischen Sturmgewehr, der guten alten Kalaschnikow, die ebenso billig war wie zuverlässig und beinahe überall auf der Welt anzutreffen. In diesem Fall handelte es sich um das Modell AK-47, das von seinem Erfinder, Michail T. Kalaschnikow, schon im zweiten Weltkrieg entwickelt und schließlich ab 1947 gebaut worden war. In vielen Ländern in Lizenz gefertigt, erreichte das AK-47 im Kaliber 7,62 x 39 mm bei Dauerfeuer immerhin eine Feuergeschwindigkeit von 600 Schuss pro Minute.

Mark hielt den Atem an, weil er glaubte, der Wächter hätte sie entdeckt. Aber der Mann, der in einer fremden Sprache vor sich hin murmelte, hatte ganz andere Sorgen. Er stellte sein Gewehr ab und fingerte am Bund seiner Hose herum, und schließlich urinierte er ungeniert gegen die Korridorwand.

»Na also«, flüsterte Caruso grinsend, »wenigstens wissen wir jetzt, woher der Gestank hier unten kommt.«

Der Wächter nahm seine Waffe wieder auf und trollte sich, und die SFO-Kämpfer hatten freies Feld. Sie nahmen die Abzweigung, die Leblanc ihnen angegeben hatte, und standen einen Augenblick später vor einem schweren Stahlschott, das mit einem klobigen Bolzen verriegelt war.

»Das ist die Lagerhalle«, stellte Mark fest. »Nun werden wir gleich erfahren, ob die Information aus Kabul auch etwas wert war.«

Das war der Grund für ihren Einsatz in der Türkei.

Ein Mitarbeiter der Vereinten Nationen, der in Afghanistan für die Koordination der neu eingerichteten Sicherheitsbehörden zuständig war, hatte aus angeblich zuverlässiger Quelle Informationen über illegale Chemikalien erhalten, die über die Türkei an den Hindukusch gelangten, wo sie an Warlords und Terroristen verscherbelt wurden, die daraus Bomben und andere böse Überraschungen bastelten.

Nach einem blutigen Zwischenfall in Istanbul, wo es zu einer Schießerei zwischen rivalisierenden Waffenschiebern gekommen war, hatte man Special Force One auf die Sache angesetzt. Ein Bandenmitglied, das bei dem Schusswechsel schwer verletzt worden war, hatte kurz vor seinem Tod noch einige Informationen preisgegeben. Diese hatten Colonel Davidges Leute nach Anatolien geführt, in diesen alten Bunker, der angeblich als Zwischenlager diente.

Marks und Carusos Aufgabe bestand darin, diesen Verdacht vor Ort zu überprüfen und Beweismaterial zu sammeln – und sie waren dicht davor, ihr Missionsziel zu erreichen.

Glücklicherweise war das Schott nicht verschlossen. Während Mark Wache hielt und sicherte, stemmte sich Caruso dagegen und schob eine Hälfte des Schotts auf. Sofort schlüpften die beiden SFO-Kämpfer durch die entstandene Öffnung und schlossen das Schott wieder. In der völligen Dunkelheit, die nun herrschte, aktivierten sie die Scheinwerfer, die an den Läufen ihrer Maschinenpistolen angebracht waren.

In den schmalen Lichtkegeln, die die Hochleistungslampen in die Dunkelheit schnitten, konnten Mark und Caruso einen geräumigen Lagerraum mit Wänden aus kahlem Beton erkennen. Einige Ratten stoben entsetzt davon, als das Licht sie erreichte. Aber bis auf die Ratten und den Dreck, den sie hinterlassen hatten, war der Lagerraum leer.

»Verdammt«, zischte Caruso. »Das Lager hätten wir gefunden, aber hier ist nichts. Wie’s aussieht, sind wir zu spät gekommen.«

Mark nickte nur und ging daran, den Lagerraum abzusuchen. Auf dem Boden waren Schleifspuren zu sehen. Was immer hier gelagert hatte, es war in schwere Metallcontainer verpackt gewesen und erst vor kurzem von hier fortgebracht worden. Offenbar waren sie tatsächlich zu spät dran. Vielleicht hatten die Schmuggler nach dem Zwischenfall in Istanbul das Lager vorsichtshalber geräumt.

Mark gab eine leise Verwünschung von sich. Er schätzte es nicht, seinen Hintern zu riskieren, wenn nichts dabei herauskam. Nach den Angaben des Informanten hätte diese Halle bis unter den Rand gefüllt sein müssen mit Kisten, die gefährliche Chemikalien enthielten – Stoffe, aus denen sich hochexplosive Sprengstoffe herstellen ließen.

Es war kein Geheimnis, dass die Terrororganisationen des Nahen Ostens äußerst knapp an Substanzen wie Salpetersäure und Nitroglycol waren – Stoffe, die dringend benötigt wurden, um wirksame Explosivstoffe herzustellen. Diese Quelle zum Versiegen zu bringen, hätte die Friedensbemühungen in Afghanistan einen großen Schritt vorangebracht.

»Merda«, wetterte Caruso. »Wie sollen wir eine Probe von etwas mitbringen, das nicht mehr da ist, kann mir das mal einer erklären?«

»Augenblick«, sagte Mark, der im Licht des Lampenscheins etwas entdeckt hatte – eine Pfütze, deren Oberfläche seltsam schillerte. Mark nahm die Pfütze näher in Augenschein, beugte sich hinab und schnupperte daran. Was immer das für eine Flüssigkeit war, es war kein Wasser …

»Was denn«, frotzelte Caruso, dem der Humor nie ausging, »hast du solchen Durst, dass du jetzt schon die Pfützen aussaufen musst?«

Mark ließ sich nicht beirren und griff in eine der Taschen, die auf seiner Kampfweste aufgesetzt waren, beförderte das Probekit zutage, das man ihm mitgegeben hatte. Rasch öffnete er es und holte eines der Reagenzgläser hervor, füllte es kurzerhand mit der bräunlichen Flüssigkeit.

»Ich weiß nicht, was das ist«, erklärte er dazu, »aber vielleicht ist es ja der Beweis, nach dem wir suchen. Ina wird es uns sagen können.«

»Dr. Lantjes«, verbesserte Caruso und schnitt eine Grimasse. »Wenn sie wüsste, dass du sie in ihrer Abwesenheit beim Vornamen nennst, würde sie dir wahrscheinlich eine Spritze ins Gesäß rammen.«

Mark musste grinsen. Es stimmte schon – die Niederländerin, die das Team als Ärztin und, in Ausnahmefällen, auch als Wissenschaftlerin begleitete, liebte es, ihre raue Schale nach außen zu kehren. Dabei war Mark davon überzeugt, dass Dr. Lantjes auch einen weichen, einen sehr weichen Kern besitzen musste. Ihn zu entdecken, konnte bisweilen allerdings fast lebensgefährlich sein …

In aller Eile steckte er das Reagenzglas in den Schaumgummi zurück, klappte das Etui wieder zu und ließ das Kit in der Tasche verschwinden. Unterdessen machte Caruso ein paar Aufnahmen mit der Digitalkamera, die er dabei hatte. Darauf wollten sich die beiden Männer zum Gehen wenden, als sie von draußen laute Schritte hörten – und diesmal waren es nicht nur einzelne.

Ein ganzer Trupp kam den Korridor herab und näherte sich dem Schott.

Mark und Caruso wechselten einen raschen Blick, dann huschten sie auch schon zur Tür und nahmen links und rechts davon Aufstellung, die MP7 im Anschlag. So pressten sie sich eng an die Wand, während die Schritte immer lauter wurden. Erst kurz vor dem Schott verstummten sie.

Mark und Caruso hielten den Atem an, tauschten einen angespannten Blick. Ihre schwitzenden Handflächen umklammerten die Griffe ihrer Waffen, ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Beide stellten sich innerlich darauf ein, jeden Augenblick in eine heftige Schießerei verwickelt zu werden und um ihr Leben kämpfen zu müssen – und beiden war klar, wie ihre Aussichten in diesem ungleichen Kampf standen.

Aus einem Bunkersystem wie diesem zu entkommen, wenn der Feind einen erst entdeckt hatte, war so gut wie unmöglich. Und unabhängig davon, ob sie erschossen wurden oder in Gefangenschaft gerieten – die Vereinten Nationen würden jede Mitwisserschaft an dem Einsatz leugnen, das war die Praxis.

Mark bemühte sich, diese Gedanken zu verdrängen. Augenblicke dehnten sich zu Ewigkeiten aus, während er nur da stand, seine Waffe in der Hand, und wartete.

Jemand legte Hand an das Schott, und es wurde geräuschvoll beiseite geschoben.

Licht fiel in den Lagerraum, am Boden war der Schatten eines Mannes zu sehen, der eine Kalaschnikow trug. Dazu waren Stimmen zu hören, die sich auf Türkisch unterhielten.

Einmal mehr bedauerte Mark, dass er kein Wort davon verstehen konnte, aber die Männer machten nicht den Eindruck, als wären sie in besonderer Aufregung. Der Mann am Schott trat noch einen Schritt vor, und Mark konnte ihn von der Seite sehen, einen bärtigen Koloss in schäbiger Uniform, der prüfend ins Halbdunkel blickte.

Caruso zuckte unmerklich. Mark konnte sehen, dass der Italiener kurz davor stand, zu handeln. Wenn der Wachmann auch nur einen Schritt machte …

Aber er tat es nicht.

Der Wächter schnaubte und sagte etwas Unverständliches, dann machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Lager wieder. Das Schott wurde geschlossen, und der Lagerraum fiel wieder in Dunkelheit. Die Wachleute trollten sich.

Noch einen Augenblick verharrten Mark und Caruso reglos. Der Italiener gewann die Sprache zuerst zurück.

»Puuuh«, machte er, »ganz schön knapp, was?«

»Allerdings. Ich dachte schon, du verlierst die Nerven.«

»Die Nerven verlieren? Ich? Da kennst du den alten Alfredo aber schlecht. Ich bin die Beherrschung in Person, wie du inzwischen wissen solltest.«

»Na klar«, schnaubte Mark, »und Schweine können fliegen.«