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Wenn Schatten sprechen, wird die Wahrheit zur tödlichen Gefahr. Aylin lebt mit einer zerrissenen Vergangenheit – und einem Geheimnis, das sie fast zerstört hätte. Als die Grenzen zwischen Realität und Wahn verschwimmen, wird sie von Albträumen verfolgt, die grausamer sind als jeder Feind. Noah ist ihr einziger Verbündeter – doch kann er wirklich existieren? Lennard Falk, ein Mann mit düsteren Motiven, spielt ein gefährliches Spiel um ihre Seele. In einem Netz aus Lügen, Verrat und verdrängten Erinnerungen beginnt eine Jagd auf Leben und Tod. Wer ist Freund, wer Feind? Und wie viel Wahrheit hält eine zerbrochene Psyche aus? Ein Psycho-Thriller, der bis zur letzten Seite fesselt – und den Leser in die Abgründe der menschlichen Seele zieht.
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Seitenzahl: 34
Veröffentlichungsjahr: 2025
Berlin. Februar. Grau. Der Regen fiel nicht – er schwebte. Schwer wie Blei, leicht wie Dunst. Eine jener Nächte, in denen selbst die Neonlichter der Stadt träge wirkten.
Dr. Lennard Falk stand am Fenster seiner Altbauwohnung in Prenzlauer Berg und starrte auf den Innenhof, der wie ein vergessener Schacht zwischen den Häusern lag. Eine graue Katze huschte über das nasse Kopfsteinpflaster. Hinter ihm: Stille. Und dann – das Kratzen.
Wieder.
Er drehte sich um. Noah saß auf dem Boden, wie jeden Abend. Die Beine angewinkelt, den Rücken kerzengerade. Vor ihm: ein DIN-A3-Block und Bleistifte in Reih und Glied. Seine Finger bewegten sich schnell, fast mechanisch. Linien, Schraffuren, ein Schattenriss. Immer derselbe Stil. Immer dieselbe Obsession.
„Noah?“, sagte Lennard leise. Keine Antwort.
Er trat näher, beugte sich über die Schulter seines Sohnes – und fror. Das Bild zeigte ein Zimmer. Nüchtern eingerichtet. Ein Sessel, zerschlissen. Eine offene Tür. Und an der Wand, kaum erkennbar im Schraffurmuster: ein Spritzer, wie ein dunkler Flügel. Blut?
„Was ist das?“, fragte Lennard. Noah zeichnete weiter. Der Junge sprach nicht – zumindest nicht in Sätzen. Seit Jahren nicht. Worte kamen selten. Bilder dagegen… ständig.
Lennard runzelte die Stirn. „Hast du das gesehen? Ist das aus einem Film? Oder aus dem Traum?“
Keine Reaktion.
Er seufzte, stand auf und fuhr sich durch das Haar. Er kannte dieses Muster: Noah würde nicht antworten. Vielleicht in zwei Tagen, vielleicht gar nicht.
Am nächsten Morgen trank Lennard seinen Kaffee in der Küche, während Noah still am Tisch saß und Butter auf eine trockene Scheibe Toast schmierte. Im Radio lief der Verkehrsfunk, dann die Nachrichten. Lennard hörte nur mit halbem Ohr zu – bis ein Wort ihn traf wie ein Schlag:
„…wurde in den frühen Morgenstunden eine Frau tot in ihrer Wohnung im Bezirk Charlottenburg aufgefunden. Die Polizei spricht von einem gezielten, extrem brutalen Vorgehen. Hinweise auf ein Gewaltverbrechen. Die Wohnung war unverschlossen…“
Lennard erstarrte. Er griff das Zeichenblatt vom Abend zuvor, das noch immer auf dem Sideboard lag. Sessel. Tür. Wand. Er blinzelte. Dann hörte er den Nachrichtensprecher weiter:
„…Besonderes Detail: An der Wand des Tatorts fand sich ein auffälliger Spritzwinkel – möglicherweise Blut. Die Kriminaltechnik ist vor Ort…“
Lennard sah zu Noah. Der Junge kaute mechanisch, ohne aufzusehen. Langsam legte Lennard das Bild auf den Tisch. Seine Finger zitterten.
„Noah…“, flüsterte er. „Woher… wusstest du das?“
Keine Antwort.
Kapitel 2 – Das Muster im Blut
Charlottenburg, 06:42 Uhr. Die Straßen waren leergefegt, als Hauptkommissarin Aylin Demir aus dem silbergrauen Passat stieg und sich die Kapuze überzog. Der Regen hatte aufgehört, aber die Stadt war noch immer nass, wie von innen beschlagen.
„Dritte Etage“, sagte der uniformierte Streifenpolizist am Hauseingang. „Nachbarn haben sich über Lärm beschwert. Schreie. Dann Stille. Tür war nicht abgeschlossen.“
Aylin nickte knapp und stieg die Stufen hinauf. Der Geruch von altem Teppich und Nikotin war ihr vertraut. Die Wohnungstür stand offen. Vor der Schwelle: blau-weiße Absperrbänder, ein Gerichtsmediziner im Overall, kniend, Fotos machend.
„Name des Opfers?“
Ein junger Kollege reichte ihr eine Mappe. „Sybille Mertens, 39 Jahre. Wohnt allein. Beruf: Sozialpädagogin. Keine Vorstrafen, keine bekannten Feinde.“
Aylin trat ein. Das Wohnzimmer war nüchtern, fast steril. Graue Vorhänge, ein Ledersessel, ein Bücherregal, wenig Persönlichkeit. Doch an der Wand…
Sie trat näher.
„Was zum Teufel…“
Der Blutspritzer war bizarr. Kein wildes Chaos, sondern ein gleichmäßiger, schräg verlaufender Strahl, der in einem Bogen endete. Fast geometrisch. Aylin ging in die Hocke, betrachtete den Boden. Kein Zeichen eines Kampfes. Keine durchwühlten Schränke. Kein Raub.
„Sie wurde überrascht“, sagte sie mehr zu sich selbst. „Oder hat den Täter gekannt.“
Der Gerichtsmediziner blickte auf. „Wir schätzen die Todeszeit auf kurz nach Mitternacht. Kein Einbruch, keine Kampfspuren. Kehle durchtrennt, sauber. Ein Schnitt, kein Schlachten.“
Aylin spürte, wie ihr Nacken kribbelte. „Und das Muster an der Wand?“
„Ungewöhnlich. Wir dachten erst, es sei Zufall. Aber sehen Sie mal genau hin…“ Er hielt ihr ein Tablet hin. Darauf: ein stark vergrößertes Bild des Blutspritzers.
Aylin sah genauer hin – und erstarrte. „Das sieht aus wie… eine Figur.“
„Wie bitte?“
„Da. Die Linien. Sehen aus wie Schultern… ein Kopf… fast wie ein Schattenriss.“