Spielintelligenz im Fußball - Horst Wein - E-Book
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Spielintelligenz im Fußball E-Book

Horst Wein

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Beschreibung

Spielintelligenz im Fußball – Kindgemäß trainieren zeigt eindrucksvoll, wie das komplizierte Fußballspiel mit einem altersgerechten Training in vier verschiedenen Entwicklungsstufen und mit einem neuen Wettspielmenü, das auch die Spielintelligenz Schritt für Schritt fördert, perfekt an die geistigen und körperlichen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen angepasst werden kann. In Horst Weins international anerkanntem Fußballentwicklungsmodell geht das motorische Lernen Hand in Hand mit dem kognitiven Lernen. Jeder Spieler lernt, das Spiel ab dem Alter von 8 Jahren richtig zu "lesen", dank der Bedeutung, die der Autor der Wahrnehmungsfähigkeit und der Entscheidungsfindung in allen seinen altersspezifischen Programmen einräumt. Anstatt zu instruieren, wird hier stimuliert und anstatt Lösungen zu geben, werden die Trainer dazu animiert, Probleme zu präsentieren. Dieses reich illustrierte Handbuch ist bereits ein Bestseller in englischer und in spanischer Sprache.

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Seitenzahl: 602

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Horst Wein

Spielintelligenz im Fußball

kindgemäß trainieren

Meyer & Meyer Fachverlag & Buchhandel GmbH

Inhaltsübersicht

Disclaimer/DownloadsVorwortVorwort des AutorsA Einführung1 Das Fußballentwicklungsmodell mit seinen 5 Stufen2 Warum ein Entwicklungsmodell?3 Eine neue Periodisierung der Wettkampfstruktur im Kinder- und Jugendfußball – wichtiger Baustein einer optimalen Leistungsentwicklung4 Die Notwendigkeit einer perfekten Anpassung des Wettspiels an die Fertig- und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen5 Training und Wettspiel bilden eine Einheit6 Das Training findet im Spiel statt7 Die Entwicklung der Spielintelligenz im Kinder- und Jugendfußball8 Was ist Spielintelligenz?9 Wie manifestiert sich Spielintelligenz im Spiel?10 Was ein Jugendtrainer wissen sollte, bevor er die Spielintelligenz seiner Schüler stimuliert11 Neue Tendenzen im Fußballcoaching12 Der Lern- und Lehrprozess zur Entwicklung der Spielintelligenz in 4 Phasen1. Phase: Die Bedeutung der Wahrnehmung für die Leistung eines Fußballspielers2. Phase: Die Wichtigkeit des Verstehens und der Interpretation der wahrgenommenen Information3. Phase: Über die Bedeutung richtige Entscheidungen treffen zu können4. Phase: Über die Wichtigkeit einer soliden technischen Ausführung13 Besseres Spielniveau durch ein optimales Coaching des Spielintelligenz-ProzessesB Die erste Fussballentwicklungsstufe: Spiele für grundlegende Fertigkeiten und FähigkeitenI Organisatorische und psychopädagogische Aspekte, die vor der Anwendung der „Spiele für grundlegende Fertigkeiten und Fähigkeiten“ zu beachten sind1 Der Sportkindergarten2 Die Fußballschule3 Vitale Bedürfnisse junger Fußballspieler4 Charakteristische Eigenschaften der Kinder zwischen 7 und 10 Jahren und wie sich der Ausbilder daran orientieren sollte5 20 Eigenschaften, die der Jugendtrainer haben sollte, um von seinen Spielern akzeptiert zu werden6 Die Wettkampfphilosophie im Kinder- und Jugendfußball7 Was ist für die Ausbildung junger Fußballspieler wichtiger, zu siegen oder sich optimal auf die Zukunft vorzubereiten?8 Wettspielmenüs für Kinder und Jugendliche9 Warum sollten Wettspiele 11:11 im Ligaformat erst ab 14 Jahren ausgetragen werden?10 Die Wahl der Spielfeldausmaße11 Zur Benutzung der „breiten“ Tore12 Das Gewicht und der Umfang des Balls13 Das Spiel mit dem schwächeren Fuß14 Vorbereitung einer Trainingseinheit mit AnfängernII Spiele für grundlegende Fertigkeiten und Fähigkeiten1 Spiele zur Ballführung ohne und mit Gegner2 Spiele zum Passen, zur Ballan- und -mitnahme und zum Torschuss3 Spiele zur Abwehr4 Spiele im Labyrinth5 Fußballdekathlon6 Fußballtriathlon 2:27 Die Bedeutung von MehrzweckspielenC Die zweite Fußballentwicklungsstufe: Spiele fürI kindgemäß trainieren1 Die vereinfachten Spiele – der wichtigste Baustein des Kinder- und Jugendfußballs2 Was sind vereinfachte Spiele?3 Für das Spiel trainieren4 10 Gründe für das Lernen und Lehren mit vereinfachten Spielen5 Schlussfolgerung6 Die Korrekturspiele oder -übungen – integraler Bestandteil der vereinfachten Spiele7 Warum und wozu Korrekturübungen und -spiele?II Programm von 10 vereinfachten Spielen für ZweiermannschaftenErstes vereinfachtes Spiel: 2:1 auf zwei breite ToreZweites vereinfachtes Spiel: 2:1 mit zwei breiten Toren und KonterangriffDrittes vereinfachtes Spiel: 2:2 auf vier gegenüberstehende ToreViertes vereinfachte Spiel: 2-3 x 2:1 mit TorschussFünftes vereinfachtes Spiel: 2:2 mit Steilpass zu einer SturmspitzeSechstes vereinfachtes Spiel: 1:1 im WechselSiebtes vereinfachtes Spiel: Ballkontakt mit anschließendem Umspielen des GegnersAchtes vereinfachtes Spiel: Abspiel zum gedeckten MitspielerNeuntes vereinfachtes Spiel: Ballhalten in der 2:1-Situation10. vereinfachtes Spiel: 2:2 auf zwei breite Tore1 Voraussetzungen, um mit vereinfachten Spielen zu lehren und zu lernen2 Unterrichtsmodell für einen Wettkampf in einem vereinfachten Spiel3 Dem Training den Reiz des Spiels verleihen4 Fußballtriathlon 3:35 Fußballpentathlon 3:36 Die 10 Gebote des Fußballtrainings mit Kindern7 Zergliederungs- oder Ganzheitsmethode?8 regeln9 Warum ?III Vorbereitende Spiele für zum Erlernen und Lehren technischer und intellektueller Fähigkeiten01 Minispiele 3:01 Über die Notwendigkeit, Fragen zu stellen2 Test der Spielfähigkeit im3 Der pentathlonIV Die Entwicklung der Spielintelligenz mit den Varianten von1 mit zurückhängendem Abwehrspieler1 Vorschlag für eine Saisonplanung mit wettkämpfenV Vom zum Fußball 7:71 3:31 Warum 3:3 mit vier Toren und nicht 4:4 mit zwei Toren?2 Die Rechte der Kinder beim FußballspielenD Die dritte Fußballentwicklungsstufe: Spiele für Fußball 5 und für Fußball 7I Fußball 5 und Fußball 7 kindgemäß trainieren und verstehen lernen1 Regeln für Fußball 5 (Futsal)2 Regeln für Fußball 73 Warum Fußball 7 und nicht Fußball 11?II Vereinfachte Spiele für Dreiermannschaften1. Ballhalten 3:1 in zwei getrennten Spielzonen2. Schnellangriff 3:1 + 23. 3:1 mit Aushelfen eines zweiten Verteidigers4. 3:3 auf vier gegenüberstehenden Toren5. 3:2 auf zwei breite Tore mit Konterangriff6. 3:2 + 1 mit drei Mannschaften7. Ballhalten in der 3:2-Situation8. Steilpassspiel 3:1 + 1 + 19. 3:3 auf zwei breite Tore10. 3:3 mit Pässen durch eines der vier Tore11. Flankenschlagen mit Kopfball aufs Tor 3:312. Torschüsse mit Gegner- und Zeitdruck13. 3 gegen 2 mit Torschuss14. Torschuss unter Zeit- und GegnerdruckIII Die Ausbildung des jungen Torhüters1 Das Profil eines Torhüters2 Einige wichtige Tipps für Torhüter3 Das Torhüterentwicklungsmodell4 Das Abfangen oder Blockieren von flachen, halbhohen und hohen Bällen und das Ablenken des Balls5 Das Spiel des Torwarts außerhalb des Tors6 Das offensive Spiel des Torhüters7 Der TorhüterzehnkampfIV Der Fußball-Triathlon 4vs.4V HeptathlonTest 1: Individueller Balltransport über eine Strecke von 10 mTest 2: Kollektiver Balltransport mit dem KopfTest 3: 1 gegen 1-Situation: zwanzig Angriffe im feldTest 4: 2 gegen 1-Situation: fünf AngriffeTest 5: Schnelles TorTest 6: Kopfball nach FlankeTest 7: Ballhalten in der 3 gegen 1-SituationTest zum Auswechseln von einem der 7 Tests: Fussball-Tennis “4 gegen 4”VI 5:51. FORMiño mit offiziellen Regeln2. Überdribbeln der gegnerischen Endlinie3. mit Durchdribbeln von 2 breiten Toren4. mit Handicap5. auf diagonal gegenüberstehende Tore6. auf umgekehrte Tore auf den 6-m-Linien7. im längsgeteilten Feld8. Ballhalten in der 5:3-Situation mit abwägen von Risiken9. Ballhalten in der 5 gegen 4-Situation10. mit Torschuss in eines der 6 Tore11. mit 2 Bällen gleichzeitig12. mit Kontern nach jedem Gegentor13. Schnelles Umschalten14. Risiko kalkulierenE Die vierte Fußballentwicklungsstufe. Vereinfachte Spiele für Fußball 8I Fußball 8 kindgemäß trainieren1 Regeln für Fußball 82 Warum Fußball 8 und nicht Fußball 11?II Programm von 12 vereinfachten Spielen für VierermannschaftenErstes vereinfachtes Spiel: Ballhalten 4:2 in zwei getrennten ZonenZweites vereinfachtes Spiel: Schnellangriff 4:2 mit drei MannschaftenDrittes vereinfachtes Spiel: Steilpass zu einer „raumgedeckten“ SturmspitzeViertes vereinfachtes Spiel: Befreiung von GefangenenFünftes vereinfachtes Spiel: Ballhalten 4:4Sechstes vereinfachtes Spiel: Ballführen über die EndlinieSiebtes vereinfachtes Spiel: Steilpässe aus dem MittelfeldAchtes vereinfachtes Spiel: Angriff, Torschuss und KonterangriffeNeuntes vereinfachtes Spiel: Torschussspiel auf vier Tore10. vereinfachtes Spiel: Flankenschlag mit Kopfball aufs Tor11. Vereinfachtes Spiel: Schulung der gemeinsamen Abwehrarbeit ( „Doppeln“) von zwei Verteidigern12. vereinfachtes Spiel: Abwehrverhalten in der Unterzahl 3:3III Test der Spielfähigkeit für 12 und 13 Jahre alte SpielerIV Notwendige Voraussetzungen für die Entwicklung kreativer FußballspielerV Unterschiede zwischen einer modernen und der traditionellen Lehrweise des Fußballs1 Wie das Talent eines Spielers bis zu seinem 13. Lebensjahr unterstützt und stimuliert werden sollte2 10 Regeln für eine ständige Verbesserung3 100 Vorteile beim Arbeiten mit dem altersgerechten FußballentwicklungsmodellAnhangLiteraturverzeichnisDer Autor: Horst WeinBildnachweis:Nachruf auf Horst Wein (1941-2016)

Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir uns entschlossen, durchgängig die männliche (neutrale) Anredeform zu nutzen, die selbstverständlich die weibliche mit einschließt.

Einige Abbildungen im Innenteil des Buchs waren für die Darstellung im E-Book nicht besonders gut geeignet. Sie können diese bei Bedarf gesammelt herunterladen. Ein entsprechender Verweis ist bei den betroffenen Abbildungen zu finden.

Vorwort

„Wir brauchen intelligente und kreative Spieler!“ Eine Forderung, die man von Trainern dauernd hört. Nicht unbegründet, denn Kreativität und Spielwitz sind entscheidende Kriterien eines erfolgreichen Spiels. Doch wie können wir die dazugehörigen Spieler ausbilden? Spieler, die zum richtigen Zeitpunkt das Richtige tun. Eben Spieler, die – um ein Spiel erfolgreich zu gestalten – in jeder Spielsituation die richtige Entscheidung treffen und einen passenden Lösungsweg finden. Hierfür bedarf es einer systematischen Entwicklung aller fußballerischen und intellektuellen Fähigkeiten vom Grundlagentraining (Kindesalter) bis zum Leistungstraining. Ein Aspekt, der in der Trainingsplanung leider immer noch viel zu sehr vernachlässigt wird.

Horst Wein beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit diesem Thema und beschreibt in seinem Buch auf beeindruckende und nachvollziehbare Art und Weise seine Lehr- und Lernmodelle zur optimalen Entwicklung der Spielintelligenz bei jungen Fußballspielern. Er zeigt Spiel- und Übungsformen auf, die Schritt für Schritt in methodisch sinnvoller Vorgehensweise das Potenzial von Kindern und Jugendlichen erwecken und stimulieren. Der Wechsel zwischen deduktiven und induktiven Trainervorgaben beinhaltet sowohl das freie, unangeleitete Spiel, in dem die Kinder – wie z. B. im Straßenfußball – selbst entdeckend Erfahrungen sammeln, als auch Übungsformen, bei denen ein Ablauf präzise vorgegeben ist. Horst Wein ist ein Meister darin, Kinder aktiv durch gezielte Fragestellungen zu selbstständigem Denken und Handeln in ihrem Fußballentwicklungsprozess aufzufordern.

Die kindgemäße Lehrweise von Horst Wein hat mich so überzeugt, dass wir diese Spiel- und Übungsformen fest in unser Ausbildungskonzept beim HSV Hamburg aufgenommen haben. Sie ist ein wichtiger Baustein in unserer ganzheitlichen Kinderausbildung. So spielen zum Beispiel unsere Kindermannschaften beim HSV Hamburg anstelle normaler 7:7-Spiele größtenteils festivals im 3:3 auf vier Tore nach dem Modell von Horst Wein, umgesetzt und organisiert durch unseren Koordinator für diesen Bereich, Frank Fröhling.

Ich stimme Horst Wein voll und ganz zu: „Fußball beginnt im Kopf und nicht im Fuß!“

Meine Empfehlung: Jeder Kinder- und Jugendtrainer sollte sich mit den hervorragenden Gedanken von Horst Wein intensiv auseinandersetzen!

Bernhard Peters Direktor für Sport- und Nachwuchsausbildung HSV Hamburg

Vorwort des Autors

Kennen Sie die interessante Geschichte eines weltberühmten Konditors? Nein? Dann werde ich sie Ihnen erzählen, weil ich glaube, dass Sie dann mit Ihren jungen Fußballspielern ein sehr viel besseres Training durchführen werden.

Es war einmal ein Konditor, der nicht nur in seiner Heimatstadt, sondern auch weit darüber hinaus mit Abstand die beste Schokoladentorte herstellte, die man sich vorstellen kann. Mit den Jahren wurde er nicht nur bei seiner Kundschaft, sondern auch weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Nebenbei wurde er auch sehr wohlhabend, weil immer mehr Menschen seine köstliche Torte probieren wollten.

Was glauben Sie? Sind auch Sie dazu imstande, eine ebenso köstliche Torte wie unser Konditormeister zu backen? Ja oder nein? Natürlich sind Sie dazu imstande! Dies setzt jedoch voraus, dass er Ihnen sein Erfolgsrezept verrät, dessen Herstellung ihn viele Jahre lang viel Schweiß, Mühe und Hunderte von Experimenten mit vielen Fehlern und wenigen Erfolgserlebnissen kostete.

Das Gleiche würde Ihnen passieren, wenn Sie anstatt einer köstlichen Torte optimale Resultate bei der Entwicklung Ihrer jungen Fußballspieler erzielen möchten, insofern Sie über kein vernünftiges Rezept dafür verfügen. Bevor Sie diese verantwortungsvolle und wichtige Aufgabe mit der Jugend übernehmen können, wäre es daher sinnvoll, einen speziellen Plan für das über Jahre dauernde Training zu haben, der Ihnen Auskunft darüber gibt, wie Sie in jeder Entwicklungsphase des jungen Fußballspielers vorgehen sollten, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

Welche Informationen gibt Ihnen denn ein Rezept? Es gibt Ihnen Auskünfte über alle Zutaten (Mehl, Eier, Zucker etc.), die Sie für Ihre Arbeit brauchen. Aber reichen diese Informationen aus, um eine köstliche Torte zu backen bzw. ein optimales Training im Fußball durchzuführen, das alle Kinder stimulieren kann? Natürlich nicht! Man muss darüber hinaus auch die Menge von jeder einzelnen Zutat kennen (Im Fußball würde das bedeuten: Welches technisch-taktische und konditionelle Anforderungsprofil muss ein junger Fußballspieler in seiner jeweiligen Altersklasse erfüllen?) und wissen, in welcher Reihenfolge sie anzuwenden sind, um zum Erfolg zu kommen.

Was würde passieren, wenn Sie am Anfang des Kuchenbackens bzw. des Anfängertrainings im Fußball die Handlungen ausführen würden, die der Konditormeister in seinem Rezept für den Schluss vorgesehen hat? Würde Ihre Schokoladentorte dann so appetitlich sein, wie die des berühmten Konditormeisters bzw. würde Ihr Training dann Ihre Kinder begeistern und ihr Lernen stimulieren? Ich habe meine Zweifel.

Sicherlich aber wird Ihre Arbeit sowohl als Konditor als auch als Fußballtrainer von Erfolg gekrönt sein, wenn Sie über ein gutes Rezept mit den richtigen Zutaten, den entsprechenden Mengen und einem genauen Ablauf der auszuführenden Handlungen verfügen und es dann mit Sorgfalt Punkt für Punkt anwenden.

Nun frage ich Sie noch einmal: Wäre es Ihnen möglich, eine so wohlschmeckende Schokoladentorte zu backen, wie es nur der weltberühmte Konditormeister konnte bzw. ein Fußballtraining mit Kindern zu leiten, in dem das vereinfachte Spiel der Meister ist (und nicht der Trainer). Er lässt die jungen Spieler Schritt für Schritt und ohne Eile durch eigenes Entdecken wichtige neue Erfahrungen sammeln, die dann im Langzeitgedächtnis gespeichert werden?

Im Falle einer bejahenden Antwort lade ich Sie dazu ein, die nächsten 366 Seiten zu lesen und die vorgeschlagenen Menüs von

„Spielintelligenz im Fußball kindgemäß trainieren“

mit Ihren jungen Spielern auszuprobieren.

A Einführung

1 Das Fußballentwicklungsmodell mit seinen 5 Stufen

In der Natur hat alles seinen geregelten Ablauf. Eine Nacht geht allmählich und ohne jegliche Eile in einen neuen Tag über, so wie ein Nachmittag langsam zum Abend wird und sich dann in eine neue Nacht verwandelt. Eine Jahreszeit folgt der nächsten immer in einer seit Jahrhunderten vorprogrammierten Folge. Die Pflanzen entwickeln sich aus den Samen, so wie jeder Mensch – und auch der Fußballspieler – obligatorisch jede einzelne der vielen Entwicklungsphasen durchlaufen muss, bevor er erwachsen wird. Alles befindet sich in einer natürlichen Ordnung ohne jegliche Eile, weil die Natur keine abrupten Sprünge kennt.

Nur wir, Trainer, Eltern, Spieler oder Offizielle, sind ungeduldig und überstürzen oft die Ereignisse, weil sich unsere Gedanken häufig schneller bewegen als unser Leben. Unsere Hast, die natürlichen Prozesse in der Entwicklung unserer jungen Fußballspieler zu beschleunigen oder gar nicht zu beachten, führt in vielen Fällen zu enttäuschenden Leistungen vieler unserer Berufsfußballer, die in ihrer Jugend noch als große Talente galten.

Ein Fußballtraining traditioneller Prägung, welches sich den Gesetzen der Natur und ihren Normen nicht anpasst und ihre charakteristischen psychophysischen Besonderheiten nicht berücksichtigt, ist leider im Fußball und insbesondere im Jugendfußball noch weit verbreitet, da, in Ermangelung entsprechender Kenntnisse, weiterhin nach konventionellen Methoden trainiert wird. Jede Veränderung führt zunächst zu einer gewissen Ermüdung und Unbequemlichkeit, bis man sich auf den Wechsel und die neuen Anforderungen eingestellt hat. Zum Schluss können dann nach einer gewissen Zeit die Früchte geerntet werden, die man vorher gesät hat.

Der Lehrweise des Fußballspiels sollte heute wegen ihrer unzweifelhaften Bedeutung, die sie für die Zukunft junger Fußballspieler besitzt, mehr Aufmerksamkeit geschenkt und diese sollte so präzise definiert werden, dass sich jeder Jugendtrainer daran orientieren kann, um dann effektiver und attraktiver lehren zu können.

Die improvisierten Lehr- und Lernmodelle, mit denen in den meisten Klubs in den letzten Jahrzehnten experimentiert wurde, sollten wegen ihrer geringen Effektivität durch ein programmiertes Lehren und Lernen (siehe das Programm von „Fußball kindgemäß trainieren“) abgelöst werden, das bereits in einigen Ländern zu optimalen Ergebnissen beim Lernen des Fußballspielens mit den jüngeren Altersstufen führte.

Um die Lernerfolge in allen Vereinen im Kinder- und Jugendfußball zu optimieren, ist es notwendig, eine Methodik und Didaktik einzuführen, an der sich alle Kinder- und Jugendtrainer orientieren können. Nur so kann erreicht werden, dass alle Kinder und Jugendlichen, unabhängig davon, in welchem Land oder Klub sie aufwachsen, die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten haben. Als Folge würde natürlich die Zahl der Talente durch die Verbesserung der Lehrmethoden deutlich ansteigen.

„Von einem gelungenen Anfang an entwickelt sich alles zwangsläufig!“D. Millmann

Immer noch wird gefordert, dass die besten Fußballlehrer für den Kinder- und Jugendfußball zur Verfügung stehen sollten. Dies bleibt jedoch eine Utopie, weil Trainer im Kinder- und Jugendfußball generell sehr wenig verdienen und alle die, die über ausreichend Erfahrung und Kenntnisse verfügen, eher im Erwachsenenfußball tätig werden, weil hier die Gehälter deutlich höher sind.

Um dieses delikate Problem zu lösen und den Kinder- und Jugendfußballern keinen dauerhaften Schaden zuzufügen, sollten sich die Verantwortlichen in den Verbänden auf ein kindgemäßes Lehr- und Lernmodell für den Kinder- und Jugendfußball einigen, das den wenig erfahrenen Trainern genaue Hinweise darüber gibt, welche Trainingsinhalte und Wettkämpfe in jeder Altersstufe (z.B. für Achtjährige, 10-Jährige oder 12-Jährige) am effektivsten die Spielfähigkeit der Kinder stimulieren können. Die Folgen wären, ähnlich wie im Mathematikunterricht oder in anderen Schulfächern, weniger Irrtümer oder Fehler der Lehrer, die optimale Nutzung des Potenzials vieler junger Spieler und somit eine deutliche Anhebung des Spielniveaus von den F-Junioren aufwärts.

Für ein optimales kindgemäßes Lehr- und Lernmodell sprechen insbesondere der Schwierigkeitsgrad und die Komplexität des Fußballspiels. Oft müssen wir feststellen, dass sich selbst die besten Fußballspieler sehr häufig im Spiel irren und das mehrmals pro Minute. So ist es üblich, dass bei Jugendspielen und bei den Amateuren innerhalb von einer Minute (davon ist der Ball nur 40 Sekunden im Spiel) beide Mannschaften etwa 5 x den Ball verlieren.

Die traditionelle Lehrweise des Fußballs ist überholt Das schwache Spielniveau, das in vielen Wettspielen durch die zu häufigen Fehler zum Ausdruck kommt, ist u.a. auf die Mängel in der tradionellen Lehrweise des Fußballs zurückzuführen, die das Potenzial der Spieler nicht optimal entwickeln konnte. Immer noch wissen die meisten Trainer nicht, wie ein Fußballspieler am besten lernt. Das wiederholte Einüben von technischen Fertigkeiten als Voraussetzung eines jeden Spiels dominiert noch immer in den meisten Klubs und Institutionen, in denen Fußball gelehrt wird. Die Trainer wollen häufig alles kontrollieren, anstatt ihren Schülern wiederholt Freiheiten zu geben, um ihrer Fantasie, Kreativität und Vorstellungskraft freien Raum zu geben. Stattdessen instruieren die Fußballlehrer, Ausbilder oder Trainer zu viel und denken für ihre Spieler. Diese sollten vielmehr mit altersgemäßen Problemen auf dem Spielfeld konfrontiert werden, die sie dann auch selbst zu lösen in der Lage sind.

Fußball für Kinder und Jugendliche sollte immer kind- und spielgemäß gestaltet sein Fußball wird leider noch in den meisten Teilen der Welt für die Kinder auf die gleiche Art und Weise gelehrt wie für die Erwachsenen, ohne das Spiel in jeder Entwicklungsstufe des Spielers an seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten anzupassen, so wie es das nachfolgende Modell vorschlägt. Mit einer attraktiven und effektiven Lehrweise des Fußballs, die ihre Inhalte und Methoden immer dem jungen Spieler anpasst, kann das Spielniveau erheblich angehoben werden.

Das hier beschriebene Fußballentwicklungsmodell wird in fünf Stufen unterteilt (siehe Modell), die sich dem natürlichen Wachsen des Kindes anpassen. Vier Entwicklungsstufen werden dem Spiel der Erwachsenen vorgeschaltet, bis in der fünften Entwicklungsstufe Fußball so gespielt wird, wie man es fast täglich im Fernsehen beobachten kann.

Das Fortschreiten von einer zur anderen Entwicklungsstufe geschieht durch die allmähliche Zunahme der Schwierigkeit und der Komplexität der Spielsituationen (jedes Mal gibt es mehr Spieler und weniger Spielraum), aber auch durch die Forderung, diese immer besser „lesen” und verstehen und die getroffenen Entscheidungen immer schneller ausführen zu können.

Stufe

Inhalt

Alter

Spielklasse

Spiele grundlegender Fertig- und Fähigkeiten

ab 7 Jahren

E-Junioren

-Spiele

ab 8 Jahren

E-Junioren

Spiele für Fußball 5 und Fußball 7

ab 10 Jahren

D-Junioren

Spiele für Fußball 8

ab 13 Jahren

C-Junioren

Spiele für Fußball 11:11

ab 14 Jahren

B-Junioren

Jede der fünf Entwicklungsstufen beinhaltet eine Zusammenstellung von verschiedenen, aufeinander abgestimmten Lehrinhalten, mit denen die Intelligenz und die Spielfähigkeit der jungen Spieler schrittweise entwickelt wird und die dabei immer an bereits bekannte und schon beherrschte technische und taktische Fertigkeiten und Fähigkeiten der vorhergehenden Stufe anschließen. Auf jeder Stufe lernt der junge Spieler meist durch seine Fehler, die ihm durch die Einfachheit der Spielaufgaben fast immer selbst bewusst werden. Weil er die vom Trainer angebotenen Probleme im Spiel, die immer seinem physischen und psychischen Leistungsstand entsprechend angepasst wurden, häufig selbstständig lösen kann, anstatt sie vom Trainer gelöst zu bekommen, wird sein Lernen beschleunigt, gefestigt und in der Qualität verbessert.

Jugendtrainer, die dieses hier ausführlich beschriebene Lehr- und Lernprogramm einige Jahre lang mit ihren jungen Spielern anwenden, befinden sich plötzlich nach acht Jahren an ihrem Lehrziel, d.h. ihre Schüler dazu befähigt zu haben, das Fußballspiel zu beherrschen und es auch in seinen Einzelheiten zu verstehen.

Bevor die Kinder- und Jugendtrainer anhand des Fußballentwicklungsmodells ihre Schüler stimulieren, haben diese, laut Gallahue (1973), die folgenden vier wichtigen Phasen in ihrer motorischen Entwicklung durchlaufen:

Erste Phase der Reflexbewegungen Bereits vor der Geburt bis ungefähr zum achten Lebensmonat.

Zweite Phase der rudimentären Bewegungen Ab etwa dem ersten Lebensjahr bis zum Ende des zweiten Lebensjahres.

„Alle haben sich heute an Sofortlösungen in unserem Leben gewöhnt, wie z.B. bei der Zubereitung des Essens (Instantessen), der Aufnahme von Fotos mit der Digitalkamera, beim Kaffeetrinken und bei der sofortigen Übermittlung von Daten per E-Mail. Nun erwarten viele, dass sich auch beim Fußballspielen sofortige Erfolge einstellen.“

Dritte Phase der grundlegenden Bewegungen Vom zweiten Lebensjahr an bis ungefähr zum sechsten:

initiale Etappe zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr,

elementare Etappe bis zum fünften Lebensjahr und

Reifungsetappe bis etwa zum sechsten Lebensjahr.

Vierte Phase der spezifischen oder sportlichen Bewegungen Vom sechsten und siebten Lebensjahr an werden die verschiedenen grundlegenden Bewegungen miteinander kombiniert, wie z.B. das Laufen und während des Laufens einen Ball werfen oder mit dem Fuß spielen, einen Ball auf verschiedene Weise zupassen oder laufen, springen und einen Ball in der Luft mit dem Kopf spielen.

Es wird empfohlen, dass die Kinder in dieser Phase mit allgemeinen Übungen ihren Körper, aber auch die verschiedensten Bewegungsformen kennen lernen, bevor sie in einer fünften Phase eine sportspezifische Ausbildung bekommen.

In eine Fußballschule sollten die Kinder ab dem siebten Lebensjahr nur nach ausreichender vorhergehenden Erfahrungssammlung im allgemeinen motorischen Bereich eintreten, um dann mit dem Programm der ersten Entwicklungsstufe, „Spiele für grundlegende Fertigkeiten und Fähigkeiten”, stimuliert zu werden. Von diesem Zeitpunkt an durchläuft dann der junge Spieler das im Entwicklungsmodell konzipierte Programm.

„Alle Trainer haben das gleiche Ziel, aber sie wählen alle verschiedene Wege, um es zu erreichen.“

Die Periodisierung der Ausbildung junger Fußballspieler

Ein optimales Lehr- und Lernmodell zum Erwecken und Entwickeln des Potenzials junger Fußballspieler

Erste Fußballentwicklungsstufe (normalerweise für Mädchen und Jungen ab 7 Jahren)

Zweite Fußballentwicklungsstufe (normalerweise für Mädchen und Jungen ab 8 Jahren)

Dritte Fußballentwicklungsstufe (normalerweise für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren)

Vierte Fußballentwicklungsstufe (normalerweise für Mädchen und Jungen ab 13 Jahren)

Fünfte Fußballentwicklungsstufe (normalerweise für Spieler ab 14 Jahren)

Download der Abbildungen

„Die Ausbildung junger Fußballspieler kann man mit einer Reise vergleichen. Bevor sie beginnt, sollte zunächst eine Karte oder ein Programm konsultiert werden, um zu wissen, wohin es geht, damit man sich nicht verläuft und auch nicht unnötig Zeit und Energie verliert.“

2 Warum ein Entwicklungsmodell?

Um mit diesem Entwicklungsmodell arbeiten zu können, sind für den Trainer spezifische Vorkenntnisse und Erfahrungen in der Sportart Fußball zwar wünschenswert, jedoch nicht zwingend erforderlich. Seine Begeisterung für die Kinder und den Fußball sowie der Wille, das Training mithilfe des Entwicklungsmodells so effektiv und attraktiv wie möglich zu gestalten, ist viel wichtiger.

Wenn der Trainer einmal die angebotenen „Rezepte” studiert und verstanden hat, so kennt er nicht nur die Lehr- und Lerninhalte in jeder der Entwicklungsstufen (unter acht, unter 10, unter 12, unter 14 und unter 16 Jahren), sondern auch die Lehrmethoden, die er anwenden muss, um die Ziele in jeder der Altersstufen zu erreichen.

Dank des Fußballentwicklungsmodells kennen darüber hinaus auch die jungen Spieler die verschiedenen Haupt- und Nebenziele jeder Saison. So wissen sie zu jedem Zeitpunkt, was ihnen noch fehlt, um diese zu erreichen. Diese Kenntnisse motivieren sie, alle ihre Kräfte zu mobilisieren, um die vorgegebenen Lernziele zu erfüllen. Aber auch für den Trainer ist es leicht, am Schluss der Saison festzustellen, ob alle seine Lehrziele mit seinen Schülern erreicht wurden oder nicht.

Das Fußballentwicklungsmodell ist in jeder seiner Entwicklungsstufen hierarchisch aufgebaut, denn jedes globale Ziel, das in einer Entwicklungsstufe erreicht werden soll (z.B. die „Spiele für Minifußball”), hat mehrere partielle und spezifische Ziele, wie z.B. das vereinfachte Spiel „2:2 auf vier Tore über Kreuz” auf einer noch elementareren Stufe verschiedene Korrekturspiele, deren Anwendung erst die korrekte technisch-taktische Ausführung des oben genannten vereinfachten Spiels möglich macht.

Bei der Festlegung der globalen und partiellen Lehr- und Lernziele wurde immer der psychisch-motorische Entwicklungsstand der Spieler in jeder der fünf Entwicklungsstufen berücksichtigt, wobei davon ausgegangen wurde, dass bestimmte Ziele erst bei einem bestimmten Reifungsgrad der jungen Spieler erreicht werden können und nicht früher.

Anstatt den jungen Spielern zu schwierige und zu komplexe Übungen oder vereinfachte Spiele anzubieten, was leider noch häufig im Training, aber besonders in der problematischen Wettkampfstruktur geschieht, wurden Übungen und Spiele mit Problemen programmiert, welche die Spieler ohne viele Schwierigkeiten lösen können. Diese Übungen und vereinfachten Spiele wurden immer ihren Fähigkeiten, Interessen und Erwartungen angepasst. Das heißt, dass sich nicht der Spieler dem Fußball anpassen muss, sondern dass die Inhalte und Methoden des Fußballs sich der jeweiligen Altersstufe des Kindes anpassen! Dadurch, dass diese Übungen und Spiele den Situationen gleichen, die das Kind am Wochenende im Wettspiel antrifft, kommt es für die jungen Spieler zu einem unproblematischen Transfer zwischen dem, was der Wettkampf verlangt und dem, was im Training geübt wird.

Das Fortschreiten von einer zur anderen Entwicklungsstufe oder von einem Lehrziel zum nächsten wird durch eine allmähliche Zunahme der Schwierigkeit und Komplexität der vereinfachten Spiele oder der Übungen erreicht, wobei der Drei-Phasen-Prozess (Vier-Phasen-Prozess)der Wahrnehmung, (des Verstehens und der Analyse) der Entscheidungsfindung und auch der Ausführung der technisch-taktischen Spielaktion durch die zunehmende Erfahrung der Spieler jedes Mal schneller ablaufen wird.

Das Endziel der Arbeit mit dem Fußballentwicklungsmodell besteht darin, nach Durchlauf aller Trainingsprogramme der fünf Entwicklungsstufen, intelligentere und komplettere Fußballspieler als bisher zur Verfügung zu haben, welche den hohen Ansprüchen des modernen Fußballs gewachsen sind.

3 Eine neue Periodisierung der Wettkampfstruktur im Kinder- und Jugendfußball – wichtiger Baustein einer optimalen Leistungsentwicklung

Wenn selbst die besten Spieler in wichtigen Spielen in ihren Aktionen auf dem Feld mehr als 30 % Fehler begehen, dann muss man zugeben, dass Fußball ein sehr komplizierter und schwierig zu erlernender Sport ist.

Und wenn uns die Statistiken von Jugendspielen zeigen, dass in einer Minute Spielzeit (d.h. in 40 Sekunden mit dem Ball im Spiel) der Ballbesitz zwischen den Mannschaften häufig bis zu 5 x wechselt, dann sollten wir uns fragen: Sind unsere Lehrmethoden vielleicht überholt? Sind die Trainer heute ungenügend ausgebildet? Oder müssen wir die jungen Spieler für diese hohe Prozentzahl von Fehlern verantwortlich machen?

Ohne Zweifel, die Verantwortlichen für die zu hohe Fehlerquote und das häufig schwache Niveau der Spiele im Kinder- und Jugendfußball sind jene, die unsere jungen Spieler mit dem Fußball 11:11 auf dem großen Feld völlig überfordern und ihnen auf dem Platz die gleichen Probleme zu lösen geben, mit denen auch die professionellen Fußballspieler konfrontiert werden, und dass, ohne vorher die jungen Spieler systematisch an die Komplexität und die Schwierigkeit des Erwachsenenspiels herangeführt zu haben.

Jedes Mal, wenn Kinder an eine neue Aufgabe, sowohl im motorischen als auch im mentalen Bereich, nicht langsam und progressiv herangeführt werden, haben sie Schwierigkeiten und scheitern häufig. Bedingt durch die im großen Spiel zu beobachtende Fehlerhäufigkeit, verlieren viele junge Spieler ihr Selbstvertrauen, das Interesse und auch die Motivation zum Weiterlernen. Sie fühlen sich unfähig, die komplizierten Probleme in den Griff zu bekommen und sie mit Erfolg zum Nutzen ihrer Mannschaft zu lösen, weil sie bei den häufigen Zusammenballungen von vielen Spielern rund um den Ball nicht genügend Zeit und Raum haben, um einen guten Spielzug auszuführen. Aus diesem Grunde lösen sie die komplexen Spielsituationen auf ihre Weise: mit einem weiten Befreiungsschlag des Balls aus der Gefahrenzone. Sie spielen Fußball mehr gegen als mit dem Ball!

Das Gefühl, die auftretenden Probleme auf dem großen Spielfeld nicht lösen zu können, bewegt viele junge Spieler zwischen 10 und 16 Jahren dazu, sich vom Fußballspiel abzuwenden und eine andere Sportart zu betreiben, in denen sie mehr Hauptdarsteller sein können und darüber hinaus die Gewissheit haben, kompetenter als im Fußball zu sein. Die Motivation eines Spielers ist es, nicht nur seine Umgebung zu beherrschen und sich fähig für etwas zu fühlen, sondern auch seinen Freunden gegenüber seine Fertigkeiten und Fähigkeiten im Sport beweisen zu können.

Aus diesem Grunde ist es wichtig, die Jugend mit einem Fußballspiel zu konfrontieren, das sich ihren körperlichen und geistigen Fähigkeiten in jeder Altersstufe perfekt anpasst. Denn nur, wenn sich die Anforderungen des Spiels mit den geistigen und körperlichen Fähigkeiten des Kindes decken, wird der junge Spieler effektiv und mit Spaß das Fußballspiel erlernen.

auf vier Tore und seine vielen Varianten ist für die Acht- und Neunjährigen ein maßgeschneiderter Wettkampf, der alle ihre Wünsche und Erwartungen erfüllt, genauso wie es Fußball 5:5 für die 10-Jährigen, das Fußballspiel 7:7 quer über das normale Spielfeld für die 11- und 12-Jährigen ist. In beiden Wettspielformen hat der junge Spieler, bedingt durch die geringere Spielerzahl, das kleinere Spielfeld und den Ball Nr. 4, mehr Erfolgserlebnisse und Glücksgefühle, als das beim großen Spiel auf dem großen Platz der Fall ist. Die Spieler identifizieren sich mit diesen Spielen, weil sie das Gefühl haben, fähig zu sein und das Spiel zu verstehen und zu beherrschen.

In der gleichen Weise, wie ein junger Spieler geistig und körperlich wächst, sollte auch der Schwierigkeitsgrad und die Komplexität seines Fußballspiels zunehmen. In diesem natürlichen Prozess darf es keine Eile geben, genauso wie auch das Wachstum der Jugend langsam, aber ständig und ohne jegliche Hast fortschreitet. In einer gut geplanten Fußballausbildung wächst der junge Spieler zusammen und gleichzeitig mit der Komplexität seines Fußballspiels.

Das größte Hindernis für den Fortschritt beim Fußballspiel ist die Gewohnheit, immer das Gleiche zu tun. Ohne viel zu überlegen und kritisch zu sein, werden aus Bequemlichkeit häufig alte, längst ausgediente Angewohnheiten, Regeln und Normen übernommen, obwohl sie bereits seit Jahren als überholt gelten. Das gilt sowohl für das Training als auch für die Struktur der Fußballwettspiele im Kinder- und im Jugendfußball.

Das Bewusstsein, in der Vergangenheit Fehler in der Ausbildung unserer jungen Fußballspieler begangen zu haben und aus diesen zu lernen, ist wichtig für die weitere Entwicklung unseres Fußballspiels.

Periodisierung einer optimalen Wettkampfstruktur im deutschen Kinder- und Jugendfußball

Altersklasse

Spielformen

Rotation

Ball

Spielfeld

m2/Spieler

Dauer

Schiedsrichter

8/9 Jahre

3v3

1

Nr. 3 (4)

25 x 35 m

125 m2

3 x 10 min

16 Jahre

10 Jahre

+ Fußball 5

1 oder 2

Nr. 4

20 x 40 m

80 m2

3 x 15 min

18 Jahre

11/12 Jahre

Fußball 7

3

Nr. 4

60 x 40 m

170 m2

3 x 20 min

18 Jahre

13 Jahre

Fußball 8

4

Nr. 4

zwischen Strafräumen

262 m2

3 x 25 min

20 Jahre

ab 14 Jahre

Fußball 11

5

Nr. 5

60 x 100 m

272 m2

3 x 35 min

21 Jahre

„Wenn man das tut, was man immer getan hat, wird man nie Fortschritte erreichen. Anstatt zu versuchen, das Training zu optimieren, sollte zuerst einmal die aktuelle Wettkampfstruktur in Frage gestellt werden, denn sie beeinflusst ganz erheblich die Art und Weise, wie trainiert wird.”

Im vorliegenden Wettkampfmodell wird in jeder Altersklasse von den F-Junioren bis zu den D-Junioren immer im Sinne des Spiels geübt und alle Kinder und Jugendlichen wachsen mit den Jahren von einer Aufgabe zur anderen über Rollen mit steigender Differenzierung spielend in das große Spiel mit einer Mannschaft von 11 Spielern hinein.

Wenn auf diese Art und Weise die junge Spieler auf das Fußballspiel vorbereitet werden, ist es ihnen in jeder Entwicklungsstufe möglich, die immer komplexer werdenden Wettkämpfe im Fußball Schritt für Schritt zu verstehen und auch zu meistern.

„Der erste Schlüssel zum Erfolg ist eine optimale Wettkampfstruktur im Fußball für Kinder unter 14 Jahren. Sie sollte ein Gleichgewicht herstellen zwischen den Anforderungen des Wettspiels und den aktuellen geistigen und körperlichen Fähigkeiten eines jungen Spielers in einer bestimmten Entwicklungsphase.“

4 Die Notwendigkeit einer perfekten Anpassung des Wettspiels an die Fertig- und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen

Seine Leistungen mit anderen zu messen, ist für jeden von uns so selbstverständlich, natürlich und vital, wie z.B. essen und schlafen. In Wettkampfsituationen zeigt sich der wahre Charakter des Spielers und es entwickeln sich in ihm Gewohnheiten, die auch das Verhältnis des Betreffenden zu seinen Mitmenschen beeinflussen.

Das Wettspiel ist für die jungen Fußballspieler und ihre optimale Entwicklung sehr wichtig, solange die Ausbildung der Spieler und nicht das Ergebnis im Vordergrund steht.

Damit im Wettspiel keine unerwünschten Verhaltensweisen bei den Kindern und Jugendlichen erzeugt werden – wie es heute überall durch eine verfrühte Konfrontation mit dem Erwachsenenspiel 11:11 auf dem großen Feld geschieht – ist es notwendig, die Struktur der Fußballwettkämpfe für die 8-14-Jährigen zu modifizieren, ohne dabei jedoch dem Fußball seine Essenz zu nehmen. Es ist an der Zeit, dass die regionalen und nationalen Fußballverbände nicht nur das Gewicht und den Umfang des Balls, die Torgröße und die Spielfeldausmaße, sondern andere Regeln, wie z.B. die Anzahl der Spieler, die eine Mannschaft bilden, den körperlichen und den geistigen Fähigkeiten der jungen Spieler in den verschiedenen Altersstufen des Kinder- und Jugendfußballs perfekt anpassen.

„Das Training und die Wettkämpfe der Kinder im Fußball sollten genauso sein wie ihre Schuhe – sie sollten perfekt passen, nicht zu groß und nicht zu klein (eng) sein, damit sich das Kind bequem darin bewegen kann und sich wohlfühlt.“

Um aber die Spielregeln der Erwachsenen modifizieren bzw. vereinfachen zu können, müssen die charakteristischen Merkmale der jungen Spieler in jeder Entwicklungsphase sowie ihre Wünsche und Erwartungen in Betracht gezogen werden. Es ist deshalb nur logisch, dass das Wettspiel der Achtjährigen eine andere Struktur hat als das für die 12-Jährigen. Der Fußball muss wie ein Anzug dem Jugendlichen alle zwei Jahre neu zugeschnitten werden, damit er für ihn auch „bequem” ist. Niemand würde als Vater seinem 10-jährigen Sohn seinen Anzug anziehen oder seine Schuhe leihen. Aber im Fußball tun wir es.

Alle Maßnahmen zur Modifizierung oder Vereinfachung des Fußballspiels für die Spieler unter 14 Jahren hängen von den charakteristischen Verhaltensweisen der jungen Spieler in den verschiedenen Altersstufen und vom Niveau ihrer augenblicklichen körperlichen und geistigen Fertigkeiten und Fähigkeiten ab. Dies gilt natürlich auch für den Trainingsprozess, in dem genauso wie bei den Wettkämpfen ein logisches Vorgehen von einfachen Spielsituationen zu immer schwierigeren und komplexeren angeboten werden soll. Das Lernziel ist es schließlich, alle grundlegenden Situationen, die für den jeweiligen Wettkampf charakteristisch sind, so zu üben und verstehen zu lernen, dass am Ende der Saison die Spielfähigkeit im (8/9 Jahre), im Fußball 5:5 (10 Jahre) im Fußball 7 (11/12 Jahre) oder im Fußball 8 mit 13 Jahren erreicht werden kann.

Zwei verschiedene Wege, die im Fußball zum Erfolg führenAbbildung: ©Deutscher Fußball-Bund

Im Fußballentwicklungsmodell wird nicht nur vorgeschlagen, mit welchen Inhalten und Methoden der junge Fußballspieler am besten im Trainingsprozess an das Spiel der Erwachsenen Schritt für Schritt herangeführt wird, sondern es gibt auch konkrete Vorschläge für eine logische Progression von Wettkämpfen, die ihrerseits wieder die Inhalte des Trainings bedingen. Während die Jüngsten in ihrer Fußballschule im Laufe der Saison eine interne Liga mit allen Varianten des s bestreiten (begleitet von Wettkämpfen im Fußballdekathlon, im Triathlon 2:2 und im Pentathlon für ), spielen die 10-Jährigen Fußball 5, die 11- und 12-Jährigen Fußball 7 und die 12-13-Jährigen Fußball 8 zwischen den Strafräumen auf Fußball-7-Tore, die auf den 16, 5-m-Linien stehen. Immer wird mit dem Ball Nr. 4 gespielt.

Ein Jugendtrainer, der die vitalen Bedürfnisse der Kinder kennt und sie in jeder Trainingseinheit in seinen Übungen und vereinfachten Spielen auch zum Wettstreit anregt, hat keine Schwierigkeiten, das Interesse und die Motivation seiner Schüler mit Wettkampfformen dauernd wachzuhalten und sie dazu anzuhalten, sich anzustrengen und sich selbst zu überwinden. Beim Wetteifern lernen die jungen Spieler nicht nur die Technik des Fußballspiels und die Lösung verschiedener, in einer grundlegenden Spielsituation enthaltenen Probleme, sondern auch, nach dem Sieg zu streben (jedoch nicht um jeden Preis) und die Niederlage zu akzeptieren, sofern man vorher sein Bestes gegeben hat.

Aktuelle Tendenzen in den bedeutendsten Fußballländern zeigen, dass dem Kinder- und Jugendfußball jedes Jahr mehr Bedeutung zugemessen wird, wobei die Gefahr besteht, dass seine kreativen, sozialen und anderen Werte mehr und mehr infrage gestellt werden. Das unbekümmerte, spontane, intuitive, fantasiereiche und kreative Handeln, das dem Spiel eigen ist, glänzt häufig durch Abwesenheit und wird heute bereits bei den Kindern durch ein „eingedrilltes”, verantwortungsbewusstes und diszipliniertes Handeln im Sinne der Mannschaft, das vom Trainer gefordert wird, abgelöst.

Johan Cruyff behauptet, dass ein Spieler nur dann seine optimale Leistungsfähigkeit erreichen kann, wenn er sich im Spiel vergnügt, und Dante Panzeri aus Argentinien sagt: „Wenn die Freude und das Vergnügen fehlen, dann lässt man sich nicht zu etwas verführen! Der Ernst beim Fußballwettspiel der Kinder hat heute ihre Freude und das neugierige Entdecken der Geheimnisse des Spiels begraben.“

Nichts ist beständig und dauerhaft im Fußball, weder der Trainer oder ein Funktionär noch die Spielregeln oder die Wettkampfstruktur im Kinder- und Jugendfußball. Alles ändert sich, und nur der Wechsel ist beständig!

Einige wichtige Konzepte des traditionellen Fußballs müssen heute infrage gestellt werden, wie z.B. die für die optimale Ausbildung unserer jungen Fußballspieler hinderliche Wettkampfstruktur, weil sie überall seit Jahrzehnten die Entwicklung junger Fußballspieler nicht nur bremst, sondern sogar behindert. Heute wissen wir, dass sich diejenigen Spieler, die bereits mit 7-12 Jahren systematisch jedes Wochenende mit dem Erwachsenenspiel konfrontiert und so zu Zuschauern verdammt wurden, falsche Verhaltungsweisen im technischen, taktischen, körperlichen und visuellen (perzeptiven) Bereich aneigneten, die dann später nur schwer zu korrigieren sind. Das verfrühte Spiel auf dem großen Feld nach den FIFA-Regeln hat die meisten Spieler davon abgehalten, ihr optimales Potenzial im Erwachsenenalter zu erreichen.

„Anstatt die Kinder und Jugendlichen dazu anzuhalten, sich dem Spiel der Erwachsenen anzupassen, sollten die Erwachsenen das Spiel entsprechend dem körperlichen und geistigen Entwicklungszustand der Jugend gestalten.“

Damit in Zukunft nicht noch mehr Profifußballer ihre Karriere beenden, ohne je ihr optimales Spielniveau erreicht zu haben (so wie es aus Gesprächen mit ehemaligen Profifußballern hervorgeht), müssten die Verbände den Kindern beim Fußballspielen wieder erlauben, Kind sein zu dürfen, ohne sie zu frühzeitig aus dem Garten der Kindheit zu stoßen. Die Natur will, dass die Kinder Kinder sind, bevor sie später erwachsen werden. Wenn aber die Fußballverbände diese natürliche Ordnung nicht akzeptieren und den Prozess zu sehr beschleunigen, dann werden sie nur unreife Früchte (Spieler) ernten, die keinen Saft und keine Kraft haben (frei nach Jean Jacques Rousseau)!

Das Eingeständnis, dass die Kinder im besten motorischen Lernalter zwischen sieben und 11 Jahren, anstatt des offiziellen Fußballspiels, für das sie noch nicht vorbereitet sind, besser andere, für sie maßgeschneiderte Wettkämpfe bestreiten sollten, in denen sie häufiger im Ballbesitz sind und ihre Fähigkeiten ausspielen können, ist der erste Schritt zur Ausrottung des „Krebses im Kinder- und Jugendfußball bis 13 Jahren”: das Spiel 11:11.

5 Training und Wettspiel bilden eine Einheit

Training und Wettspiel müssen immer als Einheit gesehen werden, weil sie zusammengehören. Im Spiel erkennen wir, was wir im Training zu üben haben und beim Training ergeben sich neue Einsichten, die im Wettspiel erprobt sein wollen.

Seit Jahrzehnten wird auf Kongressen und in wissenschaftlichen Beiträgen immer wieder diskutiert, wie das Spielniveau im Fußball durch ein noch besseres Training gesteigert werden kann. Neben den vielen nützlichen Vorschlägen geht der Autor einen ganz anderen Weg. Er macht besonders die Struktur des Wettkampfs im Kinder- und Jugendfußball und auch die Art und Weise, wie Kinder und Jugendliche auf diese vorbereitet werden, für die keineswegs optimale Leistungsentwicklung der jungen Fußballspieler verantwortlich.

Seiner Meinung nach weichen die Trainingsinhalte im Kinder- und Jugendfußball zu wenig vom Training der Erwachsenen ab, da das Training der Kinder und das der Erwachsenen auf die gleiche Wettkampfform ausgerichtet ist. Würde aber die Wettkampfstruktur im Kinder- und Jugendfußball modifiziert, dann würden sich auch die Inhalte der Trainingseinheiten und die Lehrweise im Kinder- und Jugendfußball dramatisch ändern.

Den körperlichen und intellektuellen Fähigkeiten des Kindes und Jugendlichen angepasste, maßgeschneiderte Wettkämpfe sind ein erster Schritt, um die Lehrweise des Fußballspiels zu modernisieren und zu erreichen, dass das Training wieder, wie im Straßenfußball, den Reiz des Wettspiels bekommt.

Es ist abwegig, dem Straßenfußball, der die großen Stars der Vergangenheit hervorbrachte, nachzutrauern, denn das hier vorgestellte Fußballentwicklungsmodell hat die Philosophie des Straßenfußballs übernommen und ist sowohl in seinen Möglichkeiten der Variation als auch in seiner Lerneffektivität dem Straßenfußball weit überlegen, sofern es die Trainer lernen, ihre Schüler zu stimulieren (das Kind durch geeignete Anleitung die Lösungen der Spielprobleme entdecken lassen!) und nicht zu instruieren (d.h. alle Lösungen vorzugeben)!

Die magischen Zutaten des Straßenfußballmenüs, die seine Faszination ausmachen, sind:

Bälle verschiedener Größe, Elastizität, Gewichte, Sprung- oder Prelleigenschaften.

Spielräume unterschiedlicher Größe.

Unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten (Zement, Asphalt, Grass, Kunstrasen oder Sand).

Unterschiedliche Torgrößen sowohl in der Breite als auch in der Höhe sowie die unterschiedliche Anzahl von Toren, in denen man zum Erfolg kommen kann.

Spielaufgaben, Rollen oder Funktionen unterschiedlichster Art, die das Interesse und die Fähigkeiten eines jeden Spielers berücksichtigen und stimulieren können.

Mitspieler und Gegenspieler, die häufig wechseln.

Variable Spielerzahl in der Mannschaft, die sich während des Spiels häufig ändert.

Variable Spielregeln, die den augenblicklichen Gegebenheiten immer angepasst werden, damit das Spiel für alle weiterhin interessant bleibt.

„Das effektive Lernen durch Entdecken beginnt erst dann, wenn es der Trainer mit seinen Problemstellungen versteht, die Entscheidungen, die er früher selbst zu treffen pflegte, nun seinen Schülern zu überlassen, so wie es im Straßenfußball der Fall war.“

Das hier vorgestellte „Fußballentwicklungsmodell“ beinhaltet die im Straßenfußball gemachten Erfahrungen und ist ihm deshalb sowohl in der Lerneffektivität als auch in der Attraktivität des vielseitigen Angebots weit überlegen, sofern die Fußballlehrer nicht zu häufig in den Lern- und Lehrprozess eingreifen. Es ist ein Lehr- und Lernmodell, das auf wissenschaftlichen Kriterien basiert und Aussagen darüber gibt, wie ein Kind in einer bestimmten Entwicklungsstufe am effektivsten das komplexe und schwierige Fußballspiel lernen kann. Dabei wird die traditionelle Lehrweise des Fußballs infrage gestellt.

Dank des Modells ist es nun allen Trainern im Kinder- und Jugendfußball leicht möglich, den Lern- und Lehrprozess zu jeder Zeit bestens zu überschauen. Stets wissen sie, wo sie gerade im Lehrprogramm sind und wie viel Zeit und Wegstrecke noch vor ihnen bis zum Erreichen des nächsten Lehrziels liegt.

Die Entwicklung des Spielers von den ersten Ballkontakten bis zum Profifußballer wird in fünf Entwicklungsstufen untergliedert, wobei sich das Trainings- und Wettkampfprogramm jeder einzelnen Entwicklungsstufe den physischen, mentalen und intellektuellen Fähigkeiten des Kindes oder Jugendlichen dieser Phase anpasst. Dabei wird das motorische Lernen dauernd mit Kenntnissen und neuen taktischen Erfahrungen verbunden, wodurch das Lernen erst bedeutend, effektiv und dauerhaft wird.

„Die im Leistungssport auftretenden Mängel sind ein getreues Abbild der Art und Weise, wie Fußballspieler in ihrer Jugend an das Training und den Wettkampf herangeführt wurden.“

6 Das Training findet im Spiel statt

Der Lern- und Lehrprozess beinhaltet ein stufenweises Vorgehen mit veränderten Aufgabenstellungen und Rahmenbedingungen innerhalb kleiner Wettkämpfe in vereinfachten Spielen, in denen die Spielidee erhalten bleibt.

In jeder Entwicklungsstufe werden die Spielfeldausmaße, Torgröße, die Art und Weise, wie Tore erzielt werden müssen, die Größe und das Gewicht des Balls, die Anzahl der Spieler sowie das Regelwerk auf das Alter und die Leistungsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen abgestimmt.

Bei Anwendung der Inhalte dieses Entwicklungsmodells werden die 8-13-jährigen Fußballspieler die Fähigkeit erwerben, mit Freude und Erfolg verschiedene Modalitäten des Fußballs zu spielen, die sich ihren körperlichen und intellektuellen Fähigkeiten perfekt anpassen und so für sie zu einem idealen Trainingsmittel werden.

„Alle Jugendtrainer haben das gleiche Ziel, aber alle gehen verschiedene Wege, mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen.“

Im , Fußball 5, Fußball 7 und Fußball 8 werden neben den technischen Fertigkeiten, bedingt durch den häufigen Ballbesitz, auch andere wichtige Fähigkeiten, wie die zur Spielintelligenz gehörende Wahrnehmungsfähigkeit, die Analyse von Spielsituationen, die Antizipation, die Spontaneität, Fantasie und Kreativität geweckt und Schritt für Schritt ohne Eile entwickelt.

7 Die Entwicklung der Spielintelligenz im Kinder- und Jugendfußball

So, wie auch in allen Bereichen des Lebens wurde und wird auch der Fußball in jeder Epoche von bestimmte Tendenzen oder Moden geprägt. Während das Training in den 50er und 60er Jahren hauptsächlich technikorientiert war, wurde im darauf folgenden Jahrzehnt mit der „Konditionswelle“ der physischen Verfassung der Spieler mehr Beachtung geschenkt, bevor dann in den 80er und 90er Jahren die taktische Schulung in den Vordergrund trat.

Und jetzt, zu Beginn des neuen Jahrhunderts, welcher Trend wird in der Ausbildung der Fußballspieler vorherrschen? Während heute eine optimale technische, taktische und physischen Verfassung für jeden Spieler selbstverständlich ist, um Erfolg zu haben, tritt immer mehr ein bisher im Training vernachlässigter Aspekt in den Vordergrund: die Spielintelligenz. Sie ist verantwortlich für die Qualität des Spiels und vielleicht das wichtigste Kriterium für die Beurteilung der Leistung eines Fußballspielers.

Aus diesem Grunde sollte der Ausbildung der Wahrnehmung und der intellektuellen Fähigkeiten aller jungen Spieler im Training mehr Raum gegeben werden, weil die Entwicklung ihrer Spielintelligenz meist durch den autoritären Lehrstil des Trainers verhindert wird. Ihre während des Spiels gegebenen technisch-taktischen Unterweisungen reichen einfach nicht aus, um das Spiel auf ein höheres Niveau zu führen. Anstatt bei der Ausbildung junger Spieler bevorzugt das Erlernen technisch-taktischer Fertigkeiten in den Vordergrund zu stellen, sollte, neben den Muskeln und Nerven, mehr als zuvor auch der „Kopf” stimuliert werden. Damit würde das gesamte Potenzial des Kindes oder des Jugendlichen optimaler ausgeschöpft.

Es ist bekannt, dass das einfache Experimentieren, Üben und Beobachten beim Kind Erfahrungen schafft. Werden nun diese Erfahrungen vom Kind beachtet, führen sie in den mannigfaltigsten Lebenssituationen zu richtigen Verhaltensweisen. Wenn nun ein Kind allein mit den eigenen Erfahrungen auskommen müsste, würde es kaum ein hohes geistiges oder motorisches Niveau erreichen; es benötigt dazu die Erfahrungen der Erwachsenen, in Wort und Beispiel. Das gilt nicht nur in den verschiedensten Lebenssituationen des Kindes (z.B. in der Schule oder in der Familie), sondern auch für den Bereich des taktischen Denkens und Verhaltens im Fußball.

Die Spielintelligenz wird sowohl durch freies Spielen wie im Straßenfußball (impliziertes Training) als auch durch expliziertes Training gefördert. Der Erwerb taktischer Kenntnisse kommt nicht nur allein durch bewusstes und unbewusstes Handeln im freien Spiel zustande, sondern ergibt sich häufig erst in Verbindung mit einem zielgerichteten pädagogischen Prozess. Deshalb sollte den Jugendlichen im Spielunterricht so früh, wie es ihr technisch-taktisches Können zulässt, Gelegenheit gegeben werden, durch selbstständiges Denken und Handeln, taktische Kenntnisse und Erfahrungen zu sammeln, die Auskunft darüber geben, welches Verhalten in welchen Spielsituationen zu welchen Konsequenzen führt. Je mehr diese Kenntnisse durch eigenes Beobachten, Denken und Experimentieren erworben werden, umso fester werden sie.

Eine subjektive Spielerfahrung allein, wie sie im Straßenfußball gemacht wird, genügt aber nicht. Dem Trainer fällt in diesem zielgerichteten pädagogischen Prozess (expliziertes Training) die wichtige Aufgabe zu, die vom Spieler schöpferisch selbst gewonnenen oder durch Fremdinformation erworbenen taktischen Kenntnisse sichtbar und bewusst zu machen, sie nach der sorgfältigen Demonstration in allen Einzelheiten zu erläutern und der besseren Übersicht wegen zu systematisieren. Erst eine präzise Anleitung und Demonstration durch eine Lehrkraft sowie eine ausreichende Wiederholung der gleichen taktischen Handlung in der gleichen Spielsituation und schließlich die Übertragung der gefundenen Lösung auf ähnliche Spielsituationen legt ein solides Fundament für ein intelligentes Spiel.

Beim expliziten Training der Spielintelligenz präsentiert der Trainer nur bestimmte Teile des Spieles (z.B. Spielformen für die Lösung der 2:1-Situation, für den Konterangriff oder für das Aushelfen in der Abwehr). Beim wiederholten Üben erfahren die Spieler, bei welchem Gegnerverhalten welche Handlungsalternativen abgerufen werden müssen. Der Trainer hilft ihnen dabei, durch Fragestellung die Aufmerksamkeit auf für die Spielsituation relevante Beobachtungspunkte zu richten, die das Erkennen der bestmöglichen Handlung erleichtern.

Das methodische Vorgehen reicht vom Üben der Spielaufgabe ohne vorgegebenes Verhalten zum Erkennen des Problems über das Üben der Spielaufgabe mit präzis vorgegebenem Abwehr- oder Angriffsverhalten bis zum freien Spiel ohne Spielbeschränkungen. Hier muss nun der Spieler nach den vorher gemachten Erfahrungen lernen, bei welchem Gegnerverhalten welche unter den zahlreichen Lösungsmöglichkeiten die beste Handlungsalternative ist.

In den folgenden Trainingseinheiten werden dann diese Erfahrungen in Spielformen mit zunehmendem Schwierigkeits- und Komplexitätsgrad angewendet, bevor sie im Wettkampf (, Fußball 5, Fußball 7 oder Fußball 8) erfolgreich angewendet werden können.

Die Spielintelligenz im Fußball lässt sich besonders gut mithilfe von technisch-taktischen Spielformen (wie z.B. 3:1, 2:1 oder 3:2) entwickeln, weil hier den Spielern schon mehrere Lösungsmöglichkeiten zur Wahl stehen. Die vereinfachten Spiele für Zweier-, Dreier- und Vierermannschaften, aber auch das spiel, ein 3:3-Spiel auf vier Tore, sowie die „Spiele grundlegender Fertigkeiten und Fähigkeiten” in der ersten Fußballentwicklungsstufe sind geeignete Lehrmittel, um das spieltaktische Denken und Verhalten der Kinder und Jugendlichen und somit ihre Spielintelligenz schrittweise zu entwickeln.

Werden die jungen Spieler in den ersten Jahren ihrer Fußballkarriere mit den hier vorgeschlagenen Inhalten des Fußballentwicklungsmodells konfrontiert, ist ihr Erfahrungsschatz mit 14 Jahren so groß, dass sie für die wichtigsten Spielsituationen mehrere Lösungswege kennen und verstehen, sie im richtigen Augenblick entsprechend anzuwenden.

„Fußball zu spielen, ohne zu denken, ist wie aufs Tor zu schießen, ohne zu zielen!“

Ob sein taktisch richtiges Verhalten im Wettspiel als Schablone einer oft im Training geübten taktischen Handlung entsteht oder ob es der schöpferischen Fähigkeit des jungen Spielers entspringt, sich entsprechend der Situation taktisch richtig zu entscheiden, ist unwichtig, solange die zweckmäßigste technisch-taktische Handlung gefunden und erfolgreich ausgeführt wurde.

Die Fähigkeit, eine erlernte taktische Verhaltensweise schnell und zweckmäßig zu variieren, kann nur dann erworben werden, wenn vom Anfängerunterricht bis zum Leistungstraining eine systematische Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten eines jeden Spielers garantiert wird und mehr als je zuvor die Fähigkeit der Wahrnehmung mithilfe von vielen vereinfachten Spielen geschult und verbessert wird.

8 Was ist Spielintelligenz?

Antonelli und Salvini (1982) definieren die Intelligenz als eine „Fähigkeit, sich mit einem Denkprozess den Forderungen und neuen Situationen, die sich ergeben, anzupassen und bereit zu sein, sie zu lösen“. Die Spielintelligenz eines Fußballspielers wird in seiner bewussten Suche nach optimalen Lösungen für alle im Spiel auftretenden Probleme deutlich. Während er die Aktionen seiner Mitspieler und Gegner assimiliert, sieht, kennt und beherrscht er die verschiedenen Möglichkeiten zur Lösung dieser Probleme und zeichnet sich dadurch aus, dass er häufig richtig handelt.

Wie alle Personen so sind auch alle Fußballspieler intelligent, aber die Ausprägung oder der Grad und der Typ ihrer Intelligenz können sehr verschieden sein. Jede Spielposition und auch jede Spielaufgabe, die der Spieler bekommt, erfordert eine andere Intelligenz, denn die Probleme, die ein Torwart zu lösen hat, sind sehr verschieden von denen einer Sturmspitze oder eines Stoppers. Probleme in der Abwehr sind sehr verschieden von jenen im Angriff, so wie die des Feldspielers sich vom Torwart unterscheiden.

Die Intelligenz eines Spielers ist der authentische Motor seines sportlichen Handels und ein entscheidendes Kriterium für den Erfolg. Ein hochklassiger Fußball ohne Spielintelligenz ist nicht denkbar. Der Unterschied zwischen zwei Spielern wird mehr und mehr vom Grad ihrer Spielintelligenz bestimmt. Was nützt einem Spieler die bessere körperliche Verfassung oder ausgefeiltere Technik, wenn diese nicht intelligent zum Vorteil seiner Mannschaft im richtigen Augenblick eingesetzt werden kann? Oder wie beurteilen wir jene Spieler, die die Fähigkeit besitzen, die Spielkonflikte ohne Schwierigkeiten mental zu lösen, aber dann nicht dazu fähig sind, ihre gedachte Lösung in eine motorische Aktion umzusetzen?

„Nichts kann das Spielgeschehen so stark beeinflussen wie die Spielintelligenz seiner Akteure.“Antonelli & Salvini, 1982

Die Mehrzahl der Fußballtrainer hat beschränkte Kenntnisse über die Entwicklung der Spielintelligenz. Um in Zukunft mehr intelligente Spieler auf dem Feld zu haben, müssen die Trainer lernen, mehr zu stimulieren und weniger zu instruieren. Schon Johann Wolfgang von Goethe sagte: „Die Jugend zieht es vor, mehr stimuliert und weniger instruiert zu werden.“ Unsere Trainer müssen lernen, dass das motorische Lernen im Fußball immer Hand in Hand mit dem Erwerb von Kenntnissen (kognitivem Lernen) stattfindet, damit es zu einem signifikanten Lernen kommt.

Die Wirklichkeit sieht heute so aus, dass die Trainer die Bedeutung der Entwicklung der Spielintelligenz im Lehr- und Lernprozess häufig ignorieren. Sie tun es, nicht, weil sie ihre Wichtigkeit unterschätzen, sondern weil sie wenige Erfahrungen haben, wie man am besten damit umgeht und darüber hinaus sind sie nicht bereit, ihre Art und Weise des Lehrens zu ändern. Immer noch wollen sie die Hauptdarsteller auf dem Platz sein, die alles wissen, anstatt ihre Schüler als denkende und nicht nur Befehle ausführende Akteure zu behandeln.

Unsere Jugendtrainer sind mitverantwortlich für die Anhebung des Spielniveaus auf allen Ebenen. Aber dies kann nur erreicht werden, wenn sie mehr als zuvor vereinfachte Spiele im Trainingsprogramm anbieten, in denen die Prozesse

der Wahrnehmung,

der korrekten Analyse einer Spielsituation,

der richtigen gedanklichen Lösung derselben als auch

die einwandfreie technische Ausführung der geplanten Spielaktion

Junge Spieler werden so die Fähigkeit erwerben, nicht nur eine Spielsituation richtig wahrzunehmen und zu lesen, sondern ihre mögliche Weiterentwicklung aufgrund der aufgenommenen und verarbeiteten Informationen auch richtig zu antizipieren! Die Antizipationsfähigkeit, der immer eine optimale Wahrnehmungsfähigkeit und Entscheidungsfindung vorausgeht, ist eine wichtige „Waffe“ intelligenter Spieler. Aber nur dann, wenn vorher im motorischen Lernprozess die Stufe der Automatisierung der sportartspezifischen Technik erreicht wurde, hat der Spieler wichtige Kapazitäten frei, um intelligent und antizipativ entscheiden zu können, ohne dauernd auf den Ball zu sehen. Je mehr intelligente Spieler wir auf dem Feld haben, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Spiel auf einem höheren Niveau stattfindet.

„Je mehr ein guter Trainer weiß, desto weniger gibt er preis. Ein guter Trainer lehrt seine Spieler praktisch gar nichts, sondern konfrontiert seine Schüler nur mit für sie verständlichen und lösbaren Problemen, damit sie dann durch Selbstentdeckung oder auch mit seiner Hilfe bestmöglich gelöst werden können.“

Intelligenz hat nichts mit der großen Anzahl der Neuronen im Gehirn eines Spielers zu tun, sondern mit der Anzahl der Verbindungen oder Konnexionen, die die nervösen Zellen untereinander herstellen können. Damit es zu unzähligen dieser Verbindungen kommt, muss der betreffende Mensch häufig und richtig stimuliert werden. Intelligenz ist wie ein außergewöhnlicher Weinstock. Er bringt erst dann einen Qualitätswein der Spitzenklasse hervor, wenn er auf dem richtigen Boden steht (Umgebung) und dort regelmäßig mit Wasser und viel Sonne (Stimuli) versorgt wird.

„Freilaufen, passen, schießen, den Ball an- und mitzunehmen, den Gegner auf verschiedene Weise zu umspielen oder den Ball abzufangen, sind alles Spielelemente, die mit Übung relativ leicht zu erlernen sind. Erst die Intelligenz eines Spielers vermag alle diese grundlegenden Elemente zu einem höheren, sinnvollen und effektiven Ganzen zu verschmelzen.“

Die Spielintelligenz im Fußball ist also nur bedingt vom Genetischen abhängig. Sie kann und muss heute im modernen explizierten Training mittels einer Vielzahl progressiv angebotener, vereinfachter Spiele in integraler Form entwickelt werden, sowie es die hier dargestellten Lehr- und Lernprogramme aufzuzeigen versuchen. Darüber hinaus sollte nicht darauf verzichtet werden, die Spielintelligenz auch durch ein impliziertes Trainieren (freie Spielen) zu fördern, so wie es früher im Straßenfußball oder auf dem Bolzplatz der Kinder der Fall war.

9 Wie manifestiert sich Spielintelligenz im Spiel?

Ein intelligenter Spieler

kann auf dem Spielfeld bessere Entscheidungen schneller treffen.

hat die Fähigkeit, eine Spielsituation oder den augenblicklichen Stand des Spiels nicht nur richtig wahrzunehmen und zu verstehen (Vernetzung der bisher gemachten Erfahrungen und des Wissens), sondern darüber hinaus diese mit gleichen oder ähnlichen Spielsituationen zu vergleichen und dadurch eine sichere Entscheidung für die effektivste motorische Lösung der aktuellen Spielsituation zu treffen, um schließlich ohne Zeitverlust die mental vorbereitete Aktion in die Praxis umzusetzen.

kann in fast allen Spielsituationen die Konsequenzen seines Handelns präzise vorhersagen. Er weiß, welche Handlungen in welchen Situationen zu welchen Konsequenzen führen.

besitzt darüber hinaus die Fähigkeit, sich nicht nur den dauernd verändernden Spielsituationen, sondern auch dem Gegner, dem Schiedsrichter und dem Mitspieler mit seinen charakteristischen Besonderheiten anzupassen, was von ihm viel geistige Flexibilität erfordert.

versucht zunächst, mit seinem konvergenten taktischen Denken für die jeweils vorgegebene Spielsituation die optimalste Lösung zu finden, versucht dann aber, mit zunehmender Erfahrung kreativ zu spielen. Dabei versteht er es, seine in der Kindheit im freien Spiel entdeckten kreativen Fähigkeiten im Sinne des Erfolgs der Mannschaft einzusetzen, die, auf sein kreatives Verhalten eingehend, davon profitiert.

denkt und handelt für seine Mitspieler, deren Situation er richtig einzuschätzen vermag, wodurch es erst zum Mannschaftsspiel kommt. Ein Spieler, der für sich spielt, ohne an die anderen zu denken und ohne seine Intelligenz in den Dienst der Mannschaft zu stellen, wird nie triumphieren, weil er nur Teile des Spiels sieht und sich selbst sieht.

lernt schnell aus seinen Fehlern und fragt häufig. Auf der Suche nach der bestmöglichen Lösung der Spielaufgabe sieht er schnell die Möglichkeiten, aber auch die Gefahren. Er lässt sich dabei nicht ablenken und sieht außerdem alternative Lösungsmöglichkeiten.

„Ein Spieler wird dann Situationen richtig verstehen und lösen können, wenn er weiß, welche Verhaltensweisen unter welchen Bedingungen zu welchen Erfolgswahrscheinlichkeiten (realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten) und zu welchen Nutzenwerten (realistische Einschätzung der Ergebnisfolgen) führen.“Klaus Roth 2008, http://www.schulsport-in-essen.de/agsportlehrer/fundgrube/taktik.pdf

bemüht sich, immer im Gleichgewicht zwischen Risiko und Sicherheit zu bleiben. Ein intelligenter Spieler antizipiert die möglichen Erfolgsaussichten, bevor er seine im perzeptiven und kognitiven Bereich vorbereitete motorische Handlung ausführt. Er schätzt also unter den verschiedenen, zur Verfügung stehenden Handlungsmöglichkeiten ab, welche die höchste Wahrscheinlichkeit hat, die angestrebten Ergebnisse zu erreichen.

Zu viel Risiko im Spiel führt zum Ballverlust oder zur Niederlage und zu viel Sicherheit zur Stagnation.

hat nie Eile und fühlt sich in seinem jeweiligen Spielraum in der sich entwickelnden Spielsituation absolut sicher und selbstbewusst, weil er die Unterschiede eng, weit, vorne, hinten, Raum auf den Flügeln oder im Zentrum optisch und motorisch beherrscht. Es sieht so aus, als ob er immer Zeit hat. Hast und Eile sind für ihn schlechte Weggenossen, weil sie zu Fehlern führen.

weiß, dass er nicht immer alles richtig machen kann, weshalb seine Leistung durch eventuelle Fehler nicht negativ beeinflusst wird.

weiß, wann und wohin er den Ball passen muss, und wann er ihn besser in seinem Besitz halten sollte.

macht den Ball schnell und das Spiel langsam, wenn es notwendig ist.

schätzt den ihm zur Verfügung stehenden Raum und die sich ständig ändernde Entfernung zu Mit- und Gegenspielern aus Erfahrung richtig ein, weil er durch ein gezieltes langjähriges und progressives Spieltraining vom vereinfachten bis zum großen Spiel, das auch Spielzüge und Spielkonzeptionen beinhaltete, seine Qualität der optisch-motorischen Berechnung und Entscheidungsfindung auf ein hohes Niveau bringen konnte.

entwickelt sich ständig weiter.

„Ein Spieler, der läuft, muss ständig denken und der, der gerade denkt, darf das Laufen nicht vergessen.“Cesar Luis Menotti

spielt einfach. Nur ein Meister kann simpel vorgehen.

weiß bereits vor der Ballannahme, welches seine nächste motorische Aktion sein wird.

zeichnet sich durch ein fast fehlerfreies Spiel ohne Ball aus, indem er seinen Mitspielern optimale Lösungen zur Spielsituation anbietet.

setzt seine von ihm beherrschten Fähigkeiten optimal ein und macht nur das, was er kann. „Schuster, bleib bei deinen Leisten.“

teilt sich seine Kräfte gut ein. Weiß, wo sich der Laufweg lohnt und wo nicht.

ist emotionell gefestigt, lässt sich nicht provozieren und hat die Fähigkeit, Stress zu verarbeiten. Unter zu großem Stress verengt sich die Wahrnehmung und verschlechtert sich die Entscheidungsfindung, weshalb auch viele „intelligente“ Spieler in wichtigen Spielen eher blass wirken. Der Druck nimmt ihnen ihre Spielintelligenz!

Das Ziel einer Schulung ist nicht nur die Vermittlung von Wissen und Kenntnissen, sondern insbesondere die Fähigkeit zu erlangen, das neu gelernte Wissen korrekt anzuwenden, d.h. zu handeln. Was nützt mir alles Wissen, wenn ich es nicht zu meinem Vorteil einsetzen kann?

10 Was ein Jugendtrainer wissen sollte, bevor er die Spielintelligenz seiner Schüler stimuliert

Die Entwicklung der Spielintelligenz eines jungen Fußballspielers wird durch die Vielzahl verschiedener Reize und Anregungen bedingt, die er im täglichen Training, aber auch im Wettspiel (besonders im