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Sportmärchen versammelt kurze Prosa von Ödön von Horváth, entstanden in den Jahren 1924 bis 1926, in der sich alles um die Leibesertüchtigung dreht. Witzig und geistreich beschreibt Horváth Sportsmenschen bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, Leichtathletiker und Ringkämpfer, Bergsteiger und Gewichtheber, Brustschwimmer, Rennradfahrer, Skiläufer und andere Kuriositäten sind in diesem Kurzgeschictenband vereint.
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Seitenzahl: 34
Veröffentlichungsjahr: 2019
Sportmärchen
© Ödön von Horváth 1926
Umschlagfoto: Country Week tennis /Sam Hood
© Lunata Berlin 2019
Der Faustkampf, das Harfenkonzert und die Meinung des lieben Gottes
Start und Ziel
Der sichere Stand
Legende vom Fußballplatz
Regatta
Vom artigen Ringkämpfer
Vom unartigen Ringkämpfer
Der große und der kleine Berg
Was ist das?
Stafetten
Wintersportlegendchen
Vom wunderlichen Herrn von Bindunghausen
Über das Meer
Aus einem Rennradfahrerfamilienleben
Begegnung in der Wand
Die Mauerhakenzwerge
Die Eispickelhexe
Die Beratung
Aus Leichtathletikland
Persönlichkeiten
Das Sprungbrett
»Nur auf die Bindung kommt es an!«
Der Fallschirm
Die Regel
Die beiden Magenschwinger
Sommer und Winter
Die drei Gesellen
Über den Autor
! k. o. !! k. o. !!!
heulten grelle Plakate in die Stadt; und der eines überhörte, dem sprangen drei ins Gesicht:
!k. o. !!k. o. !!!
Und nur ein einziges Zeitschriftlein wagte zu widersprechen; aus eines schwindsüchtigen Buchladens schmalbrüstiger Auslage wisperte sein fadenscheiniges Stimmlein: Harfenkonzert – – – Harfenkonzert – – –
Tausende gingen vorbei bis einer es hörte; und das war ein grauer grober Mann, der sogleich stehen blieb; auf seine niedere Stirne zogen finstere Falten und aus seiner Tasche quoll ein großer gelber Zettel, den er knurrend auf das Fenster der Auslage klebte; und der Zettel brüllte bereits kaum die Scheibe berührend derart durchdringend, daß Männlein und Weiblein von weitumher zusammenliefen: !k. o. !!k. o. !!!
Da verstummte das Zeitschriftlein, denn nun schwand auch seine letzte Hoffnung; und in dem Schatten, den das tobende Plakat auf sein kleines Titelblatt warf, ward es sich klar, daß seine Sache im Sterben sei. Und es schlich aus der Auslage, riß sich in Stücke und erhängte sich an einem gewissen Orte.
Später, als man das dem lieben Gott mitteilte, da zuckte er die Achsel und meinte:
»Hja, mein Gott – – –«
Manchmal plaudern Start und Ziel miteinander.
Es sagt das Ziel:
»Stände ich nicht hier – – – wärest du ziellos!«
Und der Start sagt:
»Das ist schon richtig; doch denke: wäre ich ziellos – – – was dann?«
»Das wäre mein Tod.«
Da lächelt der Start:
»Jaja – – –so ist das Leben, Herr Vetter!«
Einst kletterte ein Kletterer über einen berüchtigten ungemein brüchigen Grat empor – – – und fürwahr! er war ein kühner Bursche: denn selbst von Zacken mit Zipperlein (die nur noch den erlösenden Rülps ersehnten um die Fahrt nach dem Friedhof tief unten im Kar antreten zu können) rief er denen, die hinter ihm herkletterten, zu:
»Kommt immer nur nach! Habe sicheren Stand!«
Und einmal hielt er sich gar nur mit zwei Fingerspitzen der linken Hand an einem kaum sichtbaren Griff, doch schon rollte er rasch mit der Rechten das Seil ein und schrie:
»Sicherer Stand!«
– – – da seufzte sein Griff und brach ab: kopfüber flog er aus der Mutterwand und mit ihm unser Kletterer, während ein scharfer Stein schmunzelnd das Seil durchbiß – – – – – – und erst nach gut fünfhundert Metern klatschte er wie eine reife Pflaume auf eine breite Geröllterrasse. Aber sterbend schrie er noch seinen Gefährten zu:
»Nachkommen! Sicherer Stand!«
War das ein Optimist!!
Es war einmal ein armer kleiner Bub, der war kaum sieben Jahre alt, aber schon loderte in ihm eine Leidenschaft: er liebte den Fußball über alles.