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Ellen Miebach, eine auf Bali lebende deutsche Aussteigerin, wird zufällig in einen Mordfall verwickelt. Ihr Gerechtigkeitsempfinden, gepaart mit einer Portion wagemutiger Energie, treibt sie festentschlossen an, den Fall aufzuklären. Mit der Hilfe ihres Freundes kann sie letztendlich nicht nur den Mörder finden, sondern auch die Faszination des argentinischen Tangos erfahren.
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2020
Nur das Meer kennt die Wahrheit
Stefani Kang
© 2020 Stefani Kang
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
978-3-347-11770-9 (Paperback)
978-3-347-11771-6 (Hardcover)
978-3-347-11772-3 (e-Book)
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Inhaltsverzeichnis
1 Hoffnungsvolle Gefühle
2 Der Warong am Strand
3 Silberschmuck in Celuk
4 Das Bali Haus
5 Die Aussage
6 Auf der Spur
7 Klare Gedanken
8 Das Handy
9 Bonnie und Clyde
10 Realität
11 Eine heiße Spur
12 Der Ehemann
13 Die Geliebte
14 Marlene
15 Nachforschungen
16 Ein Beweis taucht auf
17 Eine kluge Strategie
18 Der Obduktionsbericht
19 Ein Detektiv muss her
20 Der Abschied
21 Am Strand von Balangan
22 Sabrina Veron
23 Ankunft in Buenos Aires
24 Sabrinas Geheimnis
25 Abschied von Buenos Aires
26 Die Heimreise
27 Gefährlicher Alleingang
28 Des Rätsels Lösung
29 Das Abschiedsessen
30 Traum oder Wirklichkeit?
1
Hoffnungsvolle Gefühle
Das lauwarme Wasser des indischen Ozeans umspült ihre Füße sanft. Sie hält ihre Badelatschen in der linken Hand, während sie mit der rechten, die vom Wind verwehte Haarsträhne aus ihrem Gesicht streift. Ein wundersames, befreiendes Gefühl durchströmt ihren Körper. Sie fühlt sich stark und selbstbewusst. Der Spaziergang am Strand von Berawa tut ihr richtig gut. Hier draußen ist es etwas ruhiger, nur wenige Touristen sind unterwegs um sich das allabendlich wiederholende Naturspektakel anzusehen. Der Sonnenuntergang an der Westküste Balis ist einfach faszinierend.
Es ist später Nachmittag, in einigen Minuten ist es wieder soweit. Sie atmet tief durch. Nun weiß sie was sie zu tun hat. Alles ist ihr absolut klar. Sie fühlt ein angenehmes Kribbeln im Bauch, ein Gefühl ähnlich dem von frisch verliebt sein. Ist sie aber nicht. Sie ist einfach nur glücklich, voller Vorfreude auf das was kommt.
Sie beobachtet die Wellen, die sich sanft in der Brandung brechen. Während einige braungebrannte, balinesische Jungs auf ihren schrubbeligen Surfbrettern, die sie von Touristen geschenkt bekommen haben, lachend auf den Wellen tanzen. Einige Althippies gehen mit ihren Hunden spazieren, und hier und da hat ein balinesischer Fischer seine Angel ausgeworfen.
Sie geht und geht, wie von einer geheimnisvollen Kraft angetrieben, und merkt gar nicht, wie weit sie sich schon vom allgemeinen Getümmel entfernt hat. Sie geht wie im Rausch. Ihre Beine bewegen sich wie von selbst. Sie spürt keine Anstrengung, keine Müdigkeit, sie könnte stundenlang so weiterspazieren, doch sie weiß, es wird nun schnell dunkel nachdem die gelborangene Scheibe am Horizont untergetaucht ist.
Der Himmel ist bereits dunkelrot, als sie plötzlich einen dumpfen Schlag auf den Kopf verspürt, und zu Boden sackt. In Ihrem Schmerz kann sie gerade noch, das in Brauntönen gehaltene Batikmuster eines Sarongs erkennen, bevor sie das Bewusstsein verliert.
2
Der Warong am Strand
Ellen sitzt in ihrem Lieblingsrestaurant am Strand von Batubelig. Sie wird sich einen Seafood-Teller bestellen, hat sie beschlossen und schaut aufs Meer in hungriger Erwartung, so wie sie das häufig macht. Unter dem Strohdach sieht man eine wunderschöne Sonne, die sich langsam neigt. Das Orangerot geht nun ins Lila Grau über.
Viele Spaziergänger aus allen möglichen Ländern sind unterwegs und laufen in beide Richtungen. Japanerinnen erkennt man immer direkt auf den ersten Blick, sie tragen meist Schlapphüte und sind recht bedeckt, aus Angst vor der Sonne. Na ja, sie haben ja auch eine fantastische Haut.
Ellen kommt aus Hamburg. Sie wohnt schon eine ganze Weile auf Bali, hat in den 20 Jahren ein kleines Business aufgebaut. Sie verkauft balinesischen Silberschmuck auf Weihnachtsmärkten, und sie beliefert auch einige Großhändler.
Das läuft recht gut, und ermöglicht ihr ein angenehmes Leben. Während der Verkaufsmonate ist sie in Deutschland, die restliche Zeit verbringt sie auf der Sonneninsel Bali.
Viele Europäer machen es ähnlich wie Ellen. Italiener, Spanier, Franzosen, Schweizer, Russen, aber auch Japaner, Australier, von überall kommen sie her und leben hier. Denn das Leben auf Bali ist so viel entspannter, und bietet eben mehr Lebensqualität.
Ellen wartet noch mit ihrer Essensbestellung, denn sie ist mit Britta verabredet. Sie möchte nicht vorweg bestellen, aber ein kühles „Bintang“ (indonesische Biersorte) darf es schon mal sein.
Es ist schon 20: 20 Uhr und Britta ist noch nicht aufgetaucht. Seltsam findet Ellen dies eigentlich nicht, denn hier ist Pünktlichkeit keine Tugend. „Jam karet“ sagen die Balinesen, das heißt Gummi Zeit, und alle Ausländer haben sich diesbezüglich fantastisch integriert.
Sie beschließt jetzt aber doch zu bestellen. Gut hat sie daran getan, denn ihre Bekannte wird nicht auftauchen. Ellen denkt sich nicht viel dabei. Sie hat Britta erst gestern kennengelernt, zufällig am Strand von Balangan, und sie haben einen ganzen Tag miteinander verbracht. Sie fanden sich gleich gegenseitig sympathisch, haben ausgiebig erzählt, auch viele private Dinge.
„Hallo, na gibt’s Dich auch noch“, entfährt es ihr, als sie einen alten Bekannten wiedersieht. Man setzt sich zusammen, und fängt an zu klönen. Schnell ist der Abend vergangen, und die Verabredung mit Britta ist schon vergessen.
Der Warong am Strand
Ein Bintang zum Sonnenuntergang
3
Silberschmuck in Celuk
Ellen sitzt in der Silber Factory und sortiert ihr Sortiment. Das ist das Wichtigste an ihrer Arbeit. Sie muss genau prüfen, ob ihre Bestellung auch so ausgefallen ist wie geordert.
Es nimmt jedes Mal viel Zeit in Anspruch, dieser lange Weg von Seminyak nach Celuk auf ihrem Motorroller. Es ist keine schöne Strecke, die über die Außentangente der Hauptstadt Denpasar führt. Hitze, Stau und schmutzige Stadtluft inbegriffen.
In Celuk weht ein ganz anderer Wind. Keine Hektik, alles freundliche Gesichter, die gute Laune verbreiten. Ok, auf der Hauptstraße ist starker Durchgangsverkehr, alles in allem aber ist Celuk ein gemütliches Handwerkerdorf mit Schwerpunkt für Silberarbeiten, sehr „laid back“, gemächlich halt.
Es gibt eine große Auswahl an Geschäften und Werkstätten, die traditionelle Arbeiten, Schmuck und Kultstücke, aber auch ein mannigfaltiges Angebot an modernem Design verkaufen. Balinesen sind sehr künstlerisch veranlagt, haben aber auch einen Sinn für das Geschäftliche, das heißt, sie sind flexibel genug, um auf die Wünsche ihrer Kunden einzugehen. Dies ist der Hauptgrund, warum ihre Geschäfte über viele Jahre existieren, und dem Ort Reichtum geschenkt hat.
Sie lacht mit den Silberschmiedehandwerkern, die nebenan ihrer Arbeit nachgehen. Die fingerfertigen Künstler sitzen auf dem Boden und fabrizieren die wunderschönsten filigranen Schmuckstücke an, immer einen Kaffee mit viel Zucker auf der Seite, und eine Zigarette im Mundwinkel.
„Es ist spät geworden, hab‘nen tierischen Hunger“, denkt Ellen, als sie sich endlich auf den Heimweg machen will. Sie zieht sich Lederjacke und Helm über, und mit einem automatischen Griff in ihre Tasche holt sie ihr Handy heraus, um schnell noch ihre Nachrichten zu checken.
„Merkwürdig, dass keine Nachricht von Britta dabei ist, hätte doch gedacht, dass sie sich meldet, und sich für die verpatzte Verabredung entschuldigt. So was aber auch”, nun gut, jetzt erstmal zurück in Richtung Canggu. Die Hauptstraße entlang zu fahren ist wahrhaftig kein Zuckerschlecken.
Dennoch ist es ein Genuss ab und an die Reisfelder rechts und links zur Straße zu sehen, die wenigen die noch geblieben sind, hier im stark bevölkerten Teil der Insel. Es ist Hauptverkehrszeit, die Straßen sind besonders überfüllt. Sie unterbricht ihre Fahrt auf der Gatsu, dort wo es so viele kleine Essensstände gibt. Sie hält genau vor ihrem „Sate ayam“ Stand an. Hier gibt es köstliche Hühnerfleischspießchen vom Grill. Ellen gönnt sich ein verspätetes Mittagsessen auf die Schnelle.
Eigentlich ist Ellen ja schon lange Vegetarierin, aber dem Duft der Erdnusssoße zusammen mit den gegrillten Hühnerfleischspießchen, kann sie manchmal dann doch nicht widerstehen, vor allem dann nicht, wenn der Magen knurrt.
Sie sitzt auf der Holzbank und bekommt auch schon ihre Spießchen auf einem Bananenblatt serviert, dazu ein Limonen Wasser auf Eis. Der Verkäufer kennt sie schon und sagt lächelnd: „Selamat makan, Miss Ellen”
Sie hält sich nicht allzu lange auf, denn zum Sonnenuntergang will sie wieder am Strand sein. Ihr Feierabend ist ihr heilig. Sie trinkt den letzten Schluck aus ihrem Glas, zahlt und sagt:“Terima kasih, Pak.
4
Das Bali Haus
Zu Haus in Batubelig angekommen, springt Ellen unter die Dusche, wenn man das so sagen darf. Die Dusche ist ein weiß gekacheltes Becken, mit circa 60 x 60 cm Grundfläche, und ist etwa 80 cm hoch. Das Wasser darin hat “Zimmertemperatur”, also ist weder warm noch kalt. An der weiß gekachelten Wand hängt eine hübsche Kokosnusskelle, mit der man sich das Wasser aus der Wanne schöpft, und über den Körper gießt. Das Ganze nennt man ein „Mandi”. Dies ist die traditionelle Form des Duschens auf Bali.
Wenn man noch am Nachmittag duscht, wie die Einheimischen, ist es sehr erfrischend und gesund. Duscht man aber abends, ist das Wasser zu kühl und man bekommt „masuk angin”, mit anderen Worten, man wird krank, sagt Made(ausgesprochen mit der Betonung auf e), Ellens Perle.
Ellen ist glücklich mit ihrem Mandi, welches von einem eigenen, kleinen Garten umgeben ist. Die mit Farnen und Orchideen bewachsene Natursteinwand, schirmt vor neugierigen Blicken, und bietet Ellen einen wunderschönen Anblick, wenn sie auf dem Klo sitzt.
Ellens Haus liegt idyllisch in den Reisfeldern, inmitten eines tropischen Gartens, umgeben von Palmen, Hibiskusund Bananenstauden. Ein schmaler, gebogener Kiesweg führt zur Terrasse des Hauses. Es ist ein altes Haus. Ellen hatte es vor vielen Jahren gepachtet. Dieses Haus hat noch keinen modernen Schnickschnack, so wie es die Villen in ihrer Nachbarschaft heute haben. Materieller Luxus ist etwas, das Ellen nie vermisst hat.
Ihr Wohnzimmer und die Küche sind auf einer Fläche von etwa 45 qm untergebracht, mit einer abschließenden Wand jeweils nach Westen und Süden. Die anderen beiden Seiten sind offen, und nur verschließbar mit einem Bambusrollo, das man nur benutzt, wenn es regnet. Eine kleine Treppe führt an ihrem Badezimmer vorbei nach oben, wo auf einer Holzbalkendecke das Schlafzimmer untergebracht ist.
Der obere Stock ist ihr Privatbereich, dort sind auch Glasfenster eingebaut, und es gibt eine abschließbare Tür. So ist für ihre Sicherheit einigermaßen gesorgt.
Das Ganze ist überdacht mit einem wunderbaren „Alang alang” Dach, also strohgedeckt. Es ermöglicht eine angenehme Raumtemperatur, so dass eine Klimaanlage nicht notwendig ist. Die Oberlichter sind nicht verglast. Sie sind mit einem geschnitzten Gitterwerk versehen, welches vor unliebsamen Eindringlingen schützt, und trotzdem eine ausreichende Querbelüftung garantiert.
Ellen hält sich am liebsten hier oben auf. Von hier hat man einen recht hübschen Blick über die Reisfelder.
Ganz im Hintergrund und an klaren Tagen kann man den heiligen Berg, Gunung A-gung, sehen. Das ist spektakulär.
Ganz früher, in den ersten 5 Jahren ihres Bali Daseins, hatte sie in Legian gelebt, in einem kleinen Losmen-Zimmer, das sind Fremdenzimmer innerhalb eines Familienkomplexes. Als sich die Möglichkeit auftat, dieses kleine, hübsche Häuschen für 30 Jahre zu mieten, hatte sie sofort zugegriffen.
Batubelig war zu jener Zeit weit ab von der Welt und daher erschwinglich. Heute ist das anders. Es gehört zu den beliebtesten und teuersten Gegenden in Bali.
Ein weiterer Grund für Ellen nach Batubelig zu ziehen war , die Nähe des Strandes und trotzdem einige Freunde in der Nachbarschaft zu wissen.
Ihr Wohnzimmer besteht aus einem dekorativem, übergroßem Bambussofa mit blaugrünen Kissen. Dicke Sitzpolster in den gleichen Farbtönen liegen drum herum, alles zusammen auf einer filigranen Rotanmatte platziert. Als Tisch dient eine quadratische Glasplatte, die auf geschnitzten, gigantischen Holzfrüchten liegt. Eine Mangga, eine Durian, eine Manggis und eine Ananas. Dies alles ist schon recht alt. Sie hat die Möbel seinerzeit in der Galerie Ikat erworben. Ein Laden für Inneneinrichtungen, der mit Möbeln, traditionell gewebten Stoffen und allerlei schönen Dingen handelte.
Auf dem Glastisch steht eine übergroße Tonschale mit Blüten aus dem Garten. Made, ihre „Pembantu”, auf Deutsch Haushaltshilfe, und ihr Ehemann Wayan, halten Haus und den Garten top fit, erledigen Einkäufe und Besorgungen oder auch kleinere Reparaturen. Sie sind Gold wert. Ohne die beiden wäre das Leben in Bali halb so idyllisch.
Made ist auch Ellens steter Berater in Sachen Benimm und Umgangsformen. Made gibt immer wertvolle Tipps, wie man sich auf Bali zu verhalten hat. Ellen ist froh, dieses Backgroundwissen von ihr zu bekommen, denn sie sieht immer wieder wie einige Ausländer, die diese Informationen wohl nicht erhalten, anecken und dadurch Spannungen mit den Balinesen erzeugen.
In ihrem Haus wurden früher oft ausgiebige Partys gefeiert, heute bedeutend weniger. Man merkt jetzt doch, dass alle Freunde gealtert und die wilden Hippiezeiten vorbei sind. Heute trifft man sich eher gemäßigt in einem der unzähligen Lokalitäten der Gastronomie.
Das Handy klingelt, sie vermutet es ist der Silberschmuckproduzent, der ihr mitteilen will, dass sie ihren Ordner in Celuk vergessen hat. Sie schaut auf das Display, aber es ist Dieter, der alte Freund, den sie zufällig nach langer Zeit wiedergetroffen hat.„Hi Dieter, wie schön, dass du dich meldest, was gibt’s?”
„Hallo Ellen, hast Du schon gehört? Man hat heute Morgen am Strand eine Leiche gefunden. Es handelt sich um eine deutsche Frau. Eine Frau mit orangeroten Haaren.”
Ellen wird ganz blass, und setzt sich erstmal. Ihr Mund ist trocken. Langsam spricht sie in ihr Handy:
„Dieter, ich fürchte ich kenne diese Frau. Ich habe sie Sonntag am Balangan Beach kennengelernt. Hast Du sie nicht auch gesehen? Wir sollten uns treffen, bitte.
5
Die Aussage
Keine 10 Minuten später, kommt Ellen an ihrem Warong an. Sie hängt lässig ihren Helm über den Spiegel, wie es hier alle tun, und betritt die kleine Bambushütte. Dieter sitzt schon da mit einem kühlen Bintang in der Hand.
Sie ist ein wenig aufgeregt, eigentlich hatte sie sich die Stunde zum Sonnenuntergang anders vorgestellt. Nun ja, es kommt wie es kommt.
„Apa khabar Wayan, minta satu Bintang kecil“, sagt sie im Vorbeigehen zu dem Kellner. Sie lässt sich nieder an Dieters Tisch, und stellt ihre Tasche auf den freien Stuhl neben ihr ab.
„Hi Dieter”, haucht es aus ihr heraus, während sie ihr Halstuch öffnet. „Jetzt erzähl mal”, fordert sie ihn auf.
Dieter berichtet, wie er heute Morgen am Strand gejoggt ist, und in der Ferne einen Menschenauflauf erblickt hat, so in Höhe Eco Beach. Aus der Ferne noch, habe er die orangeroten Haare erkannt. Er ist hingelaufen und war Zeuge wie man versucht hat, die Frau wiederzubeleben, was leider erfolglos blieb, sie war schon tot. Sie war vollständig bekleidet, also kein Badeunfall, wahrscheinlich Selbstmord, oder eine Herzschwäche, meinte die Polizei.
„Oh nein, das kann nicht sein, Selbstmord? Auf keinen Fall. Sie war so vergnügt und voller Lebensmut, wenn auch manchmal ein wehmütiges Lächeln zu erahnen war.”
Ellen erinnert sich noch genau an diesen einen Moment, indem sie Britta schweigend beobachtete. Jene Sekunden, die Brittas Augen glasig erscheinen ließen, während sie aufs Meer blickte.
„Aber sie hatte so viele Pläne? Herzschwäche? möglich aber unwahrscheinlich, sie hatte doch etwa unser Alter. Was machen wir nun? Ich werde morgen früh gleich zum Konsulat fahren und eine Aussage machen. Vielleicht hilft das.“
„Ok”, meint Dieter, “ich begleite Dich”.
„Das ist nett von Dir, ich nehme dein Angebot gerne an. Lass uns morgen um 9 Uhr losfahren, ok?”
Am nächsten Morgen torkelt Ellen etwas schlaftrunken die Treppe hinunter, ihr Hund Schlingel fühlt sich aufgefordert ihr zu folgen, überholt sie dabei mitten auf der Treppe, und bringt sie so etwas aus dem Gleichgewicht. Ellen fängt sich aber wieder, und kann einen Sturz gerade noch vermeiden. Schlagartig ist sie wach.
„Selamat Pagi Made“, ruft sie.
Sie hört Made in der Küche werkeln, und es braucht nicht lange, bis die Gute mit Bali Kaffee und einem Banana Pancake, komplett mit Honig und Zitrone, aus der Küche kommt.
„Selamat pagi ibu Ellen”, schallt es zurück. „Hat ibu Ellen schon gehört, es ist eine deutsche Frau ertrunken, gestern?”
„Ja Made, das habe ich gehört, und ich bin sicher ich habe diese Frau gekannt.”
„Man sagt es ist Selbstmord gewesen, denn die Frau war vollkommen angezogen. Touristinnen gehen doch nicht mit Kleidern zum Schwimmen so wie wir“, sagt Made mit überzeugter Stimme und neugierigem Blick.