Spurlos verschwunden - Annerose Kirchner - E-Book

Spurlos verschwunden E-Book

Annerose Kirchner

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Beschreibung

Gessen, Schmirchau, Lichtenberg, Culmitzsch, Katzendorf, Sorge – das sind die Namen von Dörfern im Osten Thüringens, die nach dem Zweiten Weltkrieg dem Uranbergbau in der SBZ /DDR weichen mussten. Dort wurde unter höchster Geheimhaltung das Erz für Moskau abgebaut – für die Herstellung sowjetischer Atomwaffen und für die Kernenergie. Als die Bagger anrückten und die Dörfer zerstörten, war ein öffentlicher Protest der Bewohner unmöglich. Wer sich wehrte, hatte mit ernsthaften Konsequenzen zu rechnen.
Annerose Kirchner hat Zeitzeugen befragt, die froh waren, endlich Gehör zu finden. Sie erzählen die Geschichte der verschwundenen Dörfer und ihrer Bewohner, berichten von den Brüchen in den Biografien. Die Autorin ordnet die Ereignisse in die DDR-Geschichte ein und stellt weitergehende Fragen: Was ist aus den Menschen geworden, die damals zwangsumgesiedelt wurden und ihre Heimat verloren? Wie sieht die Landschaft heute aus?

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Seitenzahl: 266

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Annerose KirchnerSpurlos verschwunden

Annerose Kirchner

Spurlosverschwunden

Dörfer in Thüringen –Opfer des Uranabbaus

Die Entstehung dieses Buches wurde durch ein Stipendium der Kulturstiftung des Freistaats Thüringen gefördert.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnetdiese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internetüber http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Ebook-Auflage, März 2016,entspricht der 1. Druckauflage vom März 2010© Christoph Links Verlag GmbHSchönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32-0www.christoph-links-verlag.de; [email protected]: KahaneDesign, Berlin,unter Verwendung eines Fotos von Erich Krauthahn:Sprengung im Tagebau Culmitzsch, ca. 1960Lektorat: Jana Fröbel, Berlin

ISBN 978-3-86284-335-0

Inhalt

Abgebaggerte Dorfzeit

Pechblende und Meerrettich

Sorge: Johannes Weiser nimmt Abschied von seinem Dorf

Kirschbude und Arbeiterstreik

Katzendorf: Annita Meyer vermisst nicht nur den Stundenstein vorm Haus

Kuhgespann und Absetzerhalde

Lichtenberg: Erika Nettbohl lebt mit ihrer Großfamilie an der Wipse wie auf einer Insel

Feuerwehr und Geigerzähler

Schmirchau: Dieter Sonntag sucht sein Dorf am Fuß der Schmirchauer Höhe

Sommerfrische und Haldenrutsch

Gessen: Renate Baum sah Bäume wie Streichhölzer knicken

Wasserschloss und Schlammteich

Culmitzsch: Lieselotte Luckner verließ als Letzte eine Ruinenlandschaft

Anhang

Literatur- und Quellenverzeichnis

Abbildungsnachweis

Dank

Angaben zur Autorin

Dörfer haben Hunderte – manchmal Tausende – von Jahren überlebt, Dörfer haben Gesichter, Dörfer haben Geschichten, Dörfer haben Runzeln und Linien, die sich nicht mehr wegwischen lassen.

Geert Mak, Wie Gott verschwand aus Jorwerd

Der Anblick verschlug die Sprache, ließ sie starr Aufderstelle stehn. Kaum vermochten sie sich zu orientieren: sämtliche Häuser des Ortes verschwunden :od zu Schutthaufen zermalmt, vertraute Straßenzüge Gärten Bäume, fort. Als hätten Prügeltrupps einem Menschen alle Zähne rausgeschlagen starrte sie die Unkenntlichkeit ihres Heimatdorfes an.

Reinhard Jirgl, Die Stille, Photo 93

Ich vergleiche die Umsiedlung eines Ortes mit dem langsamen Sterben eines Angehörigen.

Thomas Krieger, Pfarrer im ehemaligen Heuersdorf, Heuersdorf. Geschichte und Abschied eines mitteldeutschen Dorfes

Uran ist ein silberweiß glänzendes radioaktives Schwermetall. Im Periodensystem der Elemente steht es an 92. Stelle. Es kommt in der Natur in drei Varianten vor: U-234 (Halbwertszeit 245 000 Jahre), U-235 (Halbwertszeit 700 Millionen Jahre) und U-238 (Halbwertszeit 4,5 Milliarden Jahre).

Sorge-Settendorf. Abendstimmung an der »Kirche ohne Dorf«, 2009

Abgebaggerte Dorfzeit

I

Ein kalter, verregneter Sonntag im Dezember 2008. Über die Elsteraue nahe Meuselwitz treibt Nebel. Trotz des Wetters kann ich von der B 180 die beiden gigantischen weißen Dampfsäulen des Braunkohlenkraftwerks Lippendorf am nördlichen Horizont gut ausmachen. Ein Bild, das mir aus der Ferne bereits vertraut ist, denn inzwischen habe ich mehrmals die rund 350 Meter hohe sanierte Tafelhalde des einstigen Wismut-Bergbaubetriebes Beerwalde am Rande der Gemeinde Löbichau nördlich der A 4 bestiegen und vom Plateau aus bei klarer Sicht die Lippendorfer »Rauchzeichen« entdecken können. Heute lasse ich den wachsenden grünen »Zukunftswald« der aufgeforsteten Halde Beerwalde mit 80 000 Bäumen, darunter Traubeneichen, Winterlinden, Bergahorn, Vogelkirsche, Lärchen und Douglasien, hinter mir und fahre durchs Altenburger Land. Von Gera über Nedissen, Großpörthen, weiter nach Meuselwitz und Lucka. Mein Ziel heißt Heuersdorf, Ortsteil von Regis-Breitingen. Der kleine Ort in Sachsen, nahe der thüringischen Landesgrenze, machte weltweit Schlagzeilen – als Dorf des jahrelangen, doch vergeblichen Widerstandes gegen die »bergbaubedingte Umsiedlung« und durch die spektakuläre Umsetzung der denkmalgeschützten 750 Tonnen schweren Emmauskirche nach Borna im Herbst 2007.

Noch verzeichnen Landkarten den Ort am südöstlichen Rand des Großtagebaus »Vereinigtes Schleenhain«. Doch die Realität sieht anders aus. Rechtlich existiert die Gemeinde, entstanden aus Alt-Heuersdorf und Großhermsdorf, längst nicht mehr, und über die Hälfte der Häuser, in denen zum Beispiel 1990 fast 350 Menschen wohnten, ist seit Ende 2007 abgebaggert. 50 Millionen Tonnen Braunkohle lagern unter dem 700 Jahre alten Dorf. Die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH (Mibrag) fördert diesen Bodenschatz und transportiert ihn durch den vier Kilometer langen Tagebau direkt ins Großkraftwerk Lippendorf. Der Vattenfall-Koloss, seit 1999/2000 in Betrieb, verschlingt etwa zehn Millionen Tonnen Braunkohle im Jahr. Vierzig Jahre lang soll Lippendorf betrieben werden. Die erste Heuersdorfer Kohle ist schon verfeuert, und die Bagger nähern sich unaufhaltsam dem Dorfzentrum. Anfang 2010 wird hier wohl kein einziges Haus mehr stehen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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