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Stein-Zeit Blues ist eine Hommage an Berge in Gedichten und Aquarellen. Der Bergsturz von Blatten am 28. Mai 2025 hat mich, wie jede Naturkatastrophe, zutiefst bestürzt. Blatten besonders, da ich als kleines Mädchen und junge Frau mit meinem Vater viel Zeit in den Bergen verbracht habe. Berge gehören zu meiner Kindheit wie die Luft zum atmen, denn mein Papa war ein passionierter Bergsteiger. Berge sitzen also tief in meinem Unterbewusstsein und in meinen Kindheitserinnerungen.- Ich gehöre wahrscheinlich zur letzten Generation, die die Natur noch als relativ unberührt erlebt hat. In meiner Kindheit gab es noch richtige Jahreszeiten. Der Frühling war mild, der Sommer meistens warm, mit wenigen Hitzetagen, der Herbst war lieblich und im Winter tummelten wir uns im Schnee. Das Klima in der Schweiz war meist wohltemperiert. Auf die Natur war zum Grossteil verlass, sie war mein Anker, mein Fundament, neben den Sternen. Mit den Extrem Ereignissen und Katastrophen nimmt dieses Urvertrauen in die Natur ein jähes Ende. Sicher, die Natur konnte schon immer auch unmenschlich sein, aber die Ereignisse der Klimakrise sind grösstenteils Menschengemacht und finden ausserhalb der geologischen, klimatischen oder kosmischen Zeit statt. Die Alpen sind ungefähr 40 Millionen Jahre alt. Sie sind älter als die Menschen, älter als Zeit Zonen und älter als Nationale Grenzen. Berge sind grösser als wir Menschen, sie haben Teil an der kosmischen Zeit, sie sind Evolution, sie kommen aus dem Urknall und den Sternen. Sie sind das aufbäumen der Erdkruste, in Europa steigt Afrika in den Alpen empor. Weil Berge das Menschliche bei weitem übersteigen sind sie erhaben. Ja, Berge sind auch Lebensraum, sie beiflussen das Klima, die Gletscherschmelze beschert uns Wasser, Berge schenken uns Tiere und Pflanzen und Nahrung. Aber sie sind auch das unermessliche, Symbol für den Fels in der Brandung, Standhaftigkeit und Dauer. All dies haben wir Menschen in den vergangenen 200 Jahren ins Wanken gebracht. Die Trauer über Blattens Bergsturz ist auch diese Trauer.- Dieses kleine Büchlein ist neben einer Liebeserklärung an die Berge auch ein Stück Trauerarbeit. Das Gedicht Stein-Zeit Blues wird von Aquarellen begleitet.
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Seitenzahl: 13
Veröffentlichungsjahr: 2025
In Erinnerung an meinen Vater Ferdinand Baumeler
Speicher Appenzell
1937-2010
VORWORT
STEIN-ZEIT BLUES
I. Vor der Zeit
II. Feuergeboren
III. Die Sonne
IV. Der Mond
V. Tränen der Welt
VI. Aufbäumen
VII. Stein-Zeit
VIII. Der Atem des Lebens
IX. Steine Erinnern
X. Das Lange Jetzt
XI. Was Bleibt
STEIN-ZEIT BLUES AQUARELLE
Der Bergsturz von Blatten, in der Schweiz, am 28. Mai 2025,
hat mich tief getroffen. Jede Naturkatastrophe trifft tief,
unabhängig wo sie stattfindet, mögen es Bergstürze im Inland
sein, Überschwemmungen in Pakistan, Dürre in Afrika oder
Flächenbrände in Griechenland.
Ich gehöre wahrscheinlich zu Generation, die als Kind noch
eine verlässliche Natur gekannt hat. Sie war immer mein Fels
in der Brandung, mein Ruhepol, das Fundament, auf dass
Verlass war. Das Kommen und Gehen der Jahreszeiten,
Frühling, Sommer, Herbst und Winter, ich liebe sie alle. Und
als Schweizerin, natürlich die Berge. Sie waren für mich
prägend, denn mein Vater war passionierter Naturliebhaber
und Bergsteiger. Es gibt keinen Gipfel in diesem Land, den er
als junger Mann nicht erklommen hat. Als er dann uns Kinder
hatte, haben wir viel Zeit, all unsere Freizeit, draussen und vor
allem in den Bergen beim Wandern verbracht. Es gab keinen
Stein, keinen Weg und kein Tier oder Kraut, welche mein
Vater nicht gekannt hätte und uns als Kinder, die oft, mürrisch
an diesen anstrengenden Expeditionen teilnahmen,
näherbrachte. In den warmen Monaten wurde gewandert und