Stern & Freddy - Andreas Göx - E-Book

Stern & Freddy E-Book

Andreas Göx

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Beschreibung

Stern & Freddy Eine Gaunerkomödie E-Book, Andreas Göx (2017), 60 Seiten mit 11 gezeichneten Portraits Stern & Freddy ist eine Gaunerkomödie und Milieustudie: Alltag in Ganovenkreisen, Folklore im Spiegel der Zeit. Laurel und Hardy landen in Berlin. Sie heißen jetzt Stern & Freddy. Es geht um einen Einbruch bei Langmann, der hohe Wellen schlägt, ein Täuschungsmanöver mit fatalen Konsequenzen. Die Geschichte spielt in den 90ern, das heißt Globalisierung und organisierte Kriminalität. Das ehrliche Handwerk ist bedroht, der Kleinkriminelle sucht Nischen, nur die persönlichen Kontakte können einen über Wasser halten. Eine vergessene Welt: D-Mark Zeiten, gelbe Telefonzellen, Tonbänder, Schreibmaschinen und Anrufbeantworter mit Fernabfrage. Ohne Handy, ohne Netz, wie geht das alles ohne zu googeln? "Andreas Göx Gaunerkomödie "Stern & Freddy" steckt voller Witz und sprüht viel Berliner Charme aus." (Peter Eckhard Reichel, Audioverlag Words and Music)

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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MOBI

Seitenzahl: 78

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Ähnliche


Stern & Freddy

Intro1. Heute bei Langmann zu Besuch2. Ab zu Harry3. Nachts im Kommissariat4. Konkurs im Waschsalon5. Oberinspektor Diepges6. Der Gegenspieler7. Hausdurchsuchung8. Schlüsseldienst9. Stramm gestanden!10. Der Überraschungsgast11. Stern & Freddy grübeln12. Eingefahren13. Der Amoklauf14. Es brodelt15. Stern strauchelt16. Der Fallensteller17. In der Mangel18. Stern redet sich um Kopf und Kragen19. Freddy kocht20. Kanzlei Traube und Hallbach21. Alles löst sich auf22. RacheImpressum

Intro

Stern & Freddy

Eine Gaunerkomödie

Andreas Göx

Die 90er. Globalisierung und organisierte Kriminalität. Das ehrliche Handwerk ist bedroht, der Kleinkriminelle sucht Nischen, nur die persönlichen Kontakte können einen noch über Wasser halten. Das ist die Welt von Stern & Freddy.

Sterns Bruder sitzt im Knast. Freddy ist der Ersatzmann. Ein loyaler Partner, der aber in Frage gestellt wird. Freddy will sich beweisen, sucht Sterns Freundschaft. Stern hat keine Zeit für so was. Freddy weiß nicht, wo er steht.

1. Heute bei Langmann zu Besuch

Die Unruhe stand Stern ins Gesicht geschrieben. Die Streife müsste in 5 Minuten durch die Koloniestr. kommen. Eine Woche lang hatte er alles vorbereitet, Nacht für Nacht, regnerische Tage und jetzt das.

„Komm, halt das verdammte Ding gerade, so schaffen wir das nie",

zischte Stern seinen Partner an und schob sich die Mütze tiefer ins Gesicht.

„Dich lachen doch die Bullen aus, wenn sie sehen, wie du hier rummachst."

„Halts Maul", brummte Freddy, „du siehst doch, was hier los ist, halts Maul."

Er ließ sich nicht bei der Arbeit stören. Das Schloss war stärker als erwartet. Ein Wagen bog um die Ecke. Quietschende Reifen, die Scheibenwischer zirpten auf der nassen Windschutzscheibe.

`Wenn uns jetzt noch einer sieht´, dachte Stern, blickte verächtlich auf Freddy

und knipste die Taschenlampe wieder an.

„Komm, Freddy, versuchs noch mal!"

Wieder Stille, nur das monotone Nieselgeräusch und das Kratzen von Werkzeug auf Metall.

„Alles klar!" triumphierte Freddy.

Das Schloss war geknackt. Er strich mit der Hand über seine Bartstoppeln und schob sich durch den Türrahmen. Die Tür quietschte in den Scharnieren. Sie blickten sich unruhig in der Halle um. Nichts zu sehen.

„Hoffentlich pennt der Nachtwächter, soll ja ne taube Nuss sein."

„Na, wieder Muffen sausen?" schnarrte Stern.

Er hatte wieder diese Scheißlaune, der dicke Schädel von letzter Nacht machte ihm noch zu schaffen. Mit ihm war nicht zu reden. Harry hatte wieder solche Anspielungen wegen Susi gemacht. `Das Aas´, dachte Stern. `Denkt, der kann sich alles erlauben mit seiner billigen Pinte.´

Sie durchschritten den Korridor nach rechts. Die milchige Notbeleuchtung machte die Taschenlampe überflüssig, bot aber auch keinen Schutz.

Freddy zurrte seine Jacke zurecht. Die Bewährungsstrafe saß ihm noch im Nacken. Er hatte seine alte Ruhe verloren. Zu nervös, zu viele Durchhänger. Er hatte sogar angefangen, Selbstgespräche zu führen.

Jetzt an der Hütte des Nachtwächters vorbei. Alles war ruhig. Es schien, als könnte man das Atmen im ganzen Raum hören.

Sie mussten vorsichtig sein mit ihren Kreppsohlen auf dem PVC-Belag. Sie duckten sich unter dem Fenster des Nachtwächters, schlichen darunter vorbei. Das Licht brannte, zum Glück war die Tür angelehnt. Sie konnten unbemerkt vorbei.

Stern blinzelte durch den Türspalt, wagte dann mutig einen Seitenblick durchs Fenster. Stern wurde blass. Er blieb für einen Moment wie versteinert,

drehte sich dann um und fixierte Freddy.

„Der Typ ist weg!" schnaubte er.

Jetzt kam es auf Freddy an. Würde er durchhalten? Der fummelte wieder an seiner

Jacke herum, fischte ein paar Tic-Tacs heraus, stopfte sie sich in den Mund und kramte seine Sonnenbrille hervor.

`Dass ich ausgerechnet den Flachmann im Auto gelassen habe!´

„Siehst ja aus wie ein echter Profi", lobte ihn Stern und ließ seinen Goldzahn

kurz aufblitzen.

„Komm, wir gehen da rüber bis der Alte seine Runde gedreht hat."

Stern zog Freddy in eine entlegene Ecke, die von der Wärterkabine aus nicht einzusehen war.

„Dunkel genug hier." Freddy war reichlich zittrig zu Mute.

„Quatsch keine Opern!" Stern hatte die Faxen dicke.

`Guter Handwerker, aber jetzt schon Schweiß auf der Stirn. Eine Pleite, dass

sie meine Atze Rudi für ein Jahr eingebunkert haben. Von dem habe ich was

gelernt, der läuft doch nicht so einfach den Bullen in die Arme´, sinnierte er

vor sich hin.

„Du, sag mal, Stern, hat der Nachtwächter eigentlich einen Hund?"

„Scheiß was auf den Hund, keine Ahnung."

`Der Stern tut immer so groß, aber am Ende ist er auch nur ein Arschloch. Von

wegen Planung und so.´

Nach langen Minuten des Schweigens waren die ersten Schritte zu hören.

Der Nachtwächter kam zurück - aber ohne Begleitung.

Während Freddy noch am überlegen war, stand Stern schon wieder an der Ecke zum observieren.

`Entweder ist der total fickrig oder döst vor sich hin´, dachte er sich beim

umblicken.

Freddy raffte sich langsam auf, das Licht in der Kabine war aus, die Luft war rein. Stern signalisierte seinem Partner, ihm zu folgen und ging voraus.

`Eine Stunde noch bis zum nächsten Rundgang´, überlegte Freddy.

`Hoffentlich! Die Eingangstür war dem Nachtwächter nicht aufgefallen.

Oder doch? Jetzt bloß keine Panik aufkommen lassen. Das Licht war aus,

wenn das kein Trick war.´ Freddy konnte sich nicht mehr konzentrieren.

Nach einigen Irrungen waren die beiden in dem anvisierten Büro angekommen. Der Rest ging fix. Kassette, Filme und Papiere waren schnell gefunden. Der Tipp war gut, die Beschreibung genau und der Schrank auch im Nu geknackt.

„Jetzt aber nichts wie raus hier!"

Genug Zeit war schon vergangen. Sie wollten die Kreise des Wächters nicht stören. Sie schoben sich an den Wänden des Korridors entlang. Nichts zu hören!

Wieder auf der Straße. Nieselregen. Blick nach rechts. Blick nach links und ab. 600 Meter und ein paar Ecken bis zum Auto und eine schwere Kassette unter dem Arm.

Keine Passanten, kein Hundenarr beim Gassi gehen. 4 Uhr früh. Schnell die Wagentür zu und - der Motor streikt! Diese alte Kiste. Bei Regen immer unberechenbar.

„Scheiße", Stern kam langsam wieder in Wallung, „duck dich!!"

Die Lichter eines Autos blitzten auf. Wirklich, die Streife war gerade an ihnen vorbei gefahren, und zwar mit vollem Karacho. In der Panik hatte Freddy zum Glück vergessen, die Lichter anzumachen.

„Noch mal Schwein gehabt", flüsterte er.

Stern sagte gar nichts, sondern starrte wie gebannt auf Freddys Hand, die eine Bierflasche aus der Jackentasche fingerte.

„Wo hast du die denn her?"

„Wieso?" fragte Freddy geistesabwesend aufs Flaschenöffnen konzentriert.

„Die verdammte Bierpulle!" fauchte ihn Stern an, mit dem Zeigefinger die

Flasche piksend.

„Na, die stand da auf dem Schreibtisch rum."

Er spürte die Wucht der Kopfnuss, die ihm gerade verpasst wurde. Der Bierschaum strömte ihm langsam über die Hose.

Stern

Freddy

2. Ab zu Harry

`Egal, das Ding trocknet ja wieder.´

Mit Blick auf die Pulle hellte sich Freddys Miene wieder auf. Hauptsache nicht alles verschüttet. Die Bullen bogen um die Ecke, Stern gab das Zeichen zum Starten.

`Das Hauptproblem sind nicht die Bullen´, dachte sich Freddy, `sondern die

Organisierten, da haben wir den schwersten Stand mit denen, sozusagen als

kleine Selbständige zu dritt, nee, nur noch zu zweit. Sterns Bruder ist ja

eingefahren, komisch, Stern spricht nie darüber...´

„Fahr los, du Idiot!" hörte er Stern in sein Ohr brüllen.

Der Wagen wurde gestartet und los gings.

„Du Stern, sag mal, was ist denn eigentlich mit deinem Bruder...?"

Sterns Augen zuckten kurz zusammen. Sein starrer Blick klebte auf der verregneten Straße. Kein Wort. Jemand stand mit aufgespanntem Regenschirm vor einer gelben Telefonzelle.

Komisch, dachte sich Freddy, um diese Zeit!

Jetzt in die Jähningstraße links an der Baustelle einbiegen und immer geradeaus bis zur Pinte.

`Harry wird noch am Tresen stehen, wird sich freuen!´

Stern fixierte Freddy.

„Mein Bruder", plötzlich sprach er, „hat dir vertraut..."

Pause. Dass sich Sterns Narbe rot färbte, sah Freddy aus dem Augenwinkel. Ganz schönes Teil im Gesicht. Aber wo das herstammte, wusste er auch nicht. Lieber keine Fragen mehr.

Jetzt in die Parklücke rein und raus mit dem Plunder.

Nikotinschwaden zogen an der verbretterten Eingangstür vorbei. Harrys Zigarre war schon ausgeglüht, hing wie ein Körperteil an seiner Unterlippe. Die kalte Zigarre hieß: beim Zocken war irgend etwas schiefgelaufen. Die Zigarre war schon lange kalt. Frost auf beiden Seiten. Sie schwiegen sich an zur Begrüßung.

Jetzt galt es, die Beute zu inspizieren. Vorne war es schon dunkel, aus dem Kartenzimmer drang Rauch und Licht. Im Halbdunkel stand Harry. Von der Beute war er nicht beeindruckt.

„Ganz schön mickrig das Ding."

Seine Stimme blieb monoton, während er auf den Lichtschalter drückte. Das Vorderzimmer war ein einziger Dreckstall. Harry hatte schöne schwarze Ränder unter den Augen. Es hing ihm alles zum Hals raus. Stern packte das Werkzeug aus, legte sein Mobiltelefon auf den Tresen.

„Völlig überflüssig diese Teile."

Harry nahm er gar nicht mehr wahr, er blieb für ihn irgendwo im Hintergrund, nur ein Nebendarsteller seiner Meinung nach. Stern überschätzte seine eigene Macht und Bedeutung, Zoff war deshalb immer vorprogrammiert. Im Moment war er aber noch mit sich selbst beschäftigt. Ein hässliches Schweigen. Harry wandte sich also besser an Freddy, sah die nasse Hose, alles hatte sich mit Staub und Dreck aus der Firma verwischt. Lehmig und nass.

„Hast Du dich da irgendwo bekleckert?" forschte er, „bist ja völlig eingesaut!"

Freddy stand da wie ein begossener Pudel. Das Bier hatte die Hose durchnässt, die Haut war feucht und kalt. Das machte ihm zu schaffen. Besonders um die Eier herum fühlte er sich sehr unwohl.

„Kriegt den Hals nie voll genug, muss sich verschluckt haben." Plötzlich war

Stern wieder da.

„Ist doch alles glatt gegangen," sagte Freddy und fasste sich an die nasse Hose.

Stern stand jetzt dicht neben ihm. Er musterte Freddy. Die Beute interessierte Stern nicht mehr, er schien sie vergessen zu haben.

Sie machten sich auf den Weg ins Hinterzimmer.

`Das macht die viele Routine, so ein schöner Bruch, regt die gar nicht mehr

auf, keine Neugierde, nichts...´