Stroh im Kopf? - Vera F. Birkenbihl - E-Book

Stroh im Kopf? E-Book

Vera F. Birkenbihl

4,6

  • Herausgeber: mvg
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Achtung – es geht um den Klassiker Stroh im Kopf??, der ab der 36. Auflage zum 3. Mal komplett überarbeitet wurde. Dabei ist ein weitgehend neues Buch entstanden. Natürlich wurden sowohl herausragende „alte" Gedanken dieses Standardwerkes beibehalten als auch viel Neues integriert. Das neue Stroh im Kopf?? präsentiert zahlreiche neue Ansätze. Egal, was wir lernen/ lehren (ob Medizin, Jura oder Computersprache), wir können alles gehirn-gerecht machen (= verständlich aufbereiten). Von der Gehirnforschung ausgehend hat Vera F. Birkenbihl faszinierende methodische Ansätze entwickelt. In einzelnen Modulen stellt sie neue Techniken und Ideen vor, z.B. wie sich neue Informationen gehirngerecht aufbereiten lassen. Denn: „Es gibt keine trockene Theorie – nur trockene Theoretiker!" Das Buch ist voller Experimente, praktischer Anregungen und neuer Techniken gemäß dem Motto: ausprobieren, umsetzen und vertiefen.

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

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[email protected]

55. Auflage 2017 (Seit der 8. Auflage in der Reihe mvg-Paperbacks) 1.-7. Auflage in der GABAL-Schriftreihe (und dort auch weiterhin erhältlich) Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung der GABAL-Verlag GmbH

© ab der 36. Auflage 2000 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH Nymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096© 1983 by GABAL-Verlag, Speyer

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: Vierthaler & Braun, München Illustrationen: Jutta Pollack

ISBN Print 978-3-86882-445-2 ISBN E-Book (PDF) 978-3-86415-044-9 ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86415-473-7

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter

www.m-vg.de

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur 48. Auflage

Aufbau dieses Buches

Danksagungen

Teil I

1. A wie Anfang

2. ANALOGRAFFITI© Oder: KaGa© & KaWa© – Was ist das?

1 KaGa©Kreative Analografie©, Grafische Assoziationen)

2 KaWa©Kreative Analografie©, Wort-Assoziationen)

Fallbeispiel: Netz, Wissens-Netz & Wissen

Sechs kleine KaWa©-Tips

3. FLOW© (nach MIHALY CSIKSZENTMIHALYI)

4. Gedächtnis wie ein Netz? Oder: Das Wissens-Netz©

5. Kategorien-Denken© Oder: Gedächtnis wie ein Sieb?

Vorteil Nr. 1: Sie wissen immer sofort, ob Sie diese Info begriffen haben!

Vorteil Nr. 2: Sie nehmen weit mehr wahr als früher!

Vorteil Nr. 3: Sie MERK-en sich weit mehr als früher!

Vorteil Nr. 4: Sie verbessern Ihre Intelligenz und Ihre Kreativität!

Technik des Denkens in (logischen) Kategorien

6. Lernen, aber was? Wissen oder Verhalten?

7. Lernkurven gefällig? Oder: Wie findet Lernen eigentlich statt?

Lernen wir eigentlich bewußt oder unbewußt?

Wissen ist nicht gleich Können

Exkurs: Kann ein Seminar „etwas bringen“?

Zurück zur Wissens-Kurve

Die andere Lernkurve: Verhalten (Training)

8. Paradox des Nicht-Ich

9. Probleme mit dem Lesen?

Lesen lernen?

Experiment Geheimschrift SCHREIBEN

Geheimschrift: Ergebnis 1

Experiment: Geheimschrift LESEN

Geheimschrift: Ergebnis 2

Lesen durch Schreiben

Konsequenzen für den Alltag

10. Wahrnehmungen von Wiederholungen

Teil II

1. T – Gehirn-gerecht-Machen von neuen (Lern-)Infos

Beispiel 1: Computersprache

Beispiel 2: Medizinisches Basis-Wissen

Beispiel 3: Juristisches Basis-Wissen

Beispiel 4 bis 10.000: Jede Art von Basis-Wissen

2. T – Inneres Archiv©

Gedächtnis, Intelligenz & Kreativität verbessern

So gehen Sie vor

Stadt-Land-Fluß …

Trainings-Aufgabe: Legen Sie zahlreiche Wissens-Alphabete© an!

3. T – Jeder kann zeichnen!

Machen Sie einen Mini-Test

Lamron und der Künstler

4. T – Kategorien-Torten©zeichnen

Wissens-Kategorien

5. T – Kreativitäts-Technik: 90-Sekunden-Plus©

Zu 1: Sie befragen andere

Zu 2: Es ist niemand da …?

6. T – NEUROBICS® (nach Lawrence C. KATZ)

NEUROBICS© in der täglichen Praxis

7. T – Parallel-Lernen

Übungen

8. T – Positive Formulierungen

Vorprogrammierte Fehler bei der Delegation

Motivation

9. T – Rhetorik & Prüfungen

Professionelle Vorbereitung: Steine-im-(Rede-)Fluß

Exkurs: Tip für Kollegen, Trainer und Redner

Rhetorik-Training: Sprechen oder Sprech-Denken

10. T – Sprachen lernen – gehirn-gerecht/BIRKENBIHL-Methode

Die klassische Methode: Vier Schritte

Grundlegende Unterschiede der BIRKENBIHL-Methode© zu traditionellen Methoden

Die BIRKENBIHL-Methode©: Vier Lernschritte

12. T – Verhalten + Handlungen TRAINIEREN (Gegensatz: Lernen von Wissen), aber wie?

Regel Nr. 1: gaaaaaaaaaanz laaaaaaaaaaaaangsam…

Regel Nr. 2: KURZE EINHEITEN

Regel Nr. 3: 10 Minuten ergeben 17?

Regel Nr. 4: REAL – MENTAL – REAL – MENTAL…

Regel Nr. 5: AUTONOMES ÜBEN MÖGLICH?

Regel Nr. 6: HEISS/KALT-SPIELCHEN gefällig?

Regel Nr. 7: IMITATION

Regel Nr. 8: PERSIFLAGE

13. T – TV-Gewohnheiten

Mini-Quiz

Gefahr Nr. 1: der physische Sehvorgang

Gefahr Nr. 2: Prägung

TRAININGs-Technik: Ihr Wissens-Netz mühelos erweitern

14. T – Zeitraffer-Technik

Was ist die Zeitraffer-Technik?

15. T – Zum Schluß: Etwas Denk-Sport

Denk-Sport-Übungen

Teil III

1. Beiträge aus der Wandzeitung zum Thema „Lernen“

Stichwort: Lernlibido

Stichwort: Schule

Stichwort: Sprachen lernen leicht gemacht

Stichwort: ADS

Stichwort: Innere Kritik abstellen

Stichwort: Eine weitere Idee zum inneren Kritiker

Stichwort: Wie komme ich von Mindmaps weg?

Stichwort: Senioren

Stichwort: Gehirn-gerecht-machen von Informationen

Stichwort: Ende Gehirnlähmung durch VFB-Denk-Tools!

Stichwort: Warum überhaupt Lernen?

2. Hilfreiches „Altes“

Analog & digital im doppelten Gehirn

Rational und kreativ!

Teil IV

Anhang I: Merkblätter

Nr. 1: SOZIO-BIOLOGIE

Nr. 2: Etwas LERNPSYCHOLOGIE

1. KLASSISCHE KONDITIONIERUNG

2. OPERANTE KONDITIONIERUNG

3. LERNEN DURCH EINSICHT

Nr. 3: Die REICHEN-Methode zum Lesen lernen

Nr. 4: Mentalität: West und Ost

Nr. 5: Sprache als Instrument des Denkens

1. Ich habe mich ganz klar ausgedrückt!

2. Was bedeutet ein Wort eigentlich?

3. Inwieweit beeinflußt die Grammatik das Denken?

4. Gibt es alles, wofür wir Worte haben?

Nr. 6: Ein wenig Gehirn-Forschung

Hintergrund-Info

Spurensuche im Gehirn

Das Engramm

Erinnert sich das Seepferdchen?

Das Gedächtnis – ein Hologramm?

Der Frust-Lust-Faktor

Nr. 7: Lösungen zu den Denk-Sport-Übungen

Nr. 8: Vorbereitung einer Rede (nach Natalie H. ROGERS)

Nr. 9: Drei Wege führen in Ihr Gedächtnis

Weg Nr. 1: Natürliches Lernen

Weg Nr. 2: Schul-Lernen

Weg Nr. 3: Gehirn-gerechtes Lernen

Nr. 10: DVDs nutzen

Trick 1: Szenen suchen

Trick 2: Mit dialogormen Filmen beginnen

Nr. 11: Vergriffene Bücher suchen: Drei Wege führen zum Erfolg

Nr.12: Verhalten + Handlungen TRAINIEREN, aber wie? (Fortsetzung von S. 215)

Regel Nr. 9: VARIANTE 130%

Regel Nr. 10: Thema mit Variationen

Anhang II: Literaturverzeichnis

Anhang III: Stichwortverzeichnis

Vorwort zur 48. Auflage

Als dieses Buch Anfang der 1980er Jahre das erste Mal erschien, konnten wir nicht ahnen, daß wir im Laufe von guten 2 Jahrzehnten in die 48. Auflage gehen würden, womit die Zahl der verkauften Exemplare sich der 700.000er-Grenze nähert (plus zahlreiche Ausgaben in anderen Sprachen). Wäre es eine LP (die jungen Leser wissen vermutlich schon gar nicht mehr, was eine Schallplatte ist) oder eine CD, dann hätte es inzwischen 4 Goldene und sogar 2 Platin-Schallplatten verliehen bekommen!1

In dieser Zeit ist viel passiert: Nachdem der amerikanische Kongreß die 1990er zum JAHRZEHNT DES GEHIRNS erklärt hatte, nahm die Gehirnforschung auf vielen Gebieten dramatisch zu, so daß ich mein einstiges Büchlein in der 3. und 6. Auflage völlig überarbeiten mußte. Danach wurden die Abstände zwischen den einzelnen Auflagen immer kürzer, so daß die 36. Auflage die nächste „Runderneuerung“ darstellte, während ich dazwischen immer nur Teile änderte (42. und 47. Auflage) – und dieses Mal vor allem das VORWORT völlig neu schreibe. Inzwischen gibt es nämlich weitere Titel, die zwar chronologisch NACH Stroh im Kopf? erschienen sind, die man aber parallel oder auch vorab lesen kann, weil man dann alle Inhalte des Buches als Fallbeispiele für die neueren Konzepte sehen kann. Diese möchte ich hier kurz vorstellen, damit Sie sie besser einordnen können.

1965 bis Mitte der 1980er – die Anfänge

Ich war am Schulsystem gescheitert, weil ich mit der sturen Paukerei nicht klarkam. So vermittelte mir die Schule das Gefühl, ziemlich „blöd“ zu sein, während ich außerhalt der Schule das Gegenteil erlebte. Ich begann z.B. mit 13 Jahren Erwachsenen Deutsch-Unterricht zu geben (z.B. ausländischen Ingenieuren, die bei deutschen Firmen zu Gast waren – einige wenige von ihnen wollten Deutsch lernen!).

Durch diese Erfahrungen lernte ich, Wege zu entwickeln, die vom schultypischen Unterrichten ABWICHEN, jedoch weit erfolgreicher waren… 1965 ging ich in die USA und begann mich dort (während diverser „Vollzeit-Jobs“) autodidaktisch in der englischen Sprache zu unterweisen, um mich dann auf den College-Entrance-Test vorzubereiten, der es einem erlaubt, auch ohne High-School-Abschluß ein Studium zu beginnen. So konnte ich in den USA ohne Abitur Psychologie und Journalismus studieren. Hier lernte ich zum einen zahlreiche Lerntricks (meist mnemotechnischer Art) kennen, die ich später viele Jahre lang weiterentwickelte und in Workshops weitergab, aber auch die Gehirnforschung, z.B. die Lehre vom linken und rechten Hirn. Inzwischen wissen wir, daß vor allem MÄNNER-Hirne stark „lateralisiert“ sind, während Frauen auch im Kopf mehr „miteinander reden“, d.h. eine weit ausgeprägtere Kommunikation zwischen rechter und linker Hirn-Hemisphäre pflegen. Trotzdem war die Lehre vom geteilten Hirn einige Jahre lang immens hilfreich, um völlig neue Lehr- und Lernstile auszuprobieren und damit zu beginnen, die herkömmlichen (oft gar nicht gehirn-gerechten) Mechanismen (wie das sture Pauken) zu überwinden. Das erste Stroh im Kopf? erschien als flankierende Maßnahme zu den „Lernen lernen“-Seminaren, die ich seit 1969 in den USA durchgeführt hatte.

Die 1990er

Dank dem Schub in der Gehirnforschung wurden in dieser Zeit viele bahnbrechende neurophysiologische Mechanismen entdeckt, die zeigten, daß es außer den beiden Hirnhälften weit mehr Aspekte gibt, die das Lernen und Lehren beeinflussen.

Es waren aufregende Jahre, die ihren Niederschlag in der 36. Auflage des damals „völlig“ neuen Stroh im Kopf? fanden. Ich hatte im Laufe der Zeit eine Menge Ansätze entdeckt (z.B. TRAINING im Gegensatz zu LERNEN, S. 209ff.) sowie neue Techniken entwickelt (z.B. wie man Sprachen lernt, wobei Vokabelpauken VERBOTEN ist), und vieles davon floß nun in die 36. Auflage ein. Im selben Zeitraum entstand ein Parallel-Buch (Das innere Archiv), das inzwischen in der 4. Auflage vorliegt und vieles bietet, was in Stroh im Kopf? absolut keinen Platz mehr gefunden hat. Hier ist besonders das längste Modul erwähnenswert, in dem es um Forschungsergebnisse aus den 1980er Jahren geht, von denen die meisten Lehrkräfte auch heute noch nichts wissen! Da das komplett überarbeitete Stroh im Kopf? und Das innere Archiv parallel entstanden, kann man sie gut parallel lesen.

Die ersten Jahre des neuen Jahrtausends

Meine eigene Entwicklung wurde immer aufregender. Schließlich hatte ich inzwischen etwa 4 Jahrzehnte in diese Fragestellungen investiert, und wenn man lange an einem Thema arbeitet, kann es passieren, daß neue Forschungsergebnisse immer häufiger zu bahnbrechenden Einsichten führen bzw. daß sie so manches „beweisen“, was man PRAGMATISCH schon lange entwickelt hat. Wußte man z.B. vorher nur, DASS das PASSIVE HÖREN (seit Jahrzehnten Teil meiner Sprachlern-Methode) funktioniert, so stellt sich nun heraus, WARUM.

Und so entstand ein völlig neuer Ansatz, den ich 2004 in ein neues Buch (Trotzdem LEHREN) packte. Bei diesem Titel schrieb ich einmalig eine extem abgespeckte Zwillings-Version für Leute, die Angst vor dem Lesen haben (Trotzdem LERNEN); sie hat 133 Seiten weniger als das Hauptwerk und kann auch von zögernden Azubis, Schülern oder bildungsferneren Eltern gelesen werden. Die Grund-Ideen stellte ich an zwei aufeinanderfolgenden Vortrags-Abenden vor, die als Doppel-DVD (Genial lernen/lehren) erhältlich sind, so daß alle, die nicht so gern lesen, die wichtigsten Einsichten dieses Werkes (Doppel-Checkliste, Neuro-Mechanismen etc.) ebenfalls kennenlernen können. Die Doppel-Checkliste ermöglicht es Lernenden wie Lehrenden, zu beurteilen, inwieweit eine Unterrichtsstunde bzw. im Geschäftsleben eine (PowerPoint)-Präsentation gehirn-gerecht ist.

Mit gehirn-gerecht meine ich seit den 1960er Jahren „der Arbeitsweise des Gehirns entsprechend“, wobei ich eingangs von weitgehend „selbstgebastelten“ Denk-Modellen ausging, die meine PRAKTISCHEN Methoden erklären konnten. Diese wurden im Laufe der Jahre zunehmend durch Forschungsergebnisse bestätigt (Denk-Modell wird „Faktum“). Auch ermutigten mich diese Forschungsergebnisse, neue Ansätze zum praktischen Handeln zu entwickeln, um das Lernen bzw. das Lehren einfacher zu machen. Interessanterweise sah ich Lernen und Lehren von Anfang an als zwei Seiten derselben Medaille an, während die meisten lehrenden Personen (in Schule und Erwachsenenbildung) heute immer noch davon ausgehen, „Lehren“ sei etwas fundamental anderes. Man könnte es auch etwas boshaft so ausdrücken: Je weniger jemand LERNEN kann, desto schlechter ist sein Stil beim LEHREN, eben weil er wichtige Aspekte des LERNENs gar nicht kennt und demzufolge beim LEHREN auch nicht einbeziehen kann.

Exkurs: Von der Wirtschaft an die (Hoch-)Schulen …?

Ebenfalls faszinierend ist, daß ich in den 1970ern bei Lehrern so gut wie nicht punkten konnte. Sie fanden die Tatsache, daß meine Methoden im Geschäftsleben funktionierten, überhaupt nicht überzeugend, weil sie meinten, SCHULE SEI EINFACH ANDERS! Wiewohl unzählige meiner Seminar-TeilnehmerInnen firmenintern (weiter-)lernen bzw. sich für andere Tätigkeiten qualifizieren, meinte man, daß meine Erfahrungen absolut nichts mit dem Schulbetrieb zu tun hätten. Oder: Viele meiner KundInnen müssen lernen, ihren potentiellen Kauf-Interessenten erklärungsbedürftige Produkte so zu erläutern, daß sie eine Chance haben, diese zu verkaufen. Das heißt, wenn die Berater einer Firma für physiotherapeutische Geräte diese ihren potentiellen Käufern (d.h. niedergelassenen ÄrztInnen) nicht gehirn-gerecht erklären können, hören sie erst „Lassen Sie den Prospekt mal da, ich schaue später noch mal rein“ und danach nie wieder etwas.

Interessanterweise hatte ich gerade hier eine großartige Chance, jahrzehntelang neue Ansätze des Unterweisens und des Lernens zu testen. Ob jemand medizinisches Basiswissen lernen mußte (potentielle Pharma-Berater) oder es darum ging, die Mitarbeiter der Kunden möglichst schnell am Computer einzuarbeiten (in den 1980ern gelang es mir, diese Einschulungszeit um die Hälfte zu reduzieren – bei besseren Leistungen danach), oder die US-Army die Einweisungen an ihren (damals) neuen Panzern verbessern wollte (ebenfalls 1980er Jahre) –, immer ging es darum, durch gehirn-gerechte Ansätze das Lehren und das Lernen zu verbessern, praktisch und meßbar. Genau das aber interessiert Vertreter des Regel-Schulsystems überhaupt nicht (teure Privatschulen hingegen sehr wohl), denn sie sind ja nicht gezwungen, die LEISTUNGen der Lehrkräfte zu verbessern, solange man davon ausgehen kann, daß im Zweifelsfall die „Kunden“ schuld sind (de-motivierte, faule, untalentierte SchülerInnen bzw. desinteressierte Eltern). Tja, selbst der PISA-Schock und die nachfolgenden Pisa- und OECD-Studien führten nicht zu der Frage, wie man Kindern aus bildungsfernen (und bildungsfeindlichen) Familien helfen könnte – damit sie an der Schule genau das erhalten, was ihnen zu Hause vorenthalten wird! Diese Fragestellung hatte man in der Nachkriegszeit EINMALIG positiv beantwortet, indem man in der damaligen Bildungs-Offensive eine Generation lang eine Art von „gleichen“ Bildungschancen geschaffen hatte, die sich danach aber kontinuierlich wieder verschlechterten. Hätten wir damals so weitergemacht, dann wären wir das „Finnland“ der PISA-Tests geworden, denn die Finnen haben erst in den 1980er Jahren begonnen, ihr Schulsystem dramatisch umzukrempeln.

Heute

Heute kann ich sagen, daß meine Methoden seit Anfang des neuen Jahrtausends in Österreich im Schulunterricht eingesetzt werden, daß sie seit ca. 2004 in Seminaren an Lehrer weitergegeben werden und daß sie seit ca. 2006 Teil der Lehrer-Ausbildung sind. Ähnlich verläuft die Entwicklung in der Schweiz, während wir in Deutschland folgendes feststellen: In den ostdeutschen Ländern ist das Interesse bei Lehrer-Seminaren sehr groß, bei den „Offiziellen“ hingegen herrscht Schweigen im Walde.

Komischerweise haben die Autoren fast sämtlicher Bücher über Lehren/Lernen oder Lerntechniken in Deutschland (es gibt auch andere) noch nie von meinen diversen Titeln zu diesem Thema gehört, nicht einmal von Stroh im Kopf?, das vermutlich das meistverkaufte Buch auf diesem Gebiet im deutschsprachigen Raum ist. Ein Didaktiker hebt meinen methodischen Ansatz zum Sprachenlernen zwar lobend (weil erfolgreich) hervor, meint jedoch, daß man mir wohl nicht verzeihen könne, als Quereinsteiger mitzuwirken. Gerade Sprachenlehrer sind extrem „resistent“, so daß ich 2007 begonnen habe, mich konkret an Eltern und Lernende selbst zu wenden. Es gibt z.B. ein extrem preiswertes Hosentaschenbüchlein (Fremdsprachenlernen für Schüler) dazu. Aber auch zum Thema „Lernen“ im allgemeinen gibt es zwei Hosentaschenbücher (Eltern-Nachhilfe und LERNEN lassen!), die sich beide an Eltern, ErzieherInnen und Lehrkräfte wenden, die bereit sind, den normalen Schul- und Lernbetrieb zu hinterfragen.

Mit Stroh im Kopf? hat alles begonnen. Die Tatsache, daß es inhaltlich immer wieder stark überarbeitet und dreimal total „runderneuert“ wurde, zeigt, wie viel Bewegung es auf diesem wichtigem Gebiet gegeben hat. Die Tatsache, daß wir im Frühjahr 2009 wieder neu auflegen „müssen“, beweist, wie hilfreich das Buch für viele ist, auch wenn die Offiziellen es seit Jahrzehnten „totschweigen“. Es lebt von der Mundwerbung jener, denen es geholfen hat, und das ist die beste Werbung für ein Buch…

Wer zwei erste Eindrücke erhalten möchte, blättere doch einmal im Modul TV-Gewohnheiten (S. 216ff.), um eine alltägliche Tätigkeit in einem neuen Licht zu sehen. Oder schauen Sie sich Probleme mit dem Lesen? (S. 89ff.) an – aber bitte Schreibzeug bereithalten, denn dies ist ein Modul mitSEMINAR-CHARAKTER.

Oder möchten Sie ein wenig schnuppern, was der jahrelange Dialog in der WANDZEITUNG auf www.birkenbihl.de gebracht hat? Dann lesen Sie den Beitrag Lernlibido (S. 244ff.). Hier können Sie die wochenlange Betreuung einer Dame verfolgen, die einem jungen Mann half, sich auf eine Prüfung vorzubereiten, der jedoch so gut wie nicht lesen konnte und auf ihre ersten Versuche (die noch sehr schulähnlich waren) mit Verstocktheit reagierte. Aber sie resignierte nicht, sie schrieb an die Wandzeitung und blieb am Ball – und am Ende… Aber lesen Sie selbst!

Sie sehen, es ist ein großer Strauß an MÖGLICHKEITEN, den Stroh im Kopf? Ihnen bietet. Lesen Sie immer nur ein MODUL und denken Sie einige Tage lang darüber nach, oder führen Sie die vorgeschlagenen Übungen durch, z.B. die Geheimschrift (S. 90ff.) und überzeugen Sie sich selbst von den Mechanismen, um die es geht. Das überzeugt mehr als alles, was ich Ihnen erzählen könnte.

Vera F. Birkenbihl

im Frühjahr 2009

Aufbau dieses Buches

ab der überarbeiteten 36. Auflage

Das alte Stroh imKopf? war „linear“ aufgebaut und erwartete von allen LeserInnen, am Anfang zu beginnen und sich systematisch nach hinten „durchzulesen“. Dieser Aufbau war damals sinnvoll, weil die meisten Menschen so gut wie nichts über Gehirnforschung (Intelligenz, Kreativität, Gedächtnis, Lernen usw.) wußten. Also führte ich meine LeserInnen, ähnlich wie im Seminar, linear am „roten Faden“ entlang.

Das „neue“ Stroh im Kopf? hingegen ist modular aufgebaut. Das heißt, daß die Reihenfolge der Module eine gute Lese-Reihenfolge darstellt, falls Sie nach wie vor am liebsten vorn anfangen. Aber es bedeutet eben auch, daß Sie abweichend davon einzelne Abschnitte (Module) isoliert durcharbeiten können. Ich sage bewußt „durcharbeiten“ und nicht „lesen“, weil viele Module kleine Experimente oder Übungsaufgaben anbieten, so daß Sie sich selbst überzeugen können. Das dürfte weit überzeugender sein als meine Argumente! Natürlich nur, wenn Sie aktiv mitmachen.2

Teil I – Grundlagen: Hier finden Sie alles, was Sie unbedingt wissen sollten, wenn Sie effizient oder effizienter LERNEN ODER LEHREN wollen bzw. Ihre sogenannte INTELLIGENZ und/oder Kreativität erhöhen wollen.

Teil II – Praktische Aufgaben, Übungen und Trainings-Möglichkeiten: Alle TÄTIGKEITEN, auch geistige (ja, das sogenannte Gedächtnis beschreibt genaugenommen eine Reihe von spezifischen Tätigkeiten), können durch Training verbessert werden (deshalb enthalten die. Hier finden Sie genügend Ideen, um sofort „tätig“ zu werden!

Teil III – Weitere Infos, Metaphern und Denk-Modelle aus der Wandzeitung bzw. aus dem „alten“ Stroh im Kopf?. Sie sind für diejenigen LeserInnen gedacht, die prinzipiell mehr wissen wollen (und gern lesen) sowie für alle WissensvermittlerInnen, die ihren Unterricht auf diesen Modellen aufgebaut haben (und deshalb darum gebeten haben, daß diese Ideen nicht aus dem „neuen“ Stroh im Kopf? verschwinden).

Teil IV – Anhänge

Anhang I – MERKBLÄTTER: Es hat mich beim Vorbereiten dieser Auflage selbst überrascht, wie viele der Ideen auch heute noch hilfreich sind, wiewohl ich manche bereits 1982 in der Enzyklopädie Technik und Wissenschaft publiziert hatte. Aber natürlich gibt es auch neuere Merkblätter, auf die Sie im Text hingewiesen werden, damit Sie jeweils dorthin „springen“ können, wenn Sie wollen.

Anhang II – LITERATUR: Hier finden Sie sowohl verwendete als auch weiterführende Literatur. Damit Sie die Titel, die ich Ihnen besonders empfehle, leicht erkennen können, sind diese halbfett gesetzt. Diese Titel sind hervorragende Ergänzungen für alle, die gern (mehr) lesen wollen!

Anhang III – STICHWORTVERZEICHNIS: damit Sie später schnell auf bestimmte Stellen wieder zugreifen können.

PS: Wiewohl ich kein neidischer Mensch bin, beneide ich die Angelsachsen, weil es im Englischen weit leichter ist, sich nicht-sexistisch auszudrücken: ein/e Leser/in (reader), ein/e Lehrer/in (teacher) usw. Zwar bemühe ich mich, immer wieder einmal durch die Schrägstrich-Schreibweise klarzustellen, daß immer beide, also Leserinnen und Leser, gemeint sind, aber ich will diese umständliche Schreibweise weder ununterbrochen lesen (als Leser!) noch schreiben (als Autor). Ich bitte um Verständnis aller „/innen“, als Frau spreche ich Sie selbstverständlich immer mit an …

Danksagungen

Großen Dank schulde ich allen meinen Seminar-TeilnehmerInnen, den bisherigen LeserInnen dieses Buches und meinen TV-ZuschauerInnen, deren Fragen und Anregungen oft sehr fruchtbar waren. Auch ein Management-Trainer-Kollege, Mr. Paul SMITH aus London, war bei der Entwicklung einiger Ideen immens hilfreich. Er hat die seltene Gabe, „ernsthaft-albern“ und/oder „kreativ-ernst“ sein zu können! Paul: Thanks a lot for all great associations which happened while we were thrashing ideas around, laughing our heads off and still producing results!

Immensen Dank schulde ich meinem Vater (Autor des Standard-Werkes Train the Trainer), Michael BIRKENBIHL (1921–1993), weil er die besondere Fähigkeit besaß, Informationen leicht verständlich aufzubereiten. Dadurch konnte ich immer profitieren, wenn ich als Kind tausend Fragen stellte (wiewohl ich erst Jahrzehnte später begriff, was seine Art zu erklären so erfolgreich machte)!

Ihnen, liebe Leser, wünsche ich viel Erfolg und Freude sowohl beim Durcharbeiten dieses Textes als auch beim Training danach. Dann werden Sie sich selbst beweisen, wie phänomenal Ihr eigenes Gehirn arbeiten kann, und das schafft Erfolgs- und Glücksgefühle einer ganz besonderen Art.

A wie ANFANG

Warnung: Das Lesen dieses Buches könnte zu einer dramatischen Verbesserung Ihrer Gedächtnisleistung führen!

Sind Sie bereit zu einem kleinen Experiment? Dann decken Sie diese Seite jetzt (mit einem Blatt Papier) so zu, daß von oben bis hier (inklusive dieser Zeile) alles verdeckt wird.

Ich werde Sie gleich bitten, drei Fragen zu beantworten, aber vorher sollen Sie begreifen: Es geht nicht so sehr um Ihre Antworten, sondern darum, daß Sie Ihren inneren Denk-Prozeß bewußt mitverfolgen! Kontrollieren Sie den Inhalt Ihrer Antworten erst, nachdem Sie alle drei Antworten gegeben und registriert haben, was Sie dachten. Es folgen die Fragen3: 1. Erinnern Sie sich, ob Sie den ersten (inzwischen verdeckten!) Satz auf dieser Seite bewußt gelesen haben? () Ja () Nein. 2. Erinnern Sie sich an den Inhalt dieses ersten Satzes? () Ja () Nein. 3. Erinnern Sie sich an Ihre eigenen ersten Assoziationen, als Sie zu lesen begannen? () Ja () Nein. Wenn die Antwort Ja lautet, dann tragen Sie diese bitte hier ein (Stichworte genügen):

Nun haben Sie erfahren,

□ob Sie ein neugieriger Mensch sind und

□ob Sie bereit sind zu experimentieren.

Darüber hinaus haben Sie (wenn Sie die Fragen beantwortet haben) eine Erfahrung gemacht, die Sie für die nachfolgenden Ideen zum Thema Gedächtnis vorbereitet.

Wenn Sie von diesem Buch „echt profitieren“ wollen, dann reicht lesen nicht; Sie müssen aktiv mitdenken – und das bedeutet auch: Sie müssen handeln. Zum Beispiel, indem Sie bei einem Experiment mitmachen (schreiben, zeichnen, ankreuzen etc.)! Dazu sollten Sie drei Dinge griffbereit haben:

1. Einen Stapel Schmierpapier (optimal ist auf einer Seite bedrucktes Papier, z.B. alte Fotokopien, Faxe o.ä., dann fühlt man sich so richtig frei „herumzuschmieren“).

2. Ein Journal (= ein Heft, eine Kladde, ein Spiral- oder Ringbuch, wenn Sie lieber mit losen Blättern arbeiten), in das Sie Ihre eigenen Gedanken/Erfahrungen eintragen. Wie Wissenschaftler/innen eigene Annahmen, Assoziationen, Gedanken, Vorgehen und Ergebnisse notieren, so auch Sie!

3. Jede Menge (farbiger) Stifte. Sowohl zum Anmalen und für eigene Randnotizen im Buch (Ja!) als auch für Ihre Arbeiten auf Schmierpapier und im Journal …

Darf ich Sie gleich zu einem zweiten Experiment einladen? Dann erheben Sie sich (falls nötig) bitte, um Schreibzeug herbeizuholen, falls Sie noch immer bequem im Liegesessel am Strand (oder wo immer) herumsitzen und von den drei eben genanten Dingen genau null griffbereit haben.

Bitte bedenken Sie, daß Sie Ihre Fähigkeiten verbessern wollen; meine sind bereits recht gut, weil ich die in diesem Buch beschriebenen Dinge seit Jahrzehnten aktiv tue! Von nix kommt nix, aber vom Tun kommt alles!

Also, jetzt nehmen wir an, daß alle, die wirklich profitieren wollen, etwas zum Schreiben haben. Dann beobachten Sie bitte bewußt, welche Gedanken der Begriff am Satzende in Ihnen „auslöst“, indem Sie die ersten zwei bis drei Ideen, die in Ihnen „auftauchen“, kurz notieren; was fällt Ihnen ein zu: Karawane?

Haben Sie kurz innegehalten und Ihre Gedanken verfolgt? Dann wird Ihnen folgende Aussage einleuchten:

Jedes Wort, das Sie hören/oder lesen, weckt immer Assoziationen in Ihnen, allerdings rasen die meisten in einem Affentempo an Ihrem Bewußtsein VORBEI. Wenn Sie zu einem Begriff viele Erfahrungen haben, dann können es Hunderte von Assoziationen sein.

Frage: Wissen Sie noch, zu welchem Begriff Sie eben einige Gedanken notiert haben? Wenn Sie vorhin wirklich Ihre eigenen Gedankengänge beobachtet haben, dann können Sie jetzt voraussichtlich folgende Frage beantworten: Sind Ihnen zuerst Ihre eigenen Assoziationen eingefallen und dann der Begriff (Karawane), oder war es umgekehrt?

( ) Zuerst die eigenen Gedanken (Assoziationen).

( ) Zuerst der Begriff.

Wenn Sie darüber nachdenken, wie Sie denken, dann betrachten Sie einen winzigen Ausschnitt Ihres gigantischen Wissens-Netzes ( vgl. Gedächtnis wie ein Netz?, S. 43ff.). In unserem Fallbeispiel handelt es sich um jenen Teil, in welchem die Karawane mit all Ihren Assoziationen vernetzt ist. Klar ist dabei auch: Je mehr Sie vorher über eine Sache wissen, desto REICH-haltiger sind die Assoziationen (weil es mehr Wissens-Fäden hierzu gibt!). Und umgekehrt: Wer noch nichts weiß, hat keine Fäden, um die neue Info einzuhängen. Deswegen müssen wir lernen, Hilfsfäden (Eselsbrücken) zu konstruieren, denn jeder (noch so abstruse, absonderliche) Hilfsfaden hilft uns genau durch seine MERK-würdigkeit (= wert/würdig, ge-MERKT zu werden). Wenn Sie etwas wahrnehmen, z.B. hören oder lesen, dann gilt: Bewußt wahrgenommen UND begriffengut konstruiert. Gut konstruiert aber heißt: Diese Information kann (ohne Pauken, Büffeln etc.) später leicht wieder neu konstruiert (= re-konstruiert) werden! Wir können dies so formulieren:

1. Die QUALITÄT Ihrer Konstruktion bestimmt die QUALITÄT der späteren RE-KONSTRUKTION (d.h. der Gedächtnis-LEISTUNG).

2. Fehler bei der KONSTRUKTION führen vollautomatisch zu Fehlern bei der RE-KONSTRUKTION (beeinträchtigen also Ihre Gedächtnis-Leistung).

3. Die meisten Menschen lasten die Fehler aber dem ABRUF (also der späteren RE-KONSTRUKTION) an, statt bei der KONSTRUKTION (= Einspeicherung) an die Folgen zu denken.

4. Er-FOLG ist die FOLGE dessen, was wir zuvor gedacht und getan haben.

5. Dies gilt natürlich auch für Gedächtnis-Leistungen, da diese, wie alle Leistungen, unserem Tun entspringen.

Nun können jedoch alle Leistungen durch Training verbessert werden. Wenn wir lernen, die Qualität unserer Konstruktion zu verbessern, dann erzeugen wir zwangsläufig bessere Ergebnisse. Wir verbessern nämlich automatisch unsere Gedächtnis-Leistung „hinten“, wenn wir unsere Leistungsfähigkeit „vorne“ (beim Konstruieren) verbessern!

Und wir erzeugen dieses bessere Ergebnis mit weit weniger Aufwand als früher! Wir brauchen nämlich keinesfalls mehr zu tun, sondern im Gegenteil weniger, dies aber bewußt und unter Ausnutzung der Arbeitsweise des Gehirns (also gehirn-gerecht)!

Allerdings müssen wir die eine oder andere neue Arbeitsweise (Technik) erst (lernen und) trainieren, so daß wir anfangs mehr tun müssen – aber kaufmännisch gedacht ist dies eine Investition in Ihre Zukunft (auch wenn Sie über 70 sind!). Und es zahlt sich aus.

1. Egal, wie alt Sie sind, Sie können Ihre geistigen Leistungen steigern. Dabei ist Gedächtnis die Grundfähigkeit, die alle anderen (Intelligenz, Kreativität usw.) ermöglicht!

2. Je mehr Schule/Ausbildung uns zum Gehirn-Muffel GEMACHT haben, desto mehr müssen wir UM-LERNEN.

3. Um-Lernen fühlt sich NUR anfangs „komisch“ an (wie die ersten Schritte auf Stelzen).

4. Aber wenn wir das neue Verhalten erst einmal können, welche Vorteile bieten sich uns dann …?!

5. Es gibt kein schlechtes Gedächtnis, nur schlechte KONSTRUKTIONs-weisen (bedingt durch Schule/Ausbildung), die zu ebenso schlechten Ergebnissen bei der späteren RE-KONSTRUKTION führen.

6. Ändern Sie den Stil Ihres Info-Managements, und das sogenannte „gute Gedächtnis“ wird beiläufig (als „Nebeneffekt“) entstehen!

7. Da aber unser Gedächtnis die Grundlage von allem4 ist, ist es der zentrale Punkt, an dem dieses Buch ansetzen wird.

ANALOGRAFFITI©5

Oder: KaGa© & KaWa© – Was ist das?

(nach Birkenbihl6)

Das Schöne an meinen ANALOGRAFISCHEN© Denk-Techniken ist, daß Einsteiger/innen die Grundlagen der ANALOGRAFIE©in drei Minuten verstehen. Was die Feinheiten angeht, so bringt eigenes Ausprobieren und (herum-)spielerisches Entdecken sehr schnell tiefere Einsichten. Lassen Sie sich darauf ein, damit Sie sich selbst in kürzester Zeit davon überzeugen können, wozu diese Denk-Techniken fähig sind (wozu sie die so Denkenden befähigen) …

Die Erfahrungen der letzten Jahre haben immer wieder gezeigt: Wer Situationen (und Probleme) mittels KaWa©/KaGa© (Erklärung folgt) durchdenkt, erlebt immer wieder, wie schnell diese beiden methodischen Ansätze zu neuen und überraschenden Ergebnissen führen, die oft sowohl „intelligenter“ als auch „kreativer“ sind, als man es sich selbst zuvor zugetraut hätte. Um Sie zu animieren, mitzumachen, gehe ich in dieser vollständig überarbeiteten Ausgabe von Stroh im Kopf? zwei Wege:

1. Es folgt eine kurze Erklärung in diesem Modul – mehr finden Interessierte in meinem Buch Birkenbihls Denkwerkzeuge7 und:

2. Sie finden im ganzen Buch zahlreiche konkrete Fallbeispiele.

Fast alle Zeichnungen sind natürlich KaGas© und die Wortableitungen sind KaWas© (als konkretes An-SCHAU-ungs-Material). Viele weitere KaWas© finden Sie in fast allen meinen „neueren“ Büchern.

Betrachten wir kurz das Kunst-Wort ANALOGRAFIE©, so können Sie zwei Bestand-Teile „sehen“, nämlich:

1. ANALOG wie in analoges, bildhaftes, vernetztes, symbolisches (eher rechtshemisphärisches) Denken.

2. GRAFIE, GRAFIK (vgl. Begriffe wie Foto-GRAFIE, GRAPHOlogie, GRAFIK, GRAFIKER/IN. Den Wortteil -graf/graph übernahm ich vom griechischen [sprich: grafein], wobei grafein ursprünglich [in Tontäfelchen] ritzen bedeutete, im Klartext: schreibenundzeichnen. Somit können wir zusammenfassen:

•Wenn wir eher ANALOG und kreativ denken wollen und wenn wir mit dem Stift (oder Computer) unseren Gedanken nachspüren bzw. neue Ideen entwickeln wollen, dann denken wir analografisch© (wir fertigen also ANALOGRAFIEN© an).

•Diese können schreibend und/oder zeichnend entstehen.

Mit dem Begriff „Bild“ (Zeichnung, Skizze) meinen wir jede grafische Darstellungsform – vom einfachsten Stichmännchen- oder Kritzel-Bild bis zu ausgeklügelten DENK-BILDERn. Wer nicht zeichnen will, kann Bild-Elemente aus Vorlagen oder Illustrierten ausschneiden und Collagen anfertigen (oder CD-ROM Bild-Dateien) nutzen. Wichtig ist:

Wir suchen Kreative (K) Gedanken/Ideen und erstellen demnach jeweils eine kreative (A) ANALOGRAFIE© (Ka-…).

a) Nun suchen wir entweder (W) Worte (KaWa©), oder

b) wir denken (G) Grafisch (KaGa©).

Was uns bei dieser Art zu denken einfällt (Wort & Bild), sind immer unsere eigenen ASSOZIATIONEN (das letzte A). Wir „zapfen“ also unsere eigenen Fäden im Wissens-Netz (siehe S. 43ff.) „an“. So ergeben sich die beiden Kunstwörter KaWa© und KaGa© (wobei eine ANALOGRAFIE© selbstverständlich beide Elemente enthalten kann).

Erste Beispiele:

1  

KaGa©Kreative Analografie©, Grafische Assoziationen)

Ich dachte über das Lesen nach: viel lesen, viel und schnell lesen, Schnell-Lesetechniken … Dabei bewegte sich mein Stift auf dem Schmierpapier.

Später merkte ich (wieder einmal), wie gut das KaGa© meine Gedanken widerspiegelt, denn ich hatte zwar offiziell (in Worten) an Bücher gedacht, aber ich zeichnete auch einfache Linien (= flache Blätter: z.B. Briefe, Artikel, Memos usw.)!

Da es darum ging, wie dieser Stapel per Auge wahrgenommen werden könnte, zeichnete ich ein Auge …

Bitte bedenken Sie, daß einer der Gründe, warum die Chinesen schon lange wissen, daß ein Bild 1000 Worte ersetzt, der ist: Wenn Sie die Beschreibung von Handlungen (z.B. KaWa©/KaGa©) lesen, mag es Ihnen relativ kompliziert vorkommen; wenn Sie es jedoch tun, wird es einfach …

Noch ein KaGa© als Memo-Bild. Das Zeichnen eines KaGas hilft zu begreifen, inwieweit wir die zu lernende Info „kapiert“ haben: Ohne Verständnis gibt es keine (oder falsche) Bilder, wobei der Prozeß einer Bild-Korrektur später dafür sorgt, daß man sich die Korrekturen und damit das neue Bild merkt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Wort-Korrekturen, bei denen oft später der originale Fehler im Gedächtnis verbleibt.

In folgendem KaGa© habe ich die wichtigsten Eigenschaften der Topoi (= griechisch Orte) für mich persönlich festgehalten. Es erinnert mich an die Regeln, wie diese memotechnischen geistigen Orte beschaffen sein sollen, damit das spätere „Ablegen“ (Merken) von Infos Erfolg hat.

1. (Schulter): Wie viele Regeln? Antwort 8 (be-8-en Sie den Zeigefinger)

2. (Latz/Fisch): an-SCHAU-lich!

3. (hängt an Hand): Verwechslungen müssen ausgeschlossen sein: INDIVIDUEN, keine „Zwillinge“

4. (unter an-SCHAU-lich): Die FORM muß klar sein und gut vorstellbar

5. (unter Hand): Die Größe muß zu unseren menschlichen Maßen passen (HAND-lich)

6. (unter GRÖSSE): Abstände der Loci voneinander – je einige Schritte

7. (unter FORM): Beleuchtung muß hell sein (nicht zu hell und keine Dämmerung)

8. (die Vase): UNBELEBTE Loci

Bei diesem Originalbild hatte ich zunächst (unten links) eine Vase mit Blumen gezeichnet, wiewohl ich schriebunbelebt – die Bilder später „schaffen Leben“. Erst später (beim Weiterlesen) merkte ich, daß ich diese Regel nur unzureichend begriffen hatte. Also korrigierte ich Text und Bild, aber selbst wenn mir heute ein Ausdruck des alten Bildes in die Hände fällt, erinnere ich mich sofort an die Korrektur, ich ergänze sie also jedesmal automatisch …

Das nebenstehende KaGa©-Beispiel ist Jahrhunderte alt und zeigt, wie normal solche Bilder früher waren. Der Kommentar muß uns darauf aufmerksam machen, daß man sie zu lesen pflegte! Das ist ein wichtiges Merkmal der Art von Bildern, die wir als KaGa© bezeichnen wollen: Wir lesen sie …

Das Auge beginnt Mitte/oben, wandert senkrecht nach unten, dann bewegt sich das Auge nach oben/links und beendet denLESE-Vorgang oben/rechts. Da uns Heutigen für das LESEN solcher Bilder die Hintergrund-Informationen fehlen, müssen wir uns etwas „hineinversenken“. (Derartige) Bilder sollen helfen, gewisse „religiöse“ Inhalte zu lernen, was früher jedem Betrachter sofort klar war, denn er kannte die Symbole, z.B. Adler, Engel, Löwe, Stier, welche vollautomatisch dem jeweiligen Evangelisten zugeordnet wurden (so wie wir heute den Bärenmarke-Bären als Wahrzeichen „lesen“ und „verstehen“ können).8

„Aber“, sagen Sie jetzt vielleicht, „ich kann nicht zeichnen.“ Irrtum! Wer schreiben kann, kann zeichnen ( vgl. T – Jeder kann zeichnen, S. 134ff.). Lassen Sie uns hier nur festhalten:

Einige Striche reichen vollkommen! Angenommen, Sie denken über Ideen nach, die aus dem Unbewußten „nach oben“ steigen. Dann können Sie dies „schön zeichnen“oder als einfaches KaGa© ausdrücken. Die Version rechts ist genauso aussagekräftig wie die linke. Merke: KaGas© zeichnen wir für uns. Sie sollen uns später beim RE-KONSTRUIEREN unserer Ein-SICHT-en helfen oder als „Hilfsfäden“ fungieren, mit denen wir neue Infos in unser Wissens-Netz ein-BIND-en. Mehr nicht!

Auch meine inzwischen berühmten Insel-Bilder sind so einfach, daß sie so gut wie jeder zeichnen kann. Dies tun viele Trainer-KollegInnen, auch solche, die früher behaupteten, sie könnten nicht zeichnen …

Wenden wir uns nun der zweiten Art von ANALOGRAFIE© zu:

2  

KaWa©Kreative ANALOGRAFIE©, Wort-Assoziationen)

Beim KaWa© wollen wir für jeden Buchstaben des Wortes, Begriffes oder Namens mindestens eine Bedeutung finden, die mit diesem Buchstaben beginnt (ähnlich wie beim Kreuzworträtseln). Warum das so hilfreich ist, erfahren Sie am besten, indem Sie es tun.

Als erstes Beispiel könnten Sie mit dem Begriff Wort spielen, ehe Sie das Buch umdrehen …

Ich habe den Leser/innen meines Birkenbihl-Beratungs-Briefes (Info unter www.olzog.de) vorgeschlagen, mit Namens-KaWas einzusteigen. Die sofortigen positiven Reaktionen zeigten, daß dieser Weg extrem leicht nachvollziehbar ist und daß er Spaß macht.

Einige wenige Beispiele (um Ihren Appetit anzuregen): Beginnen Sie mit dem Namens-KaWa© einer Person, die Sie gut kennen. Dies kann z.B. ein Familienmitglied sein, ein Freund (der Familie), ein Nachbar, ein Kollege usw. Schreiben Sie den Namen in großen Buchstaben (z.B. mit einem sehr dicken Filzstift), und lassen Sie dann Assoziationen zu jedem Buchstaben in sich hochsteigen. Wichtig ist, daß Sie es geschehen lassen, daß Sie innerlich loslassen, daß Sie es zulassen, daß Sie sich auf das geistige Abenteuer einlassen. Sie wollen Ihr eigenes (unbewußtes) Wissen anzapfen.

Vielleicht möchten Sie Ihre ersten Namens-KaWas© aber lieber mit Vornamen probieren? Oder mit Ihrem eigenen Namen beginnen?

Mein KaWa© zu Herrn Bodo WARDIN, einem Geschäftsführer, und die ersten Assoziationen zum Begriff Telefon einer Seminar-Teilnehmerin.

Sie können genausogut ein KaWa© mit dem Namen Ihrer Firma anlegen oder dem Namen Ihrer Straße (Stadt/Gemeinde)! Oder finden Sie heraus, was Ihnen der Name Ihres Lieblings-Autors „sagt“, oder der Name eines Produktes, das Sie regelmäßig nutzen (oder konsumieren), wobei wir hier eine interessante unscharfe Grenze überschreiten zwischen einem Eigennamen und einem Begriff. (Worte sind ja Namen für Dinge, Prozesse oder Lebewesen – deshalb heißt Hauptwort im Lateinischen nomenSchlüsselwort, über das Sie derzeit (bzw. regelmäßig) nachdenken wollen. Natürlich können KaWas© auch zu Merk-Hilfen werden, z.B. den Namen einer Person, über die wir etwas lernen (wie dieses KaWa© zu dem wichtigen britischen Gedächtnisforscher, BARTLETT).

Wir haben bereits Schlüsselwörter als möglichen Zugang zu wichtigen Themenkreisen erwähnt. Dies ist natürlich eine der Hauptfunktionen von KaWas©: mit einem Stift in der Hand nachdenken, erste Assoziationen „kommen“ LASSEN, sich einlassen und auf geistige Entdeckungs-Reise gehen. Vielleicht möchten Sie den Begriff Erfolg kurz „bearbeiten“, ehe Sie das Buch umdrehen und die beiden Beispiele lesen?

Nebenstehend sehen Sie das KaWa© einer Nachbarin (ich habe ihre Assoziationen in Normalschrift dazugeschrieben, weil die jüngeren Leser ja kein Sütterlin mehr lesen können).

Und hier sehen Sie eines meiner KaWas© zu diesem Begriff. Ich spiele gern immer wieder mit verschiedenen Schlüssel-Begriffen und finde heraus, was mir derzeit besonders wichtig ist. Sehen Sie jedes KaWa© auch als Momentaufnahme, als Schnappschuß Ihrer derzeitigen Gedanken …

(Mehr Details, Tips und Tricks sowie viele Anwendungs-Beispiele enthält mein Buch Birkenbihls Denkwerkzeuge.)

Fallbeispiel: Netz, Wissens-Netz & Wissen

Erste Versuche (auf Schmierpapier!) beginnen vielleicht mit der Ableitung von NERVEN-Bahnen (N) oder es fallen mir bei T die TAUSENDEN von Verbindungen ein, die sich (Z) ZWISCHEN einzelnen NEURONEN des WISSENS-Netzes ergeben.

Deshalb greife ich sofort zu einem neuen Blatt, bei dem ich die beiden N zusammenlege und wieder von vorn anfange, weil ich mit dem Stift in der Hand entdecken will, was sich in mir entwickelt!

Wie Sie sehen, werden KaGa©/KaWa©-Bilder keinesfalls als saubere, „erwachsene“ End-Produkte „geboren“, sondern sie stellen Ent-WICK-lungs-Prozesse dar, bei denen wir das „herauswickeln“, was bereits in uns schlummert. Wir machen unsere unbewußten Gedanken bewußt und entwickeln sie weiter. Somit entsprechen analografische Denk-Prozesse immer auch einer geistigen Evolution.

Die ANALOGRAFIE© ist ein Denk-Tool (Werkzeug), das uns beim Denken hilft, neue Ver-BIND-ungen zu entdecken oder neue Ein-SICHT-en zu gewinnen usw.

Wichtige Begriffe tauchen in meinem Denken immer wieder auf und werden jeweils neu ge-KaWa-t9  vgl. das Modul Wahrnehmung von Wiederholungen, S. 101ff.). So sehe ich, was dieser Begriff mir im heutigen Zusammenhang „sagen“ kann. Außerdem entsteht durch mehrere ANALOGRAFIEN© im Laufe der Zeit eine viel tiefere Ebene des Verstehens.

Dies haben Menschen nicht begriffen, die z.B. sagen: „Das KaWa©hab ich schon gemacht!“ Es geht nicht darum, ob wir schon einmal über einen Begriff nachgedacht haben, oder?! Wenn Sie ohne Stift denken, dann denken Sie über manche Themen doch auch mehrmals nach, oder?! Na also! Hier ein KaWa© zu Wissen:

Sechs kleine KaWa©-Tips

1. Taucht ein Buchstabe mehrmals auf (z.B. E und N in Lernen), dann können Sie jeden Buchstaben auch nur einmal als Assoziations-Anker verwenden. Diese Variante wählen EinsteigerInnen gerne, da die Ideen ja noch nicht so schnell fließen. Es ist wieder wie bei den Kreuzworträtseln: Die ersten können durchaus noch etwas mühsam sein, aber danach tun die Leute es freiwillig! Das heißt: Später, wenn es immer leichter fällt, schreiben wir sowieso oft mehrere Assoziationen bei einem Buchstaben auf  vgl. die beiden S in Wissen, S. 36).

2. Manchmal fange ich vorn oder hinten an und bewege mich „der Reihe nach“ am Wort entlang, manchmal aber springe ich „wild umher“, je nachdem, welche Ideen zuerst „herausbrechen“. Beim „wilden“ Vorgehen hat es sich bewährt (in einer kleinen Denk-Pause), die bereits bearbeiteten Buchstaben zu markieren, z.B. gelb anzumalen (was später, wenn Sie ein KaWa© in fotokopierter Form weitergeben wollen, unsichtbar bleibt). Wenn ich gerade keinen gelben Stift zur Hand habe, markiere ich die Buchstaben, die „dran“ waren, mit kleinen Punkten  vgl. Bartlett, S. 33 und Wissen, S. 35 f.).

3. Manchmal fällt mir zu einem Buchstaben absolut nichts ein, dann greife ich zu einem Wörterbuch und fahre mit dem Auge ein wenig auf den Seiten mit dem Buchstaben „herum“, dabei fällt mir fast immer etwas AUF oder es löst ein Begriff eine weitere Assoziation aus, so daß mir dann doch etwas EIN-fällt!

4. Manchmal muß man „kreativ schummeln“, wenn man kein Wörterbuch zur Hand hat oder wenn man einen (weiteren) Begriff unbedingt ins KaWa© einbringen möchte, für den es keinen passenden Buchstaben gibt. Angenommen Sie machen ein Namens-KaWa© und wollen zum Ausdruck bringen, daß Ihr Freund Peter ein Autonarr ist, aber PKW (bei P) gefällt Ihnen nicht, denn Peter liebt ja alle Arten von Autos (nicht nur PKWs). Dann könnten Sie z.B. bei T eintragen: totaler Autonarr.

5. Manchmal muß man auch eine Lücke stehen lassen können!

Vielleicht fällt Ihnen später etwas ein, vielleicht morgen, vielleicht nie! Es gibt eben keine eiserne Regel, daß bei jedem Buchstaben etwas stehen muß. ANALOGRAFIEN© sollen Ihr Denken nicht lähmen, sondern beflügeln! Bei manchen Buchstaben fallen uns vier oder fünf Ideen ein (zu), bei einem anderen keine einzige. Jede ANALOGRAFIE©, das heißt jedes KaWa© oder KaGa© bzw. jede Mischung aus beiden (s. unten), soll sich entfalten, und wenn mal eine Lücke bleibt: so what (= was soll’s)?

6. Tragen Sie immer eine Kladde mit sich herum! Wissenschaftler, Künstler, Genies u.a. können mit einem Stift in der Hand besser denken – warum nicht auch Sie? Aber bitte ab jetzt analografisch©, nicht wahr?

FLOW©(nach Mihaly CSIKSZENTMIHALYI)

Den Ausgangs-Punkt von CSIKSZENTMIHALYIS Arbeit stellte die von MASLOW (u.a.) beschriebene PEAK-EXPERIENCE dar. Diese wird gern mit Gipfelerfahrung oder Gipfelerlebnis übersetzt. Dabei beinhaltet „Gipfel“ ein Wortspiel: Zum einen beschreibt es ein HOCH-Gefühl, zum anderen gehören Bergsteiger am Gipfel zu den ersten Menschengruppen, deren Gipfel-Erfahrungen dokumentiert wurden! Es handelt sich um einen besonderen Zustand, der schwer zu beschreiben ist. Da tauchen Formulierungen auf wie: Man sei in solchen Augenblicken „vollkommen bei sich“, ganz total im Hier und Jetzt, man sei vollkommen „da“… CSIKSZENTMIHALYI begann dieses Phänomen mit Fragen wie diesen zu erforschen:

•Wodurch zeichnet sich dieser besondere Zustand aus?

•Was passiert (neuro-)physiologisch?

•Welches sind die gemeinsamen Nenner von Menschen, die derartige Gipfel-Erlebnisse haben (bzw. von solchen Augenblicken)?

CSIKSZENTMIHALYI erfand eine geniale Methode, um der Sache auf die Spur zu kommen: Er ließ viele Versuchspersonen einen Timer tragen, der zu nicht prognostizierbaren Zeitpunkten piepte. Dann mußten die Kandidaten sofort einen Fragebogen ausfüllen. Damit hoffte er zu Recht, auch einige Gipfel-Erlebnisse zu „erwischen“ und so dem gemeinsamen Nenner auf die Spur zu kommen. Nach vielen Jahren konnte er das Phänomen erklären und gab ihm den Namen FLOW© …

Erleben Sie regelmäßig FLOW©? Kennen Sie das Gefühl (bzw. das bahnbrechende Konzept) des US-Wissenschaftlers (ungarischer Abstammung) Mihaly CSIKSZENTMIHALYI (sprich: Tschik-sent-mi-hai)? Der Psychologie-Professor an der University of Chicago ist einer der wichtigsten Bewußtseins-Forscher, der das Konzept des FLOW© entwickelte (vgl. Kasten).

FLOW© nannte CSIKSZENTMIHALYI den Zustand, wenn „alles fließt“: Physiologisch fließen Hormone im Körper sowie Neuro-Transmitter im Gehirn, gleichzeitig fließt es geistig, wenn Assoziationen, Gedanken, Ideen, kreative Einfälle usw. nur so „strömen“…

Als gemeinsame Beschreibungen von FLOW© bei unterschiedlichsten Tätigkeiten fand CSIKSZENTMIHALYI immer wieder Aussagen wie: Ich fühle mich absolut wohl. Alles gelingt mir. Ich bin total in (die jeweilige Tätigkeit) versunken. Manchmal verliere ich dabei das Zeitgefühl  …

Des weiteren ergaben die jahrzehntelangen (Nach-)Forschungen von CSIKSZENTMIHALYI: FLOW© passiert so gut wie nie, wenn man Routine-Tätigkeiten (insbesondere „nebenbei“) ausführt. Selten kommt es „ober- halb des erworbenen Fertigkeiten-Niveaus“ zu FLOW©, denn FLOW© tritt „dazwischen“ auf. Dies habe ich in ein KaGa© gepackt ( vgl. Modul ANALOGRAFFITI©, Stichwort: KaGa©, S. 28ff.):

Optimal wäre es, wenn Sie den FLOW©-Bereich farbig anmalten …

In der Abbildung sehen Sie oben den Bereich, den wir noch nicht (gut) ausführen können. Hier fühlen wir uns (noch) nicht wohl, vielleicht sogar gestreßt. Im unteren Teil hingegen langweilen wir uns. Diesen Bereich beherrschen wir „mit links“, wir können ihn „vollautomatisch“ ausführen (z.B. während wir an andere Dinge denken). Nur in dem Zwischenraum kommt es zu FLOW©. „Am Ende unseres derzeitigen Könnens“, wenn wir quasi an der vordersten Front unseres Könnens 1 bis 2 Millimeter über unser momentanes Niveau hinaustreten, ist FLOW©wahrscheinlich. Etwas über dem derzeitigen Level und etwas unterhalb des Punktes, an dem wir uns gestreßt fühlen würden, „passiert“ FLOW©.

* Der Begriff FLOW© wird manchmal fälschlicherweise für Entspannungs-Zustände zweck-entfremdet, aber CSIKSZENTMIHALYIs FLOW© beschreibt nur den Zustand, der konkrete Handlungen begleitet!

Nachdem CSIKSZENTMIHALYI dies erkannt hatte, wurde ihm klar: Eigentlich können wir jede Tätigkeit zu einer FLOW©-Tätigkeit machen, wenn wir wollen. In meinem (inzwischen vergriffenen) Taschenbuch Der Birkenbihl Power-Tag beschreibe ich folgenden Zusammenhang: Wir gehen während einer Diskussion die zweite Kanne Kaffee aus der Küche holen. Dabei hören wir dem Gespräch weiterhin zu, rufen vielleicht auch einen Diskussions-Beitrag ins Wohnzimmer. Hier gilt: Wir sind in diesem Moment ein Kaffeehol-Automat (unser Unbewußtes steuert diesen Vorgang völlig autonom, er taucht in unserem Bewußtsein überhaupt nicht auf). Demzufolge könnten wir mit der Tätigkeit des Gehens kein FLOW©-Erlebnis haben, denn eigentlich gehen wir nicht, wir delegieren dies (wir „lassen gehen“). Wenn wir diese simple Tätigkeit 100%ig in unser Bewußtsein rücken wollen, dann müssen wir sie ein wenig verändern. Gerade genug, daß etablierte bevorzugte Nervenbahnen (Daten-Highways im Hirn) nicht genutzt werden können! ( dazu auch T – NEUROBICS©, S. 164ff.).

Testen Sie dies:

FLOW©-Experiment

Wählen Sie eine Tätigkeit, die Ihnen vertraut ist (z.B. Gehen), und wandeln Sie sie leicht ab, so daß Sie „es“ sehr AUF-MERK-sam tun müssen, z.B. indem Sie rückwärts gehen. Weitere Möglichkeiten sind, etwas mit der „falschen“ Hand zu tun oder die Reihenfolge einer Routine-Handlung zu verändern u.ä. Dabei sind Sie total im Hier und Jetzt. Ihr Gehirn ist extrem wach, weil es neue Nervenbahnen suchen/aufbauen muß. Hier kann FLOW© passieren. ( Vgl. Modul: T – NEUROBICS©, S. 164ff., für weitere Anregungen).

Gedächtnis wie ein Netz?

Oder: Das Wissens-Netz©

Bevor wir beginnen, möchte ich Sie einladen, ein kleines Assoziations-Experiment durchzuführen. Wenn Sie bereit sind, aktiv mitzumachen, dann legen Sie jetzt bitte Stift und Schmierpapier zurecht, ehe Sie die Aufgabenstellung lesen, damit Sie dann sofort und spontan reagieren können. Einverstanden?

Bitte notieren Sie nach dem Lesen des Stichwortes:

1. Alle Wörter, die Ihnen innerhalb von 60 Sekunden einfallen.

2. Alle Wörter, die Ihnen nach 61 Sekunden einfallen (so lange, wie Sie weitermachen wollen). Wichtig ist nur, daß Sie die erste Gruppe von der anderen trennen (z.B. durch einen Trennstrich). Das Wort heißt Einkaufsnetz. Bitte beginnen Sie sofort …

Jedes Forschungsgebiet kreiert seine eigenen Denk-Bilder, Metaphern und Gleichnisse, so auch die Gedächtnis-Forschung. Früher sah man das Gedächtnis als eine Art Riesenbehälter, in den wir alles hineinwerfen, und man hatte panische Angst, er könnte voll werden. Dann wurde klar, wie gigantisch die Kapazität ist, also begann man mit den Vergleichen zum Telefon (wenn jeder Mensch einer Großstadt Telefon hätte und wenn alle auf einmal klingeln würden, u.ä.). Dann waren die Computer-Modelle vom Gehirn zeitgemäß, und heute ist der Hinweis auf das Internet modern, das manche mit dem physischen Gehirn der Welt vergleichen.

„Man könnte … den Schluß ziehen, daß Lernen überhaupt unmöglich ist!“10

In neuerer Zeit konzentriert sich die Forschung u.a. auf zwei faszinierende Bereiche: Erstens geht es um diverse „Feuchtigkeiten“ im Gehirn, d.h. um die vielen inzwischen entdeckten Neuropeptide (Gehirn-Hormone), die zu dem angelsächsischen Begriff des „WET BRAIN“ (= nasses Gehirn) geführt haben. Wir wissen heute dank Candace PERT (u.a.), daß so gut wie alle Prozesse, die man früher für „trocken“ (d.h. elektrisch) hielt, in Wirklichkeit nur über jene feuchten Prozesse laufen.

Zweitens konzentrieren sich jetzt viele Forschungs-Arbeiten aus diversen Fakultäten auf ein spannendes Thema, und zwar neben der Neurophysiologie und der Immun-Forschung auch Wissenschaftler, die über Komplexität, Kommunikation, künstliche Intelligenz, Computerwissenschaften, Fuzzy Logik (und mehr) arbeiten. Dieser Schwerpunkt verbindet unterschiedlichste Forschungs-Richtungen; er heißt Ver-NETZ-ung!

Man weiß, daß jedes einzelne Neuron physiologische Verbindungen zu Tausenden anderer Neurone haben kann, so daß man von Netzwerken im Gehirn spricht. Nun habe ich bereits mehrmals mit meinen Denk-Modellen und Metaphern Entwicklungen der Forscher vorweggenommen oder gehirn-gerecht ins Bild gesetzt.

Deshalb freut es mich, auch die Metapher vom Wissens-Netz (siehe S. 35) geschaffen zu haben, ehe ich von diesen Forschungs-Ergebnissen wußte. Eine Variante, das Bild von spinnennetzartigen Info-Bündeln, finden Sie in meinem Buch Sprachenlernen leichtgemacht! – Die Birkenbihl-Methode zum Fremdsprachen lernen.

Das Info-Bündel war meine zeichnerische Umsetzung eines Konzepts der angelsächsischen Linguistik (semantic net) und sah so aus (vgl. Abbildung rechts).

Die schwächeren Stellen/Lücken in der Linienführung sind Absicht. Sie symbolisieren/repräsentieren Schwachstellen und Lücken. Denken Sie nur an den berüchtigten Es-liegt-mir-auf-der-Zunge-Effekt …

Damals stellte ich jedes Wort als ein solches Info-Bündel dar, denn jedes Wort ist mit allen Assoziationen verbunden, die Sie zu diesem Begriff aktivieren können. Nah am Zentrum sitzen die ersten Ideen, weiter weg die späteren und ganz am Rand Ihre passiven Assoziationen. Das sind Wörter, die Sie zwar verstehen, aber nicht aktiv anwenden. So haben Sie vielleicht bereits registriert, daß ich wiewohl sage/schreibe. Diesen Begriff „besitzen“ Sie (im mittleren oder Rand-Bereich Ihres Bündels), aber Ihr bevorzugter Begriff ist (wahrscheinlich) obwohl, (vielleicht auch) obgleich, obschon oder obzwar – und dieser sitzt im Zentrum!

Zusatz-Aufgabe

Wenn Sie vorhin mitgemacht haben, dann könnten Sie jetzt …

1. … nachsehen, welche Ihrer Assoziationen zu Einkaufsnetz im Zentrum Ihres Info-Bündels liegen,

2. … feststellen, welche zum mittleren Bereich gehören (alle nach 61 Sekunden), und, wenn Sie sehr motiviert sind,

3. … in den nächsten Stunden (Tagen) möglichst viele Menschen befragen und deren Assoziationen in ein Info-Bündel eintragen (d.h. die ersten Wörter ins Zentrum, die späteren außerhalb der Mitte usw.),

4. … dasselbe mit einigen anderen Begriffen durchführen, um zu vergleichen, wie viele Ideen Sie zu jedem Wort finden werden. Das kann von null bis Hunderte (pro Begriff) sehr stark variieren.