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Der Duke of Wydeminster ist auf dem Weg nach Berkhampton House, wo er die die Zeit der Goodwood Pferderennen verbringen will und wo er auch Lady Fenella Newbury anzutreffen hofft, die vor kurzem sein Interesse erregt hat. Kurz vor seinem Ziel trifft er auf die junge Lady Aldora, die ihm den Weg versperrt und ihm unmissverständlich zu verstehen gibt, dass sie ihn unter keinen Umständen heiraten will. Der Duke versichert ihr, dass das nicht seine Absicht sei aber Lady Aldora ist davon überzeugt, dass ihre Mutter sie mit ihm verheiraten will – und zwar mit dem Gutduenken von Königin Viktoria, die den Duke nach seiner Heirat für den wichtigsten Regierungsposten im Britischen Empire einsetzen will. Wird es dem Duke gelingen, Aldora davon zu überzeugen, dass er nicht ein oberflächlicher Frauenheld ist - als den sie ihn sieht – sondern dass viel mehr hinter der Fassade steckt. Wird Aldora diese andere Seite des Dukes zu sehen bekommen und zu schätzten lernen so dass sie in der Zukunft gemeinsame Abenteuer in fernen Ländern erleben können?
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Seitenzahl: 212
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhalt
Table of Contents
Sturme Der Liebe
Zum Buch
1
1875
2
3
4
5
6
7
Zur Autorin
Hörbücher
DieRache des Verschmähten
Barbara Cartland
Zur Autorin
Weitere Bücher der Reihe
Titel der Originalausgabe: The Storms Of Love
Der Dukeof Wydeminster nähert sich voller Vorfreude Berkhampton House, wo er Lady Fenella Newbury zu begegnen hofft, diesein Interesse geweckt hat. Kurz vor seinem Reiseziel wird seine Kutsche von einem jungen Mädchen aufgehalten, dessen Gesicht zu einer Fratze verzerrt ist. Als sie ihm erklärt, dass sie, falls er versuchen sollte, sie zu heiraten, so aussehen würde, ister überzeugt, dasssie nicht normal ist. Umso schlimmer, da es sich bei dieser Dame um Lady Aldora, die Tochter der Marchioness von Berkhampton handelt. Er versichert ihr, dass er keineswegs die Absicht habe, überhaupt zu heiraten, doch sie ist überzeugt, dass ihre Mutter sich von ihrem Vorhaben, sie mit ihm zu vermählen, nicht ablassen würde.
In Berkhampton House deutet nichts auf derartige Pläne hin bisderDukevon Aldoras Mutter erfährt, dass Königin Viktoria ihn für den wichtigsten Posten im Britischen Empire vorgesehen hat,vorausgesetzt, er heiratet Aldora.
Fasziniert vondem Gedanken andieihm angebotene Aufgabe, hofft derDuke, Aldora überzeugen zu können. Dochdas Mädchen flüchtet, ohne ihn auch nur zu Wort kommen zu lassen. Eine aufregende ZeitfürdenDukeunddie unschuldige Aldora beginnt...
Auf der Fahrt zu den Goodwood Rennen dachte der Duke of Wydeminster voller Befriedigung, dass sein Pferdegespann alle anderen, die er bisher besessen hatte, übertraf.
Er sagte sich, dass er wieder einmal recht gehabt hatte, als er sie als Fohlen von einem seiner Freunde gekauft hatte. Die Mehrzahl der anderen Kaufinteressenten hatte sie nicht einmal eines zweiten Blickes für würdig gehalten.
Doch das geübte Auge des Dukes hatte die Möglichkeiten in ihnen gesehen, und nun weckten die Pferde den Neid eines jeden, der sie sah.
Der Duke freute sich schon auf die Glückwünsche, die er, sobald er auf dem Rennplatz eintraf, nicht nur vom Duke of Richmond erhalten würde, sondern auch von den anderen Besitzern erstrangiger Pferde, die zweifellos anwesend waren.
Goodwood war, wie der Duke fand, nicht nur die schönste Rennstrecke Englands, sie war auch die angenehmste.
Von ihr überblickte man die weite saftig grüne Küstenebene, von der aus man den englischen Kanal, die Isle of Wight und Chichester Cathedral erkennen konnte. Und sie blieb einzigartig mit ihrem atemberaubenden Blick über die Dünen.
Sie erfüllte den Duke mit besonderer Freude, wenn er an ihre Geschichte dachte. Auf allen seinen Fahrten nach Goodwood erinnerte er sich an die romantische Vergangenheit und den ersten Duke of Richmond, den Sohn von Charles II. und Louise de Korouaille, dem ‚blonden Mädchen von Frankreich‘.
Im Gegensatz zu den anderen Mätressen des Königs, die zur unteren Schicht gehört hatten, war Louise die bretonische Tochter eines französischen Adligen und Hofdame der Lieblingsschwester von Charles, der Duchess of Orleans.
Es hieß stets, dass Charles’ Liebe für Louise sich von der, die er für seine anderen Mätressen empfand, unterschied, und so ernannte er sie 1673 zur Duchess of Portsmouth.
Von dieser Zeit an bis zum Ende seiner königlichen Herrschaft zwölf Jahre später übte sie einen besonderen Einfluss auf ihn aus und begünstigte zweifellos die Beziehung der Nation zu Frankreich.
Ihr Sohn war drei Jahre alt, als ihm die Titel des Duke of Richmond, des Earl of March und des Baron Settrington verliehen wurden.
Doch die Gedanken des Duke of Wydeminster beschäftigten sich mehr mit Charles II., mit dem er, wie er oft fand, in vielerlei Hinsicht, wenn auch nicht gerade dem Äußeren nach eine starke Ähnlichkeit hatte.
Natürlich zeichnete Charles II. sich im Sport aus, so wie er es tat, und bemühte sich genauso ernsthaft um die Entwicklung und kluge Führung der Nation, wie auch der Duke seine großen Besitztümer leitete.
Noch stärker jedoch glichen sie sich in ihrer Bewunderung für die weibliche Schönheit, obwohl bedauerlicherweise weder die Affären des Königs noch die des Dukes sehr lange andauerten.
Dennoch fand der Duke, dass Frauen das Leben bedeutend genussvoller machten.
Fast mit einem Gefühl der Erregung freute er sich schon jetzt auf die Schönheit, die - wie er wusste - auf ihn wartete, wenn er in Berkhampton House eintraf.
Er wich von seiner Gewohnheit ab, indem er nicht mit dem König in Goodwood residierte. Natürlich hatte er von Seiner Gnaden eine Einladung mit der Versicherung erhalten, dass er der Hauptgast in Goodwood House und auf dem Rennplatz sein würde.
Doch gleichzeitig hatte den Duke eine dringende Nachricht von der Marchioness of Berkhampton erreicht, in der die Marchioness ihn bat, sie zu besuchen.
Er hatte schon ablehnen wollen, als er feststellte, dass Lady Newbury ebenfalls ein Gast der Marchioness sein würde.
Fenella Newbury hatte vom ersten Augenblick an, als er sie auf dem Ball gesehen hatte, sein Interesse erregt. Er hatte sie für eine der schönsten Frauen gehalten, die er seit langem gesehen hatte, doch er hatte ihr keine große Aufmerksamkeit gezollt, da ihr Ehemann, Lord Newbury nicht zum engen Kreis seiner besonderen Freunde gehörte.
Als er dann jedoch in der folgenden Woche beim Dinner neben ihr saß, das einer der Botschafter am Hof von St. James gab, fand er sie noch reizender, als er sie in Erinnerung hatte.
Der Ausdruck in ihren Augen hatte dem Duke verraten, dass sie von seiner Erscheinung überwältigt und sehr empfänglich für seine Zuwendungen war.
Der Duke wäre ein Narr gewesen, und nicht der überauskluge Mann, als der er sich stets erwies, wenn er von seiner starken Anziehungskraft auf Frauen nichts gewusst hätte. Es war schwer zu erklären, doch er hielt diesen Umstand oft für ein Geschenk der Götter, das sein Leben angenehm machte.
Und doch war er ehrlich genug, zu erkennen, dass diese Gabe neben ihren Vorteilen auch ihre Nachteile hatte.
Es bedeutete, dass, wie bei dem König, mit dem er sich identifizierte, keine Frau lange in seinem Leben verweilte, und er war stets derjenige, der sich als erster langweilte.
Eigentlich hatte er noch nie eine Frau kennengelernt, die sich mit ihm gelangweilt hatte, und er fragte sichoft, weshalb er die Macht besaß, ihre Liebe so wild und ungestüm aufleben zu lassen, dass jede Frau nicht nur ihr Herz, sondern auch den Kopf verlor.
Der Duke war kein grausamer Mann, er war vielmehr ein äußerst mitfühlender Mensch, besonders Leidgeprüften und Tieren gegenüber. Seine Großzügigkeit war bekannt, und er wurde auf jedem Rennplatz nicht nur zum Sieg seiner Pferde laut bejubelt - die Engländer hatten schon immer eine Schwäche für einen Sportsmann - sondern auch wegen seiner unzähligen Wohltaten.
Sein Edelmut in der Sportswelt und jedem gegenüber, der ihn um Hilfe bat, war mit der Zeit der Öffentlichkeit bekanntgeworden, wofür sie ihn sehr schätzte.
Was hingegen seine Frauen betraf, so war er gezwungen, sie in Tränen zurückzulassen und zu wissen, dass er ihre Herzen gebrochen hatte.
Es erschien unvermeidlich, dass das, was als eine unbeschwerte und amüsante Affäre begonnen hatte, als ein Spiel zwischen zwei gebildeten und erfahrenen Menschen, sich mit der Zeit zu einem Schlachtfeld wandelte, auf dem ein Opfer verwundet zurückblieb, das jedoch niemals der Duke war.
Zu seinem eingeweihten Sekretär, der seine Geschäfteverwaltete und das ganze Auf und Ab seines persönlichen Lebens kannte, sagte er einmal: »Es ist so lächerlich, dass ich mich von meinen Mätressen nicht ohne eine Szene befreien kann, die im Drury Lane nicht überdramatisch erscheinen würde.«
In diesem Augenblick hatte er nicht von einer Affäre in der Gesellschaft geredet, sondern von der mit einer hübschen Ballerina, der er ein Haus in St. John's Wood eingerichtet hatte. Er hatte sich jedoch von ihr getrennt, da sie ihn nicht mehr faszinierte.
Unter Einhaltung der Regeln, nach denen ein Beschützer beim Rückzug für die Freuden, die er genossen hatte, anständig zahlte, hätte es keine Tränen und keine Vorwürfe geben dürfen, da die besagte Dame bedeutend reicher und normalerweise mit einigen wertvollen Trophäen versehen in den gesellschaftlichen Kreislauf zurückkehrte.
Doch wenn der Duke im Spiel war, dann gab es umklammernde Arme, tränenreiche Augen und jammernde Stimmen, die ihn anflehten zu bleiben, und immer wieder die Frage, was sie falsch gemacht hätten.
»Es geht eigentlich nicht um die Frage, was falsch ist«, stellte der Duke fest, »es ist nur so, dass früher oder später eine ungebildete Frau, so talentiert oder hübsch sie auch sein mag, aufhört, mich zu interessieren.«
Das erschien ihm vernünftig, bis ihm seine Eroberungen in der gesellschaftlichen Welt einfielen, von denen er fast das gleiche sagen konnte. Es stimmte, dass besagte Damen besser erzogen waren, einige verfügten sogar über einen sprühenden Witz und konnten die politische Situation oder den neuesten Skandal an höchsten Stellen diskutieren, was ihre Geschlechtsgenossinnen der unteren Gesellschaftsränge nicht schafften. Doch auch das führte immer wieder dazu, dass sie stets über ihn und seine Beziehung zu ihnen sprachen, so dass die Unterhaltung unausweichlich zum Ausgangspunkt zurückkehrte, und dies war die Leidenschaft, die sie gegenseitig erregten und die nur ihre Körper und nicht ihren Verstand mit einbezog.
Mr. Greyshot, sein Sekretär, wusste, dass der Duke keine Antwort auf seine Frage erwartete, doch diesmal entschloss er sich dennoch zu der Erwiderung: »Ich denke, Euer Gnaden, die ganze Schwierigkeit liegt darin, dass Sie, wenn ich so sagen darf, verwöhnt sind.«
»Verwöhnt?« rief der Duke, und das Wort klang wie ein Pistolenschuss.
»Als ich noch ein Junge war, hieß mich meine Mutter immer wieder, meinen Besitz aufzuzählen«, erklärte Mr.Greyshot, »und wenn ich Ihren aufzähle, was ich oft tun muss, dann stelle ich fest, dass er eine sehr lange und unglaublich zufriedenstellende Liste ergibt.« Der Duke lächelte. »Ich stimme mit Ihnen überein, Greyshot, und ich bin dem Schicksal oder dem Allmächtigen - wie immer Sie wollen - dankbar. Aber ich dachte im Augenblick weniger an meine Besitztümer als an die Frauen in meinem Leben.«
»Trotzdem, Euer Gnaden«, beharrte Mr. Greyshot. »Sie üben eine Anziehungskraft auf das andere Geschlecht aus, der die Frauen nicht widerstehen können. Folglich möchten sie Sie festhalten. Sie freigeben zu müssen bereitet ihnen großen Kummer.«
»Wie ich leider weiß«, bemerkte der Duke leise.
»Es gibt ein Sprichwort, das, wie ich denke, zu diesem Beispiel passt«, fuhr Mr. Greyshot fort. »Es heißt ‚Für nichts gibt’s nichts‘. Man zahlt für alles, was man erhält.«
»Sie können mir kaum vorwerfen, für meine Schulden nicht geradezustehen«, sagte der Duke scharf.
»Ich habe nicht von Geld geredet, Euer Gnaden.«
»Ich weiß. Doch Geld ist normalerweise ein wirksames Trostpflaster für ein blutendes Herz.«
»Nicht bei Euer Gnaden«, sagte der Sekretär ruhig und mit einer Aufrichtigkeit, die unmissverständlich war.
Für einen Augenblick sah der Duke ihn wütend an. Dann lachte er.
»Na schön, Greyshot, Sie haben gewonnen«, sagte er. »Doch was Sie da andeuten, macht mich sehr eingebildet.«
Während der Duke über diese Unterhaltung nachdachte, fand er, dass er sicherlich eine Menge besaß, worauf er eingebildet sein konnte, und seine lange Liste von Eroberungen würde am Ende der Goodwood Rennen sicher Fenella Newbury fortsetzen.
Da sie so reizend war, spürte der Duke, wie bei dem Gedanken an sie plötzlich sein Herz schneller klopfte. Und wenn er sich dessen auch nicht bewusst war, so lag doch in der Vorfreude auf das, was vor ihm lag, ein Funkeln in seinen Augen.
Es war das gleiche Gefühl, das er am Ende einer Pirsch erlebte, wenn er das Gewehr an die Schulter hob und auf den ‚König des Moors‘, zielte, der sich gegen den roten Hintergrund des Erikakrauts abhob.
Er empfand dieses Gefühl, wenn er die Jägergruppe anführte mit der Meute unmittelbar hinter dem Fuchs, und wenn es nur noch eine Frage von Sekunden war, bis sie ihn einholten.
Und er empfand es, wenn er einen Fasan, der so hoch flog, dass keine andere Gewehrkugel ihn erreichen konnte, herunterholte. Die gleiche Erregung erfüllte nun seine Brust und eine Befriedigung, die jeden Mann eingebildet machen würde.
Ich glaube, in mancher Hinsicht bin ich außergewöhnlich, überlegte er, während er weiterfuhr, so, wie Charles II. auf seine Weise außergewöhnlich war, und wir beide können die Welt glücklicher machen, einfach weil wir auf ihr leben.
Er lächelte bei dem Gedanken und fragte sich, ob Fenella Newbury schon ungeduldig auf seine Ankunft wartete und genauso empfand wie er.
Er fand es schlau von der Marchioness of Berkhampton Fenella als Köder auszulegen, damit er ihre Einladung der nach Goodwood House vorzog.
West Sussex war reich an vornehmen Häusern, und ihre adeligen Besitzer wetteiferten untereinander, die bedeutendsten und amüsantesten Mitglieder der Gesellschaft für die Rennwoche in ihre Häuser einzuladen.
West Dean, Stansted, Uppark, Cowdray, Petsworth und Arundel beherbergten die vornehmsten Namen des Landes. Und ihre Träger würden mit einem immensen Aufgebot an Personal und offenen und geschlossenen Wagen eintreffen. Viele der vornehmen Gäste besaßen Rennpferde, aber keiner konnte mit besseren Vollblutpferden aufwarten als der Duke of Wydeminster.
Wieder erfüllte ihn ein Gefühl der Zufriedenheit, denn er war sich sicher, dass seine Pferde mindestens drei oder vier der meistbegehrten Trophäen des Wettkampfes gewinnen würden.
Der Duke of Richmond würde sich wieder als gefürchteter Rivale erweisen, denn er war ein führender Experte bei Pferden und hatte, wie auch der Earl of March, fünf Siegerpferde bei den Goodwood Rennen im Jahre 1842 geritten.
Vielleicht ist er gekränkt, weil ich nicht bei ihm wohne, dachte der Duke, aber ich denke, er wird den Grund erraten, wenn er mich mit Fenella sieht.
Der Duke war sich vollkommen bewusst, dass es ihm fast unmöglich sein würde, seine Liebesaffären vor der neugierigen Welt, in der er sich bewegte, zu verbergen. Er vermutete oft, dass diese Menschen schon wussten, wen er liebte, bevor es noch eigentlich geschehen war. Doch das war die Kehrseite des Ruhms und des Junggesellendaseins. Wenigstens brauchte er sich wegen einer eifersüchtigen Ehefrau keine Sorgen zu machen oder, was noch lästiger wäre, der Öffentlichkeit etwas vorzuspielen.
Er rechnete damit, dass er mit Lord Newbury keine Schwierigkeiten haben würde, obwohl einige der betrogenen Ehemänner bereits recht aggressiv geworden waren. Er hatte sogar bereits drei Duelle ausgetragen und war höchst ungerechterweise jedes Mal als Sieger hervorgegangen.
»Ich denke, wenn es eine Gerechtigkeit im Leben gäbe«, hatte der Duke einmal zu Mr. Greyshot gesagt, »dann würde jetzt ich den Arm in einer Schlinge tragen, und nicht der arme Underwood, der wahrlich allen Grund hatte, sich über mein Verhalten zu beklagen.«
Mr. Greyshot hatte daraufhin gelacht. »Ich dachte mir schon, dass Lord Underwood sehr tapfer war, als er Euer Gnaden herausforderte. Die meisten Ehemänner stellen sich blind, wenn Sie im Spiel sind, denn sie stehen nicht gern als der Narr da.«
Und wirklich empfand der Duke oft großes Mitleid mit ihnen.
Er sagte sich, dass er, falls er jemals heiraten sollte – was er in den nächsten Jahren noch nicht vorhatte - niemals in die Position eines gehörnten Ehemannes geraten dürfe. Wenn ihm dann auch nur Gerechtigkeit widerfahren würde, so war er doch überzeugt davon, dass dies niemals geschehen würde.
Er näherte sich Goodwood und nahm bereits den salzigen Geruch des Meeres in der Luft wahr.
Wo er auch hinsah, bot sich ihm die eigene Schönheit dieses Landesteils, den er mit jedem Besuch immer mehr genoss.
Fast beneidete er den Duke of Richmond, dessen Gut hier gelegen war. Dann sagte er sich aber, dass kaum etwas anderes die Großartigkeit von Wyde, seinem Familiensitz in Buckinghamshire, erreichte.
Von hier bot sich dem Betrachter ein großartiger Ausblick, während das Haus selbst vor dem Hintergrund der Wälder wie ein Juwel - ein sehr großer und kostbarer Juwel glühte, bei dessen Anblick jeder die Luft anhielt.
Bei dem Gedanken an sein Heim erinnerte sich der Duke, wie vor nur einer Woche, als er eine Hausparty gab, seine Großmutter als Gastgeberin fungiert hatte.
Sie war früher schon eine Schönheit gewesen und stellte nun mit siebzig Jahren eine überaus beeindruckende und gutaussehende Frau dar. Doch sie hatte eine scharfe Zunge, und sie scheute sich nie, ihre Meinung mit einer Offenheit auszudrücken, die auf manche Menschen einschüchternd wirkte.
Sie hatte ihren Enkel zurechtgewiesen, wie es niemand zu tun gewagt hätte, und sie hatte ihm unumwunden erklärt, dass es nun Zeit für ihn sei, zur Ruhe zu kommen und sich eine Frau zu nehmen.
»Es ist nicht nötig, dass du versuchst, mich einzuschüchtern, Großmutter«, sagte der Duke. »Ich habe nicht die Absicht, mich zu verheiraten, bevor ich zu alt bin, mich zu vergnügen, so, wie ich es jetzt tue. Und das wird erst der Fall sein, wenn ich mit einem Fuß im Grabstehe.«
»Du musst einen Erben haben«, fuhr ihn die alte Dame an.
»Natürlich« stimmte der Duke ihr zu, »und ich werde dafür sorgen - ganz im Gegensatz zu meinem Vater - dass ich nicht nur einen Sohn, sondern mehrere haben werde.«
Dies war, wie er wusste, eine etwas unsportliche Antwort. Sie war sogar ein Schlag unter der Gürtellinie, denn seine Großmutter war sehr enttäuscht gewesen, dass ihr einziger Sohn, der Vater des Dukes, nur ihn gezeugt hatte, und nicht eine Reihe von Söhnen, um die Erbfolge zu sichern.
»Dann rate ich dir, damit anzufangen«, sagte die Duchess unwirsch.
»Ich kann deine Gefühle verstehen, Großmama, aber meine eigenen interessieren mich mehr.«
»Es muss ja nicht sein, dass eine Ehefrau deine Vergnügungen stört«, meinte die Witwe nachdenklich. »Du wirst dich ihr gegenüber stets schicklich verhalten, und dann wird sich das arme Ding schon Hals über Kopf in dich verlieben, wie es all die anderen närrischen Frauen getan haben.«
Der Duke lachte. »Deine Bemerkungen sind aber nicht sehr schmeichelhaft, Großmama.«
»Oh, ich weiß, du bildest dir ein, wie ein Hahn herumstolzieren zu können, dem ein Dutzend kleiner Hennen hinterherlaufen. Aber ich möchte deinen Sohn in meinen Armen halten, bevor ich sterbe.«
»Dann habe ich ja noch mindestens zwanzig Jahre Zeit«, meinte der Duke. »Unsere Familien sind berühmt für ihre Langlebigkeit.«
»Mit deinen Komplimenten kannst du nicht verhindern, dass ich dir erkläre, dass du nur deine Zeit, deine Energie und deinen Verstand vergeudest«, erklärte die Duchess beharrlich.
»Das ist Ansichtssache. Meine Zeit ist meine Sache, und ebenso meine Energie. Und was meinen Verstand anbelangt, so widme ich ihn sehr oft den Gesetzesvorlagen, die das House of Lords erreichen. Und wenn du es auch nicht glauben willst, aber der Premierminister fragt mich oft um meinen Rat.«
»Das will ich doch hoffen«, erwiderte die Duchess. »Trotzdem solltest du eine Familie gründen und an die Zukunft denken, anstatt dich zu sehr in die Gegenwart zu vertiefen.«
Wieder musste der Duke lachen. »Wenn ich eine junge Frau finde, die der Position, die du einmal eingenommen hast, würdig ist und den Familienschmuck so zu tragen versteht wie du, dann werde ich sicher in Erwägung ziehen, um ihre Hand anzuhalten.«
»Eine sehr ausweichende Antwort!« schimpfte die Duchess. »Du weißt so gut wie ich, dass du niemals mit unverheirateten Frauen verkehrst. Ich wollte daher schon vorschlagen, zu der nächsten Party auf Wyde zwei oder drei Damen einzuladen.«
Der Duke stieß einen Laut des Entsetzens aus.
»Ein so grauenhafter Vorschlag ist mir noch nie zu Ohren gekommen«, rief er. »Wenn du es wagst, auch nur ein noch nicht flügge gewordenes Huhn über die Schwelle meines Hauses zu führen, dann werde ich unverzüglich abreisen, und du kannst die Dame allein unterhalten, Großmama.«
Seine Großmutter machte eine hilflose, wenn auch graziöse Handbewegung.
»Na schön, Ingram«, meinte sie. »Tu, was du willst, aber ich warne dich: Du lässt die ganze Familie im Stich und ignorierst einfach die Verantwortung, zu der du geboren wurdest.«
»Unsinn!« verwarf der Duke entschlossen.
Danach hatte er ihre Wange geküsst. Doch als er die alte Dame später verließ, hatte sie mit besorgtem Ausdruck in den Augen dagesessen. Dabei überlegte sie, wie sie ihn davon überzeugen könnte, wie unumgänglich es war, einen Sohn zu zeugen, damit dieser das Reich erbte, über das der Duke nun herrschte.
Doch wie der Duke seiner Großmutter erklärt hatte, hegte er keinerlei Heiratsabsichten.
Warum sollte er sich mit einer Frau belasten, die ihn zweifellos vom ersten Augenblick der Ehe an langweilte und im Gegensatz zu den anderen Frauen, die ihn anödeten, nicht ausbezahlt und abgeschoben werden konnte. Er konnte sich schon jetzt das Entsetzen vorstellen, mit dem er in den nächsten dreißig oder vierzig Jahren zum Frühstück, zum Mittagessen, zum Tee und zum Abendessen die gleichen banalen Bemerkungen zu hören bekommen würde. Und er ahnte, wie anstrengend es sein würde, wenn er seine Liebesaffären noch geschickter als jetzt verheimlichen müsste.
Eine Ehefrau würde auch sicherlich die überaus amüsanten Partys, die er auf Wyde gab und zu denen seine Großmutter nicht eingeladen war, stören. Ebenso die noch besseren, die er in London veranstaltete und auf die seine männlichen Freunde immer wieder begierig warteten.
Nein, eine Frau würde auf jeden Fall eine Belastung darstellen, die mir Kopfzerbrechen bereiten würde, die ich aber strikt ablehne, dachte der Duke fest entschlossen.
Dann dachte er wieder an Fenella und die unverhohlene Einladung in ihren Augen, mit der sie ihn bei seinem Eintreffen in Berkhampton House empfangen würde. Er war auch fest davon überzeugt, dass Lord Newbury, der bedeutend älter war als seine Frau und sich für Pferderennen eigentlich nicht interessierte, nicht anwesend sein würde. Lord Newbury bevorzugte das Schießen, so dass der Duke sich bereits geistig notiert hatte, ihn zum Schießen nach Wyde einzuladen, selbstverständlich in Begleitung der reizenden Fenella.
Vielleicht war es nicht so einfach, sie bei dieser Gelegenheit für sich allein zu haben, doch der Duke war ein Genie im Finden eines Vorwands, wenn er die Frau, für die er sich interessierte, allein durch die Gemäldegalerie führen oder wenn das Wetter schön war, ihr die Aussicht vom Dach aus zeigen wollte.
Noch besser war es, wenn er einen günstigen Augenblick fand, um sie in ihrem Boudoir zu besuchen, wo sie sich ausruhte, während die Herren vor dem Abendessen Karten oder Billiard spielten.
Nach der Jagdsaison würde der Jägerball stattfinden, doch der lag zu weit in der Zukunft, um ihn planen zu wollen.
Plötzlich überkam ihn das unangenehme Gefühl, das er allerdings schnell wieder vertrieb, dass bis dahin Fenellas Platz von einer anderen Frau eingenommen worden sein könnte.
Es war noch nicht ganz fünf Uhr, als der Duke seine Pferde durch das wunderschöne und beeindruckende Tor von Berkhampton House lenkte.
Der dritte Marquis of Berkhampton war vor einigen Jahren gestorben, und der gegenwärtige Marquis weilte immer noch in Lion, so dass er wahrscheinlich nicht den Gastgeber bei der Party spielen konnte, die in seinem Haus für die Rennen gegeben werden sollte. Doch der Duke, der oft als Gast die Marchioness in London besucht hatte, wusste, dass sie eine überaus aufmerksame Gastgeberin war.
Da die Berkhamptons mit unglaublichem Reichtum gesegnet waren, bewegten sich ihre Einladungen auf luxuriösem Niveau. Vor dem Tod des Prinzgemahls im Jahr1861 war die Königin ein häufiger Gast und eine enge Freundin der Marchioness gewesen.
Die Marchioness war nicht nur gemäß ihrer Geburt eine Kammeijungfrau, sondern auch eine Persönlichkeit bei Hof, die sowohl von den Höflingen als auch von den Botschaftern und Repräsentanten des Auslands, die England besuchten, bewundert und respektiert wurde.
Es hieß sogar, dass diesen Besuchern scherzhaft geraten wurde: »Geben Sie sich liebenswürdig bei der Königin, aber was immer auch geschieht, verscherzen Sie es sich nicht mit der Marchioness of Berkhampton!«
Der Duke fand sie geistreich und amüsant und genoss ihre Gesellschaft. Er war überzeugt davon, dass er es nicht bedauern würde, Goodwood House abgelehnt zu haben. Er würde sich in Berkhampton House sicherlich großartig vergnügen.
Die Pferde trabten die von alten Eichen gesäumte Auffahrt von einer Meile Länge hinauf, als der Duke plötzlich jemanden entdeckte, der ihm im Weg stand. Er erwartete, dass die Gestalt bei seinem Näherkommen zur Seite treten würde.
Dann stellte er zu seiner Überraschung fest, dass eine Barriere aus Zweigen seine Weiterfahrt verhinderte, vor der eine Frau stand.
Der Duke brachte seine Pferde zum Stehen und wartete darauf, dass die Frau zu ihm kam und ihm sagte, weshalb die Straße blockiert war. Doch die Frau rührte sich nicht von der Stelle.
Nach einer Weile sagte der Duke zu seinem Knecht, der neben ihm saß: »Frag, was los ist, Jim, oder mach den Weg frei!«
Der Knecht zögerte etwas, bevor er antwortete: »Ich glaube, das ist eine junge Dame, Euer Gnaden.«
Der Duke sah die Gestalt genauer an und stellte fest, dass sein Knecht recht hatte. Doch was er für eine Frau aus dem Dorf gehalten hatte, die sich hierhergestellt hatte, um Vorbeifahrende zu informieren, dass sie einen Umweg fahren mussten, war in Wirklichkeit eine Frau in einem leichtgebauschten Gewand, das nur eine Lady tragen würde.
Die Frau bewegte sich nicht, sondern wartete. Der Duke hielt es für unwürdig, zu ihr hinüberzurufen, reichte die Zügel daher seinem Knecht, stieg aus seiner offenen Kutsche und schritt auf die Gestalt in der Mitte der Straße zu. Dabei überlegte er, ob es sich wohl um einen kindischen Scherz handelte, den einer der widerspenstigeren Gäste des Hauses ihm spielen wollte.
Als er dann die Frau erreicht hatte, die immer noch bewegungslos dastand, sah er zu seinem Erstaunen, dass sie die Figur eines schlanken jungen Mädchens hatte, doch sie machte die abstoßendste Grimasse, die er je in seinem Leben gesehen hatte.
Sie schielte fürchterlich und zog mit beiden Händen ihren Mund auseinander, dass er fast von Ohr zu Ohr reichte und an die groteske Maske eines Clowns erinnerte.
Der Duke stand da und sah sie an, doch da sie sich nicht bewegte, konnte er aufgrund ihres Schielens nicht mit Sicherheit sagen, ob sie ihn anblickte oder nicht.
»Was soll das?« fragte er. »Wie Sie sich denken können, möchte ich zum Haus fahren.«
Eine kurze Pause entstand. Dann sagte das Mädchen, ohne die Finger aus ihren Mundwinkeln zu nehmen, mit etwas verzerrter Stimme: »Sehen Sie mic