Survival – Der Schrei des Affen - Andreas Schlüter - E-Book

Survival – Der Schrei des Affen E-Book

Andreas Schlüter

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Beschreibung

Band 6 der erfolgreichen Abenteuerserie: actionreich und atemberaubend spannend! Verloren im Regenwald von Peru stehen Mike, Elly, Matti und Gabriel vor einer schweren Aufgabe: Sie müssen nicht nur sich selbst retten, sondern auch zwei kleine Kinder zurück zu ihrem Volk bringen, das von skrupellosen Goldsuchern gefangen genommen wurde. Die Banditen sind auf der Jagd nach einem geheimen Schatz der Inka. Der liegt in einer völlig überwachsenen Ruine und wird von einer Bande wütender Affen bewacht. Die vier Freunde begeben sich in höchste Gefahr, um die Gefangenen zu befreien und das Geheimnis des Schatzes zu lüften. Bedrohliche Tiere, gemeine Verbrechen und gnadenlose Naturgewalten: Ein weiteres actionreiches Survival-Abenteuer im Urwald! Mit vielen coolen Survival-Tipps und -Tricks! Alle Bände der Serie: Band 1: Survival – Verloren am Amazonas Band 2: Survival – Der Schatten des Jaguars Band 3: Survival – Im Auge des Alligators Band 4: Survival – Unter Piranhas Band 5: Survival – Im Netz der Spinne Band 6: Survival – Der Schrei des Affen Band 7: Survival – Von Haien umzingelt Band 8: Survival – In den Krallen des Leguans Serie bei Antolin gelistet

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Seitenzahl: 215

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Andreas Schlüter

Survival

Der Schrei des Affen Band 6

FISCHER E-Books

Mit Illustrationen von Stefani Kampmann

Inhalt

[Karte]Was bisher geschahEine aufregende NachtDie HöhleUnerwartete BegegnungGeheimes VolkAufbruch!Im UntergrundBöse ÜberraschungEin grausiger FundMutprobeDie letzte HürdeDem Ende entgegenAndreas Schlüter

Was bisher geschah

Der dreizehn Jahre alte Mike fliegt mit seiner ein Jahr jüngeren Schwester Elly nach Manaus, Brasilien. In der Großstadt am Rande des Amazonas-Regenwalds wird die Familie die nächsten Jahre leben. Mike und Elly lernen Matheus (14), genannt Matti, und Gabriel (11) kennen, die in Manaus aufgewachsen sind. Bei einem gemeinsamen Rundflug über den Dschungel stirbt der Pilot an einem Herzinfarkt, und das Flugzeug stürzt ab. Alle vier Kinder überleben leicht verletzt. Doch sie finden sich mitten im Regenwald wieder, haben keine Ahnung, wo sie sind, und kaum Ausrüstung dabei.

Nachdem sie sich einige Tage durch den Urwald geschlagen haben, geraten sie in Gefangenschaft der Mafia, die illegal große Teile des Regenwalds abholzt und Drogen anbaut, doch den Freunden gelingt die Flucht.

Plötzlich wird Elly krank. Gerade noch rechtzeitig findet ein indigenes Volk die vier Freunde. Elly wird von einem Schamanen gepflegt, und die Kinder lernen nicht nur den indigenen Jungen Davi und dessen Freunde kennen, sondern auch deren Gebräuche und wie man im Dschungel überlebt.

Doch dann wird das Dorf von den Drogenhändlern angegriffen und niedergebrannt. Die Kinder fliehen mit den Überlebenden in den dichten Regenwald. Als sie auf ein Lager der Banditen treffen, fliehen die Freunde mit einem LKW in Richtung Zivilisation. Aber sie haben einen Unfall. Glücklicherweise finden die Kinder auf der Ladefläche des LKWs zwei Kanus, mit denen sie zum nahen Fluss entkommen können. Eine wilde Flucht vor den Drogenhändlern, aber auch vor Kaimanen, Wasserschlangen und Piranhas nimmt ihren Lauf.

Schließlich beginnt die Regenzeit, die das gesamte Gebiet in eine einzige überschwemmte Fläche verwandelt und die Kinder vor ganz neue Herausforderungen stellt. Die Fahrt auf dem Fluss wird zur größten Strapaze, die sie bisher erlebt haben. Schließlich kentern sie und werden von der reißenden Strömung mitgerissen. Alles, was sie besaßen, ist verloren. Sie kämpfen im Wildwasser um ihr nacktes Überleben und schaffen es mit letzter Kraft ans Ufer.

Die Freunde begegnen erneut Davi. Er führt sie zu einem kleinen Gewässer, an dem Tiere verendet sind. Die Kinder bekommen heraus, dass es in der Nähe ein Camp von illegalen Goldsuchern gibt, die mit ihrer Goldwäsche mittels Chemikalien die Gewässer vergiften. Kurz darauf tauchen drei indigene Mädchen auf. Haximu und ihre Schwestern stammen von einem kleinen Volk, das von Goldsuchern vertrieben und vernichtet wurde, und wollen sich nun rächen. Die Kinder beschließen, sich Haximu und Davi im Kampf gegen die Goldsucher anzuschließen.

Zunächst schleichen sie sich ins Goldsuchercamp und stehlen Pläne über eine Goldsucher-Stadt mitten im Dschungel. Eine solche Siedlung wäre das Ende aller indigenen Völker in der Region. Die Kinder greifen das Camp an und sprengen dort Gasflaschen in die Luft.

Dann stirbt auch Davi am vergifteten Wasser. Die Freunde ziehen mit Haximu und den anderen beiden Mädchen weiter und treffen auf zwei deutschsprachige Forscher. Doch auch die sind ihnen nicht freundlich gesinnt. In Wahrheit sind sie darauf aus, indigenes Blut zu stehlen, um es für gentechnische Versuche der Pharmaindustrie zu nutzen. Ein solcher Bluthandel ist streng verboten, daher ließen sich die Forscher mit illegalen Goldsuchern, Drogenhändlern und ähnlichen Kriminellen ein.

Letztlich gelingt es den Freunden aber, den Forschern den Kahn zu stehlen und den Fluss entlangzufahren, bis zur nächsten Siedlung. Mike, Elly, Matti und Gabriel sind endlich gerettet und kehren zurück nach Hause!

Dort schließen sie sich der Jugendgruppe einer Umweltorganisation an, die sich für die Rettung des Regenwalds einsetzt. Mike, Elly, Matti und Gabriel verfügen aufgrund ihrer Abenteuer über ein besonderes Wissen. Mit Hilfe ihrer Aussagen wäre es möglich, die illegalen Camps der Mafia ausfindig zu machen.

Doch die brasilianische Polizei interessiert das nicht. Ein Skandal! Die Umweltorganisation beschließt, selbst einen Suchtrupp zu entsenden, um die Standorte zu finden und so die Polizei zum Handeln zu zwingen. Das Problem: Die vier Kinder müssen mit, um die Orte wiederzuerkennen. Nach langem Zögern stimmen ihre Eltern zu. Zur Sicherheit schließt sich der Vater von Mike und Elly an.

Die kleine Expedition wird von einem Umweltschützer mit dem Spitznamen »Dunga« begleitet. Außerdem dabei: die Dschungel-Pilotin Amanda, der Arzt und Fährtensucher Gustavol sowie José, der einige Sprachen der Yanomami-Indianer spricht. Sie fliegen mit dem Hubschrauber zu einem Flussufer, wo sie von einem Yanomami-Indianer namens Ahiwei mit dem Boot erwartet werden. Weiter geht es über den Fluss, bis zu einer Stelle, von wo aus die Expedition zu Fuß weitergeführt wird.

Kaum an Land, wird Klaus, Mikes und Ellys Vater, von einer Giftschlange gebissen. Er muss sofort ins Krankenhaus geflogen werden. Amanda und Gustavol sollen ihn dorthin bringen. Die vier Kinder ziehen mit Dunga und José weiter. Amanda und Gustavol wollen sie später wiedertreffen. Als die kleine Gruppe viel früher als erwartet tatsächlich auf das Drogencamp stößt und Schüsse hört, schickt Dunga die Kinder zurück. Sie sollen bei Ahiwei am Boot auf die Rückkehr des Hubschraubers warten und dann mit den anderen Erwachsenen nachkommen.

Die vier befolgen die Anweisung, doch sie finden das Boot nicht. Aber Amandas Hubschrauber! Bloß, der ist leer. Wieso? Vermutlich sind Amanda und Gustavol mit Ahiweis Boot schon losgefahren, um sich ihnen wieder anzuschließen – sie wussten ja nicht, dass die Kinder zurückkommen würden. Elly, Mike, Matti und Gabriel beschließen, im Hubschrauber zu warten. Sie machen es sich bequem und schlafen irgendwann todmüde ein.

Durch ein Motorengeräusch erwachen sie. Der Hubschrauber fliegt! Aber im Cockpit sitzen nicht Amanda und Gustavol, sondern zwei Banditen. Die Kinder verstecken sich in der hintersten Ecke. Als der Hubschrauber irgendwann landet, warten sie, bis die Banditen aussteigen. Dann fliehen sie in den Regenwald. Nun sind sie dort wieder allein. Aber wohin sind sie geflogen worden?

Irgendwann stellen sie fest: Sie sind überhaupt nicht mehr in Brasilien, sondern in Peru! Erneut machen sie sich – dieses Mal allerdings erheblich besser ausgerüstet – durch einen unbekannten Dschungel auf den Weg nach Hause.

Bis sie auf ein verlassenes Hüttendorf stoßen – fast verlassen. Denn dort laufen ihnen plötzlich zwei verwahrloste, auf sich allein gestellte Kleinkinder in die Arme: Illus und Allina. Keine Frage, die vier müssen sich um die beiden kümmern, so schwer es auch fallen mag. Mit zwei kleinen Kindern im Schlepptau ziehen sie nun weiter, in der Hoffnung, auf die Eltern der beiden Kleinen zu treffen oder zumindest auf irgendjemanden, der ihnen helfen kann.

Schon bald nach ihrem Aufbruch fängt es an zu dämmern. Matti, Elly, Mike und Gabriel finden einen geeigneten Platz zum Übernachten, schlagen ein kleines Lager auf und bereiten für sich und die beiden Kleinkinder am Feuer ein Abendessen zu.

Eine aufregende Nacht

Da die Gruppe bei ihrer Wanderung nicht weit gekommen war, diskutierten Matti, Elly, Mike und Gabriel kurz, ob sie diese Nacht nicht doch noch in dem Hüttendorf hätten verbringen sollen. Doch am Ende waren sie sich einig, richtig entschieden zu haben. Obwohl sie immer zuversichtlicher wurden, dass sie sich vielleicht doch nicht in unmittelbarer Nähe eines illegalen Drogencamps befanden, bestand zumindest noch die Möglichkeit und damit die Gefahr, plötzlich auf Banditen zu treffen.

Doch Mike dachte in diesem Moment nicht mehr darüber nach. Ihm gefiel es, am Lagerfeuer zu sitzen, das Gabriel soeben angezündet hatte. Und Elly hatte sich als geschickte Schlangenjägerin erwiesen.

»Schlangen können ihre Körpertemperatur nicht regeln«, hatte sie am Nachmittag aus Mikes Survival-Buch vorgelesen. »Das heißt, von Zeit zu Zeit müssen sie sich in die Sonne legen, um sich aufzuwärmen. Und: Manche Arten legen ihre Jungen in Höhlenverstecke. Dort ist es für den Nachwuchs aber zu kalt. Wisst ihr, was die Mutterschlange dann macht?«

Natürlich hatte es niemand gewusst. Und Elly hatte weiter doziert: »Dann legt sie sich sehr lange in die heiße Sonne, lädt sich richtig mit Hitze auf, kriecht zu ihren Jungen in die Höhle, umschlingt sie ganz fest und gibt die aufgestaute Körperwärme an die Kinder ab. Irre, oder? Die Mutterschlange fungiert mit ihrem eigenen Körper als Heizung!«

Das fanden auch die anderen faszinierend.

»Aber damit nicht genug«, berichtete Elly weiter. »Heizt die Mutterschlange sich selbst auf mehr als 40 Grad auf, stirbt sie. Sie lässt sich bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit erhitzen, ehe sie zu ihren Kindern kriecht.«

»Und was hat das damit zu tun, dass du eine Schlange fangen willst?«, hatte Gabriel nachgefragt.

»Ganz einfach!«, hatte Elly geantwortet. »Ich muss ein sonniges Plätzchen finden, eine Minilichtung. Einen kleinen Platz, wo die Sonne durch die Baumkronen hindurch direkt auf den Boden scheint. Dort ist die Wahrscheinlichkeit am größten, auf eine Schlange zu treffen.«

Elly hatte recht behalten, eine solche Stelle und nach einigem Suchen dort auch eine Schlange gefunden. Allerdings hatte sie es kaum übers Herz gebracht, diese zu töten. Aber es half nichts: Sie brauchten das Leder für die Schuhe und das Fleisch zum Essen. So war die Natur eben, tröstete sie sich. Das gesamte Ökosystem der Erde basierte darauf, dass ein Tier das andere fraß. In diesem Zusammenhang war der Mensch nichts anderes als ein Säugetier, das sich in dieses Ökosystem einfügte.

Weder Elly noch die anderen wussten genau, welche Schlangenart sie da aufgespürt hatte. Aber sie waren einer solchen Schlange schon bei Davis Stamm begegnet und wussten daher, dass sie genießbar und ungiftig war. Dennoch hatten sie sich sehr schwer getan, sie zu erlegen. Gabriel hatte es am Nachmittag zwar tatsächlich geschafft, zwei Bogen und einige Pfeile herzustellen, aber als Elly die Schlange entdeckte, wussten sie nicht, ob die Waffen auch den Praxistest bestehen würden. Zumal sie keine Tiersehne zur Verfügung hatten, um die Bogen vernünftig spannen zu können. Die Pflanzenfasern, aus denen Gabriel eine »Sehne« gedreht hatte, waren nur ein sehr minderer Ersatz. Elly hatte deshalb vorgeschlagen, zunächst einmal ein Probeschießen auf einen Baum zu veranstalten – was sie mit Erfolg taten. Die Pfeile ließen sich mit dem Bogen recht passabel abschießen. So kraftvoll sogar, dass zwei davon beim Aufprall am Stamm zerbrachen. Mit den verbliebenen drei Pfeilen bewaffnet, gingen sie also auf die Schlange los, die sich die ganze Zeit so wenig regte, dass die Kinder für einen Moment glaubten, sie wäre schon tot. Aber vermutlich war es so, wie Elly vorgelesen hatte: Die Schlange heizte sich auf. Oder sie war einfach nur gut gesättigt und daher sehr träge.

Gabriel und Elly waren zu den Jägern auserkoren worden.

Gabriel zielte, schoss – und traf. Allerdings nur hinten in den Schwanz der Schlange, die sich daraufhin aufgeregt zu winden begann. Blitzschnell schoss auch Elly, die besser traf. Direkt hinter den Kopf. Ein Meisterschuss! Aber die Schlange lebte noch immer. Gabriel reichte Elly den dritten Pfeil. Sie legte an, zielte … Da bäumte sich die Schlange auf und ging auf Elly los. Die sprang erschrocken zurück, doch zu mehr als einer Drohgebärde war die Schlange nicht mehr in der Lage. Elly konnte den dritten, zielgenauen Schuss absetzen. Den Rest erledigte todesmutig Matti mit seinem Fahrtenmesser. Aber da mochte Mike schon gar nicht mehr hinschauen.

Nun saßen sie hier friedlich beieinander, klein geschnittene Schlangenfleischstücke auf dem selbstgebauten Grill, die Schlangenhaut über einige Äste nah am Feuer gespannt, um sie mit dem Rauch für Illus’ neue Schuhe zu gerben.

Mike schaute sich um und betrachtete ein großes Krautgewächs mit wunderschönen rosafarbenen Blüten. Rosa war eigentlich nicht seine Farbe, aber in ihrer Fülle wirkte die Pflanze einfach prächtig.

»Die sieht irgendwie majestätisch aus«, kommentierte Elly, nachdem sie bemerkt hatte, wie Mike die Pflanze bewunderte.

Der hatte schon sein Survival-Buch hervorgeholt und nachgeschlagen: »Da hast du recht. Diese Pflanze galt schon bei den Inka als heilig. Sie heißt Kantu oder auch Quechua.«

Kantu

Die Kantu, auch Cantuta oder Quechua genannt, wächst wild vor allem in den Anden von Bolivien und Peru. Sie wird aber auch angebaut und verbreitet sich durch Samen. Als Strauch erreicht sie eine Höhe von 2 bis 3 Metern.

Die Kantu wurde schon zur Zeit des Inkareiches wegen ihrer ganzjährigen Blüte als eine der heiligsten Blumen überhaupt verehrt. Sie galt als Zeichen für Weisheit und Status.

Die Färbung ihrer Blüten – rot, orange, gelb und weiß – hatte für die Inka symbolische Bedeutung. So wurde zum Beispiel Rot mit Sieg, Herrschaft und Blut in Verbindung gebracht, und Gelb symbolisierte Mais oder Gold.

Bei vielen Inkazeremonien wurden die Wege mit Kantublüten bestreut.

Auch heute noch ist die Kantu die Nationalblume Perus und Boliviens.

Gabriel fiel auf, dass Illus und Allina nichts aßen.

»Hey«, sprach er sie an. »Mögt ihr keine Schlange?«

»Offenbar stand Schlange bisher nicht auf ihrem Speiseplan«, stellte Matti fest. »Das bedeutet, sie litten wohl nie Hunger und mussten sich nie im Dschungel durchschlagen.«

»Nein«, sagte Mike. »Sie waren zwar Gefangene, aber die Banditen haben ihnen genug zu essen gegeben.«

»Und die Nahrungsmittel mussten sie ja von irgendwoher bekommen«, schlussfolgerte Elly. »Ich glaube nicht, dass die Banditen täglich auf die Jagd gegangen sind, wie die Indigenen es tun. Die Banditen in den Camps, die wir bisher gesehen haben, haben sich ihre Lebensmittel aus den nächsten Ortschaften besorgt. Wisst ihr noch, wie wir den LKW gestohlen haben?«

»O ja!«, rief Gabriel. »Mann, das war was!«

»Aber im Hüttendorf haben wir keine Fahrschneise oder etwas Ähnliches gesehen«, sagte Mike.

»Das Boot«, fiel Elly ein. »Offenbar haben sie sich über den Fluss versorgt. Eines der Boote haben sie dann verrotten lassen, als es kaputt war.«

Matti nickte nachdenklich. An Ellys Theorie war etwas dran. Nur …

»Aber wo ist dann das Camp?«, fragte er. »Beziehungsweise die illegalen Labore? Wir haben die Hütten gefunden, okay. Aber nirgends einen Hinweis darauf, dass dort kriminelle Drogenproduzenten am Werk waren, oder? Wie kann das sein? Wozu haben sie die Einwohner des Hüttendorfes denn überhaupt überfallen und gefangengenommen?«

»Um sie als Geiseln zu nehmen?«, fragte Gabriel.

Elly winkte ab. »Für einfache indigene Waldbewohner zahlt doch niemand.«

»Als Arbeitssklaven«, warf Mike in die Runde. »Ich dachte, das war klar?«

»Schon«, räumte Elly ein. »Aber für welche Arbeiten? Ich habe keine Spuren gesehen, die auf irgendwelche Arbeiten hindeuteten.«

Matti schaute sie an. »Stimmt. Also fragen wir doch die, die in dem Dorf gelebt haben.«

Er wandte sich den beiden Kindern zu und versuchte, so gut es ging, seine Frage auf Spanisch zu formulieren.

Doch die beiden zuckten nur mit den Schultern. Entweder hatten sie Mattis holpriges Spanisch nicht verstanden oder von den Arbeiten der Erwachsenen in dem Hüttendorf nichts mitbekommen.

»Schade«, sagte Matti. »Einen Versuch war es wert.«

Immerhin begannen die beiden nun doch, etwas von dem gegrillten Fleisch zu essen. Dieses Mal hatte Mike ja Gewürze dabei. Entsprechend schmackhaft hatten sie ihr Fleisch zubereitet. Mike fand, das Schlangenfleisch schmeckte wie ein gut gewürztes Grillhähnchen. Die zufriedenen Gesichter und der große Appetit ihrer Weggefährten wirkten wohl überzeugend genug auf die beiden Kleinen, dass sie sich zunächst zaghaft, dann heißhungrig einen Bissen nach dem anderen in den Mund schoben.

Mike blätterte in seinem Survival-Buch zu der Anleitung, mit der er am nächsten Morgen die Schuhe für Illus herstellen wollte.

Schuhe herstellen

Das brauchst du:

Dünnes Leder oder dünnen Filz

Einen Stift

Eine Schere

Nähutensilien

Evtl. einen Knopf

Und so geht’s:

1.)

Stelle dich auf das Leder/den Filz und fahre mit einem Stift um deinen Fuß herum, um die Sohle zu markieren. Schneide sie aus.

2.)

Schneide dann ein Fersenteil aus (so groß wie das hintere Teil der Sohle) und nähe es an die Sohle.

3.)

Schneide aus einem weiteren Stück Leder/Filz das Oberteil so aus, dass es um die Sohle herumpasst (Sohle als Schablone benutzen).

1 Sohle

2 Fersenteil

3 Oberteil

4 Riemen

4.)

Nähe das Oberteil an das Fersenteil.

5.)

Nähe nun das Oberteil an der Sohle fest.

6.)

Schneide einen Riemen aus und nähe ihn quer über den Schuh.

7.)

Nähe einen Knopf an das Oberteil und schneide einen Schlitz für den Knopf in den Riemen (dieser kann auch aus Leder oder Filz sein).

8.)

Verfahre ebenso beim zweiten Schuh.

Fertig sind deine selbstgemachten Schuhe!

Plötzlich horchte Elly auf. »Hey! Da war etwas! Habt ihr das auch gehört?«

Gabriel spitzte die Ohren. Diesmal hatte er zu seinem eigenen Erstaunen nichts wahrgenommen.

»Da!«, beharrte Elly.

Sie zeigte auf die Büsche hinter Mike und Matti, die ihr gegenübersaßen.

Die Jungs wandten sich um. Und hielten den Atem an. Tatsächlich raschelte da etwas im Laub! Etwas Schwarzes, Flatterndes kam zum Vorschein, das im Feuerschein fürchterlich große Schatten warf!

»Ach du Scheiße! Was wollen die denn hier?«, quiekte Gabriel und sprang auf.

Jetzt erst erkannte Mike, worum es sich handelte: Eine Horde Fledermäuse flog direkt über sie hinweg!

»Wie bei Batman!«, rief Mike fasziniert, zog aber trotzdem ängstlich den Kopf ein.

»Vorsicht!«, warnte Matti. »Das könnten Gemeine Vampire sein!«

»Vampire?« Jetzt sprang auch Mike auf. »Wie jetzt? So draculamäßig?«

»Na ja«, antwortete Matti. »Zumindest ernähren sie sich von Blut. Säugetierblut!«

»Oh …«, stotterte Mike. »Menschen … sind … doch …?«

»Säugetiere. Ja!«, bestätigte Matti.

»Und wenn sie uns beißen, werden wir dann auch zu Vampiren?«, fragte Gabriel ernsthaft.

Gemeiner Vampir

Der Gemeine Vampir ist eine Fledermausart, die auf dem amerikanischen Kontinent beheimatet ist. Er gehört zu den Vampirfledermäusen. Diese bilden die einzige Säugetiergruppe, die sich ausschließlich vom Blut anderer Tiere ernährt. Gemeine Vampire können Krankheiten wie Tollwut auch auf den Menschen übertragen.

Ihr Speichel enthält allerdings auch ein blutgerinnungshemmendes Enzym, das der medizinischen Forschung wichtige Erkenntnisse liefert.

Sie erreichen eine Größe von 70 bis 90 Millimetern und ein Gewicht von 15 bis 50 Gramm. Die Unterarmlänge – eine wichtige Größenangabe bei Fledertieren – beträgt zwischen 50 und 63 Millimetern und die Flügelspannweite zwischen 35 und 40 Zentimetern.

Gemeine Vampire sind ausschließlich nachtaktiv, als Schlafquartiere nutzen sie in erster Linie Höhlen, daneben findet man sie auch in hohlen Bäumen, Minen und Schächten sowie in verlassenen Gebäuden. Ruheplätze der Vampirfledermäuse riechen wegen des heraufgewürgten Blutes oft streng nach Ammoniak.

Gemeine Vampire leben in Gruppen von 20 bis 100 Exemplaren, gelegentlich bilden sie auch Kolonien von bis zu 2000 Tieren.

Der Biss der Vampirfledermäuse erfolgt in der Regel unbemerkt, sie kämpfen nicht mit ihrer Beute, und oft wacht ein schlafendes Tier nicht einmal auf. Als Bissstelle bevorzugen sie Körperteile, die nicht von Haaren oder Federn bedeckt sind.

Elly sah ihn kopfschüttelnd an. »Natürlich nicht!«

»Sondern?«, hakte Gabriel ängstlich nach. »Sind die giftig?«

»Sie können Tollwut übertragen«, erklärte Matti. »Das ist das Gefährlichste an ihnen.«

Schon kam einer der Vampire aus dem Gebüsch auf sie zugehüpft.

»Der hüpft ja!«, staunte Mike.

Matti riss einen glühenden Ast aus dem Feuer und ging damit brüllend auf den Vampir los, der sofort das Weite suchte.

»Das ist ihre Art zu jagen«, erläuterte er dabei. »Sie hüpfen aufs Opfer zu, suchen sich eine möglichst unbehaarte Stelle an dessen Körper oder rasieren mit ihren Zähnen sogar Federn oder Haare weg. Dann speicheln sie die kahle Stelle ein, was betäubend wirkt – fast wie ein Arzt mit einer Salbe oder einem Spray, bevor er einem eine Spritze gibt –, beißen einen Fetzen Haut heraus und lecken das Blut aus der Wunde.«

»Uäh!«, machte Gabriel. Er wusste gar nicht, wo und wie er seinen Körper mit den Händen als Erstes schützen sollte.

»Woher weißt du denn das alles?«, staunte Elly.

Matti grinste sie an. »Nachdem ich mal eine Dracula-Geschichte gelesen habe, wollte ich genau wissen, was echte Vampire so tun.«

»So genau wollte ich es aber gar nicht wissen«, konterte Elly.

Nun sprang auch sie auf und zeigte auf die Büsche. »Da kommt schon wieder einer. Wieso haben die keine Angst vor uns? HAU AB!«

Sie wedelte mit den Händen und trat Richtung Fledermaus.

»Sie kommen wahrscheinlich kaum mit Menschen in Kontakt, sondern beißen nur andere Säugetiere«, erklärte Matti. »Hier im Regenwald wohl hauptsächlich Affen, normalerweise aber eher Rinder oder Pferde. Deshalb frage ich mich, weshalb die überhaupt hier sind. Möglicherweise halten sie uns entweder für große Affen, oder wir sind tatsächlich gar nicht so weit entfernt von einer Siedlung, wo Tiere gehalten werden.«

Matti verscheuchte auch diesen Vampir. »Die müssen echt Hunger haben, dass sie so auf uns losgehen. Vampire können nur kurze Zeit ohne Blut auskommen.«

Er ging auf den dritten Vampir los.

»Verschwinde!«, brüllte er. »Such dir einen Tapir oder so was!«

Sein Abwehrkampf war erfolgreich. Nach kurzer Zeit ließen die Vampire von ihnen ab, vermutlich, weil sie an anderer Stelle leichtere Beute ausfindig gemacht hatten.

Gerade hatten sich alle wieder ans Lagerfeuer gesetzt, als ein Schuss durch den Dschungel hallte.

Sofort sprangen sie wieder auf. Illus und Allina kauerten sich ängstlich aneinander. Offensichtlich hörten sie nicht das erste Mal Schüsse. Der Kampf zwischen den Soldaten und den Banditen kam ihnen womöglich wieder in Erinnerung.

»Was war das?«, fragte Mike aufgeregt. Obwohl er es natürlich genau wusste. Viel mehr interessierten ihn eigentlich die Fragen: Von wo war der Schuss gekommen? Und vor allem: Wer hatte ihn abgefeuert?

Eines war klar: Die Indigenen schossen nicht mit Gewehren. Zumindest nicht diejenigen, die keinen oder kaum Kontakt zur Zivilisation hatten. Und die anderen, die am Rande der Dörfer in Reservaten lebten? Befanden sie sich hier womöglich in der Umgebung eines solchen? Oder waren die Banditen in der Nähe; das illegale Labor vielleicht? Oder ein paar vereinzelte Banditen, die sich vor den Soldaten hatten retten können und jetzt durch den Wald streiften?

Mike hielt diese letzte Möglichkeit für die wahrscheinlichste. Die anderen offenbar auch.

»Wir müssen weg hier!«, rief Matti ihnen zu. »Los, schnell! Alles zusammenpacken, damit wir nichts von unserer Ausrüstung verlieren!«

Illus und Allina schauten die Älteren verwirrt und ängstlich an. Sie verstanden nicht, was diese redeten, aber sie hatten den Schuss natürlich auch gehört und erkannten die Aufregung in den Gesichtern. Noch fester umschlangen sie sich.

Elly, Gabriel und Mike reagierten sofort. Mit geübten, fast schon routinemäßigen Handgriffen packten sie in Windeseile ihre Sachen zusammen, rollten die Hängematten ein, löschten das Feuer und waren nach wenigen Minuten fertig zum Aufbruch. Trotz des Gepäcks auf dem Rücken blieben sie bis auf ihre Unterwäsche nackt; zudem waren sie teilweise bemalt, um den Indigenen zu zeigen, dass sie in Freundschaft kamen. Zum Glück hatten sie fast alles aufgegessen, sonst wäre die ganze mühevolle Schlangenjagd vergeblich gewesen. Elly rollte die Schlangenhaut ein und band sie außen an ihren Rucksack, Matti kümmerte sich um das restliche Essen. Er wusste nicht, ob Schlangenfleisch am nächsten Tag noch genießbar war, wenn man es aufwärmte, und so beschränkte er sich darauf, das Gemüse in eine mitgebrachte Tüte zu wickeln und mitzunehmen.

Blieb nur noch eine Frage offen: In welche Richtung sollten sie gehen? Fort von dort, wo der Schuss gefallen war, so viel stand fest. Nur: Wo war das genau? Die Akustik konnte arg täuschen, das wussten sie.

»Bei drei zeigt jeder von uns in die Richtung, aus der er oder sie den Schuss gehört hat«, gab Matti vor. »Eins, zwei … drei!«

Elly und Gabriel zeigten nach Norden, Mike nach Osten, Matti nach Süden.

»Okay«, fasste Matti zusammen. »Niemand glaubt, dass der Schuss im Westen abgefeuert wurde. Also gehen wir dorthin.«

Er schaute auf den beleuchteten Kompass, den Dunga ihm überlassen hatte, und zeigte die Richtung an.

Elly nahm Allina an die Hand und Matti den kleinen Illus. Voller Vertrauen in die Größeren marschierten sie mit ihnen los.

Da es im Wald inzwischen absolut finster geworden war, mussten sie mit ihren Lampen den Weg ausleuchten – trotz der Gefahr, entdeckt zu werden. Sie konnten nur hoffen, dass der Schütze weit genug entfernt war, so dass die Lichtstrahlen nicht durch das grüne Dickicht bis zu ihm hindurchschimmerte. Mike ging mit einer Taschenlampe vorweg – und schreckte zurück, als zwei leuchtende Augen ihn anstrahlten!

Instinktiv knipste er sofort seine Lampe aus und wich einige Schritte zurück. Nachdem er den ersten Schreck überwunden hatte, schaltete er sie wieder an und leuchtete vorsichtig dorthin, wo eben noch das Augenpaar von einem Baum auf sie hinabgeglotzt hatte. Es war verschwunden!

Hinter ihm leuchtete Elly ein Stückchen weiter nach rechts und entdeckte etwas.

»Da! Ein Springaffe!«

Schon machte dieser seinem Namen alle Ehre und sprang fort.

»Hab ich mich erschrocken!«, stöhnte Mike.

Er ging weiter und bog mit der linken Hand einige Zweige beiseite, um dem Pfad, den er ausfindig gemacht hatte, zu folgen. Plötzlich wurde sein Lichtstrahl von etwas Glattem reflektiert, das durch einen Busch hindurch aufblitzte.

Noch ein Affe? Doch dieses Mal kam es Mike nicht wie ein Augenpaar vor …

Und unten auf dem Boden vermutete er auch keine Affen. Eher einen Jaguar, aber dem wollte er nachts nicht unbedingt über den Weg laufen. Schon gar nicht, wenn dieser hungrig auf die Jagd ging.

Mike leuchtete ein zweites Mal hin. In diesem Moment hörte er die rau ausgesprochene Aufforderung »Parar!« und erkannte, was das metallische Glänzen im Lichtschein hervorrief: ein Gewehr im Anschlag eines Mannes, der nun aus dem Busch heraustrat!

Mike erstarrte vor Schreck und wollte schon unwillkürlich die Arme heben, um sich zu ergeben, als Matti hinter ihm zischte: »Licht aus! Und dann weg hier! Nach links!«

Im selben Augenblick gingen hinter Mike die Taschenlampen aus, dann hörte er nur noch wildes Geraschel neben sich. Er durfte den Anschluss nicht verpassen! Ohne nachzudenken knipste auch Mike seine Lampe aus und sprang nach links, ins Ungewisse. Dann rannte er los. Er würde die anderen schon wiederfinden. Hoffentlich!

Aber es blieb keine Zeit, um sich nach ihnen umzusehen oder gar zu rufen. Er hörte nur leises, aufgeregtes Keuchen und kurz das Schluchzen von Illus, dem aber offenbar sofort jemand den Mund zuhielt. Dann schweres Atmen, Geraschel, Schritte …

Mike orientierte sich an den Geräuschen. Er kämpfte sich durch die Büsche in die vermeintlich richtige Richtung.

Dann … wieder ein Schuss! Und noch einer!

»Scheiße, verdammte«, fluchte Mike leise vor sich hin.

Er blieb stehen und lauschte.

Kein Aufschrei war zu hören, kein Stöhnen, kein Wimmern.

Also war niemand getroffen worden. Weiter.

In gebückter Haltung rannte Mike los, den schweren Rucksack auf dem Rücken.

Dann …

Au! Verdammt! Ein Zweig peitschte ihm ins Gesicht.

Egal! Weiter!

Er stolperte über eine Baumwurzel.