Sydneys begehrteste Junggesellen - 4-teilige Serie - Joss Wood - E-Book

Sydneys begehrteste Junggesellen - 4-teilige Serie E-Book

Joss Wood

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Beschreibung

Rob, Scott, Brody und Luke sind Sydneys begehrteste Junggesellen. Heiraten? Nein Danke! Doch plötzlich ist alles ganz anders ...

BOSS BEI TAG, GELIEBTER BEI NACHT ...
Boss bei Tag ...Eine prickelnde Affäre ist jetzt das Richtige für Willa, um über ihre Trennung hinwegzukommen. Genauso wie ein neuer Job! Als der erfolgreiche Unternehmer Rob Hanson sie als Vertretung für seinen Partner engagiert, kann sie ihr Glück kaum fassen. Die Sache hat nur einen Haken: Mit Rob teilt sie gerade auch das Bett … Geliebter bei Nacht ...Heiraten kommt für den begehrten Junggeselle Rob Hanson nicht infrage. Umso besser, dass die schöne Willa auch nur eine Affäre will! Aber warum erwischt er sich dann plötzlich bei dem Gedanken, ob sie nicht doch einen festen Platz in seinem Leben bekommen soll?

VON VERLIEBEN STAND NICHTS IM VERTRAG
Zwei Nächte pro Woche, streng vertraulich, nur einen Monat lang … Als Scheidungsanwältin gibt Kate sich keinen romantischen Illusionen hin: Bevor sie sich auf eine heiße Affäre mit dem sexy Architekten Scott Knight einlässt, setzt sie besser einen Vertag auf. Allerdings hat sie nicht damit gerechnet, dass Scott bereits nach der ersten Nacht die Regeln bricht - und es ihr auch noch gefällt, wenn er nicht von ihr lassen kann und sie auch in der Öffentlichkeit leidenschaftlich küsst. Doch als sie Scott spontan ihr Herz öffnet, verschließt er sich völlig unerwartet vor ihr …

EINE LIEBE, SO UNENDLICH WIE DAS MEER
Oh ja, sie erinnert sich an die Gefühle, die Brodie schon vor Jahren in ihr weckte. Und an seine Augen, kristallgrün wie der Pazifik. Auch jetzt reicht ein Blick von ihm und Chantal vergisst die ganze Welt. Stopp! Sie hat schon genug Fehler gemacht, sich in den besten Freund ihres Freundes zu verlieben war einer davon. Außerdem muss sie sich dringend um ihre Karriere als Tänzerin kümmern. Aber als Brodie sie auf seine Jacht einlädt, kann Chantal nicht Nein sagen … ebenso wenig wie zu seinem verboten süßen Kuss. Ist ihre Liebe zu Brodie vielleicht doch so unendlich wie das Meer?

WIE ANGELT MAN SICH SEINEN BOSS?
Ein Blick in seine tiefgrünen Augen und schlagartig prasseln längst verdrängte Erinnerungen auf Amy ein: ihr Job im Surferparadies Weeping Reef, ihre stürmischen Gefühle für Luke, ihren Boss … Stopp! Nach acht Jahren bringt die dunkle Stimme des Hoteltycoons ihre Knie natürlich nicht mehr zum Zittern. Schließlich ist Amy eine erfolgreiche PR-Agentin und nicht mehr das junge Mädchen, das seinen Chef umschwärmte. Heute weiß sie, wie man Leidenschaft kontrollieren kann … doch mit einem unwiderstehlichen Angebot hebt sexy Luke ihre Welt erneut aus den Angeln …

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Seitenzahl: 844

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Joss Wood, Avril Tremayne, Stefanie London, Jennifer Rae

Sydneys begehrteste Junggesellen - 4-teilige Serie

IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2015 by Harlequin Books S.A. Originaltitel: „Her Boss By Day …“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 092016 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Ivonne Senn

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 04/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733706708

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Heute Abend bist du in meinem Bett nicht willkommen. Und für morgen Abend sieht es auch nicht gut aus.“

In dem riesigen Spiegel der Waschräume des exklusiven Saints-Restaurants in Surry Hill übte Willa Moore-Fisher den Satz und schüttelte angewidert den Kopf. Sie war zu nett. So viel Rücksicht hatte ihr schmieriges Blind Date überhaupt nicht verdient. Begriffsstutzig bis zum geht nicht mehr, glaubte er womöglich noch, dass in Zukunft die Chance bestand, mit ihr zu schlafen. Was definitiv nicht so war – niemals. Lieber würde sie sich mit einem stumpfen Ast die Augen ausstechen.

„Ich würde dir ja gerne erklären, warum ich dich für einen arroganten Idioten halte, aber bei dem Versuch, das zu verstehen, würde dein Gehirn vermutlich platzen“, sprach Willa die Worte probehalber laut aus.

Wenn das nicht ein Bild war, das sie zum Lächeln brachte. Kawumm! Sie sah förmlich vor sich, wie diese schleimige, arrogante Miene mit Hilfe von ein wenig wohlgesetztem Sprengstoff vor ihren Augen explodierte.

Willa stellte sich vor, dass Sprengstoff auch bei ihrem zukünftigen Exmann Wunder wirken würde …

Vielleicht solltest du einfach wieder reingehen und ihm noch eine Chance geben, schlug die nette Willa vor; die Willa, die sich nur zu gerne als Fußabtreter benutzen ließ. Vielleicht liegt es an dir, dass diese Verabredung so katastrophal verläuft. Wenn du ein wenig besser darin wärst, ihn aus der Reserve zu locken, die richtigen Fragen zu stellen, ein wenig Interesse zu zeigen …

Die wilde Willa ließ die Fußabtreter-Willa mit einem leichten Schlag gegen die Schläfe fallen. Das hast du acht Jahre lange gemacht, du Trottel. Du hast versucht, das Beste in Wayne hervorzubringen, hast dich verändert, damit er sich verändert. Und wie ist das für dich ausgegangen?

Willa zeigte mit dem Finger auf ihr Spiegelbild. „Lass dir endlich Eier wachsen – im übertragenen Sinn natürlich. Sag ihm, dass er deine Zeit vergeudet und sieh zu, dass du hier wegkommst.“

Ja, als wenn du das jemals laut aussprechen würdest, zog die wilde Willa sie auf. Du bist der größte Feigling auf der Welt und würdest dich lieber weiter so behandeln lassen, als das Risiko einzugehen, dass jemand sauer auf dich ist.

Vielleicht würde sie eines Tages lernen, für sich einzustehen.

Die wilde Willa schnaubte ungläubig.

Gott, diese Stimmen laugten sie vollkommen aus.

„Ist es neu, dass du Selbstgespräche führst, oder tust du es schon immer und hast es bislang nur noch nicht gemerkt?“

Im Spiegel sah Willa eine schlanke Blondine und bewunderte ihren hervorragend geschnittenen und gefärbten seidigen Bob. Dann blickte sie in die verschmitzten hellbraunen Augen und wirbelte schockiert herum.

„Amy? Mein Gott, Amy!“

„Hey, Willa.“

Amy kam auf ihren hohen Absätzen auf sie zu. Ihr Wickelkleid betonte ihre perfekte Figur, ihr Make-up und ihre Frisur waren makellos. Willa musterte ihr Gesicht, und in dem Schwung ihrer Lippen und den humorvoll funkelnden Augen erkannte sie ihre beste Freundin von damals wieder, als sie achtzehn gewesen waren – Amy, die ihr durch ihre verschmitzte Art in jenem Sommer vor so langer Zeit eine ganz neue Welt aus Spaß und Glücklichsein eröffnet hatte.

„Amy, meine Güte. Was machst du hier?“

Willa umarmte sie und stellte fest, dass sie Amy nicht wieder loslassen wollte. Warum hatte sie sie überhaupt jemals gehen lassen? Der Sommer auf den Whitsundays, ihre Clique – Amy, Brodie, Scott, Chantal, ihr älterer Bruder Luke – war ihre Welt gewesen. Und wie so vieles hatte sie diese Welt aufgegeben, als sie Wayne heiratete.

Dummes Mädchen.

„Ich esse mit meiner Mitbewohnerin hier zu Abend, bevor wir weiter in die Clubs ziehen“, erwiderte Amy und nahm Willas Hand. „Aber du … warum führst du hier Selbstgespräche?“

„Die kurze Antwort lautet: Weil ich ein grauenhaftes Blind Date habe, das ich unbedingt loswerden will.“ Willa neigte den Kopf in Richtung Fenster. „Meinst du, ich bin dünn genug, um dadurch zu verschwinden?“

Amy betrachtete sie von Kopf bis Fuß. „Ehrlich gesagt bist du viel zu dünn. Aber Moment Mal. Was ist mit Wayne? Du hattest ihn doch geheiratet, oder?“

Willa hob ihre linke, ringlose Hand. „Wir lassen uns gerade scheiden. Es war ein … Fehler.“

Hmm … ein Fehler. Das war die Untertreibung des Jahres, aber sie ließ es so stehen.

Amy schürzte die Lippen. „Das tut mir leid. Mein Gott, Willa, es ist so viel Zeit vergangen. Wir müssen das unbedingt aufholen. Und zwar jetzt.“

„Was ist mit meinem Date und deiner Freundin?“, fragte Willa. Sie war schon unentschuldbar lange im Bad – das war sehr unhöflich.

Na und? Die wilde Willa verdrehte die Augen.

„Pft … dein Date klingt wie ein Idiot, und Jessica hat gerade heiße Blicke mit einem Typen am Nebentisch ausgetauscht. Sie wird gar nicht merken, dass ich weg bin.“

Amy ging zur Tür, riss sie auf und stieß einen hohen, lauten Pfiff aus. Willa war nicht überrascht, als kurz darauf ein Kellner an der Tür erschien.

„Ist der kleine Veranstaltungsraum frei?“, fragte Amy.

„Ja, Ma’am.“

„Gut. Sag Guido, dass ich ihn für eine Weile mit Beschlag belege, und bitte ihn, mir eine Flasche von dem Chardonnay zu bringen, den ich so mag. Er soll ihn auf meine Rechnung setzen“, befahl Amy und schickte ihn mit einem sinnlichen Lächeln seiner Wege.

Der Junge wirbelte davon, um die Wünsche der Göttin zu erfüllen.

Amy drehte sich wieder zu Willa um und zuckte mit den Schultern, als sie ihren erstaunten Blick sah. „Ich halte hier viele Veranstaltungen ab. Guido ist mir was schuldig.“

Dann führte sie Willa aus dem Waschraum einen geschmückten Flur entlang und in einen kleinen Veranstaltungsraum, in dem ein Konferenztisch und mehrere Sessel standen. Sie zog Willa zu den Sesseln und bedeutete ihr, sich zu setzen.

„Es ist so schön, dich zu sehen, Willa.“ Sie setzte sich ihr gegenüber. „Du siehst so … anders aus. Elegant … reich.“

Willa wusste, was ihre Freundin sah. Immerhin sah sie das gleiche Gesicht und den gleichen Körper jeden Tag im Spiegel. Sie war immer noch so groß wie früher, größer als die meisten Frauen, aber dünner als mit achtzehn. Dicke kastanienbraune Haare, die ihr bis auf die Schultern fielen. Ein schwerer Pony, der ein elfenhaftes Gesicht mit silbergrünen Augen einrahmte.

„Das liegt daran, dass ich elegant bin … und mein Ehemann – Exehemann, wie auch immer – reich ist.“ Willa bemühte sich, die Bitterkeit aus ihrer Stimme herauszuhalten. „Fitnessstudio, Designerklamotten, bester Friseur in Sydney.“

Amy berührte leicht ihr Knie. „War es schlimm … mit ihm verheiratet zu sein?“

Willa überlegte kurz, ob sie lügen, die Wahrheit etwas beschönigen sollte. Aber dann sah sie das Verständnis und Mitgefühl in Amys Augen und erkannte, dass sie ihr zwar nicht die ganze Wahrheit sagen würde – die würde sie niemandem erzählen – aber auch nicht offen lügen musste. Dazu hatten sie und Amy gemeinsam schon zu viel durchgemacht.

„Nicht schlimm, nein. Aber absolut langweilig. Wayne wollte eine junge Frau, die er als Trophäe herumzeigen konnte, und genau das war ich die letzten acht Jahre lang.“

„Oh mein Gott, eine Vorzeigefrau.“ Amy zuckte zusammen. „Aber du bist so verdammt klug … du hast immer Buchhaltung, BWL, VWL studieren wollen.“

„Tja, Wayne wollte eine schöne, fügsame Frau, keine mit Gehirn. Ich habe mich immer über die Märkte und Trends auf dem Laufenden gehalten, aber er wollte nicht, dass seine Frau über Wirtschaft sprach. Ich sollte gesehen, aber nicht gehört werden.“

„Ich fand immer, dass der Typ die reinste Platzverschwendung ist.“

Als es an der Tür klopfte, stand Amy auf, nahm die Flasche und zwei Gläser entgegen, dankte dem Kellner und schenkte ihnen beiden ein.

Dann nippte sie an ihrem Glas und setzte sich wieder. „Warum habe ich das Gefühl, dass ich hier die geschönte Version zu hören bekomme?“

Weil sie nicht dumm war. „Meine tote Ehe ist ein sehr langweiliges Thema, Amy.“

„Du warst nie langweilig, Willa. Still vielleicht. Eindringlich, schüchtern. Aber nicht langweilig. Und ich weiß, dass du Wayne vermutlich hundertfünfzig Prozent gegeben hast, weil die Willa, die ich kenne, sich bis zur Unkenntlichkeit verbiegt, um alle anderen glücklich zu machen. Wenn du ein Versprechen gibst oder eine Entscheidung triffst, braucht es schon eine Atombombe, um dich davon abzubringen.“

„So schlimm bin ich gar nicht“, protestierte Willa, aber sie wusste, dass sie tatsächlich nicht so schnell aufgab.

„Du hasst es, dein Wort nicht zu halten.“ Amy bedachte sie mit einem seltsam traurigen Lächeln. „Du warst total verstört, weil du Luke in jener Nacht auf den Whitsundays um Hilfe gebeten hast, obwohl ich dich angefleht habe, es nicht zu tun.“

Willa biss sich auf die Lippen. Vor ihrem inneren Auge sah sie Amy, geschlagen und blutend, in Tränen aufgelöst und mit rotem Sand im Gesicht. Ihr blaues Auge und die aufgerissene Wange von ihrem Kampf mit Justin, dessen Avancen sie mit aller Kraft hatte abwehren müssen. Manchmal sah sie dieses Gesicht in ihren Träumen und wachte schweißgebadet auf.

„Tut mir leid, aber Luke musste mir helfen, damit ich dir helfen konnte.“

Amy schaute in ihr Weinglas. „Ich weiß … ist schon okay. Das ist so lange her. Wie geht es Luke?“

Willa bemerkte das merkwürdige Zittern in Amys Stimme sofort. Amy und Luke hatte schon immer eine seltsame Hassliebe verbunden, die Willa nie wirklich verstanden hatte.

„Es geht ihm gut. Er ist immer noch Single, immer noch besessen vom Erfolg. Er arbeitet derzeit am Bau einer riesigen Hotelanlage in Singapur, der größten in seinem Leben.“

Endlich hob Amy den Blick und sah Willa in die Augen. „Hast du noch Kontakt zu den anderen aus dem Resort? Brodie, Chantal, Scott?“

Willa zuckte mit den Schultern. „Ganz lose. Eigentlich nur über Facebook und ab und zu mal per E-Mail. Chantal tanzt noch. Scott ist einer der besten jungen Architekten der Stadt. Und Brodie ist Herz und Seele einer Firma, die Törns auf Luxusjachten an der Goldküste anbieten. Ich habe sie allerdings nie wieder persönlich gesehen – nicht seit der Woche, in der Brodie und du gegangen seid.“

Froh, das Thema ihrer kaputten Ehe hinter sich gelassen zu haben, ließ Willa ihre Gedanken zu jenem Sommer zurückgleiten, als eine Gruppe von Fremden in dem luxuriösen Weeping Riff-Resort gelandet war, bereit, die Feriensaison über den ganzen Tag zu arbeiten und die ganze Nacht Spaß zu haben.

Es verwunderte sie immer noch, dass sie alle fünf – sechs, wenn sie Luke mitzählte – sich auf Anhieb so gut verstanden hatten. Sie waren so unterschiedliche Persönlichkeiten.

Sie hatten gelacht und geliebt und getrunken und gefeiert. Die ersten beiden Monate ihrer Sommerferien waren nur so dahingeflogen. Dann war ihr Idyll von zwei furchtbaren Ereignissen erschüttert worden. Vorwürfe, Angst und Schuldgefühle hatten von da an ihr magisches Zwischenspiel überschattet und ihre Clique auseinandergerissen.

Und Willa auf einen Weg geschickt, den sie inzwischen zutiefst bereute.

„Aber lass uns noch mal zum Anfang des Gesprächs zurückkehren. Wir hatten uns gerade über dich und Wayne unterhalten und was zu eurer Trennung geführt hat“, riss Amy sie aus ihren Gedanken.

„Oh … das.“

Wie seltsam, dass sie und Amy sich nach so langer Zeit einfach unterhalten konnten, als hätten sie sich gestern erst gesehen … wie ungewohnt und zugleich wie richtig sich das anfühlte.

Eigentlich hätten sie gar nicht befreundet sein dürfen. Amy war fröhlich, kontaktfreudig und flirtete gerne. Willa war ruhig, naiv und wesentlich zurückhaltender als ihre Freundin. Sie konnte nicht die Wahrheit über ihre gescheiterte Ehe erzählen – nicht einmal Amy, die so erfolgreich, so selbstbewusst und gebildet war.

„Ich wollte mehr sein als nur sein hübsches Anhängsel. Er hat nicht eingesehen, warum mir das nicht gereicht hat. Es wurde dann hässlich. Ich habe ihn einen alternden, kahl werdenden Penner genannt, und er meinte, ich sei eine hohle Nuss. Auf einmal standen die Worte ‚Trennung‘ und ‚Scheidung‘ im Raum, und die Vorstellung gefiel uns beiden ganz gut.“

Mitfühlend schloss Amy die Augen. „Tut mir leid, Wills.“

Willa zuckte mit den Schultern. „Vor acht Monaten hat er mich aus unserer Wohnung geworfen und in der Villa am Meer in Vancluse einquartiert …“

Bei der Erwähnung des Nobelviertels von Sydney stieß Amy einen Pfiff aus. „Warum ist er da nicht eingezogen?“

Willa lächelte. „Er hasst Wasser und freie Flächen. Wie auch immer, er hat Jung und Dumm an dem Nachmittag in die Wohnung einziehen lassen, an dem ich ausgezogen bin. Jetzt brauchen wir nur noch einen Gerichtstermin für die Scheidung, dann bin ich endlich frei.“

„Was willst du dann machen?“

Willa zuckte mit den Schultern. „Daran arbeite ich noch … Ich habe einen Abschluss, aber keine Erfahrungen. Und schlimmer noch, keine Kontakte. Geld ist kein Problem, aber Zeit. Ich kämpfe darum, die Tage auszufüllen, und alleine in meinem Mausoleum herumzutigern ist da keine große Hilfe.“

Sie schaute auf die Rolex an ihrem Handgelenk, ein Geschenk von Wayne zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag. Es war schon langweilig genug, ihr Leben zu leben, da musste sie es nicht auch noch sezieren. Also setzte sie an, das Thema zu wechseln.

„Wir sind seit knapp zwanzig Minuten hier drin. Meinst du, mein Date aus der Hölle hat den Hinweis inzwischen verstanden?“

„Ich habe Guido gebeten, ihm zu sagen, dass du nicht interessiert bist.“

Unter Willas fragendem Blick zuckte Amy nur die Schultern.

„Hey, du wolltest sein Gehirn explodieren lassen. Ich dachte, ich erspare dir einen Gefängnisaufenthalt.“

„Stimmt.“ Willa erhob sich. „Okay, also … es war toll dich zu sehen, aber ich schätze, ich sollte mal heimfahren.“

„Um weiter herumzutigern?“ Amy schüttelte den Kopf. „Oh nein. Wenn ich jemals jemanden gesehen habe, der dringend feiern muss, dann dich. Ich habe gerade einen großen PR-Deal abgeschlossen …“

„Du machst in PR? Dafür bist du doch viel zu zurückhaltend, bescheiden und schüchtern, Amy“, sagte Willa mit täuschend sanfter Stimme.

Amy lachte nur und katapultierte Willa damit zurück zu dem besten Teil der letzten zehn Jahre. Es war eine Mörderlache, so dreckig wie Schlamm.

„Das ist der Sarkasmus, den ich so geliebt habe. Wie auch immer, ich habe gerade einen großen Vertrag mit einer Kette für Sportbekleidung unterschrieben, und meine Kolleginnen und ich wollen dem neuen Kunden mal zeigen, wie man feiert. Und du wirst uns begleiten.“

„Äh, ich glaube nicht.“

„Ich aber schon! Mein Kunde heißt Rob, er ist umwerfend und ein wenig rau – aber unglücklicherweise nicht mein Typ.“ Amy führte sie aus der Tür und zurück ins Restaurant. „Aber vielleicht ja deiner.“

Willa schnaubte. „Wenn er so ist wie die Männer, mit denen ich in letzter Zeit in Kontakt gekommen bin, braucht er eine Umarmung … um den Hals … mit einem Seil.“

„Ich liebe diese blutrünstige Serienmörderenergie, die du ausstrahlst.“ Amy grinste sie an. „Ich spüre darunter sexuelle Frustration.“

Willa erwiderte das Grinsen. „Und ich spüre darunter, dass ich dich gleich treten werde.“

Amy hakte sich bei Willa unter, und gemeinsam gingen sie zum Ausgang. „Oh ja, die Mädels sind zurück. Und es scheint, ich muss dir mal wieder beibringen, wie man feiert und sich gehen lässt.“

Rob Hanson betrachtete die herausgeputzten Feierfreudigen, die vor dem Fox in der Schlange standen und es kaum erwarten konnten, in den beliebten Club eingelassen zu werden. Er schüttelte den Kopf. Eine frische Levi’s und ein weißes Button-down-Hemd mit hochgerollten Ärmeln war für ihn das Höchste der Gefühle … außerdem war es nicht das Aussehen, was entschied, ob man in einen Club hineinkam, es war vielmehr die Ausstrahlung.

Und davon hatte er ausreichend.

Rob fing den Blick des Türstehers auf, nickte und erhielt ein kurzes Nicken als Antwort. Er ging an der Schlange vorbei, steckte dem Mann einen Schein zu und schon hob sich die Seidenkordel für ihn. In dem Moment vibrierte sein Handy. Fluchend trat er von der Tür zurück, hielt sich das eine Ohr zu und nahm den Anruf entgegen.

„Rob, hier ist Gail.“

„Hey Snail.“ Seine Schwester war zweiundzwanzig, also ganze zehn Jahre jünger als er und das Beste in seinem Leben. „Was ist los?“

„Nicht viel. Ich wollte nur mal hören, wie es dir so geht“, erwiderte Gail. „Was machst du gerade?“

„Ich stehe vor einem Club.“

„Hast du schon jemanden kennengelernt?“

„Ich bin doch noch nicht mal zwei Tage hier“, protestierte er.

„Ha, mein Junggesellenbruder wird langsam alt“, neckte Gail, und er verdrehte die Augen.

„In Sydney habe ich weder die Zeit noch die Lust für so etwas“, gab er zurück.

Gails Lachen kitzelte sein Ohr. „Hat der Schreiwettbewerb mit Saskia dich nachhaltig geschockt? Angesichts der Geschwindigkeit, mit der sie von hier abgehauen ist, hat sie es wohl nicht allzu gut aufgenommen, als du ihr gesagt hast, ihr Haltbarkeitsdatum sei abgelaufen.“

„Mein Gott, Gail. Ihr Haltbarkeitsdatum?“

„Ich sage nur, was ich sehe. Du hältst es nie länger als drei Monate aus, und damit war sie fällig.“

Rob war nicht ganz so fixiert auf die zeitlichen Abläufe seiner Beziehungen wie seine Schwester, deshalb musste er kurz nachrechnen. Ja, es war beinahe auf den Tag genau drei Monate her gewesen. Saskias Anspielungen, ihre Beziehung „offiziell“ zu machen und die Hinweise, dass sie Platz in seinem Kleiderschrank bräuchte, hatten ihn nervös gemacht. Als sie dann eine Packung Tampons in seinem Badezimmerschrank zurückgelassen hatte, war es an der Zeit gewesen, dem ein Ende zu setzen. Sie war niemand, den er für immer um sich haben wollte …

Bislang hatte er überhaupt noch nie jemanden getroffen, bei dem er sich das vorstellen konnte.

„Eines Tages wirst du eine kennenlernen, die dich umhaut“, warnte Gail ihn.

Das bezweifelte er. Um Gail von seinem Liebesleben abzulenken, fragte er nach ihrem. „Gehst du immer noch mit dem Tätowierer? Verdient er auch genug, um dich ab und zu mal ins Kino einzuladen?“

Gail seufzte. „Gut ablenkt.“

„Ich gebe mir Mühe. Stell dieses Mal nichts Dummes an, okay, Honey?“

Nachdem sie das Beste und das Schlimmste in der Liebe gesehen hatten, näherten er und Gail sich dem Thema von entgegengesetzten Richtungen. Sie glaubte, wahre Liebe und das Happy End warteten an der nächsten Ecke. Er wusste, dass es nur einen Menschen gab, auf den er sich voll und ganz verlassen konnte, und das war er selber.

Er und Gail beteten einander an, aber was das andere Geschlecht anging, verstanden sie die Entscheidungen des jeweils anderen nicht.

„Wie lange wirst du in Sydney bleiben?“, wollte Gail wissen. „Ohne dich ist dieses Haus wie ein Mausoleum.“

„Einen Monat … oder sechs Wochen“, erwiderte Rob. „Lass Mr. Körperkunst aber in der Zwischenzeit ja nicht einziehen.“

Gail lachte. „Ich werde einfach zu ihm ziehen … Bye. Ich hab dich lieb.“

Rob schaute sein stummes Handy an und schüttelte den Kopf. Er war überzeugt, dass Gail ihn nur angerufen hatte, um seinen Blutdruck in die Höhe schießen zu lassen. Was vermutlich der Job einer jüngeren Schwester war.

Die Rache dafür wird sie vor Scham im Boden versinken lassen, dachte er und betrat den Club. Denn das war sein Job als älterer Bruder.

Der Lärm und der Geruch des Clubs trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht – Alkohol, Parfüm und Schweiß zu einem beinahe greifbaren Mief verschmolzen. Sofort fragte er sich, was er hier eigentlich tat. Abgesehen davon, dass er von dem langen Flug aus Johannesburg hierher nach Sidney immer noch einen Jetlag hatte – er musste wirklich endlich lernen, im Flugzeug zu schlafen – und der Tatsache, dass er seit Monaten mindestens sechzehn Stunden am Tag arbeitete, hasste er Clubs und tanzen.

Zu laut, zu voll, die Mädchen zu offenherzig und außerdem viel zu jung und begierig auf Bekanntschaften. Man konnte ihn ruhig altmodisch nennen, aber er arbeitete gerne ein wenig dafür, dass ihm eine reife Frucht in den Schoß fiel. Und mal ehrlich, in seinem Alter mit Mädchen auszugehen, die so alt waren wie seine Schwester oder jünger, ließ ihn sich wie einen alten, schmutzigen Mann fühlen.

Rob schob eine Hand von seinem Hinterteil und ignorierte ein Angebot von links, während er den Blick über die Bar schweifen ließ. Er würde seine neue PR-Beraterin finden, sich bei ihr entschuldigen und direkt in das Apartment zurückkehren, dass er sich für die Zeit seines Aufenthalts gemietet hatte. Dort würde er flach aufs Bett fallen und einfach einschlafen.

Rob fuhr sich mit der Hand über seine kurzen dunkelbraunen Locken und kniff die Augen ein wenig zusammen. Amy in diesem Irrenhaus zu finden wird ein Albtraum werden, dachte er, als sein Handy erneut in seiner Hosentasche vibrierte. Oder auch nicht, dachte er, als er die SMS las.

Am Eingang nach links wenden und in den hinteren Bereich des Clubs gehen. Wir haben den Tisch in der Ecke.

Rob lächelte, steckte das Handy weg und folgte den Anweisungen.

Ah, ein Tisch voller Frauen … und nicht zu jung. Aber angesichts der Flaschen und Gläser auf dem Tisch eindeutig auf dem Weg sich zu betrinken. Eine halbe Stunde, ein Bier und er wäre weg.

Wenigstens waren es bezaubernde Frauen, wie er zugeben musste. Die selbstbewusste Amy führte die Meute an. Dann waren da ihre Kollegin, deren Namen er vergessen hatte, und ihre Assistentin. Deren Namen er auch nicht mehr wusste. Die anderen beiden Frauen kannte er nicht. Die burschikose Blonde ließ er gleich links liegen und konzentrierte sich auf die Frau mit den mahagonifarbenen Haaren, die an der Ecke des Tisches saß und ein Cocktailglas in der Hand hielt. Sie hatte große Augen, die ihn an Audrey Hepburn erinnerten, und wirkte ein wenig hilflos.

Doch Rob hatte in seinem Leben viele Frauen kennengelernt und wusste, dass sie selten so waren, wie sie auf den ersten Blick wirkten.

Amy sprang auf, als sie ihn sah. „Rob, hey, du bist da!“

Ja, was für eine Freude.

„Bella und Kara, meine Kolleginnen, kennst du ja schon.“ Die Namen gingen zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. „Die Blondine, die dich für den Rockstartypen da an der Bar ignoriert, ist meine Mitbewohnerin Jessica.“ Sie berührte seinen Arm. „Und das hier ist meine uralte Freundin Willa. Willa, das ist Rob Hanson.“

„Danke, dass du mich wie eine alte Schrulle klingen lässt“, beschwerte Willa sich fröhlich, bevor sie ihre umwerfenden silbergrauen Augen auf ihn richtete. „Hi.“

„Selber hi.“

Rob setzte sich auf den freien Platz neben ihr und betrachtete die eiskalte, noch volle Bierflasche auf dem Tisch.

Er sah Amy fragend an. „Ist das für mich?“

„Klar.“ Amy schob ihm Flasche und Glas über den Tisch, doch er ließ das Glas links liegen und hob die Flasche so an seine Lippen.

„Rob gehört eine Kette von Sportartikelläden in Südafrika, Willa. Dazu ein paar Fitnesscenter. Er sucht nach Franchisenehmern auf der ganzen Welt, und die ersten neuen Fitnesscenter werden hier in Sydney, in Perth und Melbourne eröffnet.“

„Mutig …“, murmelte Willa. „Vor allem das mit den Fitnesscentern. Der Markt wird komplett von Just Fit dominiert.“

Rob setzte die Flasche ab und bedachte sie mit einem langen Blick. Dann sah er Amy fragend an, die nur lachte.

„Sie hat nicht nur ein hübsches Gesicht“, sagte sie.

Faszinierend …

Und sie war noch nicht fertig. „Es braucht schon Eier aus Stahl, um sich mit zwei Wettbewerbern anzulegen, die in Australien quasi das Synonym für Fitness sind. Von einem davon will ich sogar Aktien kaufen, wenn er in …“ Sie sah auf ihre Uhr. „… in genau sechs Wochen an die Börse geht.“

Rob starrte sie nur an, als sie ihr Kinn in die Hand stützte und Amy mit einem Welpenblick anschaute. „Ich will auch Eier aus Stahl, Amy. Wo kriege ich die her?“

Amy warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Wills, wie viele Orgasmen hattest du?“

Willa ließ ihren Blick über die Reihe Cocktailgläser vor sich schweifen und zählte. „Nicht genügend echte und nur vier falsche.“

Willa und Amy sahen sich in die Augen und brachen dann in lautes Lachen aus.

Oh je, betrunkener Mädchenhumor. Über Orgasmen. Man möge ihn bitte auf der Stelle erschießen. Aber er musste zugeben, dass das Lachen der Mädchen nicht vorgetäuscht war, sondern von Herzen kam. Er musste lächeln.

„Wie lange seid ihr schon befreundet?“, fragte er und knibbelte das Etikett von seiner Bierflasche ab.

Er hoffte, dass seine Frage sie von weiteren Orgasmus-Witzen ablenken würde. Vor allem weil er a) selber schon zu lange keinen gehabt hatte und b) er gerade beschlossen hatte, auf noch ein Bier und eine halbe Stunde zu bleiben.

„Acht, beinahe neun Jahre – mit zu vielen verpassten Jahren dazwischen“, erwiderte Wilma.

Als sie die Verwirrung in seiner Miene sah, legte sie eine Hand auf seinen nackten Unterarm – wow, was zum Teufel … Lust und Anziehungskraft schossen seinen Arm hinauf und explodierten in seinem Gehirn. So hatte er auf die simple Berührung von Fingern auf Haut noch nie reagiert.

Er schaute sie noch einmal an und erkannte, dass sie nicht nur hübsch war – sie war verdammt sexy. Hohe Wangenknochen, ein voller Mund und diese faszinierenden Sirenenaugen. Er gönnte sich das Vergnügen, seinen Blick über ihre zarten Schultern, die kleinen Brüste und den zu dünnen, aber sehr weiblichen Körper gleiten zu lassen.

Dann neigte er den Kopf ein wenig und sah, dass ihr salbeigrünes, ärmelloses Kleid unter dem Tisch verschwand. Er musste mehr von ihr sehen. Unter dem Vorwand, sich am Fußgelenk kratzen zu müssen, beugte er sich zur Seite und schaute unter den Tisch. Das Kleid endete auf der Mitte der Oberschenkel und meine Güte, die Beine waren lang und wohlgeformt. Da ein nudefarbener Pumps von ihrem schmalen Fuß geglitten war, sah er, dass sie ihre Zehennägel orange lackiert hatte.

Heiß. Heiß.

„… und dann hat Amy die Whitsundays verlassen …“

Rob hob blinzelnd den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Unterhaltung. Er war von seinem Verhalten sowohl amüsiert als auch irritiert. Er ließ seine Gedanken nie wandern – schon gar nicht, wenn es um Frauen ging.

Schnell sammelte er sich und gab einen Schuss ins Blaue ab. „Seid ihr mit euren anderen Freunden von damals in Kontakt geblieben?“

„Mit Luke, meinem Bruder, rede ich andauernd. Er war der Manager des Resorts.“

Amy richtete sich auf und lehnte sich ein wenig vor. Hm, dachte Rob, interessante Reaktion.

„Mit den anderen kommuniziere ich hauptsächlich über E-Mail und soziale Netzwerke“, fuhr Willa fort und schloss ihre Lippen um einen violetten Strohhalm.

Rob zwang das mentale Bild, worum er sich diese Lippen eigentlich schließen sehen wollte, beiseite.

„Ihr solltet euch alle Mal treffen.“

Amy klatschte begeistert in die Hände. „Das ist eine fantastische Idee. Das sollten wir wirklich tun, Wills. Wir können sie zum Grillen einladen – ein Whitsundays-Revival-Treffen“, rief sie aus.

„Au ja. Wann?“ Willas Augen funkelten.

„Je eher, desto besser … Morgen ist Sonntag! Ein perfekter Tag für ein Barbecue am Pool … Bier, Bikinis …“, platzte Amy heraus. „Lade sie ein, Willa! Jetzt! Ich wette, sie kommen alle.“

Willa griff nach ihrer Tasche und holte das neueste Smartphone heraus. Rob sah sprachlos zu, wie ihre Finger über den Touchscreen huschten. „Okay, ich habe Scott und Brodie und Chantal angeschrieben. Luke ist noch in Singapur, der Idiot. Wer sonst noch?“

„Die Barkeeper – Matt und Phil. Lade die auch ein, die waren lustig. Und sag ihnen, sie sollen Alkohol für Cocktails mitbringen.“ Amy beugte sich vor. „Und Jane und Gwen …“

So ging es noch eine Weile weiter, und Rob sah amüsiert zu, wie ihre spontane Party immer mehr Formen annahm.

Ob ihre Gäste eine Einladung nachts um halb elf für eine Party am folgenden Tag annehmen – oder gar schätzen – würden, war eine ganz andere Geschichte. Er wusste allerdings, dass die beiden ihre Impulsivität am nächsten Morgen bereuen würden, wenn sie mit Kopfschmerzen aufwachten, als hätten sie eine Gehirnoperation ohne Narkose hinter sich.

„Okay, elf Uhr ist klar. Aber wo? Das sollten wir auch dazuschreiben.“

Amy tat so, als überlege sie, aber in ihren Augen funkelte es. „Hm … mal überlegen. Wen kennen wir, der ein leeres Haus mit einem Pool auf einem Wassergrundstück in Sydney hat?“

Willa zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung?“

Dann fiel der Groschen, und Willa hüpfte wie eine Erstklässlerin auf ihrem Stuhl auf und ab.

„Oh, ich hab eins!“

„Braves Mädchen.“ Amy prostete ihr zu.

Selbst Rob wusste, dass Wassergrundstücke in Sydney sehr teuer waren. Wer war diese Frau? Eine Erbin? Ein Promi?

„Hey, wenn ich schon eine Party gebe, dann lade ich auch ein, wen ich will“, sagte Willa. „Wie zum Beispiel Kate.“

„Wer ist Kate?“, wollte Amy wissen.

„Meine Anwältin.“

Warum sollte eine Frau mit Mitte bis Ende zwanzig eine Anwältin haben? Interessant … so wie das gesamte Paket. Schönheit und Klugheit und diese umwerfenden Beine, die nur dazu gemacht schienen, sich um die Hüften eines Mannes zu schlingen …

Okay, Hanson, beruhige dich.

2. KAPITEL

Ich bin nicht betrunken, redete Willa sich ein. Glücklich, entspannt … ein wenig angeschickert vielleicht, aber nicht betrunken. Und ich habe Spaß, erkannte sie seufzend. Sie ließ das Wort auf ihrer Zunge herumrollen.

Sie war sechsundzwanzig Jahre alt, beinahe siebenundzwanzig, und hatte ihr ganzes Erwachsenenleben die Rolle der jungen, schönen Vorzeigefrau gespielt, weil Wayne und seine Wünsche wichtig gewesen waren – ihre hingegen nicht.

Willa schob sich die dichten Haare aus dem Gesicht. Sie hatte vor Jahren aufgehört, Wayne zu lieben, und jetzt wünschte sie sich nur, endlich frei von ihm zu sein. Und wenn sie das war, konnte sie endlich andere Männer genießen … so wie diesen Rob.

Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu und unterdrückte ein lüsternes Seufzen. Sandfarbene Locken, die sie gerne berühren würde, um zu sehen, ob sie sich so weich anfühlten, wie sie aussahen. Ein Viertagebart, ein Hemd, das schlanke Muskeln und gebräunte Haut berührte und ein beeindruckendes Sixpack erahnen ließ.

Diese stechenden grauen Augen schienen zugleich unglaublich aufmerksam und vollkommen unlesbar zu sein.

Unweigerlich verglich sie ihn mit dem einzigen Mann, mit dem sie je geschlafen hatte. Wayne war italienische Maßanzüge und Haargel, um die kahle Stelle am Hinterkopf zu verstecken. Aftershave, Manschettenknöpfe und Designermode. Rob war … das nicht. Er brauchte keine Accessoires, er war perfekt, so wie er war.

Sexy. Männlich. Heiß.

„Honey, wenn du mich weiterhin so anschaust, werde ich etwas unternehmen müssen.“

Willa blinzelte, als seine Stimme sie aus ihren Träumen riss. Gerade sah sie noch, wie Amy den Tisch mit einem großen blonden Mann verließ. Sie gingen in Richtung Tanzfläche.

Sie wandte sich wieder Rob zu und blinzelte wie eine Eule. „Hi …“, flüsterte sie.

„Selber hi. Geht es dir gut?“

„Hmm. Ich habe Spaß. Den hatte ich schon lange nicht mehr.“ Willa tippte mit den Fingern den Takt der Musik auf die Tischplatte. „Tanzt du?“

„Wenn es sein muss“, erwiderte er.

Will schaute von der Tanzfläche zu ihm und knabberte an ihrer Unterlippe. Das letzte Mal getanzt hatte sie in der Bar auf den Whitsundays. Sie wollte sich wieder jung fühlen, als die Nächte lang waren und das Versprechen von unzähligen Möglichkeiten in sich trugen.

Sie wollte mit Rob tanzen …

Vielleicht waren es die Cocktails, die sie so mutig machten. Auf jeden Fall holte Willa tief Luft und platzte heraus: „Willst du mit mir tanzen?“

Rob erhob sich und streckte seine Hand aus.

Willa suchte nach ihrem Schuh, dann legte sie ihre Hand in seine und folgte ihm durch die Menge. Anstatt sich am Rand zu halten, drängte Rob in die Mitte, ließ sein Lächeln aufblitzen und fing an, sich zu bewegen.

Schockiert starrte Willa ihn an, als er sofort den Rhythmus aufgriff und seine Hüften auf eine Weise bewegte, die ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Guter Gott … wenn er im Schlafzimmer genauso beweglich war … sie mochte gar nicht daran denken.

„Ich dachte, du tanzt nicht“, rief sie ihm zu.

Erneut ließ er sein Lächeln aufblitzen. „Ich sagte, ich tanze, wenn es sein muss.“

„Du bist ziemlich gut.“

„Das ist nur eines von meinen vielen Talenten.“

Er legte ihr die Hände an die Hüften, und bevor sie sich versah, befand sich sein Bein zwischen ihren Oberschenkeln und sie tanzten gemeinsam. Willa schluckte, als Rob seine Hand an ihren Nacken legte und mit dem Daumen ihr Kinn leicht anhob, sodass sie ihm in die Augen schauen musste. So sehr außer Übung war sie nicht, dass sie die Anziehung nicht erkannte hätte, die in seinen Augen funkelte.

„Meine Güte … du bist wirklich umwerfend. Wenn ich daran denke, dass ich den Abend beinahe abgesagt hätte“, murmelte Rob mehr zu sich, während er seine Hand ihren Rücken hinuntergleiten ließ und er sie mit einer schnellen Bewegung an sich drückte.

Willa versenkte ihre Nase in dem Ausschnitt seines Hemdes, um seinen männlichen Duft aufzusaugen. Lust brodelte in ihr und ihre Mitte pulsierte im Takt der Musik. Sein überraschend weiches Brusthaar kitzelte, und sie spürte unter ihren Fingern das Stöhnen, das sich seiner Brust entrang. Eine Hand lag flach auf ihrem Rücken, die andere wanderte tiefer und umfasste ihren Hintern, was ihn, wie sie fühlen konnte, sehr glücklich zu machen schien.

„Okay, Zeit für die berühmten zwanzig Fragen.“

Fragen? War er verrückt? Dank der Cocktails und seiner Nähe hatte sie keine funktionierende Gehirnzelle mehr übrig.

„Ja … nein … ich weiß nicht“, murmelte Willa.

„Falsch, falsch und falsch“, entgegnete Rob grinsend. „Das versuchen wir noch mal. Warum hast du eine Anwältin.“

Sie hatte keine Lust, Wayne und ihre bevorstehende Scheidung zu erklären. Oder sich diesen schönen Moment von Erinnerungen an Wayne kaputtmachen zu lassen. Ihr altes Leben war Vergangenheit – Rob war Gegenwart.

„Ich passe.“

„Okay, die nächste: Wie kommt es, dass du dich so gut auf dem Sportmarkt auskennst? Bist du Broker? Analystin?“

Wie sehr sie sich das wünschte.

„Ich lese viel.“ Da sie nicht verraten wollte, wie oft sie sich die Langeweile mit Finanzzeitschriften vertrieb, sagte sie: „Das sind sehr langweilige Fragen.“

Rob lachte. „Dann bist du jetzt dran.“

Willa überlegte. Es gab eine Million Dinge, die sie über ihn wissen wollte, aber über ihre Lippen schlüpfte die unwichtigste aller Fragen. „Boxershorts oder Slips?“

Böse Willa.

Robs Lachen strich über ihre Haut.

„Warum lässt du deine Hände nicht tiefer gleiten und findest es heraus?“, schlug er vor und sie lief sofort rot an. Er nahm eine ihrer Hände von seinem Hals, führte sie um seine Hüften und legte sie auf seinen Hintern. „Du darfst gerne auf Erkundungstour gehen.“

Oh, was für ein prächtiger Hintern, dachte sie, als sie sein Angebot annahm. Hart, muskulös … männlich.

„Worin schläfst du?“, fragte er ganz nah an ihrem Ohr.

Ein paar Schlafshorts und ein altes T-Shirt. Das ist nicht sexy, dachte Willa. Sie warf ihr Haar zurück und beschloss, die Wahrheit zu beschönigen. „Ich schlafe nackt. Immer.“

Seine Augen weiteten sich, und Willa erinnerte sich daran, wie viel Spaß es machte, zu flirten und einen Mann aus dem Konzept zu bringen.

„Ich wette, du siehst nackt verdammt gut aus.“

„Das tue ich. Genau …“, sie drückte seinen Hintern, „wie du, wie ich annehme.“

Rob ließ ein ersticktes Stöhnen hören und lehnte seine Stirn gegen ihre. „Wie heiß ist es hier drin eigentlich?“

„Kochend heiß“, gab Willa zurück und wunderte sich selbst, wie leicht ihr das Flirten mit ihm fiel. Sie fühlte sich mutiger und strahlender – wie die beste Version ihrer selbst. Und hatte sie nicht eine Nacht voll unkompliziertem Vergnügen verdient? Noch dazu mit einem heißen Mann, der sie ansah, als wolle er sie mit einem Bissen verschlingen?

Bevor sie es sich anders überlegen konnte, legte Willa den Kopf in den Nacken und schaute Rob aus ihren silbergrünen Augen an. „Hast du Kondome?“

„Ja. Warum?“, erwiderte Rob vorsichtig, wobei sich sein Griff an ihren Hüften verstärkte. „Willst du mir anbieten, ein paar davon zu benutzen?“

„Ja. Bist du interessiert?“

Rob schluckte sichtbar. „Ja … unbedingt. Daran denke ich schon, seitdem …“

„Seit wann?“

„Seitdem ich das erste Mal deine Beine gesehen habe und mir nicht jugendfreie Gedanken darüber mache, wie sie sich um meine Hüften klammern.“ Er trat zurück und betrachtete ihre Beine. Als er seinen Blick wieder hob, lag etwas Ernstes darin. „Bist du dir sicher, Willa? Warum habe ich nur das Gefühl, dass du dich normalerweise nicht so verhältst?“

„Ja, ich bin mir sehr sicher.“

Rob wirkte erleichtert. „Wo würdest du dich wohler fühlen – bei mir oder bei dir?“

Oh, definitiv bei sich. Und wenn sie Wayne heimlich den Mittelfinger herausstreckte, während sie mit jemand anderem in dem Bett schlief, das er bezahlt hatte, musste das außer ihr ja keiner wissen.

Oh guter Gott, sie stand kurz davor, mit jemand anderem zu schlafen … Jemand anderem als ihrem über vierzigjährigen Ehemann, der nicht gerade auf Abwechslung im Ehebett gestanden hatte. Mister Missionarsstellung, wie sie ihn immer bei sich genannt hatte.

Robs Daumen strich über ihren Wangenknochen und riss sie damit in die Gegenwart zurück. „Hey, wo warst du mit deinen Gedanken gerade?“

Willa packte sein Handgelenk. Es war nur fair, ihn zu warnen, sodass er sich nicht betrogen fühlte, wenn er erkannte, dass sie das genaue Gegenteil eines Pornostars war. „Okay, ich denke, du solltest wissen, dass ich so was hier … nicht so oft mache.“ Okay, nie. „Und ich bin nicht …“

„Nicht was?“

„Erfahren.“

Rob sah sie lange an, ohne ein Wort zu sagen. Dann strich er sanft mit seinen Lippen über ihre, was Wilma erschauern ließ. „Spürst du das?“, murmelte er an ihrem Mund. „Fühlst du diese Spannung zwischen uns?“

„Hmmh.“

„Ich bin alt und erfahren genug, um zu wissen, dass so etwas nicht oft passiert. Und wenn es geschieht, muss man sich dem einfach nur hingeben. Aber da du so ehrlich warst, mir zu sagen, dass du kein Profi bist, lass mich dir die Regeln in Erinnerung rufen.“

Es gab Regeln? Ernsthaft? Sie schob die Unterlippe vor. „Okay“, stimmte sie trotzdem zu, weil sie gerne noch mal von Rob geküsst werden wollte.

„Das hier ist eine einmalige Sache, also keine Gedanken an Herzen und Blumen.“

Willa spürte, wie ernst ihm diese Aussage war.

„Ich fühle mich von dir und dem, was ich von dir gesehen habe, angezogen, und ich mag dich. Ich schlafe nicht mit Frauen, die ich nicht mag. Aber heute Nacht … wird es nicht mehr geben als ein wenig Lachen und viel guten Sex.“

„Guter Sex ist ja wohl das Minimum“, sagte Willa bewusst unschuldig.

Um Robs Lippen zuckte es. „Warum habe ich nur das Gefühl, dass du hinter diesen großen Augen und der naiven Stimme eine ganze Menge Sarkasmus verbirgst?“

Weil er kein Dummkopf ist, erkannte Willa, aber weder bestätigte sie seine Vermutung noch stritt sie sie ab.

„Und wenn du zu irgendeinem Zeitpunkt deine Meinung änderst – egal, an welchem! – sag es einfach und ich ziehe mich zurück. Ich kann nicht garantieren, dass ich erfreut darüber sein werde, aber ich tue es trotzdem. Wenn dir irgendetwas nicht gefällt, was ich tue, sag es auch und ich tue es nie wieder.“

Willa blinzelte. „Mein Gott, du bist aber direkt.“

„Alles andere ist ja auch sinnlos“, gab Rob zurück. „Ich bin unbequem ehrlich, so hat man es mir zumindest schon öfter gesagt. Aber ich kann nicht anders. Kommst du damit klar?“

Nach den letzten acht Jahren war Ehrlichkeit eine herrliche Abwechslung. „Da du nur bis zum Morgengrauen da sein wirst, werde ich es vermutlich überleben.“

Rob grinste. „Da ist wieder dieser sanfte Sarkasmus … das gefällt mir. Also gehen wir – damit ich dich so schnell wie möglich nackt sehe.“

Willa spürte seine Hand, die ihre nahm – fest, maskulin, selbstbewusst – und gestattete ihm, sie daran von der Tanzfläche in Richtung Ausgang zu führen.

Wir werden flachgelegt, jubelte die wilde Willa. Juchuuu!

Willa machte sich nicht die Mühe, Licht anzumachen, als sie die zweistöckige Eingangshalle ihrer Villa am Ufer betraten. Stattdessen warf sie einfach die Tür hinter sich ins Schloss und streckte ihre Hände nach Rob aus.

Vor dem Club hatten sie direkt ein Taxi gefunden und waren in erhitztem Schweigen hierhergefahren. Jetzt war sie feucht und erregt, und wenn er sie nicht bald berührte, würde sie weinen wie ein kleines Mädchen.

Rob brauchte jedoch keine weitere Ermutigung als das Zufallen der Tür. Er schob ihr Kleid hoch und packte mit einer Hand ihren Hintern. Die andere Hand schob er in ihre Haare und zog ihren Kopf ein wenig nach hinten, um sie hemmungslos zu küssen. Ihre Zungen umtanzten einander, als er sie erkundete, schmeckte, nach mehr von ihr verlangte.

Ermutigt von seiner Leidenschaft und seinem zustimmenden Stöhnen zog Willa sein Hemd hoch, sodass sie seinen heißen Körper berühren konnte. Pure männliche Kraft. Muskulös, aber schlank. Ihre Finger strichen über sein Sixpack und die langen Muskeln, die an seinen Hüften verliefen. Flüchtig berührte sie seine Erektion, die sich unter der Jeans spannte.

Oh, das gefiel ihr, also strich sie mit einem Finger seine gesamte Länge entlang.

„Ja, das ist gut“, stöhnte Rob an ihrem Mund und schob ihr das Kleid über die Hüften. Sein hungriger Blick fiel auf ihren schwarzen Tanga.

Er packte ihre Hüften und schaute an ihr hinunter, an ihrem flachen Bauch, den langen Beinen. Sie trug immer noch ihre High Heels.

„Perfekt“, hauchte er. „Ist der Rest von dir genauso schön, Willa?“

„Vielleicht“, erwiderte sie und löste seinen Gürtel.

Rob ließ seine Hand zwischen ihre Schenkel gleiten und fand mit seinem Daumen sofort ihre Klitoris. Durch den Stoff streichelte er sie, was Willa an seinem Mund aufstöhnen ließ.

„Das ist … so gut“, flüsterte sie. „Mehr …“

Robs Hand hielt inne. Sein Atem ging heiß und angestrengt. „Wenn wir jetzt nicht aufhören, werde ich dir das hier herunterreißen und dich gleich hier und jetzt nehmen. An der Haustür oder auf dem Perserteppich unter unseren Füßen.“

Willa legte den Kopf zurück, um in seine fabelhaften, von Leidenschaft erfüllten stahlgrauen Augen zu schauen. „Ja … egal. Beides. Aber tue es endlich.“

Rob lächelte und griff nach dem Streifen Kondome, den er sich in seine hintere Jeanstasche gesteckt hatte. Er riss eine Packung mit den Zähnen auf und ließ die restlichen zu Boden fallen. Mit einem sündigen Lächeln drückte er es ihr in die Hand.

„Streif es mir über, während ich dir den Slip ausziehe.“

Willa öffnete den ersten Knopf seiner Jeans, dann den zweiten, und als sie lose um seine Hüften hing, ließ sie ihre Hände in seinen Slip gleiten und schob ihn samt Jeans herunter. Seine Erektion reckte sich ihr groß und stolz entgegen. Willa seufzte, als sie sah, wie groß er war … Es schien, als wäre Wayne doch nicht so gut bestückt gewesen, wie er immer behauptet hatte. Tja, er hatte ja auch bezüglich allem anderen gelogen, das sollte sie also nicht sonderlich überraschen.

Aber Rob war lang und dick und sie wusste, um ihn in sich aufzunehmen, würde sie sich dehnen müssen und … Sie befeuchtete sich die Lippen … Sie konnte es kaum erwarteten. Sie wollte erfüllt, an ihre Grenzen gebracht werden. Sie wollte sich fühlen, wie eine Frau, die von einem Mann in Besitz genommen wird … und zwar auf bestmögliche Weise.

Willa rollte das Kondom schnell über seinen Penis – und hielt die Luft an, als er dabei noch härter wurde.

Über ihrem Kopf fluchte Rob. „Honey, das hier wird hektisch … wir behalten uns langsam und sexy für später vor.“

Er legte seine Hände unter ihre Oberschenkel und hob sie hoch. Dabei spreizte er ihre Beine, sodass die Spitze seiner Erektion gegen ihre feuchte Mitte stieß. Erst da bemerkte Willa, dass er ihr wie von Zauberhand den Tanga ausgezogen hatte.

Rob drückte sie gegen die massive Eichentür und glitt mit einem langen, sicheren Stoß in sie hinein. Um sie herum verschwand die Welt, und es gab nur noch Robs Hände auf ihren Schenkeln, seine Zunge in ihrem Mund und seine sicheren Stöße, als er sie immer weiter ins Vergessen trieb.

Dann stieß Rob noch fester zu, und Willa schrie auf, als vor ihren Augen Sterne explodierten und ihr Körper in tausend Stücke zersplitterte. Wie aus weiter Ferne hörte sie Robs Stöhnen an ihrem Ohr, spürte seinen Orgasmus tief in sich drinnen, doch es war ihr egal. Sie war gekommen, und es war umwerfend gewesen …

Minuten, Stunden oder Jahre mochten vergangen sein, bevor sie wieder auf der Erde landete; ihr Kopf an seiner Schulter, von Robs Kraft an die Tür gedrückt.

„Ich glaube, das müssen wir noch mal wiederholen“, sagte er.

Sie hörte sein Lächeln in seinen Worten, spürte seine Lippen an ihrer Schläfe.

„Und dieses Mal langsam und sexy?“, fragte sie und glitt lächelnd zu Boden.

Früh am nächsten Morgen, und nach weiteren Runden unglaublichem Sex, lehnte Willa sehr zufrieden ihren Kopf an Robs Brust. Sie hätte erwartet, sich schlecht und schmutzig zu fühlen, weil sie mit einem völlig Fremden ins Bett gegangen war, aber sie fühlte sich nur befriedigt und auf seltsame Weise sicher.

Er kam einem perfekten Liebhaber so nah, wie kein Mann zuvor – okay, das hatte nichts zu bedeuten, denn außer Wayne hatte sie keinen anderen Mann gehabt. Ob es an Rob lag oder an ihrem Mangel von befriedigendem Sex, dass sie so oft gekommen war?

Vermutlich an Rob. Er war ein wunderbarer Liebhaber, der sie all ihre Hemmungen vergessen ließ. Bei Wayne hingegen … Nein. Keine Vergleiche – nicht an ihn denken.

„Wie spät ist es?“, fragte Willa gähnend.

„Halb acht.“

Rob tätschelte ihren Hintern, dann schlüpfte er aus dem Bett und ging durch das große Schlafzimmer zu der Tür, die auf den Balkon führte. Willa rollte sich auf den Bauch und betrachtete seinen wunderschönen Rücken, den festen Hintern und die langen, muskulösen Beine.

Der Mann war aber auch sexy.

„Das ist ein verdammt schönes Haus, Willa. Gehört es dir?“

„Ja.“ Nun, zumindest in ein paar Wochen, sobald die Scheidung durch war.

Sie war vor acht Monaten hier eingezogen, doch es fühlte sich immer noch nicht nach einem Zuhause an. Es gehörte zu ihrer Scheidungsvereinbarung – genau wie der Mercedes und eine üppige Überweisung auf ihr Bankkonto. Sie hatte eigentlich nichts haben wollen, doch Kate, ihre Anwältin und inzwischen gute Freundin, hatte das nicht zugelassen.

„Er hat dich betrogen, also zahlt er auch“, hatte Kate ihr wieder und wieder gesagt.

Will wickelte sich die leichte Bettdecke um und schlüpfte unter Robs Arm hindurch auf den Balkon.

Dort lehnte sie sich gegen das Geländer und sah Rob an.

„Es ist ein großes Haus auf einem großen Stück Land – sechs Schlafzimmer, vier Bäder, Unmengen an Platz und Balkonen. Eine Doppelgarage.“

„Und hier wohnst du ganz allein?“, fragte Rob misstrauisch.

„Ja. Es ist lächerlich, nicht?“, erwiderte sie leichthin, weil sie nicht näher auf ihre Scheidungsvereinbarung eingehen wollte. „Das Haus ist kalt und leer. Hier sollten Kinder herumlaufen, Tiere, Besucher, es sollten laute Partys stattfinden …“

„Tja, wenigstens die wird es ja heute geben.“

Verständnislos schaute Willa ihn an.

Rob grinste. „Honey, um elf steht ein Dutzend Leute vor der Tür, die du zum Barbecue eingeladen hast.“

Will brauchte einen Moment, um sich daran zu erinnern, dass sie die Whitsunday-Gang eingeladen hatte.

Sie packte Robs Handgelenk, sah auf seine Uhr und stieß einen panischen Laut aus. Sie hatte nichts zu essen im Haus, nichts zu trinken, und der Gedanke, dass sie Leute unterhalten sollte, die sie seit Jahren nicht gesehen hatte, schnürte ihr die Kehle zu.

Das konnte sie nicht, es war einfach unmöglich. Keuchend schlug sie sich die Hände vors Gesicht. Dabei rutschte die Bettdecke herunter und fiel auf eine Sonnenliege. Robs Augen verdunkelten sich vor Leidenschaft, und sein Penis schwoll an. Willa hob eine Hand, sie versuchte, ihm mit einem Schritt nach hinten auszuweichen. Doch ihre Beine gehorchten ihr nicht. Im Gegenteil, sie trugen sie zu ihm.

„Nein, nein, nein. Ich habe keine Zeit, Rob.“

Robs Daumen strich über ihre Brustwarze, und Willas Widerstand schmolz dahin. Wie konnte es sein, dass sie ihn nur anschauen musste und sofort wieder … feucht wurde? Reiß dich zusammen, Willa. Aber erneut flüsterte ihr Körper ihr zu, was er wollte. Noch einen aufregenden Orgasmus … oder vier.

„Ich will dich hier auf der Liege nehmen, in der Morgensonne.“

„Gott, Rob … Die Nachbarn …“

„Hier kann uns niemand sehen. Dieser Balkon ist gebaut worden, um die eigene Privatsphäre zu genießen.“ Seine Hand glitt zwischen ihre Schenkel.

Willa schmolz dahin.

„Hier … in der Sonne. Sag ja, Willa.“

„Ja.“ Willa seufzte, schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte ihren nackten Körper gegen seinen. Als wenn sie je die Chance gehabt hätte, Nein zu sagen.

Willa schreckte hoch und riss die Augen auf, als es an der Tür klingelte. Oh mein Gott, dachte sie. Es kann noch nicht elf Uhr sein.

Es klingelte erneut. Was bedeutete, dass sie Besuch bekam. Jetzt steckte sie aber wirklich im Schlamassel.

Rob öffnete stöhnend ein Auge. Willa funkelte ihn an. „Das ist alles deine Schuld“, zischte sie.

„Was? Wieso?“

Willa schoss aus dem Bett und in ihren begehbaren Kleiderschrank, wo sie sich frische Unterwäsche und eine Shorts schnappte und anzog.

„Ich will dich hier auf der Liege im Morgenlicht …“, imitierte sie seine tiefe Stimme. „‚Komm nur für ein Minütchen zurück ins Bett‘, hast du gesagt. ‚Wir haben noch Zeit‘, hast du gesagt.“

„Wir müssen eingeschlafen sein.“ Rob sah blinzelnd auf seine Uhr. „Oh, zwanzig vor zehn. Da ist aber jemand früh dran.“

Willa zog sich ein Tanktop über und band ihre Haare zu einem unordentlichen Zopf zusammen. „Ich muss duschen, mir die Zähne putzen …“

„Entspann dich, Schönheit.“ Rob stand auf und streckte sich.

Willa erdolchte ihn mit ihren Blicken, als es erneut klingelte. „Ist ja schon gut.“

Rob grinste sie an. „Ich springe kurz unter die Dusche.“

„Ich hasse dich!“, rief Willa, bevor sie aus dem Schlafzimmer und die Treppe hinuntereilte.

Durch die Milchglasfenster neben der Eingangstür sah sie zwei Menschen auf der anderen Seite. Sie riss die Tür auf und war erleichtert, Amy und Jessica vor sich stehen zu sehen.

„Gott sei Dank, ihr seid es.“ Sie legte eine Hand an ihre Schläfe, unter der es unangenehm pochte. Gott, sie hatte die schlimmsten Kopfschmerzen aller Zeiten. Was war nur in diesen Cocktails gewesen? Flüssiges Quecksilber?

„Geht es dir gut, Wills? Du siehst … erschöpft aus“, sagte Amy.

„Ich bin erschöpft“, gab Willa zu. „Mein Gott, können wir das nicht absagen?“

Amy kam herein und stieß einen anerkennenden Pfiff aus, als sie sich in der Eingangshalle umschaute. „Verdammt, nein, du sagst gar nichts ab. Und wow, Wills, dieses Haus ist umwerfend.“

„Tja, Kate ist ja auch eine umwerfende Anwältin.“

Willa setzte sich auf die unterste Stufe der Treppe, die in einem Bogen nach oben führte. „Sie ist echt clever. Du würdest sie mögen, Amy.“

„Wenn sie dir hilft, Wayne zu begraben, mag ich sie jetzt schon“, stimmte Amy zu.

„Wie auch immer – können wir uns kurz auf das Hier und Jetzt konzentrieren? Ich habe höllische Kopfschmerzen von den Cocktails. In wenigen Minuten tauchen ich weiß nicht wie viele Menschen an meiner Tür auf, und ich habe nichts, ich wiederhole nichts, zu essen oder zu trinken in diesem Haus.“

Amy runzelte die Stirn. „Hast du vergessen, dass du uns eingeladen hast?“

„So in der Art … ja.“ Sie wollte ihrer Freundin nicht sagen, dass sie zu viel Spaß mit Rob gehabt hatte, um an ihre Gäste zu denken. „Was soll ich denn jetzt nur machen?“

„Du gehst jetzt erst einmal unter die Dusche. Jessica wird alle Gäste begrüßen, und Amy fährt schnell in den Supermarkt und kauft ein.“

Eine tiefe, männliche Stimme, die für die Sünde gemacht zu sein schien, schwebte die Treppe hinunter.

Willa sah, wie Jessicas und Amys Köpfe in seine Richtung schossen, und drehte sich schnell um. Da kam Rob auch schon die Treppe hinunter. Die Haare noch feucht vom Duschen, die Kleidung von letzter Nacht, die bloßen Füße schauten unter dem ausgefransten Saum seiner Jeans heraus. Sie stöhnte, als die beiden Frauen sie fragend ansahen.

„Nicht schlecht, Wills.“

Abwehrend warf Willa die Hände in die Luft. „Äh … Rob. Rob ist über Nacht …“

Willa fing Amys Blick auf und sah schwesterlichen Stolz in ihren Augen funkeln. Sie hörte förmlich, wie sie sagte, und, hast du Spaß gehabt?

Oh ja, unglaublich viel Spaß.

„Seid ihr zwei mit eurer telepathischen Unterhaltung dann mal fertig?“, unterbrach Jessica sie und streckte eine Hand aus, um Willa hochzuziehen. „Geh duschen, Willa. Und Amy, wir gucken mal, was Willa so hat, damit du weißt, was du einkaufen musst.“

„Nichts“, sagte Willa zerknirscht. „Ich habe gar nichts.“

„Warum muss ich denn einkaufen gehen?“, beschwerte Amy sich.

„Weil es deine Idee war, dieses Barbecue zu geben“, erwiderte Willa. „Die Straße runter gibt es ein Deli. Die haben alles … kauf den Laden leer und ich gebe dir später das Geld.“

Willa sah Jessica an und zeigte nach links.

„Die Küche ist da entlang. Durch die Glastür in der Küche – und von allen Zimmern auf dieser Seite des Hauses – geht es auf die überdachte Terrasse mit Pool. Tische, Stühle, Grill – alles draußen. Tob dich aus.“

Amy pfiff anerkennend. „Wie ich schon sagte, Wills, das ist eine verdammt coole Scheidungsvereinbarung.“

Ja, dachte Willa, als sie nach oben in ihr Schlafzimmer ging. Ich musste dafür nur acht Jahre lang das ziellose, dumme Vorzeigefrauchen spielen.

3. KAPITEL

Wenn ich nicht innerhalb der nächsten Minuten einen Kaffee kriege, breche ich hier auf Willas teurem Teppich zusammen, dachte Rob. Er hatte sich immer für einen Mann mit Kondition gehalten, aber sich mit Willa in den Laken zu wälzen hatte ihm jeden Funken Energie ausgesaugt.

Er grinste. So viel Spaß hatte er seit Langem nicht mehr gehabt.

Aber jetzt würde er sich einen Kaffee schnappen, Willa einen Abschiedskuss geben und sich verziehen. So machte er es immer, und darin war er gut.

Zunächst ging er in Richtung der weiblichen Stimmen, die aus dem Flur drangen, der, wie er vermutete, zur Küche führte.

„Hast du Willas Ehemann je kennengelernt?“

Rob blieb abrupt stehen und fluchte … Sie war verheiratet? Verdammt. Er schlief nicht mit verheirateten Frauen – das war einer seiner Regeln. Sie hatte keinen Ring getragen, aber … Mist.

„Ihren zukünftigen Exmann“, korrigierte Amy, und Rob fing wieder an zu atmen. „Sie sind seit rund acht Monaten getrennt.“

Das war gut. Nicht perfekt, aber besser als verheiratet.

„Wie ist er so?“

Rob blieb, wo er war, denn er wusste, wenn er jetzt die Küche beträte, würden die Frauen aufhören zu reden. Aber er war neugierig.

Er wollte mehr über Willa wissen, die ihn stärker interessierte, als ein One-Night-Stand es tun sollte. Darüber würde er sich aber erst nach einem Kaffee und acht Stunden Schlaf Gedanken machen.

„Wayne … Ich war dabei, als er und Willa sich kennengelernt haben“, sagte Amy.

„Und?“, drängte Jessica.

Amy überlegte lange, dann sagte sie: „Aalglatt. Und wesentlich älter als Willa. Ich glaube, er war Mitte dreißig, als sie sich kennengelernt haben …“

„Du mochtest ihn nicht“, stellte Jessica fest.

„Stimmt. Ich konnte ihn von Anfang an nicht leiden“, gab Amy zu. „Aber ich war vermutlich nur frustriert. Willa war ein Mädchen, das ein wenig Spaß so dringend nötig hatte, und ich habe ihr gezeigt, wie das geht … Wir hatten eine tolle Zeit. Dann hat sie Wayne kennengelernt, und sie … wie soll ich das erklären? Sie schrumpfte in sich zusammen und wurde die perfekte Freundin – kühl, ruhig, gefasst. Mit ihm war sie eher achtzig als achtzehn. Die verrückte Willa hatte das Gebäude verlassen.“

„So, wie sie gestern Abend die Cocktails runtergekippt hat, würde ich sagen, die verrückte Willa ist wieder da“, sagte Jessica, und Rob hörte das Grinsen in ihrer Stimme.

„Glaub mir, sie war nicht ansatzweise betrunken. Das Mädel verträgt einiges. Wenn sie wirklich betrunken ist, fängt sie an, Balladen aus den Achtzigern zu singen und sich auszuziehen.“

Überrascht hob Rob die Augenbrauen. Das würde er gerne mal sehen.

„Sie kann ziemlich wild sein“, fügte Amy hinzu.

Rob hatte Kratzspuren, die diesen Punkt bewiesen.

„Aber mit Wayne hat sie aufgehört, Spaß zu haben. Ich glaube, letzte Nacht war das erste Mal seit Jahren, dass sie sich mal wieder amüsiert hat. Sie ist ein wenig traurig, verängstigt und allein. Ich habe das Gefühl, sie beschützen zu müssen …“

Ich auch.

Was?

Rob schaute auf seine nackten Füße, und anstatt in die Küche zu gehen – der Kaffee konnte schockierenderweise warten – ging er durch das Wohnzimmer auf die sonnenbeschienene Terrasse. Teure Möbel, ein in die Wand eingebauter Pizzaofen und eine Kochinsel mit Gasherd und Kühlschrank. Ein Holztisch für zehn Personen mit Bänken auf beiden Seiten dominierte das Küchenende der Terrasse. Sofas und Sessel aus Bambusrohr mit blau-weiß gestreiften Kissen füllten den restlichen Platz. Der große, rechteckige Pool sah kühl und einladend aus, und er wünschte, er könnte hineinspringen.

Er liebte es, zu schwimmen – dabei kamen ihm die besten Gedanken.

Also Willa war verheiratet gewesen … oder war es immer noch … mit einem Mann, der wesentlich älter und sehr reich war. In ihren Augen hatte er Schatten gesehen, die vom Unglücklichsein erzählten. Die gleichen Schatten hatte er in den Augen seiner Mum gesehen, solange sie mit Stefan verheiratet gewesen war.

Was seine Schuld war. Denn als sie ihm erzählte, dass Stefan um ihre Hand angehalten hatte, sagte er, sie solle es riskieren. Stefan war der beste Freund seines Dads gewesen. Sein zweiter Dad sozusagen. Sie mochte ihn, er mochte ihn … was konnte schiefgehen? Er hatte nur gewollt, dass sie wieder glücklich war. Und er hatte sich wesentlich besser gefühlt, am anderen Ende des Landes zur Uni zu gehen, als er wusste, dass Stefan sich um Mum und Gail kümmerte.

Das hatte jedoch nicht so funktioniert, wie er sich das vorgestellt hatte.

Als er endlich das Problem erkannt hatte – nachdem seine Familie zum zweiten Mal um ihn herum auseinandergefallen war – hatte es ihm das Herz zerrissen. Es war, wie seinen Vater noch einmal zu verlieren. Gleichzeitig waren ihm seine Unschuld und sein Vertrauen in Menschen abhanden gekommen.

Er strich sich mit der Hand über sein stoppeliges Kinn. Wo kamen diese Gedanken auf einmal her? Ah, Willas traurige Augen … ja, der Gedanke, dass Willa traurig war, gefiel ihm gar nicht.

Nur eine Nacht hatte er mit ihr verbracht und doch dachte er bereits mehr über sie nach als über alle seine vergangenen Affären zusammengenommen. Irgendetwas stimmte da nicht …

Die Tatsache, dass Willa immer noch verheiratet war – wenn auch nur noch auf dem Papier – war für ihn ein Hindernis. Das ihm half, emotionale Distanz zu wahren, sich daran zu erinnern, dass er sich mit ihr nicht auf mehr einlassen sollte, als er wollte, als er sich leisten konnte …

Eine Nacht mir ihr, und sie hat dein Leben völlig auf den Kopf gestellt. Reiß dich zusammen, Hanson. Du willst nur noch mal mit ihr schlafen, ermahnte ihn seine rationale Seite. Es geht nur um Sex. Nach ein paar Tagen wird es dir langweilig und du willst weiterziehen. Sie ist nicht anders als alle anderen …

Außer, dass sie es ist, dachte er.

Sehr anders. Das musste sie sein, wenn er so über sie dachte.

Stöhnend ließ er sich in einen Sessel fallen.

Sieh zu, dass du hier wegkommst, Kumpel. Wenn du glaubst, sie ist etwas Besonderes, solltest du schnellstens Land gewinnen. Nimm dir deinen Kaffee, sag Auf Wiedersehen und lauf.

Doch trotz seiner langen Liste an Gründen, warum er nicht über eine weitere Nacht oder gar eine Affäre mit ihr nachdenken sollte, konnte er nicht gehen.

Rob klopfte gegen die offen stehende Badezimmertür und grinste, als Willa, die nur in BH und Höschen vor dem Spiegel stand, nach ihrem Morgenmantel griff, um sich zu bedecken.