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SIMMO ist ein fächerübergreifendes Bewegungsprogramm, das Körper und Geist gleichermaßen aktiviert. Es unterstützt Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senior:innen dabei, im Lern- und Lebensalltag fokussierter, ausgeglichener und leistungsfähiger zu sein. Im Mittelpunkt steht der Aufbau grundlegender Kompetenzen: Integration frühkindlicher Reflexe, Verbesserung der motorischen Koordination, Förderung der Sinnesverarbeitung Durch regelmäßige Anwendung trägt SIMMO zur Stärkung von Wohlbefinden, Selbstbewusstsein, sozial angepasstem Verhalten und Lernfähigkeit bei. Die in diesem Manual vorgestellten Übungen basieren auf bewährten neurophysiologischen Bewegungsprogrammen. Sie eignen sich sowohl für die Einzeltherapie als auch für den Einsatz in Kleingruppen und im schulischen Kontext. Obwohl die SIMMO-Übungen exakt und über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden sollten, ist Abwechslung entscheidend: Variationsmöglichkeiten fördern die neuronale Aktivierung, erhalten die Neugier und steigern die Motivation der Teilnehmenden. SIMMO integriert frühkindliche Reflexe auf unterschiedliche Weise mit dem Ziel, auch in größeren Gruppen möglichst viele Menschen individuell zu erreichen. Über 100 begleitende Kurzvideos unterstützen die korrekte Ausführung und erleichtern die praktische Umsetzung.
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Seitenzahl: 155
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Für alle, die Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit
SIMMO-Übungen dabei unterstützen möchten,
ihr volles Potenzial zu entfalten.
Vielen herzlichen Dank für eure Mithilfe!
Grafik: Georg & Sebastian und Viktoria Arnold
Fotos: Viktoria, Sebastian & Katharina Arnold, Sophie Mack
Video
Mitwirkende: Paul Sternbauer, Kilian Reepel, Charlotte Stangelberger Sonja Lamers-Reepel und Katharina Stangelberger
Aufnahmen: Sebastian Arnold und Wolfgang Strass
Musik: mit Soundraw erstellt - in Zusammenarbeit mit Marlene Zeilerbauer
Titelbild: Nora Aschenbrenner bearbeitete, ergänzte und veränderte die mit DALL-E erstellte Grundversion. www.arona-design.at
Um den Textfluss nicht zu sehr zu stören wurde zumeist die grammatikalisch maskuline Form gewählt. Selbstverständlich sind in diesen Fällen immer weibliche wie auch männliche Personen gemeint.
Alle Rechte der Wiedergabe dieses Fachbuches zur beruflichen Weiterbildung, auch auszugsweise, liegen bei Mag. D. Arnold.
Dieses Manual erklärt alle Übungen des SIMMO Trainings, die zur Integration frühkindlicher Reflexe, zum Aufbau der senso-motorischen Basiskompetenzen und der Sensorischen Integration dienen.
Simmo ist keine medizinische Therapie und kein Ersatz für Ergo- oder Physiotherapie. Simmo ist kein Ersatz für Bewegung und Sport. Jegliche Haftung aus der Verwendung, der in diesem Manual zusammengetragenen Informationen, wird ausgeschlossen.
Ausgangspunkt für das Übungsprogramm war das Projekt „TALENTE BEWEGEN - Lesen kommt in Bewegung“ (2014 - 2016) an der PVS Sacrè Coeur Pressbaum. Dort wurden mit dem SIMMO Programm bei allen Volksschülern die sensomotorischen Basiskompetenzen und die Lesefertigkeiten verbessert.
Das SIMMO Training baut ein motorisches Fundament, auf dem andere Bewegungstrainings wie Psychomotorik, Motopädagogik, BrainGym, Vital4Brain, body´n brain etc. sehr gut ansetzen können.
Weiterführende Informationen unter:
www.mtl-zentrum.com
www.neuro-vitality.com
Aspekte des SIMMO – Trainings
Was sind frühkindliche Reflexe?
Folgen eines unvollständig integrierten TLR
Auswirkungen nicht integrierter frühkindlicher Reflexe
Simmo – ein Weg zur Potentialentfaltung
Hinweise und Erfolgsfaktoren
Simmolino Geschichten als Unterstützung
Volksschulprojekt - Talente bewegen
Zusammenstellung von SIMMO -Trainings
leamos – Online - Lesetraining
Legende der Übungsbereiche
SIMMOLINO
MÜDER SIMMOLINO
VERDREHTER SIMMOLINO
HUNDEBABY
HASE
SCHIMPANSE
BABYBÄR
DELPHIN
PANDA
ROBBE
WALROSS
SCHLANGE
KANINCHEN
SEEHUND
SEEPFERDCHEN
MARIENKÄFER
RÜCKENSCHWIMMER
SPINNWEBEN
POPCORN
HAMPELMANN
SPACE JUMPER
BOGENSCHÜTZE
FAULTIER
SCHAUKELMASSAGE
HIRSCH
TINTENFISCH
CLOWNFISCH
NEUGIERIGER HUND
FROSCH
STIER
REGENWURM
RAUPE
KROKODIL
KATZE
ZECHIS
HUNDE-SHOW
LEOPARD
PAVIAN
ENGEL
BRÜCKE
HÄNGEBRÜCKE
LÖWE
KAMEL
HAMPELMANN
CHEERLEADER
PFERD
ROLLBRETT
BALL-KRABBELN
BEWEGUNGSABFOLGEN
CROSSINGS
KLON
FINGERLIS
FINGERSPIELE
REGENBOGEN
CENT SCHNIPPEN
BAUMSTAMM
PROPELLER
ELEFANT
GORILLA
FLAMINGO
TRÄUMER
WACKELENTE
WACKELZWERG
CHAMÄLEON
BALANCIERBRETT
LAMA
MASSAGE
KOPFMASSAGE
NUSS
TIGERBABY
TIERGARTEN
WASCHSTRASSE
DINOSAURIER und STEIN
FISCHEN
HÜGEL ROLLEN
SEIL ZIEHEN
FÖRDERBAND
POWERÜBUNGEN
TRAMPOLIN
ADLER
BÄR
STORCH
WAGENRAD
MURMEL
DAUMEN
STOCKBALL
FISCH
WANDERNDER KASPERL
SCHWINGENDER BALL
RUTSCHENDES MÄNNCHEN
VISUELLE BASIS
NAH – FERN
BLITZLICHT
PFEILBEWEGUNG
GLEICHE WORTPAARE
FAMILIE MEIER
GERÄUSCHE ERKENNEN
AUDITORY CLOSURE
SIMMOLINO’S KRAFTTANZ
Welche Übungen integrieren oder entwickeln welche Reflexe?
Klassifizierung nach sensorischen/motorischen Kriterien
QUELLEN
SIMMO – Sensorische Integration – Mind – MOtorik ist ein vielseitiges Bewegungsprogramm, das sowohl Körper als auch Geist fit für den Lern- und Lebensalltag von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen macht.
SIMMO – Sensorische Integration – Mind – MOtorik
Eine gut funktionierende sensorische Integration ermöglicht es dem Gehirn, Reize gezielt zu filtern und entsprechende Bewegungs- und Denkprozesse effizient zu steuern.
Durch gezielte Förderung der sensorischen Integration werden Selbstregulation, Konzentration und motorische Fähigkeiten so gestärkt und dadurch erreicht man eine positive Wirkung auf Lernen und Verhalten.
SIMMO – Sensorische Integration – Mind – MOtorik
Das SIMMO-Training trägt damit zu allgemeinem Wohlbefinden und Selbstbewusstsein, zu situationsangepasstem Verhalten und zu einer verbesserten Lernleistung bei.
Resilienz ist eine wichtige Fähigkeit, um schwierige Situationen und Herausforderungen zu bewältigen. Eine gute sensomotorische Ausstattung hilft die psychischen und mentalen Widerstandskräfte erhöhen. . Das SIMMO-Training kann in diesem Bereich helfen, indem es die sensomotorische Basis verbessert.
SIMMO – Sensorische Integration – Mind – MOtorik
Simmo-Training dient dem Aufbau der motorischen Basiskompetenzen mittels Integration von frühkindlichen Bewegungsmustern und Reflexen sowie dem Aufbau von Halte- und Stellreflexen. Zudem verbessern die Übungen die motorische und sensorische Koordination.
Motorische Basiskompetenzen werden ungenügend beim täglichen Spiel, im Turnunterricht, aber auch bei vielen Gruppenaktivitäten, bei denen Spaß und Spiel im Vordergrund stehen, trainiert.
SIMMO – Sensorische Integration – Mind – MOtorik
Bei vielen Kindern mit Diagnosen wie Legasthenie, Dyskalkulie, ADHS, ADS, Impulsivität, Konzentrationsschwäche etc. fehlen häufig wesentliche sensorische und/oder motorische Basiskompetenzen. Einzelne Gehirnteile können unterschiedlich gut entwickelt sein und in verschiedenen Geschwindigkeiten arbeiten.
SIMMO-Training hilft fehlende oder schwache Nervenverbindungen im Gehirn nachreifen zu lassen und das zeitliche Zusammenspiel zu verbessern. Durch diese Übungen wird die zeitliche und koordinative Zusammenarbeit der beiden Hirnhälften trainiert.
SIMMO – Sensorische Integration – Mind – MOtorik
Bestehende frühkindliche Reflexe können ein Kind ungeschickt wirken lassen und fehlende Basismotorik kann sich auch in Mitbewegungen äußern. Der Aufbau der Basismotorik trägt auch dazu bei, dass das Kind kein Mobbingopfer wird.
Aufgrund der Verbindung der sensorischen und motorischen Basiskompetenzen mit den sozial-emotionalen Zentren wirkt sich das SIMMO-Training positiv auf die Stimmung und Motivation von den Klienten aus.
SIMMO – Sensorische Integration – Mind – MOtorik
Woher kommen die Übungen? Die SIMMO Übungen sind eine Zusammenstellung aus verschiedenen neuro-physiologischen Bewegungsprogrammen (Australien, Brasilien, Deutschland, Großbritannien, Irland, Israel, Russland, Schweden, USA und natürlich Österreich). Sie wurden gesammelt, in der Praxis erprobt, überarbeitet und ergänzt.
SIMMO-Training ist geeignet für den Einsatz in der Einzeltherapie sowie in Klein- bzw. Großgruppen wie Schulklassen.
Die unterschiedlichen Herangehensweisen der Übungen bieten im Einzeltraining eine gute Change von individuellen Zusammenstellungen je nach Bedürfnis der Klienten bzw. des Familiensystems.
SIMMO – Sensorische Integration – Mind – MOtorik
Im Unterschied gegenüber anderen Bewegungsprogrammen werden viele Übungen des SIMMO-INTENS Programms in liegender Position ausgeführt, sehr langsam und auch mit geschlossenen Augen. Im Liegen muss keine Aufmerksamkeit auf das Erhalten des Gleichgewichts gelenkt werden. Durch die geschlossenen Augen ist die Trainingsintensität der anderen Sinne noch höher.
SIMMO – Sensorische Integration – Mind – MOtorik Da die Einführung von exakt auszuführenden Bewegungsübungen in großen Gruppen wie Schulklassen eine sehr große Herausforderung ist, wurden die Bewegungsabläufe in Teilschritte zerlegt.
SIMMO – Sensorische Integration – Mind – MOtorik
Das Gehirn lernt schneller und besser, wenn es neugierig ist. Dies gilt auch für motorische Aufgaben.
Trotz der Notwendigkeit einer exakten Durchführung der Übungen über mehrere Wochen, ist es notwendig das Gehirn aktiv zu erhalten. Aus diesem Grund gibt es zu vielen Übungen Variationsmöglichkeiten, Geschichten, Reime, Musikbegleitung oder eine Kombination mit kognitiven Aufgaben, die die Gelegenheit bieten das Gehirn im Aktivierungsmodus zu erhalten.
SIMMO – Sensorische Integration – Mind – Motorik
Sportler, die noch bestehende frühkindliche Reflexe haben, können trotzdem erfolgreich sein, müssen diese jedoch permanent kompensieren. Dies kostet Energie und bedeutet zudem wesentlich mehr Trainingsaufwand in der jeweiligen, speziellen Sportart.
Ein mögliches Problem von schlecht integrierten Reflexen ist die mangelhafte Zusammenarbeit der beiden Augen. Liegt dies vor, so muss beispielsweise ein Tennisspieler ein Auge ausblenden, um den Ball scharf sehen zu können. Dadurch funktioniert das dreidimensionale-Sehen nicht. Um die im Spitzensport notwendige Präzession zu erreichen, muss extrem viel mehr trainiert werden, um über diesen aufwendigen Weg der Rechenleistung des Gehirns die Flugbahn des Balles zu antizipieren.
SIMMO – Sensorische Integration – Mind – MOtorik
Mit großer Dankbarkeit denke ich an meine jahrelange Freundschaft mit Svea Gold. Sie forschte bis zu ihrem Tod im April 2012 intensiv an der Rehabilitierung von Entwicklungsdefiziten und der optimalen Zusammenstellung von neurophysiologischen Bewegungsprogrammen. Sie war im Austausch mit vielen Spezialisten der Anfangszeit der neurophysiologischen Förderung beispielsweise Karl Delacarto, Sally Goddard, Peter Blythe, Erich Kandel usw.
Allein meine E-Mail-Korrespondenz mit Svea würde ein Buch füllen. Bei meinen Besuchen in den USA lehrte mich Svea sehr viel. Ich erfuhr ihre enorme Großzügigkeit, ihr umfangreiches Wissen an mich weiter zu geben. Zudem brachte ihr Bewegungsprogramm bei meinem Sohn und seinen großen visuellen Problemen den durchschlagenden Erfolg, der bis heute bleibend ist.
Danke Svea Gold!
In der frühkindlichen Entwicklung laufen viele Entwicklungsschritte automatisiert über vorprogrammierte Reflexe ab.
Reflexe sind stereotype Handlungsmuster, die vom Hirnstamm ausgehen und ohne Beteiligung des Kortex (bewusstes Danken) ablaufen. Frühkindlichen Reflexe helfen dem Kind im Geburtsverlauf, beim Verkraften der gravierenden Änderungen der Lebensbedingungen nach der Geburt und initiieren die ersten motorischen Fähigkeiten. Durch sie erfährt das Kind in den ersten Monaten Gleichgewichts- und Sinnesstimulation.
Normalerweise erfüllen die Reflexe ihre spezifischen Aufgaben und werden dann im Laufe der ersten Lebensmonate zunehmend integriert, d.h. sie werden nacheinander abgelöst von willkürlich gesteuerten Bewegungen und höheren Hirnfunktionen.
Es gibt eine Vielzahl an frühkindlichen Reflexen, wie beispielsweise -ATNR (Asymmetrischer Tonischer Nackenreflex), STNR (Symmetrischer Tonischer Nackenreflex), TLR (Tonischer Labyrinthreflex), Spinaler Galant, Such- und Saugreflex, Greifreflex, FLR (Furchtlähmungsreflex), Moro. Jeder dieser frühkindlichen Reflexe hat seine spezifische Bedeutung bei der Geburt und in der frühkindlichen Entwicklung. Bis zum Ende der ersten 18 Monate sollten alle diese Reflexe integriert sein, was bedeutet, dass die Reflexe im Alltag nicht mehr leicht auslösbar sein sollen.
Sind die Reflexe nicht ausreichend integriert, so kommt es zu einem Ungleichgewicht im Gehirn. Die beiden Gehirnteile reifen verschieden und ein zeitlich synchroner Ablauf ist häufig nicht gegeben. Die kognitive Verarbeitung kann durch das Auslösen der Reflexe kurz unterbrochen werden.
Unterschiedliche Ursachen können die Prozesse der Ausreifung bzw. Integration dieser Reflexe in den ersten Lebensjahren stören und zu einer strukturellen Schwäche des zentralen Nervensystems führen. Ein unausgereifter Entwicklungsschritt bedeutet eine geringere Reife von Gehirnteilen und ist eine schlechte Basis für die darauf aufbauenden, weiteren Entwicklungsschritte. Dies kann zu partiellen Funktionsstörungen führen. Mit zunehmendem Alter können sich diese Auswirkungen kumulieren und zum Beispiel zu Schulschwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten führen.
Ein Kind, bei dem noch Restreaktionen des MORO-Reflexes vorhanden sind, kann durch jeden an sich harmlosen Sinnesreize (jeglicher Reiz kann Auslöser sein) in Alarmbereitschaft versetzt werden. Die Wahrnehmung ist geschärft und es nimmt eine Unmenge an Details auf. Das Kind sieht „den Wald vor lauter Bäumen“ nicht.
Stolpert ein betroffenes Kind beispielsweise, so erschrickt es, aufgrund der MORO-Reaktion gehen die Arme kurz auseinander und bevor es sich abstützen kann und fällt es auf die Nase. Spielt dieses Kind ein Ballspiel, so kann ein fliegender Ball die Schreckreaktion auslösen – die Arme gehen auseinander und dadurch wird das Kind getroffen, statt den Ball zu fangen. Durch häufige Auslösung des Reflexes wird die Reaktion verstärkt.
Schlecht integrierte frühkindliche Reflexe können fein abgestimmte Augenbewegungen erschweren. Ein 8-jähriger mit den motorischen Augenbewegungen eines 4-jährigen wird wesentlich mehr Energie in Kompensationsstrategien stecken müssen, als ein Gleichaltriger ohne visuelle Probleme.
Schlecht integrierte Reflexe und die daraus resultierende, andauernde Anspannung und Kompensation können schlechtere kognitive Leistungen, Verhaltensschwierigkeiten oder körperliche Symptome hervorrufen.
Im Folgenden werden exemplarisch mögliche Auswirkungen eines nicht vollständig integrierten frühkindlichen Reflexes – des tonischen Labyrinthreflexes (TLR) – auf den Alltag dargestellt.
Der TLR, dessen Bezeichnung auf seine grundlegenden Funktionen verweist, beeinflusst sowohl den Muskeltonus (tonisch) als auch das Gleichgewichtsorgan im Innenohr (Labyrinth). Besonders betroffen ist der Tonus der vorderen und hinteren Körpermuskulatur, was sich unter anderem auf Haltung, Bewegung und Koordination auswirken kann.
Der tonische Labyrinthreflex (TLR) wird durch eine Bewegung des Kopfes ausgelöst, welche das Gleichgewichtsorgan (Labyrinth) im Innenohr stimuliert.
Bei einer Vorwärtsneigung des Kopfes (Nackenbeugung) erfolgt eine reflexartige Aktivierung der Beugemuskulatur der vorderen Körperhälfte. Diese Reaktion führt zu einem erhöhten Muskeltonus (Hypertonus), wodurch eine typische Beugehaltung entsteht: Der Rücken wölbt sich nach außen, Arme und Beine sind gebeugt. Diese Körperposition entspricht der fötalen Beugehaltung, wie sie das Kind im Mutterleib einnimmt.
Nach der Geburt hilft der TLR dem Säugling sich auf die plötzlich einwirkende Schwerkraft umzustellen
Wird der Kopf nach hinten gebeugt oder kommt Druck auf den Hinterkopf, so kommen alle Muskeln in der hinteren Körperhälfte automatisch, ohne willentliche Steuerung in einen Hypertonus.
Nach einigen Lebensmonaten sollte der TLR integriert sein, um den Weg für die Entwicklung eines ausgereiften Gleichgewichts, der Haltereflexe, der Augen- und der Willkürmotorik freizumachen.
Wird der TLR nicht gut integriert, so wird bei jeder Kopfbewegung nach vorne oder hinten der Muskeltonus weiterhin verändert. Der Körper muss dann eine ständige (bewusste) Korrektur der Muskulatur vornehmen, um das Gleichgewicht halten zu können. In der Folge können sich strukturelle Schwächen in unterschiedlichen Bereichen der Hirnverarbeitung ergeben
Solche Probleme wachsen sich nicht aus und können daher auch Erwachsene betreffen.
Jede Kopfbewegung (vor oder zurück) bedeutet eine Veränderung des Muskeltonus auf der vorderen bzw. hinteren Körperhälfte und erfordert damit kleine, aber ständige Ausgleichsmaßnahmen. Dies stört die Ausbildung des Gleichgewichtssystem. Die Gleichgewichtsreaktionen werden schlecht automatisiert. Dies bedeutet im Alltag ständig einen erhöhten Energieverbrauch und die Bindung von Ressourcen.
Es besteht eine enge Beziehung zwischen dem Gleichgewichts- und dem Hörsystem. Gestörte Reaktionen des Gleichgewichtssystems können dazu führen, dass akustische Informationen unzureichend verarbeitet und ihre Weiterleitung an alle sprachverarbeitenden Zentren behindert wird.
Eine weitere Folge eines sich möglicherweise ein schwach ausgeprägtes Rhythmusgefühl.
Je nachdem welches Bewegungsmuster dominiert, wirken Kinder mit aktivem TLR entweder schlaff mit rundem Rücken oder sie gehen steif und eventuell sogar auf Zehenspitzen. Die Bauchmuskeln sind schwach ausgebildet. Kopf und Becken sind durch den bestehenden TLR nicht frei beweglich.
Ein Fortbestehen des TLR kann dazu führen, dass beispielweise die Krabbelphase nicht stattfinden.
Mit einem aktiven TLR ist es schwierig eine „ordentliche“ Sitzhaltung einzuhalten. Wenn der Kopf beim Mitarbeiten im Unterricht gehoben oder gesenkt werden muss, so wird ein betroffenes Kind entweder mit dem Kopf dicht über seine Arbeit gebeugt sein oder sich in Überstreckung stark nach hinten lehnen.
Sport ist zumeist anstrengend und unbeliebt, da es durch die Auswirkungen des TLR zu keiner gut koordinierten Bewegungsabfolge kommen kann.
Durch einen bestehenden TLR können sich die Kopfstellreflexe nicht vollständig entwickeln. Bei einem nicht vollständig integrierten TLR liegt häufig eine instabile Kopfkontrolle vor und es kommt zu muskulären Dysbalancen im Nacken- und Schulterbereich. Diese beeinträchtigen die Fähigkeit, den Kopf ruhig zu halten und gezielte Blickbewegungen auszuführen. Eine stabile Kopfhaltung ist jedoch eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung gezielter Augenbewegungen (z. B. Fixation, Blickfolgebewegungen, Sakkaden) und damit auch für das Lesen, Schreiben und die Raumorientierung.
Die erforderlichen ständigen Kompensationsleistungen des Gleichgewichtssystems wirken sich negativ auf Aufmerksamkeit und Konzentration aus. Der schwache Muskeltonus und die schlechte Haltung verhindern eine ausreichende Aktivierung der Großhirnrinde und damit die Möglichkeit konzentriert in Ruhe zuhören oder abschreiben zu können. Diesem inneren Chaos entsprechen auch die Handlungsweisen. Kinder mit aktivem TLR sind manchmal vergesslich, unordentlich und/ oder haben eine schlechte Zeiteinteilung.
Einem Kind mit einem aktiven TLR fällt es schwer einen sicheren Bezugspunkt im Raum zu finden, weswegen es Probleme haben kann, Tiefe, Entfernung und Geschwindigkeit abzuschätzen. Wie sich ein fehlender Bezugspunkt auswirkt, kann bei Astronauten beobachtet werden. Im All fehlt dem Gehirn die Gravitationskraft als Orientierungspunkt, daher schreiben sie nach der Rückkehr in Spiegelschrift.
Die durch den TLR ausgelöste mangelhafte Raumerfahrung verursacht Schwächen im Erkennen und Beibehalten von Abfolgen, logischen Reihen und Mustern und eine sich daraus ergebende unzureichend ausgebildete Planung. Probleme bei allen Dingen, die eine Abfolge benötigen, wie das Erlernen des grammatikalischen Sprachaufbaus oder der Buchstabenfolgen beim Schreiben, sind möglich.
Beim Rechnen kann in der Folge das Verdrehung von Zahlen als Problem auftreten. Beim Lesen und Schreiben kann der noch aktive TLR das Verdrehen von Buchstaben und Wörtern verursachen oder das Vertauschen von Satzteilen im schriftlichen Ausdruck. Dadurch hat der Schüler mehr Mühe, einen Text sinnvoll und richtig zu formulieren bzw. zu wiederholen. Mündliches Arbeiten hingegen fällt leicht.
Durch unkontrollierte Sakkaden (Augenbewegungen) werden Buchstaben oder Wörter einer Zeile darüber oder darunter beim Lesen ins Blickfeld geraten. Dies erschwert sowohl das flüssige Lesen als auch das Leseverständnis.
Beim Abschreiben von der Tafel kann es Verzögerungen geben: einerseits aufgrund der permanenten Kalibrierung des Gleichgewichts bei jeder Kopfbewegung andererseits aufgrund der Dauer bis die visuelle Wahrnehmung ein scharfes Bild erkennt. Durch diese Verzögerungen kann inzwischen das Kurzzeitgedächtnis versagen und eine wiederholte Handlung erfordern. Sichtbar wird die Problematik durch eine langsame Arbeitsweise.
Aktive frühkindliche verschwinden nicht von alleine im Erwachsenenalter. Sie können sich unterschiedlich bemerkbar machen. Einerseits können sie auf der körperlichen Ebene Haltungsschäden verursachen, andererseits können auf der psychischen Ebene nicht altersadäquate Unsicherheiten, Blockaden oder Impulsivität bleiben. Frühkindliche Reflexe bleiben neurologisch „hinterlegt“. Auch nach ihrer Integration bleiben die neurologischen Muster der frühkindlichen Reflexe im Zentralnervensystem erhalten. Sie werden nur durch höhere Hirnzentren (insb. den präfrontalen Kortex) gehemmt.
Wenn das Gehirn durch übermäßigen, chronischen Stress in einen regressiven, übererregten Zustand kippt, können alte Schutzmechanismen wie der Moro-Reflex, der STNR oder der ATNR wieder aktiviert warden. Ebenso bei Verletzungen oder Gehirnerschütterungen.
Furcht-Lähmungsreflex
schüchtern, hochsensibel und ängstlich, Erstarren in Schreck- oder Stresssituationen,
viele Menschen bedeuten Stress,
schlaffe Körperhaltung mit schlechter Koordination und Gleichgewicht,
Schultern oft hochgezogen,
MORO-Reflex
Konzentrationsprobleme
häufige Wutausbrüche,
Stimmungsschwankungen,
Schwierigkeiten, Zuneigung zu zeigen
reagieren nicht situationsangepasst,
lehnen Neues oder Veränderungen ab,
Kritik, Wettbewerb und Stress machen Probleme
Überempfindlichkeit einiger Sinnessysteme
Landaureflex
steife Körperhaltung (Knie häufig durchgedrückt),
Schwierigkeiten bei der Koordination des Ober-und Unterkörpers.
Tonischer Labyrinthreflex vorwärts
schlechte Körperhaltung und einen runden Rücken,
Sitzen gerne auf den Boden oder lehnen sich an, Stehen ist anstrengend,
Schwierigkeiten in der visuellen und räumlichen Wahrnehmung,
Reiseübelkeit
Tonischer Labyrinthreflex rückwärts
bewegen sich steif,
gehen oft auf Zehenspitzen,
Schwierigkeiten beim Einschätzen von Raum, Tiefe, Entfernung und Geschwindigkeit,
ständig in Bewegung, um das Gleichgewicht zu halten,
visuelle Probleme – schlechtes Fokussieren, Raumwahrnehmung und mangelnde Orientierung
schwierig sich zu organisieren, schlechtes Zeitgefühl.
Symmetrisch Tonischer Nackenreflex
lümmeln am Tisch, sitzen gerne auf einem oder beiden Beinen oder wickeln die Füße um die Stuhlbeine,
Probleme mit dem Abschreiben von der Tafel
Schwierig nach dem Aufblicken zur Tafel wieder die richtige Zeile zu finden,
mündliche Leistung ist besser als die schriftliche, Oft ist der Ellenbogen überstreckt.
Kopf ober Wasser schwimmen ist schwierig.
Asymmetrisch Tonischer Labyrinthreflex
fehlende Lateralität,
diese Kinder schreiben ungern, verkrampfte Stifthaltung, fehlerhafte Rechtschreibung,
Leseschwäche,
drehen oft das Heft beim Schreiben,
vertauschen Buchstaben oder lassen sie aus,
Überkreuzbewegungen sind erschwert.
Spinaler Galant- Reflex
Kinder können nicht stillsitzen, wirken hyperaktiv
Konzentrationsprobleme,
einseitige Hüftrotation,
unruhiger Schlaf.
mangelnde Blasenkontrolle, Bettnässen bis nach dem 5. Lebensjahr
Fehlhaltungen, Skoliose und ein schiefer Gang
sind möglich.
Babinsky Reflex
Löcher im Socken am großen Zeh,
Halux Valgus,
Fersensporn.
Palmar-Reflex
Zähneknirschen,
unwillkürliche Zungenbewegungen,
undeutliches Sprechen,
schlechte Handschrift, mangelnde Stifthaltung,
Feinmotorik mit Mitbewegungen des Mundes
Saugreflex