Tante Rotz legt los - Andrea Schütze - E-Book
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Tante Rotz legt los E-Book

Andrea Schütze

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Beschreibung

Bei Familie Wohlleben läuft alles nach Plan. Und das ist buchstäblich gemeint. Die Zwillinge Kassandra und Zacharias haben kaum eine freie Minute - dabei fangen doch gerade die Sommerferien an! Da plötzlich scheint sich das Blatt zu wenden. Denn alle Babysitter sagen gleichzeitig ab, und Vater Wohlleben bleibt nichts anderes übrig, als seine Tante Rotzinda zu bitten, auf die Kinder aufzupassen. Bitte wer?, fragen sich die Zwillinge mit großen Augen.
Als Tante Rotz am nächsten Morgen vor der Tür steht, ahnen die Kinder bereits: Diese Ferien werden sie so schnell nicht vergessen. Und prompt kündigt die verrückte Tante auch schon den ersten Intensivkurs an - Thema: Spaß haben, und davon eine ganze Menge!

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Seitenzahl: 125

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Kapitel 1 – Drei folgenschwere Absagen

Kapitel 2 – Fragezeichen, Fragezeichen, Fragezeichen

Kapitel 3 – Besuch von einem fremden Stern

Kapitel 4 – Anmeldung im intensiven Intensivseminar

Kapitel 5 – Pizza und Philosophie

Kapitel 6 – Gehirnverschwendung

Kapitel 7 – Lichtgeschwindigkeit

Kapitel 8 – Spiderman und Donald Duck

Kapitel 9 – Ist das Kunst oder kann das weg?

Kapitel 10 – Lagerfeuerpläne

Kapitel 11 – Ganz schön kluge Gedanken

Kapitel 12 – Werkstattgespräche

Kapitel 13 – Hängemattenträume

Kapitel 14 – Croissants, Magie und heilige Mittel

Kapitel 15 – Der kleine Degi

Kapitel 16 – Dramatischer Schluss oder Schluss mit dem Drama?

Kapitel 17 – Herzenswärme

Rezept für eine große Schachtel eigene Frums-Pralinen

Über dieses Buch

Bei Familie Wohlleben läuft alles nach Plan. Und das ist buchstäblich gemeint. Die Zwillinge Kassandra und Zacharias haben kaum eine freie Minute – dabei fangen doch gerade die Sommerferien an! Da plötzlich scheint sich das Blatt zu wenden. Denn alle Babysitter sagen gleichzeitig ab, und Vater Wohlleben bleibt nichts anderes übrig, als seine Tante Rotzinda zu bitten, auf die Kinder aufzupassen. Bitte wer?, fragen sich die Zwillinge mit großen Augen.   Als Tante Rotz am nächsten Morgen vor der Tür steht, ahnen die Kinder bereits: Diese Ferien werden sie so schnell nicht vergessen. Und prompt kündigt die verrückte Tante auch schon den ersten Intensivkurs an – Thema: Spaß haben, und davon eine ganze Menge!

Über die Autorin

Andrea Schütze hat in ihrer Kindheit so ziemlich alle Hobbys aus probiert, die man sich nur vorstellen kann. Irgendwann ist sie beim Lesen geblieben und schreibt deshalb auch so gerne Bücher. Mit ihrer Familie lebt sie am südlichsten Zipfel von Deutschland.

Andrea Schütze

Mit Illustrationen von Larisa Lauber

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2018 by Boje in der Bastei Lübbe AG, Köln

Umschlag und Illustrationen: Larisa Lauber

Gesamtgestaltung und Satz: Christina Krutz, Biebesheim am Rhein

eBook-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN 978-3-7325-6527-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Herzlich willkommen in diesem Buch.

Bist du auch schon so gespannt auf die Geschichte? Gut, dann fangen wir am besten sofort an, denn es ist ja nicht auszuhalten, mit welch schrecklich schlechter Laune die Zwillinge Kassandra und Zacharias in die Sommerferien starten. Mit langen Gesichtern sitzen sie am Frühstückstisch und müssen sich gerade anhören, dass nicht mal der allererste Feriensonntag zum Entspannen da sein soll: Der Kinder-Beschäftigungs-Stress-pur-Plan beginnt bereits in zwei Stunden, wenn Herr Salomon, der Klavierlehrer, und Frau Pickelreuth, die Flötenlehrerin, für einen Sonderkurs ins Haus kommen. Nur damit die Eltern, Herr und Frau Wohlleben, schnell wieder an die Arbeit gehen können und die Zwillinge beschäftigt sind. Am Sonntag! Na, da freuen sich aber zwei …

Zacharias (der im Laufe der Geschichte zum Glück einen Spitznamen verpasst bekommt) denkt gerade noch an seinen Schulfreund Linus, der in den Ferien zu seiner Oma an irgendeinen See fährt. Da hat er letztes Jahr knietief im Matschwasser gestanden und einundzwanzig Frösche gefangen! Und Kassandra (die auch umgetauft wird) ist in Gedanken bei ihrer Sitznachbarin Gülay, die mit ihren fünf Schwestern bestimmt gerade ins Freibad EINZIEHT.

Da meldet sich Frau Wohllebens Handy.

Und zwar dreimal, kurz hintereinander.

Aha. Könnte das etwas zu bedeuten haben? Hoffentlich, denn vielleicht gibt es ja doch noch eine unverhoffte winzig kleine Chance auf ein bisschen Vergnügen im Leben von Zacharias und Kassandra Wohlleben …

Tonk, tonk, tonk, Ruhe bitte, ruft Frau Wohllebens Handy mit strenger Stimme mitten in die sonntägliche Frühstücksruhe hinein und meldet den Eingang einer SMS.

Zacharias verdreht die Augen und gähnt. Ein Signalton, der klingt, als ob ein Richter mit seinem Hammer aufs Pult schlägt, das ist typisch Mama. Am liebsten würde sie wohl auch noch zu Hause in ihrer schwarzen Richterinnen-Robe herumlaufen, mit der sie wirkt wie eine nervöse Elster. Doch um ehrlich zu sein, ist Frau Wohlleben davon gar nicht so weit entfernt. Ihr schwarzer Wallebademantel sieht fast genauso aus wie ein Talar.

Tonk, tonk, tonk, Ruhe bitte, mahnt das Handy nach einer Weile erneut. Die zweite Kurznachricht ist eingetroffen.

Zerstreut legt Frau Wohlleben eine Scheibe Toast als Lesezeichen zwischen die Seiten ihres Notizbuches, in das sie hineingekritzelt hat. Dann sucht sie nach dem Telefon.

Zacharias prustet los und stupst seine Schwester an. Neugierig klappt Herr Wohlleben eine Ecke der Sonntagszeitung hinunter und zwinkert kurzsichtig durch seine eckige Brille.

»Ist was?«, fragt er und liest weiter.

Tonk, tonk …, lässt es sich das Handy nicht nehmen, auch noch den Eingang einer dritten SMS anzukündigen.

»Ja doch«, sagt Frau Wohlleben.

Blitzschnell nutzt Kassandra die Chance, unbeobachtet nach dem Nur-sonntags-und-nur-auf-einen-einzigen-Toast-Schokocreme-Glas zu greifen und sich vier große Löffel voll davon in ihre Tasse zu streichen. Zäh rinnt die braune Masse vom Rand hinunter, und Kassandra steckt sich noch einen Extralöffel in den Mund.

»Lecker«, flüstert sie mit braunen Zähnen und reicht das Glas an ihren Bruder weiter. Dann gießt sie theatralisch und superauffällig einen winzigen Tarnschluck heiße Milch in ihren Becher.

»Auch Milch?«, fragt sie Zacharias laut.

»Ja, natürlich«, erwidert er artig und verrührt die Schokopampe zu einem cremigen Brei. Verbotener Spezialkakao Marke Supersüß! Wunderbar.

In der Zwischenzeit muss ihre Mutter die drei SMS bestimmt achthundertmal gelesen haben, bevor sie endlich das Handy beiseitelegt und sich aufrichtet.

»Sondersitzung«, sagt sie im schönsten Richterinnenton, und alle heben alarmiert den Kopf. Wenn die Mutter von Kassandra und Zacharias Sondersitzungen machen will, kommt meistens etwas echt Stressiges dabei raus.

»Och nö«, mault Herr Wohlleben deswegen auch und raschelt protestierend mit der Sonntagszeitung.

»Doch«, erwidert seine Frau bestimmt und deutet auf ihr Handy. »Im Prinzip haben wir den Tatbestand der Arbeitsverweigerung. Also, was ich sagen will, ist, dass unsere Frau Schuschmoneit, Frau Jegelski-Winterfahr und Frau Palo… Paslo… Pollo… Paslovskopolodings …«

»Wer?«, fragen Zacharias, Kassandra und Herr Wohlleben gleichzeitig.

»Leute!«, mault Frau Wohlleben. »Jetzt lasst mich doch mal ausreden. Jedenfalls ist die Situation wirklich dramatisch …« Sie macht eine entsprechende Pause.

Kassandra nutzt die Spannung am Tisch, um das Schokocremeglas zu mopsen. Unauffällig schiebt sie es mit dem Fuß unter die Kommode.

Zacharias grinst und reckt den Daumen hoch.

Langsam faltet Herr Wohlleben seine Zeitung zusammen, schiebt die Brille auf der Nase nach oben und weitet seinen Rollkragenpullover am Hals, was er ungefähr alle zehn Sekunden tut.

»Liebling …«, beginnt er beruhigend, und seine Frau holt tief Luft. Im Moment macht sie nicht gerade den Eindruck, als hätte sie Lust, von irgendwem der Liebling zu sein.

»Schatz«, säuselt Herr Wohlleben weiter, weil man Mama manchmal nur so aus ihrem ›Gerichtssaal-Gerede‹ herausbekommt. »Also, was ist denn eigentlich los?«

»SCHEISSE ist los!«, platzt es aus Frau Wohlleben heraus, und die Zwillinge erstarren.

Das gibt’s doch gar nicht. Das Haus der Wohllebens in der Schlossallee 5 ist nämlich fast ABSOLUT schimpfwortsauber. Davon zeugt das ziemlich leere Schimpfwortschwein auf dem Küchentresen.

Herr Wohlleben grunzt überrascht und zerrt an seinem Kragen.

»Ist doch wahr«, raunzt Frau Wohlleben und rührt hektisch mit dem Bleistift in ihrem Kaffee herum.

»Was ist denn so scheiße?«, fragt Zacharias begeistert. Schließlich wiederholt er nur, was seine Mutter gesagt hat.

»Mama«, meint auch Kassandra, »wenn du uns nicht erzählst, was scheiße ist, dann können wir dir aus der Scheiße auch nicht raushelfen.«

»Und das wär echt scheiße«, fällt Zacharias noch ein, und dann bekommen die beiden einen Kicheranfall, der so ansteckend ist, dass Herr Wohlleben rasch einen Schluck Orangensaft trinken muss.

Doch Frau Wohllebens Miene verdüstert sich immer weiter. »Ka-tas-tro-phe«, sagt sie unheilvoll.

»Liebste …«, tröstet Papa geduldig. »Nun rede doch endlich.«

»Die Ferienbetreuung«, stößt Frau Wohlleben hervor. »Alle Babysitter streiken. Alle! Kommen einfach nicht!« Frau Wohlleben holt Luft. »Na ja, gut. Sind krank. Behaupten sie. Angeblich! Zumindest Frau Schuschmoneit. Beweise habe ich natürlich keine. Und die Mutter von Frau Jegelski-Winterfahr, auch krank. Scheinbar. Jetzt muss sie nach Budapest. Nach Budapest! Glaub ich das? Als ob sich die drei abgesprochen hätten. Und Frau Povlo…, Podo…, na, auf alle Fälle schreibt sie, dass sie einen Millionär heiratet und nach Monaco auswandert.«

»Echt?«, rufen die Zwillinge.

»Nee«, erwidert ihre Mutter mit einem schrägen Grinsen. »Jedenfalls haben alle drei abgesagt. Klartext: Ab morgen gibt’s bei uns null Ferienbetreuung.«

Für einen kurzen Moment ist es grabesstill im Frühstückssalon der Wohllebens. Doch die Ruhe währt nicht lang.

»Oooch«, haucht Zacharias enttäuscht. Und wenn man nicht ganz genau wüsste, dass dieses Oooch genau das Gegenteil von dem bedeutet, nach was es sich anhört, könnte man fast Mitleid mit ihm bekommen.

»Nein!«, japst auch Kassandra profimäßig entsetzt, während sie vor Erleichterung beinahe platzt. Sie verreisen schon das dritte Jahr nicht in den Sommerferien. Und was ist diesmal der Grund? Mama verhandelt ›den allerwichtigsten Fall ihrer Karriere‹, und Papa stellt in der Galerie ›den allerwichtigsten Künstler‹ seiner Karriere aus. Wie langweilig. Und die ganze Zeit von gereizten Nannys zu schrecklich öden Ferienkursen kutschiert zu werden, ist das absolut Allerletzte.

»OH NEIN«, meldet sich jetzt auch Herr Wohlleben zu Wort, bei dem es etwas länger gedauert hat, bis er die Ausmaße der Betreuungskatastrophe begriffen hat. »Das ist aber gar nicht hübsch. Nicht schön. Sehr, sehr unästhetisches Problem«, ruft er.

Doch das sehen die Zwillinge natürlich völlig anders. Diese einmalige Chance auf die totale Sommerferienfreiheit können sie sich unmöglich kampflos entgehen lassen.

»Nö, nö, nö, nö, nö, Papa. Wir kommen klar, Mama!«, ruft Zacharias und hopst so wild auf und ab, dass ihm die Brille in den Obstsalat fällt.

Platsch! macht es, und Kassandra fischt das Gestell so blitzschnell wieder aus der Schüssel, dass ihre Mutter kaum zum Japsen kommt.

»Jiep«, macht sie bloß.

»Gaaar nix passiert«, wiegelt Kassandra ab und drückt ihrem Bruder die tropfende Brille wieder auf die Nase. »Zacharias hat recht, wir brauchen wirklich niemanden. Wir passen locker auf uns selbst auf, keine Sorge, ehrlich. Wir sind ja groß und vernünftig.«

Die beiden nicken bestätigend im schönsten Wackeldackel-Takt, während Zacharias mit der Zunge einen Tropfen Obstsaft auffängt, der ihm langsam über die Wange rollt. Doch Frau Wohlleben sieht ihre Kinder an, als hätten sie gerade vorgeschlagen, stattdessen einen Elefanten zu adoptieren.

»Antrag …«, sagt sie und macht eine ungute Pause, »abgelehnt.«

»Menno!«, mault Kassandra.

»Ich seh’ überhaupt nix«, stellt Zacharias trocken fest und blinzelt durch seine obstsalatsoßenblinde Brille.

»Dafür ich aber umso klarer«, mischt sich Herr Wohlleben ein. »Keine Panik, wir könnten doch einfach …«

»Genau!«, fällt ihm seine Frau erleichtert ins Wort. »So machen wir das: Du nimmst die Kinder einfach mit in die Galerie, und Fronk kann sie zu ihren Kursen fahren. Fertig, Problem gelöst.« Frau Wohlleben klatscht zufrieden in die Hände.

Doch mit dieser Meinung ist sie offenbar alleine.

»Fronk, nein!«, protestieren Herr Wohlleben und die Zwillinge nämlich gleichzeitig, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Kassandra kann es nicht ausstehen, dass Papas Assistent Fronk so schnell redet, dass man zwischen den einzelnen Worten keine Pausen erkennen kann. Sie kommt beim Zuhören außer Atem, und das ist ein super seltsames, ziemlich unangenehmes Gefühl.

»Bloß nicht«, ächzt Zacharias. Beim letzten Treffen hat er aus Versehen eine ganze Tüte von Bischous Hundekeksen aufgefuttert. Bei der Erinnerung daran wird ihm immer noch übel, ganz besonders deswegen, weil sie komischerweise gar nicht mal so schlecht geschmeckt haben.

Auch ihr Vater ist strengstens dagegen. Seine angespannten Nerven sind gerade noch dazu in der Lage, seinen ausgeflippten Assistenten zu ertragen, aber zusätzlich noch zwei Kinder mit komplizierten Kursen und Fahrplänen und Abholzeiten und …

»Ich brauche Fronk jede Minute in der Galerie«, protestiert er deshalb laut. »Morgen werden die Bilder vom großen Degenstett angeliefert, da muss alles astrein und wie am Schnürchen laufen …« Herr Wohlleben weitet nervös seinen Kragen.

Seine Frau verdreht die Augen. Auf dieses Argument hat sie nur gewartet.

»Der groooße Degenstett«, wettert sie los. »Als ob sich alles nur um die blöden Kritzelbilder vom groooßen Degenstett dreht«, schimpft sie weiter. »Degenstett, Degenstett, Degenstett.«

»Ha!«, ruft Herr Wohlleben streitlustig, wirft die Zeitung auf den Boden und ersticht ein Brötchen mit dem Buttermesser. »Und was ist mit deinem riesengroßen Jahrhundertprozess?«, fragt er und fuchtelt mit dem aufgespießten Gebäck herum. »Als ob sich alles nur um diese blöden Streithähne dreht«, pampt er zurück. »Der Antragsgegner will, der Antragsteller will nicht, will doch, will ja, will nein, will vielleicht …«

Herr und Frau Wohlleben starren sich über den Frühstückstisch hinweg an.

Schlorg, schrooonk, kroop, krop, schlürft Kassandra in die angespannte Stille.

»Okay, Gleichstand«, stellt Frau Wohlleben fest. »Ich schätze, ich muss mal telefonieren«, sagt sie.

Und das tut sie dann auch, während Herr Wohlleben sich aufatmend wieder hinter der Zeitung verschanzt.

»Wär ja mal cool, einfach so Ferien zu haben, was?«, wispert Kassandra ihrem Bruder zu, angelt nach einem Löffel und beginnt, die Tasse gründlich auszukratzen. An ihrer Nasenspitze klebt Schokolade.

Zacharias nickt. »Wir könnten Fernsehen gucken, ans Handy gehen, abhängen, chillen … So wie alle anderen auch.«

»Zacharias«, mahnt Herr Wohlleben, der genau gehört hat, was die Zwillinge sich zugeflüstert haben, und blättert raschelnd um. »Ihr seid aber nun mal nicht so wie alle anderen.«

»Und das ist auch nicht wünschenswert«, ergänzt Frau Wohlleben zwischen zwei erfolglosen Telefonaten (Großeltern 1: Kreuzfahrt Mittelmeer, Großeltern 2: Höhenwanderweg, Alpen), weil sie einfach alles mitkriegt.

»Von wegen«, flüstert Kassandra, köpft missmutig ihr Ei und beobachtet voller Genugtuung, wie das Gelbe am Eierbecher entlangläuft und sich eine unschöne Pfütze in den Krümeln auf ihrem Frühstücksbrettchen bildet.

Doch so viele Agenturen, Vermittlungen, Freundinnen, Kolleginnen, Verwandte, Bekannte und sonstige Personen Frau Wohlleben auch anruft, es findet sich niemand, der bereit wäre, das Ferientaxi für die Zwillinge zu spielen.

»Das gibt’s doch gar nicht«, schimpft Frau Wohlleben und tippt auf das Internetzeichen ihres Handys. »Okay, Google«, sagt sie und diktiert: »Nanny, Kindermädchen, Babysitter, Raum Bergeburg … dringend«, fügt sie hinzu, während die Suchmaschine sich durchs Internet wühlt.

Pling, macht das Handy nach ein paar Sekunden brav, und eine freundliche Frauenstimme liest das Suchergebnis vor: »Du suchtest Nanny, Kindermädchen, Babysitter Raum Bergeburg, dringend«, säuselt sie. »Wir haben … null Einträge.«

Dann wird das Display schwarz. Frau Wohlleben starrt auf das Gerät, als hätte Google gerade berichtet, das Amtsgericht solle rosa gestrichen werden.

»Yes!«, platzt es aus Zacharias heraus.

Frau Wohlleben nimmt einen großen Schluck ihres täglichen spinatgrünen Algen-Smoothies, holt tief Luft und wendet sich ihrem Mann zu. Der hebt rasch die Zeitung ein wenig höher und würde sich hinter seiner Lektüre am liebsten in Luft auflösen. In der Organisation von Familiendingen ist Frau Wohlleben einfach unschlagbar, da sollte man sie einfach machen lassen und sich so wenig wie möglich einmischen, das weiß Herr Wohlleben aus Erfahrung.

»Schatz, ich müsste kurz mal auf die Toi…«, beginnt er, doch so leicht lässt ihn seine Frau nicht davonkommen.

»Bärchen?« Frau Wohllebens Stimme tropft geradezu über den Rand der Zeitung, obwohl Herr Wohlleben sie mit ausgestreckten Armen so hoch wie möglich hält.

Die Zwillinge kichern schon wieder los. Doch Frau Wohllebens Tonfall verspricht gar nichts Gutes, auch wenn ›Bärchen‹ darin vorkommt. Deswegen tut ihr Mann einfach so, als ob er nichts gehört hätte, und raschelt extra laut beim Umblättern.